| Titel: | Ueber hydraulische Mörtel; von August Winkler in Breslau. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXX., S. 106 | 
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                        XXX.
                        Ueber hydraulische Mörtel; von August Winkler in Breslau.Die Untersuchungen über die hydraulischen Mörtel sind von Hrn. Winkler im hiesigen chemischen Laboratorium mit
                                 										großem Fleiße ausgeführt worden. Obschon über diesen Gegenstand vortreffliche
                                 										Arbeiten vorliegen, so bietet derselbe doch noch Lücken dar, zu deren Ausfüllung
                                 										die Untersuchungen des Hrn. Winkler einen
                                 										wesentlichen Beitrag liefern.Löwig.
                           							
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1856, Bd. LXVII S.
                              									444.
                        Winkler, über hydraulische Mörtel.
                        
                     
                        
                           Die hydraulischen Mörtel lassen sich nach den chemischen Vorgängen, welche das
                              									Erhärten unter Wasser bewirken und nach den verschiedenen chemischen Verbindungen,
                              									die in den noch nicht erhärteten Mörteln vorhanden sind, in zwei Classen eintheilen.
                              									Die erste Classe, die ich als Roman-Cemente bezeichnen will, umfaßt die
                              									Gemenge von Puzzolane, Traß, Ziegelmehl etc. mit caustischem Kalk, und solche
                              									hydraulische Mörtel, die durch gelindes Brennen von Mergeln erhalten werden. Alle
                              									diese Roman-Cemente enthalten im frischen Zustande
                                 										caustischen Kalk. Als die zweite Classe sind die Portland-Cemente zu
                              									betrachten. Sie enthalten im frischen Zustande keinen
                                 										caustischen Kalk. Die chemischen Verbindungen, welche im frischen und
                              									erhärteten Roman-Cement vorhanden, und die Art und Weise, wie dieselben das
                              									Erhärten eines Roman-Cementes unter Wasser bewirken, ist vom Oberbergrath v.
                              										Fuchs vollständig nachgewiesen worden. (Ueber Kalk
                              									und Mörtel in Erdmann's Journal für technische und
                              									ökonomische Chemie Bd. VI S. 1 und 132; über die Eigenschaften, Bestandtheile und
                              									chemische Verbindung der hydraulischen Mörtel, im polytechn. Journal, 1833, Bd. XLIX
                              									S. 271.) Meine Versuche betreffen daher nur die Portland-Cemente. Um jedoch eine allgemeine Uebersicht zu geben,
                              									werde ich die von Fuchs erhaltenen Resultate hier kurz
                              									anführen, bevor ich zur Beschreibung meiner Versuche übergehe.
                           Fuchs hat das Verdienst, zuerst nachgewiesen zu haben,
                              									daß es die Verbindung von Kalk mit Kieselsäure ist, welcher ein hydraulischer Mörtel
                              									seine charakteristischen Eigenschaften verdankt. Er hat gezeigt, daß Salzsäure aus
                              									allen hydraulischen Mörteln gallertartige Kieselsäure abscheidet. Dasselbe findet
                              									bei den chemischen Verbindungen von Kieselsäure mit Kalk statt. Silicate, welche für
                              									sich nicht mit Salzsäure Gallerte bilden, erlangen diese Eigenschaft, wenn sie
                              									längere Zeit der Einwirkung von Kalk unter Wasser ausgesetzt sind. Fein pulverisirter Feldspath
                              									scheidet mit verdünnter Salzsäure keine Kieselgallerte ab; derselbe, 10 Monate unter
                              									Wasser mit caustischem Kalk in Berührung, gab eine zusammenhängende hatte Masse und
                              									schied mit Salzsäure Kieselgallerte ab. Es folgt hieraus, daß sich im Verlauf von 10
                              									Monaten eine chemische Verbindung zwischen dem Kalk und der Kieselsäure des
                              									Feldspaths gebildet hatte, welche sodann von Salzsäure unter Abscheidung von
                              									Kieselgallerte zerlegt wurde, und daß das Entstehen dieses kieselsauren Kalkes die
                              									Ursache des Erhärtens der Mischung von Kalk und Feldspath ist.
                           Fuchs hat ferner gezeigt, daß die Eigenschaft der
                              									Kieselsäure, sich mit Kalk unter Wasser zu einem erhärtenden Product zu verbinden,
                              									von dem Cohärenzzustande derselben abhängig ist. Zum feinsten Pulver zerriebener und
                              									geschlämmter Quarz erhärtet mit Kalk unter Wasser gar nicht. Opal eben so behandelt
                              									erhärtet langsam, aber gut. Ausgeglühte Kieselsäure, wie sie bei der Analyse von
                              									Silicaten erhalten wird, erhärtet rasch mit Kalk.
                           Die Verbindungsfähigkeit der Kieselsäure mit Kalk wird vermehrt, je mehr die Cohärenz
                              									derselben geschwächt wird. Fuchs hat dieß durch Glühen
                              									der Silicate erreicht. Geglühter Feldspath erhärtet mit Kalk unter Wasser schneller
                              									und stärker, als ungeglühter. Eben so verhalten sich die meisten Thone.
                           Noch vollständiger wird die Cohärenz der Kieselsäure zerstört, wenn dieselbe mit
                              									wenig Kalk im Feuer zu einem sauren Silicat verbunden, d.h. aufgeschlossen wird. 3
                              									Thle. Quarz mit 1 Thl. Kalk heftig weiß geglüht, und die zusammengesinterte Masse
                              									nach dem Pulverisiren mit mehr Kalk im Verhältniß von 6 : 1 unter Wasser gestellt,
                              									erhärtet langsam, aber stark.
                           In Bezug auf das Aufschließen der Kieselsäure durch Kalk sagt Fuchs: „Man könnte vielleicht dem Quarz etwas mehr Kalk
                                 										zusetzen, als ich gethan habe; allein man muß sich doch sehr in Acht nehmen, daß
                                 										ein gewisses Maaß nicht überschritten wird, weil die Kieselsäure, wenn sie vor
                                 										der nassen Cementation zu viel Kalk aufgenommen hat, dann mit diesem unter
                                 										Wasser nicht mehr gut bindet.“ Er führt hierauf den Wollastonit, 3
                              									CaO, 2 SiO₃ an, der, weder ungeglüht, noch geglüht, mit mehr Kalk unter
                              									Wasser erhärtet, und nimmt an, daß es diese Verbindung ist, die durch ihr Entstehen
                              									das Erhärten eines hydraulischen Mörtels bewirkt. Die Quantität Kalk, welche, um das
                              									Aufschließen zu bewirken, mit der Kieselsäure durch Glühen verbunden werden darf,
                              									muß demnach stets kleiner seyn, als im Wollastonit mit Kieselsäure verbunden
                              									ist.
                           
