| Titel: | Die Reformen der Butterbereitung nach Trommer und Gussander; von G. E. Habich, Techniker in Kassel. | 
| Autor: | G. E. Habich | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XIV., S. 53 | 
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                        XIV.
                        Die Reformen der Butterbereitung nach Trommer und Gussander; von
                           									G. E. Habich, Techniker in
                           								Kassel.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Habich, über die Reformen der Butterbereitung.
                        
                     
                        
                           Außer etlichen Abänderungen in den Butterfässern ists in Sachen der Butterbereitung
                              									bisher beim Alten geblieben. Und was die beiden Reformatoren dieser so tief ins
                              									Leben eingreifenden Praxis, Professor Trommer in Eldena und Major Gussander in
                              									Schweden, geleistet und gelehrt haben, das ist für die, welche es angeht, noch so
                              									gut wie unbekannt. Ist auch das Verfahren des einen
                              									dieser beiden Herren hier und da bekannt, so fehlt wieder die eben so nothwendige
                              									Kenntniß des andern. Ein Versuch, diese Erfahrungen in
                              									möglichst weite Kreise zu tragen, wird also an der Zeit seyn.
                           Um sich die Vortheile, welche die eine oder andere dieser Methoden gewähren kann,
                              									völlig klar zu machen, wollen wir uns zunächst die chemischen Vorgänge, welche bei
                              									der Herstellung der Butter aus der Milch in Betracht kommen, vergegenwärtigen.
                           Milch ist bekanntlich ein Gemenge von Butterfett, Käsestoff, Milchucker und Wasser
                              									(nebst einigen Salzen). Für die Verarbeitung derselben auf Butter muß es vor allem
                              									darauf ankommen, die Ausscheidung des Butterfettes aufs
                              										Vollständigste herbeizuführen. Im zweiten Gliede
                              									kommt dann die Frage: wie ist die fettfreie Auflösung von
                              									Käsestoff und Milchzucker zu verwenden? – Um in Letzterer Beziehung
                              									unbeschränkt verfügen zu können, ist eben die Kenntniß der chemischen und
                              									physikalischen Eigenschaften dieser Milchbestandtheile unerläßlich.
                           Das Butterfett hat die für unsere Zwecke wichtige
                              									Eigenschaft, daß es leichter ist als Wasser – in
                              									Folge dessen schwimmt es auf dem Wasser und müßte sich aus einer Auflösung von
                              									verschiedenen Stoffen, die das Wasser schwerer machen
                              									(wie hier der Milchzucker, Käsestoff und die Salze), nur um so
                                 										rascher an der Oberfläche ausscheiden, wenn diese Flüssigkeit nicht durch
                              									ihren Käsestoffgehalt eine gewisse Zähigkeit, Klebrigkeit
                              									besäße, was denn das Aufsteigen der Butterfetttröpfchen wieder sehr verlangsamt.
                           Der Milchzucker ertheilt der Milch den schwach süßen
                              									Geschmack. Für unsere Aufgabe ist es wichtig zu wissen, daß dieser Zucker –
                              									ohne etwas aufzunehmen oder abzugeben – ganz allein durch eine andere
                              									Anordnung seiner drei Bestandtheile durchaus andere physikalische und chemische
                              									Eigenschaften bekommt, indem er zu Milchsäure wird. Diese
                              									Säure hat also ganz dieselbe Zusammensetzung wie der
                              									Milchzucker. Reiner Milchzucker läßt sich aufbewahren,
                              									ohne die geringste Zersetzung zu erleiden – sobald aber einer
                              									Milchzucker-Auflösung etwas Käsestoff zugefügt wird, so beginnt
                              									augenblicklich die Umwandelung einer entsprechenden Menge
                              									des Zuckers in Säure. Wir werden diesen Proceß besser verstehen, nachdem wir uns
                              									auch mit dem Käsestoff specieller bekannt gemacht haben.
                              										Reiner Käsestoff kann sich im Wasser zu einer zähen
                              									Flüssigkeit lösen. Erhitzt man diese Auflösung, so scheidet sich an der Oberfläche
                              									eine Decke aus, welche im Wasser nun nicht mehr
                              									auflöslich ist – es ist geronnener Käsestoff, wie wir solchen auch beim
                              									Sieden der Milch sich ausscheiden sehen. Wichtiger für unsere Praxis ist die
                              									Eigenschaft des Käsestoffs, sich mit Säuren zu
                                 										unauflöslichen Körpern zu verbinden. Eine Auflösung von Käsestoff wird
                              									deßhalb durch Zusatz einer Säure sogleich zum Gerinnen
                              									gebracht, die Verbindung der Säure mit dem Käsestoff scheidet sich aus und ist nur,
                              									wenn man Essigsäure verwendet hatte, in einem Ueberschuß derselben löslich. setzt
                              									man soviel Alkali zu, daß es der Säuremenge entspricht, so wird der ausgeschiedene
                              									Käsestoff wieder aufgelöst.
                           
