| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           P. Rittinger's Versuche über die
                              									Leistung des Wassertrommelgebläses.
                           Da über die Leistung des Wassertrommelgebläses bisher noch keine verläßlichen Versuche bekannt sind, und es daran gelegen ist, den
                              									Wirkungsgrad dieser äußerst einfachen Maschine genau zu kennen, so wurden auf
                              									Anordnung des hohen k. k. Finanzministeriums an mehreren Orten Siebenbürgens
                              									Versuche mit bereits im Gange befindlichen Wassertrommeln abgeführt, unter welchen
                              									namentlich jene des Hrn. Hammerverwalters Rieger zu
                              									Sebeshely hervorzuheben sind, doch erlaubten es die Localverhältnisse an diesem Orte
                              									nicht, die Messung der verbrauchten Wassermenge mit genügender Sicherheit
                              									vorzunehmen. Das hohe k. k. Finanzministerium ordnete daher die Aufstellung eines
                              									derartigen Gebläses auf dem Eisensteinbergbau Gollrag bei Mariazell an, um die
                              									gewünschten Daten mit Hülfe desselben erheben zu können. Das Gebläse ist nach Angabe
                              									des Hrn. Sectionsrathes Rittinger erbaut. Die
                              									Construction desselben ist so ziemlich den in Oesterreich, namentlich in
                              									Siebenbürgen an mehreren Orten bestehenden Vorrichtungen dieser Art angepaßt. Das
                              									ganze disponible Gefälle an dem Aufstellungsorte beträgt 20' 1''; am obern Ende des
                              									Einfallrohres welches vom Boden des obern Wasserreservoirs bis zum Windkasten
                              									reicht, wurden rundherum 24 Luftsaugeröhren von 3/4 Durchmesser, nach außen
                              									erweitert, angebracht, und ebenso im Boden des Sperrkegels, der das obere Ende der
                              									Einfallröhre verschließt und den Wasserzufluß regulirt, 5 Luftröhren von 1'' unterem Durchmesser
                              									eingesetzt; der Durchmesser des Einfallrohres beträgt 10''. Der Windkasten ist ein
                              									gewöhnlicher umgestürzter Bottich, in dessen Boden das Einfallrohr mündet; seitwärts
                              									vom Einfallrohre wurden zwei aufwärts gerichtete Blechdüsen auf dem Boden des
                              									Windkastens befestigt, auf welche Aufsatzstücke von verschiedenem Durchmesser
                              									gesteckt werden konnten, um die Leistung des Gebläses auch bei verschiedenen
                              									Düsenquerschnitten zu ermitteln. Zur Bestimmung der Windpressung wurden in die
                              									Düsenmündungen Manometer, mit dem einen Schenkel dem Windstrome gerade entgegen,
                              									eingesetzt und außerdem am Boden des Windbottichs, dann in der Mitte und am obern
                              									Ende des Einfallrohres Manometer angebracht. Die Bestimmung der verbrauchten
                              									Wassermenge verdient um so größeres Vertrauen, als sie auf directe Weise durch
                              									Aichen des austretenden Quantums geschah. Zu dem Ende wurde der Windbottich nicht
                              									unmittelbar in das Unterwasser, sondern in einen viereckigen Wasserkasten auf ein
                              									Balkenkreuz gestellt, zwischen dessen Armen das Wasser unter dem Rande des
                              									Windbottichs in den Wasserkasten austrat. Aus Letzterem floß das Wasser über 6 in
                              									gleicher Höhe vom Boden befestigte Lutten ab und konnte durch das Aichgefäß bei
                              									jeder einzelnen Lutte aufgefangen werden. Diese Einrichtung ermöglichte eine
                              									vollkommen bequeme und sichere Aichung; denn war einmal der Sperrkegel einige Zeit
                              									in bestimmter Höhe festgestellt, daher der Wasserabfluß im Ganzen und über jede
                              									einzelne Lutte constant geworden, so brauchte man bloß die per Secunde über jede
                              									einzelne Lutte abfließende Menge zu messen und diese einzelnen Größen zu summiren,
                              									um die ganze Wassermenge per Secunde zu erhalten.
                           Der Wasserzufluß in die Einfallröhre geschah, wie schon erwähnt, nicht aus einem
                              									Fluder, sondern aus einem besondern Reservoir, welchem das Wasser durch eine Röhre
                              									zugeführt wurde, daher blieb auch der Wasserstand im Reservoir, folglich das Gefälle
                              									nicht ganz gleich, da bei Hebung des Sperrkegels der Wasserstand im Reservoir sank;
                              									doch dürfte dieser Umstand keinen erheblichen Einfluß auf die Versuchsresultate
                              									äußern.
                           Es wurden im Ganzen 9 Versuche bei Wassermengen von 1,108, 2,002 und 2,958 Kubikfuß
                              									pr. Secunde, welchen Gefälle von 18 1/3, 17 1/3 und 15 1/2 Fuß entsprachen, und
                              									Düsendurchmessern von 2, 1 1/2 und 1 Zoll abgeführt.
                           Die Resultate der Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt, in welcher
                              									die Manometerhöhen in Zollen Wassersäule angegeben sind:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 142, S. 72
                              Wasserkraft; Leistung;
                                 										Manometerhöhe; Massermenge per Secunde; Gefälle;
                                 										Arbeitsgröße; Düsen; Zahl; Durchmesser; Manometerhöhe; Windmenge per Minute; Arbeitsgröße; Nutzeffect; Am Boden des
                                 										Bottichs; Oben am Einfallrohr; In der Mitte d. Einfallrohres; Kubikf.; Fuß;
                                 										Fußpfd.; Zoll; Stark schwankend um den Nullpunkt
                              