                           Eben so wie der Kalk vermag auch die Bittererde mit Silicaten erhärtende Producte zu
                              									bilden. Geglühte und ungeglühte Thone erhärten mit Bittererde kräftiger, als mit
                              									Kalk.
                           Silicate, welche Alkalien enthalten, erhärten mit Kalk meist gut. Der Kalk scheidet
                              									hierbei die Alkalien aus ihrer Verbindung mit Kieselsäure aus. Wegen dieser
                              									Substitution eignen sich alkalihaltige Silicate besonders gut zu Cementen.
                           Aus Thonerde und Kalk ein erhärtendes Product darzustellen, hat Fuchs nicht vermocht. Ich werde später ein Verfahren angeben, wie man dieß
                              									erreicht. Von der in Silicaten mit Kieselsäure verbundenen Thonerde sagt Fuchs, nachdem er eben von der Nothwendigkeit gesprochen,
                              									beim Aufschließen der Silicate durch Glühen mit Kalk von diesem nicht zu viel
                              									zuzusetzen: „Etwas Anderes ist es, wenn ein Theil des Kalkes durch
                                 										Thonerde ersetzt wird. Es kann dann verhältnißmäßig weniger Kieselsäure
                                 										vorhanden seyn, ohne daß der geglühte Körper aufhört, mit mehr Kalk unter Wasser
                                 										zu erhärten.“ Als Beleg für diese Ansicht führt er den Prehnit an,
                              									dessen Zusammensetzung 2 CaO, SiO₃ +
                              									Al₂O₃, SiO₃ + 1 aq ist. Der Prehnit wird unmittelbar von Säuren nicht
                              									angegriffen und erhärtet mit Kalk unter Wasser nicht. Nach dem Glühen erhärtet er,
                              									mit mehr Kalk zusammengebracht, gut unter Wasser. Fuchs
                              									nimmt an, es sey auch nach dem Glühen des Prehnits die in demselben enthaltene
                              									Thonerde als Basis mit der Kieselsäure verbunden. Diese Verbindung bilde aber mit
                              									mehr Kalk unter Wasser Doppelverbindungen, welche Kalk, Thonerde und Kieselsäure
                              									enthalten, es erfolge also gewissermaßen eine Substitution der Thonerde durch
                              									Kalk.
                           Es scheint mir einfacher anzunehmen, daß die Thonerde im geglühten Prehnit nicht mehr
                              									als Basis, sondern als Säure vorhanden ist. Seine Zusammensetzung ist alsdann
                              									folgende:
                           
                              
                                 2 CaO,
                                 
                                    
                                    
                                 2 SiO₃1 Al₂O₃
                                 
                              
                           Diese Formel entspricht einem sauren Silicat und erklärt das Verhalten des geglühten
                              									Prehnit, sich unter Wasser mit mehr Kalk zu verbinden.
                           Eisenoxyd und Eisenoxydul schließen, wie Fuchs gezeigt
                              									hat, die Kieselsäure in der Glühhitze auf, indem sie sich mit ihr verbinden. Eine
                              									solche Verbindung mit Kalk zusammen unter Wasser gebracht, erhärtet nach Fuchs, indem der Kalk die mit Kieselsäure verbundenen
                              									Eisenoxyde substituirt. Der edle Granat, 3 FeO,
                              									SiO₃ + Al₂O₃, SiO₃ erhärtet nach dem Glühen gut mit Kalk. Die
                              									Substitution des Eisenoxyds und Eisenoxyduls durch Kalk erfolgt nach Fuchs nicht mehr, wenn der Gehalt so hoch steigt, wie im
                              									Lievrit, dessen Zusammensetzung nach Rammelsberg folgende
                              									ist:
                           3 [(2 FeO, CaO), SiO₃] + 2 Fe₂O₃,
                              									SiO₃.
                           Auch das Verhalten dieser Mineralien zu Kalk scheint mir einfacher erklärt, wenn man
                              									annimmt, daß nach dem Glühen Eisenoxyd und Thonerde die Rolle einer Säure
                              									übernehmen. Man erhält alsdann folgende Formeln:
                           
                              
                                           Granat.
                                 
                                           Lievrit.
                                 
