| Titel: | Ueber Branntweinerzeugung aus Zuckerrüben; von Professor C. Siemens in Hohenheim. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXXVIII., S. 143 | 
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                        XXXVIII.
                        Ueber Branntweinerzeugung aus Zuckerrüben; von
                           								Professor C. Siemens in
                           								Hohenheim.
                        Mittheilungen aus Hohenheim, 1856, S.
                              								145.
                        Siemens, über Branntweinerzeugung aus Zuckerrüben.
                        
                     
                        
                           Mit Ausnahme von Frankreich hat die Verwendung der Rüben zur Gewinnung von Branntwein
                              									und Spiritus in keinem anderen Lande bereits eine allgemeinere Verbreitung gefunden,
                              									als in Württemberg. In Belgien kam sie im letzten Winter nur vereinzelt vor. Seit
                              									dem Jahre 1852 fand dieselbe in der Brauerei zu Hohenheim regelmäßig statt. In
                              									vielen dortigen kleineren Brennereien machen die Rüben seit jener Zeit das
                              									Hauptmaterial aus. Schon im vorigen Jahre wurden einige größere Fabrikanlagen darauf
                              									begründet, und in diesem Jahre wird eine derselben in solcher Ausdehnung betrieben,
                              									daß sie sich den größeren französischen Fabriken zur Seite stellen kann. Man
                              									verdankt diese schnelle Verbreitung zunächst wohl der Einführung eines zweckmäßigen
                              									Branntweinsteuergesetzes und dem Schutze, welchen dieses gegen eine ungleichmäßige
                              									Besteuerung und gegen die Concurrenz des Auslandes den inländischen Brennereien
                              									gewährt.
                           Die Verwendung der Rüben hat aber in Württemberg nicht nur eine allgemeine
                              									Verbreitung gefunden, sie hat hier auch bereits eine Vervollkommnung erlangt, die
                              									das Ergebniß der französischen Brennereien übertrifft. Während in diesen der Saft
                              									der Rüben meist durch Reiben oder Pressen oder durch Maceration gewonnen wird,
                              									werden in den dortigen kleineren Brennereien die Rüben wie die Kartoffeln gedämpft,
                              									zwischen Walzen zerdrückt und nach der Abkühlung mit Bierhefe in Gährung gebracht.
                              									Es eignet sich dieses Verfahren am besten für den kleineren Brennereibetrieb mit
                              									einfachen Brenngeräthen, weil die meist unvollkommene Zerkleinerung weniger bei der
                              									Gährung als bei der Destillation nachhaltige Störungen verursacht. Wenn auch das Dämpfen
                              									der Rüben einen größeren Aufwand an Brennmaterial und die schwammige Beschaffenheit
                              									der gekochten Rüben einen größeren Gährraum nöthig macht, so gewährt dagegen diese
                              									Bearbeitungsweise den reichsten Ertrag an Branntwein aus der verarbeiteten
                              									Rübenmenge und ein vortreffliches Futter, welches sich namentlich, wie die
                              									Kartoffelschlempe, zur Verbesserung anderer Futtermittel eignet und sowohl auf die
                              									Fleisch- als Milchproduction gleich günstig einwirkt.
                           Bei den ausgedehnteren Betrieben hat sich aber die Gewinnung des Safts, sowohl durch
                              									Reiben und Pressen, als auch durch Maceration vortheilhaft bewährt. Diese letztere
                              									Verarbeitungsweise hat in der Hohenheimer Brennerei die besten Resultate geliefert,
                              									sowohl in Betreff des in Benutzung zu ziehenden Maisch – oder Gährraumes, als
                              									auch durch Erlangung eines viel reineren Productes, was theils durch geeignete
                              									Behandlung des Saftes, theils durch eine bessere Gährung erreicht wird. Die
                              									Macerationsrückstände werden von dem Viehe gern gefressen und sind auch einer
                              									längeren Aufbewahrung fähig.
                           Um aber zu einem weiteren Fortschritte in der Bearbeitung des neuen Materials zu
                              									gelangen, ist es vor allem nöthig, daß man seine Zusammensetzung, seine
                              									Beimischungen und seine Verbindungen kennt, und daß man den Einfluß beachtet, den
                              									die in Berührung kommenden Stoffe auf einander zeigen.
                           Obgleich die Rübe den Zucker, woraus der Alkohol durch den Gährungsproceß zu erzeugen
                              									ist, bereits enthält und deßhalb ihre Verwendung zum Branntweinbrennen viel
                              									einfacher erscheint, als die Benutzung der Kartoffeln und des Getreides, aus deren
                              									Stärkemehl der Zucker durch einen weiteren Proceß durch das Maischen erst erzeugt
                              									werden muß, so ist es bis jetzt doch noch nicht gelungen, eine dem Zuckergehalte der
                              									Rübe entsprechende Menge Alkohol zu erhalten. Es ist dieß theils dem Mangel an
                              									Erfahrungen in der Verwendung des neuen Materials zuzuschreiben, nicht minder aber
                              									auch dem Umstande, daß in der Rübe neben dem vorhandenen krystallisirbaren Zucker
                              									noch Stoffe vorkommen, welche diesen Zucker oder den daraus entstehenden
                              									Traubenzucker, statt zur Umwandlung in Alkohol und Kohlensäure, zur Bildung von
                              									Milchsäure besonders leicht disponiren. Die Vermeidung dieser Säurebildung erscheint
                              									demnach als die Hauptaufgabe des Fabrikanten, der hierzu alles zu beachten und zu
                              									vermeiden hat, was dieser schädlichen Säuerung förderlich seyn kann.
