| Titel: | Ueber die Grundsätze der besten Verwendung der Brennmaterialien beim Hüttenbetriebe; von Hrn. Lan, Bergingenieur und Professor an der Bergschule zu Saint-Etienne. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XLV., S. 190 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLV.
                        Ueber die Grundsätze der besten Verwendung der
                           								Brennmaterialien beim Hüttenbetriebe; von Hrn. Lan, Bergingenieur und Professor an der Bergschule
                           								zu Saint-Etienne.
                        Aus dem Bulletin de la Société de l'Industrie
                                 										minérale, 1856, T. I p. 232.
                        Lan, über die Grundsätze der besten Verwendung der Brennmaterialien
                           								beim Hüttenbetriebe.
                        
                     
                        
                           Eine der wichtigsten und dringendsten Aufgaben beim Hüttenbetriebe ist die bessere
                              									Benutzung der Brennmaterialien. Es soll daher hier eine Uebersicht unserer jetzigen
                              									Kenntnisse darüber mitgetheilt werden, wobei wir hauptsächlich den
                              									Eisenhüttenbetrieb berücksichtigen.
                           In Frankreich ist die weitere Entwickelung des Eisenhüttengewerbes, welche die vielen
                              									und verschiedenartigen Erzlagerstätten begünstigen würden, durch den Mangel an
                              									Brennmaterial beschränkt. Es trifft dieß hauptsächlich die mit vegetabilischem Brennmaterial
                              									betriebenen Werke; hier kam man auch zuerst auf die Idee die Flamme und die Gase,
                              									welche bis dahin ohne Nutzen aus den Oefen entwichen, zu benutzen. Es wurden dann
                              									von deutschen, französischen und englischen Chemikern und Metallurgen Untersuchungen
                              									über die Natur der Verbrennungsproducte und der aus den Hohöfen etc. entweichenden
                              									Gase angestellt. Die Benutzung der abziehenden Flamme und Gase führte auf die Idee
                              									die festen Brennmaterialien vollständig in brennbare Gase umzuwandeln. – Nun
                              									muß man aber leider gestehen, daß dieser zweite Theil der Aufgabe bis jetzt noch
                              									nicht praktisch gelöst worden ist; wenigstens haben die über diesen Gegenstand
                              									angestellten Versuche noch nicht zu Verfahrungsarten geführt, die in der Praxis
                              									allgemein befolgt werden. Während nämlich die meisten Hütten dabei stehen blieben,
                              									die verlorengehenden Gase und Flammen zum Erwärmen der
                                 										Gebläseluft, zur Dampferzeugung, zum Auswärmen von gewissen Eisensorten
                              									u.s.w. zu verwenden, überließ man fast überall das
                              									Puddeln und Schweißen entweder den Hohofengasen oder den in besondern Generatoren
                              									erzeugten Gasen. Obgleich die Benutzung der erstern insofern mit Schwierigkeiten
                              									verbunden ist, als die betreffenden Apparate auf eine gezwungene Weise mit einander
                              									verbunden werden müssen, während sie doch unabhängig von einander bleiben sollten,
                              									ist es bei Anwendung von besondern Gasgeneratoren ganz anders. So kennen wir Hütten
                              									in Deutschland, in der Schweiz und in Savoyen, welche seit 10 bis 12 Jahren die
                              									Stabeisenfabrication mit Hülfe von Generatorgasen betreiben, die aus vegetabilischen
                              									Brennmaterialien und Torf, und selbst aus mineralischen, wie Braunkohlen und
                              									Anthracit, erzeugt worden.Ein treffliches Werk in dieser Beziehung ist das von Dr. Zerrenner bearbeitete:
                                    												„Einführung, Fortschritt und Jetztstand der metallurgischen
                                       												Gasfeuerung im Kaiserthum Oesterreich. Im Auftrage des k. k. hohen
                                       												Finanzministeriums herausgegeben Mit 11 Tafeln. Wien 1856.“
                                    										Von demselben Verfasser erschien – in der Absicht den
                                    											Braunkohlenverbrauch zu erweitern – folgende Schrift: „Die
                                       												Anwendung der Gasfeuerung beim Glashüttenbetriebe zu Tscheitsch in Mähren. Mit 3 Tafeln. Wien
                                       												1856.“
                                    										 In einer schätzbaren Abhandlung hat der bekannte Oberingenieur und Professor
                              										Le Play zu ParisLe Play, Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke
                                    											mit Holz-Betrieb und die Waldbesitzer befolgen müssen, um den Kampf
                                    											gegen die Hütten mit Steinkohlenbetrieb erfolgreich führen zu können. Mit
                                    											besonderer Berücksichtigung des Gas-Flammofen-Betriebes in
                                    											Kärnthen und an andern Orten. Deutsch bearbeitet von Carl Hartmann. Mit 6 Tafeln. Freiberg 1854. nachgewiesen, wie auf der Hütte zu Lippitzbach in Kärnthen mit Gasen aus
                              									gedörrtem Holz sehr vortheilhaft gepuddelt und geschweißt wird, und nach welchen
                              									Grundsätzen auch die Roheisenfabrication mit Holz betrieben werden könnte; er
                              									bezeichnet darin den Weg, welchen der Hüttenbetrieb mit Holz zu verfolgen hat, wenn er noch Lebensfähigkeit
                              									behalten will.Die in dem Werke Le Play's mitgetheilten
                                    											Thatsachen, so wie uns aus Westphalen, vom Harz und aus andern
                                    											Hüttendistricten zugekommene Nachrichten beweisen uns daß da, wo das Problem
                                    											der Benutzung gasförmiger Brennmaterialien mit Ausdauer studirt worden ist,
                                    											man es vollkommen gelöst hat und die Gasöfen in ununterbrochenem Betriebe
                                    											sind. In Frankreich wurde kürzlich die Hütte zu Villotte im
                                    											Goldküsten-Departement nach Art der deutschen Gashütten
                                    											eingerichtet.A. d. O.
                              								