                                 
                              
                                 3 FeO,
                                 
                                    
                                    
                                 2 SiO₃Al₂O₃
                                 = RO,
                                    											MO₃      
                                 6 FO3 CaO,
                                 
                                    
                                    
                                 4 SiO₃2 Fe₂O₃
                                 = 3 RO, 2 MO₃
                                 
                              
                           Der Granat entspricht sonach einem neutralen Silicat, welches sich unter Wasser mit
                              									mehr Kalk zu anderthalb basischem verbindet. Der Lievrit aber ist bereits
                              									anderthalbbasisches Silicat, und kann sich daher auch unter Wasser nicht weiter mit
                              									Kalk verbinden.
                           Ich werde später Versuche anführen, welche das Vertreten der Kieselsäure durch
                              									Thonerde und Eisenoxyd beweisen.
                           Nach diesen von Fuchs erhaltenen Resultaten besteht der
                              									chemische Vorgang, welcher das Erhärten eines Roman-Cements unter Wasser
                              									bewirkt, abgesehen von dem sich bildenden kohlensauren Kalk, wesentlich in dem Verbinden eines sauren Silicats oder freier aufgeschlossener
                                 										Kieselsäure, mit vorhandenem caustischem Kalk zu anderthalbbasisch
                              									kieselsaurem Kalke.
                           Anders verhält sich dieß bei den Portland-Cementen. Der chemische Vorgang,
                              									welcher hervorgerufen durch Wasser, das Erhärten eines Portland-Cements
                              									bewirkt, besteht in dem Zerfallen eines Silicates, das 3 bis 4 Aequiv. Basis, Kalk
                              									und Alkalien, auf 1 Aeq. Säure, Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd enthält, in freien caustischen Kalk und solche Verbindungen zwischen
                              									Kalk mit Kieselsäure und Kalk mit Thonerde, die sich auf nassem Wege zwischen den
                              									genannten Körpern herstellen lassen. Vom Eisenoxyd ist nicht wahrscheinlich, daß es
                              									in erhärteten Portland-Cementen mit Kalk verbunden ist. Der ausgeschiedene
                              									caustische Kalk verbindet sich an der Luft mit Kohlensäure zu kohlensaurem Kalk.
                           Ein erhärtetes Portland-Cement enthält also
                              									dieselben Verbindungen, wie ein erhärtetes
                              									Roman-Cement. Es bilden sich diese Verbindungen aber unter der Einwirkung von
                              									Wasser auf entgegengesetzte Art. Ihre Unlöslichkeit in Wasser und ihr inniges
                              									Aneinanderlagern während
                              									des allmählichen Entstehens bewirkt, daß das ursprüngliche Pulver nach und nach in
                              									eine zusammenhängende harte Masse übergeht.
                           Ich beginne jetzt mit der Beschreibung der Versuche.
                           Eine Verbindung von 3 Aeq. Kalk auf 1 Aeq. Kieselsäure ist früher bereits von Sefström dargestellt worden, indem er ein Gemenge von 150
                              									Gewichtstheilen Marmor mit 46 Gewichtsth. Quarz heftig weißglühte. Dasselbe war
                              									nicht geschmolzen; bei etwas weniger Kalk erhielt er eine geschmolzene Masse, die
                              									aber in einer Minute ohne Gewichtsveränderung auseinder fiel.
                           In derselben Weise verfährt man bei der Darstellung eines Portland-Cements.
                              									Man macht ein inniges Gemenge von Alkalien, Kalk und Thon nach solchen
                              									Verhältnissen, daß auf 3–4 Aequiv. Basis (Kalk und Alkalien) 1 Aeq. Säure
                              									(Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxyd) kommt; wurden die Körper als Pulver gemengt, so
                              									setzt man jetzt Wasser hinzu; wurden sie als flüssige Breie vermengt, so dampft man
                              									so weit ab, bis man eine plastische Masse erhält. Man formt alsdann runde Ballen von
                              									2–3 Zoll Durchmesser, trocknet diese und brennt sie endlich zwischen
                              									Holzkohlen oder Kohksstücken in einem gutziehenden Ofen, dessen Temperatur man
                              									möglichst reguliren kann. Die Regulirung der Hitze ist für das Erhalten eines gut
                              									erhärtenden Mörtels unumgänglich nöthig. Steigt die Hitze zu hoch, so erhält man
                              									eine Schlacke, welche häufig an der Luft in Pulver zerfällt, das nicht erhärtet; bei
                              									zu niedriger Temperatur behält das Cement viel unverbundenen caustischen Kalk, es
                              									erhitzt sich alsdann immer stark mit Wasser und zerfällt darin häufig zu Brei. Ein
                              									gut gebranntes Portland-Cement zeigt sich unter dem Mikroskop als vollständig
                              										geschmolzene aber poröse
                              									Masse und hat ungefähr das Ansehen von Bimsstein. Es besitzt alsdann gewöhnlich eine
                              									grüne Farbe und zerfällt beim Pulverisiren in lauter Blättchen, welche sich sowohl
                              									dicht aufeinander lagern, worauf bereits Pettenkofer
                              									aufmerksam gemacht hat, als auch durch ihre große Dünne es möglich machen, daß durch
                              									Wasser eine vollständige Zersetzung der ganzen Cementmasse erfolgt.
                           Die Temperatur, welche nöthig ist, ein gut gebranntes Portland-Cement zu
                              									erhalten, ist mindestens helle Rothgluth, in den meisten Fällen Weißgluth. Im
                              									Allgemeinen muß sie um so höher seyn, je mehr Kalk und je weniger Eisenoxyd und
                              									Alkalien vorhanden sind. Es müssen daher mit jeder Mischung mehrere Versuche gemacht
                              									werden, um diejenige Temperatur zu finden, bei welcher man eine geschmolzene, poröse Masse erhält.
                           Ich habe nach dieser Methode gute, den ächten Portland-Cementen vollständig
                              									gleiche Mörtel dargestellt aus solchen Thonen, welche nur höchstens 6–8 Procent
                              									Eisenoxyd und zwischen 20–30 Procent Thonerde enthielten, so daß der Gehalt
                              									an Kieselsäure stets ungefähr das Doppelte von Eisenoxyd und Thonerde betrug. Ganz
                              									vorzüglich eignen sich solche Thone, die noch Trümmer von Feldspath und Glimmer
                              									enthalten, sonst aber frei von Sand und Quarz sind. Die Thone vor ihrer Anwendung zu
                              									schlämmen ist nicht anzurathen, weil dadurch nicht bloß Sand, sondern auch Feldspath
                              									und Glimmer aus dem Thon entfernt werden. Man muß daher ursprünglich von Sand freie
                              									Thone anwenden. Den Gehalt des Cementes an Alkalien bewirkt man am besten durch
                              									einen Zusatz von Feldspath. Alkalisalze, welche sich in Wasser lösen, wittern beim
                              									Trocknen der Ballen an der Oberfläche aus. Den Kalk kann man als pulverförmiges
                              									Kalkhydrat, oder besser als Kreide beimengen. Letztere gibt dichte Massen, welche
                              									dem Drucke der Kohksstücke besser widerstehen.
                           Die folgende Tabelle gibt eine Uebersicht von fünf Portland-Cementen. Bei der
                              									angegebenen Zusammensetzung sind nur die wesentlichen Bestandtheile angegeben. Der
                              									nur wenige Procente betragende Gehalt an Magnesia, Phosphorsäure, Schwefelsäure und
                              									Sand ist nicht berücksichtigt worden. Da die Summe dieser Bestandtheile viel
                              									geringer ist, als die zulässigen Differenzen des Gehalts an Kalk, so ist dieß
                              									Verfahren durchaus gerechtfertigt.
                           Nr. I ist ein von Hopfgartner in München analysirtes,
                              									käufliches Portland-Cement (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 354);
                           II. ein von mir anlysirtes käufliches Portland-Cement;
                           III–IV. sind von mir dargestellte Portland-Cemente. Der angewandte Thon
                              									enthielt: a) 63,3 Procent Kieselsäure, 28,0 Proc.
                              									Thonerde, 6,5 Proc. Eisenoxyd, 1,1 Proc. Kalk, Trümmer von Alkali enthaltendem
                              									Gestein; b) 35,8 Proc. Kieselsäure, 31,1 Proc.
                              									Eisenoxyd, 27,9 Proc. Thonerde, 1,0 Procent Kalk; der angewandte Kalk bestand aus
                              									90,0 Proc. Kalk, 0,2 Proc. Kali, 4,23 Proc. Kieselsäure, 4,17 Thonerde, 1,0 Proc.
                              									Eisenoxyd. Er wurde zu Hydrat gelöscht und dann gemengt. Die Alkalien waren als
                              									Chlorverbindungen beigemengt. Durch Trocknen bei 100º C. wurde das Auswittern
                              									möglichst verhindert.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 112
                              Laufende Nr.; Zusammensetzung;
                                 										Verhältniß von Basis zu Säure; Alkalien; Säure; Temperatur beim Brennen;
                                 										Aussehen der gebrannten Massen und der daraus erhaltenen Pulver; Verhalten der
                                 										Pulver zu Wasser; Verhalten der salpetersauren Lösung zu salpeters. Silberoxyd;
                                 										3 Aequiv. Basis auf 1 Aequiv. Säure; frei von Salzsäure; 4 Aequiv. Basis auf 1
                                 										Aequiv. Säure; grüngraues Pulver; erwärmt sich nicht, erhärtet schnell und
                                 										stark. Die Farbe des Pulvers wird in Wasser bedeutend dunkler grün. Das Cement
                                 										enthält Spuren von Schwefelcalcium; die dunklere Färbung unter Wasser scheint
                                 										durch Bildung von Schwefeleisen zu entstehen. Das Wasser enthält nach kurzer
                                 										Zeit viel Alkalien in Lösung; wiederholt erneutes Wasser überzieht sich an der
                                 										Luft immer wieder mit einer Haut von kohlensaurem Kalk; sehr schwaches
                                 										Opalisiren, also nur geringe Spuren von Salzsäure enthaltend
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 113
                              Laufende Nr.; Zusammensetzung;
                                 										Verhältniß von Basis zu Säure; Alkalien; Säure; Temperatur beim Brennen;
                                 										Aussehen der gebrannten Massen und der daraus erhaltenen Pulver; Verhalten der
                                 										Pulver zu Wasser; Verhalten der salpetersauren Lösung zu salpeters. Silberoxyd;
                                 										3 Aequiv. Basis auf 1 Aequiv. Säure; 2 Stunden 90° Wedgwood. Sehr helle
                                 										Rothgluth; grüne, poröse, bimssteinartige Masse; liefert ein etwas dunkleres
                                 										Pulver als II; wie II; stärkeres Opalisiren der Flüssigkeit als bei II, aber
                                 										ebenfalls nur Spuren von Salzsäure enthaltend; 7 Aequiv. Basis auf 2 Aequiv.
                                 										Säure; 2 Stunden 110° Wedgwood Weißgluth; nicht so vollständige
                                 										geschmolzen als III, das Pulver etwas heller als III; erhizt sich mit Wasser
                                 										stark unter sehr raschem Erhärten, bekommt nach 24 Stunden Risse an der
                                 										Oberfläche, zerfällt aber nicht und wird schließlich eben so hart II. Im
                                 										Uebrigen wie II; es entsteht ein sehr schwacher Niederschlag von Chlorsilber; 8
                                 										Aequiv. Basis auf 3 Aequiv. Säure; 2 Stunden helle Rothgluth; schwarzgrüne
                                 										Masse, weniger porös als III. Das Pulver ist von brauner, ein wenig ins Grüne
                                 										spielender Farbe; erwärmt sich nicht, erhärtet sehr langsam und schwächer als
                                 										II. Das Wasser enthält Alkalien gelöst und überzieht sich ebenfalls fortwährend
                                 										mit einer Haut von kohlensaurem Kalk; das Entstehen eines Niederschlages von
                                 										Chlorsilber ist nicht wahrzunehmen 
                              
