| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. , S. 235 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Suez-Canal.
                           Die internationale Commission, welcher die Aufgabe gestellt war, die verschiedenen
                              Plane für die Herstellung einer Schifffahrtsverbindung zwischen dem mittelländischen
                              und rothen Meer an Ort und Stelle zu prüfen und sodann ihre Ansichten über die beste
                              Art der Lösung dieses Problems auszusprechenMan vergl. polytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
                                       234., hat ihren Bericht nunmehr erstattet. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen
                              sind folgende:
                           1) Die Commission verwirft das System einer indirecten Schifffahrtslinie durch
                              Aegypten und erklärt sich für eine directe Durchstechung der Landenge von Suez.
                           2) Sie verwirft ebenso den Vorschlag, den Canal zur Verbindung beider Meere durch die
                              Gewässer des Nils zu speisen, und schlägt die Speisung desselben von der See her
                              vor.
                           3) Sie hat die Vortheile und Uebelstände eines Canals mit fortlaufenden Dämmen gegen
                              einander abgewogen und sich dafür entschieden, da, wo er durch die bitteren Seen
                              sich hinzieht, keine Eindämmung vorzunehmen.
                           4) Da schon das Uneingedämmtlassen der sich dazwischen reihenden bitteren Seen das
                              Anströmen der Fluth zu mildern geeignet seyn wird, so hat die Commission die
                              Anlegung von Schleusen an den beiden Mündungen des Canals, zu Suez und Pelusium,
                              nicht für durchaus nothwendig erachtet) sie macht indessen den Vorbehalt, daß, wenn
                              diese Schleusen sich dennoch als unerläßlich erweisen sollten, später auf deren
                              Ausführung zurückzukommen seyn würde.
                           5) Für die Breite der Wasserlinie auf der 20 Kilometer langen Strecke des Canals
                              zwischen Suez und den bitteren Seen, welche mit Steinen auszufüttern ist, hat sie 100 Meter und
                              für die Bodenfläche auf derselben Strecke 66 Meter beibehalten; in der übrigen
                              Ausdehnung des Canals aber hat sie die Breite der Wasserlinie auf 80 und die der
                              Bodenfläche auf 18 Meter herabgesetzt.
                           6) Das Profil des Vorentwurfs der Ingenieure des Vicekönigs ist übrigens beibehalten
                              worden.
                           7) Für den Hafen von Said an der Mündung ins Mittelmeer nimmt die Commission das
                              Molenproject an, welches von denjenigen ihrer Mitglieder, die in Aegypten gewesen
                              sind, vorgeschlagen worden ist; sie proponirt jedoch für die Einfahrt nur eine
                              Breite von 400 statt 500 Metern und empfiehlt die Hinzufügung eines Hinteren
                              Bassins.
                           8) Ebenso billigt sie den für den Hafen von Suez am rothen Meer vorgeschlagenen Plan,
                              reducirt aber wieder die Breite der Einfahrt um 100 Meter, von 400 auf 300, und
                              empfiehlt dort ebenfalls die Anlegung eines Hinteren Bassins.
                           Endlich hat aus den genauen Mittheilungen der in der (Kommission befindlichen
                              Marine-Officiere, namentlich des Capitäns Harris,
                              der die Fahrt von Suez nach Ostindien siebenzigmal gemacht, sich ergeben, daß die
                              Schifffahrt auf dem rothen Meer nicht schwieriger ist, als auf dem mittelländischen
                              und dem adriatischen Meer. (Eisenbahnzeitung, 1856, Nr. 28.)
                           
