| Titel: | Ueber die Löslichkeit des Krappfarbstoffs in heißem Wasser; von E. M. Plessy und P. Schützenberger. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXXVI., S. 139 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber die Löslichkeit des Krappfarbstoffs in
                           								heißem Wasser; von E. M.
                              									Plessy und P.
                              									Schützenberger.
                        Aus den Comptes rendus, Juli 1856, Nr.
                              								3.
                        Plessy, über die Löslichkeit des Krapp-Farbstoffs in heißem
                           								Wasser.
                        
                     
                        
                           Im Krapp und selbst in den sogenannten Krappblumen ist der rothe Farbstoff (das
                              									Alizarin) mit zu viel fremdartigen Substanzen vermengt, als daß eine Behandlung mit
                              									Wasser in geschlossenem Gefäße und bei hoher Temperatur, einigermaßen verläßliche
                              									Resultate geben könnte. Wir verwendeten daher statt des Krapps zu unseren Versuchen
                              									ein concentrirtes Extract desselben, welches wir nach dem Verfahren von Gerber und Ed. Dollfus
                              									(polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 398) mit
                              									Holzgeist darstellten.
                           Wir brachten 10 Grm. dieses Extracts, welche vorher mit 100 Grm. destillirten Wassers
                              									zerrieben worden waren, in eine kupferne Röhre, welche sodann durch einen kupfernen
                              									Schraubenstöpsel dicht verschlossen wurde. Diese Röhre wurde in ein Oelbad gestellt
                              									und in demselben einer Temperatur von 250º C. ausgesetzt, und zwar 15 Minuten
                              									lang, um das Gleichgewicht der Temperatur zwischen dem Wasser der Röhre und dem Oel
                              									des Bades sicher herzustellen.
                           
                           Als die Röhre nach dem Erkalten geöffnet wurde, zeigte sich die in ihr enthaltene
                              									Flüssigkeit ganz mit schönen blaßrothen Krystallnadeln gefüllt, während am Boden der
                              									Röhre ein Theil des Extracts in Form einer zusammengebackenen harten Masse ungelöst
                              									übrig war. Von letzterer konnten wir die Krystalle durch Decantiren sehr leicht
                              									trennen. Bei der kleinen Menge Wasser welche von uns angewendet wurde, konnten wir
                              									nicht erwarten, daß aller im Extract enthaltene Farbstoff gewonnen würde; das
                              									Gewicht der Krystalle betrug nur 1,63 Grm.; auch lieferte der ungelöst übrig
                              									gebliebene Theil des Extracs, in derselben Weise wieder mit 100 Grm. Wasser
                              									behandelt, abermals eine Portion Krystalle. Erst nachdem diese Behandlung mit
                              									derselben Portion des Extracts neunmal wiederholt worden war, nahm das Wasser keinen
                              									Farbstoff mehr daraus auf. Die erhaltenen Krystalle betrugen im Ganzen ziemlich das
                              									Viertel des angewendeten Extracts; der ungelöst gebliebene Theil desselben bestand
                              									bloß aus einem braunen Harz, dessen weingeistige Lösung auf Zusatz von Ammoniak
                              									durchaus keine violette Farbe mehr annahm.
                           Der so erhaltene Farbstoff war schon sehr rein; wir ließen ihn noch einmal durch
                              									Auflösen in Wasser von 250º C. krystallisiren, um ihn von ein wenig Harz,
                              									welches er noch enthalten konnte, zu reinigen.
                           Nach seinen physischen Eigenschaften, wie nach den Ergebnissen der
                              									Elementar-Analyse, ist derselbe identisch mit sublimirtem Alizarin. Dieß
                              									bestätigte sich auch durch Probeversuche, welche mit letzterm in Vergleich mit
                              									unserm Product angestellt wurden; in gleicher Quantität angewendet, färbten sie
                              									gebeizte Kattunstückchen gleichmäßig; bei diesen Versuchen ergab sich auch, daß das
                              									Färbevermögen des Alizarins 80 Mal so groß ist, als das der Krappblumen, und 40 Mal
                              									so groß, als das des Garancins.
                           Wir haben die Löslichkeit des Alizarins in Wasser bei Temperaturen zwischen
                              									100º und 150º C. bestimmt und dabei folgende Zahlen erhalten, welche
                              									wir jedoch nur als annähernde betrachten:
                           
                              
                                 100 Theile
                                 Wasser
                                 lösen bei 100º C.
                                 0,034 Theile
                                 Alizarin
                                 
                              
                                 100    
                                    											„
                                     „
                                   
                                    											„      „  
                                    											150º „
                                 0,035     „
                                      „
                                 
                              
                                 100    
                                    											„
                                     „
                                   
                                    											„      „  
                                    											200º „
                                 0,820     „
                                      „
                                 
                              
                                 100    
                                    											„
                                     „
                                   
                                    											„      „  
                                    											225º „
                                 1,700     „
                                      „
                                 
                              
                                 100    
                                    											„
                                     „
                                   
                                    											„      „  
                                    											250º „
                                 3,160     „
                                      „