                           Nach den Erfahrungen in der Rübenzuckerfabrication ist es vorzugsweise der Einfluß
                              									der in dem Rübensafte enthaltenen stickstoffhaltigen Stoffe, welcher hier so leicht
                              									eine nachtheilige Veränderung, ein Sauer- und Zähewerden des Saftes herbeiführt. Eine
                              									schnelle Abscheidung dieser stickstoffhaltigen Bestandtheile oder eine Zerstörung
                              									ihrer schädlichen Einwirkung wird deßhalb auch bei der Verwendung der Rüben in der
                              									Brennerei dringend nöthig. Die hier bereits gemachte Erfahrung, daß die Gährung der
                              									aus den zunächst gekochten oder gedämpften (also erhitzten) Rüben hergestellten
                              									Maischen, sobald dabei nur eine rasche Abkühlung, große Reinlichkeit und ein
                              									kräftiges Gährungsmittel in Anwendung kommen, in Betreff der Ausbeute an Branntwein
                              									oder Alkohol aus dem Gewichte der verarbeiteten Rüben das günstigste Resultat
                              									lieferte, läßt mit Recht vermuthen, daß eine höhere Temperatur das geeignetste
                              									Mittel sey, jenen schädlichen Einfluß wenigstens zu vermindern, wenn auch nicht ganz
                              									zu beseitigen.
                           Auf diese Erfahrungen gründet sich die in Hohenheim bisher vorzugsweise in Anwendung
                              									gebrachte Verarbeitung der Rüben in der Brennerei, und der dadurch erlangte bessere
                              									Ertrag scheint die Richtigkeit jener Voraussetzung zu bestätigen.
                           Die in Schnitte oder Scheiben geschnittenen Rüben werden, zum Zerreißen ihrer Zellen
                              									und zum Zerstören des nachtheiligen Einflusses ihrer stickstoffhaltigen
                              									Bestandtheile, zuvörderst so weit in einer bestimmten Portion Wasser erhitzt, bis
                              									sie ganz abgestorben oder abgewelkt erscheinen, hierauf ausgelaugt und der daraus
                              									gewonnene Saft nach vorgenommener Klärung und Abkühlung zur Gährung gebracht.
                           Zum Schneiden der gewaschenen Rüben diente bisher eine gewöhnliche
                              									Wurzelschneidmaschine mit verticaler Scheibe und glatten Messern zum Zerschneiden
                              									der Rüben in dünnere Scheiben. Erst in letzter Zeit erhielt diese Maschine eine
                              									einfache Veränderung, wodurch sie die Rüben, statt in flache breite Scheiben, in
                              									schmale dünne Streifen schneidet, was eine wesentliche Verbesserung und
                              									Vereinfachung in der Ausführung der Methode verspricht, indem die schmalen Streifen
                              									eine gleichmäßigere Erhitzung und einfachere Auslaugung zu gestatten scheinen, was
                              									die leicht an einander klebenden breiten Scheiben nicht so einfach erreichen lassen.
                              									Statt der Schneidemaschine mit verticaler Scheibe wäre es zweckmäßiger, eine solche
                              									mit horizontaler Drehung zu benutzen, wobei es nicht vorkommt, daß größere Stücke,
                              									gewöhnlich die letzten Reste der zerschnittenen Rüben, mit durchgerissen werden. Das
                              									Durchreißen solcher Stücke findet bei den verticalen Scheiben statt, sobald der
                              									Rumpf nicht ganz nahe an die selten genau vertical laufende Scheibe schließt. Selbst
                              									die besten derartigen Maschinen zeigen diesen Fehler, sobald das Lager ein wenig
                              									abgenutzt wird, was bei der horizontalen Bewegung ohne Nachtheil vorkommen kann.
                           
                           Zum Abwelken der Rübenschnitte wird eine flache runde Pfanne mit directer Heizung
                              									benutzt. Statt dieser Pfanne können auch, wie dieß in andern Brennereien
                              									eingerichtet wurde, flache runde hölzerne Gefäße angewandt werden, die zur Erhitzung
                              									ein horizontal liegendes Schlangenrohr für geschlossenen Dampf erhalten. Eine
                              									Erhitzung mittelst direct zugeführten Dampfes zeigte sich als unbrauchbar, weil
                              									dabei keine ganz gleichmäßige Vertheilung der Wärme zu erreichen war und die
                              									Flüssigkeit durch den condensirten Dampf nicht unerheblich verdünnt wurde,
                              									namentlich bei der Anwendung von hoch gespannten Dämpfen, die bei der freien
                              									Ausströmung sehr viel Wasser mit fortreißen. Ferner werden, um das Abwelken der
                              									Schnitte, das durch stärkere Heizung, der erforderlichen gleichmäßigen Erhitzung
                              									wegen, nicht zu übereilen ist, dennoch zu fördern, am zweckmäßigsten zwei solcher
                              									Abwelkgefäße in Anwendung gebracht.
