| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 154 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Anwendung des Treppenrostes für Braun- und
                              									Steinkohlenfeuerung.
                           Die ökonomische Verwendung des Brennmaterials, hauptsächlich der Steinkohlen, ist in
                              									neuerer Zeit, besonders bei derartig gelegenen Werken, denen nur solche von geringer
                              									Güte und Gehalt zu Gebote stehen, oder welchen die Beschaffung derselben mit großen
                              									Transportkosten verbunden ist, ein Gegenstand vielseitiger Beachtung gewesen und hat
                              									zu mannichfaltigen Versuchen Veranlassung gegeben, von denen man bis dahin das
                              									Resultat erlangt hat, daß die Construction des sogenannten Treppenrostes große
                              									Vortheile darbiete und die Aussicht hat, eine größere Ausdehnung zu gewinnen.
                           Die Einrichtung des Treppenrostes eignet sich nicht für fette Steinkohlen, da sich in
                              									dem großen Feuerraume zu große Klumpen von Backkohks bilden, welche dann dem
                              									Luftstrom ungleiche größere Canäle darbieten. Für magere
                              									und Eschekohle ist sie vorzüglich und gewährt eine sehr
                              									bedeutende Ersparniß. Dieses wird dadurch herbeigeführt, daß
                                 										beim Treppenrost Luft und Brennmaterial fortdauernd gleichmäßig im passenden
                                 										Verhältniß in den Verbrennungsraum gelangen, und daß in letzterem nie eine
                              									Temperaturschwankung vorkommt. Der bei flachen Rosten bei Anwendung von Steinkohlen
                              									so bedeutende Cindersfall wird fast ganz vermieden und eine vollständige Verbrennung
                              									der Kohksstückchen erzielt.
                           Auf Salinen in der Provinz Sachsen, wo als Brennmaterial
                              									Braunkohlen benutzt werden, hat man bei dem Salzpfannen-Betrieb diese
                              									Feuerungsart mit sehr gutem Erfolg eingeführt und dabei mehr denn 20 Proc. an
                              									Brennmaterial und an Zeit erspart.
                           In der „Alvenslebenhütte“ in Schlesien sind gegenwärtig
                              									sämmtliche Puddelöfen zur Treppenrostfeuerung
                              									eingerichtet. Die Resultate stellten sich bald als sehr günstig heraus, da der
                              									Kohlenverbrauch von 0,5 Proc. auf 0,4 Proc. fiel, bei einzelnen Probefrischen sogar
                              									nur 0,3 Proc. per Ctr. Rohschienen verbraucht wurden.
                              									Früher wurden daselbst bei den Horizontalrosten bloß Stückkohlen benutzt, während
                              									jetzt wenigstens 20 Proc. Kleinkohlen zur Verwerthung kommen. Dabei verarbeitet ein
                              									Ofen in der 12stündigen Schicht 28 Ctr. Roheisen (worunter 1/3 Feineisen) in 7
                              									Chargen à 4 Ctr. Einsatz bei einem Abgang von
                              									durchschnittlich 10 Proc.
                           Die Arbeiter gewöhnen sich bei dieser Rost-Construction sehr leicht an die
                              									Behandlung des Feuers und ziehen, sobald sie eingeübt sind, sogar die Arbeit
                              									derjenigen bei flachem Roste vor. (Aus dem Berggeist, 1856, Nr. 11.)
                           
