| Titel: | Ueber die Bildung von Schwefeleisen unter dem Pariser Straßenpflaster; von Prof. Chevreul. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXXII., S. 125 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Bildung von Schwefeleisen unter dem
                           								Pariser Straßenpflaster; von Prof. Chevreul.
                        Aus den Comptes rendus, Juli 1856, Nr.
                              								3.
                        Chevreul, über die Bildung von Schwefeleisen unter dem Pariser
                           								Straßenpflaster etc.
                        
                     
                        
                           Ich habe früher der Akademie der Wissenschaften zwei Notizen mitgetheilt
                              										„über mehrere chemische Processe, welche auf die Gesundheit
                                 										bevölkerter Städte von Einfluß sind“ (polytechn. Journal Bd. CIII S. 229 und Bd. CXXVIII S. 377).
                           In der letztern Notiz habe ich die schwarze eisenhaltige Substanz untersucht, welche
                              									in Paris unter dem Straßenpflaster vorkommt, und bin zu folgenden Schlüssen gelangt.
                              									Diese Substanz rührt von den Hufeisen der Pferde, den eisernen Reifen der Wagenräder
                              									etc. her; sie gelangt in die Gassenrinnen und Schleußen und zwischen und unter die
                              									Pflastersteine, wo sie sich zuerst in Eisenoxydul verwandelt und dann in
                              									Einfach-Schwefeleisen übergehen kann, welches ebenfalls schwarz ist. So lange
                              									diese eisenhaltige Substanz schwarz bleibt, verhindert sie den atmosphärischen
                              									Sauerstoff, sowohl den gasförmigen als den vom Wasser absorbirten, in die unter ihr
                              									befindliche Erdschicht einzudringen.
                           Wie entsteht dieses Schwefeleisen? Meine früheren Versuche
                              									hatten ergeben:
                           1) daß Gemenge von Eisen und Gypsstein; ferner von Eisen, Gypsstein und Eiweiß; dann
                              									von Eisen, Gypsstein und arabischem Gummi, welche in Flaschen mit Wasser und Luft
                              									verschlossen werden, nur oxydirtes Eisen ohne Schwefeleisen erzeugten;
                           2) daß sich Einfach-Schwefeleisen unter Pflastersteinen in der Nähe der
                              									Bièvre gebildet hatte, an einer Stelle wo sich mit organischer Substanz und
                              									schwefelsaurem Kalk getränktes Wasser befand, welcher letztere zum Theil in
                              									Schwefelcalcium umgewandelt worden war.
                           Aus diesen Beobachtungen schloß ich damals, daß das Schwefeleisen, welches man im Absatz der Bièvre etc. findet,
                              									wahrscheinlich durch Einwirkung des mit Sauerstoff zu Oxyd oder Oxydoxydul verbundenen Eisens auf
                              									Schwefelcalcium entstehe, welches letztere durch Einwirkung organischer Stoffe auf
                              									schwefelsauren Kalk gebildet werde.
                           Meine neueren Versuche haben diese Vermuthung zur Gewißheit erhoben. Ich benutzte nämlich die Räumung der Bièvre, um
                              									den schwarzen sandigen Absatz aus derselben zu untersuchen. Als derselbe auf ein
                              									Filter gebracht wurde, lief eine gelbe Flüssigkeit davon ab, die hauptsächlich ein
                              									Mehrfach-Schwefelcalcium enthielt. Diese Flüssigkeit gab mit Bleizucker einen
                              									röthlich-braunen Niederschlag und entwickelte mit Säuren Schwefelwasserstoff,
                              									unter Ausscheidung von Schwefel. Wenn Eisenoxydhydrat mit ihr geschüttelt wurde,
                              									färbte sich dasselbe schwarz und ging in Schwefeleisen über, während die Flüssigkeit
                              									ihre vorigen von der Schwefelverbindung herrührenden Eigenschaften verlor; das
                              									entstandene Schwefeleisen wurde durch Salzsäure unter
                              									Schwefelwasserstoff-Entwickelung zersetzt, wobei fein zertheilter Schwefel
                              									ungelöst blieb. – Ueberdieß fand ich, daß der Sand des schwarzen Absatzes der
                              									Bièvre, mit kochendem Wasser gewaschen und ganz von Schwefelcalcium befreit,
                              									durch Einfach-Schwefeleisen gefärbt war, welches mit Salzsäure
                              									Schwefelwasserstoff entwickelte.