| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. , S. 460 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Schütter-Handsägen mit Waldsägezähnen und
                              beweglichen Angeln mit Schraube.
                           Diese Handsagen dürfen mit Recht jedem Holzarbeiter für Brennholz empfohlen werden,
                              indem sie neben bedeutender Erleichterung im Geschäft jedenfalls ein Drittel mehr
                              leisten, als die gewöhnlichen Stoßsägen. Bereits sind diese Sägen auf der ganzen
                              Bahnlinie von Friedrichshafen bis Bruchsal eingeführt, und die Arbeiter auf dieser
                              Strecke haben denselben schon alle möglichen Vortheile abgewonnen, worunter
                              namentlich der eines hochstehenden Sagebocks gehört, damit die Säge waagrecht
                              geführt werden kann, indem sie vor- und rückwärts schneidet. Die beweglichen
                              Angeln mit Schraube haben einen bedeutenden Vorzug vor den genieteten, indem die
                              Säge dadurch fortwährend in der gehörigen Spannung bleibt und das Blatt durch zu
                              große Straffheit nie einer Verletzung ausgesetzt ist.
                           Das Verhältniß hinsichtlich der Leistungen zwischen diesen und den Stoßsägen ist wie
                              3 zu 4. Während die Stoßsäge drei Klafter Holz liefert, wirft die Schüttersäge vier
                              Klafter ab. Bei der ganz breiten Sorte der Schüttersägen ist der Unterschied noch
                              auffallender Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß eine bedeutend größere Zahl von
                              Klaftern geliefert werden kann, wenn zwei Arbeiter mit dieser Säge gemeinschaftlich
                              arbeiten, als wenn jeder der beiden Arbeiter einzeln mit einer solchen Schüttersäge
                              arbeitet.
                           Diese Sägen werden sowohl mit enggestellten, als auch weiter von einander stehenden
                              Zähnen geliefert. Erstere (mit einer Zahnweite von 2''') sollen für Buchen-
                              und Eichen-, letztere (mit einer Zahnweite von 2,7''') für Birken-,
                              Tannen- und Aspenholz praktischer seyn.
                           Im Verlag des Unterzeichneten kostet
                           
                              
                                 1 Stück
                                 2 3/4
                                 Fuß
                                 lang
                                 18 Zoll
                                 breit
                                 1 fl.
                                  –  kr.
                                 
                              
                                 1    „
                                 3
                                   „
                                   „
                                 20   „
                                    „
                                 1 fl
                                 12 kr.
                                 
                              
                                 1    „
                                 3 1/4
                                   „
                                   „
                                 21   „
                                    „
                                 1 fl.
                                 24 kr.
                                 
                              
                                 
                                 Mit Gestell 20 kr. per Stück mehr.
                                 
                              
                                 1 Stück dazu taugliche Feile 24
                                    kr.
                                 
                              
                                 
                                 En gros alle Sorten billiger.
                                 
                              
                           Biberach, bei Ulm.
                           F. Wißhak zum Hasen, Kaufmann.
                           Zusatz. Solche vor- und rückwärts schneidende
                              Sägen hat Hr. Kaufmann Wißhak Hieher zur Beurtheilung
                              eingesendet, und es wurden damit von Hrn. Fabrikpächter 
                              Möhl allhier vergleichende Versuche gegen eine
                              gewöhnliche Stoßsäge in der Art angestellt, daß mit der einen Säge, wie mit der
                              andern, jedesmal eine gleich große Quadratfläche durchschnitten und die Zahl der
                              dazu erforderlichen Züge oder Stöße gezählt wurde. Das Resultat war folgendes:
                           1) Eine Schüttersäge 30'' lang und 2''' Zahnweite erforderte beim Durchschneiden von
                              einem
                           
                              
                                 grünen buchenen Scheit
                                 68 Züge,
                                 
                              
                                                   die
                                    Stoßsäge
                                 79 Stöße,
                                 
                              
                                 grünen forchenen
                                    Scheit    
                                 30 Züge,
                                 
                              
                                                   die
                                    Stoßsäge
                                 40 Stöße,
                                 
                              
                                 trockenen
                                    buchenen Scheit
                                 38 Züge,
                                 
                              
                                                   
                                    die Stoßsäge
                                 32 Stöße.
                                 
                              
                           2) Eine Schüttersäge 32 1/2'' lang und 2,7''' Zahnweite erforderte beim
                              Durchschneiden von einem
                           
                              
                                 grünen forchenen Scheit
                                 18 Züge,
                                 
                              
                                                   
                                    die Stoßsäge
                                 35 Stöße,
                                 
                              
                                 trockenen
                                    buchenen Scheit    
                                 55 Züge,
                                 
                              
                                                   
                                    die Stoßsäge
                                 50 Stöße.
                                 
                              
                           3) Eine Schüttersage 28'' lang und 2''' Zahnweite erforderte beim Durchschneiden von
                              einem
                           
                              
                                 grünen forchenen Scheit
                                 25 Züge,
                                 
                              
                                                   
                                    die Stoßsäge
                                 33 Stöße,
                                 
                              
                                 trockenen
                                    buchenen Scheit    
                                 41 Züge,
                                 
                              
                                                   
                                    die Stoßsäge
                                 36 Stöße.
                                 
