| Titel: | Gasofen mit selbstwirkendem Regulator für metallurgische und andere Operationen, welche eines intensiven Feuers bedürfen; von C. Schinz, Pyrotechniker in Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXIII., S. 261 | 
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                        LXIII.
                        Gasofen mit selbstwirkendem Regulator für
                           								metallurgische und andere Operationen, welche eines intensiven Feuers bedürfen; von
                           									C. Schinz,
                           								Pyrotechniker in Philadelphia.
                        Aus der schweizerischen polytechn. Zeitschrift, 1856, Bd.
                              									I S. 93.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Schinz's Gasofen mit selbstwirkendem Regulator.
                        
                     
                        
                           Die Intensität oder Temperatur eines Feuers hängt theils von der Zusammensetzung des
                              									Brennmaterials, theils und noch mehr, von der Luftmenge ab, die zu dessen
                              									Verbrennung verwendet wird.
                           Um dieß anschaulich zu machen und die Quantität an Wärme sowohl, als die Intensität
                              									des Feuers für verschiedene Materialien anzugeben, dient folgende Tabelle.Die Gewichte und Maaße in dieser Abhandlung sind englische.
                           Tab. I. Zusammensetzung
                              									verschiedener Arten von Brennmaterial und Wärmequantitäten, die jedes derselben
                              									erzeugen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 261
                              Zusammensetzung; Erzeugte Wärme;
                                 										Asche. Wasser. Stickstoff; Kohlenstoff; Freier Wasserstoff; 1 Pfd. Kohlenstoff
                                 										erzeugt 14500 Wärme-Einheiten; 1 Pfd. Wasserstoff 62000
                                 										Wärme-Einh; Total. Wärme-Einh; Lufttrockenes Holz; Fette
                                 										Steinkohle; Holzkohle; Kohks; Anthracit
                              
                           Diese Wärmequantitäten werden unter allen Umständen erzeugt, sobald aller Kohlenstoff
                              									zu Kohlensäure und aller Wasserstoff zu Wasser verbrannt wird, sobald aber Mangel an
                              									Sauerstoff vorhanden ist, so bildet der Kohlenstoff eine andere Verbindung, nämlich
                              									Kohlenoxyd-Gas; und da 1 Pfd. Kohlenstoff zu Kohlenoxyd verbrannt nur 2442
                              									Wärme-Einheiten erzeugt, während dieselbe Menge Kohlenstoff zu Kohlensäure
                              									verbrannt, 14500 Wärme-Einheiten hervorbringt, so wird die aus dem
                              									Brennmaterial hervorgebrachte Wärmemenge im Verhältniß zu dem erzeugten Kohlenoxyd
                              									vermindert.
                           Tab. II. Wärmequantitäten, welche
                              									aus verschiedenen Brennmaterialien erzeugt werden in dem Falle, wo aller Kohlenstoff
                              									nur zu Kohlenoxyd verbrannt wird.
                           
                              
                                 Lufttrockenes Holz per
                                    											Pfund
                                 1397 Wärme-Einheiten.
                                 
                              
                                 Fette
                                    											Steinkohlen        „
                                 4160            „
                                 
                              
                                 Holzkohle                  
                                    											„
                                 2271            „
                                 
                              
                                 Kohks                       
                                    											„
                                 2075            „
                                 
                              
                                 Anthracit                    „
                                 3747            „
                                 
                              
                           Die Wärmeverluste sind daher in diesem Falle für die erwähnten Brennstoffe:
                           77.   70.   83.  
                              									83   und   75 Proc.
                           Obgleich diese Tabelle einen extremen Fall repräsentirt, wo nämlich gar keine
                              									Kohlensäure entsteht, welcher Fall bei gewöhnlichen Feuerungen wohl niemals wirklich
                              									stattfindet, so zeigt dieselbe doch, welche empfindliche Verluste die Entstehung und
                              									Entweichung von irgendwelchem Kohlenoxyd-Gas hervorbringt.
                           Wenn die Zusammensetzung eines Brennmaterials bekannt ist, so kann man leicht die zu
                              									dessen Verbrennung nothwendige Luftmenge berechnen, da 6 Theile Kohlenstoff 8 Theile
                              									Sauerstoff erfordern, um Kohlenoxyd zu bilden, und 16 Theile Sauerstoff zur
                              									Verbrennung zu Kohlensäure. So braucht 1 Theil Wasserstoff 8 Theile Sauerstoff, um
                              									erstern zu Wasser zu verbrennen.
                           In der folgenden Tabelle sind diese Berechnungen für die zwei Fälle gegeben, nämlich
                              									für die Verbrennung des Kohlenstoffes zu Kohlenoxyd und zu Kohlensäure.
                           
                           Tab. III. Erforderliche Luft zur
                              									Verbrennung verschiedener Brennmaterialien.
                           
                              
                                        1
                                    											Pfund
                                       
                                    											erfordertzur
                                    											vollkommenen      Verbrennung
                                           
                                    											zurunvollkommenen   Verbrennung.
                                 
                              
                                 
                                    Kubikfuß Luft.
                                   Kubikfuß Luft.
                                 
                              
                                 Lufttrockenes Holz   
                                           
                                    											60,3
                                         
                                    											31,6
                                 
                              
                                 Fette Steinkohle
                                         133,7
                                         
                                    											85,8
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                         135,1
                                         
