| Titel: | Ueber die Fabrication der Ultramarine; von J. G. Gentele. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXXXIII., S. 351 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXIII.
                        Ueber die Fabrication der Ultramarine; von
                           									J. G. Gentele.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Gentele, über die Fabrication der Ultramarine.
                        
                     
                        
                           Diese Fabrication zerfällt in zwei Hauptarbeiten, in die
                                 										Darstellung des grünen Ultramarins und in die Ueberführung desselben in den
                                 										blauen Ultramarin. Die Schönheit des letztern Productes hängt hauptsächlich
                              									von der Beschaffenheit des erstern ab, dessen gelungene
                              									Darstellung folglich bei der Fabrication die Hauptaufgabe ist. Ich beschreibe die
                              									Fabrication eines jeden dieser Producte für sich.
                           
                        
                           I.
                              									Darstellung des grünen Ultramarins.
                              									Rohstoffe zur Darstellung desselben.
                           Gegenwärtig werden nur noch folgende Rohstoffe zur Darstellung des grünen Ultramarins
                              									angewendet:
                           
                              1)ein Thonerdesilicat, am besten Kaolin;
                              2)entwässertes schwefelsaures Natron,
                              3)entwässertes kohlensaures Natron, doch werden zuweilen
                                    											auch Lösungen dieser beiden Salze verwendet;
                              4)Schwefelnatrium, als Nebenproduct der
                                    										Fabrication;
                              5)Schwefel;
                              6)Holzkohle oder Steinkohle.
                              
                           Alle diese Rohstoffe erfordern nicht nur eine gewisse Auswahl, sondern auch gewisse
                              									Vorbereitungen; um letztere, sowie die erforderlichen Mischungen und Operationen mit
                              									denselben vornehmen zu können, werden verschiedene, größtentheils mechanische
                              									Vorrichtungen angewendet, welche bei der Anlage einer derartigen Fabrik von großer
                              									Wichtigkeit sind und die Hauptausgaben veranlassen.
                           Als Thonerdesilicat ist es am vortheilhaftesten, wirkliche
                              										Kaoline (Porzellanthon) zu wählen, oder doch weiße
                              									Thone, deren Zusammensetzung nicht viel von derjenigen der Kaoline abweicht. Ein
                              									geringer Gehalt von Bittererde und Kalk schadet nicht, aber ein Thon welcher über 1
                              									Procent Eisenoxyd enthält, ist nur mit Vorsicht, nach vorausgegangener Prüfung zu
                              									wählen. Glücklicherweise kommen Kaoline von geeigneter Beschaffenheit nicht selten
                              									vor, und keine Fabrik in Deutschland stößt hierin auf Schwierigkeiten. Es wurden
                              									zwar früher Thone verarbeitet, welchen man noch Alaunerde, die man künstlich
                              									darstellte, bei der Fabrication zumischte; ebenso wurden Thone verarbeitet, welchen
                              									man noch Kieselsäure zufügte, gegenwärtig aber vermeidet man diese theuren Zusätze
                              									durch eine gute Auswahl des Thones, welcher nach dem Glühen so zusammengesetzt seyn
                              									muß, daß er ziemlich genau (ohne Rücksicht auf seine geringfügigen Verunreinigungen
                              									mit Kalk, Bittererde und Eisenoxyd) der Formel Al²O³, 2 SiO²
                              									entspricht; ob alle Kieselerde chemisch gebunden ist oder nicht, scheint keinen
                              									wesentlichen Einfluß zu haben. Oft haben die Thone eine solche Zusammensetzung
                              									nicht, indem sie viel Sand oder auch andere Mineralien mechanisch eingemengt
                              									enthalten; aber durch die Vorbereitung, welche jedenfalls mit ihnen vorgenommen
                              									werden muß, erhalten sie dieselbe, und es kommt auch nur darauf an, daß ihre
                              									Bestandtheile nach der mechanischen Vorbereitung die angeführten sind.
                           Die Vorbereitung des Thones, um seine mechanischen Unreinigkeiten soviel als möglich
                              									zu entfernen, besteht im Schlämmen desselben, welches gerade so wie in den
                              									Porzellanfabriken vorgenommen wird. Nach dem Schlämmen werden die Thone wieder
                              									scharf getrocknet und gelinde geglüht, wodurch es dann
                                 										leichter wird, sie in ein feines Pulver zu verwandeln, welches ebenfalls
                                 										geschehen muß. Es gibt jedoch Fabriken, in denen letztere Operation und das
                              									Glühen unterlassen wird, indem es nachträglich bei einer andern Arbeit nebenbei
                              									geschieht.
                           Das Schlämmen des Thones geschieht in den verschiedenen Fabriken, wo es erforderlich
                              									ist, entweder durch Handarbeit oder mit Hülfe mechanischer Vorrichtungen. Wenn der
                              									Thon sich schwer erweicht, mahlt man ihn zwischen zwei weit gestellten Sandsteinen
                              									durch, oder man weicht ihn, wenn er leicht zu erweichen ist, in Wasser zu einer
                              									dünnen Milch auf, in welchem Zustand sich der gemahlene Thon ebenfalls befindet. Die
                              									einige Zeit in größern Gefäßen gestandene Thonmilch, welche den schwerern Sand
                              									fallen ließ, wird in größere Bassins geleitet, der Rest noch einmal oder einigemale
                              									mit Wasser aufgerührt und die feine Milch abgezapft u.s.w. Das Abgeschlämmte läßt
                              									man in den Bassins absetzen, zapft das Wasser ab und preßt dann in Säcken, oder
                              									bringt in Gypsbassins, oder kocht ein wie in Steingutfabriken, um dann zu trocknen, was in letzterm Falle in den Pfannen, in
                              									ersteren Fällen auf Brettern an der Luft ausgeführt wird. In denjenigen Fabriken,
                              									welche einen reinen geschlämmten Kaolin in schon trockenem Zustande beziehen,
                              									fallen, wie es sich von selbst versteht, diese Arbeiten ganz weg, und dieß ist ein
                              									beträchtlicher Vortheil.
                           