                              
                           Der Kraftaufwand kann bei der Schüttersäge um 1/3 geringer angenommen werden, als bei
                              der Stoßsäge, und es können somit die Schüttersägen nicht nur um der größeren
                              Leistung, sondern auch um des geringeren Kraftaufwands willen für grünes Holz empfohlen werden.
                           Hohenheim, 10. September 1856.
                           (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft,
                              1856, Nr. 37.)
                           
                        
                           Ein hübscher Anstrich für Blechgefäße.
                           Man gibt seit einiger Zeit in Paris den meisten Blechwaaren, welche als Haus-
                              oder Gartengeräthschaften dienen, einen grauen Anstrich mit Marmor- oder
                              Granitdessin, der sich sehr schön ausnimmt. Als Hauptvorzug des dabei angewendeten
                              Firnisses wird bezeichnet, daß er jeder Säure widerstehe und so behandelte Gefäße zu
                              chemischen und physikalischen Zwecken vortheilhaft verwendet werden können. Nach
                              chemischer Untersuchung besteht der Anstrich der Hauptmasse nach aus basischem Zinkchlorid (man s. über dessen Darstellung
                              polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 130), das
                              noch mit einem Harzfirniß überzogen ist. (Württemberg. Gewerbeblatt, 1856, Nr.
                              38.)
                           
