| Titel: | Extraction und Separation des Goldes aus seinen Erzen, von Hrn. Low. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXXIX., S. 334 | 
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                        LXXIX.
                        Extraction und Separation des Goldes aus seinen
                           								Erzen, von Hrn. Low.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, April 1856, S.
                              									181.
                        Low, über Extraction und Separation des Goldes aus seinen
                           								Erzen.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren zur Gewinnung des Goldes aus seinen Erzen bestand bis jetzt im Waschen
                              									und in der Amalgamation. Hr. Low hat gefunden, daß die
                              									bei diesen Processen als unbrauchbar über die Halde gestürzten Materialien noch
                              									einen bedeutenden Theil Gold in Verbindung mit Schwefel oder andern Substanzen
                              									enthalten; letzteres Gold geht aber selbst bei den mit größter Sorgfalt ausgeführten
                              									Processen verloren, wovon sich Hr. Low durch vielseitige
                              									und sehr ausgedehnte Versuche überzeugt hat.
                           Sein Verfahren zur Gewinnung des Goldes ohne Verlust besteht im Rösten des
                              									goldhaltigen Erzes und dem nachherigen Schmelzen desselben.
                           Vor dem Rösten muß das Erz durch ein Pochwerk oder andere mechanische Mittel in
                              									Stückchen und Körnchen von 1/4 Zoll Durchmesser zerkleinert werden.
                           Die auf diese Weise aufbereiteten Erze werden alsdann in einer sehr dünnen Schicht
                              									auf den Herd eines großen Röstofens, etwa von der Construction derjenigen worin man
                              									in Wales die Kupfererze röstet, ausgebreitet.
                           Nachdem das Erz während der erforderlichen Zeit dem nöthigen Hitzgrade ausgesetzt und
                              									dabei beständig umgerührt worden ist, um stets neue Oberflächen der Flamme
                              									auszusetzen, gießt man Wasser darauf oder läßt Wasserdämpfe über und durch die Masse
                              									strömen, während die Temperatur stets auf derjenigen eines Röstofens erhalten wird.
                              									Auch muß während des Eingießens von Wasser oder Einströmens von Dampf die Masse
                              									stets umgerührt werden. Sechs Stunden sind zur Ausführung dieses Processes
                              									hinreichend.
                           Die nun vorzunehmende Reduction der gerösteten Erze wird auf folgende Weise
                              									ausgeführt:
                           Zu diesem Schmelzproceß ist ein Flammofen von großer Räumlichkeit (wie man sie zum
                              									Schmelzen des Kupfersteins anwendet) erforderlich, welcher eine Charge von
                              									wenigstens 1 Tonne oder 20 Centnern aufnehmen kann. Dieser Charge wird etwa 1 Cntr.
                              									Flußspath, der vorher in kleine Stückchen zerschlagen ist, zugesetzt.
                           
                           Der Hitzgrad muß hinreichend seyn, daß die Masse in Fluß geräth; die Thüren des Ofens
                              									werden alsdann geöffnet und man führt durch dieselben etwa 1 Cntr. Blei, Glätte oder
                              									Bleiglanz, ferner 1/2 Cntr. Eisenschlacken von beliebiger Qualität, und endlich 22
                              									Pfd. Braunstein nebst einigen Schaufeln voll kleiner Stein- oder Holzkohlen
                              									ein; Kohle und Braunstein werden stets mit einander eingetragen.
                           Darauf wird der Ofen wieder verschlossen und die Hitze in demselben gesteigert, bis
                              									die ganze Charge in vollkommenen Fluß gekommen ist. Die Dauer des Schmelzprocesses
                              									kann man durchschnittlich zu drei Stunden annehmen.
                           Hernach, und dieß ist der letzte Abschnitt des Betriebes, muß der Ofen wieder
                              									geöffnet werden, man zieht, wie gewöhnlich, die Schlacken ab, und findet alsdann das
                              									Gold mit dem Blei verbunden; die Schlacken sind frei von Schwefelgold oder anderen
                              									Goldverbindungen. Es ist nicht erforderlich nach beendigter Operation das Metall aus
                              									dem Ofen abzustechen, sondern man kann eine neue Charge von geröstetem Erz
                              									eintragen, die man mit dem flüssigen Metall gehörig vermengt und welcher man wieder
                              									1 Cntr. Flußspath zusetzt. Nun muß der Ofen verschlossen und gehörig gefeuert
                              									werden, bis die ganze Masse in Fluß gekommen ist. Dießmal setzt man aber nur die
                              									Hälfte der Zuschläge zu, d.h. 1/2 Cntr. Blei, Glätte oder Bleiglanz, 1/4 Cntr.
                              									Eisenschlacken und 10–11 Pfd. Braunstein. Der Ofen wird alsdann etwa drei
                              									Stunden lang gefeuert, worauf man die Schlacken abzieht. Man kann nun wieder eine
                              									neue Charge von 20 Cntrn. einsetzen und so fort, bis vier oder fünf Erzchargen
                              									geschmolzen worden sind.
                           Nach Beendigung der letzten Schmelzung sticht man das Metall mittelst der zu diesem
                              									Zweck angebrachten Oeffnung in eiserne Eingüsse ab. Das erhaltene Werkblei enthält
                              									alle in dem Erze vorhandenen Goldtheilchen, die man durch Treibarbeit oder andere
                              									geeignete Processe abscheidet.
                           Die angegebenen Verhältnisse von Fluß und von Zuschlägen müssen nach der
                              									Beschaffenheit des zu behandelnden Erzes nothwendig abgeändert werden.