                           Auch mit der Milchsäure geht der Käsestoff eine solche unlösliche Verbindung ein,
                              									welche sich ausscheidet, wenn die Milch vollständig sauer geworden ist. Da nach
                              									chemischen Gesetzen eine jede solche Verbindung unter allen Umständen ihre Bestandtheile stets in demselben Verhältniß zu einander enthält, so sieht man ein, daß die
                              									Ausscheidung des Käsestoffs aus der Milch stets in dem Maaße vorschreiten muß, in
                              									welchem auch die Umwandlung des Milchzuckers über Hand genommen hat. Ist der
                              									Zuckergehalt in einer Milch noch nicht völlig zersetzt und man trennt den ausgeschiedenen Käsestoff, so behält
                              									die restirende süße Flüssigkeit noch immer etwas Käsestoff gelöst.
                           Diese chemischen Thatsachen genügen uns mm, um für unsere Butterbereitung zu jeder Zeit Rede stehen zu können.
                           Es liegt auf der Hand, daß nach Maßgabe der fortschreitenden Säuerung der Milch auch
                              									deren Consistenz vermehrt, und dadurch das Aufsteigen der
                              									Butterkügelchen an die Oberfläche immer mehr und mehr erschwert wird. Ist die Ausscheidung des Butterfetts (des Rahms – auch Schmand, Schwatten, Oberes genannt)
                              									noch nicht vollendet, wenn die Milch zum Gerinnen gekommen ist, so ist der in der
                              									sauren Milch steckende Fettgehalt für die Butterbereitung verloren! Darauf gründet
                              									sich nun die Abhülfe zweier wesentlich verschiedenen Methoden, welche die
                              									vollständige Gewinnung des Butterfettes möglich machen sollen.
                           Man kann nämlich entweder darauf ausgehen wollen, alle die Umstände zu ermitteln,
                              									welche das Aufsteigen der Butterkügelchen beschleunigen,
                              									so daß also die Ausscheidung des Rahms in kürzester Frist
                              									und jedenfalls vor beginnender Säuerung der Milch
                                 										beendigt ist. Und dieß ist der Weg, welchen der Schwede Gussander eingeschlagen hat.
                           Oder man kann durch den Zusatz eines kleinen Quantums Alkali (reine Soda) die
                              									entstehende Milchsäure in Beschlag nehmen lassen, so daß der Ausscheidung eines milchsauren Käsestoffs vorgebeugt wird und die Buttfetttropfen nach wie vor
                                 										ungehindert emporsteigen können. Das ist das Verfahren des Professor Trommer.
                           Der Umstand, daß bei der alten Wirthschaft die Verdickung
                              									der Milch und dadurch die Erschwerung der
                              									Rahm-Ausscheidung allmählich eintrat, also trotz
                              									der unvollständigen Erreichung des Zweckes eine längere
                                 										Zeit erforderlich war, läßt mm die Vortheile der
                              									einen oder andern Methode, wenn sie sich bewähren, hauptsächlich in Folgendem
                              									finden.
                           