                        
                           Wirkung der Treppenröste bei der k. k. Saline Hall im
                              									Militärjahre 1855; von Anton Vogl, k. k.
                              									Pfannhaus-Adjuncten.
                           Von den vier Pfannen des Graf Wilczek-Sudhauses wurden durch das ganze
                              									Militärjahr 1855 zwei Pfannen mit combinirter Treppen- und
                              									Stangen-Rostfeuerung in Betrieb erhalten.
                           Nach den vorliegenden Jahresabschlüssen erzeugten erstere bei einem
                              									Brennmaterialaufwand von 542 1/8 Kubik-Klaftern Fichtenholz und 24,130 Ctr.
                              									Braunkohlen, 73,884 Centner 14 Pfd. Salz (gemäß Cynosur von 5820 Pfd. Salz mit einer
                              									Kubik-Klafter Fichtenholz): per Centner Kohlen
                              									eine Erzeugung von 175,4 Pfd. Salz.
                           Die andern zwei Pfannen mit der alten Rostfeuerung, im übrigen aber gleichen
                              									Construction, Bauart und Größe, weisen bei 525 Kubik-Klafter Holz und 22734
                              										Ctr. Kohlenauwand
                              									eine Jahreserzeugung von 65831 Ctr. 68 Pfd. Salz, somit nach obiger Cynosur per Centner Kohle nur 155,1 Pfd. Salzerzeugung.
                           Es berechnet sich demnach zu Gunsten der im Militärjahre 1854 eingeführten
                              									Treppenrostfeuerung gegenüber den andern zwei Pfannen mit ein und demselben
                              									Brennmaterial eine Mehrerzeugung von 20,3 Pfd. per
                              									Centner Braunkohle, und im ganzen Jahr nach obigen Daten 24,130 × 20,3 = 4898
                              									Ctr. höheren Sudausschlag. Dieses Quantum bei dem im Militärjahre 1855 noch mindern
                              									Salzpreis den Centner zu 3 fl. 30 kr. C. M. verwerthet, gibt einen Gewinn von 17,143
                              									fl. C. M. Die hiesige Saline kann demnach in Zukunft durch den bereits erfolgten
                              									Einbau der Treppenröste bei sämmtlichen vier Wilczek-Pfannen trotz dem immer
                              									schlechteren Brennmaterial in runder Zahl auf eine Ertragserhöhung von jährlichen
                              									30,000 fl. C. M., d. i. den 5procentigen Zinsen eines constant fruchtbringenden
                              									Capitals von 600,000 fl. C. M. rechnen; abstrahirt von dem enormen Vortheil, welcher
                              									dem Bergbau Häring durch die constatirte Abbauwürdigkeit der mürben Kohlenmittel
                              									erwächst.
                           Die im Militärjahre 1855 verbrannte Braunkohle hat nach dem Durchschnitt von 43
                              									Versuchen in 100 Ctr. nur 40 Proc. gröbere Kohle und 60 Proc. Raiterwerk, gewonnen
                              									durch ein Gitter von 11 Linien Maschengröße. Wurden die 60 Proc. Raiterwerk noch
                              									durch ein Gitter von drei Linien Maschengröße geworfen, so ergab sich gerade die
                              									Hälfte davon als sogenannter Wegwurf (weil dieses Kohlenklein früher als unbrauchbar
                              									auf die Seite gestürzt und noch Ende des Militärjahres
                                 										1853 gegen einen Spottpreis verkauft werden mußte), obgleich eben dieser
                              									Wegwurf seinen chemischen Eigenschaften nach aus der besten und reinsten Qualität
                              									Kohle besteht; denn nach den vorliegenden Bestimmungen des k. k. Hauptprobiramtes
                              									vom Militärjahre 1855 hat
                           
                              
                                 Wegwurf
                                 18,65 Proc.
                                 Asche.
                                 