                           Man ersieht aus den angegebenen Resultaten, daß die Manometerhöhen im Windkasten und
                              									an der Düsenmündung unter sich ziemlich gleich sind; oben am Einfallrohre negativ,
                              									da hier Luft gesaugt wird. In der Mitte des Rohres war der Manometerstand so starken
                              									Schwankungen um den Nullpunkt herum unterworfen, daß keine auch nur einigermaßen
                              									verläßliche Höhe abgenommen werden konnte. Bei größerem Düsenquerschnitt nimmt, wie natürlich, die
                              									Pressung ab. Der Nutzeffect erreicht seine größte Höhe
                              									mit 5,9 Proc., ist also weit geringer, als man denselben
                              									gewöhnlich anzunehmen pflegt; so setzt Morin den
                              									Nutzeffect einer gut construirten Wassertrommel zu 1/10, also 10 Procent der
                              										WasserkraftSchwind, Vademecum des prakt. Mechanikers, S.
                                    											378.; Flachat nimmt denselben im günstigsten Falle
                              									ebenfalls zu 10 Proc. anTraité de la fabrication du fer et de la
                                       												fonte, I. pag. 357..
                           Obwohl nun gewiß ist, daß der Kraftaufwand bei Wassertrommeln im Verhältniß zur
                              									erhaltenen Nußleistung unverhältnißmäßig groß ist, so spricht dennoch dort, wo die
                              									Wasserkraft nicht geschont zu werden braucht, die schnelle, durch jeden Zimmermann
                              									ausführbare und äußerst wohlfeile Herstellung, die Seltenheit der erforderlichen
                              									Reparaturen, die ausreichende Brauchbarkeit bis zu 16''' Quecksilber Pressung, für
                              									deren Verwendung bei Frisch- und besonders bei Ausheizfeuern der Streckwerke,
                              									namentlich in Gegenden, welche nicht zu sehr dem Froste unterliegen, welcher
                              									allerdings der größte Feind dieser Art von Gebläsen ist. (Oesterreichische
                              									Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr. 35.)
                           
                        
                           Ueber Chenot's Verfahren zur
                              									Darstellung von Metallen.
                           Chenot zu Clichy brachte in der vorjährigen Pariser
                              									Industrie-Ausstellung sein neues Verfahren, Metalle aus ihren Erzen
                              									darzustellen, zur Anschauung, und zwar in Anwendung auf die Darstellung des Eisens
                              									oder vielmehr des Stahls.Man sehe die Beschreibung seines Patents im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 209. Diese Methode besteht darin, das Metall in Form von Metallschwamm zu
                              									reduciren, den Schwamm zu concentriren, zu comprimiren und zu schmelzen. Die
                              									gerösteten Erze werden in nach und nach steigender Hitze reducirt, ohne zu
                              									schmelzen, selbst ohne zusammenzusintern, und müssen beinahe kalt aus dem Ofen
                              									gezogen werden, weil sie sich sonst augenblicklich wieder oxydiren. Sie bilden eine
                              									poröse, einem Metallschwamm nicht unähnliche Masse. So werden sie mit einer harzigen
                              									oder fetten Substanz, etwa Theer, getränkt, dann ausgeglüht, um nur den nöthigen
                              									Antheil von Kohle darin zu lassen. Die Destillationsproducte, welche sich bilden,
                              									werden benutzt. So wird die Masse gestampft und in Formen stark zusammengedrückt,
                              									damit sie einen kleineren Raum einnimmt und weniger oxydirbar wird. Diese Stücke
                              									werden zerschlagen und im Schmelztiegel geschmolzen. Die Schlacke schwimmt über dem
                              									Metall, wird durch einige Kunstgriffe entfernt, und das Metall ist, wie die Versuche
                              									der Jury nachgewiesen, sehr guter Gußstahl. Wenn dieser Proceß nun auch noch nicht
                              									in einem großen Maaßstabe angewendet wird, so wird derselbe doch in fortlaufender
                              									industrieller Weise ausgeübt.
                           Die Urtheile competenter Richter über dieses Verfahren sind ungemein verschieden
                              									gewesen. Die Jury der XV. Classe – für Stahl und Stahlwaaren – hat
                              									sich gar nicht damit beschäftigen wollen, weil nach den ihr zugekommenen Notizen
                              									sich dasselbe auf Versuche beschränkt und ihr die Ausführung im Großen zweifelhaft
                              									erschien. Die Jury der I. Classe (für Bergbau- und Hütten-Erzeugnisse)
                              									hingegen hat diesem Verfahren eine so große Wichtigkeit beigemessen, daß sie dem
                              									Aussteller Chenot einstimmig die Ehrenmedaille zuerkannt
                              									hat. Die Erfahrung und die Zeit wird richten! Es möge hier nur bemerkt werden, daß
                              									alle oft wiederholten neueren Versuche, die Darstellung des Eisens auf ihren
                              									Urzustand, d.h. auf die Umgehung der Production von Roheisen (eines Eisencarburets)
                              									zurückzuführen, bisher gescheitert sind. (Amtlicher Bericht über die Allgemeine Pariser Ausstellung von Erzeugnissen der Landwirthschaft,
                              									des Gewerbfleißes und der schönen Kunst im Jahre 1855. Erstattet unter Mitwirkung
                              									der Preisrichter und Berichterstatter der deutschen Staatsregierungen durch Dr. G. von Viebahn und Dr. E. L. Schubarth. Berlin,
                              									1856. Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.)
                           