                           
                           Die Abwesenheit von Chlormetallen und das Verhalten zu Wasser zeigt, daß in dem
                              									Cement III sämmtliche Alkalien und der Kalk mit Kieselsäure, Eisenoxyd und Thonerde
                              									verbunden waren. Bei Cement II ist das Brennen nicht lange genug fortgesetzt worden,
                              									um eine gleich vollständige Verbindung zu erreichen. Man erkennt aber aus den
                              									Eigenschaften dieses Cements, daß die vollständige Austreibung des Chlors nur durch
                              									ein Verbinden sowohl der Alkalien, als auch sämmtlichen Kalkes mit dem Thon erreicht
                              									wird, denn das Cement IV enthielt caustischen Kalk, wie aus seinem Erhitzen mit
                              									Wasser hervorgeht.
                           Das Cement V erwärmt sich nicht mit Wasser, enthält keine Chlormetalle, es muß also
                              									sämmtlicher Kalk und Natron chemisch verbunden seyn. Es enthält auf 24 Aeq. Kalk 4
                              									Aeq. Kieselsäure und 3 Aeq. Thonerde. Wollte man also das Eisenoxyd nicht mit als
                              									Säure berechnen, so erhält man nahezu 7 Aeq. Basis auf 2 Aeq. Säure, dasselbe
                              									Verhältniß, wie in Cement IV. Dieses Cement enthielt aber nach zwei Stunden langem
                              									Weißglühen noch unverbundenen Kalk, während in V nach zweistündigem Glühen bei
                              									heller Rothgluth bereits aller Kalk chemisch verbunden war; es kann also in den
                              									Cementen IV und V nicht ein gleiches Verhältniß zwischen Basis und Säure existirt
                              									haben. Nimmt man nun auch noch das Eisenoxyd als Säure an, so erhält man 8 Aeq.
                              									Basis auf 3 Aeq. Säure, ein Verhältniß welches nahezu dasselbe ist, wie in Cement
                              									III. Da aber diese beiden Cemente bei fast gleicher Temperatur gebrannt worden sind,
                              									so ist durch ihre Aehnlichkeit die Annahme gerechtfertigt, daß das Eisenoxyd als
                              									Säure mit dem Kalk verbunden ist.
                           Um das Vertreten der Kieselsäure durch Thonerde oder Eisenoxyd in
                              									Portland-Cementen noch weiter festzustellen, wurde versucht, ein unter Wasser
                              									erhärtendes Product darzustellen, welches Thonerde oder Eisenoxyd statt Kieselsäure
                              									enthielt.
                           Eine Verbindung von 3 Aeq. Kalk auf 1 Aeq. Thonerde ist von Sefström auf gleiche Weise, wie die entsprechende Kieselsäureverbindung
                              									dargestellt worden. Ich änderte sein Verfahren dahin ab, daß ein Theil des Kalkes
                              									durch Kali ersetzt wurde.
                           11 Aeq. Kalk, 1 Aeq. Kali, 4 Aeq. Thonerde wurden innig gemengt und in einem
                              									hessischen Tiegel fest eingestampft drei Stunden lang bei Weißglühhitze gebrannt.
                              									Das erhaltene Product war schwach zusammengesintert; als Pulver mit Wasser
                              									zusammengebracht, erhitzte es sich stark, erhärtete dabei rasch, zerfiel aber nach
                              									einiger Zeit. Während des Erhärtens wurde das Kali an das Wasser abgegeben. Das Kali
                              									enthielt etwas Thonerde gelöst.
                           