                              
                                 Raiterwerk
                                 20,03   „
                                    „
                                 
                              
                                 Grobkohle    
                                 23,56   „
                                    „
                                 
                              
                           Dem Vorausgehenden zufolge dürfte es manchem Salinisten (siehe preuß. Zeitschrift für
                              									Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. IV, Lieferung 1, Abschnitt
                              									Litteratur) willkommen seyn, eine möglichst specielle Darstellung der hier in
                              									Anwendung stehenden Treppenröste am Schlusse dieser kleinen Mittheilung zu
                              									finden.
                           Eine Treppenrostpfanne von 1000 Quadratfuß Fläche hat zwei Feuer, jedes für sich
                              									durch eine Scheidemauer der ganzen Pfannenlänge nach getrennt und seinen eigenen
                              									Schlot besitzend. Ein Feuer besteht vorerst aus einem gewöhnlichen Stangenrost von
                              									3' 6'' Länge und 3' 6'' Breite = 12,25 Quadratfuß und einem dem Stangenrost unter
                              									rechtem Winkel an der Brust des Ofens sich anschließenden Treppenroste mit acht
                              									Stück Treppen. Diese haben im Lichten 3' 9'' Länge, sind bei 5'' ganzer Breite 2''
                              									4''' überragend, also 2'' 8''' Brennraum bietend, und geben im Ganzen 6,64
                              									Quadratfuß Brennfläche. Zwischen je zwei einen Zoll dicken Treppen sind 1 1/2''
                              									Spatium zur Lufteinströmung. Die untersten zwei Treppen sind in der Mitte
                              									durchschnitten, nach vorn herauszudrehen, um, ohne Brennraum am Treppenrost zu
                              									verlieren, die nöthige Oeffnung zum Räumen und Schüren des Stangenrostes zu
                              									gewinnen.
                           Beide Feuer zusammen haben somit
                           
                              
                                      12,25
                                    											× 2
                                 =
                                 24,50 Quadratfuß
                                 Stangenrostfläche,
                                 
                              
                                 und 6,64 × 2
                                 =
                                 13,28      
                                    											„
                                 Treppenrostfläche,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                    in Summa
                                 
                                 37,78 Quadratfuß
                                 Rostfläche
                                 
                              
                                 auf 1000 Quadratfuß
                                    											Pfannenfläche.
                                 
                              
                           Die Stangenröste sind 3 1/2 Fuß unter dem Pfannenboden.
                           Gewöhnliche Schürung sind 38 bis 44 Ctr. Kohlen und 1 1/2 bis 2 Klafter Fichtenholz
                              									in 24 Stunden. – Jeder Schürer ist angehalten, seine tägliche Portion Kohlen
                              									selbst zu werfen, um das Kohlenklein für die Treppen, Holz und Grobkohle für den
                              									Stangenrost separat zu haben. Bei der größeren Schürung von täglich 44 Ctr. Kohlen
                              									und 2 Wiener Klaftern Holz entfallen somit laut Vorausgehendem 26 Ctr. Kohlenklein
                              									für die 2 Treppen und das Holz mit 18 Ctr. Grobkohle für die 2 Stangenröste. Bei den
                              									anderen 2 Pfannen des Graf Wilczek-Sudhauses verbrennt dasselbe
                              									Brennmaterialquantum auf 4 Stangenrösten mit zusammen 44 Quadratfuß Rostfläche.
                              									(Oesterreichische Zeitschrift für Berg. und Hüttenwesen, 1856, Nr. 42.)
                           
                        
                           