                           Während die mit Holz betriebenen Hütten Versuche anstellten, welche durch die
                              									Nothwendigkeit einer Betriebsverbesserung hervorgerufen wurden, entwickelten sich
                              									die mit mineralischem Brennmaterial betriebenen Hütten sehr schnell. Zu gleicher
                              									Zeit erreichten aber auch alle Industriezweige welche Steinkohlen verwenden, eine
                              									solche Ausdehnung, daß die Gewinnung dieses Materials kaum zur Deckung des
                              									Verbrauchs hinreichte. Die Folge waren steigende Kohlenpreise. Da nun die
                              									Entwickelung der Nationalindustrie eng mit der Menge und der Wohlfeilheit des
                              									verfügbaren mineralischen Brennmaterials verbunden ist, so ist es von größter
                              									Wichtigkeit, alle Maßregeln zu ergreifen, welche eine Verminderung des
                              									Steinkohlenverbrauches, hauptsächlich bei der Eisenerzeugung, bezwecken; die Lage
                              									der Steinkohlenhütten (es handelt sich hier namentlich um die französischen) ist
                              									zwar bei weitem nicht so kritisch, als die der mit vegetabilischem Brennmaterial
                              									betriebenen, aber es ist doch höchst wichtig zu sehen, ob nicht die von den letztern
                              									versuchten Verbesserungen auch auf erstere angewendet werden können.
                           In den meisten großen Eisenwerken hat man die Gase und die entweichende Wärme zum
                              									Erhitzen der Luft und zur Erzeugung des Dampfes angewendet; aber dennoch bleibt ein
                              									großer Theil von dieser Wärme zu andern Verwendungen verfügbar.
                           Anderseits hat man mit Recht das Princip selbst der Verbrennung auf Rosten und unter
                              									dem Einflusse des unsichern und unregelmäßigen Zuges der Essen angegriffen. Außer
                              									den schädlichen Einwirkungen dieses unregelmäßigen Zuges auf die in den Flammöfen
                              									erlangten Betriebsresultate, hat diese Verbrennungsweise auch noch den Nachtheil,
                              									daß 15 bis 20 Proc. des Brennmaterials als sogenannte Rostkohks oder Cinders für den
                              									Ofenbetrieb selbst verloren gehen, indem sie durch den Rost in den Aschenkasten
                              									fallen und dann nur in Glühfeuern verwendet werden können. Dieser Verlust steigt
                              									überdieß sehr rasch mit der Unreinheit der verbrannten Kohlen.
                           