                        
                           Ueber die Construction der Leinenwebstühle; von G. Jordan.
                           Die erste Grundbedingung eines guten Webestuhles ist: daß er vollkommen horizontal,
                              Winkel- und lothrecht stehe und den durch den Anschlag hervorgebrachten
                              Erschütterungen möglichst satt ohne merkbare Schwingungen Widerstand leiste. Hiezu
                              erforderlich ist: daß die vier Ruhepunkte der Grundfläche so weit als möglich
                              auseinander entfernt seyen und dem Stuhl selbst so viel Masse gegeben werde, als
                              ohne zu großen Kostenaufwand möglich ist.
                           Für schwere gute Waare ist Letzteres unbedingt nöthig, um einen satten Anschlag der
                              Lade zu erzielen, bei leichterer Waare kann durch Versprießen mit den Wanden des
                              Locals etc. nachgeholfen werden.
                           Die Construction des Stuhles selbst muß der Art seyn, daß jeder Schreiner mit seinem
                              gewöhnlichen Handwerkszeug, Bleiloth, Winkelmaaß, Kreuzschienen, den Stuhl überall
                              richtig aufstellen und zu jeder Zeit von seiner richtigen Lage wieder sich
                              überzeugen kann, da durch die Veränderungen, welchen das Holz unterworfen, durch die
                              fortwährenden Erschütterungen der Arbeit und sonstige Einflüsse die Quadratur des
                              Stuhles aufgehoben und Nachhülfe nöthig wird. Die Verbindungen eines guten Stuhles
                              sollen daher nicht fest, sondern mit Schwalbenschwanzzapfen und hartholzenen
                              Schließen gemacht werden.
                           Um von der eben erwähnten richtigen Stellung des Stuhles Gewißheit erlangen zu
                              können, muß der Weber ohne Hülfe eines besonders geschickten Handwerkers zu jeder
                              Zeit seinen Stuhl abmessen und sich von der richtigen Stellung der einzelnen Theile
                              zu einander überzeugen können, da nur dann eine gleiche Spannung der Kette möglich
                              ist.
                           Innere Construction. Um den Stuhl durch den Anschlag
                              möglichst wenig zu erschüttern, ist die Linie der Kette so tief zu legen, als dieß
                              mit bequemer Arbeit verträglich ist.
                           An den Seiten des Stuhles muß für den Eintritt freier Zugang vorhanden seyn. um beim
                              Schlichten, Fadenknüpfen etc. mit möglichst wenigem Zeitaufwand zur Kette gelangen
                              zu können, und nicht durch unbequemes Hinundhersteigen zum Zerreißen von Fäden
                              veranlaßt zu seyn. Bei Erschwerungen behilft sich der Weber häufig auf Kosten der
                              Schönheit der Waare.
                           Das Obergestell des Stuhles muß die gehörige Festigkeit sowie den nöthigen Raum zum
                              Aufhängen der Lade, zu einem Contremarsche oder einer Jacquardmaschine bieten, da
                              der Weber den Stuhl für längere Zeit sich anschafft.
                           Die Entfernung des Garnbaumes vom Brustbaum kann veränderlich seyn oder nicht; bei
                              gröberer Waare wird der Weber besser thun, wenn er den Garnbaum liegen läßt, und die
                              Arbeit des Hin- und Herlegens erspart. Gestattet die Construction Veränderung
                              in der Entfernung, so muß sie doch dabei solid seyn, damit der Garnbaum sowohl in der nahen
                              als in der fernen Lage gehörig gespannt werden kann, ohne Differenzen in der