                           Das gelinde Glühen des Thones geschieht in einem gewöhnlichen Flammofen, und braucht
                              									durchaus nicht weiter zu gehen, als auf ganz dunkle Kirschrothhitze, wobei derselbe
                              									alles Wasser verliert. Dadurch wird der Thon mürbe und spröde, verliert die
                              									Eigenschaft schmierig oder fett zu seyn, und das Pulverisiren und Sieben desselben
                              									ist nun viel leichter vorzunehmen, was man auch hauptsächlich bezweckte.
                           Zum Pulverisiren des Thones dienen entweder Pochwerke oder Quetschmühlen, in denen er
                              									unter dem vertical auf dem Umkreise rollenden Läufer zerdrückt wird. Nach dem Pochen
                              									oder Zerdrücken passirt der Thon Vorrichtungen mit feinen Messingsieben, und der
                              									gröbere Antheil kommt wieder in die Pochwerke oder Quetschmühlen, um durch dieselben
                              									Operationen in ein feines Pulver verwandelt zu werden, welches dann zur Anwendung
                              									geeignet ist.
                           Wird schwefelsaures Natron in entwässertem Zustande
                                 										angewendet, so ist seine Beschaffenheit nicht gleichgültig. Es soll keine
                              									freie Säure enthalten; wenn es die chemischen Fabriken bleifrei und bis auf eine
                              									Spur frei von Eisen liefern, so ist es brauchbar. Kann man es in diesem Zustande
                              									nicht erhalten, so verschafft man sich säurefreies Glaubersalz, wie es die
                              									Sodafabriken verwenden, löst es in Wasser auf und stumpft etwa vorhandene Säure mit
                              									Kalkmilch ab, wobei zugleich das Eisenoxyd niederfällt; man zieht die hellen Laugen
                              									von dem sich absetzenden Gyps und überschüssigen Kalke ab, und läßt krystallisiren.
                              									Das krystallisirte Salz dampft man entweder langsam in eisernen Kesseln ein, oder
                              									vortheilhafter auf der vertieften Sohle eines Flammofens aus feuerfesten Steinen,
                              									und erhält in beiden Fällen eine weiße, nach dem Trocknen auszunehmende Masse von
                              									wasserfreiem Glaubersalz. Oder man dampft die hellen Laugen, ohne sie krystallisiren
                              									zu lassen, unter beständigem Nachfüllen frischer Lauge ein, wobei sich nach
                              									eingetretener Sättigung derselben wasserfreies Glaubersalz abscheidet, das man unter
                              									fortdauerndem Einkochen mit Sieblöffeln ausschöpft und nachher in dem Flammofen,
                              									worin der Thon geglüht wird, noch gelinde trocknet, um alles Wasser zu entfernen,
                              									welches ihm als Mutterlauge anhängt.
                           Das gekaufte oder auf beschriebene Weise wasserfrei gemachte Glaubersalz wird
                              									ebenfalls in Quetschmühlen zerdrückt, pulverisirt und durch etwas gröbere Haarsiebe
                              									gesiebt. Dieses Salz muß, wenn es vorräthig gehalten wird, in verschlossenen Gefäßen
                              									aufbewahrt werden, weil es sonst wieder zusammenbackt, was in der Regel dennoch an
                              									der Oberfläche bald geschieht, indem es eine gewisse Menge Wasser anzieht. Uebrigens
                              									kann man auch von chemischen Fabriken das beim Einkochen reiner Glaubersalzlösungen
                              										niederfallende und
                              									dann geglühte Glaubersalz beziehen, und dieses ist das beste. Eine Ultramarinfabrik
                              									kann jedoch die Einrichtung zu dieser Operation nicht wohl entbehren, da Laugen
                              									vorkommen, welche glaubersalzhaltig sind und ebenso verarbeitet werden können, und
                              									wieder andere, welche auf ähnliche Weise verdampft werden müssen. Das so
                              									dargestellte Glaubersalz enthält stets eine kleine Menge Gyps und Kochsalz, die aber
                              									bei seiner Verwendung keine nachtheilige Wirkung hervorbringen.
                           Das kohlensaure Natron, welches man in entwässertem Zustande
                                 										anwendet, erhält man aus chemischen Fabriken in genügender Reinheit und
                              									Trockenheit, wenn man sich ein reines Salz bedingt. Dieselben liefern alsdann
                              									dasjenige Sodasalz, welches beim Eindampfen gesättigter Lösungen aus roher Soda im
                              									zweifach-gewässerten Zustande niederfällt und nach dem Ausschöpfen zur
                              									völligen Entwässerung geglüht wird. Ein zufälliger geringer Gehalt an Glaubersalz
                              									schadet nicht. Zur Ultramarinfabrication wird es wie das wasserfreie Glaubersalz
                              									pulverisirt, gesiebt und aufbewahrt.
                           Wo das Schwefelnatrium nicht in flüssiger Form angewendet
                                 										wird, muß man zum Verdampfen desselben mit einer Anzahl gußeiserner Kessel
                              									oder Stärker eisenblecherner Pfannen versehen seyn, die entweder für sich, oder
                              									durch die abgehende Wärme der Verglüh- oder Röstöfen geheizt werden. Man
                              									dampft dasselbe zur Trockne ein, was am Ende unter Umrühren zu geschehen hat, und
                              									pulverisirt es dann mit denselben Vorrichtungen, womit das Pulverisiren des
                              									Glaubersalzes oder der Soda geschieht. Es wird bei seiner Anwendung stets als
                              									Einfach-Schwefelnatrium berechnet.
                           Den Schwefel verwendet man als Stangenschwefel oder
                                 										raffinirten Schwefel. Derselbe wird gleichfalls in Quetschmühlen zerdrückt
                              									und durch feine Haarsiebe gesiebt, um ihn als staubförmiges feines Pulver vorräthig
                              									zu halten.
                           Als Kohlenpulver für den chemischen Proceß der
                                 										Ultramarinbildung, kann man sowohl Steinkohle
                              									als Holzkohle anwenden; bei letzterer ist es
                              									gleichgültig, von welchem Holz sie herrührt, oder durch welche Verkohlungsweise sie
                              									gewonnen wurde. Sie darf nur keine Unreinigkeiten, wie kleine Steine und
                              									dergleichen, enthalten; große Kohlen befreit man von denselben durch Absieben, von
                              									kleineren Kohlen entfernt man anhängenden Sand, Erde und dergleichen durch Waschen
                              									in Wasser, wobei die schwereren Theile schnell zu Boden fallen, so daß die leichte
                              									Kohle oben abgeschöpft und dann getrocknet werden kann. Von den Steinkohlen verwendet man nur backende, welche wenig
                              									Asche hinterlassen.
                           
