| Titel: | Ueber die alkalimetrische Bestimmung der Essigsäure und der Säuren in gefärbten Lösungen; von Dr. Alexander Müller. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XII., S. 49 | 
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                        XII.
                        Ueber die alkalimetrische Bestimmung der
                           								Essigsäure und der Säuren in gefärbten Lösungen; von Dr. Alexander Müller.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1856, S.
                              								578.
                        Mit einer Abbildung.
                        Müller, über die alkalimetrische Bestimmung der Essigsäure in
                           								gefärbten Lösungen.
                        
                     
                        
                           Seit längerer Zeit wird in englischen Journalen (zuletzt von Nicholson und Price, im polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 441) wiederholt auf die
                              									Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, welche die Essigsäure der alkalimetrischen
                              									Bestimmung darbietet, theils wegen ihrer Flüchtigkeit, theils wegen der alkalischen
                              									Reaction ihrer neutralen Alkalisalze, theils wegen der öfter sie begleitenden
                              									Färbung. Die Letztere ist für die gewöhnliche Acidimetrie das bedeutendste
                              									Hinderniß, wenn gefärbter Fruchtessig oder roher Holzessig auf seinen Säuregehalt
                              									geprüft werden soll; in solchen und ähnlichen Fällen bediene ich mich des
                              									beistehenden Apparats.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 49
                              
                           Von der zu untersuchenden sauren Flüssigkeit wird ein gewisses Volum in die Flasche
                              										A gebracht und mit einigen Tropfen Salmiaklösung
                              									vermischt, wenn sie nicht Ammoniak enthält. Man verschließt alsdann das Gefäß mit
                              									einem Kork, dessen eine Durchbohrung ein rechtwinklig gebogenes, an der äußeren
                              									Mündung mit einem Reagenspapierchen ausgekleidetes Röhrchen c trägt und dessen andere für ein enges, bis in die Flüssigkeit
                              									reichendes, oben trichterförmig ausgeweitetes Röhrchen b
                              									bestimmt ist. Indem man die Flüssigkeit allmählich erwärmt, läßt man aus einem
                              									Meßrohre eine titrirte Aetznatronlösung so lange in b
                              									einfließen, bis das Reagenspapierchen in c durch
                              									Farbenwechsel die alkalische Reaction anzeigt. Ein zweiter ähnlich ausgeführter Versuch
                              									läßt den Anfang der alkalischen Reaction etwas genauer erkennen, zumal wenn man
                              									gegen Ende der Neutralisation das Röhrchen b mit Wasser
                              									nachspült, oder wenn man vom Anfang an einen schwachen continuirlichen Luftstrom
                              									durch den Apparat hindurch saugt (vermittelst des Mundes oder eines Aspirators). Die
                              									aus der Bürette ausgeflossene Menge Natronlösung übersteigt um ein Geringes das
                              									Aequivalent der vorhandenen Säure, da ja eine gewisse Menge Salmiak zersetzt werden
                              									mußte; man hat also von der verbrauchten Natronlösung so viele Kubikcentimeter
                              									abzuziehen, als nach vorausgehenden Versuchen erforderlich sind, um bei Anwendung
                              									einer reinen verdünnten Salmiaklösung die alkalische Reaction des Dampfes zu
                              									erzeugen; es ist indeß so wenig Alkali nöthig, daß für technische Bestimmungen die
                              									Correction unwesentlich erscheint.
                           Im Uebrigen ist die Berechnung dieselbe, als bei dem gewöhnlichen acidimetrischen
                              									Verfahren.
                           Daß man mit Hülfe obigen Apparats den Gehalt auch anderer Flüssigkeiten
                              									alkalimetrisch bestimmen kann, wofür die gewöhnliche Alkalimetrie durch eine Färbung
                              									erschwert war, leuchtet von selbst ein.