                           Zum Auslaugen oder Auswaschen der abgewelkten Schnitte wurden bisher die vorhandenen
                              									Auswaschgefäße der Dombasle'schen Maceration benutzt. Es
                              									sind dieß sechs einfache Gefäße in einem Kreisbogen aufgestellt, in dessen Mitte ein
                              									drehbarer Krahn steht, um damit die in Netzen befindlichen Schnitte aus einem Gefäße
                              									in das andere bringen zu können. Die aus dünnem Bindfaden gefertigten Netze sind
                              									hierzu an einem eisernen Ringe befestigt, wodurch sie in der ganzen Breite des
                              									Gefäßes offen gehalten werden, so daß man die Schnitte darin bequem umrühren kann.
                              									Der eiserne Ring hat zum Aufziehen eine entsprechende Anzahl Hacken und Oesen.
                           Durch einfache Zu- und Ableitung der Flüssigkeit von einem Gefäße auf das
                              									andere, welche zur Vereinfachung dieser Operation mehrfach versucht wurde, konnte
                              									bisher keine so rasche und vollständige Auswaschung der in Scheiben geschnittenen
                              									Rüben erlangt werden, es steht aber, wie schon erwähnt, zu erwarten, daß dieß bei
                              									dem Schneiden der Rüben in schmälere Streifen, die sich nicht so dicht
                              									zusammenlegen, möglich wird, da diese der Flüssigkeit einen gleichmäßigeren
                              									Durchgang gestatten.
                           Die weitere Erhitzung und Klärung des Safts wird in demselben Gefäße, worin das
                              									Abwelken erfolgt, vorgenommen, da derselbe durch das Abwelken der Schnitte oder
                              									Aufschließen der Saftzellen die erforderliche Concentration erhält.
                           Beim Beginn des Betriebs wird die Pfanne oder das Gefäß zum Abwelken mit dem
                              									anderthalbfachen Gewichte der abzuwelkenden Portion Rüben mit Wasser gefüllt, was
                              									hier 6 Ctr. beträgt, da jedesmal 4 Ctr. Rübenschnitte zum Abwelken kommen. Sobald
                              									das Wasser auf einige 70º R. erhitzt ist, wird auf obiges Rübenquantum 1/10
                              									Pfd. Schwefelsäure zugesetzt, da dieser Zusatz auf 10 Ctr. oder 1000 Pfd. etwa 1 Pfd. betragen soll.
                              									Hierauf wird ein größeres Netz in die Pfanne gebracht und die geschnittenen Rüben so
                              									schnell als möglich eingetragen, damit die ganze Portion gleichmäßig abwelkt. Unter
                              									fleißigem Niedertauchen der Anfangs aus der Flüssigkeit hervorstehenden Schnitte
                              									wird die durch die kalten Schnitte gesunkene Temperatur wieder bis auf 68º R.
                              									gesteigert, welcher Temperaturgrad aber nicht zu überschreiten ist. Die Schnitte
                              									fallen bald so weit zusammen, daß sie von der Flüssigkeit völlig bedeckt werden. Die
                              									hinreichende Erhitzung ist erfolgt, sobald die Schnitte alle Spannung oder
                              									Elasticität verloren haben. Man hat diesen Zeitpunkt genau zu beobachten, da
                              									derselbe die Möglichkeit einer raschen und völligen Auslaugung der Rüben bedingt.
                              									Weder die zu stark, noch die zu schwach erhitzten Schnitte sind vollständig zu
                              									extrahiren. Da diese gleichmäßige Erhitzung bei schwächerer Heizung sicherer zu
                              									erlangen steht, diese aber mehr Zeit in Anspruch nimmt, so ist es, wie schon
                              									angegeben, zweckmäßiger, zwei Gefäße zum Abwelken zu benutzen.
                           Sobald die Schnitte hinreichend abgewelkt sind, werden sie mit dem Netze aus der
                              									Flüssigkeit entfernt. Wo das Aufziehen eines Netzes nicht gut zu bewerkstelligen
                              									ist, können die Schnitte auch mittelst einer Siebschaufel aus der Flüssigkeit
                              									entfernt werden, wobei es aber nöthig wird, statt des Netzes einen Siebboden von
                              									Holz oder Kupfer in das Gefäß zu bringen, der dann nachträglich noch aus der
                              									Flüssigkeit zu heben ist, damit mit demselben die abgewelkten Schnitte vollständig
                              									entfernt werden; im anderen Falle würden die zurückbleibenden und zu sehr erweichten
                              									Schnitte später ihren Saft nicht mehr verlieren, bald schleimig werden und dadurch
                              									nachtheilig auf die Beschaffenheit des Saftes wirken. Man hat bei der Anfertigung
                              									des Siebbodens nur zwischen den genannten Materialien zu wählen, da das Eisen hier
                              									zu schnell von der Säure zerstört würde. Am zweckmäßigsten und billigsten ist die
                              									Anwendung eines Holzbodens mit größeren Oeffnungen, die mit durchlöchertem
                              									Kupferbleche zu bedecken sind.