                           Beide Kohlenarten werden vor ihrer Anwendung stets in ein sehr feines Pulver
                              									verwandelt; dieß geschieht entweder ganz auf trockenem Wege, durch Zerreiben, mit
                              									Hülfe eiserner Kugeln in Trommeln und nachheriges Absieben in Trommelsieben, gerade
                              									so wie bei der Schießpulverfabrication; oder die Kohlen werden trocken nur in der
                              									Quetschmühle zerdrückt, und dann in Sandstein- oder Granitmühlen einigemale
                              									mit Wasser naß gemahlen, bis sie in einen zwischen den Fingern unfühlbaren Schlamm
                              									verwandelt sind, der sich nun leicht vom Wasser absetzt, und nachdem er auf Brettern
                              									getrocknet wurde, nur zerdrückt und gesiebt zu werden braucht. Letztere Methode ist
                              									sehr förderlich und liefert von jeder Kohlenart ein sehr feines Pulver.
                           So vorbereitet, dienen entweder alle oder nur einige dieser Materialien zur
                              									Herstellung eines Gemenges oder einer Mischung derselben,
                              									welche durch das nachherige Glühen den grünen Ultramarin liefert.
                           Bei der Herstellung dieser Gemenge kommt nicht bloß das
                                 										Verhältniß, in welchem die Materialien gemengt worden, in Betracht, sondern
                                 										auch, was von großer Wichtigkeit ist, daß diese Mengung sehr innig und
                                 										gleichförmig erfolge, und je vollständiger dieß der Fall ist, ein um so
                              									besseres Resultat erreicht man. Bei Anwendung von bloß trockenen Materialien ist es
                              									am zweckmäßigsten, dieselben in dem ermittelten Verhältniß in kleinen Posten
                              									zusammenzuwiegen, sie dann in kleinen Trögen oft hin und her zu schäufeln, hierauf
                              									einigemal durch mittelfeine Siebe zu sieben, und nach wiederholtem Umschäufeln das
                              									Sieben und nachher das Umschäufeln zu wiederholen, wobei man in das Sieb stets nur
                              									kleine Quantitäten geben und dieselben ganz durchsieben muß, ehe neue Portionen
                              									hineingebracht werden.
                           Es gibt indessen Fabriken, welche einen andern Weg einschlagen. Es werden nämlich
                              									statt des Glaubersalzes oder der Soda, sowie auch des Schwefelnatriums im trocknen
                              									Zustande, direct deren Laugen nach Gemäßen und Aräometergraden angewendet, in
                              									welchem Falle man entweder den Gehalt der Gemäße an trockenem Salze ermittelt hat,
                              									oder aus Erfahrung weiß, daß fragliche Gemäße mit den eingehaltenen Aräometergraden
                              									zum Zwecke führen. In diese Lösungen wird der pulverisirte, oder der leicht
                              									erweichbare Kaolin gebracht, und nun das Ganze zur Trockne eingedunstet) manchmal
                              									wird demselben auch das Kohlenpulver zugegeben. Dieses trockne Gemenge wird dann in
                              									einem Flammofen ebenfalls schwach geglüht, und hierauf das Pulverisiren des Gemenges
                              									vorgenommen, welches dann durch Umschäufeln und Sieben noch gleichförmiger gemacht
                              									wird. Demselben werden
                              									hierauf die übrigen Ingredienzien, meistens bloß noch der Schwefel, so beigemengt,
                              									wie es oben für die Mengung aller Materialien angegeben ist.
                           Die Verhältnisse, in welchen die angeführten Rohmaterialien gemengt werden, sind in
                              									den verschiedenen Fabriken sehr verschieden; es muß aber 1)
                                 										stets Natron als schwefelsaures oder kohlensaures Salz in hinreichender Menge in
                                 										das Gemisch kommen, um die Hälfte der Kieselsäure des Kaolins sättigen zu
                                 										können, und 2) noch so viel Natron nebst Schwefel vorhanden seyn, um eine
                                 										gewisse Menge Doppelt- oder Mehrfach-Schwefelnatrium zu bilden,
                                 										endlich 3) noch Schwefel und Natrium als Einfach-Schwefelnatrium in der
                                 										Mischung übrig bleiben, nachdem man vom ganzen Gemenge soviel grünen Ultramarin
                                 										(wie er nach den bekannten Analysen zusammengesetzt ist) abgezogen hat, als die
                                 										in der Mischung vorhandene Kieselsäure und Alaunerde zu bilden
                                 									vermögen.
                           Die deutschen Fabriken erzielen dieses Resultat bei der
                              									Zusammensetzung ihrer Gemenge anders als die französischen; letztere verwenden als Natronsalz nur
                                 										kohlensaures Natron, erstere entweder nur
                                 										schwefelsaures Natron, oder ein Gemenge von beiden. Das Resultat scheint in
                              									beiden Fällen völlig gleich zu seyn. Bei Anwendung von schwefelsaurem Natron wird
                              									mehr Kohle und kein Schwefel, bei Anwendung von kohlensaurem Natron wenig Kohle und
                              									viel Schwefel angewendet, und es ist einleuchtend, daß die deutschen Fabriken
                              									deßhalb etwas wohlfeiler arbeiten. Ich gebe nur drei
                                 										Mischungen an, welche in Fabriken angewendet werden, und als Norm für solche
                                 										Gemenge dienen können.
                           