                           8 Aeq. Kalk, 1 Aeq. Kali, 4 Aeq. Thonerde, auf dieselbe Weise behandelt, gaben eine
                              									stärker zusammengesinterte Masse, deren Pulver unter Wasser stark und dauernd
                              									erhärtete, wobei jenes sich nur schwach erwärmte. Da das austretende Kali wieder
                              									etwas Thonerde in Lösung hatte, so brachte ich einen andern Theil des Pulvers
                              									anstatt mit reinem Wasser, mit einer Lösung von Chlorcalcium zusammen, und erhielt
                              									dadurch eine sehr harte, vollständig hornartige Masse, die sich in kohlensäurefreiem
                              									Wasser nicht veränderte, an der Luft aber mürbe wurde und in kohlensauren Kalk und
                              									Thonerdehydrat zerfiel.
                           8 Aeq. Kalk, 1 Aeq. Kali, 4 Aeq. Eisenoxyd gaben nach dem Brennen eine schwarze, nur
                              									wenig gesinterte Masse, deren Pulver sich mit Wasser stark erhitzte und ein Product
                              									bildete, welches mürbe war, aber nicht zerfiel.
                           Alle drei Pulver lösten sich sowohl frisch bereitet, als erhärtet leicht in
                              									verdünnter Salzsäure auf, mit Hinterlassung einiger Procente Gyps, der von einer
                              									Verunreinigung der Thonerde und des Eisenoxyds durch Schwefelsäure herrührte.
                           Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß die Kieselsäure in den Portland-Cementen
                              									durch Thonerde und Eisenoxyd vertreten werden kann. Die Thonerde vermindert hierbei
                              									den Grad des Erhärtens nicht, macht aber das Cement weniger geeignet, den
                              									Einwirkungen der Kohlensäure zu widerstehen. Das Eisenoxyd bewirkt sowohl geringeres
                              									Erhärten als geringere Beständigkeit.
                           Ich gehe jetzt zur Beschreibung zweier anderen Cemente über. Der Gehalt derselben an
                              									Alkalien war durch Beimengen von pulverisirtem Feldspath bewirkt.
                           
                              
                                 
                                     VI.
                                    VII.
                                 
                              
                                 
                                 Procent.
                                 Procent.
                                 