                           Die abgewelkten Schnitte kommen in Portionen von je 2 Ctr. zum Auslaugen in die
                              									bezeichneten Netze und Macerationsgefäße, wovon jedes der letzteren 2 Ctr. Wasser
                              									enthält.
                           Sämmtliche Portionen kommen nach einander in die einzelnen Gefäße. Da die ersten
                              									Portionen beim Beginn des Betriebs in zuckerärmere Flüssigkeit gelangen, als die
                              									späteren, und dadurch auch schneller ihren Zucker verlieren, so genügen sechs
                              									Gefäße, um auch die späteren Portionen vollständig zu extrahiren, wobei das
                              									concentrirtere Wasser aus den Waschgefäßen immer zum Abwelken neuer Schnitte wieder
                              									benutzt wird. Zur
                              									raschen und völligen Extraction wurde es bisher nöthig, die eingetauchten Schnitte
                              									in den Waschgefäßen fleißig umzurühren und beim Wechsel der Netze aus einem Gefäße
                              									in das andere die Flüssigkeit von den aufgezogenen Schnitten zuvor gleichmäßig
                              									ablaufen zu lassen, damit in allen Gefäßen eine gleiche Menge Flüssigkeit bleibe und
                              									die concentrirtere mit der noch verdünnteren so wenig wie möglich vermischt
                              									werde.
                           Nach dem Ausleeren des größeren Netzes bringt man dasselbe in die Pfanne zurück und
                              									füllt es sogleich wieder mit einer neuen Portion frischer Schnitte. Das Feuer ist
                              									dann wieder zu verstärken, damit man die zum Abwelken nöthige Temperatur bald wieder
                              									erreicht. Vor dem Einbringen neuer Schnitte erhält die Flüssigkeit jedesmal einen
                              									neuen Zusatz von etwa 1/10 Pfd. Schwefelsäure. Die Menge der erforderlichen
                              									Schwefelsäure ist nach Beschaffenheit der Rüben und nach dem Fortgange der
                              									Operationen nicht immer gleich; es dient dabei als Regel, immer so viel
                              									Schwefelsäure anzuwenden als nöthig ist, um die bei dem Mangel an dieser Säure
                              									eintretende dunklere Färbung der Schnitte zu vermeiden. Da eine größere als die
                              									hierzu erforderliche Menge Schwefelsäure nutzlos ist, so wird man an dieser bis zum
                              									Beginn einer solchen Färbung, die sich beim Auswaschen zeigt, zu sparen suchen, es
                              									darf aber nicht an der nöthigen Säure fehlen, und man verwendet deßhalb doch lieber
                              									etwas zu viel als zu wenig Säure.
                           Beim Beginn des Betriebs wird zum Abwelken zunächst nur reines Wasser verwendet,
                              									welches erst nach viermaligem Eintauchen frischer Schnitte eine hinreichende
                              									Concentration erlangt. Bevor man die concentrirte oder zuckerige Flüssigkeit aus der
                              									Pfanne entfernt, ist sie bis zum Sieden zu erhitzen, und, im Fall hierbei eine Probe
                              									keine Klärung zeigen sollte, solche durch einen weiteren Zusatz von Schwefelsäure zu
                              									bewirken. Nur durch die Erhitzung bis zum Sieden und durch den genügenden Zusatz von
                              									Schwefelsäure konnte eine regelmäßige Gährung und günstige Ausbeute an Branntwein
                              									mit Sicherheit erlangt werden, weßhalb diese Klärung des Saftes als nöthig zu
                              									bezeichnen ist. Auch zeigt sich jene Klärung des Saftes von großem Einfluß auf die
                              									Reinheit des Products, da diese so wesentlich durch den Verlauf der Gährung bedingt
                              									wird.
                           Diese Klärung des Rübensafts verursacht allerdings einen Aufwand an Brennmaterial,
                              									der wo möglich vermieden werden sollte, allein die dadurch erlangten Vortheile
                              									dürften diesen größeren Aufwand leicht ersetzen. Schon die damit verbundene weitere
                              									Concentration des Safts läßt den versteuerten Gährraum besser benutzen, und es fragt
                              									sich, ob nicht bei einer so hohen Besteuerung des Maischraums, wie in Preußen, eine noch weitere
                              									Concentration des Saftes mittelst der jetzt zu Gebote stehenden besseren
                              									Abdampfungen mit Benutzung des Maschinendampfes, wenigstens bei größeren
                              									Brennereianlagen, als lohnend sich zeigen würde. Wird nach der Erhitzung des Saftes
                              									bis zum Sieden die Abkühlung mittelst eines Ventilators bewirkt, so erfolgt auch
                              									hierbei schon eine weitere Concentration durch die Verdunstung einer größeren Menge
                              									Wasser. Eine stärkere Berührung mit der Luft wirkt bei dem geklärten Safte eben so
                              									günstig auf den Verlauf der Gährung, als dieß bei den Würzen und Maischen in der
                              									Bierbrauerei und Brennerei der Fall ist, nur muß diese Einwirkung auch hier eine
                              									möglichst kurze seyn.