                              
                                 
                                      I.
                                   II.
                                  III.
                                 
                              
                                 Kaolin, wasserfrei berechnet
                                    100
                                 100  
                                 100
                                 
                              
                                 entwässertes Glaubersalz
                                 83–100  
                                   –
                                   41
                                 
                              
                                 entwässertes kohlensaures
                                    											Natron    
                                     –
                                 100
                                   41
                                 
                              
                                 Kohle
                                    17
                                   12
                                   17
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     –
                                   60
                                   13
                                 
                              
                           
                           Wenn man beim Betriebe der Fabrication die oben erwähnten Schwefelnatriumlaugen
                              									erhält, so ersetzt man einen Theil der respectiven Glaubersalz- oder
                              									Sodamenge durch eine Portion dieses Salzes; dasselbe wird entweder in zur Trockne
                              									abgedampftem Zustande, oder als Lösung (je nachdem der Thon und die Rohmaterialien
                              									mit trocknen Salzen oder mit Laugen gemischt werden) ersetzt. Dabei wird aber stets
                              									nur der Natriumgehalt dieser Laugen, nicht ihr Schwefelgehalt berücksichtigt; man
                              									findet, daß 100 Thle. wasserfreie Soda durch beiläufig 80, und 100 Thle.
                              									wasserfreies Glaubersalz durch beiläufig 60 Thle. trocknes Schwefelnatrium ersetzt
                              									werden können.
                           Die Hauptoperation, welche nun mit den Mischungen oder
                              									Sätzen vorgenommen werden muß, ist ihr Verglühen; dabei ist
                                 										einerseits nothwendig, daß die Mischung die erforderliche hohe Temperatur bei
                                 										soviel als möglich verhindertem Luftzutritt erreicht, anderseits daß diese
                                 										Temperatur eine gewisse, nicht zu kurze Zeit über andauert und die ganze Masse
                                 										so gleichförmig als möglich durchdringt.
                           Ein mangelhaftes, ungleichförmiges Verglühen würde bei dem besten Satze doch keine
                              									günstigen Resultate ergeben. Um den beabsichtigten Zweck sicherer zu erreichen,
                              									benutzt man tiegelförmige Gefäße oder auch Kapseln, ähnlich den kleinen
                              									Porzellanverglühkapseln, und erhitzt dieselben in Oefen welche mit feuerfesten
                              									Sternen erbaut sind; die Construction dieser Oefen ist
                                 										derjenigen der kleinen Porzellanöfen ähnlich. Bei Anwendung solcher Oefen
                              									geht viel Wärme verloren; in den meisten Fabriken sucht man einen Theil derselben
                              									nutzbar zu machen, indem man von den Oefen aus Abzüge unter Pfannen führt, in
                              									welchen entweder Mutterlaugen, oder die laugenhaltigen Thonmischungen abgedampft
                              									werden.
                           Die Tiegel oder Gefäße für das Verglühen müssen mit einer guten Masse von ziemlich
                              									feuerfestem Thone hergestellt werden, und dürfen bei der erforderlichen Hitze weder
                              									erweichen noch zerspringen. Sie können von gewöhnlichen Töpfern nach Art der
                              									Blumentöpfe aufgedreht werden, und haben, bei Anwendung der Form kleiner
                              									Porzellankapseln, einen Durchmesser von 5–6 Zoll bei einer Höhe von
                              									4–5 Zoll; ihr oberer Rand ist ganz eben. Man bedarf für solche Gefäße nur
                              									weniger ebener Deckel, weil beim Auseinandersetzen dieser Kapseln der Boden der
                              									obern der Deckel der untern wird.
                           Wo man tiegelförmige Gefäße anwendet, haben sie die Form Fig. 1, welche einen
                              									solchen Tiegel im Durchschnitt darstellt; diese müssen aber sämmtlich mit einem gut
                              									passenden Deckel versehen werden, dessen obere Seite eine Vertiefung hat, in welcher
                              									der darauf gestellte Tiegel ruht.
                           