                        
                           
                           Ueber den Gußstahl von Uchatius.
                           Mit Bezug auf den vorstehend Seite 34 über dieses Verfahren mitgetheilten Bericht
                              									geben wir nachträglich die Beschreibung des Patents, welches sich Hr. F. Uchatius am 1 October 1855 in England ertheilen ließ:
                           „Um Gußstahl mit geringeren Kosten zu fabriciren, als es bisher möglich
                                 										war, schmilzt der Erfinder Roheisen reinster Qualität
                                 										in einem Ofen und gießt das flüssige Metall in kaltes Wasser, um es zu
                                 										granuliren; das Roheisen ist nun in dem geeigneten Zustande für den Proceß
                                 										wodurch es in Gußstahl umgewandelt wird. Dieser Proceß gründet sich auf die
                                 										bekannte Thatsache, daß das Gußeisen, wenn es mit oxydirten Substanzen umhüllt
                                 										oder umgeben, der Cementirhitze ausgesetzt wird, einen Theil seines Kohlenstoffs
                                 										abgibt, welcher sich mit dem aus den umhüllenden Substanzen frei gewordenen
                                 										Sauerstoff zu Kohlenoxydgas oder kohlensaurem Gas verbindet. Wird die Operation
                                 										vor Beendigung des Processes unterbrochen, so bekommt man ein theilweise
                                 										entkohltes Eisen, dessen Oberfläche in ein reines Eisen umgewandelt ist, während
                                 										die inneren Theile unverändert blieben; oder mit anderen Worten, der Fortschritt
                                 										der entkohlenden Wirkung hängt von dem Betrag metallischer Fläche ab. die mit
                                 										dem sauerstoffliefernden Material in Berührung kommt, mit welchem das Eisen
                                 										umgeben ist. Um daher diese Operation zu beschleunigen, wird das Roheisen durch
                                 										Granuliren in gehörig zertheilten Zustand versetzt. Um ferner Brennmaterial und
                                 										Handarbeit zu ersparen, wird die Hitze, welche erforderlich ist um die
                                 										Entkohlung des Eisens zu bewirken, auch angewendet um das Metall, nachdem es
                                 										hinreichend entkohlt ist, in geschmolzenen Zustand überzuführen; so wird das
                                 										granulirte Roheisen in einer und derselben Hitze in Gußstahl umgewandelt,
                                 										welcher nur geschmiedet zu werden braucht, um Handelswaare zu seyn. – Das
                                 										granulirte Roheisen wird mit beiläufig 20 Procent geröstetem und pulverisirtem
                                 										Spatheisenstein und 4 Proc. feuerfesten Thon gemengt, und dann in Tiegeln von
                                 										feuerfestem Thon in einem Ofen, wie sie in den Gußstahlfabriken gebräuchlich
                                 										sind, der Schmelzhitze ausgesetzt; dabei bewirken die das Roheisen umhüllenden
                                 										Oxyde zuerst eine theilweise Entkohlung desselben, welche mit der Größe der
                                 										angewandten Körnchen im Verhältniß steht; in Folge des fortgesetzten Erhitzens
                                 										schmilzt das Eisen, trennt sich von den (verschlackten) Uneinigkeiten womit es
                                 										gemengt war, und reißt dabei einen Theil des im Spatheisenstein enthaltenen
                                 										Eisens mit sich, wodurch das Ausbringen an Gußstahl um beiläufig 6 Procent
                                 										erhöht wird. – Die Qualität des Stahls läßt sich bei diesem Verfahren
                                 										beträchtlich modificiren. Je feiner das Roheisen granulirt
                                    											worden ist, desto weicher wird der mit demselben erhaltene Stahl seyn. Die
                                    											weicheren Sorten schweißbaren Gußstahls kann man erhalten, indem man
                                 										dem oben erwähnten Gemenge gutes Stabeisen in kleinen
                                 										Stücken zusetzte und die härteren Sorten durch einen
                                 										Zusatz von Holzkohlenpulver.“ (Chemical Gazette, September 1856, Nr. 334.)
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung chemisch reiner Schwefelsäure, von
                              									F. Vorwerk.
                           Um die Schwefelsäure ohne Aufstoßen beim Sieden destilliren und die Rectification der
                              									rohen Säure ohne Anwendung von Platindraht vornehmen zu können, schlug der Verf. das
                              									folgende Verfahren ein:
                           In eine langhalsige untubulirte Retorte, die schon einigemal zur Darstellung von
                              									Salpetersäure gedient hatte, wurden 5 Pfd. schwach braun gefärbte, arsenfreie
                              									englische Schwefelsäure von 1,832 spec. Gewicht gegeben. Die Retorte wurde auf eine
                              									fingerhohe Schicht Sand in die Capelle gestellt und ringsum so mit Sand umgeben, daß
                              									sie bis an den Hals förmlich vergraben war. Als Vorlage diente ein langhalsiger
                              									Kolben, der einfach ohne alles Lutum über den Retortenhals geschoben wurde. Mit
                              									mäßiger Feuerung begonnen, wurde dieselbe allmählich bis zum Rothglühen der Capelle
                              									fortgesetzt, während dessen die Destillation ohne alles Aufstoßen einen ganz
                              									regelmäßigen Verlauf hatte. Eine Abkühlung der Vorlage war trotz der bedeutenden
                              									Hitze, welcher die Retorte ausgesetzt war, erst nach sechsstündigem Feuern nöthig, und auch da nur
                              									insoweit, daß ein um den Kolbenhals herumgeschlagenes nasses Tuch vollkommen
                              									ausreichte. Das Destillat wurde von Zeit zu Zeit weggenommen und in Bezug auf
                              									Reinheit und spec. Gewicht geprüft. Die zuerst übergegangenen 5 Unzen zeigten bei
                              									einem spec. Gewicht von 1,20 außer einem nicht unbedeutenden Gehalte an schwefliger
                              									Säure, keine weitere Verunreinigung. Die zweite Portion des Destillates zu 3 1/2
                              									Unzen mit 1,75 spec. Gewicht enthielt immer noch eine Spur schwefliger Säure. Eine
                              									dritte Portion von 2 1/2 Unzen war rein und hatte ein spec. Gewicht von 1,850.
                           