                           Nach Entfernung des geklärten Saftes aus dem Abwelkgefäße wird dieses mit dem
                              									zuckerreichsten Wasser aus den Auslauggefäßen wieder gefüllt. In dieser Flüssigkeit
                              									sind dann nur zwei neue Portionen Schnitte abzuwelken, um sie wieder hinreichend
                              									concentrirt zu erhalten. Mitunter sieht man sich auch veranlaßt, die Flüssigkeit
                              									schon nach dem Abwelken einer Portion Schnitte wieder zu wechseln, weil dieß die
                              									Gewinnung des Saftes beschleunigt, ein rascher Wechsel aber auch das Ausleeren der
                              									Waschgefäße oder die Erneuerung des Wassers und damit die vollständigere Gewinnung
                              									des Zuckers aus der Rübe befördert.
                           Das Abwelken der sämmtlichen Schnitte in einer und derselben Flüssigkeit und die
                              									directe Verwendung der zuckerreichsten Waschflüssigkeit zur Gährung, welche früher
                              									auch versucht wurde und wodurch diese Art der Saftgewinnung sehr vereinfacht und
                              									beschleunigt wird, lieferte kein so gutes Resultat, als durch Kochen der sämmtlichen
                              									Flüssigkeit zu erlangen war.
                           In der Hohenheimer Brennerei konnten auf die oben angegebene Weise von Morgens 6 bis
                              									Abends 8 Uhr, bei regelmäßigem Betriebe, bequem 36 Ctr. Rüben verarbeitet und damit
                              									ein Gährgefäß von 1000 württemb. Maaß oder 1600 Berl. Quart gefüllt werden. Da die
                              									Rüben beim Abwelken immer einen Theil ihres Saftes verlieren, dessen Menge etwas
                              									mehr beträgt, als die beim Aufschließen und Klären verdampfende Wassermenge, so
                              									erhält man aus 36 Ctr. Rüben gegen 40 Ctr. Saft, und dieses Quantum wurde hier in
                              									sechs Klärungen gewonnen. Das Aufschließen oder Abwelken der 36 Ctr. Rüben in 9
                              									Portionen à 4 Ctr. erfolgte in der Weise, daß bei
                              									fortgesetztem Betriebe Morgens beim Beginn in der vom vorhergehenden Tage bereits
                              									etwas Zucker enthaltenden Flüssigkeit zunächst drei Portionen, in der zweiten
                              									Flüssigkeit dann zwei, in der dritten nur eine, in der vierten wieder zwei, in der
                              									fünften die neunte oder letzte Portion Schnitte abgewelkt wurden. In die sechste
                              									Flüssigkeit kamen in der Regel keine Schnitte zum Abwelken, sie wurde aus den Waschgefäßen sogleich in
                              									den Gährbottich oder zuvor noch auf die Kühle gebracht, je nachdem dieß die
                              									Temperatur des gährenden Saftes nöthig machte. Von der übrigen Flüssigkeit, welche
                              									zum Auslaugen der letzten Schnitte diente, kam die zuckerhaltigste zum Abwelken für
                              									den folgenden Tag in die Pfanne, der Rest blieb in den Auswaschgefäßen zurück. Zur
                              									besseren Conservirung dieser zurückbleibenden Flüssigkeit wurde derselben schon
                              									Abends eine kleine Quantität Schwefelsäure zugesetzt.
                           Aus Rüben, deren roher Saft 14 Proc. am Saccharometer zeigte, erhielt man eine
                              									12–13procentige gekochte und dadurch geklärte Flüssigkeit. Bei dem Abwelken
                              									einer zehnten Portion Schnitte in der sechsten Flüssigkeit erlangte man eine
                              									Concentration des Saftes, die nicht unter 13 Procent betrug, es konnte dann aber die
                              									Auswaschung der letzten Schnitte nicht mehr so vollständig erreicht werden, als bei
                              									der Füllung des Bottichs mit nur 36 Ctr. Rüben.