                           Letztere Form der Verglühgefäße scheint zweckmäßiger zu seyn, weil die dicht neben
                              									einander gesetzten Tiegel noch Zwischenräume für die Umkreisung durch die Flamme
                              									lassen, was bei der erstem Form nicht der Fall ist, wenn man nicht jede Kapselsäule
                              									isolirt aufführt, wobei eine Senkung derselben zu befürchten wäre.
                           Von den Verglühöfen sind gewöhnlich mehrere in einer Reihe aufgemauert, also nur
                              									durch Zwischenmauern getrennt. Die Zeichnungen versinnlichen die beste Construction
                              									derselben.
                           Fig. 2 zeigt
                              									den Verglühofen im Aufriß und Durchschnitt nach der Breite;
                           Fig. 3 ist der
                              									Durchschnitt des Aufrisses nach der Länge;
                           Fig. 4 ist der
                              									Durchschnitt im Grundriß über dem Herde.
                           In diesen Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben gleiche Theile.
                           A Feuerraum, b Rost, c Aschenloch mit Thür, d
                              									Schürloch mit Thür, e, e, e Züge aus dem Feuerraum in
                              									den Verglühraum B.
                           B der Verglühraum; f, f
                              									dessen Herd, von den Zuglöchern e, e durchbrochen,
                              									welche mittelst von oben in sie einzusteckender Keile aus feuerfestem Stein beliebig
                              									enger gemacht werden können. g, g sind dessen
                              									Umfangsmauern. Vorn befindet sich eine ausgesparte, oben überwölbte Einsatzthür C, welche während des Brennens mit feuerfesten Steinen
                              									zugemauert wird. Der Herd des Verglühraums ist aus dem länglichen Gewölbe des
                              									Feuerraumes gebildet und mit feuerfesten Steinen geebnet. Den Verglühraum schließt
                              									das Gewölbe D, welches an den Ecken mit vier Zügen h, h für den Austritt der Flamme versehen ist. Diese
                              									zieht in einen bedeckten Canal E, und von da entweder
                              									unter Pfannen, oder in den Schornstein F, je nachdem man
                              									die Schieber stellt oder die weitere Einrichtung getroffen hat.
                           In andern Fabriken benutzt man runde Porzellanöfen mit Pultfeuerung von drei Seiten;
                              									diese nehmen aber unverhältnißmäßig mehr Platz ein, weil sie wegen der Feuerung
                              									isolirt stehen müssen; auch ist in denselben nicht so leicht eine gleiche Temperatur
                              									zu erreichen wie in den ersteren Oefen, wo eine und dieselbe Heizung alle Seiten des
                              									Ofens erhitzt.
                           In jeder Fabrik befindet sich außerdem ein Versuchsofen, welcher am besten die
                              									Einrichtung der ersteren Oefen hat, und nur sechs bis acht solcher Verglühgefäße
                              									faßt. In demselbem probirt man die Sätze, ehe man sie im Großen anfertigen und
                              									anwenden läßt. Hauptsächlich dient er auch, um Versuche mit den Thonen
                              									durchzuführen, welche viel schneller ausgeführt sind als eine chemische Analyse,
                              									während man sicher ist, daß ein im Kleinen erlangtes zufriedenstellendes Resultat sich
                              									auch in den größern Verglühöfen erreichen läßt.
                           Der zu glühende gemischte Satz wird mit kleinen Schaufeln in die erwähnten Gefäße
                              									gefüllt und darin mit passenden Keulen von Holz festgedrückt, soweit es, ohne den
                              									Gefäßen zu schaden, angeht. Mit diesen werden im Verglühraum Säulen aufgeführt,
                              									wobei zu beächten ist, daß die Züge am Herde offen bleiben, bis diese Säulen das
                              									Gewölbe erreichen. Dann wird die Eingangsthür mit feuerfesten Steinen ohne Mörtel
                              									vermauert, welcher nur von Außen zum Schließen der Fugen mit einer Kelle aufgetragen
                              									wird und ein ganz gewöhnlicher magerer Sandthonmörtel seyn kann, da er keine Hitze
                              									auszuhalten hat, sondern nur den Eintritt kalter Luft durch die Fugen verhindern
                              									soll; jetzt kann die Feuerung beginnen.
                           Es versteht sich, daß man sowohl mit Steinkohlen, als mit Holz oder gutem Torf heizen
                              									kann, wenn der Rost im Feuerraum die entsprechende Einrichtung hat. Die Temperatur,
                              									welche man den Verglühgefäßen nach und nach ertheilt, streift an helle Rothglühhitze
                              									oder anfangende Weißglühhitze. Beim Beginn einer Fabrication ist es rathsam, sich
                              									erst im Probeofen die Hitze durch einige Versuchsbrände abzumerken, um sich dann
                              									nach dem Resultate zu richten. Man erkennt den Hitzegrad am Ansehen der Töpfe, durch
                              									ein im Ofen beim Zumauern seiner Thür ausgespartes Probeloch von 2 Zoll Seite,
                              									welches während des Feuerns mit einem losen Stein versetzt wird.
                           Die Dauer eines Brandes in einem Ofen von angegebener Große und bei Anwendung der
                              									angegebenen Mischungen beträgt zwischen 7 und 10 Stunden, je nach der Art des
                              									Brennmaterials. Je weniger Ueberschuß von Schwefelnatrium die Mischungen nach dem
                              									Glühen enthalten, desto längere Zeit muß die Masse geglüht werden, um denselben
                              									Erfolg zu erreichen.
                           Nach dem Verglühen läßt man die Oefen verschlossen erkalten. Man entleert sie dann
                              									und kann sie sogleich wieder beschicken, daher in einem solchen Ofen wöchentlich
                              									leicht drei Brände gemacht werden können. In den herausgenommenen Tiegeln bildet der
                              									Inhalt eine gesinterte Masse von grauem, oft gelbgrünem Ansehen. Man legt die Töpfe
                              									in Wasser (oder Waschwasser von grünem Ultramarin), worin ihr Inhalt losgeht,
                              									welchen man in Ablaugstanden wirft. Darin wird er mehrmals abgewässert; die
                              									verbleibenden schwachen Wasser verwendet man später zum Losweichen und Auswaschen
                              									statt Wasser. Der so erhaltene Ultramarin ist eine lockere schwammige Masse, aus
                              									kleinen und großen porösen Stücken bestehend. Er wird nun auf Mühlen von derselben
                              									Einrichtung wie die Massemühlen der Porzellanfabriken, naß gemahlen, und zwar bis zur äußersten
                              									Feinheit; hierauf wird er noch einigemal durch Aufrühren in Wasser und Absehen
                              									ausgewaschen, dann auf Filtrirkästen gebracht und nach dem Ablaufen des Wassers auf
                              									Trockenrahmen getrocknet. Nachdem die Waare noch in Quetschmühlen trocken zerrieben
                              									und durch Haarsiebe geschlagen wurde, ist sie als grüner Ultramarin sowohl zum
                              									Verkauf, als zur Ueberführung in blauen Ultramarin verwendbar.
                           Nur aus einer schönen grünen Waare kann auch ein schöner blauer Ultramarin
                              									hergestellt werden. Wenn bei sorgfältiger Ausführung der Operationen eine schlechte
                              									Waare entsteht, so kann die Ursache nur ein ungeeignetes Mischungsverhältniß der
                              									Materialien seyn, namentlich ein zu geringer Ueberschuß von Schwefelnatrium. Eine
                              									ungleich gefärbte Waare in den verschiedensten Färben erhält man bei Anwendung einer
                              									ungleichförmigen Mischung. Wenn Töpfe springen, so wird stets an den Sprüngen durch
                              									Luftzutritt blauer Ultramarin erzeugt, was weniger zu bedeuten hat. Braune Stellen
                              									entstehen bei ungenügender Erhitzung, wobei auch nicht alle Kohle verbrannt wird.
                              									Solche Massen müssen ausgelaugt und dann wieder wie Thon behandelt werden.
                           Berechnet man bei obigen Mischungen für Ultramarin das Ergebniß der Reactionen ihrer
                              									Bestandtheile, so würde, wenn man den Kalk- und Eisengehalt der
                              									Rohmaterialien unberücksichtigt läßt, bei der Mischung Nr. I. welche besteht
                              									aus:
                           