                        
                           Ueber ein zur Erläuterung der Steinkohlen-Formation im
                              königl. botanischen Garten zu Breslau errichtetes Profil; von Professor H. R. Goeppert.
                           Schon längst war es mein Wunsch, eine bildliche Darstellung der fossilen Flora in
                              Verbindung mit der Flora der Gegenwart in größerem Styl ins Leben zu rufen, wozu
                              sich die der Steinkohlenformation vorzugsweise zu eignen schien. Hr.
                              Ober-Bergrath Erbreich kam mir mit seinem Rathe
                              auf die dankenswertheste Weise freundlichst entgegen. Die Profilzeichnung eines von
                              Porphyr durchbrochenen und durch Granit gehobenen Steinkohlen-Lagers, ähnlich
                              den Waldenburger Verhältnissen, ward von ihm entworfen und nun beschlossen, es auf
                              naturgemäße Weise mit den Pflanzen auszustatten, welche die erst in unsern Tagen eigentlich wahrhaft
                              gewürdigte Steinkohle vorzugsweise bildeten, und unter seiner Leitung nun zur
                              Ausführung geschritten. Frau v. Tiele-Winkler, Hr. Geh. Oekonomierath Grundmann, Hr. Kammerherr Major v. Mutius, Hr.
                              Prof. Dr. Kuh und Hr.
                              Commercienrath Kulmiz interessirten sich auf das
                              lebhafteste für das Unterehmen theils durch Geldbeiträge, theils durch
                              unentgeldliche Lieferung großartiger Massen der nöthigen Gesteine; Hr. Apotheker Dr. Beinert, Hr.
                              Bergwerks-Inspector Steiner theilten fossile Reste
                              mit; die hochzuverehrenden Directionen der
                              Wilhelms-, der Oberschlesischen- und der Freiburger-Bahn
                              sorgten auf die liberalste Weise für die Förderung des Materials, und die Vollendung
                              des Ganzen bewirkte eine durch Vermittelung des hiesigen königlichen, meinen
                              Bestrebungen stets günstigen. Oberbergamtes seitens des hohen Chefs des Ministeriums
                              für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Wirkl. Geh. Staatsministers Hrn. v. d.
                              Heydt Excellenz, bewilligte ansehnliche Summe, durch
                              die es eben allein nur möglich wurde das Unternehmen zu Ende zu führen.
                           Zur Erläuterung der ganzen Anlage, von welcher ein Plan nebst Beschreibung dabei
                              aufgestellt werden sollen, diene Folgendes:
                           Die Steinkohlenformation besteht im Allgemeinen aus
                              abwechselnd über einander gelagerten Schichten von Sandstein, Schieferthon und
                              Steinkohle, unter denen die Steinkohle selbst immer nur in der geringsten Ausdehnung
                              und Mächtigkeit vorhanden ist. Die Grundlage der Formation bilden in der Regel
                              flötzleere Sandsteine mit Schieferthon (Millstone-grit der engl. Geologen), die man bei uns in Schlesien
                              bis jetzt immer noch zum Uebergangsgebirge oder Grauwacke rechnete, welcher Ausdruck
                              aber gegenwärtig durch Murchison's Forschungen als
                              beseitigt anzusehen und nicht mehr für dieselbe in Anwendung zu bringen ist. Sie
                              bilden hier in unserem Profil die untersten Lagen, welche links durch den
                              hervorstrebenden spitzen, zum Theil aus säulenförmigem rothen
                              Feldspath-Porphyr erbauten Porphyrkegel durchbrochen und rechts durch einen
                              kuppelförmigen Granitberg gehoben und mit ihnen auch die darüber liegenden Schickten
                              aus ihrer ursprünglichen mehr oder minder horizontalen Lage gebracht worden sind.
                              Zunächst dem Porphyrkegel links befindet sich auf und in ihnen ein 1 1/2 Fuß hoher
                              und 1 Fuß breiter entrindeter Stamm des Lepidodendron
                              oder der Sagenaria Veltheimiana aus Landeshut, deren
                              Vorkommen als charakteristisch für diese flötzleeren und zur Auffindung von
                              Steinkohlen nicht mehr berechtigenden sogenannten Grauwackenschichten ist, über
                              demselben ein Sigillarienstämmchen (Sigillaria pachyderma
                                 Brongn.); dann unter dem ersten 1/2 Fuß mächtigen Kohlenflötz zunächst dem
                              Porphyr ein Abdruck der schönen Sagenaria crenata Presl.
                              (Lepidodendron Sternb.), über demselben über das
                              besagte Kohlenflötz hinaus Calamites decoratus, in
                              derselben Reihe nach rechts ebenfalls eine Lepidodendree, das Ulodendrom majus, daneben
                              rechts ein Stück Rinde eines alten Lepidodendrom und ein
                              gabelförmig gespaltener Ast eines Lepidodendron, so wie
                              ein großer, 1 Fuß dicker, 3 Fuß langer, Lepidodendron-Stamm, der zugleich mit dem Flötz gebrochen und aus
                              seiner Lage gekommen, mit dem untern Ende eine Schicht höher zu sehen ist, wie ich
                              dieß in der Natur oft beobachtet habe.Die Lepidodendreen sind unsern Lyeopodiaceen verwandt, aber von baumartiger
                                    Beschaffenheit; die Sigillarien noch schwer zu deuten, vielen Familien der
                                    Jetztwelt, wie den Lycopodien, Farren, Cycadeen, Isoeteen ähnlich, aber mit keiner so
                                    übereinkommend, wie dieß von den Lepidodendreen
                                    in Hinsicht auf die Lycopodiaceen angenommen
                                    werden kann. Calamiten nähern sich den Equiseten. Auch das zweite darüber parallel lagernde Flötz ist gebrochen und über
                              demselben liegen von dem Porphyrkegel aus von links nach rechts neben einander
                              Hohldrücke mehrerer Lepidodendreen, wie Sagenaria elongata m., neben ihr S. aculcata Presl., unter ihnen Calamites decoratus
                                 Brongn. und Sagenaria rimosa; dann in der
                              Steinkohle selbst an der Bruchstelle Sigillarien und
                              pfauenschweifähnlich glänzende Partien, über ihnen Sagenaria
                                 elongata m.; ferner rechts von dem gebrochenen Stamm, aus Sandstein
                              hervorragend, zunächst Sagenaria rimosa
                              und Rhodeana Presl. Ein neuer Sprung, hervorgerufen durch
                              die rechts emporstrebende Granitkuppe, hat die Flötze wieder verworfen und aus ihrem
                              früheren Zusammenhange und Lage gebracht. In dem hierdurch bewirkten deltaähnlichem
                              Raume haben sich die Schichten des zur permischen oder Kupfersandsteinformation
                              gerechneten rothen Sandsteines abgelagert: hier kenntlich durch die abweichende
                              horizontale, oben mit weißlichgrauem Kalke bedeckten rothen Schichten. Ueber der
                              Granitkuppe, weiter rechts von dieser Abtheilung, verlaufen nun wieder die ihrer
                              Wölbung folgenden, daher gebogenen schon erwähnten Schichten, nämlich das Liegendste
                              des Steinkohlengebirges (des sogenannten Grauwacke- oder Uebergangsgebirges),
                              die Kohlensandsteine, aus denen nebst vielen Lepidodendreen und eines Stigmarien-Astes ein vertical abgebrochener versteinter Araucariten-Stamm hervorragt, auf welchen
                              vertical wieder die beiden parallellaufenden Kohlenflötze mit ihren Schieferthonen
                              lagern. In der Steinkohle selbst sieht man hier wieder Sigillarien, unter ihnen rechts vom rothen Sandstein im Schieferthon die
                              Stigmaria ficoides Brongn. mit ihren rechtwinklich
                              abgehenden Blättern. Rechts zwischen beiden Kohlenflötzen folgt ein auf dem
                              Kohlenflötze selbst in der Neigung desselben stehender, unterhalb in Schieferthon
                              verlaufender 1 1/2 Fuß dicker Stamm von Sigillaria
                                 elongata; weiter nach rechts immerfort im Kohlensandsteine ein
                              aufrechtstehendes Stämmchen von Sagenaria Sternbergi
                                 Brongn., ein ebenfalls aufrechter großer Calamit, und unterhalb in horizontaler Lage ein kleines 1 Fuß langes
                              Exemplar von Calamites cannaeformis; ferner eine in
                              Schieferthon gelagerte Eisenniere, ein vertical abgebrochener Sigillarien-Stamm, mit der den Eisennieren so eigenthümlichen
                              inneren Zerklüftung, darüber Sagenaria rimosa im ältern
                              Zustande, Sigillaria undulata, und weiter rechts eine
                              trefflich erhaltene Sagenaria crenata mit zwei in
                              verschiedener Richtung gelagerten Sigillarien, wieder