                           Die Benutzung eines unter den Rost geführten Gebläsewindstromes, um dabei zu
                              									schweißen und auch zu puddeln, ist die einzige von den bisher versuchten
                              									Verbesserungen, auf welche wir hier die Aufmerksamkeit der Hüttenleute lenken
                              									wollen. Welche Resultate hat man erlangt und welche Mittel wurden, wenigstens in den
                              									meisten Hütten, angewendet?
                           Beim Schweißen wie beim Puddeln wurde der Aschenfall durch eine blecherne Thür
                              									verschlossen und durch eine von seinen Wänden wurde mittelst einer Röhre der Wind
                              									eines Ventilators mit einer Pressung von 0,01 bis 0,015 Met. Wassersäule unter den
                              									Rost geführt. Gestalt und Größe des Feuerraums und der Sohle sind im Allgemeinen
                              									dieselben geblieben wie bei den gewöhnlichen Puddel- und Schweißöfen.
                           Unter diesen Bedingungen ergaben sich bei der Schweißarbeit nachstehende Resultate:
                           1) die Chargen erlangen weit schneller die erforderliche Temperatur, wodurch an Zeit
                              									erspart wird;
                           2) der Eisenabbrand ist vermindert;
                           3) auch der Steinkohlenverbrauch wurde geringer und man konnte überdieß Kohlen von
                              									schlechterer Qualität benutzen;
                           4) aber, bei den angenommenen Einrichtungen und wegen der starken Pressung, die man
                              									zuweilen dem Windstrom gab, wurden Aschentheilchen mit fortgerissen, welche das
                              									Eisen verunreinigten;
                           5) endlich ist die Reinigung des Rostes immer sehr schwierig, noch mehr, als bei den
                              									gewöhnlichen Oefen.
                           Beim Puddeln haben die Versuche bis jetzt noch zu keinen
                              									genügenden Resultaten geführt; man fand:
                           1) große Schwierigkeiten beim eigentlichen Frischen, das Eisen wird daher nur
                              									unvollkommen gereinigt;
                           2) der Proceß erfordert in seinen verschiedenen Perioden verschiedene Wärmegrade,
                              									welche bei der angenommenen Einrichtung nicht zu erzielen waren;
                           3) die Schwierigkeit der Rostreinigung und die zu starke Windpressung waren auch
                              									hier, wie beim Schweißen, ein Nachtheil;
                           4) endlich war auch die Flamme, welche in Folge dieser Pressung aus der Arbeitsthür
                              									hervordringt, für die Arbeiter sehr unbequem.
                           Ist es nun Angesichts dieser guten oder schlechten Resultate nicht ganz klar, daß
                              									diese Versuche eine Anwendung des Princips der Vergasung der Brennmaterialien waren,
                              									und daß, wenn der Erfolg kein vollständiger war, dieß nur den angewendeten
                              									unzureichenden und unvollkommenen Mitteln zuzuschreiben ist? Die Resultate welche
                              									man mit Generatorgasen aus vegetabilischem Brennmaterial beim Puddeln und Schweißen,
                              										und auch bei
                              									Benutzung der Hohofengase zu denselben Arbeiten erhielt, hätten den Praktiker besser
                              									leiten können. Um nur auf eine der bei diesen Versuchen beobachteten Thatsachen
                              									zurückzukommen, bemerken wir, daß man bei Festhaltung desselben Princips hätte
                              									vorhersehen können, daß beim Puddeln, wie mit den einzelnen Generatoren, ein
                              									besonderer Luftstrom auf der Sohle erforderlich ist, weil unter den neuen
                              									Bedingungen die Luft nur noch durch die Arbeitsthür einzudringen vermochte, und daß
                              									übrigens der von dem Feuerraum herbeiströmende Luftstrom wesentlich brennbar oder
                              									reducirend seyn muß. Die Verminderung des Abbrandes beim Schweißen ist auch einzig
                              									und allein der Beschaffenheit der Flamme zuzuschreiben, welche in diesem Falle mehr
                              									reducirend als oxydirend ist. Alle übrigen Resultate der besprochenen Versuche
                              									erklären sich ebenfalls leicht, wenn man von dem Princip der Vergasung der
                              									Brennmaterialien ausgeht.
                           In der That müssen alle Versuche, welche zu Verbesserungen in der Anwendung
                              									mineralischer Brennmaterialien führen sollen, auf diesen Grundsatz basirt werden;
                              									man darf bei diesen Versuchen jedoch keines von den bereits über die Benutzung der
                              									Gase im Hüttenwesen erlangten praktischen Resultaten vernachlässigen.
                           Für die zweckmäßige Anwendung dieses Princips sind noch sehr verschiedenartige
                              									Studien erforderlich.
                           Zuvörderst betreffen diese Studien die geeigneten Mittel zur Abscheidung der mit den
                              									Steinkohlen vermengten Mineralstoffe. Die Roste, welche ohne Nachtheil in den
                              									Gasöfen, die mit vegetabilischem Brennmaterial gespeist werden (welches in der Regel
                              									wenig Asche enthält) angewendet werden, lassen sich bei mineralischen Brennstoffen
                              									nur in den wenigen Fällen benutzen, wo man Steinkohlen mit nur geringem und solchem
                              									Aschegehalt besitzt, der nicht strengflüssig ist und nur selten eine Reinigung des
                              									Rostes von Schlacken erfordert. Dagegen scheint das Princip des vollständigen
                              									Schmelzens der Asche, welches schon bei einigen alten Generatoren angewendet wurde,
                              									eine bessere Lösung darzubieten. Versuche, die ich in einem eigenthümlichen Heizraum
                              									anstellte, welcher mit Steinkohlen, Hammerschlag und Schmiedeisenschlacken besetzt
                              									war, machen dieß wahrscheinlich.
                           An dieses erstere Studium reihet sich natürlich dasjenige über die Gestalt des
                              									anzuwendenden Feuerraums und über die Vorrichtung der Windleitungen.
                           Alsdann sind Untersuchungen über die in den Feuerraum und auf die Sohle
                              									einzuführenden Luftmengen, deren Pressungen und Temperatur erforderlich.
                           
                           Endlich werden auch nach der in den Gasöfen auszuführenden Arbeit die Dimensionen und
                              									Anordnung der Sohle mehr oder weniger verändert werden müssen.