                              
                                 55,55 Kieselerde42,00 Alaunerde
                                 
                                    
                                    
                                 in 100 entwässertem Thon
                                 
                              
                                 Kalk, Eisenoxyd
                                 
                                 
                                 
                              
                                 43,72 Natron22,51 Schwefel33,77
                                    											Sauerstoff
                                 
                                    
                                    
                                 in 100 Glaubersalz
                                 
                              
                                 17,0   Kohle
                                 
                                 
                                 
                              
                           gebildet werden:
                           
                              
                                 a)
                                 67,83 kieselsaure Alaunerde, bestehend aus
                                 42,00
                                 Alaunerde,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 25,83
                                 Kieselsäure;
                                 
                              
                                 b)
                                 59,63 kieselsaures Natron, bestehend aus
                                 29,91
                                 Kieselsäure,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 29,72
                                 Natron,
                                 
                              
                                 
                                 indem der Alaunerde im Thon die Hälfte der
                                    											Kieselsäure entzogen
                                    											wird,        
                                    											und es verbleiben
                                 
                              
                                 c)
                                 19,00 Natrium mit
                                 
                              
                                 
                                 22,55 Schwefel, nämlich
                                 
                              
                           ein Gemenge von Doppelt- und
                                 										Einfach-Schwefelnatrium, worin auf das
                                 										Doppelt-Schwefelnatrium 13,70 Natrium und
                              									18,90 Schwefel, und auf das
                                 										Einfach-Schwefelnatrium 5,35 Natrium und
                              									3,65 Schwefel kommen.
                           
                           Zieht man von diesen Bestandtheilen A diejenigen des
                              									grünen Ultramarins B ab, wie sie die Berechnung für 143
                              									Theile desselben nach meinen AnalysenPolytechn. Journal Bd. CXLI. S.
                                       											116. ergibt, so ersieht man leicht, wie die Bildung der blauen Farbe erfolgt. Bei
                              									nachstehender Subtraction ist auf den geringen Gehalt des Thons an Kalk und
                              									Eisenoxyd keine Rücksicht genommen, weil sie keine besondere Reaction
                              									veranlassen:
                           
                              
                                 
                                 Al²O³,
                                    											SiO²   
                                 NaO, SiO²   
                                  NaS²   
                                 NaS
                                 
                              
                                 A.  
                                     67,83
                                    59,63
                                 32,60    
                                 9,00
                                 
                              
                                 B.
                                     67,65
                                    57,09
                                 15,07
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                       0,18
                                      2,54
                                 17,33
                                 9,00
                                 
                              
                           Es bleibt also ein beträchtlicher Ueberschuß von Einfach- und
                              									Doppelt-Schwefelnatrium, welche nachher ausgelaugt werden.
                           Bei der Mischung Nr. II, welche aus demselben Quantum Thon besteht, hat man für
                              									diesen dieselben Bestandtheile; die entwässerte Soda liefert
                           
                              
                                 58,64
                                 Natron, außerdem hat man
                                 
                              
                                 60
                                 Schwefel und
                                 
                              
                                 12
                                 Kohle.
                                 
                              
                           Nach erfolgter Reaction bekommt man also das gleiche Quantum kieselsaures Natron und
                              									kieselsaure Alaunerde, wie im vorhergehenden Falle; die Kohle ist hinreichend, um
                              									alles Natron zu reduciren; der Schwefel um alle Schwefelsäure zu reduciren und mit
                              									dem Natrium 59,66 Doppelt-Schwefelnatrium zu bilden. Nimmt man obige
                              									Subtraction vor
                           
                              
                                 
                                 Al²O³,
                                    											SiO²   
                                 NaO, SiO²   
                                  NaS²
                                 
                              
                                 A.  
                                     67,83
                                    59,63
                                 59,66
                                 
                              
                                 B.
                                     67,65
                                    57,09
                                 15,07
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                       0,18
                                      2,54
                                 44,59
                                 
                              
                           so bleibt in diesem Falle ein weit größerer Ueberschuß von
                              									Schwefelnatrium als im vorhergehenden, und es ist ersichtlich, daß die
                              									Zusammensetzung der Mischung innerhalb weiter Gränzen schwanken kann, indem es nur
                              									darauf ankommt, daß in der verglühten Masse neben dem richtigen Verhältnisse der
                              									übrigen Bestandtheile ein gewisser Ueberschuß von Schwefelnatrium gebildet wird;
                              									doch muß auch die zugesetzte Kohle dabei verbrennen können.
                           Die Berechnung der Mischung Nr. III gibt ein ähnliches Resultat.
                           