                              
                                 4te Portion von
                                   1 1/2 Pfund mit
                                 1,855 spec Gewicht.
                                 
                              
                                 5te    „        
                                    											„
                                 13
                                    											Unzen       „
                                 1,860  
                                    											„        „
                                 
                              
                                 6te    „        
                                    											„
                                   9
                                    											Unzen       „
                                 1,885  
                                    											„        „
                                 
                              
                           Hiermit wurde die Destillation beendigt, um die Verhältnisse der Retorte und ihres
                              									Inhaltes prüfen zu können. Die unversehrte Retorte enthielt den Rest der
                              									Schwefelsäure als wasserhelle Flüssigkeit mit weißem Sedimente (schwefelsaures
                              									Eisenoxyd). von der ohne Zweifel noch 1/2 Pfd. reines Destillat hätte erhalten
                              									werden können.
                           Der Beschaffenheit der Retorte ist jedenfalls bei solchen Destillationen
                              									hauptsächlich Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist immerhin zweckmäßig, wenn man die
                              									Retorte vor dem Gebrauche in der Weise abkühlt, daß man sie im Sandbade so stark als
                              									möglich Erhitzt und auch darin langsam und vollkommen wieder erkalten läßt. (Neues
                              									Jahrbuch für Pharmacie, Bd. V S. 257.)
                           
                        
                           Die Fabrication einer Bierwürze in fester Form, Getreidestein
                              									genannt,
                           war Th. Aulhorn in Dresden für das
                              									Königreich Württemberg patentirt. Nachdem das Patent erloschen ist, veröffentlichen
                              									wir die Beschreibung. Der GetreidesteinMan s. darüber polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXVII S. 236., eine harte gelblichbraune Masse mit muschligem Bruch, wird aus gemalztem
                              									und ungemalztem Getreide, je etwa zur Hälfte, bereitet. Man schrotet das Malz und
                              									Getreide fein und bringt es auf nassem Wege durch die bekannten verschiedenen Mittel
                              									zur Zuckerbildung. Ist dieser Proceß vorüber, so läßt man die Flüssigkeit vom
                              									Malz- und Getreideschrot ablaufen, dickt sie mittelst freien Feuers, Dampf
                              									oder Luft ein und knetet die halbdicke Masse so lange durch, bis sie steif wird und
                              									davon abgezogene Fäden glasartig springen. Sofort wird das Product in Kisten oder
                              									Fässer verpackt und kann als fertiger Handelsartikel versendet, auch bei guter
                              									Verpackung Jahre lang unverändert aufbewahrt werden. Will man den Getreidestein zur
                              									Viererzeugung verwenden, so wird Hopfen in extrahirtem oder rohem Zustande entweder
                              									während der Fabrication oder erst bei der Verwendung zugesetzt. Der Getreidestein
                              									soll hauptsächlich Exportartikel nach heißen Gegenden werden, um dort leicht ein
                              									bierartiges Getränke daraus herstellen zu können. (Württemb. Gewerbeblatt, 1856, Nr.
                              									39.)
                           