                                    											62,9
                                 
                              
                                 Kohks
                                         123,5
                                         
                                    											61,7
                                 
                              
                                 Anthracit
                                         143,6
                                         
                                    											77,1
                                 
                              
                           Obgleich diese Berechnungen theoretisch vollkommen richtig sind, so verhält sich die
                              									Sache in der Praxis aus folgenden Gründen anders:
                           Wenn das Brennmaterial in einer dünnen Schichte auf dem Roste liegt und ein lebhafter
                              									Zug stattfindet, so wird zwar aller Kohlenstoff zu Kohlensäure verbrannt, aber der
                              									Ueberschuß an Luft, der durch das Brennmaterial hindurchströmt, verursacht einen
                              									Verlust, indem er viele Wärme durch den Kamin abführt, und selbst in den best
                              									construirten Herden ist dieser Ueberschuß immer doppelt so viel, als obige Tabelle
                              									für die theoretischen Luftquantitäten angibt.
                           Wird die Brennmaterialschicht auf dem Roste dick gemacht, so entweicht wenig oder
                              									keine Luft unverbrannt, aber es ist in diesem Falle unmöglich, die Bildung von
                              									Kohlenoxyd-Gas zu vermeiden, welches der Verbrennung entzogen bleibt, und so
                              									einen, wie Tab. II zeigt, noch empfindlicheren Verlust an Wärme verursacht.
                           Dennoch, trotz diesem bedeutenden Verluste, wird in der Praxis dem Brennmaterial
                              									überall eine beträchtliche Dicke auf dem Roste gegeben, wo es Absicht ist eine große
                              									Intensität des Feuers zu erhalten, und wir werden es versuchen, diese Praxis als der
                              									Theorie entsprechend zu erklären.
                           Eine Wärme-Einheit ist so viel Wärme, als nöthig ist, um 1 Pfd. Wasser um
                              									einen Grad Fahrenheit zu erwärmen. Um 1 Pfd. Luft um einen Grad zu erwärmen, wird
                              									weniger Wärme, nur 0,2377 Wärme-Einheiten erfordert, und diese letztere Zahl
                              									wird die specifische Wärme der Luft genannt. Aus der specifischen Wärme kann nun
                              									auch die Wärmecapacität oder die Menge von Wärme berechnet werden, die von der
                              									Volumen-Einheit eines Stoffes aufgenommen wird, um auf einen Grad erwärmt zu werden; so z.B.
                              									verlangt 1 Kubikfuß Luft 0,018575 Wärme-Einheiten.
                           In der folgenden Tabelle sind die specifische Wärme und die Wärme-Capacitäten
                              									für verschiedene Gase gegeben, welche für unseren Gegenstand von Wichtigkeit
                              									sind.
                           Tab. IV. Specifische Wärme und
                              									Wärme-Capacität verschiedener Gase.
                           
                              
                                 
                                 Specifische Wärme.  
                                 Capacität der Wärme.
                                 
                              
                                 Atmosphärische Luft   
                                         0,2377
                                       
                                    											0,018575
                                 
                              
                                 Stickstoffgas
                                         0,2440
                                       
                                    											0,018839
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                         0,2164
                                       
                                    											0,026858
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd-Gas
                                         0,2479
                                       
                                    											0,019133
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                         0,4750
                                       
                                    											0,023534
                                 
                              
                           Mit diesen Zahlen, welche das Resultat der genauesten und sorgfältigsten Versuche
                              									sind, können wir nun die Temperatur irgend eines Feuers berechnen, wenn die
                              									Zusammensetzung des Brennmaterials, die von demselben in der Zeiteinheit verbrannte
                              									Quantität und die Qualität der Verbrennungsproducte bekannt sind.
                           Aus diesen Grundlagen zur Berechnung geht hervor, daß die Temperatur eines und
                              									desselben Feuers, selbst im gleichen Feuerherd Variationen unterworfen seyn muß;
                              									jedoch können wir drei allgemeine Fälle feststellen, nämlich:
                           1) vollkommene Verbrennung mit den theoretisch erforderten Luftquantitäten;
                           2) vollkommene Verbrennung mit der doppelten Luftmenge, wie solche in den meisten
                              									Feuerungen vorkommt, wo nicht besonders Intensität des Feuers beabsichtigt wird;
                           3) unvollkommene Verbrennung, bei welcher ein Theil des Brennmaterials (wir nehmen an
                              									die Hälfte) als Kohlenoxyd entweicht.
                           
                           Tab. V.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 265
                              Ein Pfund der folgenden
                                 										Brennmaterialien liefert an Verbrennungsproducten; Vollkommene Verbrennung; ohne
                                 										Luftüberschuß; mit Luftüberschuß; Unvollkommene Verbrennung; Lufttrockenes Holz;
                                 										Fette Steinkohlen; Holzkohlen; Kohks; Anthracit; Kohlensäure; Pfd; Wasserdampf;
                                 										Stickstoffgas; Total; Luftüberschuß; Kohlenoxyd
                              
                           
                           Werden nun diese Verbrennungsproducte mit den ihnen zukommenden specifischen Wärmen
                              									multiplicirt, so erhält man, wie in Tab. VI verzeichnet, die specifische Wärme der
                              									Verbrennungsproducte von je einem Pfunde dieser Brennmaterialien.
                           Tab. VI. Specifische Wärme der
                              									Verbrennungsproducte, welche aus der Verbrennung von einem Pfund der folgenden
                              									Brennmaterialien entstehen.
                           
                              
                                 
                                    Vollkommene
                                    											Verbrennung
                                 Unvollkommene
                                 
                              
                                         Ein
                                    											Pfund
                                       
                                    											ohneLuftüberschuß   
                                         mitLuftüberschuß
                                   Verbrennung
                                 
                              
                                 Lufttrockenes Holz   
                                       1,532
                                       2,652
                                       1,279
                                 
                              
                                 Fette Steinkohle
                                       2,781
                                       5,265
                                       2,206
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                       2,763
                                       5,282
                                       2,156
                                 
                              
                                 Kohks
                                       2,525
                                       4,826
                                       1,972
                                 
                              
                                 Anthracit
                                       2,982
                                       5,701
                                       2,346
                                 
                              
                           Werden nun die in Tab. I niedergelegten Werthe für die Wärmemengen, die jedes
                              									Brennmaterial zu geben vermag, durch diese specifischen Wärmemengen dividirt, so
                              									erhalten wir die Temperaturen, welche in den erwähnten drei Fällen entstehen,
                              									nämlich:
                           1) wenn die Luftmenge genau der theoretisch berechneten entspricht;
                           2) wenn diese doppelt so groß ist;
                           3) wenn (wie wir supponirt haben) die eine Hälfte des Kohlenstoffes zu Kohlenoxyd,
                              									die andere zu Kohlensäure verbrannt wird.
                           
                           Tab. VII. Die unter verschiedenen
                              									Umständen erhaltenen Temperaturen durch Verbrennung verschiedener
                              									Brennmaterialien.
                           
                              
                                 
                                    Vollkommene
                                    											Verbrennung
                                 Unvollkommene
                                 
                              
                                 
                                       
                                    											ohneLuftüberschuß   
                                         mitLuftüberschuß
                                   Verbrennung
                                 
                              
                                 Lufttrockenes Holz   
                                      4120° F.
                                      2318° F.
                                      2949° F.
                                 