                           Man reicht mit einer geringern Anzahl von Milchgefäßen
                              									aus, zu deren Aufstellung ein kleinerer Raum und zu deren
                              									höchst sorgfältiger Reinigung weniger Arbeitskräfte
                              									erforderlich sind.
                           Gelingt es die Ausscheidung des Butterfetts vollständig zu machen, ehe denn die
                              									Säuerung der Milch begonnen und ohne daß ein Zusatz von
                              									Soda stattgefunden hat – so erhält man, nach der Trennung des Rahms, eine
                              									butterfreie süße Milch, welche zu den sämmtlichen
                              									Verwendungen in der Küche (Mehlspeisen etc.) vollkommen
                              										tauglich ist, indem man den fehlenden Fettgehalt
                              									durch ein anderes billigeres Fett ersetzt.
                           Dieses Ziel hat denn auch besonders Gussander im Auge
                              									gehabt und wir wollen uns sein, seit 25 Jahren in Schweden vielfach zur Anwendung
                              									gekommenes, Verfahren zuerst betrachten.
                           Gussander glaubt zu der Annahme berechtigt zu seyn, daß
                              									die bisherige Praxis, durch Aufbewahrung der Milch bei
                              										niederer Temperatur dem raschen Eintritt der Säuerung
                              									einen Riegel vorzuschieben, eine falsche sey. Er will
                              									vielmehr gefunden haben, daß die Ausscheidung des Rahms bei einer Temperatur von 16
                              									bis 24° Cels. (etwa 13 bis 19° Reaumur) am schnellsten und
                              									vollständigsten, nämlich in 22 bis 24 Stunden, erfolgt.
                           Zur Prüfung dieser Voraussetzung hat nun Professor Stöckhardt in Tharand einige Versuche anstellen
                              									lassen (vergl. dessen „Chemischer Ackersmann,“ 1856 S. 59), aus
                              									denen hervorgeht, daß durch eine Erhöhung der Temperatur
                              									über 10° C. (bis 22°) etc. das Aufsteigen der Butterkügelchen nicht beschleunigt und befördert wird, daß vielmehr die Ausrahmung bei niederer Temperatur in
                              									allen Versuchen vollkommener stattgefunden hat, als bei höherer. Dagegen bewirkt die
                              									höhere Temperatur die Bildung eines weit compacteren Rahmes, der reicher an Butter
                              									und ärmer an Käsestoff ist. Die höhere Temperatur hat nämlich das Aneinanderheften
                              									der Buttertheilchen und deren Trennung von dem Käsestoff begünstigt. Es versteht
                              									sich von selbst, daß eine solche Veredlung der Qualität des Rahms für das Buttern
                              									sehr zu Gute kommt.
                           Andere Versuche Stöckhardt's bestätigen die Angabe Gussander's, daß die Ausscheidung
                                 										des Rahms in weit kürzerer Zeit vor sich geht, als man anzunehmen gewohnt
                                 										ist. Es fand binnen 24 Stunden bei 10° Cels. eine so vollständige
                              									Abrahmung der Milch statt, daß in flachen Gefäßen nur
                              									noch 6 Proc. von dem ursprünglichen Fettgehalt in der abgelassenen Milch enthalten
                              									waren. Damit erhält denn das Verfahren Gussander's seinen
                              									besondern Werth durch die
                              									Möglichkeit der wirthschaftlichen Benutzung der noch
                                 										süßen, aber fettlosen Milch.
                           Endlich auch wollen wir hier gleich noch erwähnen, daß durch die Tharander Versuche die bekannte Thatsache der
                              									vollständigen und leichtern Abrahmung in flachen Gefäßen
                              									ebenfalls bestätigt wurde. Vom Boden des Milchgefäßes bis zur Oberfläche der Milch
                              									haben die Butterkügelchen einen Weg zurückzulegen, wozu
                              									es einer gewissen Zeit bedarf. Da es nun für diesen Zweck
                              									– der Säuerung der Milch zugleich vorzubeugen – sich ganz besonders um
                              										Abkürzung der Zeit handelt, so wird man den Weg vom
                              									Boden bis zur Oberfläche kürzer, d.h. die Milchgefäße flacher machen müssen.
                           Treten wir nun näher an die Gussander'schen Geräthschaften
                              									heran. Sämmtliche Gefäße sind von Weißblech. Und das ist
                              									ein wesentlicher Vorzug. Bedenkt man, daß die geringste Menge Milchsäure, welche,
                              									nach stattgefundener Reinigung der Gefäße in denselben zurückblieb, die Zersetzung
                              									der in dieselben gebrachten frischen Milch sofort einleitet – daß aber bei
                              									mehr oder weniger porösen Gefäßen von gebranntem Thon
                              									oder Holz eine so gründliche Reinigung kaum möglich ist