                        
                           Die verschiedene Zusammensetzung der Kuhmilch bei öfterem
                              									Melken; vom Administrator Rohde in Eldena.
                           Ueber diesen Gegenstand wurden bereits in dem Journal für Landwirthschaft, 1855 S.
                              									415, einige Versuche mitgetheilt, die im Februar 1855 auf einem Gute in der Nähe von
                              									Göttingen angestellt worden sind. Dieselben haben das Resultat gegeben, daß die
                              									Milch reicher an festen Bestandtheilen und namentlich auch an Fett wird, wenn sie
                              									nicht zu lange im Euter des Thieres bleibt, also öfter abgemolken wird.
                           
                           In demselben Winter sind auch hier in Eldena Untersuchungen der zweimal und dreimal
                              									gemolkenen Milch gemacht worden. Der dazu angestellte Versuch erstreckte sich aber
                              									auch auf die Quantität der Milchabsonderung. Die dazu benützten beiden Kühe wurden
                              									ganz gleichmäßig gefüttert und das Futter ihnen genau zugewogen, damit während der
                              									Dauer des Versuches kein Unterschied in der Futteraufnahme stattfände. Die
                              									gewöhnliche Melkzeit ist hier dreimal am Tage, während des Winters am Morgen um 5
                              									Uhr, am Mittag um 12 Uhr und des Abends um 7 Uhr; während des Sommers wird am Morgen
                              									und am Mittage eine Stunde früher und am Abend etwas später gemolken. Während des
                              									Versuches, der 24 Tage dauerte, wurden die Thiere in den ersten 12 Tagen in der
                              									gewohnten Weise dreimal und in den letzten 12 Tagen nur zweimal, nämlich Morgens und
                              									Abends um 6 Uhr, gemolken. Die Milch wurde genau gemessen und am sechsten Tage eines
                              									jeden Melkabschnittes auf ihre einzelnen Bestandtheile vom Professor Trommer untersucht. Zu diesem Zwecke wurde die beim
                              									jedesmaligen Melken gewonnene Milch von beiden Kühen gut mit einander vermengt und
                              									darnach eine Probe zur Untersuchung genommen.
                           Der Versuch gab folgendes Resultat.
                           
                              I. Beim dreimaligen
                                    										Melken.
                              Dieser Versuch dauerte vom 11. bis incl. 22. März,
                                 										also 12 Tage, und in dieser Zeit wurden von beiden Kühen 161 Quart1 Quart preußisch = 1,145 Liter. Milch oder an jedem Tage 13 5/12 Quart gewonnen. Die zu den
                                 										verschiedenen Tageszeiten gemolkene Milch zeigte dann nachfolgenden Gehalt.
                              a. Die Morgenmilch:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      12,5 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      87,5 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        4,2    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,6    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        3,7    „
                                       											
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        
                                       												Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              b. Die Mittagsmilch:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      13,2 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      86,8 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        4,2    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        5,0    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        4,0    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        
                                       												Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              c. Die Abendmilch:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      11,7 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      88,3 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        3,9    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,0    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        3,8    „
                                       											
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        
                                       												Summa
                                    100,00 Theile
                                    
                                 
                              Nach diesen Untersuchungen zeigt die dreimal gemolkene Milch folgende
                                 										Bestandtheile:
                              
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      12,4 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      87,6 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        4,1    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,5    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        3,8    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        
                                       												Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              
                           
                              II. Beim zweimaligen
                                    										Melken.
                              Dieser Versuch dauerte vom 23. März bis incl. 3.
                                 										April, also ebenfalls 12 Tage, und es wurden im Ganzen 139 Quart Milch oder an
                                 										jedem Tage durchschnittlich 11 7/12 Quart gewonnen.
                              Die Milch enthielt folgende Bestandtheile
                              a. Die Morgenmilch:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      12,0 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      88,0 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        3,5    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,3    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        4,2    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              b. Die Abendmilch:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      12,2 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser 
                                      87,8 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        3,5    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,5    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        4,2    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                      
                                       												Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              Die zweimal gemolkene Milch zeigte hiernach im Durchschnitt folgende
                                 										Bestandtheile:
                              
                                 
                                    
                                    Feste Bestandtheile
                                      21,1 Proc.
                                    
                                 
                                    In 100
                                    Theilen
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Wasser
                                      87,9 Theile
                                    
                                 
                                    
                                    Butter
                                        3,5    „
                                    
                                 
                                    
                                    Käsestoff
                                        4,4    „
                                    
                                 
                                    
                                    Milchzucker und Salze
                                        4,2    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                                        Summa
                                    100,00 Theile.
                                    