                              
                                 Fette Steinkohle
                                      5029
                                      2653
                                      4113
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                      4881
                                      2553
                                      3770
                                 
                              
                                 Kohks
                                      4881
                                      2554
                                      3651
                                 
                              
                                 Anthracit
                                      4956
                                      2592
                                      3949
                                 
                              
                           Diese Resultate sind von großer Wichtigkeit und völlig zuverlässig, insofern die
                              									Bedingungen, auf die sie basirt sind, eingehalten werden.
                           Die in der ersten Colonne enthaltenen Resultate sind rein theoretisch, und zeigen
                              									uns, wie weit die Temperatur des Feuers gesteigert werden kann, wenn man im Stande
                              									seyn wird, den Bedingungen, auf die sie basirt sind, zu genügen.
                           Die Resultate der zweiten Colonne sind diejenigen der praktischen Beobachtung und
                              									controlirt durch die Analyse der Verbrennungsproducte.
                           Die in der dritten Colonne niedergelegten Zahlen sind natürlich bloß imaginär, da
                              									eine variable dicke Schicht von Brennmaterial auf dem Roste, der Zustand der
                              									Vertheilung des Brennmaterials, der mehr oder weniger starke Zug und andere Umstände
                              									die Qualität der Verbrennungsproducte fast in jedem Zeitmomente verändern können.
                              									Der in der Tabelle supponirte Fall ist jedoch gewiß der allergünstigste, der in
                              									ähnlichen Verhältnissen stattfinden kann.
                           Die in der zweiten und dritten Colonne repräsentirten Fälle werden als extensive und
                              									intensive Feuerung bezeichnet.
                           Extensive Feuerung wird in allen Fällen angewandt, wo der zu erwärmende Körper nur
                              									eine niedrigere Temperatur verlangt, wie z.B. bei der Beheizung unserer Wohnungen,
                              									der Erzeugung von Dampf u.a.m.; intensive Feuerung dagegen wird in manchen Künsten
                              									und besonders bei metallurgischen Operationen angewandt.
                           
                           Aus den vorstehenden Betrachtungen geht hervor, daß bei der intensiven Feuerung im
                              									günstigsten Falle immer 4/10 oder 40 Procent der Wärme verloren gehen, welche das
                              									Brennmaterial unter anderen Umständen zu geben im Stande wäre, daher auch diese Art
                              									der Feuerung nur da angewandt wird, wo die Natur der beabsichtigten Operation
                              									Intensität des Feuers durchaus erfordert.
                           Damit ist aber keineswegs gesagt, daß bei extensiver Feuerung nicht auch sehr
                              									bedeutende Wärmeverluste stattfinden können; es ist im Gegentheil bekannt, daß in
                              									der Praxis in den meisten Fällen die Verbrennungsproducte bei weit höherer
                              									Temperatur durch den Kamin abströmen als zur Hervorbringung des Zuges nöthig
                              									wäre.
                           Wir kommen nun zu der Frage, ob künstliche, mechanische Mittel zur Hervorbringung des
                              									Zuges bei einer Feuerung über das gewöhnliche Mittel eines Kamines Vortheile
                              									biete?
                           Der durch den Kamin hervorgebrachte Zug beruht auf den Gesetzen des Falles und auf
                              									der Gewichts-Differenz zwischen den warmen Gasen im Kamine und einer gleichen
                              									Säule kalter Luft.
                           Nehmen wir z.B. einen Kamin von 1 Quadratfuß Querschnitt und 50' Höhe, so ist das
                              									Gewicht dieser Luft bei 32° Frht. = Pfd. 3,99; wird nun diese auf 572°
                              									Frht. erwärmt, so dehnt sie sich auf 104,97 Kubikfuß aus, und diese heiße Luft wird
                              									nach folgender Formel mit der Geschwindigkeit v
                              									ausströmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 268
                              
                           2 g ist die Intensität des Falles =
                              									64',
                           h die Höhe des Kamines = 50',
                           a der Ausdehnungs-Coefficient = 0,002036 und
                           t die Temperatur, welche diese Ausdehnung bewirkt, und
                              									in diesem Falle = 540° Frht.
                           Aus diesen Werthen ergibt sich die Geschwindigkeit per
                              									Secunde zu 18,76 Fußen.
                           Diese 18,76 Kubikfuße von 572° Frht. wiegen
                           x : 18,76 = 3,99 : 104,97 = Pfd. 0,713,
                           diese werden also per Secunde um
                              									18,76 Fuß gehoben, oder Pfd. 1 wird gehoben auf 13,7', was in Pferdekräften
                              									ausgedrückt 13,7/543 = 0,0252 ausmacht.
                           Die Wärmemenge, welche die heißen Gase durch den Kamin fortführt, beträgt per Stunde
                           
                           3600 × 0,713 × 0,2377 × 540 = 339288
                              									Wärme-Einheiten,
                           und diese sind äquivalent mit 339288/14780 = Pfd. 23
                              									Kohle.
                           Zum Betriebe einer Dampfmaschine werden per Stunde und
                              										per Pferdekraft Pfd. 8,5 Kohle erfordert, was auf
                              									0,0252 Pferdekräfte nur Pfd. 0,2142 ausmacht.
                           Der Aufwand an Wärme oder deren Aequivalent an Brennstoff ist also für den Kamin 107
                              									Mal größer, als wenn dieselbe Arbeit durch eine Dampfmaschine geleistet wird.
                           Es muß jedoch bemerkt werden, daß in manchen Fällen die durch den Kamin abgehende
                              									Wärme keine bessere Verwendung finden kann, und daß daher die Anwendung einer
                              									mechanischen Kraft nur in gewissen speciellen Fällen, aber dann entschieden mit
                              									Vortheil angewendet wird.
                           Dagegen hat die Krafterzeugung durch abgehende Wärme vermittelst eines Kamines manche
                              									Unvollkommenheiten und Nachtheile. Diese Krafterzeugung ist niemals constant und
                              									wird durch viele Ursachen gestört, wie z.B. durch den Zustand der Atmosphäre, durch
                              									die Absorption von Wärme durch die Wandungen des Kamins, durch die variable
                              									Absorption der Wärme, ehe die Verbrennungsproducte den Kamin erreichen, und
                              									besonders durch die ungleichen Quantitäten von Brennmaterial, die in der Zeiteinheit
                              									verbrannt werden.
                           Der nöthige Kraftaufwand selbst wechselt ebenfalls, indem ein Theil desselben durch
                              									Reibung absorbirt wird, theils
                           
                              1) durch die Strömung der Luft durch die Schicht des
                                 										Brennmaterials,
                              2) durch die Canäle, und
                              3) durch den Kamin selbst.
                              