                              ein auf dem Kohlenflötze stehender Stamm des Lepidofloyos
                                 laricinus Sternb. mit Andeutung seiner in Schieferthon verlaufenden
                              Wurzeln, ein Ulodendron majus, und unter ihnen in der
                              Steinkohle selbst in Schwefelkies verwandelte Zweige der Stigmaria ficoides. In dem Hangenden oder darüber liegenden Schieferthone
                              des 2ten oder oberen Flötzes sieht man auch hervorstehende Schieferthonschichten an
                              drei verschiedenen Stellen, und zwar von links nach rechts zuerst mit Farrn die Sphenopteris latifolia Br., dann die Sph. acutifolia und zuletzt nahe an dem Ende des Flötzes eine Sagenaria
                                 elegans. Aus dieser Uebersicht der hervorragendsten, das Vorkommen der Steinkohlenformation stets anzeigenden und daher auch
                                 praktisch überaus wichtigen Exemplare unseres Profiles, die ich in
                              möglichst naturgetreuem Verhältnisse zusammenstellte, ersieht man schon das Ueberwiegen der Sigillarien, die
                                 vereint mit der immer noch räthselhaften Stigmaria,
                                 und den unsern Lycopodien nahestehenden Lepidodendreen in der That den größten Antheil an der Bildung der
                                 Steinkohle haben, nicht die Farrn, wie bisher fälschlich allgemein angenommen
                                 ward, denen sogar noch die Coniferen oder
                              zapfentragenden Gewächse in Form der sogenannten faserigen Holzkohle, und selbst die
                              Calamiten (baumartige Equiseten) als massebildend vorangehen. Nach den Farrn folgen
                              in dieser Rücksicht die anderen mit größerer oder geringerer Gewißheit erst
                              ermittelten Familien, wie Annularien u.s.w. Die
                              gewaltigen Wälder, welche sie insgesammt bildeten (Sigillarien, Lepidodendreen und Coniferen hat
                              man, wenn auch eigentlich in der nur unbedeutenden Dicke von 1–3 Fuß, doch
                              bis zu 100 Fuß Länge gefunden), wurden überschwemmt, die erweichten und zum Theil
                              durch längeres Liegen an der Luft schon verrotteten Stämme zusammengedrückt, das
                              Innere herausgequetscht und mit der meistentheils allein nur noch deutlich
                              erhaltenen Rinde in Kohle verwandelt, wie eben die hier erwähnten Stämme und noch
                              mehr die seitlich außerhalb des Profiles links von dem Porphyrkegel unter Fichten aufgestellten
                              Stämme zeigen, von denen allein nur der aufrechtstehende
                              6 Fuß hohe, einer Sigillaria, die übrigen vier von
                              1–2 Fuß Durchmesser, verschiedenen Arten von Sagenaria angehören. Zartere Theile wie Blätter, Blüthen, Früchte,
                              geriethen zwischen die einbrechenden Thon- und Kiesel-Massen, die
                              später zu Schieferthon und Sandstein erhärteten, bildeten dort Abdrücke und alles
                              Organische sammt und sonders wurde auf nassem Wege, wie
                              ich glaube vielfach bewiesen zu haben. unter Mitwirkung des ungeheuren Druckes der
                              darauf lagernden Gesteine und einer langen Zeit, in die schwarz glänzende, mehr oder
                              minder feste Masse, in Steinkohle verwandelt, die für die jetzige Generation fast unentbehrlicher als
                              Gold zu erachten ist. Während dieses Fossilisationsprocesses lagerte sich nun auch
                              das theils aus den Pflanzen, theils aus den damaligen Gebirgsarten aufgelöste Eisen
                              ab, welches wir entweder lagenweise oder als Ausfüllungsmasse von Stämmen, wie z.B.
                              in Zalenze in Ober-Schlesien, theils als Kohleneisen-, theils als
                              Thoneisenstein oft in Ungeheuern für die Industrie unschätzbaren Quantitäten
                              antreffen. Höchst wahrscheinlich befinden sich die Kohlenlager
                                 größtentheils noch auf der Stelle, wo die Pflanzen, denen sie ihren Ursprung
                                 verdanken, einst vegetirten, wie ich glaube, ganz besonders aus den oben
                              erwähnten, in unserm Profil gleichfalls vorhandenen Stämmen schließen zu dürfen,
                              welche auf dem Kohlenlager stehen und seiner Neigung folgen. Wahre Wälder solcher
                              aufrechten Stämme sind von Andern und auch von mir in verschiedenen Orten der
                              Steinkohlenformation beobachtet worden. Eine bei weitem geringere Zahl jener
                              Pflanzen wurde wahrhaft versteint, d.h. jede einzelne Zelle derselben mit Steinmasse
                              ausgefüllt. Dergleichen befinden sich nicht weniger als acht verschiedene Stämme in
                              unserer Aufstellung von 1–2 Fuß Stärke, 1/2–4 Fuß Höhe. Sie ragen aus
                              einem vor dem Profil sich schwach erhebenden Sandsteinfelsen, umgeben von andern
                              vortrefflich erhaltenen Calamiten-Sigillarien- und Lepidodendreen-Abdrücken und Stämmen hervor. In ihren
                              Structurverhältnissen kommen sie am meisten mit den riesigen Coniferen der südlichen Zone, den Araucarien,
                              überein und wurden von mir bereits früher unter dem Namen Araucarites Rhodeanus beschrieben und abgebildet Am Fuße dieser Partie
                              steht eines der schönsten und größten Exemplare der ganzen Ausstellung, die Sigillaria alternans, von 5 Fuß Höhe und 1 1/2 Fuß im
                              Durchmesser. Links von dieser Felsenpartie lagert rother Sandstein mit einem 1 Fuß
                              dicken Calamiten, in der Nähe Exemplare des für diese
                              Formation auch so charakteristischen Fisches Palaeoniscus
                                 vratislaviensis, zur rechten sogenanntes Grauwackeconglomerat; an dessen
                              Spitze, unmittelbar an den das ganze Profil gewissermaßen in zwei Hälften theilenden
                              Nußbaum lehnen ein Conglomeratfelsenstück mit einem 4 Fuß langen, gabligen Abdruck
                              von Lepidodendron hexagonum, und darüber ein 2 Fuß
                              breiter und 1 Fuß hoher großer Farrn Neuropteris Loshii
                                 Sternb., welche beide Pflanzen nebst der oben erwähnten Sagenaria Velthimiana diese unterste Schicht des
                              Kohlengebirges charakterisiren, und wie schon erwähnt, nicht die Anwesenheit, sondern vielmehr die Abwesenheit von bauwürdigen Kohlenlagern anzeigen, daher unstreitig von
                              besonderem praktischem Interesse sind. Weiter nach
                              rechts erstreckt sich von dem Granitkegel zahlreiches Granitgerölle, welches von
                              hier wieder nach dem in der Nähe befindlichen Wassergraben hin mit sedimentärem
                              Tuffe abwechselt. Alle diese Steinpartien, inclusive des epheuumrankten
                              Porphyrkegels, des oberen Randes des ganzen Profils sind mit Gewachsen aus den den
                              fossilen Pflanzen der Steinkohlenformation besonders analogen Familien der
                              Coniferen, Farrn, Lykopodiceen und Equiseten so wie auch mit andern Berg- und
                              Alpen-Gewächsen bepflanzt. Die gesammte, Fernsichten auf den Wasserspiegel,
                              die verschiedenen Waldpartien und auf die benachbarten großen kirchlichen Gebäude,
                              darbietende Partie ist nun auch landschaftlich möglichst naturgetreu gehalten, wobei
                              ich mich, wie bei der ganzen Anlage derselben, von dem Inspector des k. Gartens Hrn.
                              Nees v. Esenbeck auf das wirksamste unterstützt sah.
                              Die Länge des dauerhaft auf einer aus 22,000 Backsteinen erbauten Mauer angelegten
                              Profils beträgt bei 9–10 Fuß Höhe 60 Fuß, die Höhe des Porphyrkegels von der
                              Basis der ganzen Partie ab 21 Fuß, der Flächeninhalt des gesammten von Abietineen,
                              Cupressineen und Laubholzbäumen (Juglans, Quercus macrocarpa,
                                 pedunculata, Tilia, Pomaceen etc.) umgebenen und auf die angegebene Weise
                              bepflanzten Raumes 1/4 Morgen, und das Gewicht der hierselbst lagernden Steinmassen
                              verschiedener Art an 4000 Ctr. Außerhalb diesen Anpflanzungen erhebt sich hart an
                              dem Wassergraben auf einem kleinen, von vielen Punkten des Gartens sichtbaren, mit
                              Knieholz bepflanzten Hügels ein überaus seltener vollkommen runder etwa 3 Fuß hoher
                              und 2 Fuß dicker Lepidodendron-Stamm mit wohlerhaltener Achse, so wie viele
                              andere der hier erwähnten fossilen Reste aus Meiner Sammlung.
                           