                              
                                 Alkalien    
                                    1,8
                                    0,4
                                 
                              
                                 Kalk    
                                  58,2
                                  59,0
                                 
                              
                                 Eisenoxyd    
                                    2,7
                                    3,1
                                 
                              
                                 Thonerde    
                                  11,0
                                  10,0
                                 
                              
                                 Kieselsäure    
                                  25,1
                                  24,4
                                 
                              
                           Diese Cemente waren in ein und demselben Feuer gebrannt, stellten nach dem Brennen
                              									grüne, poröse Massen dar, die sich nicht von einander unterschieden, und waren auch
                              									als Pulver gleich. Sie unterschieden sich aber bedeutend durch die Zeit, welche sie
                              									bedurften, um gleichen Härtegrad zu erreichen. VI war binnen 48 Stunden so hart, daß
                              									es sich durch den Fingernagel nicht mehr ritzen ließ, VII war noch nach 14 Tagen
                              									mürbe. Nach etwa 3 Monaten waren beide gleich stark erhärtet und den Cementen II und III an Härte
                              									nicht nachstehend. Die Zusammensetzung der Cemente weicht nur in dem Gehalte an
                              									Alkalien wesentlich ab. Es muß daher das bedeutend schnellere Erhärten des VI der
                              									größeren Menge Alkali zugeschrieben werden, welche es enthielt. Die das Erhärten
                              									beschleunigende Wirkung der Alkalien rührt bei den Portland-Cementen offenbar
                              									davon her, daß dieselben von dem Wasser ausgewaschen werden und dadurch das
                              									Eindringen desselben in die Cementmasse befördern. Eine Substitution durch Kalk ist
                              									nicht anzunehmen, weil überhaupt ein Ausscheiden von Basis stattfindet.
                           Um nachzuweisen, daß bei dem Erhärten eines Portland-Cementes fortwährend Kalk
                              									ausgeschieden wird, wurde folgender Versuch gemacht:
                           Ein Gramm eines frisch bereiteten Portland-Cementes wurde in einem Kolben mit
                              									etwa 200–300 Grm. kohlensäurefreiem Wasser übergossen, mittelst einer
                              									Kautschukkappe luftdicht verschlossen und durch oft wiederholtes kräftiges
                              									Umschütteln das Aneinanderhaften der Pulvertheilchen verhindert. Nach 4 Tagen wurde
                              									die klare Lösung abgegossen, der Rückstand durch zweimaliges Decantiren ausgewaschen
                              									und sodann abermals mit 200 bis 300 Grm. Wasser unter vollständigem Luftabschluß und
                              									wiederholtem Umschütteln digerirt. Diese Operation wurde binnen 85 Tagen fünfmal
                              									wiederholt und zuletzt noch eine Lösung von Rohrzucker 24 Stunden mit dem Rückstand
                              									in Berührung gelassen. Die erhaltenen Kalklösungen wurden mit Salzsäure angesäuert,
                              									concentrirt und der Kalk endlich durch Ammoniak und oxalsaures Ammoniak gefällt.
                           Das frische Cement enthielt:
                           VIII.
                           
                              
                                 Kali
                                     1,10
                                 
                              
                                 Natron
                                     1,70
                                 
                              
                                 Kalk
                                   52,00
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,49
                                 
                              
                                 Eisenoxyd nebst etwas
                                    											Eisenoxydul   
                                     3,00
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   11,50
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   25,00
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                     1,01
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                     0,27
                                 
                              
                                 Salzsäure
                                   Spuren
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                       do.
                                 
                              
                                 Sand
                                     4,50
                                 
                              
                                 Wasser
                                     0,49
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 101,06
                                 
                              
                           Durch Wasser wurden folgende Quantitäten Kalk abgeschieden und gelöst:
                           
                           
                              
                                 
                                 Grm.
                                 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Nach den ersten 4 Tagen
                                 0,045
                                 =
                                   4,5
                                 
                              
                                   
                                    											„     weiteren 10 Tagen
                                 0,048
                                 =
                                   4,8
                                 
                              
                                   
                                    											„          
                                    											„      
                                    											10    „
                                 0,026
                                 =
                                   2,6
                                 
                              
                                   
                                    											„          
                                    											„      
                                    											20    „
                                 0,025
                                 =
                                   2,5
                                 
                              
                                   
                                    											„          
                                    											„      
                                    											40    „
                                 0,022
                                 =
                                   2,2
                                 
                              
                                 Durch Zuckerlös. nach 1
                                    											Tage    
                                 0,025
                                 =
                                   2,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                                         Nach
                                    											85 Tagen
                                 0,191
                                 =
                                 19,1
                                 
                              
                           Der ungelöste Rückstand, von dem ein Theil an den Wänden des Kolbens haften blieb,
                              									wog 0,689 Grm. und enthielt:
                           
                              
                                 Kali
                                 
                                    Spuren
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 
                                 0,004 Grm.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 
                                 0,298    „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 
                                 0,037    „
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 
                                 0,102    „
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 
                                 0,215    „
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 
                                    –
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 
                                 0,003    „
                                 
                              
                                 SalzsäureSchwefelwasserstoff
                                      
                                    –
                                 
                              
                                 Sand
                                 
                                 0,050    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0,709 Grm.
                                 
                              
                           Das fortdauernde Ausscheiden von Kalk aus Portland-Cementen durch die
                              									Einwirkung von Wasser ist durch diesen Versuch vollständig erwiesen. Da das
                              									Ausziehen von Kalk jedoch nicht so lange fortgesetzt werden konnte, bis nichts mehr
                              									gelöst erhalten worden wäre, so läßt sich weder aus den Bestandtheilen, welche nach
                              									Subtraction des gelöst erhaltenen Kalkes von der im frischen Cement enthaltenen
                              									Quantität übrig bleiben, noch aus der Analyse des erhaltenen unlöslichen
                              									Rückstandes, die Constitution derjenigen Verbindungen von Kieselsäure und Thonerde
                              									mit Kalk feststellen, die sich als Endresultat der Einwirkung von Wasser auf
                              									Portland-Cement bilden. Man findet jedoch annähernd, daß es die Verbindungen
                              									von 3 Aeq. Kalk auf 2 Aeq. Kieselsäure, und von 1 Aeq. Kalk auf 1 Aeq. Thonerde
                              									sind. Nach Abzug der 0,191 Grm. gelösten Kalkes von den 0,520 Grm. der
                              									Gesammtquantität, bleiben 0,329 Grm. verbunden mit 0,25 Grm. Kieselsäure und 0,115
                              									Grm. Thonerde; für die eben angegebenen Formeln dieser Verbindungen ist dieß 0,0357
                              									Grm. Kalk zu viel. In dem analysirten unlöslichen Rückstand berechnet sich für die
                              									Formeln: 3 CaO, 2 SiO₃ und CaO, Al₂O₃ die Quantität des Kalkes
                              									auf 0,255 Grm., gefunden sind 0,298 Grm., also ebenfalls 0,043 Grm. zu viel.
                           