                           Diese Reibung vermehrt sich im Verhältniß des Quadrates der Geschwindigkeit mit der
                              									die Gase durchströmen, folglich auch durch Vermehrung des in der Zeiteinheit
                              									verbrannten Materials, so daß es kaum möglich ist, mit irgend welcher Genauigkeit
                              									die Zuströmung frischer Luft zu dem Brennmaterial zu controliren, zu berechnen und
                              									zu reguliren.
                           Uebrigens wird der Zug eines Kamines neben den angeführten Ursachen der
                              									Unregelmäßigkeit noch besonders 1) durch Ungleichheit der Größe der einzelnen Stücke
                              									des Brennmaterials und 2) durch die Unregelmäßigkeit der Schichthöhe derselben
                              									beeinträchtigt.
                           Um die erstere dieser Ursachen der Störung zu umgehen, ist eine sorgfältige
                              									Zubereitung und Sortirung der Stücke des Brennmaterials nothwendig, was mit
                              									bedeutenden Kosten begleitet ist. Zur Regulirung der Schichthöhe des Materials auf
                              									dem Roste sind eine Menge von verschiedenen Apparaten erfunden, vorgeschlagen und probirt worden, aber
                              									keiner derselben hat sich in der Praxis als hinreichend einfach und zweckmäßig
                              									erwiesen. Die meisten dieser Apparate beabsichtigten, durch eine mechanische Kraft
                              									den Herd continuirlich mit Brennmaterial zu speisen; aber die angewandten
                              									Mechanismen sind immer complicirt und der Kraftaufwand zu groß, um einen praktischen
                              									Nutzen zu gewähren.
                           Die Einführung eines Gebläses zur Hervorbringung des zur Verbrennung nöthigen
                              									Luftzuges muß daher für sehr viele Fälle als ein Fortschritt angesehen werden, indem
                              									dadurch eine constantere Luftspeisung, eine bessere Benutzung und Ausnutzung der
                              									erzeugten Wärme ermöglicht wird; aber das Gebläse allein umgeht noch nicht die
                              									Schwierigkeiten, welche die wechselnde, unregelmäßige Schichthöhe des Brennmaterials
                              									hervorbringt, welche, wie gezeigt, Unterschiede in der Qualität der
                              									Verbrennungsproducte, und folglich auch in der Quantität der erzeugten Wärme, sowie
                              									eine variable Absorption an Kraft verursacht.
                           Aus dem Voranstehenden können wir folgende Schlüsse ziehen:
                           
                              1) Die Zuführung der Luft, die zur Verbrennung dienen soll, durch
                                 										ein mechanisches Mittel, ist nicht nur wohlfeiler als durch einen Kamin, sondern
                                 										zugleich ein Mittel, manche der Unvollkommenheiten, die dem Zuge durch den Kamin
                                 										eigen sind, zu umgehen.
                              2) Die sorgfältige Zubereitung der Brennmaterialien, obgleich bis
                                 										zu einem gewissen Grade kostspielig, darf nicht unterlassen werden, wenn es
                                 										darum zu thun ist, ökonomische Benutzung des Materials zu erzielen.
                              3) Daß die Unregelmäßigkeiten in der Schichthöhe des
                                 										Brennmaterials als eine praktische Schwierigkeit angesehen werden müssen, die
                                 										bisanhin noch nicht mit Erfolg umgangen wurde.
                              4) Theils von dieser letztern Ursache, theils von anderen noch zu
                                 										erwähnenden herrührend, ist es bisanhin in der Praxis noch nicht möglich gewesen
                                 										alle Wärme, die eine gegebene Quantität Brennmaterial theoretisch zu geben
                                 										vermag, theils zu erzeugen, theils nutzbar zu verwenden.
                              
                           ––––––––––
                           In dem bisher Gesagten wurde dargethan, daß Pf. 1 Anthracit fähig ist 14780
                              									Wärme-Einheiten und eine Temperatur von 4956° Fhrt. hervorzubringen,
                              									aber wir haben zugleich einige der Gründe angegeben, warum in der Praxis diese
                              									theoretischen Werthe niemals erreicht werden. Die angegebene absolute Wärmemenge
                              									kann zwar erreicht werden, aber es bedingt dieß die Zuführung einer doppelt so großen
                              									Luftmenge als theoretisch nöthig wäre, wodurch, wie gezeigt, eine große Menge der
                              									Wärme unbenutzt durch das Kamin abgeht.
                           In England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo die Brennmaterialien
                              									wohlfeil und in Menge vorhanden sind, ist die Ersparniß derselben kein Gegenstand
                              									von ebenso großer Wichtigkeit als in Frankreich und Deutschland, wo in manchen
                              									Gegenden der Preis derselben zwei- bis viermal so groß ist als in den
                              									ebenangeführten Ländern.
                           Die Roth hat daher in Frankreich sowohl als in Deutschland die Bestrebungen von
                              									Chemikern und Ingenieuren dahin gelenkt, Mittel zu finden, die Brennmaterialien mit
                              									mehr Oekonomie zu verwenden, und diese Bestrebungen haben, durch eine Reihe von
                              									Jahren hindurch fortgesetzt, zu solchen Erfolgen geführt, daß es möglich geworden
                              									ist nicht nur mit wohlzubereiteten Brennmaterialien, sondern auch aus allerlei
                              									brennbaren Abfällen solche Wärmemengen zu erzeugen, die den theoretisch berechneten
                              									gleichkommen.
                           Das Princip, durch welches dieses Resultat praktisch erreicht wurde, ist theoretisch
                              									vollkommen richtig, und besteht in der vorausgehenden Verwandlung des Brennmaterials
                              									in brennbare Gase, welche dann an einem anderen Orte als dem wo sie erzeugt werden,
                              									durch Zuführung der theoretisch richtigen Luftmenge verbrannt werden.
                           Eine Schichthöhe, die zwischen 2 1/2 bis 4 Fuß, je nach der Qualität und die Größe
                              									der Stücke des Brennmaterials, wechselt, bewirkt daß aller im Material enthaltene
                              									Kohlenstoff in der Form von Kohlenoxydgas weggeht. Enthält das Brennmaterial auch
                              									freien Wasserstoff, so wird derselbe so zersetzt, daß die wasserstoffhaltigen
                              									Verbindungen entweichen, ehe der Rest des Kohlenstoffes sich mit Sauerstoff
                              									verbinden kann, und diese flüchtigen Producte werden, wie das Kohlenoxydgas, an der
                              									Stelle verbrannt, wo diese Gase und Dämpfe mit der zweiten Luftzuführung in
                              									Berührung kommen.
                           Werden diese Gase und Dämpfe vollständig verbrannt, so daß alles Brennmaterial in
                              									Kohlensäure und Wasser aufgeht, so muß natürlich nicht nur alle Wärme erzeugt
                              									werden, welche das Material zu geben im Stande ist, sondern es muß auch zugleich,
                              									wenn nämlich die zwei Luftquantitäten diejenige, welche dem Brennmaterial, und
                              									diejenige, die den Gasen und Dämpfen zugeführt wird, genau abgemessen sind, die
                              									größtmögliche Intensität des Feuers entstehen.
                           Dieses genaue Abmessen aber der zwei Luftquantitäten ist oder war bisanhin eine
                              									praktische Schwierigkeit beim Betriebe dieser sonst vortrefflichen Gasöfen.
                           