                        
                           
                           Ueber eine neue Sorte Cochenille (Kuchencochenille).
                           Von Bertram Black in Cordova (Südamerika) wurde eine
                              Quantität dieser neuen Cochenillesorte an Richardson in
                              London geschickt, mit der Bezeichnung, daß es das aus einem Cactus ausgeschwitzte
                              Gummi sey. Die übersandte Probe bildet einen festen, glatten, 1/4 Zoll dicken Kuchen
                              von tiefrother Farbe. In Wasser löst er sich nur zum Theil. Die Lösung besitzt ein
                              schönes Cochenilleroth, gibt, mit Alaun behandelt, einen prächtigen Carmin und zeigt
                              überhaupt alle Reactionen der Cochenille.
                           Vergleichende Versuche ergaben ferner, daß 5 Theile gewöhnliche Cochenille dieselbe
                              Menge Farbstoff liefern, wie 6 Theile der neuen Sorte.
                           Der in Wasser unlösliche feste Rückstand fand sich, bei mikroskopischer Prüfung, fast
                              ganz aus den Körpern der Cochenilleinsecten in verschiedenen Stadien der
                              Entwickelung zusammengesetzt, nebst einigen Cactusdornen und etwas Blatthaut. Die
                              weiblichen Insecten waren fast alle voller Eier. Hieraus erklärt sich die mindere
                              Güte der Kuchencochenille, da bekanntlich die Coccusinfecten die größte Menge
                              Farbstoff liefern, bevor die Eier vollständig entwickelt sind. (Aus dem Pharmaceutical Journal durch das Archiv der
                              Pharmacie.)
                           