                              Spannung ausgesetzt zu werden.
                           Die Lage des Garnbaumes bezüglich der Höhe kann eine feste seyn und bei starken oder
                              langen Ketten, welche den Durchmesser des Baumes sehr verändern, durch ein
                              Streifbäumchen ausgeglichen werden. Der Durchmesser des Garnbaumes wird möglichst
                              groß angenommen, um einer gleichen Spannung recht nahe zu kommen und die Differenz
                              zwischen dem vollen Kettenbaum und dem leeren möglichst zu vermindern Zudem laufen
                              die einzelnen Garngruppen nicht immer reihenförmig auf, sondern häufig gruppenweis,
                              und erleiden die äußeren größere Spannung als die inneren, was desto auffallender
                              wird, je geringer der Durchmesser des Baumes ist. Eiserne Zapfen des Garnbaumes
                              würden der Spannung ein leichteres Spiel gestatten, sie bedingen jedoch eine andere
                              Anordnung der Spannung, welche gewöhnlichen Webern noch zu ferne liegt. Ebenso wäre
                              es wünschenswerth, wenn die Schwingungspunkte der Lade verstellbar wären, so daß der
                              Schwerpunkt der Lade bald näher bald entfernter von der Brustbaumseite siele und so
                              nach Erforderniß einen schwereren oder leichteren Schlag begünstigte.
                           Endlich sollte dafür gesorgt seyn, daß die Sitzbank leicht
                              höher oder niederer gestellt werden kann, da die Weber eine festgenagelte Sitzbank,
                              um sie nicht wegreißen zu dürfen, lieber in ungünstiger Lage belassen und ganz
                              besonders jüngere Leute öfter zu tief sitzen, was einmal ein leichtes Arbeiten
                              erschwert, auf der andern Seite die Gesundheit der Brust untergräbt, wenn sie mit
                              der obern Brust an den Brustbaum anliegen und die Anschläge der Lade aushalten
                              müssen.
                           Noch ist der Punkt im Auge zu behalten, daß der gewöhnliche Weber seinen Zettel im
                              Stuhle selbst aufbäumt und also dieser auch hiefür geeignet seyn muß.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber Entwickelung von Ammoniakgas; von Ed. Harms.
                           Die Entwickelung von Ammoniak aus Salmiak oder schwefelsaurem Ammoniak ist insofern
                              lästig, als hierzu eine ziemlich hohe Temperatur erforderlich ist, hinreichend, um
                              die Salze zur Verfluchtigung zu bringen. Dieser Uebelstand fällt bei Anwendung von
                              gewöhnlichem kohlensaurem Ammoniak weg. Man vermische zu
                              dem Ende kohlensaures Ammoniak mit dem zwei- bis dreifachen Gewichte Kalkhydrats, schütte die Mischung in einen Kolben,
                              überdecke mit einer nicht zu dünnen Schicht von Kalkhydrat und erwärme mäßig über
                              einer einfachen Spirituslampe. Die Entwickelung beginnt sogleich und kann durch
                              Annähern oder Entfernen der Flamme leicht geleitet werden. Das Gas ist bis auf die
                              letzte Blase frei von Kohlensäure, so daß es in einer Auflösung von Chlorbaryum oder
                              Kalkwasser nicht die geringste Trübung hervorbringt.
                           Vielleicht ist dieses Verfahren auch für die Darstellung im Großen brauchbar.
                              Aetzkalk kann das Kalkhydrat nicht ersetzen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXXXVII S.
                              282.)
                           