                              									und daß nur die gläsernen, aber sehr zerbrechlichen Milchsatten hierbei den nöthigen Schutz
                              									gewähren: so wird man die Idee, ein dichtes, zähes und unschädliches Material wie
                              									das Weißblech zu den Milchgefäßen zu verwenden, immerhin eine glückliche nennen müssen.
                           Deßhalb hat denn Gussander auch die hölzernen Melkkübel beseitigt und durch Milcheimer von Weißblech, die
                              									9 1/2 preuß. Zoll hoch, oben 9 Zoll und unten 8 Zoll weit sind, ersetzt. Größer
                              									sollen sie nicht seyn, damit die Reinigung derselben um so leichter vorgenommen
                              									werden kann. In diese Eimer wird die Milch eingemolken und in die Milchstube
                              									getragen. Dort wird sie in die Seiheflasche (Fig. 33)
                              									gegossen. Sie ist 14 Zoll hoch und 10 Zoll weit und hat einen gebrochenen Ausguß g, f, c, d. Der untere Ansaß des Halses g ist 5 1/2 Zoll lang und nach innen ausgehöhlt –
                              									der Theil f ist 5 1/2 Zoll lang – und an ihn
                              									schließt sich das kurze Stück c, welches oben (bei c) 2 3/4 Zoll und unten bei d 1 3/4 Zoll lang ist. Das Ausgußstück c, d
                              									mündet nun in den siebartig durchlöcherten Kopf b
                              									– der Zwischenraum zwischen der Oeffnung a und
                              									dem Siebe wird durch ein Stück mittelfeine Leinwand ausgefüllt. Inwendig bei b ist eine kleine Abtheilung, 1 1/4 Zoll hoch, wodurch
                              									die Milch in den Hals geleitet wird. Fig. 34 ist der bei a, b mit einer Oeffnung versehene Deckel der
                              									Seiheflasche – die Oeffnung a, b ist 3 1/4 Zoll
                              									weit, die Höhe beträgt 3 1/2 Zoll und er muß vermittelst des innen eingreifenden und gut
                              									schließenden Randes c (von 1 Zoll Höhe) sehr dicht
                              									schließen.
                           Die wichtigsten der Geräthschaften scheinen aber die Milchsatten zu seyn, welche aus der Seiheflasche gefüllt werden. Die Figuren 35,
                              										36 und
                              										37 sollen
                              									ihre Einrichtung erläutern. Es sind flache Schalen von höchstens 2 Zoll Tiefe und
                              									einer entsprechenden Länge und Weite, so daß sie 8 sächsische KannenEtwa 6 1/2 preuß Quart. Milch fassen können. Der Rand ist in einem Winkel von 40° aufgebogen
                              									und alle Ecken und Kanten sind zur Erleichterung der Reinigung sorgfältig
                              									abgerundet. Außer diesen größern Milchsatten hat man aber immer noch einige
                              									kleinere, welche zur Aufnahme etwaiger kleinen Milchreste dienen. Letztere haben,
                              									bei gleicher Tiefe, unten im Lichten 12 1/2 Zoll Länge und 8 Zoll Breite. Diese
                              									kleinern Milchsatten sind mit Füßen versehen, die größern nicht.
                           Eine ausgezeichnete Vorrichtung an diesen Satten gestattet nun das Abnehmen des Rahms (wobei man entweder Rahm verliert oder
                              									unnöthiger Weise wieder von der käsereichen Milch zuschöpft) zu beseitigen. Es befindet sich nämlich auf einer der
                              									schmalen Seiten der Cylinder a (Fig. 35 und 36); er ist
                              									eben so hoch wie die Satte und 3/4 Zoll im Lichten weit. Der obere Theil ist von
                              									Weißblech mit vier Längsspalten b, b von 1/8 Zoll Weite
                              									versehen, welche beim Ablassen der Milch wohl die dünnflüssige Milch durchlassen, den dickern Rahm aber vollständig in der Satte
                                 										zurückhalten. Das untere Ende des Cylinders ist mit einer messingenen Dille
                              									versehen. An einer kleinen Kette ist der ebenfalls messingene Stöpsel c (Fig. 36) zum Verschließen
                              									der Oeffnung befestigt. – Fig. 37 zeigt den
                              									horizontalen Durchschnitt des Cylinders.
                           Es mag noch erwähnt werden, daß diese Satten wegen ihrer viereckigen Form bei gleichem Inhalt weniger Raum bedürfen als die runden Töpfe, natürlich bei gleichem Höhestand der Milch,
                              									die in diesen Satten nie höher als 1 1/2 Zoll steht.
                           Der zinnerne Ueberzug erheischt einige Vorsicht beim Reinigen; – ein Scheuern
                              									desselben soll nicht stattfinden, und es genügt auch ein
                              									sorgfältiges Abwaschen vermittelst eines Schwammes und heißen Wassers, wobei dann
                              									dem Zinnüberzug seine ursprüngliche Glätte erhalten wird. Der dazu dienende Schwamm
                              									muß durch Einlegen in verdünnte Salzsäure von allen steinigen Beimengungen
                              									sorgfältig befreit und durch Auswaschen mit Wasser und später etwas Sodalauge von
                              									aller Säure gereinigt worden seyn.
                           