                        
                           Ueber die Bohnencochenille.
                           Hr. Guérin-Mèneville hat schon vor
                              einigen Jahren auf der gemeinen Bohne eine inländische Cochenille-Species
                              entdeckt, die er Coccus fabae benannte (polytechn.
                              Journal Bd. CXXIV S. 400). Nach der von Hrn.
                              Chevreul damit angestellten Untersuchung gibt sie ein
                              Scharlachroth von einer eigenthümlichen Nüance. Diese Cochenille, welche fast eben
                              so groß ist wie diejenige der Nopal- (Cactus-) Pflanze, lebt, wie Hr.
                              Guérin später fand, nicht nur auf den Bohnen,
                              sondern findet sich auch auf mehreren Distelarten und einigen andern wilden und
                              cultivirten Pflanzen. Dieses Jahr namentlich konnte er von ihr auf einem Bohnenfelde
                              eine hinreichende Quantität sammeln, um Versuche im größeren Maaßstabe damit
                              anzustellen, welche es sehr wahrscheinlich machen, daß sich ihre Cultur lohnen
                              würde. Im heurigen Jahre überzeugte er sich, daß diese inländische Cochenille sich
                              an den jungen Esparcettepflanzen (span. Klee), welche man zwischen den Weizen säet,
                              sehr gut entwickelt. Kürzlich konnte er in St. Tulle auf den Feldern, wo der Weizen
                              erst geschnitten worden war, eine große Menge dieser Insecten sammeln, welche zu
                              dieser Zeit ihre Entwickelung vollenden und einen Schutz suchen, um den Winter
                              zuzubringen und Eier legen zu können; in ungeheurer Menge hatten sie sich an die
                              Stämme der Bäume in der Nähe der fraglichen Felder hingezogen. (Comptes rendus, Juli 1856, Nr. 2.)
                           
                        
                           Ueber den Farbstoff der scharlachrothen Monarde.
                           In der Monarda didyma
                              Linn. hat Hr. Belhomme
                              einen dem Carminstoff ganz ähnlichen Farbstoff entdeckt, wodurch diese aus dem
                              nördlichen Amerika zu uns gekommene, bei uns aber schon lange cultivirte Pflanze
                              eine große industrielle Wichtigkeit erlangen kann. Wenn man die Blüthen dieser
                              Pflanze, deren sie viele trägt, in Wasser taucht, so wird dieses sogleich von ihrem
                              Farbstoff gesättigt; die entstandene Lösung wird durch Kalkwasser und auch durch
                              essigsaures Blei violett, durch Salzsäure oder Schwefelsäure augenblicklich
                              dunkelorangeroth, durch Kali goldgelb, durch Ammoniak braun, durch schwefelsaures
                              Eisenoxydul braunroth, durch Barytwasser violett-carmesinroth gefärbt, durch
                              schwefelsaure Thonerde etwas entfärbt etc. Dieses sind die charakteristischen
                              Eigenschaften des Carminstoffs. Wenn man jene Lösung mit Alkohol kochen läßt, so
                              setzt sie beim Erkalten Carminstoff als Niederschlag ab. Auf Seide ist dieser
                              Farbstoff (wie vorgelegte Muster bewiesen) mit Vortheil anwendbar. (Comptes rendus, August 1856, Nr. 7)
                           
                        
                           
                           Ueber die Ursache der Färbung eines im April d. J. in der
                              Militär-Proviantanstalt zu Paris gebackenen Commißbrodes; von Hrn. Poggiale.
                           Dieses Commißbrod, wovon in der Nacht vom 7. auf den 8. April 22000 Rationen gebacken
                              wurden, war bläulichschwarz gefärbt und ich erhielt von der Kriegsverwaltung den
                              Auftrag, dasselbe sowie mehrere Mehl- und Weizenproben zu untersuchen, um die
                              Ursache dieser Färbung zu ermitteln. Dieß geschah auf mikroskopischem und chemischem
                              Wege und es wurden auch mehrere Brodbereitungs-Versuche angestellt.
                           Fragliches Brod war aus einem Gemenge von Mehl aus hartem Weizen und spanischem
                              zartem Weizen gebacken, wovon ersteres, wie die Versuche ergaben, die Färbung
                              veranlaßt hatte, dasselbe war nämlich selbst zusammengesetzt aus ungefähr 600
                              Hektoliter Weizen von Salonichi und Smyrna, und 300 Hektol. algierischem, vom
                              Kornwurm außerordentlich stark heimgesuchtem Weizen. Diese 900 Hektoliter Weizen
                              waren auf der Mühle der Kriegsverwaltung zu Billy gemahlen worden.
                           Die Resultate meiner Untersuchung sind folgende:
                           1) das Mehl des spanischen zarten Weizens, welches zur Bereitung des fraglichen
                              Brodes diente, ist von guter Qualität und gibt, allein verbacken, ein weißes
                              Brod;
                           2) das Mehl des wurmstichigen afrikanischen harten Weizens, sowie des salonichischen
                              und smyrnischen Weizens ist von geringerer Qualität und enthält einen etwas
                              verdorbenen Kleber, was übrigens von einer ganz zufälligen Ursache herrührt;
                           3) die Färbung des Brodes ist diesen letzteren Mehlsorten, namentlich dem
                              salonichischen zuzuschreiben;
                           4) diese Färbung zeigt sich erst nach der Brodgährung, nach dem Backen und vorzüglich
                              nach dem Erkalten des Brodes;
                           5) das mit denselben Mehlsorten ohne Hefe bereitete Biscuit ist weiß;
                           6) das gefärbte Brod enthält eine ungeheure Menge Infusorien;
                           7) diese Thierchen findet man im Mehle und im Biscuit nicht;
                           8) die Entwickelung der Infusorien und die Veränderung welche der Kleber unter dem
                              Einfluß der Gährung und des Backens erleidet, sind die Ursachen der Färbung des
                              Brodes.
                           Obwohl dieses Brod nichts Schädliches enthielt, wollte die Kriegsverwaltung es zur
                              Nahrung für die Truppen doch nicht verwenden lassen. (Journal
                                 de Pharmacie, August 1856, S. 96.)
                           Wir verweisen auf Payen's Untersuchungen über die rothen
                              Brodpilze, im polytechn. Journal Bd. XCI S.
                                 200, Bd. XCII S. 466 und Bd. CX S. 429. Die Redaction.
                           