                        
                           
                           II.
                              									Darstellung des blauen Ultramarins.
                           Die Darstellung des blauen Ultramarins geschieht immer aus dem grünen, und bietet
                              									keine Schwierigkeiten dar. Der grüne Ultramarin muß so vorbereitet seyn, wie ich es
                              									im Vorstehenden angegeben habe. Die Ueberführung desselben in Blau kann zwar auf
                              									mehrfache Art geschehen, aber bisher wurde in den Fabriken keine andere Methode dazu
                              									angewendet, als das Rösten desselben mit Schwefel bei einer niedrigen Temperatur und
                              									unter Luftzutritt, so daß der Schwefel zu schwefliger Säure verbrennen kann, wobei
                              									zugleich ein Theil Natrium im Material sich oxydirt, welches dann aus dem Ultramarin
                              									als schwefelsaures Natron ausgezogen wird; der im grünen Ultramarin enthaltene
                              									Schwefel bleibt jedoch, nur mit weniger Natrium verbunden, vollständig zurück (man
                              									vergleiche meine bezüglichen Bemerkungen im polytechn. Journal Bd. CXL. S. 226).
                           Die Ausführung dieses Röstens geschieht im Großen nach zweierlei Verfahrungsarten;
                              									die eine derselben kann man die deutsche Röstung nennen, weil sie zuerst in
                              									Deutschland angewendet worden ist und noch angewendet wird; die andere wird
                              									hauptsächlich in Frankreich angewendet, doch arbeiten nach dieser Methode auch
                              									einige deutsche Fabriken.
                           Bei der deutschen Röstmethode bedient man sich kleiner
                              									eiserner Cylinder. welche über einem Feuerraume fest eingemauert sind. Ihr hinterer
                              									Boden ist fest, und mit einem Loche versehen, in das die Achse einer Flügelwelle
                              									gesteckt werden kann. Der vordere Boden, am besten von Blech- und
                              									Schmiedeisen construirt, kann eingesteckt und leicht weggenommen werden; auch
                              									enthält dieser Theil ein Loch für die durchgehende Achse der Flügelwelle, ferner
                              									eine kleine Oeffnung unten, und eine größere oben, zum Eintragen von Schwefel
                              									dienend, welche beide mit kleinen Blechdeckeln und Riegeln verschlossen werden
                              									können. An der obern Seite des Cylinders befindet sich noch ein kleines Loch zum
                              									Austreten schwefliger Dämpfe, welches mit einer Blechröhre versehen ist, damit beim
                              									Drehen der Flügelwelle nichts herausgeworfen wird. Man ladet die Cylinder entweder
                              									durch die Oeffnung am vordern Boden mittelst einer passenden Schaufel, oder auf die
                              									Art, daß man den ganzen vordern Boden wegnimmt und ihn nach dem Eintragen des
                              									Schwefels wieder einsteckt. Die Flügelwelle, durch den letztern Deckel gesteckt,
                              									wird mit demselben eingesetzt, so daß das hintere Ende der Achse durch den hintern
                              									Boden dringt; wenn dann an das vordere, aus dem Cylinder hervorragende Ende der
                              									Achse eine Kurbel gesteckt wurde, so ist der Apparat in brauchbarem Zustande. Jede
                              									Fabrik ist mit einer ihrem Betriebe entsprechenden Anzahl solcher Röstcylinder
                              									versehen. Bisher hat man sie noch nicht von Thon angefertigt, obwohl solche dem
                              									Zwecke ebenso gut entsprechen und jedenfalls eine viel längere Dauer haben
                              									würden.
                           Das Rösten und Abbrennen mit Schwefel wird in diesen Cylindern auf folgende Weise
                              									ausgeführt: der Ofen wird angeheizt, der Cylinder wird mit 25–30 Pfd. grünem
                              									Ultramarin beschickt und wieder verschlossen. Zeitweise dreht man die Flügel, um den
                              									Ultramarin gleichmäßig zu erhitzen; nachdem derselbe im Cylinder so heiß geworden
                              									ist, daß sich eine Probe in die Oeffnung geworfenen Schwefels von selbst entzündet,
                              									so mäßigt man das Feuer, um den Cylinder nur auf dieser Temperatur zu erhalten, oder
                              									ihn wenigstens nicht viel höher zu erhitzen. Man wirft alsdann in den Cylinder eine
                              									Ladung von etwa 1 Pfd. gepulvertem Schwefel, dreht die Flügelwelle, und läßt die
                              									Füllöffnung offen, um der Luft einigen Zutritt zu gestatten, damit der Schwefel
                              									verbrennt. Man dreht nachher langsamer, bis man bemerkt, daß keine Schwefeldämpfe
                              									mehr entstehen und verbrennen, worauf man mit einem Löffel an einem Drahte eine
                              									Probe der Farbe herausholt, die nun bläulich-grün geworden ist. Diese
                              									Behandlung mit Schwefel wiederholt man in demselben Cylinder an derselben Ladung so
                              									oft, bis die herausgenommene endlich blaugewordene Probe des Ultramarins zeigt, daß
                              									bei der letzten Beschickung die blaue Farbe an Reinheit und Intensität nicht mehr
                              									erheblich zugenommen hat. Bei Fortsetzung der Operation könnte derselbe jetzt nur an
                              									Farbe verlieren. Was bei dem Bewegen der Flügelwelle etwa zur Eintragöffnung
                              									herausfällt, gelangt in einen darunter gestellten eisernen Kasten, in welchen nun
                              									nach Wegnahme des vordern Deckels der Ultramarin ausgezogen wird, worauf man den
                              									Cylinder sogleich wieder wie am Anfange beschickt.