                                 
                              Der Unterschied in dem Gehalte zwischen der dreimal und zweimal gemolkenen Milch
                                 										ist hiernach kein unbedeutender. Gerade von den wichtigsten Bestandtheilen
                                 										enthält die öfter abgemolkene Milch mehr, nämlich im Durchschnitte an
                              
                                 
                                    Butter    
                                    0,6 Procent
                                    
                                 
                                    Käsestoff    
                                    0,1    „
                                    
                                 
                              dagegen zeigt die zweimal abgemolkene Milch mehr an
                              
                                 
                                    Wasser    
                                    0,3 Procent
                                    
                                 
                                    Milchzucker und
                                       												Salze    
                                    0,4    „
                                    
                                 
                              So gering auch der Vortheil des größeren Gehaltes von 6/10 Proc. an Butter im
                                 										ersten Augenblick erscheint, so darf man denselben doch nicht unterschätzen.
                                 										Derselbe beträgt auf jedes Quart Milch 1/2 Loth Butter, wodurch dasselbe bei
                                 										einem Preise von 8 Sgr. für das Pfund Butter 1 1/2 Pfennige höher verwerthet
                                 										wird. Wenn nach dem durchschnittlichen Fettgehalte zu 1 Pfund Butter von der
                                 										zweimal gemolkenen Milch 16 Quart erforderlich sind, so genügen von der dreimal
                                 										gemolkenen dazu schon 12 2/3 Quart. Wird der größere Gewinn an Milch bei dem
                                 										dreimaligen Melken
                                 										noch dazu gerechnet, so erscheint dasselbe so vortheilhaft, daß es in allen
                                 										Wirthschaften, wo es noch nicht stattfindet, eingeführt werden sollte.
                              Die Ansicht mancher Landwirthe, daß bei dem dreimaligen Melken die Milch zwar
                                 										etwas reichlicher abgesondert, aber von schlechterer, wässeriger Beschaffenheit,
                                 										als bei dem zweimaligen Melken werde, scheint durch die übereinstimmenden
                                 										Resultate von zwei an verschiedenen Orten angestellten Versuchen hinreichend
                                 										widerlegt zu seyn, (Eldenaer Archiv, 1856, I. II.)
                              
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Schweißes der Schafwolle; von
                              									Prof. Chevreul.
                           Der Verf. fand im Schweiß der Schafwolle und in demjenigen der Alpacowolle eine
                              									beträchtliche Menge von oxalsaurem Kalk; dieß ist um so
                              									merkwürdiger, da im Gegensatz mit der allgemeinen Meinung der Schweiß des Alpaco
                              									sauer ist, während derjenige der Schafwolle bekanntlich entschieden alkalisch ist.
                              									Der Schweiß der Schafwolle liefert auch kieselsaures
                                 									Kali.
                           Der Verfasser bemerkt noch:
                           1) daß die Phocänsäure, welche bei den Delphinen vorkommt
                              									und die von der Baldriansäure nicht verschieden zu seyn scheint, im Schweiß der
                              									Schafwolle enthalten ist, in Begleitung einer analogen Säure, welche neu seyn
                              									dürfte;
                           2) daß in dem Schweiß der Schafe eine beträchtliche Menge Chlorkalium enthalten ist, welches in Oktaëdern krystallisirt,
                              									während das Chlorid des menschlichen Schweißes, welches Natrium zur Basis haben
                              									soll, in Würfeln krystallisirt;
                           3) daß unter anderen Kalisalzen zwei von sehr eigenthümlicher Constitution dem
                              									größern Theil des Salzgehalts des Schweißes der Wolle bilden;
                           4) daß wenigstens fünf Fettstoffe im Schweiß der Schafwolle enthalten sind, von
                              									welchen keiner mit denjenigen des Hammeltalgs Aehnlichkeit hat. Einen dieser
                              									Fettstoffe erhielt er in krystallinischer Form. (Comptes
                                 										rendus, Juli 1856, S. 130.)
                           
                        
                           Kaukasisches Insectenpulver.
                           Als eines der wirksamsten Mittel gegen schädliche Insecten ist bekanntlich seit
                              									einigen Jahren das kaukasische Insectenpulver auch in Deutschland eingeführt, und es
                              									hat um so mehr Eingang gefunden, als es durch seinen eigenthümlichen Geruch Insecten
                              									herbeilockt, sogleich betäubt und tödtet und dabei doch für Menschen und größere
                              									Thiere ganz unschädlich ist. Obgleich nun dieses so wirksame Pulver schon eine lange
                              									Reihe von Jahren bei den Russen in Gebrauch war, und Rußland allein mehr als 40,000
                              									Kilogr. bezog, so blieb die Bereitung desselben doch lange Zeit in den vom Kaukasus
                              									weit entfernten Gegenden ein Geheimniß, bis endlich der armenische Kaufmann Jumtikoff auf einer Reise durch Südasien dieselbe kennen
                              									lernte. Er theilte seine Entdeckung seinem Sohne mit, dieser bereitete bald das
                              									Insectenpulver selbst, und im Jahre 1828 verkaufte er schon das Pud (etwa 20 Kilogr.
                              									oder 40 Pfund) von diesem Pulver zu 25 Rubel (nahe an 100 Francs); jetzt
                              									beschäftigen sich mehr als 20 Dörfer im Distrikte Alexandropol mit dem Anbaue der
                              									Pflanzen, aus denen das Insectenpulver gewonnen wird. Diese Pflanzen sind zwei
                              									einander sehr ähnliche Bertramarten, nämlich der fleischrothe und rosenrothe (Pyrethrum carneum und roseum), die auch wohl persische Kamille, Flohtödter oder Flohgras genannt
                              									werden, und am ähnlichsten der weißstrahligen Wucherblume (große römische Kamille,
                              										Chrysanthemum leucanthemum) sind, die man übrigens
                              									in Dalmatien und Bosnien auf gleiche Weise benutzt. Der fleischrothe Bertram hat
                              									gefiederte kahle Blätter, die Fiedern herablaufend, lanzettlich eingeschnitten, die
                              									Lappen spitzig zusammenneigend, fast gezähnt, der Stengel aufrecht, mehrblüthig, der
                              									allgemeine Kelch kahl, die Schuppen am Rande brandig trockenhäutig, die Randblüthen
                              									dunkel rosen-, fast carminroth.
                           