                           Ueber Absorption der bei der Soda- und
                              									Schwefelsäurefabrication entweichenden Säuredämpfe.
                           Um die von dem Schornstein angesogenen Salzsäuredämpfe zurückzuhalten, werden
                              									dieselben jetzt in vielen französischen Sodafabriken durch gebrannten Kalk oder durch Kreide verdichtet; ersteres Verfahren ist noch
                              									für einige Zeit patentirtMan s. polytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
                                       												78.; letzteres aber wird häufig angewendet wo der Kalkstein wenig kostet, und
                              									gelingt sehr gut.
                           Der bekannte technische Chemiker, Hr. Kuhlmann zu Lille,
                              									hat nun in seiner Fabrik bei Saint-Roch-lès-Amiens, in
                              									welcher Schwefelsäure, Salpetersäure und Salzsäure producirt werden, ein System der
                              									Condensation der abziehenden Säuredämpfe eingerichtet, welches nicht nur diesen
                              									Zweck vollständig erreichen läßt, sondern auch noch durch Erzeugung nutzbarer
                              									Producte ihm wesentlichen Vortheil bringt. Er condensirt nämlich die Säuredampfe
                              									durch natürlichen kohlensauren Baryt (Witherit). Dabei erhält er Chlorbaryum und
                              									salpetersauren Baryt, aus denen er die Säuren wieder gewinnen kann, indem er sie
                              									durch Schwefelsäure zersetzt, wobei anderseits schwefelsaurer Baryt, welcher mehr
                              									und mehr als weißer Farbstoff (blanc fixe,
                              									Permanentweiß) benutzt wird, als verwerthbares Product entsteht.
                           Um die bei der Zersetzung des Kochsalzes entweichende Salzsäure aufzufangen, läßt man
                              									jeden Zersetzungsofen mit einem doppelten System von Condensationsapparaten
                              									communiciren, die zusammen 160 große irdene Krüge (dames-jeannes) zählen, von denen bloß 30 kohlensauren Baryt
                              									enthalten. Aus dem Calcinirofen entweichen die Dämpfe durch zwei unterirdische
                              									Canäle von kleinem Querschnitt, welche außerhalb der Fabrik mit einem System von
                              									steinzeugenen Flaschen (touries) communiciren, von denen
                              									die letzten mit kohlensaurem Baryt gefüllt sind. Die in den Bleipfannen gebildeten
                              									Dämpfe strömen durch zwei Röhren in das andere, eine doppelte Reihe solcher Flaschen
                              									umfassende System von Condensationsapparaten und treffen ebenfalls mit kohlensaurem
                              									Baryt zusammen. Was von allen diesen Dämpfen übrig bleibt, gelangt endlich in einen
                              									unterirdischen Canal, welcher in einem mechanischen Waschapparat ausmündet.
                              									Letzterer besteht in einer großen, durch einen hölzernen Deckel verschlossenen
                              									Cisterne, in welcher ein mit Zellen versehener Rührer (agitateur à auges) angebracht ist, welcher in der Cisterne einen
                              									permanenten Regen von Wasser, worin kohlensaurer Baryt suspendirt ist, unterhält,
                              									wodurch den Gasen, bevor sie in die große Esse der Fabrik ziehen, die letzten
                              									Antheile von Säuredämpfen entzogen werden. – 100 Theile Kochsalz, welche 8
                              									Proc. Wasser und Unreinigkeiten enthalten, liefern regelmäßig 140 Theile freie
                              									Salzsäure von 21 bis 22º Baumé, nebst 20 Theilen an Baryt gebundener
                              									Salzsäure.
                           Mit den Bleikammern hat Kuhlmann auch ein System von
                              									steinzeugenen Flaschen mit Condensation durch Baryt verbunden, in welchem sich
                              									salpetersaurer Baryt bildet Die Lösung von salpetersaurem Baryt in diesen Apparaten
                              									erhält die Stärke von 16º B.
                           Gegenwärtig beschäftigt sich Kuhlmann damit, den
                              									salpetersauren Baryt auch zur Fabrication von caustischem Baryt zu benutzen, welcher
                              									zur Abscheidung des krystallisirbaren Zuckers aus der Melasse und zu anderen
                              									technischen Zwecken immer mehr in Gebrauch kommen wird. Barreswil. (Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Juli 1856, S. 395.)
                           
                        
                           Sogenanntes Eisglas.
                           Diese neue Glaswaare hat eine oberflächliche durch natürliche Sprünge hervorgebrachte
                              									Zerklüftung als Verzierung. Die Sprünge werden durch Eintauchen des glühenden
                              									Gegenstandes in Wasser erzeugt, durch Anwärmen unschädlich gemacht und durch
                              									Aufblasen des Gegenstandes geöffnet, so daß das Ganze das Aussehen einer zerklüfteten ausgewitterten
                              									Felsoberfläche hat. Zuweilen werden zwischen den Klüften stehengebliebene Erhöhungen
                              									noch etwas rauh geschliffen. (Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der
                              									allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im J. 1854, Gruppe IX
                              									S. 36.)
                           