                        
                           Verfahren, auf mechanischem Wege das Gußeisen mit Messing oder
                              Kupfer zu überziehen.
                           Man nehme irgend einen beliebigen rohen Abguß von Gußeisen und bürste denselben mit
                              einer Messing- oder Kupfer-Drahtbürste, welche man mit Wasser
                              befeuchtet, so lange bis der Gegenstand trocken und glänzend genug ist.
                           Die Hüttenverwaltung der Karlshütte bei Delligsen im Herzogthum Braunschweig, welche
                              sich dieses Verfahren für das Königreich Hannover am 16. October 1855 patentiren
                              ließ, hat dasselbe zum Bronziren der durchbrochenen Verzierungen an gußeisernen
                              Oefen in Anwendung gebracht. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856,
                              S. 135.)
                           
                        
                           
                           Verly's Verfahren, Gegenstände aus leichtflüssigem Metall
                              und von Zinn zu bronziren.
                           Medaillen aus Rose'schem leichtflüssigem Metall werden
                              bronzirt, wenn man sie mittelst eines Pinsels mit einer Auflösung von 1 Theil
                              krystallisirtem Grünspan (neutralem essigsaurem Kupferoxyd) in 4 Theilen Essig, dem
                              Gewichte nach, überstreicht, trocknen läßt und mit einer zarten Bürste und
                              gepulvertem Blutstein (Eisenoxyd) polirt, während welcher Operation man die Medaille
                              öfter anhaucht und zuletzt rein bürstet. Um Medaillen aus Zinn zu bronziren,
                              verfährt man eben so, nur überstreicht man die wohlgereinigten Gegenstände früher
                              mit einer Lösung von 1 Gewichtstheil Eisenvitriol, 1 Theil Kupfervitriol in 20
                              Theilen Wasser, die man wieder abtrocknet. Auch müssen so bronzirte zinnerne
                              Gegenstände mit einem sogenannten Goldfirniß gegen Einwirkung von Feuchtigkeit
                              geschützt werden. (Böttger's polyt. Notizblatt. 1856, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber das Bronziren neu gegossener Gegenstände aus Bronze und
                              Kupfer.
                           Um solchen Gegenständen die helle Farbe und den Glanz zu benehmen, verfährt man auf
                              folgende Weise: 1 1/2 Loth Salmiak und 1 1/2 Quentchen Sauerkleesalz (saures
                              oralsaures Kali) werden in 1 Maaß Essig aufgelöst. Mit dieser Auflösung befeuchtet
                              man eine weiche Bürste oder einen zusammengerollten Lappen von Leinwand, und reibt
                              damit so lange das blanke Metall, bis die Stelle trocken geworden, welche Operation
                              man so oft wiederholt, bis die Farbe der Bronze gehörig dunkel geworden. (A. a.
                              O.)
                           