                           Die Gewinnung des Saftes in getheilten Portionen läßt eine rasche Abkühlung und sehr
                              									kräftige Gährung erlangen. Sobald die erste Partie Saft, hier also etwa 6 Ctr. oder
                              									der sechste Theil des Ganzen, auf 18–20º R. abgekühlt war, kam sie in
                              									dem Gährbottiche mit einer gleichen Quantität des gährenden Saftes vom
                              									vorhergehenden Tage zusammen, der sich als das wirksamste Ferment zeigte, und nur
                              									von Zeit zu Zeit erhielt der Saft noch einen weiteren Zusatz von 5–8 Maaß der
                              									in der Hohenheimer Bierbauerei gewonnenen Unterhefe. Mit der zweiten Partie des
                              									abgekühlten Saftes wurde dann zunächst das Gährgefäß des vorhergehenden Tags wieder
                              									aufgefüllt. Die dritte Partie kam aber wieder zu dem bereits in Gährung begriffenen
                              									ersten Safte. Die Gährung bleibt bei der allmählichen Füllung des Bottichs in
                              									ununterbrochenem Gange und ist nach zweimal 24 Stunden oder drei Tagen beendigt. Die
                              									äußeren Erscheinungen einer regelmäßigen Gährung sind die einer lebhaften
                              									Weingährung, ohne einen zähen Schaum abzusondern oder ein Uebergähren befürchten zu
                              									lassen.
                           Die Destillation der Maische wurde ohne erhebliche Differenz in dem Ertrage sowohl am
                              									dritten als am vierten Tage vorgenommen. Nur kam bei der Destillation nach
                              									dreitägiger Gährung eher ein Ueberkochen der Maische vor, als bei der viertägigen
                              									oder älteren. Die Ausbeute aus 36 Ctr. Rüben betrug bei regelmäßigem Betriebe
                              									100–112 Maaß Branntwein zu 50 Procent nach Tralles, was sich in
                              									Quartprocenten auf circa 250 Proc. aus 100 Pfd. Rüben
                              									und 5 Procent pro Quart Maischraum berechnet.
                           Gestatten die in schmale Streifen geschnittenen Rüben eine vollständige Auslaugung
                              									durch bloße Durchleitung der Flüssigkeit von einem Gefäße aufs andere, so wird dadurch
                              									nicht nur bedeutend an Arbeit erspart, sondern es ist dann die Ausführung der
                              									Methode für den größeren wie für den kleineren Betrieb gleich einfach und anwendbar.
                              									Die ausgelaugten Schnitte werden von dem Viehe gern gefressen, ihr Futterwerth
                              									stellt sich etwa auf die Hälfte von dem der frischen Rüben. Im Laufe des vorigen
                              									Frühjahrs angestellte Proben zeigten auch die Möglichkeit einer längeren
                              									Aufbewahrung, indem die im Monat Februar mit etwas Salz eingestampften Rückstände
                              									noch Ende Mai, nachdem das Vieh bereits Grünfutter erhalten, gern gefressen wurden.
                              									Nach kürzlich erhaltener Mittheilung verkauft noch Ende Juni eine Brennerei solche
                              									Rückstände, ohne sie mit einem Zusatze von Salz aufbewahrt zu haben. In dieser
                              									Brennerei konnte man im letzten Frühjahre mit dem vorhandenen Brennapparate nicht
                              									das ganze Quantum des gegohrenen Safts der täglichen Verarbeitung zur Destillation
                              									bringen und sah sich deßhalb genöthigt, einen Theil jenes nach der Hohenheimer
                              									Methode gewonnenen Saftes, wie Most, in Fässern aufzubewahren, der dann erst nach
                              									der Verarbeitung des ganzen Rübenvorraths zur Destillation kam, ohne dadurch einen
                              									erheblichen Unterschied im Ertrage zu liefern, was für die Zweckmäßigkeit dieser
                              									Saftgewinnung sprechen dürfte. Diese größere Haltbarkeit des Saftes entspricht auch
                              									der Erfahrung, daß bei seiner Gährung die Bildung von Essig nie vorkam, weßhalb denn
                              									auch die Gährung ohne Nachtheil bei einer weit höheren Temperatur verlaufen kann,
                              									als dieß bei der Verwendung von Kartoffeln und Getreide möglich ist.
                           Die schon im vorhergehenden Winter in Hohenheim versuchte Benutzung der Schlempe
                              									statt des Wassers zum Auslaugen der Schnitte, welche später als eine eigenthümliche
                              									Methode von Champonnois bekannt gemacht wurde, hat hier
                              									keine weitere Anwendung gefunden, da sie die Aufbewahrung der verdünnteren
                              									Flüssigkeiten von einem Tage zum andern nicht gestattete. Wie zu erwarten stand, hat
                              									diese Methode, so wie sie von Payen beschrieben, auch in
                              									den größeren Brennereien Frankreichs keine Verbreitung gefunden; sie wird dort nur
                              									in einigen kleineren Brennereien angewandt, wo die Gewinnung eines guten Futters aus
                              									den Rüben höher geschätzt wird, als die vollständigere Ausnutzung derselben zur
                              									Branntweinerzeugung. Die Methode erhielt zwar durch die Einrichtung zur wiederholten
                              									Erhitzung der zum Auslaugen dienenden Schlempe in neuerer Zeit eine wesentliche
                              									Verbesserung, da die Rüben, ohne zuvor abgewelkt zu werden, sich nicht wohl
                              									vollständig auslaugen lassen, allein die Verdünnung des Safts durch die Verwendung
                              									der sämmtlichen Flüssigkeit macht diese Methode bei der Besteuerung des Maischraums
                              									dennoch weniger vortheilhaft.