                           Auch mit den vorhandenen Butterfässern war Gussander nicht zufrieden, und er hat sich deßhalb ein
                              									neues ebenfalls aus Weißblech construirt, dessen Einrichtung die Figuren 38, 39 und 40
                              									verständlich machen sollen. Je nach dem mehr oder minder großen Betriebsumfange der
                              									Butterfabrication hat man auch Butterfässer von verschiedener Größe zu 8, 16 und 24
                              									Kannen Rahm. Nachstehend die Maaße eines Fasses zu 16 Kannen Rahm.
                           Das Butterfaß (Fig.
                                 										38) ist 28 Zoll hoch und 6 1/4 Zoll weit. An jeder Seite, 6 Zoll vom obern
                              									Rande, befindet sich ein Handgriff a. Unten bei b sind ein paar Haken angebracht, um das Butterfaß am
                              									Boden zu befestigen, was bei dem kleinern aber nicht nöthig ist.
                           Fig. 39 zeigt
                              									den trichterförmigen Deckel, der in das Faß geschoben
                              									wird. Er hat unten eine Oeffnung a, b von 1 1/2 Zoll
                              									Weite, oben einen 1/2 Zoll breiten Rand c, an welchem
                              									zwei Hacken d, d angelöthet sind, um den Deckel, fest
                              									schließend, am Cylinder zu befestigen; sie entsprechen also genau dem Rande c, c des Fasses. Im Ganzen ist der Deckel 2 3/4 Zoll
                              									hoch.
                           Fig. 40, der
                              										Stab, ist ebenfalls von Weißblech, und, um ihn
                              									leichter zu machen, hohl, 36 Zoll lang, und 1 Zoll im Durchmesser.
                           Die obern Handgriffe a, a sind 10 Zoll lang und stehen 3
                              									1/2 Zoll auseinander. Das Stück von b nach c kann bei c abgenommen
                              									werden, um den Stab durch den Deckel des Butterfasses führen zu können. Bei dem kleinern Butterfaß hat der Stab nur einen Handgriff, weil ein solches von einem
                              									Mädchen, welches dasselbe ohne Anstrengung mit den Beinen festhalten kann, in
                              									Bewegung gesetzt wird – für die größern Fässer
                              									aber sind zwei Menschen erforderlich, deßhalb zwei
                              									Handgriffe und Befestigung am Boden. Statt der durchlöcherten Scheibe am untern Ende
                              									des Stabes führen die Gussander'schen Fässer eine
                              									durchlöcherte Glocke
                              									d, – diese muß ganz genau in das Butterfaß
                              									passen, sie ist 4 Zoll hoch und hat 42 Löcher von 3/8 Zoll Weite. Folge dieser
                              									Vorrichtung ist, daß der Rahm stets kräftiger zusammengestoßen und dadurch zur
                              									Vereinigung der Butterkügelchen mehr Veranlassung gegeben wird, weßhalb es dann auch
                              									möglich ist, das Buttern stets in 5 bis 7 Minuten zu
                              									vollenden.
                           Die übrigen Geräthschaften, welche Gussander in die
                              									Molkenwirthschaft eingeführt hat, besitzen keine besondere Construction, aber alle
                              									zwecken auf die größte Reinlichkeit ab. So wird denn auch
                              									der Rahm aus den Milchsatten nicht mit hölzernen Löffeln
                              									(die, allmählich erweicht, Fasern entlassen und der
                              									Butter beimengen) ins Butterfaß gebracht – man bedient sich dazu sehr sauberer Hornspatel, welche nach dem Reinigen in Futteralen
                              									aufbewahrt werden.
                           Soviel über die Geräthschaften selbst. Die Qualität der Producte ist eine von unsern
                              									gewöhnlichen sehr abweichende.
                           Was zunächst die Butter anbetrifft, so hat darüber Prof.
                              										Stöckhardt a. a. D. die Resultate der von ihm
                              									veranlaßten Versuche veröffentlicht. Es ergab sich dabei, daß die nach dem neuen
                              									Verfahren dargestellte Butter meist weicher und weniger kernig war, als die nach dem
                              									alten Verfahren (Abrahmen nach eingetretener Säuerung) bereitete – ferner daß
                              									sie nach kurzem Auswaschen käsereicher blieb, nach längerm Auswaschen aber
                              										wasserreicher wurde, als die gewöhnliche Butter. Es
                              									enthielt nämlich
                           