                        
                           Ueber das Mattätzen des Glases mit Zeichnungen auf mattem
                              Grunde.
                           Mattes Fensterglas mit durchsichtigen Zeichnungen findet in neuerer Zeit immer
                              größere Verbreitung. Was dem Verfasser davon als Handelswaare zu Gesicht kam, hatte
                              bei oberflächlicher Bettachtung das Ansehen des mit Flußsäure geätzten Glases; aber
                              bei genauerer Untersuchung zeigte sich, daß es mit einem das Glas trübenden weißen
                              Ueberzuge versehen war. Die meisten technischen Zeitschriften liefern sowohl
                              Vorschriften zur Herstellung dieses Ueberzuges, eines schwach aufgebrannten Gemenges
                              von Bleiweiß und Kalk, als auch für die Ausführung der Muster.
                           Wirkliche Vorzüge vor der Aetzung mit Flußsäure dürfte diese Art der Matttirung nicht
                              besitzen, indem sie einerseits zu sehr deckt, andererseits schon durch ganz
                              schwaches Ueberfahren mit dem Fingernagel wieder abgeht, während die Aetzung das
                              Glas nur durchscheinend macht, ohne es völlig zu trüben und ohne durch die
                              gewöhnlichen Proceduren des Scheuerns im geringsten zu leiden. Die Kosten des
                              Einbrennens können unmöglich geringer seyn als die der Aetzung, abgesehen von den
                              Verlusten, welche das Springen und Verziehen einzelner Tafeln zur Folge hat. Es läßt
                              sich also nur annehmen, daß dieses Surrogat der Aetzung durch den Umstand ins Leben
                              gerufen worden ist, daß das Aetzen nicht selten mißlingt. Auch die matten Gläser der
                              Camera obscura findet man noch heutigen Tages
                              niemals geätzt, sondern immer matt geschliffen, während doch gerade für diese Gläser
                              jene Feinheit von größter Wichtigkeit ist, die man nur durch Aetzung erreicht.
                           Der Verfasser wurde von Praktikern über die Darstellung matter gemusterter
                              Fensterscheiben und matter Gläser für photographische Apparate zu Rathe gezogen, und
                              stellte deßhalb viele Versuche über die Aetzung des Glases mit Flußsäure an. Die
                              Anwendung der Fllußsäuredämpfe ist bekannt und veranlaßt
                              keine Schwierigkeit, wo es sich bloß um Herstellung von Schriftzügen auf
                              Asphalt- oder Wachsgrund handelt. Als der Verfasser aber eine ganze
                              Glasfläche damit gleichförmig matt zu ätzen suchte, erhielt er stets eine Anhäufung
                              von aus Fluorkiesel ausgeschiedenem Kieselsäurepulver auf derselben, nach dessen
                              Entfernung kaum eine Aetzung des Glases zurückblieb, wie oft auch die Operation mit
                              derselben Tafel wiederholt wurde. Er schritt daher zu dem leichteren Verfahren, dem
                              unmittelbaren Auftragen eines Gemenges von Flußspath und Schwefelsäure auf das Glas,
                              da bekanntlich die wasserhaltige flüssige Flußsäure nicht matt, sondern durchsichtig
                              ätzt und das Operiren mit wasserfreier Säure für die Praxis zu unbequem und
                              kostspielig ist. Man erzielt mit dem Gemenge von Flußspath und Schwefelsäure leicht
                              eine matt geatzte Fläche, aber selten eine gleichmäßige Aetzung; gewöhnlich fällt
                              sie körnig und blasig aus. Nach mehreren erfolglosen Versuchen fand der Verfasser,
                              daß das Hauptmoment in der geeigneten Stärke der Schwefelsäure liegt. Die
                              gewöhnlichen Vorschriften geben concentrirte oder mit 1/2–2 Theilen Wasser
                              verdünnte Schwefelsäure an. Diese Stärke der Säure bewirkt stets ein stürmisches
                              Aufschäumen der Masse und mit diesem das Blasig- oder Körnigwerden der
                              Aetzung. Eine Vorschrift nimmt 1 Theil Schwefelsäure mit 4 Theilen Wasser, und dieß
                              ist das allein brauchbare Verhältniß. Ob der Flußspath höchst oder nur mäßig fein
                              ist, ändert den Erfolg nicht. Macht man den Flußspath mit solcher Säure zum dünnen
                              Brei, so erhält man damit jedesmal eine hinreichend starke Aetzung, im Allgemeinen