                           An manchen Orten vollführt man das Fertigrösten, sowohl nach dieser als nach der
                              									nachfolgenden Methode, nicht auf einmal, sondern das Product wird, ehe es ganz blau
                              									geworden ist (in der Weise wie ich es für den grünen Ultramarin angegeben habe) noch
                              									einmal ausgelaugt, naß gemahlen, getrocknet und wieder gesiebt. Dadurch erreicht man
                              									eine gleichförmigere Bläuung, weil keine Körner verbleiben können, welche inwendig
                              									grünlicher sind als außen.
                           Die blaugerösteten Färben sind erst dann Handelswaare, wenn sie nochmals ausgelaugt,
                              									getrocknet und gesiebt worden sind.
                           Die Tiefe der blauen Farbe hängt von der Intensität des Grün ab, aber auch vom
                              									Mahlen, weil mit der Feinheit des Pulvers die Tiefe der Farbe abnimmt. Hellere
                              									Sorten ergeben sich zuweilen von selbst; mit denselben und den dunkleren Sorten erzeugt man die
                              									Mittelsorten. Meistens werden die helleren Sorten durch weiße Zusätze erzeugt.
                           Bei der französischen Röstmethode bedient man sich einer
                              									Art gemauerter Muffelöfen oder solcher Herdöfen, in welche die Flammen der Heizung
                              									ebenfalls nicht eintreten kann.
                           Fig. 5 ist der
                              									Durchschnitt eines solchen Ofens nach der Länge im Aufriß.
                           Fig. 6 ist der
                              									Durchschnitt desselben nach der Breite.
                           Fig. 7 der
                              									Grundriß desselben im Durchschnitt auf der Ebene des Herdes.
                           Gleiche Buchstaben bezeichnen gleiche Theile. A
                              									Feuerraum, B Herd zur Aufnahme des Ultramarins, C Schornstein.
                           Der Feuerraum A befindet sich unter dem Herde B, welcher auf einem flachen Gewölbe ruht. Einzelne
                              									Canäle q, q, q in diesem Gewölbe leiten die Flamme in
                              									den Raum zwischen dem Herdgewölbe d, d und dem dieses
                              									umgebenden Gewölbe e, e, welches mit jenem bis zum
                              									Anfange des Schornsteins parallel lauft, dann sich in den Schornstein öffnet. Der
                              									Feuerraum A hat einen Rost a,
                                 										a, einen Aschenraum b und Ofenthüren c, c. Der Herd hat vorn eine Oeffnung f, welche durch eine eiserne Fallthür D, die in einer Bahn lauft und von einer über eine Rolle
                              									laufenden Kette getragen wird, beliebig weit geschlossen werden kann. Diese Oeffnung
                              									ist mit einem Mantel g, g überwölbt, welcher die aus der
                              									Thür entweichenden schwefligen Dämpfe ebenfalls in den Schornstein führt, so daß sie
                              									sich nicht in dem Local verbreiten, worin sich die Oefen befinden. Alle Theile
                              									welche erhitzt werden, sind aus guten feuerfesten Charmottesteinen erbaut; die zum
                              									Bau des Herdes und Herdgewölbes dienenden werden ab- und
                              									aneinandergeschliffen. Von diesen Röstöfen hat jede Fabrik eine ihrem Betrieb
                              									entsprechende Anzahl.
                           Der Ultramarin wird nach dem Aufhängen der Fallthür eingetragen, auf dem Herbe zu
                              									einer 1 1/2–2 Zoll hohen Schicht gleichförmig ausgebreitet, und so lange
                              									unter Verschluß der Thür erhitzt, bis auf denselben geworfener Schwefel sogleich
                              									anfängt zu brennen. Letzteres geschieht mit einer Schaufel voll pulverisirten
                              									Schwefels, welchen man mit einer eisernen Krücke einrührt, und, nachdem die Fallthür
                              									so weit niedergelassen wurde, daß das Rühren noch möglich ist, unter Umrühren
                              									verbrennen läßt. Nach dem Verbrennen des Schwefels wiederholt man dieselbe
                              									Operation, bis eine Probe (welche nach jeder Schwefelladung herausgenommen wird)
                              									zeigt, daß die Nüance und Intensität der blauen Farbe nicht mehr zunimmt. Man
                              									vermeidet eine stärkere Erhitzung als sie erforderlich ist, damit die Verbrennung
                              									des Schwefels jedesmal sogleich beim Eintragen desselben beginnt. Die Blauung des grünen
                              									Ultramarins erfolgt bei diesem Verfahren schneller als bei Anwendung von Cylindern,
                              									weil ein größerer Luftzutritt stattfindet, sich mehr schweflige Säure bilden kann,
                              									und weniger Schwefel bloß verdampft. Nachdem der Ultramarin die gewünschte Nüance
                              									erreicht hat, zieht man ihn mit den eisernen Krücken in einen untergesetzten
                              									eisernen Kasten heraus, und trägt eine neue Portion ein, um diese ebenso zu
                              									behandeln. Die weitere Verarbeitung der Färben ist die oben angegebene. Wenn man den
                              									blauen Ultramarin durch Verdrängung auslaugt, so kann man mit ihm ziemlich
                              									concentrirte Glaubersalzlaugen erhalten, welche angewendet werden, nachdem man ihnen
                              									zuvor den Eisengehalt durch Kalk benommen hat. Der Ultramarin nimmt beim Abbrennen
                              									mit Schwefel zwar an Gewicht zu, beim Auswaschen aber im Ganzen um einige Procente
                              									ab. Wenn das Auswaschen desselben nicht gehörig bewerkstelligt wurde, so backt er in
                              									den Fässern nach und nach wieder zusammen, ein Fehler, welcher sich durch
                              									sorgfältiges. Auswaschen vermeiden läßt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