                              
                                 eine Butter nach
                                 kurzem Auswaschen
                                 2,43 Proc. Käsestoff
                                    											und              23,37
                                    											Proc. Wasser,
                                 
                              
                                   „      
                                    											„       „
                                 längerm        „
                                 1,54 Proc. Käsestoff
                                    											und              32,86
                                    											Proc. Wasser,
                                 
                              
                                   „      
                                    											„       „
                                 älterm Verfahren
                                 1,70 Proc. Käsestoff
                                    											und              20,35
                                    											Proc. Wasser.
                                 
                              
                           Geht nun auch hieraus hervor, daß die Butter nach Gussander's Verfahren, nach völliger Befreiung von der
                              									Buttermilch, käseärmer ist als eine gewöhnliche, so ließ
                              									doch der größere Wassergehalt der Befürchtung Raum, es
                              									werde dieselbe eine geringere Haltbarkeit bewähren.
                              									Indessen streitet dagegen ein von Stöckhardt
                              									mitgetheiltes Zeugniß einer sehr achtbaren schwedischen Landwirthin, welches
                              									darthut, daß dieser größere Wassergehalt bei der Durchführung
                                 										im Großen zu vermeiden ist. Durch das stattfindende Salzen der Butter wird
                              									der Wassergehalt offenbar auf ein
                                 										Minimum reducirt. „Die Butter, gut ausgewaschen und gesalzen
                                 										(sagt jene Dame) läßt sich, ich wage es zu behaupten, aufheben, so lange man
                                 										will und transportiren, wohin man will. In meiner Wirtschaft habe ich den ganzen
                                 										vorigen Winter hindurch mich derartiger eingesalzener Butter bedient und sie
                                 										immer vortrefflich gefunden. Dasselbe sagen alle meine Nachbarn, welche Gussander'sche Milchgefäße anwenden. Mit der
                                 										Einrichtung selbst, die ich nun seit Anfang Sept. 1854 für einige fünfzig
                                 										Milchkühe benutze, bin ich, wie alle übrigen Hausfrauen, fortwährend sehr
                                 										zufrieden.“
                              								
                           Bemerkenswerth ist ferner die Qualität der Buttermilch.
                              									Sie ist fast ganz süß und liefert einen vortrefflichen Käse, auf holländische oder
                              									holsteinische Weise bereitet.
                           Auf die Verwendbarkeit der fettfreien sogen, blauen Milch
                              									(die unter der Rahmschicht abgelassen wird) ist schon oben hingewiesen worden.
                           
                           Nach diesen Erörterungen wollen wir uns nun auch noch mit den Erfahrungen bekannt
                              									machen, welche
                           