                           Um daher festzustellen, wie viel Kalk nach vollendeter
                              									Zersetzung eines Portland-Cementes durch Wasser mit Kieselsäure und Thonerde
                              									verbunden bleibt, wurden in den folgenden zwei Cementen die Quantitäten des Wassers,
                              									der Kohlensäure und des freien Kalkhydrats bestimmt. Durch Subtraction der mit
                              									Wasser und mit Kohlensäure verbundenen Menge Kalk von der im erhärteten Cement
                              									enthaltenen Gesammtmenge wurde gefunden, wie viel Kalk mit Kieselsäure und mit
                              									Thonerde verbunden geblieben war. Die Zusammensetzung der erhärteten Cemente ist aus
                              									der Zusammensetzung der frischen Cemente berechnet worden.
                           Zur Bestimmung des Kalkhydrats wurde das fein pulverisirte erhärtete Cement 3 Stunden
                              									bei 60–70º C. mit einer Lösung von krystallisirtem salpetersauren
                              									Ammoniak in absolutem Alkohol unter Abhaltung der Luft digerirt. Das Kalkhydrat
                              									nebst wenig Thonerde wurde gelöst, abfiltrirt und der Rückstand mit Alkohol
                              									ausgewaschen. Das Filtrat wurde mit Salzsäure bis zur sauren Reaction versetzt, der
                              									Alkohol auf dem Wasserbade verjagt und aus der concentrirten Lösung erst die
                              									Thonerde durch vorsichtiges Zusetzen von Ammoniak, sodann der Kalk durch oxalsaures
                              									Ammoniak gefällt.
                           Die erhaltenen Resultate sind folgende.
                           VIII.
                           Das Cement war in Form einer etwa 1/4 Zoll dicken Platte der Einwirkung von Luft und
                              									Wasser ein Jahr lang ausgesetzt.
                           
                              
                                 Wasser
                                 10,81 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   5,51   „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 43,60   „
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 10,10   „
                                 
                              
                                 Kieselsäure    
                                 23,00   „
                                 
                              
                           Durch salpetersaures Ammoniak in absolutem Alkohol wurden gelöst:
                           
                              
                                 9,17 Proc.
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 0,80   „
                                 Thonerde.
                                 
                              
                           Hiernach vertheilt sich der im erhärteten Cement enthaltene Kalk wie folgt:
                           
                              
                                   9,17 Proc. Kalk
                                    											mit Wasser,
                                 
                              
                                   7,01  
                                    											„        „      „
                                 
                                   5,51 Proc.
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 27,42  
                                    											„        „      „
                                 
                                    
                                    
                                   9,3    „23,0    „
                                 Thonerde,Kieselsäure.
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 43,6
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           23 Gewichtstheile Kieselsäure und 9,3 Gewichtstheile Thonerde erfordern, um 3 CaO, 2
                              									SiO₃ und CaO, Al₂O₃ zu bilden, 26,2 Gewichtstheile Kalk,
                              									gefunden sind 27,42.
                           
                           Ein anderes unter denselben Bedingungen wie VIII erhärtetes Cement enthielt:
                           IX.
                           
                              
                                 Wasser
                                 17,01 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure    
                                   8,71    „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 45,50    „
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   8,20    „
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 17,03    „
                                 
                              
                           Durch salpetersaures Ammoniak in absolutem Alkohol wurden gelöst:
                           
                              
                                 13,50 Proc.
                                 Kalk,
                                 
                              
                                   0,20    „
                                 Thonerde.
                                 
                              
                           Die Gesammtmenge des Kalkes vertheilt sich demnach:
                           
                              
                                 13,50 Proc. Kalk mit
                                    											Wasser,
                                 
                              
                                 11,09  
                                    											„        „      „
                                 
                                   8,71 Proc.
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 20,91  
                                    											„        „      „
                                 
                                    
                                    
                                   8,00  
                                    											„17,03   „
                                 Thonerde,Kieselerde.
                                 
                              
                                 ––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 45,5
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Verbindungen 3 CaO, 2 SiO₃, und CaO, Al₂O₃ erfordern 19,91
                              									Theile Kalk, gefunden sind 20,91.
                           Die Quantitäten Kalk, welche in den erhärteten Cementen VIII und IX mit Kieselsäure
                              									und Thonerde vereinigt gefunden worden sind, betragen mehr, als den angenommenen
                              									Formeln 3 CaO, 2 SiO₃ und CaO, Al₂O₃ entspricht. Da man jedoch
                              									auf nassem Wege Kieselsäure und Thonerde mit Kalk nur zu diesen Verbindungen
                              									vereinigen kann, so glaube ich annehmen zu müssen, daß sich dieselben auch als
                              									Endresultat der Einwirkung von Wasser auf Portland-Cement herstellen. Die
                              									Verbindung CaO, Al₂O₃ wird durch Kohlensäure zerlegt, sie muß aber so
                              									lange in erhärteten Portland-Cementen als bestehend angenommen werden, als
                              									noch Kalkhydrat in denselben enthalten ist. Die Thonerde, welche beim Digeriren mit
                              									einer Lösung von krystallisirtem salpetersauren Ammoniak in absolutem Alkohol gelöst
                              									wurde, rührt jedenfalls von bereits zerlegtem Kalkaluminat her. Das durch den Kalk
                              									frei gewordene Ammoniak hielt dieselbe in Weingeist gelöst. Auf Zusatz von Wasser
                              									erfolgte ein starkes Opalisiren der Flüssigkeit und nach einiger Zeit Abscheidung
                              									von Flocken.
                           Was die Methode der Bestimmung des in erhärteten Cementen enthaltenen Kalkhydrats
                              									durch eine alkoholische Lösung von salpetersaurem Ammoniak anbelangt, so habe ich
                              									darüber folgende Versuche gemacht.
                           Kalkhydrat wird leicht und vollständig gelöst.
                           Schlämmkreide gibt nur Spuren von Kalk an die Lösung ab.
                           