                           Der rosenrothe Bertram hat dagegen doppeltgefiederte Blätter, mit kurzen, abstehenden
                              									Lappen, einen ziemlich kahlen allgemeinen Kelch, dessen Schuppen am Rande und an der
                              									Spitze trockenhäutig, schwarz, fast gewimpert sind; die Randblüthen sind schön hell
                              									rosenroth, der Stengel ist nackt, gefurcht, unter dem Scheibenkopfe etwas verdickt
                              									und wenig zottig. Diese Pflanzen bilden einen kleinen Strauch mit ausdauernden
                              									Wurzeln und etwa 12 bis 15 Zoll hohen Zweigen und mit 1 1/2 Zoll im Durchmesser
                              									besitzenden Scheibenköpfchen. Sie gedeihen noch bei 20° Cels. Kälte, einer
                              									Temperatur, welcher sie oft auf kaukasischen Bergen und Plateaux in einer Höhe von
                              									4500 bis 6800 Fuß über der Meeresfläche ausgesetzt sind. Obgleich sie nur selten auf
                              									Feldern gefunden werden, sind sie doch leicht der Gartencultur zu unterwerfen, und
                              									seitdem man erfahren, wie viel sie aushalten können, hat man sie namentlich im
                              									südlichen Rußland, z.B. bei Iflis, gegenwärtig aber auch, wiewohl mehr als
                              									Zierpflanzen, in Holland, Frankreich und Deutschland angebaut. Die Blüthezeit fällt
                              									in den Monat Juni. Zur Ernte benutzt man trockene Tage, und in einem Tag kann ein
                              									guter Schnitter 30 bis 80 Pfd. der wildwachsenden Pflanze einsammeln. Die
                              									Blüthenköpfe werden gewöhnlich an der Sonne getrocknet, doch hat man gefunden, daß
                              									sie viel kräftiger wirken, wenn sie im Schatten getrocknet werden. Zur Beförderung
                              									des Austrocknens werden sie von Zeit zu Zeit umgewendet; sie verlieren etwa 90
                              									Proc., und die vollkommen getrockneten Blumen werden mit der Hand zu grobem Pulver
                              									zerdrückt und dieses dann auf einer kleinen Mühle fein gemahlen. Die schwierigste
                              									Aufgabe bei dieser sehr einfachen Zubereitung bleibt die Herbeischaffung einer
                              									großen Menge blühender Pflanzen. Nach einer annähernden Berechnung hat man gefunden,
                              									daß ein Raum von 18 Quadratruthen einen Centner Pulver liefert. Diese Pflanzen
                              									kommen übrigens in jedem Boden, in fruchtbarem wie unfruchtbarem, trockenem wie
                              									feuchtem, fort, und können ebenso durch Samen, wie durch Wurzeltheilung
                              									fortgepflanzt werden. (Neues Jahrbuch für Pharmacie Bd. V S. 39.)
                           
                        
                           Wahler'sche Frostsalbe.
                           Die Vorschrift zu dieser schon lange bekannten Frostsalbe hat die württembergische
                              									Regierung dem Erfinder, Pfarrer Wahler in Kupferzell,
                              									abgekauft und öffentlich bekannt gemacht. Sie lautet, wie folgt: 24 Loth Hammeltalg,
                              									24 Loth Schweineschmalz und 4 Loth Eisenoxyd koche man in einem eisernen Gefäße
                              									unter beständigem Umrühren mit einem eisernen Stäbchen so lange, bis das ganze
                              									schwarz geworden ist, und setze dann hinzu: 4 Loth venetianischen Terpenthin, 2 Loth
                              									Bergamottöl und 2 Loth armenischen Bolus, welcher zuvor mit etwas Baumöl fein
                              									abgerieben ist.
                           Man streicht die Salbe auf Leinwand oder Charpie und belegt damit die kranken Stellen
                              									täglich einige Mal, sie ist namentlich bei höchst schmerzhaften offenen
                              									Frostgeschwüren von ausgezeichneter Wirkung. (Archiv der Pharmacie Bd. LXXXV S.
                              									233.)
                           