                           Würden beide Portionen Luft unter gleichem Drucke eingeführt werden können, so würde
                              									die Abmessung derselben keiner Schwierigkeit unterliegen, aber um eine vollkommene
                              									Mischung der brennbaren Gase und der sie zu verbrennen bestimmten Luft
                              									hervorzubringen, ist es nothwendig daß die Gase und die Luft mit sehr verschiedener
                              									Geschwindigkeit zusammenströmen.
                           Diese Schwierigkeit wird noch erhöht durch den Umstand, daß die zur Verbrennung der
                              									Gase dienende Luft, wenn nicht durchaus nothwendig, doch aus mancherlei guten
                              									Gründen vortheilhaft erwärmt wird, ehe sie mit den Gasen gemischt wird.
                           ––––––––––
                           Wir wollen nun zuerst eine Beschreibung des sich selbst regulirenden Gasofens (self-regulating
                                 										Gasfurnace) geben, für welchen der Verfasser unterm 4. Decbr. 1855 in den
                              									Vereinigten Staaten ein Patent erhalten, dabei aber bemerken, daß die Construction
                              									des eigentlichen Ofens das Verdienst von Hrn. Director Thoma in Liswenskoi Sawod am Ural istMan sehe dessen Beschreibung im polytechnischen Journal Bd. CXX S. 272 und 338., und daß der Patentinhaber nur die praktische Ausführung der Abmessung der
                              									beiden Luftquantitäten unter verschiedenem Drucke als seine Erfindung in Anspruch
                              									nimmt, mit der jedoch einem bedeutenden Uebelstande abgeholfen ist, indem selbst mit
                              									genau gearbeiteten Schieber-Ventilen der gewöhnliche Arbeiter, wie die
                              									Erfahrung gezeigt, nicht im Stande ist, eine auch nur annähernd genaue und richtige
                              									Vertheilung der beiden Luftströme zu bewirken.
                           Fig. 12 ist
                              									ein Verticaldurchschnitt durch die Länge des Ofens.
                           Fig. 13 ist
                              									ein Verticaldurchschnitt durch dessen Breite nach der Linie yz, Fig. 12.
                           Fig. 14 ist
                              									ein Verticaldurchschnitt durch dessen Breite nach der Linie wx, Fig. 12.
                           a ist der mit Brennmaterial zu füllende Generator mit
                              									den von beiden Seiten einmündenden Düsen b, b.
                           c ist ein Cylinder von Guß oder Eisenblech mit gut
                              									aufgepaßtem Deckel. Zwischen demselben und dem Generator a ist ein Schieber, der, durch das Rad d
                              									bewegt, die Communication aufhebt oder zuläßt.
                           
                           e ist ein gemauerter Canal, durch welchen die Gase aus
                              									dem Generator a austreten; hinter diesem liegt die
                              									Düsenröhre f, und in g
                              									findet die Mischung des Gases mit der durch die Düsen f
                              									eingeblasenen heißen Luft statt.
                           h, h ist der eigentliche Herd, in welchem das Feuer
                              									wirken soll; die noch sehr heißen Verbrennungsproducte, welche hier abströmen, gehen
                              									durch die Canäle k, k, Fig. 13, und umspülen die
                              									große ovale Guß- oder Schmiedeisenröhre i, i.
                              									Diese dient die durch die Düsen f zu blasende Luft zu
                              									erhitzen, und empfängt die kalte Luft durch eine innere Röhre im hintersten
                              									kältesten Theile; von da muß sich die Luft, indem sie sich immer mehr erwärmt und
                              									immer mit heißeren Stellen der Röhre i, i in Berührung
                              									kommt, nach der Mündung des inneren Rohres m, m begeben
                              									und wird aus dieser durch die Röhren n, n, Fig. 14, in
                              									die Düsenröhre f, f geführt.
                           o, o ist ein viereckiger Canal, der mit dem vom Gebläse
                              									herkommenden Hauptrohre p, p in Verbindung steht und
                              									kalte Luft in den Generator a durch die Düsen b, b führt.
                           Da nun erforderlich ist, dem Generator a eine völlig
                              									gleiche oder genau proportionale Luftmenge dem Gewichte nach zuzuführen, wie den
                              									Düsen f, f, diese letztere Portion aber durch
                              									vorangehende Erhitzung sehr bedeutend ausgedehnt wird, so ist eine Regulirung des
                              									Luftzuflusses nothwendig, welche dem Betrage dieser Ausdehnung, oder wenn man lieber
                              									will, der diese bewirkenden Temperatur Rechnung trägt.
                           Nehmen wir nun an, der Ventilator liefere per Secunde 2
                              									Kubikfuß Luft, von denen einer durch die Röhre o, o, der
                              									andere durch f, f gehen soll. Dieser letztere Kubikfuß
                              									wird sich durch Erwärmung ausdehnen:
                           