                           
                           Die in Hohenheim damit angestellten Versuche zeigten, daß durch die Schlempe eine
                              									rasche und vollständige Vergährung zu erreichen steht, daß das Product
                              									reinschmeckender wurde und daß die Rückstände von dem Vieh nicht allein gern
                              									gefressen, sondern daß sie auch an der Luft weniger leicht für das Vieh
                              									unschmackhaft werden, als die nur mit Wasser behandelten. Endlich wies auch hier die
                              									chemische Untersuchung einen größeren Stickstoffgehalt in den durch Schlempe
                              									macerirten Schnitten nach.
                           Die Wichtigkeit einer möglichst einfachen Verarbeitung der Rüben, namentlich für
                              									kleinere Brennereien des zu gewinnenden Futters wegen, veranlaßte zu wiederholten
                              									Versuchen mit der Verarbeitung der Rüben in Substanz, wozu die zuvor gedämpften
                              									Rüben nur zerkleinert, abgekühlt und ohne Trennung des Saftes in Gährung gebracht
                              									werden.
                           Der größere Aufwand an Brennmaterial, der hierbei zum Dämpfen der Rüben erforderlich
                              									wird und der theils durch die größere Wässerigkeit, theils durch die größeren
                              									Zwischenräume, welche die Rüben in dem Dampffasse bilden, entsteht, wird dadurch
                              									vermindert, daß man die Dämpfe aus dem unteren Boden durch ein Rohr ableitet,
                              									welches einige Fuß tief in ein Gefäß mit Wasser taucht. Noch mehr kann man aber
                              									diesen Dampfverbrauch bei der Anwendung von zwei Dampffässern vermindern, wenn man
                              									von dem unteren Theile des einen ein Rohr in den oberen Theil des anderen leitet.
                              									Von dem zuerst gedämpften Fasse treten dann die unten entweichenden Dämpfe in das
                              									zweite Faß, worin ihre Wärme zum Vorwärmen der später zu kochenden Rüben benutzt
                              									wird. Nach dem Entleeren des ersten Fasses kann dieses gleich wieder mit frischen
                              									Rüben gefüllt werden, die dann von den abgehenden Dämpfen des zweiten Fasses wieder
                              									vorzuwärmen sind. Auf diese Weise läßt sich bei einem etwas ausgedehnteren Betriebe
                              									nicht unbedeutend an Brennmaterial ersparen, da die Rüben aus den angeführten
                              									Gründen viel mehr Dampf erfordern, als zum Dämpfen der Kartoffeln nöthig wird. Auch
                              									gewährt die angegebene Einrichtung den Vortheil, daß das Brennlocal, wenn die
                              									Dampffässer nicht außerhalb stehen, nicht mit den entweichenden Dämpfen angefüllt
                              									wird.
                           Das hier und da übliche Zerschneiden der Rüben vor dem Dämpfen, um dadurch die
                              									größeren Zwischenräume zu vermeiden, ist nicht zu empfehlen, weil die Rübenstücke
                              									durch den Dampf gleich viel Saft verlieren und man dadurch genöthigt wird, auch das
                              									zuerst abfließende Wasser, was den unangenehmen Rübengeschmack in hohem Grade
                              									besitzt, sogleich aufzufangen, wodurch der Geschmack des Branntweins sehr
                              									beeinträchtigt wird, während dieser bei der Entfernung des zuerst abfließenden
                              									Wassers von den gedämpften Rüben auffallend reiner ist.
                           
                           Ferner haben wiederholte Versuche hier schon früher gezeigt, daß eine feinere
                              									Zerkleinerung der gedämpften Rüben gar nicht nöthig wird, um durch den
                              									Gährungsproceß ihren Zucker völlig zu verlieren. Die Zerkleinerung braucht nicht
                              									weiter stattzufinden, als nöthig ist, Störungen durch das Verstopfen von Röhren und
                              									Hähnen bei den gewöhnlichen Destillirapparaten zu vermeiden. Die gröbere Maische
                              									zeigt dabei noch den weiteren Vortheil, daß sie während der Gährung der erzeugten
                              									Kohlensäure einen leichteren Durchgang gestattet, wodurch das Volumen der Maische in
                              									weit geringerem Grade vermehrt und eine bessere Benutzung des versteuerten Gährraums
                              									möglich wird.
                           Die hier vorhandene Handreibmaschine erhielt zu diesem Zwecke einen neuen
                              									Reibcylinder mit 2–3 Linien weit hervorstehenden Zähnen, wodurch ihre
                              									Leistungsfähigkeit bedeutend vermehrt wurde.