                           Frisch bereitetes Portland-Cement wird etwas zersetzt. Nach 20stündigem
                              									Digeriren unter Luftabschluß bei 60 bis 70º C. wurden gelöst:
                           
                              
                                 aus
                                 Cement
                                   VI    
                                 4,2 Proc.
                                 Kalk
                                 
                              
                                   „
                                      „
                                 VIII
                                 4,02  „
                                   „
                                 
                              
                           Dieselben Cemente erzeugten, 48 Stunden mit absolutem Alkohol digerirt, keine
                              									alkalische Reaction des Alkohols, was für die Abwesenheit von freiem Kalk in
                              									denselben spricht.
                           Diese geringe Einwirkung auf die durch Wasser leicht zersetzbaren Kalkverbindungen
                              									berechtigt zu der Annahme, daß die in einem erhärteten
                              									Portland-Cement bestehenden Kalkverbindungen mit Kieselsäure und Thonerde von
                              									einer alkoholischen Lösung des salpetersauren Ammoniaks nicht verändert werden. Die
                              									Methode der Bestimmung des Kalkhydrats kann also als genügend betrachtet werden.
                           Digerirt man die frischen oder erhärteten Cemente mit einer wässerigen Lösung des salpetersauren Ammoniaks, so geht die Zersetzung der
                              									Kalkverbindungen sehr bald weiter.
                           
                              
                                 Cement
                                 VIII,
                                 frisch,
                                 2 St. bei 90º C. verlor
                                 =
                                 26,3 Proc.
                                 Kalk,
                                 
                              
                                     „
                                   IX,
                                 erhärtet,
                                           do.
                                 =
                                 24,3    „
                                     „
                                 
                              
                                     „
                                   IX,
                                      „
                                           do.
                                    											nach der Behandlung   mit alkoholischer
                                    											Lösung
                                 =
                                 11,2    „
                                     „
                                 
                              
                           Ein interessantes Verhalten zeigte folgendes Cement, von welchem ich den durch Wasser
                              									sich ausscheidenden Kalk in derselben Weise zu bestimmen suchte, wie bei Cement
                              									VIII. Das Cement enthielt: Kali 1,9 Proc., Natron 1,5 Proc., Kalk 61,1 Proc.,
                              									Eisenoxyd 4 Proc., Thonerde 5,1 Proc., Kieselsäure 25,7 Proc. 1 Grm. dieses sehr
                              									dichten Cementpulvers verwandelte sich, etwa 12 Tage unter Wasser gebracht, in
                              									lauter weiße Flocken, welche etwa den vierten Theil eines Liters an Raum einnahmen.
                              									Das Wasser enthielt Kalk gelöst, und zwar
                           
                              
                                 nach 4 Tagen
                                 0,049 Grm.
                                 =
                                   4,9 Proc.
                                 
                              
                                 nach weitern 30
                                    											Tagen    
                                 0,130   „
                                 =
                                 13,0    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,179 Grm.
                                 =
                                 17,9 Proc.
                                 
                              
                           Die Flocken enthielten nach dem Glühen in 0,757 Grm.:
                           Kali 0,009 Grm., Kalk 0,414 Grm.; Eisenoxyd plus Thonerde
                              									0,089 Grm., Kieselsäure 0,235 Grm.; Sand 0,009 Grm.
                           Gehalt an Bittererde ist in Portland-Cementen nachtheilig. Der Grund davon
                              									liegt darin, daß dreibasische Bittererde-Kalk-Silicate durch Wasser
                              									nicht zerlegt werden. Der Batrachit, eine Verbindung von 3 CaO, SiO₃ + 3 MgO, SiO₃, bleibt
                              									in Wasser unverändert.
                           
                           Zum Schluß erlaube ich mir noch einige wenige Andeutungen über den bei der
                              									Fabrication im GroßenWir verweisen auf Prof. Schafhäutl's schätzbare
                                    											Abhandlung über das Portland- und Roman-Cement im polytechn.
                                    											Journal. 1851, Bd. CXXII S. 186 und 267.A. d. Red. einzuhaltenden Gang. Was die Wahl des Materials anbelangt, so ist darüber
                              									bereits früher das Nöthige gesagt worden; es möchte hier nur noch anzuführen seyn,
                              									daß man statt des Feldspaths wohl eben so gut den Glimmer, so wie möglichst
                              									quarzfreie Granite und Gneise als Zuschläge anwenden kann, um den Gehalt des Cements
                              									an Alkalien zu erzielen. Um das Gemenge zu brennen, wird es zu Ziegeln geformt und
                              									diese an der Luft getrocknet. Der wichtigste Theil einer Cementfabrik sind aber
                              									offenbar die Oefen, die zum Brennen des Cements dienen. Sie müssen nicht nur eine
                              									sehr hohe, im ganzen Ofenraum möglichst gleich vertheilte Hitze hervorbringen
                              									lassen, sondern auch die Möglichkeit gewähren, die Temperatur zu reguliren und
                              									annähernd auf einem bestimmten Grad zu erhalten. Diesen Anforderungen entsprechen am
                              									vollständigsten die Porzellan-Oefen, und es würde daher auch diese Form der
                              									Oefen zum Brennen von Portland-Cement zu wählen seyn.
                           Breslau, am 20. März 1856.