                              
                                 bei 142° Frht zu.
                                 1,224 Kubikfuß
                                 
                              
                                 „    252        „
                                 1,448      
                                    											„
                                 
                              
                                 „    362        „
                                 1,672      
                                    											„
                                 
                              
                                 „    472        „
                                 1,896      
                                    											„
                                 
                              
                                 „    582        „
                                 2,120      
                                    											„
                                 
                              
                                 „    692        „
                                 2,344      
                                    											„
                                 
                              
                           Nehmen wir ferner an, die sieben Düsen (conischen Ansatzröhren) f, f haben jede 1'' Durchmesser, so wird der
                              									Gesammt-Querschnitt dieser sieben Ansatzröhren 5,4978 Quadratzolle seyn; da
                              									aber beim Durchgange der Luft durch diese Röhren eine Contraction stattfindet, so
                              									ist dieser Querschnitt zu reduciren auf:
                           5,4978 × 0,94 = 5,167932 Quadratzoll = 0,03588
                              									Quadratfuß.
                           Bezeichnen wir nun diesen constanten Querschnitt durch S,
                              									das durch selben hindurchgehende Luftvolumen durch Q,
                              									die Geschwindigkeit, mit der diese Luft durchströmt, durch V, und den Druck, welcher dieser Geschwindigkeit zukommt, durch h, so haben wir: Q/S = V.
                           
                              
                                 Daher ist V
                                    											bei  32° Frht.
                                 =
                                 27,9 Fuß,
                                 
                              
                                                     „  142°  
                                    											„
                                 =
                                 34,1   „
                                 
                              
                                                     „  252°  
                                    											„
                                 =
                                 40,3   „
                                 
                              
                                                     „  362°  
                                    											„
                                 =
                                 46,6   „
                                 
                              
                                                     „  472°  
                                    											„
                                 =
                                 52,8   „
                                 
                              
                                                     „  582°  
                                    											„
                                 =
                                 59,1   „
                                 
                              
                                                     „  692°  
                                    											„
                                 =
                                 65,3   „
                                 
                              
                           h ist dann V²/64,3
                              									und h' der manometrische Druck in Zollen Wasser
                              									ausgedrückt
                           = V²/(64,3 ¹/0,0013) × 12 = h'
                              								
                           
                              
                                 h' ist daher bei   32°
                                    											Frht.
                                 =
                                 0,188 Zolle
                                 
                              
                                                     „  142°  
                                    											„
                                 =
                                 0,282    „
                                 
                              
                                                     „  252°  
                                    											„
                                 =
                                 0,394    „
                                 
                              
                                                     „  362°  
                                    											„
                                 =
                                 0,527    „
                                 
                              
                                                     „  472°  
                                    											„
                                 =
                                 0,677    „
                                 
                              
                                                     „  582°  
                                    											„
                                 =
                                 0,846    „
                                 
                              
                                                     „  692°  
                                    											„
                                 =
                                 1,035    „
                                 
                              
                           Diese verschiedenen Drucke müssen natürlich auch auf die Röhre o, o zurückwirken, und würde der Querschnitt derselben sich nicht ändern
                              									können, so müßte nothwendig durch dieselbe zwar ein gleiches Volumen von Luft wie
                              									durch f, f gehen, aber es würde die absolute Quantität,
                              									das Gewicht dieser beiden Luftmengen, sehr verschieden seyn.
                           Welcher Querschnitt ist nun der Röhre o, o vermittelst
                              									der Klappe q zu geben, damit derselbe den verschiedenen
                              									Drucken entspreche?
                           Es sey S' dieser veränderliche Querschnitt;
                           Q ist constant 1 Kubikfuß;
                           V als Function von h bleibt
                              									wie oben.
                           Daher wird der Querschnitt für jeden einzelnen Fall durch die Formel S' = Q/V gegeben, und daher ist
                           
                              
                                 bei   32° Frht. S'
                                    										
                                 =
                                 5,168 Quadratzolle
                                 
                              
                                   „  142°  
                                    											„    „
                                 =
                                 4,222        
                                    											„
                                 
                              
                                   „  252°  
                                    											„    „
                                 =
                                 3,568        
                                    											„
                                 
                              
                                   „  362°  
                                    											„    „
                                 =
                                 3,091        
                                    											„
                                 
                              
                                   „  472°  
                                    											„    „
                                 =
                                 2,726        
                                    											„
                                 
                              
                                   „  582°  
                                    											„    „
                                 =
                                 2,438        
                                    											„
                                 
                              
                                   „  692°  
                                    											„    „
                                 =
                                 2,205        
                                    											„
                                 
                              
                           
                           Nehmen wir an, die prismatische Röhre o, o messe inwendig
                              									in jeder Richtung 4'', so muß die Klappe q gehoben
                              									werden:
                           
                              
                                 um 2,508 Zolle,
                                 um den Querschnitt von
                                 5,168 Quadratz. zu geben
                                 
                              
                                   „  2,945  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 4,222        „          
                                    											„
                                 
                              
                                   „  3,108  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 3,568        „          
                                    											„
                                 
                              
                                   „  3,227  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 3,091        „          
                                    											„
                                 
                              
                                   „  3,319  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 2,726        „          
                                    											„
                                 
                              
                                   „  3,391  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 2,438        „          
                                    											„
                                 
                              
                                   „  3,449  
                                    											„
                                     „              „          
                                    											„
                                 2,205        „          
                                    											„
                                 