                        
                           Ueber das Superphosphat der aufgeschlossenen Knochen; von Dr. Wilh. Wicke.
                           Von der Voraussetzung ausgehend, daß der saure phosphorsaure Kalk der Knochen sehr
                              bald wieder im Boden in neutralen phosphorsauren Kalk übergeführt werde, hat man den
                              Grundsatz aufgestellt, daß das Superphosphat nur durch seine feine Vertheilung
                              wirke. Man hat sogar den Vorschlag gemacht, den durch Schwefelsäure löslich
                              gemachten sauren phosphorsauren Kalk wiederum durch Kalk zu präcipitiren und dieses
                              Präparat dem Boden einzuverleiben.
                           Ueber das Verhalten des Superphosphates gegen die allergewöhnlichsten Bestandtheile
                              des Bodens, welche neutralisirend auf dasselbe einwirken können, liegen meines
                              Wissens noch keine Versuche vor. Ich meine gegen kohlensaures Ammoniak, als das
                              gewöhnliche Zersetzungsproduct der organischen Harnbestandtheile, und gegen den
                              kohlensauren Kalk. Beide Körper wirken allerdings zersetzend auf das Superphosphat;
                              jedoch nicht so, daß dadurch alle Phosphorsäure in unlöslicher Verbindung
                              ausgeschieden würde. Im ersten Falle bleibt eine für das Bedürfniß der Pflanzen
                              hinreichende Menge phosphorsauren Ammoniaks, im zweiten Falle ein saures Salz in Lösung. Ich nahm
                              für diesen Versuch sehr reinen Mergel. Mag man das Superphosphat durch Mergel
                              filtriren, oder längere Zeit mit demselben in der Wärme in Berührung lassen –
                              es wird wohl ein Theil der Phosphorsäure unter Entwickelung von Kohlensäure
                              gebunden, jedoch das Salz nicht vollständig präcipitirt. Auch in diesem Falle
                              stellen wir also den Pflanzen unmittelbar ein in Wasser lösliches phosphorsaures
                              Salz zur Verfügung.
                           Specielle Versuche, welche der Verfasser anstellte, ergaben, daß es nicht zweckmäßig
                              ist, das Superphosphat wiederum durch (gebrannten) Kalk in den
                              dreibasischphosphorsauren Kalk überzuführen. – Wirkt das kohlensaure Ammoniak
                              auf das saure Product ein, so wird einmal der erwünschte fein vertheilte Zustand
                              schon von selbst herbeigeführt, während ein anderer Theil der Phosphorsäure sofort
                              beim Beginne der Vegetation als phosphorsaures Ammoniak von den Pflanzen aufgesogen
                              werden kann Dasselbe ist der Fall, wenn der kohlensaure Kalk auf das Superphosphat
                              einwirkt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1856, S. 97)
                           
                        
                           Gewinnung des phosphorsauren Kalks aus dem zur
                              Knochenleim-Fabrication benutzten Sauerwasser; von A. Chevallier.
                           Zur Knochenleimfabrication werden die Knochen bekanntlich in verdünnter Salzsäure
                              eingeweicht, welche den phosphorsauren und kohlensauren Kalk auflöst, während der
                              Knorpel zurückbleibt und die Form der Knochen beibehält; letzterer wird gewaschen
                              und hierauf mit Wasser gekocht, um den Leim auszuziehenanszuziehen.
                           Das verwendete Sauerwasser enthält den phosphorsauren Kalk nebst salzsaurem Kalk
                              auflöst. Man gießt in diese Flüssigkeit, wenn sie auf die Knochen nicht mehr
                              einwirken kann, Kalkmilch (gelöschten und mit Wasser angerührten Kalk), um die
                              zurückgebliebene Säure zu sättigen und den phosphorsauren Kalk auszufällen; man läßt
                              absetzen, decantirt, wascht den phosphorsauren Kalk und sammelt ihn auf einem
                              Leinenzeug, wo er abtropft und trocknet. Dieser phosphorsaure Kalk kann dann dem
                              Dünger beigemengt werden. – Das beschriebene Verfahren wird in der
                              Knochenleimfabrik des Hrn. Beau zu Nanterre angewendet.
                              (Journal de Chimie médicale, Mai 1856, S.
                              295)
                           
                        
                           Die Blätter der Stechpalme als Theesurrogat.
                           Auf dem Schwarzwald sollen die Blätter von Ilex
                                 aquifolium häufig anstatt chinesischen Thees gebraucht werden. Eine
                              Abkochung (nicht bloß Aufguß) dieser Blätter hat v. Mohl
                              als ganz annehmbares Getränke gefunden. Unsere Quelle meint, es wäre wohl der Mühe
                              werth zu versuchen, ob nicht etwa durch eine besondere Art der Röstung, Auswahl der
                              Blätter etc. ein werthvolles Product zu erzielen sey; eine chemische Untersuchung
                              der Pflanze auf Theïn oder ähnliche Bestandtheile wäre natürlich das Nächste.
                              (Monatsschrift des Gewerbevereins zu Köln.)
                           