                              zwar nicht sehr fein, aber fein genug für bemalte oder beschriebene Flächen. Ist
                              dagegen der höchste Grad der Feinheit erforderlich, wie für die Gläser der Camera obscura, so vermehrt man die Menge der
                              Schwefelsäure so, daß die Consistenz einer Milch entsteht, wo dann aber häufig die
                              erste Aetzung zu schwach wird und noch ein oder zweimal wiederholt werden muß. Dieß
                              geht allerdings nur für durchaus geätzte, nicht aber für gemalte Flächen an, weil
                              sich bei Entfernung des Flußspaths auch der Deckgrund ablöst.
                           Man macht das Gemenge in einem Blei- oder Glasgefäße an, gießt es auf die
                              Glastafel und breitet es mit einem paffenden Holzstäbchen vorsichtig aus, ohne damit
                              den Deckgrund zu verletzen. Hierauf läßt man den Auftrag auf einem warmen Ofen oder
                              Ziegelsteinen bei 30 oder 40° R. eintrocknen. Stärkere Hitze macht Blasen und
                              gewöhnliche Temperatur liefert eine durchsichtige Aetzung. Sobald man den stechenden
                              Geruch der Flußsäure nicht mehr wahrnimmt, übergießt man die trockne Kruste mit
                              Wasser. Nach wenig Augenblicken läßt sie sich wegschieben. Man wäscht dann vollends
                              mit Wasser ab, trocknet mit einem Tuche, wäscht die Reste des Aetzgrundes mit
                              Terpenthinöl weg und trocknet nun mit Fließpapier ab. Eine etwa nöthige Wiederholung
                              der Aetzung wird auf dieselbe Weise bewirkt, wie die erste.
                           Um ein Gemälde in Tuschmanier aufzutragen, gießt man etwas
                              Asphaltlösung in Camphin auf eine Palette, legt die mit Kreide gereinigte und vor
                              Berührung mit Fingern bewahrte Glasplatte auf weißes Papier oder hält sie zuweilen
                              gegen das Licht und malt nun ganz so wie mit Tusche, nur daß man sich zum Verwaschen
                              statt des Wassers des reinen Camphins bedient, welches in einem Gefäße zur Seite
                              steht. Durch Radiren mit der Nadel nach dem Trocknen lassen sich noch einzelne
                              Lichter aufsetzen und Manches verbessern, wozu der Pinsel zu unbeholfen war. Die
                              dunkelsten, also stark mit Asphalt bedeckten Stellen werden von der Flußsäure nicht,
                              die schwach gedeckten Mitteltöne werden schwach und die ungedeckten Lichter werden
                              vollkommen geätzt, so daß das geätzte Bild gegen das Licht sowohl, als gegen das
                              Dunkel gehalten, ganz denselben Effect macht, wie im getuschten Zustande.
                           Für Federzeichnungen oder Schriften ist die Asphaltlösung nicht geeignet, weil sie zu zähe ist und
                              schwierig aus der Feder fließt. Die lithographische Tinte hat diesen Fehler nicht,
                              hält aber die Flußsäureätzung nicht aus. Brauchbar fand der Verfasser den
                              gewöhnlichen Aetzgrund. Man schmilzt nämlich weißes Wachs und Asphalt, von jedem 4
                              Loth, schwarzes und gelbes Pech, von jedem 1 Loth, so lange, bis eine Probe,
                              2–3 mal zusammengebogen, bricht, gießt aus und rollt zu einer Stange. Man
                              reibt hiervon eine erforderliche Menge mit Camphin auf die Palette, streicht die
                              Lösung mit einem Pinsel in die Feder und gießt beim Eintrocknen Camphin nach oder
                              macht für größere Arbeiten ein ganzes Gefäß voll solcher Tinte zum Eintauchen der
                              Feder an, aber nicht dünner, als daß sie gerade noch aus der Feder fließt, sonst
                              deckt sie nicht hinreichend. Die Feder ist ein spitzig geschnittener Gänsekiel,
                              Stahlfedern geben die Tinte nicht gut auf Glas.
                           Für Muster arbeitet man mit Patronen aus steifem Papier,
                              Blei- oder Messingblech. Schattirungen derselben bewirkt man durch mehrfache,
                              auf einander gepaßte Patronen nach Art der Zimmermaler, indem man mit sehr dünner
                              Tinte anfängt und die Schatten durch einen zweiten oder dritten Auftrag
                              hervorbringt.
                           