                              
                           Nun hat es nicht die mindeste Schwierigkeit, die Klappe q
                              									mit der größten Genauigkeit auf die für jeden einzelnen Fall erforderliche Höhe zu
                              									heben, aber die Schwierigkeit ist die, zu wissen, wie viel die Luft in f, f ausgedehnt sey, oder, was auf dasselbe herauskommt,
                              									bis zu welcher Temperatur dieselbe erwärmt sey? Dieß könnte möglicherweise durch
                              									einen Thermometer geschehen; aber da die Temperatur sehr oft wechseln muß, so würde
                              									die Beobachtung und die Stellung der Klappe q beständige
                              									Aufsicht und Thätigkeit in Anspruch nehmen.
                           Bis dahin wurde die dem Gasgenerator zugeführte kalte Luft durch ein Schieberventil
                              									bloß nach dem Ermessen der Arbeiter zugelassen, und es ist leicht zu begreifen, daß
                              									dieß eine bedeutende Schwierigkeit in der praktischen Anwendung von Gasöfen gewesen
                              									ist; daher muß auch eine Vorrichtung, welche den Zufluß dieser Luft mit Genauigkeit
                              									und dem theoretischen Erfordernisse entsprechend regulirt, als eine wesentliche
                              									Verbesserung der Gasöfen angesehen werden.
                           Die vom Verfasser construirte Vorrichtung besteht aus einem Metallstabe, gefertigt
                              									aus einem der Metalle, die in der Wärme sich am meisten ausdehnen, wie z.B. Kupfer;
                              									dieselbe wird in der Röhre angebracht, welche die heiße Luft dem Rohre f, f zuführt, ragt etwas über die erstere Röhre hinaus
                              									und ist an dem herausstehenden Ende mit Zähnen versehen, welche in den ebenfalls mit
                              									Zähnen versehenen Doppelquadranten r eingreifen.
                           An dieser Stelle wird eine sehr kleine Bewegung stattfinden, welche aber genau der
                              									Ausdehnung des Metallstabes S, S folgt, und je nachdem
                              									dieser sich ausdehnt oder zusammenzieht, entweder vorwärts oder rückwärts geht. Der
                              									größere Quadrant des Stückes r beschreibt einen in
                              									Proportion stehenden größeren Bogen und greift in die Zähne des Zahnrädchens t. Die Dimensionen der einzelnen Theile sind so
                              									berechnet, daß das Zahnrädchen t gerade einmal
                              									herumgeht, wenn die Metallstange S die zwischen den
                              									Temperaturen von 32° und 692° Frht. stattfindende Ausdehnung
                              									erreicht.
                           
                           Angenommen, die sich ausdehnende Metallstange messe in der heißen Luftröhre 10', so
                              									wird deren Ausdehnung (dieselbe aus Kupfer bestehend angenommen) betragen:
                           
                              
                                 bei   32° Frht.
                                 =
                                 0      
                                    											Zoll
                                 
                              
                                   „  142°  
                                    											„
                                 =
                                 0,126   „
                                 
                              
                                   „  252°  
                                    											„
                                 =
                                 0,257   „
                                 
                              
                                   „  362°  
                                    											„
                                 =
                                 0,393   „
                                 
                              
                                   „  472°  
                                    											„
                                 =
                                 0,533   „
                                 
                              
                                   „  582°  
                                    											„
                                 =
                                 0,678   „
                                 
                              
                                   „  682°  
                                    											„
                                 =
                                 0,828   „
                                 
                              
                           Die Wege, welche also das Zahnrädchen t für jeden Grad
                              									der Ausdehnung macht, sind, dasselbe in 360° eingetheilt:
                           
                              
                                   54° 46' 57''
                                 von
                                 32
                                 bis
                                 142° Frht.
                                 
                              
                                 111° 44' 21''
                                   „
                                 „
                                   „
                                 252°   „
                                 
                              
                                 170° 52' 10''
                                   „
                                 „
                                   „
                                 362°   „
                                 
                              
                                 231° 44' 21''
                                   „
                                 „
                                   „
                                 472°   „
                                 
                              
                                 294° 46' 57''
                                   „
                                 „
                                   „
                                 582°   „
                                 
                              
                                 360°  –   –
                                   „
                                 „
                                   „
                                 692°   „
                                 
                              
                           Messen wir nun auf einem Kreise die eben bestimmten Grade, Minuten und Secunden ab,
                              									ziehen wir von jeder dieser gemessenen Entfernungen einen Radius, und stechen wir
                              									sodann auf dem ersten dieser Radien genau die Höhe ab, um die die Klappe q im Maximum gehoben werden muß, ziehen sodann durch
                              									diesen Punkt einen inneren Kreis, und stechen nun von diesem aus auf dem zweiten
                              									Radius, der 54° 46' 57'' entspricht, die erste Höhe, zu der die Klappe q zu heben ist, und so die folgenden Abstände auf den
                              									folgenden Radien, so erhalten wir eine Curve, die, um das Centrum des ursprünglichen
                              									Kreises gedreht, zugleich den Ausdehnungen der Metallstange bei bemerkten
                              									Temperaturen und den diesen Temperaturen entsprechenden Höhen der Klappe q entspricht.
                           Zwei solcher Curven von Metallscheiden angefertigt, werden senkrecht auf der Achse
                              									befestigt auf der das Zahnrädchen t deren Bewegung
                              									hervorbringt. Werden nun diese zwei Curven von Gabeln u
                              									und Leitstangen v, v die nach dem Canale o gehen angefaßt, so werden diese Leitstangen v, v, durch eine Traverse v'
                              									mit der Klappe q in Verbindung gebracht, nothwendig
                              									letzterer eine Bewegung ertheilen, die den größeren oder minderen Zutritt kalter
                              									Luft zu dem Gasgenerator, nach Maßgabe der Ausdehnung der zur Verbrennung des Gases
                              									dienenden Luft, entspricht.
                           Es ist nun klar, daß wenn mit Hülfe von Manometern die Sectionen der Röhren f, f und o, o so gemacht und
                              									abgepaßt werden, daß die Drucke in f, f und o, o an beiden Orten bei gleicher Temperatur gleich sind, die Ausdehnung der
                              									Metallstange, welche den Doppelquadranten r und das
                              									Zahnrädchen t in Bewegung setzt, eine Selbstregulirung
                              									der Luftquantitäten bewirken muß, sobald die Luft in f,
                                 										f durch Erhitzung ausgedehnt wird.
                           In dem Bisherigen wurde angenommen, daß die durch f, f
                              									und o, o zu führenden Luftmengen dem Gewichte nach die
                              									gleichen seyen; diese Voraussetzung wird aber unrichtig, sobald das Brennmaterial
                              									aus welchem das Gas erzeugt werden soll, eine irgendwelche bedeutende Menge von
                              									freiem Wasserstoffe enthält, indem dann dieser in Form von flüchtigen Verbindungen
                              									aus dem Brennmaterial abdestillirt. In solchem Falle müssen auf 1 Pfund Wasserstoff
                              									8 Pfund Sauerstoff mehr zur Verbrennung der Gase als zur Erzeugung derselben
                              									verwendet werden, was leicht nach den gewöhnlichen Regeln der Aerodynamik zu
                              									berechnen ist.
                           Dieser Selbstregulator läßt sich natürlich auf sehr verschiedene Weise construiren
                              									und auf alle von Director Thoma und Anderen angegebenen
                              									Gasöfen anwenden, und lassen sich in denselben je nach deren Construction alle
                              									möglichen festen Brennmaterialien so wie auch bloße Abfälle derselben mit gleichem
                              									Erfolge auf Gas benutzen.
                           Wir haben oben erwähnt, daß die zur Verbrennung der Gase dienende Luft nicht nothwendig vorher erwärmt werden müsse. Dieß verhält sich
                              									folgendermaßen:
                           1 Pfund Anthracit z.B. gibt, wenn es in Gas verwandelt wird, 3747
                              									Wärme-Einheiten, und dieses hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 2,135 Pfund
                                 Kohlenoxyd,
                                 