                              Trommer
                              
                           bereits vor zehn Jahren in seinem Schriftchen „Das
                                 										Molkenwesen“ veröffentlichte. Wie schon erwähnt, suchte derselbe
                              									durch Auflösung von reiner krystallisirter Soda in der Milch der Säuerung derselben
                              									vorzubeugen oder vielmehr alle entstehende Milchsäure sofort zu neutralisiren und so
                              									die Milch dünnflüssig zu erhalten, wodurch dann eine
                              									vollständigere Rahmausscheidung ermöglicht wurde.
                           Es ist dieses Verfahren wiederholt geprüft worden, und noch kürzlich ist vom
                              									Rittergutsbesitzer Sannert auf Dambitsch (vergleiche
                              									Eldenaer Archiv, Jahrg. 1856, S. 51 etc.) eine lange Reihe von Versuchen
                              									veröffentlicht, deren Resultate wir hier kurz zusammenfassen wollen.
                           Frühere Versuche hatten ergeben, daß die Trommer'sche Methode allerdings einen vermehrten Butterertrag bewirkte, die erhaltene Butter
                              									aber nicht frei von einem unangenehmen Natrongeschmack war. Sannert
                              									setzte der Milch per Berliner Quart 0,8 Loth Soda zu,
                              									was dem von Trommer vorgeschriebenen Quantum von 1
                              									Procent nahebei entspricht. Diese alkalisirte Milch blieb nun 3 Tage (!) bis zum
                              									Abrahmen stehen, wobei meistens schon Säuerung eintrat. Nach dem Mittel von neun
                              									Versuchen war bei der Trommer'schen Methode zu einem Pfunde Butter ein halbes Quart Milch weniger
                              									erforderlich als bei der gewöhnlichen Manier. Rücksichtlich der Qualität erschien es
                              									zweifellos, daß dieselbe an Feinheit und Zartheit der besten süßen Sahnenbutter
                              									gleich kam, aber – – ein mehr oder weniger hervortretender
                              									Natronbeigeschmack beeinträchtigte ihren Werth. Selbst 24stündiges Auswaschen mit
                              									kaltem Wasser half dabei nicht ab.
                           Ließ man aber den Rahm so lange stehen (etwa vier Tage)
                              										bis sein Milchzuckergehalt in Milchsäure umgewandelt
                                 										war und das Natron neutralisirt hatte, so lieferte er beim Verbuttern ein
                              										vollkommen rein schmeckendes Product.
                           ––––––––––
                           Nach den Erfahrungen Gussander's, daß auch ohne Natron-Zusatz eine vollkommene Ausrahmung in
                              										kürzerer Zeit ohne Säuerung stattfindet, können wir
                              									nun freilich der Trommer'schen Methode keinen großen
                              									praktischen Werth mehr zuerkennen. Insbesondere würde der vortheilhaften Benutzung
                              									der abgelassenen Milch ein unvermeidlicher
                              									Natrongeschmack hemmend in den Weg treten.
                           
                           Was wir aber bei der Gelegenheit den Freunden des Gussander'schen Verfahrens empfehlen möchten, das ist die Anwendung einer
                              										Soda-Auflösung als Waschwasser zum Reinigen
                              									der Gefäße, zum Auswaschen des Schwammes und der Seihetücher.
                           Zur Zeit steht der allgemeinem Einführung der Gussander'schen Methode die Kostspieligkeit der erforderlichen Apparate
                              									entgegen. Hr. Oberforstrath von Berg in Tharand berichtet uns, daß in Schweden
                              									folgende Preise (auf unser Geld reducirt) für die Gerätschaften bezahlt wurden:Das Handlungshaus Chr. Schubart und Hesse in
                                       												Dresden liefert solche Geräthschaften – deren Preise mir zur
                                    											Zeit nicht bekannt sind.H
                              								
                           
                              
                                 ein Milcheimer
                                   Thlr.
                                 22 Sgr.
                                 
                              
                                 ein Saß (vier Stück) Milchsatten
                                    											für     vierundzwanzig Kannen
                                    											Milch
                                 6   „
                                   7  „
                                 
                              
                                 eine Seiheflasche
                                 3   „
                                 22  „
                                 
                              
                                 ein Butterfaß zu acht Kannen
                                 4   „
                                  –   „
                                 
                              
                           Das erheischt allerdings schon einen Kapitalaufwand, vor welchem der kleinere
                              									Hauswirth zurückschreckt. Der große Vortheil aber, welchen die größte Verbreitung
                              									dieses Fortschrittes auch dem kleinen Grundbesitz zuführen würde, treibt einmal
                              									wieder die viel verkannte Wahrheit ans Tageslicht, daß es eine Menge Gewerbe gibt,
                              									zu denen zweckmäßigere, aber auch kostspieligere Apparate gehören, als sie jeder
                              									einzelne Gewerbsmann (im vorliegenden Falle: der Milchviehbesitzer) sich beschaffen
                              									kann, und daß unter diesen Umständen nur auf dem Wege der
                                 										Association die größte Veredlung und höchste Verwerthung des Rohstoffes zu
                              									ermöglichen ist. Die Milchwirthschaften im südlichen Frankreich und einigen Gegenden
                              									der Schweiz sind treffliche Muster, wie so etwas einzurichten ist.
                           
                        
                     
                  
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