                           Auch für breite Lettern zu Aufschriften auf Säureflaschen
                              u. dergl. eignen sich Patronen, wo man natürlich nur einmal, und zwar starke Tinte,
                              auftragt. Für diese Aufschriften muß man einen Wachsrand aufkleben gegen das
                              Abfließen der Masse, die hier ohnedieß nicht zu dünn seyn darf. Bei einiger Uebung
                              kann man denselben entbehren, wenn man die Flasche beim Trocknen horizontal auf zwei
                              Drahtschlingen legt, die Schrift nach abwärts gekehrt. (Kunst- und
                              Gewerbeblatt für Bayern. 1656, S. 184.)
                           
                        
                           Leimfarbe gut und egal zu streichen.
                           Wenn ein gemaltes Zimmer ein schönes Ansehen haben soll, so ist es nothwendig, daß
                              alle darin glatt gestrichenen Flächen egal und ohne Ansätze oder Flecken erscheinen.
                              Ist dieses nicht der Fall, so wirkt es störend auf gut ausgeführte Malereien.
                           Es ist ein fester Grund, gleichviel ob auf Papier oder auf der bloßen Wand, nöthig.
                              In früheren Zeiten nahm man Kuhmilch zum Vorstreichen, aber seit 16 Jahren ist statt
                              der Milch die schwarze Seife angewendet worden, und zwar zuerst im königl. Museum zu
                              Berlin, und dieses Mittel hat sich vortrefflich und dauerhaft erwiesen. Milch,
                              vorgestrichen auf Kalkputz, blättert leicht ab, zumal wenn die aufgetragene Farbe zu
                              reich an Leim ist. Bei der Seife wird dieß nie geschehen, und hat selbige außer
                              dieser noch mehrere gute Eigenschaften.
                           Bei gewöhnlichen Arbeiten nehme man 1 Pfund schwarze Seife zu 4 Quart Brunnenwasser,
                              löse sie zuerst in kochendem Wasser auf und gebe das übrige kalt hinzu; sie ist
                              alsdann gut zum Vorstreichen, sey es auf Gyps oder Kalkputz. Zwar hinterläßt sie
                              anfänglich einen etwas üblen Geruch, doch verliert sich dieser sehr bald. Oftmals
                              ist das Papier schwach geleimt, dann nehme man, um dem Papier mehr Festigkeit zu
                              geben, halb Leim und halb aufgelöste und hinreichend verdünnte schwarze Seife und
                              streiche das Papier hiermit über. Die Farbe läßt sich hernach gut auftragen, und das
                              Papier zieht nicht mehr ein. Will man den Seifengeruch vermeiden, so bediene man
                              sich der Wachsseife. Das Quantum Wasser bleibt bei ihrer Anwendung dasselbe, und
                              gewährt bei völliger Geruchlosigkeit noch den Vortheil, daß sie bedeutend fester als
                              schwarze Seife ist. Wenn die Wände nach jenem Vorseifen nicht egal werden wollen, so
                              wird man diesem Uebelstande durch den Gebrauch der Wachsseife sicher abhelfen
                              können.
                           Bei dem Ueberstreichen der Wände selbst hat man genau darauf zu achten, daß die Farbe
                              nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach an Leim oder sonstigen Bindungsmiteln,
                              und körperlich weder zu dick noch zu dünn sey; auch muß sie mit guten Pinseln
                              überall egal und nicht zu wenig aufgetragen werden, damit sie beim Streichen auf der
                              Wand immer flüssig bleibe. Auch darf man die schon fertigen Partien nicht mehr mit
                              dem Pinsel berühren; denn es würden die berührten Stellen nach dem Auftrocknen als
                              Flecke erscheinen. Jeder Wasserfarben-Anstrich auf Wand, sey es Papier oder
                              Mauer, erscheint nach einmaligem Ueberstrich immer schöner und klarer, als nach
                              einem zweimaligen.
                           Streicht man auf Papier, so kann man als Bindemittel auch eine Mischung von
                              Leimwasser und dünner Stärke zu gleichen Theilen anwenden; indem die Stärke den
                              Vortheil gewährt, daß die damit aufgetragene Farbe lange naß bleibt, und deßhalb ein
                              egaleres Streichen zuläßt. Auf anderem Grund kann man sie jedoch nicht gebrauchen,
                              weil sie da leicht abspringt. Auch ist die Anwendung der Stärke nicht bei allen
                              Farben möglich, sondern nur bei solchen, die leicht von Gewicht sind, namentlich
                              Rosenlack, Bremergrün u.s.w. Außerdem ist noch zu bemerken, daß die Seife ein
                              Hauptvertilgungsmittel für Wanzen ist, die sich am meisten in Holzwänden aufhalten.
                              Um dieses Ungeziefer aus dem Zimmer zu vertilgen, verbrauche man die schwarze Seife
                              in Wasser aufgelöst gleich beim Putzen der Wände; auch nehme man solche beim
                              Schlammen und dann noch zum Vorstreichen beim Malen. Die Wanzen werden bestimmt aus
                              einem so behandelten Zimmer entfernt werden und sich darin nie wieder einfinden.
                              (Romberg's Baukunst, 1856, S. 69.)
                           
                        
                           
                           Analyse der bei der Läuterung des Runkelrübensaftes sich
                              ausscheidenden Masse und der aus Rübenmasse gewonnenen Potasche; von Ducastel.
                           Die bei der Läuterung der Runkelrübenmelasse mittelst Kalk sich ausscheidenden
                              Massen, welche in Frankreich, namentlich im Norddepartement, zu dem Preise von 60
                              Centimen pro 100 Kilogrm. an Landwirthe verkauft werden, hat DucastelDueastel analysirt. Die Analysen haben ergeben:
                           
                              
                                 Wasser
                                   59,15
                                 
                              
                                 Organische Stoffe (worunter wenig Zucker
                                    und   Pflanzenfaser und viel Eiweiß)
                                   21,85
                                 