                           Die Anwendung solcher Reibmaschinen gewährt einen entschiedenen Vorzug den
                              									gewöhnlichen Quetschwalzen gegenüber, bei welchen die Arbeit äußerst langsam von
                              									Statten geht und es unvermeidlich ist, daß nicht größere, wenn auch ganz flach
                              									gedrückte Stücke mit durchgleiten, die dann bei der Destillation sehr hinderlich
                              									werden können. Es kommen immer Rüben vor, namentlich solche, welche im ersten Jahre
                              									schon Samen getragen, deren äußere Schale durch eine Menge Fasern einen solchen
                              									Zusammenhalt erhält, daß sie nur mittelst der Reibe vollständig zu zerkleinern ist.
                              									Als nothwendige Bedingung zur Zweckmäßigkeit einer solchen Reibe gehört ferner ein
                              									größerer Durchmesser des Reibcylinders von mindestens einem Fuß und eine
                              									hinreichende Geschwindigkeit, damit die Zähne durch den Schwung der Umdrehung immer
                              									rein erhalten werden.
                           Wenn man die Rüben nach dem Dämpfen zunächst zur Abkühlung bringt, wozu man sie, zur
                              									Erleichterung des Transports, gleich in eine Anzahl kleinerer Körbe oder Zainen
                              									vertheilt, und dann erst zerreibt, so kann man durch das beim Reiben zuzuleitende
                              									ohnehin noch erforderliche Wasser gleich eine Temperatur erlangen, die den Brei
                              									sofort in Gährung bringen läßt.
                           Es ist ein noch immer sehr verbreiteter Irrthum, wenn man glaubt, die Rüben bedürften
                              									bei ihrer Verwendung in der Brennerei eben so, wie die Kartoffeln, eines
                              									Malzzusatzes, während sich dieser hier durch die leichte Säuerung der Rübenmaische
                              									sehr schädlich zeigte. Die Kartoffeln bedürfen eines Malzzusatzes, um durch diesen
                              									ihr Stärkmehl in Traubenzucker zu verwandeln, die Rüben enthalten aber, wie bekannt,
                              									schon Zucker, der auch ohne Malz in gährungsfähigen Traubenzucker umgewandelt
                              									wird.
                           
                           Die Zuleitung des Wassers erleichtert dann auch das Geschäft des Reibens sehr.
                              									Zerreibt man die Rüben noch heiß, so hat man für eine rasche Abkühlung des Breies zu
                              									sorgen, weil dieser schnell säuert. Als Ferment wurde hier nur reine Bierhefe in
                              									reichlicher Menge, 3–4 Maaß auf 100 Maaß Maische, verwendet. Gute reine
                              									Malzhefe statt der untergährigen Bierhefe gab keinen besseren Ertrag.
                           Eine Ausbeute zu 3 Maaß zu 45 Procent nach Tralles wurde dieses Jahr in vielen
                              									kleineren Brennereien bei dieser einfacheren Verarbeitung aus 100 Pfd. gewonnen.
                              									Weniger günstig stellt sich der Ertrag aus dem benutzten Maischraume, indem nicht
                              									wohl über 2 Centner Rüben in 100 Maaß Maischraum zu bringen sind. Es werden hiernach
                              									aus 100 Maaß oder 160 Quart nur 270 Maaß- oder 432 Quartprocente, oder 2,7
                              									Proc. pro Quart erhalten.
                           Dagegen liefert diese einfache Verarbeitung den lohnendsten Ertrag an Futter. Aus 100
                              									Pfd. Rüben erhielten die kleineren Brennereien 50–60 Maaß Schlempe, die sie
                              									mit 12–18 Kreuzer verwertheten. Die Melkviehbesitzer in der Nähe der Stadt
                              									zahlten diese Preise für die Schlempe aber gern, weil sie durch ihren größeren
                              									Milchertrag den für die Schlempe gezahlten Preis leicht um das Doppelte ersetzt
                              									fanden.
                           Durch eine gleichzeitige Verarbeitung von Rüben und Kartoffeln (gemischt) steht auch
                              									bei obiger einfachen Behandlung in Betreff des Ertrags aus dem erforderlichen
                              									Gährraume ein günstigeres Resultat zu erzielen, weßhalb diese Verarbeitung in den
                              									größeren Brennereien der Magdeburger Gegend bisher fast allein Anwendung gefunden.
                              									Obgleich dabei eine erhebliche Ersparung an Wasser nicht möglich wird, da Rüben und
                              									Kartoffeln das Wasser in größerer Menge aufnehmen, so können doch bei einer solchen
                              									Mischung gut 150 Pfd. Rüben und 100 Pfd. Kartoffeln in 100 Maaß oder 160 Quart
                              									gebracht werden, was denn schon eine erheblich bessere Ausbeute gewährt. Es ist
                              									dabei wohl kaum zu erwähnen, daß, je mehr Kartoffeln im Verhältniß zur Rübenmenge
                              									genommen werden können, das Verhältniß der Ausbeute aus ein und demselben Gährraume
                              									ein günstigeres werden wird, da die Kartoffeln nahezu das Doppelte der Rüben aus dem
                              									benutzten Maischraume gewinnen lassen.