                        
                           Lupinensamen als Kaffeesurrogat.
                           Dieses Surrogat wird nach Prof. Fleischer zu Hohenheim im
                              Montafuner Thal angewendet. Er berichtet, daß dort eine Lupinenart ziemlich häufig
                              zu diesem Zwecke gebaut werde; einige in Hohenheim ausgesäete Samen zeigten, daß es
                              Lupinus linifolius
                              Roth
                              sey. 80 Stück Samen (ein Loth) wurden mit 1/2 Schoppen
                              siedenden Wassers infundirt und ein Getränke erhalten, dessen Geruch von Vielen für
                              Kaffee genommen wurde; der Geschmack war ziemlich kaffeeähnlich, nur bitterlicher
                              als Kaffee. Die Lupinen enthalten ein nicht unangenehm schmeckendes, bitterliches
                              Princip, das, verbunden mit den brenzlichen Verbindungen die sich durch Röstung erzeugen, zu einem
                              magenstärkenden, gelinde reizenden Mittel wird, und als solches (nach Dr. Fleischer's Meinung)
                              bessere Dienste thun würde, als andere Kaffeesurrogate. (Württemberg. Wochenblatt
                              für Land- und Forstwirtschaft, 1856.)
                           
                        
                           Die Batate oder süße Kartoffel.Convolvulus batatas L. oder Batatas edulis, nicht zu verwechseln mit der
                                    Yamswurzel, Dioscorea batatas.
                              
                           Der Anbau dieser äußerst wohlschmeckenden und nahrhaften Pflanze wurde in unserem
                              Vaterlande schon manchmal, doch meines Wissens nie mit Erfolg versucht. Der Umstand
                              aber, daß diese nützliche Knolle in denjenigen Staaten Nordamerika's, welche sonst
                              unserem Klima entsprechende Producte erzeugen, bei zweckmäßiger Behandlung
                              vortrefflich gedeiht, munterte mich auf, ihre (Kultur auch bei uns wiederholt zu
                              versuchen. Letzten Herbst bezog ich nun von New-York eine Partie Bataten von
                              einer Sorte, die voraussichtlich in unserem Lande am ehesten zur Reife gelangen
                              würde. Nach amerikanischer Vorschrift pflanzte ich gegen 300 Setzlinge im Mai ins
                              Freie, die vorzüglich gediehen: zu meiner Freude hatte ich schon gegen Ende August Knollen von der Größe einer großen Kartoffel,
                              obwohl die Pflanze noch 4 bis 6 Wochen Zeit zu ihrer Ausbildung hat.
                           Da es mir daran gelegen ist, diese sehr wohlschmeckende, der Kartofffekrankheit nicht
                              unterworfene Pflanze, deren Gedeihen in unserem Vaterlande jetzt keinem Zweifel mehr
                              unterworfen ist, allgemeiner bekannt zu machen, so werde ich reife Knollen und die
                              lebende Pflanze auf dem landwirthschaftlichen Feste in Canstatt ausstellen, und
                              dafür sorgen daß Jedermann junge Bataten-Pflanzen seiner Zeit leicht bekommen
                              kann. Ich behalte mir vor, hierüber, sowie über den Anbau später weitere
                              Mittheilungen zu machen.
                           Stuttgart, 2. September 1856.
                           Adolf Reihlen.
                           (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft,
                              1856, Nr. 37.)
                           
                        
                           Wermuth als Mittel zur Verhütung des Kornwurms.
                           Dr. Lenger nahm wahr, daß in
                              gewissen Gegenden Luxemburgs, wo die Sitte herrscht, am Mariahimmelfahrtstag gewisse
                              aromatische Kräuter, Wermuth, Beifuß, Salbei, Raute. Kamille u.s.w. in der Kirche
                              weihen zu lassen und aus den Estrich zu hängen, der Kornwurm nicht vorkommt, während
                              dicht daneben in französischen Bezirken derselbe große Verheerungen anrichtet. Er
                              erzählt, es sey ihm gelungen, aus einem großen von Kornwürmern reichlich
                              heimgesuchten Getreidehaufen die Thiere in sechs Stunden ganz vertrieben zu haben,
                              so daß die Wände der Fruchtkammer ganz damit überzogen erschienen, und dieß durch
                              das einfache Mittel, daß er einige Wermuthzweige in den Getreidehaufen steckte. Daß
                              Holztheer, Kampher, Hanfblüthen schon lange Zeit zu dem gleichen Zweck angewandt
                              worden, ist bekannt, doch geht ihre Wirkung schneller verloren. Lenger meint, dieß einfache und kostenlose Mittel sey der
                              allgemeinsten Verbreitung werth. (Aus Génie
                                 industr., durch die schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, S.
                              92.)