                              
                                 Unorganische Stoffe (viel Kalk, wenig
                                    Phosphorsäure,   Eisenoxyd und Thonerde)
                                   19,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Den Stickstoffgehalt fand er = 0,5805 Proc. in der feuchten oder = 1,421 Proc. in der
                              bei 100° C. getrockneten Masse.
                           Die bei der Rübenzuckerfabrication sich ergebende Melasse wird zum Theil in
                              besonderen Fabriken zur Weingeistgewinnung benutzt. In diesen Fabriken verdünnt man
                              die aus den Zuckerfabriken bezogenen Melassen, welche gewöhnlich eine Dichte von
                              40° B. haben, mit Wasser bis auf 8–10° V. Die so erhaltene
                              Flüssigkeit wird angesäuert, mit Bierhefe versetzt und in hölzernen Kufen welche im
                              Mittel 100 Hektoliter fassen, gähren gelassen. Nach der Gährung, die gewöhnlich 60
                              Stunden dauert, wird der Weingeist in einem Apparate mit continuirlichem Betriebe
                              abdestillirt. Die dabei zurückbleibende Schlampe wird in Pfannen abgedampft, bis der
                              Rückstand syrupartig geworden ist und eine Dichte von 50–55° B.
                              besitzt. Die so weit abgedampfte Masse läßt man in einen zum Rothglühen erhitzten
                              Flammofen laufen, in welchem das noch vorhandene Wasser verdampft und die
                              organischen Stoffe unter Entwickelung brennbarer Gase verkohlt werden Wenn an der
                              Oberfläche der Masse keine Flammen mehr entstehen, zieht man dieselbe mit eisernen
                              Krücken aus dem Ofen heraus und bildet daraus einen Haufen verschiedener Größe,
                              worauf das Ganze 8–10 Tage lang langsam zu brennen fortfährt. Nach Verlauf
                              dieser Zeit ist die erkaltete Masse voller Höhlungen und von schwärzlicher Farbe mit
                              weißen Stellen an der Oberfläche; sie bildet nun das Product, welches man Salin
                              nennt. Bei einer Analyse dieser Masse fand Ducastel
                              folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohle und Kieselsäure
                                   7,75     
                                 Kohlensaures Kali
                                   31,68
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                 16,15
                                 Schwefelsaures Kali
                                     1,33
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                   7,35
                                 Schwefelsauren Kalk
                                     2,97
                                 
                              
                                 Kohlensaure Talkerde
                                   2,13
                                 Kohlensaures Natron
                                     1,76
                                 
                              
                                 Schwefelcalcium
                                   7,12
                                 Wasser
                                   10,68
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 12,28
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Diese Masse, welche zum Preise von 40–50 Francs pro 100
                              Kilogr. verkauft wird, kann direct nicht in der Industrie angewendet werden, sondern
                              bedarf der Reinigung. In manchen Fabriken führt man diese Reinigung bloß auf die
                              Weise aus, daß man die Masse mit Wasser auslaugt und die Lauge in eisenblechernen
                              Pfannen zur Trockne verdampft. Man gewinnt dadurch 45 bis 60 Proc. vom Gewichte der
                              Masse an Potasche, die 55 bis 60° am Alkalimeter zeigt. Der Verf. fand in
                              einer solchen Potasche:
                           
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                   67,20
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                   26,09
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                     2,91
                                 
                              
                                 Kohlensaures Natron
                                     3,80
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           In diesem Zustande verwendet man die Rübenpotasche zur
                              Schmierseife etc. und verkauft sie zu 80 bis 85 Fr. pro 100 Kilogr.
                           In anderen Fabriken findet eine vollständigere Reinigung statt. Man bereitet aus der
                              rohen Masse durch Auslaugen eine Lösung von 19 bis 20° B., und läßt daraus
                              durch intermittirendes Abdampfen die verschiedenen Salze sich ausscheiden, wobei man
                              dreierlei Producte gewinnt, nämlich schwefelsaures Kali, Chlorkalium und
                              kohlensaures Kali. Das letztere Salz gewinnt man, indem man die Mutterlauge der
                              beiden ersteren zur Trockne verdampft. (Polytechn. Centralblatt, 1856, S. 762.)