                              
                                 0,219    „
                                 Wasserdampf,
                                 
                              
                                 4,737    „
                                 Stickstoffgas.
                                 
                              
                           Die specifische Wärme dieser Gase beträgt:
                           
                              
                                 Pfd. 2,135 ×
                                    											0,2479       0,219 ×
                                    											0,4750       4,737 ×
                                    											0,2440
                                 ===
                                 0,5290,1041,156
                                 
                                    
                                    
                                 1,789,
                                 
                              
                           folglich ist die bei der Gaserzeugung entwickelte Temperatur
                              									desselben 3747/1,789 = 2004° F.
                           Werden nun diese Gase mit der zur Verbrennung erforderlichen Quantität kalter Luft,
                              									nämlich Pfund 11,456 vermischt, so wird die Temperatur dieser Mischung, da die spec.
                              									Wärme dieser Luft = 11,456 × 0,2377 = 2,667 ist, 3747/(1,789 + 2,667) nur
                              									841° F. seyn, eine Temperatur, welche in der That schon sehr niedrig ist um den
                              									Verbrennungsproceß zu unterhalten, und welche noch weiter heruntergedrückt wird,
                              									wenn die Gase einen weiteren Weg zu machen haben, ehe sie zur Verbrennung
                              									kommen.
                           Die Anwendung vorläufig erhitzter Luft ist aber noch aus einer anderen Rücksicht
                              									wünschenswerth, und zwar weil dadurch die Intensität des Feuers sehr bedeutend
                              									erhöht wird.
                           Nach Tab. VII entsteht bei vollkommener Verbrennung von Anthracit eine Temperatur von
                              									4956° F., von welchen
                           2094° durch die Bildung des Gases selbst und
                           2862° bei der Verbrennung desselben entstehen.
                           Wird nun die zur Verbrennung nöthige Luftmenge von 600° F. mit dem Gase
                              									gemischt, so werden obigen Temperaturen noch 300° zugefügt, und die
                              									resultirende Temperatur des Feuers wird 5256° F. seyn; eine Temperatur, die
                              									sonst gewiß nirgends vorkam und die für metallurgische Zwecke große Vortheile bieten
                              									muß, wenn man bedenkt, daß die Schmelzpunkte von
                           
                              
                                 
                                 Kupfer bei
                                 2012° F.
                                 
                              
                                 
                                 Gold bei
                                 2282° F.
                                 
                              
                                 Gußeisen zwischen
                                 2372 und
                                 2552° F.
                                 
                              
                                 Weichem franz. Schmiedeisen
                                 bei
                                 2732° F.
                                 
                              
                                 Englischem Schmiedeisen bei
                                 
                                 2912° F. liegen.
                                 
                              
                           In metallurgischen und ähnlichen Processen bietet möglichste Intensität der Hitze aus
                              									zwei Gründen den größten ökonomischen Vortheil dar:
                           1. Indem Zeit erspart wird den zu erhitzenden Gegenstand auf die erforderliche
                              									Temperatur zu bringen.
                           2. Weil die Transmission der Wärme sich dem Quadrate der Differenz zwischen der
                              									Temperatur des Feuers und der Temperatur des Wärme aufnehmenden Körpers nähert.
                           Der durch den Selbstregulator vervollkommnete Gasofen wird unbezweifelt mit bestem
                              									Erfolge bei allen Schmelzprocessen, bei der Destillation von Zink, beim Schweißen
                              									und Puddeln des Eisens, zum Schmelzen von Glas etc. angewendet werden.
                           Dieser Apparat beseitigt manche der früher erwähnten Gebrechen und Schwierigkeiten,
                              									ganz besonders entspricht er dem schon längst aufgestellten Probleme: „wie kann der Verbrennungsproceß mit der theoretisch genau
                                    											erforderlichen Luftmenge geführt werden? wodurch einerseits die
                              									höchst mögliche Temperatur und andererseits die theoretisch mögliche Wärmemenge
                              									erzielt wird.
                           
                           Ferner hat dieser Apparat den Vorzug, daß er durch das Gebläse regelmäßig gespeist
                              									wird, und die Quantität der Luftspeisung je nach Maßgabe des erforderlichen Effectes
                              									nach Belieben vermehrt oder vermindert werden kann, was bei Anwendung von Kaminen
                              									weniger leicht möglich war; auch wird durch das Gebläse die größte Ausnutzung der
                              									erzeugten Wärme ermöglicht, ja ein Theil dieser abgehenden Wärme kann selbst
                              									vortheilhaft zur Erzeugung der Kraft benutzt werden welcher das Gebläse bedarf.
                           Die Anwendung der Gasöfen wird sich nach und nach auch auf andere Operationen welche
                              									der Wärme bedürfen, übertragen lassen; bereits sind Abdampfpfannen in Salinen mit
                              									Erfolg mit ähnlichen Oefen versehen worden. Man hat sie bis jetzt in manchen Fällen
                              									für unanwendbar gehalten, wie z.B. für Dampfkessel, Destillationen und alle solche
                              									Operationen wo Intensität des Feuers als nicht wünschenswerth angesehen wird; aber
                              									die ökonomischen Vortheile welche dieses System bietet, werden ihm, wir sind fest
                              									überzeugt, überall (mit geeigneten Modificationen) Bahn brechen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