                        
                           Preisaufgaben des Vereins sächsischer Ingenieure.
                           Der Verein sächsischer Ingenieure hat in der am 24. August 1856 gehaltenen
                              									Versammlung beschlossen, folgende Preisaufgaben unter den
                              									nachstehend angegebenen Bedingungen auszuschreiben:
                           1) Einen Preis von 200 Thlrn. für eine ausführliche Darstellung der verschiedenen
                              									Verfahrungsarten und Apparate, welche zum Imprägniren der
                                 										Hölzer für Brückenbauten, Eisenbahnen und zu gewerblichen Arbeiten
                              									Anwendung gefunden haben, unter Angabe der Anschaffungs- und Betriebskosten,
                              									sowie der Resultate, die theils bei dem Verfahren, theils bezüglich der Dauer der
                              									Hölzer erzielt worden sind, soweit über Letztere zur Zeit Nachweisungen sich
                              									aufstellen lassen. Es wird gewünscht, daß die Apparate durch Zeichnungen
                              									verdeutlicht werden, welche alle wichtigeren Theile derselben genau erkennen
                              									lassen.
                           
                           2) Einen Preis von 200 Thlrn. für eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Rauchverbrennungseinrichtungen in geschichtlicher
                              									Aufeinanderfolge und mit Angabe der Quellen bei denjenigen Einrichtungen, welche aus
                              									gedruckten Werken entnommen werden. Jede dieser Einrichtungen ist durch bildliche
                              									Darstellung der charakteristischen Theile zu verdeutlichen, und dabei zugleich
                              									anzugeben, unter welchen Bedingungen dieselbe als zweckmäßig erscheint oder nicht.
                              									Auch sind die Erfolge anzuführen, zu welchen die an verschiedenen Orten erlassenen
                              									obrigkeitlichen Anordnungen wegen Einführung rauchverbrennender Feuerungsanlagen
                              									geführt haben.
                           3) Einen Preis von 200 Thlrn. für die technisch-geschichtliche Darstellung der
                              										Entwickelung des Maschinenwesens im Königreiche
                                 										Sachsen und zwar hinsichtlich der Motoren und ausübenden Maschinen.
                           Die Concurrenzarbeiten sind in deutscher Sprache abzufassen, deutlich geschrieben bis
                              									zum 31. März 1857 an den Verwaltungsrath des sächsischen Ingenieur-Vereines
                              									in Dresden portofrei einzusenden und mit einem versiegelten Couvert zu begleiten,
                              									welches Namen und Wohnort des Preisbewerbers enthält und äußerlich mit einer auch
                              									auf die Concurrenzarbeit aufgeschriebenen Devise versehen ist.
                           Das Preisgericht besteht aus den 5 Mitgliedern des Verwaltungsrathes, welche sich
                              									durch Zuwahl von 3 sachverständigen Vereinsmitgliedern für jede Preisaufgabe zu 8
                              									Preisrichtern verstärken. Die Concurrenzarbeiten circuliren unter sämmtlichen 8
                              									Preisrichtern. Der ausführlich zu motivirende Beschluß des Preisgerichtes wird in
                              									einer Versammlung des Vereines mitgetheilt und dabei die Eröffnung derjenigen
                              									versiegelten Couverts vorgenommen, welche zu den für preiswürdig befundenen
                              									Concurrenzarbeiten gehören.
                           Arbeiten, welche für preiswürdig befunden wurden, werden auf Kosten des Vereins
                              									gedruckt.
                           Entspricht eine Arbeit nicht allen gestellten Anforderungen, erscheint sie aber doch
                              									in mehrfacher Beziehung als werthvoll, so kann ihr ein Theil des Preises zuerkannt
                              									werden.
                           Der Beschluß des Preisgerichtes wird in denjenigen Blättern öffentlich bekannt
                              									gemacht, in welchen diese Aufforderung veröffentlicht wurde.
                           Die nicht für preiswürdig befundenen Arbeiten werden diejenigen Einsender, welche
                              									sich deßhalb im Verlaufe des nächsten Halbjahres nach Veröffentlichung des
                              									Preisgerichtsbeschlusses an den Vorsitzenden des Verwaltungsrathes wenden, mit den
                              									uneröffneten Couverts zurückgegeben. Die anderen versiegelten Couverts welche zu
                              									nicht preiswürdigen Arbeiten gehören, werden nach Ablauf der oben angegebenen Frist
                              									uneröffnet verbrannt.
                           Dresden, am 13 September 1856.
                           Der Verwaltungsrath des sächsischen
                              									Ingenieur-Vereins. Professor Dr. Julius Hülße, Director der k. polytechn. Schule, als
                              									Vorsitzender.
                           Otto Volkmar Tauberth,    
                              									                  
                              									Maschinen-Ingenieur und k. Betriebs-Oberinspector
                              									der     sächs.-böhm. Staatsbahn, als
                              									Stellvertreter des Vorsitzenden.
                              									Dr. Ernst Engel,
                              									           
                              									                  
                              									Referendar im k. Ministerium des Innern, als
                              									Secretär     des
                              									Vereins.          
                              									                        
                              									Otto Biedermann Günther,    
                              									               
                              									Baumeister, als Stellvertreter des
                              									Vereins-Secretärs.     Ernst Julius Möring,   
                              									                     
                              									als
                              									Cassier.