| Titel: | Bereitung einer Schreibtinte in Tafelform; von August Leonhardi in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. CII., S. 446 | 
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                        CII.
                        Bereitung einer Schreibtinte in Tafelform; von
                           									August Leonhardi in
                           								Dresden.
                        Patentirt für das Königreich Hannover am 3.
                              								September 1856. – Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              									1856, S. 250.
                        Leonhardi's Bereitung einer Schreibtinte in Tafelform.
                        
                     
                        
                           Nachdem der Erfinder die Bereitung der sogenannten Alizarin-Tinte in diesem Bande S. 141) ermittelt hatte, welche
                              									durch besondere Brauchbarkeit sich auszeichnet, war es zunächst sein Wunsch, diese
                              									Tinte in einer Gestalt herzustellen, die eine Versendung in die weite Ferne und zu
                              									jeder Jahreszeit (also auch bei Frostwetter) gestattet, den Transport bequem macht
                              									und dessen Kosten bedeutend vermindert, nebstdem aber auch allen Forderungen an ein
                              									vorzügliches Fabricat entspricht. Dieß ist durch die trockene, in Tafeln geformte
                              									Alizarintinte erreicht. Die bisher zu verschiedenen Zeiten in den Handel gebrachten
                              										„Tintenpulver“ sind hiermit nicht zu vergleichen; denn sie
                              									haben nicht nur eine andere Zusammensetzung, sondern lösen sich auch niemals klar
                              									und vollständig im Wasser auf und führen in der Anwendung so viel Unbequemlichkeiten
                              									und Nachtheile mit sich, daß sie als unpraktisch vom Markte ausgeschlossen wurden.
                              									Gewöhnliche schwarze Tinte kann zwar zur Trockenheit abgedampft werden, läßt aber
                              									dabei einen Rückstand, welcher sich nicht wieder in Wasser vollständig auflöset und
                              									keinenfalls durch diese Auflösung eine brauchbare Tinte liefert.
                           Die Vorschrift zur Verfertigung der Tafeltinte besteht in
                              									Folgendem:
                           42 Theile aleppische Galläpfel und 3 Theile holländischer Krapp werden mit
                              									hinreichender Menge warmen Wassers ausgezogen; man filtrirt dann die Flüssigkeit,
                              									löset in derselben 5 1/2 Theile Eisenvitriol auf, und setzt 2 Theile holzessigsaure
                              									Eisenlösung nebst 1 1/5 Theil Indiglösung hinzu. Das Gemisch wird bei mäßiger Wärme
                              									zur Trockniß abgedampft und in Tafeln von geeigneter Große (z.B. 5 Zoll Länge, 3 1/2
                              									Zoll Breite, 3/8 Zoll Dicke) geformt.
                           Ein Theil von dieser Tafeltinte in sechs Theilen heißen Wassers aufgelöst, gibt eine
                              									vorzügliche Schreib- und Copirtinte, während man aus 1 Th. Tafeltinte mit 10
                              									bis 15 Theilen Wasser noch ganz schöne Schreibtinten erhält.