                        
                           Smee's Methode, Platin- oder Silberplatten mit
                              									Platinschwarz zu überziehen.
                           Smee reibt die Platten mit Sand- oder
                              									Schmirgelpapier, oder wenn Silberplatten angewendet werden, reinigt er sie mit
                              									verdünnter Salpetersäure, wodurch die Oberfläche matt wird; hierauf bringt er die
                              									Platte in ein Gefäß, worin sich verdünnte Schwefelsäure befindet, in welche man
                              									etwas Platinchlorid gegeben; in dieses Gefäß wird ein anderes aus porösem Thon
                              									gestellt, in dem sich ebenfalls verdünnte Schwefelsäure befindet, und in welche eine
                              									Zinkplatte eingetaucht ist. Sowie man nun den metallischen Contact zwischen der
                              									Silber- und Zinkplatte durch Drähte herstellt, schlägt sich das Platin in
                              									kürzester Zeit als schwarzes Pulver auf die Oberfläche der Silberplatte nieder, an
                              									welcher es ziemlich fest haftet. Solche mit Platinschwarz überzogenen Silberplatten
                              									empfehlen sich zu manchen Zwecken sehr als negative Erreger galvanischer Batterien.
                              									(Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 21.)
                           
                        
                           Kalte Vergoldung, Versilberung und Verplatinirung der
                              									Metalle.
                           Hr. Landois empfiehlt dazu folgende Bäder von Gold, Silber
                              									und Platin, welche gar keine schädlichen Ausdünstungen erzeugen. Man bereitet eine
                              									gesättigte Lösung von Kochsalz in Wasser, und löst in derselben Cyangold, Cyansilber
                              									oder Cyanplatin auf. Nach bewerkstelligter Auflösung filtrirt man die Flüssigkeit,
                              									welche das fragliche Bad darstellt. Aus dieser Flüssigkeit wird das aufgelöste
                              									Metall in der Kälte und sehr rasch gefällt; es haftet auf den damit überzogenen
                              									metallenen Gegenständen sehr fest. (Cosmos, Revue
                                 										encyclopédique, September 1856, S. 309.)
                           
                        
                           Datisca cannabina, eine indische Farbdrogue.
                           Dieselbe wurde von Dr. Stenhouse untersucht. Die Wurzeln von Datisca
                                 										cannabina werden in Lahore benutzt um Seide stark
                                 										gelb zu färben. Die in 6–8 Zoll lange und 1/2–3/4 Zoll dicke
                              									Stücke zerschnittene Wurzel hat eine tief gelbe Farbe. In den Blättern der Pflanze
                              									entdeckte Braconnot 1816 einen krystallisirbaren Stoff,
                              									das Datiscin, dessen Ansehen und Eigenschaften er richtig angibt. Durch eine
                              									sonderbare Verwirrung ist aber der Name Datiscin als Synonom von Inulin in fast alle
                              									Lehrbücher übergegangen.
                           Die im Mohr'schen Apparat durch Holzgeist extrahirte
                              									zerquetschte Wurzel gab eine dunkelbraune Flüssigkeit, aus welcher nach
                              									hinreichender Concentration zu Syrupdicke sich eine harzige Materie nebst Spuren von
                              									einer krystallinischen Substanz absetzte. Durch Zusatz eines halben Volums heißen
                              									Wassers schied sich der größte Theil des braunen Harzes schnell aus und das Filtrat
                              									gab beim freiwilligen Verdampfen eine undeutlich kristallinische Substanz, Datiscin
                              									mit harzartigem Stoff. Durch Behandlung mit Leimlösung (zur Entfernung von
                              									Gerbstoff) und wiederholtes Krystallisiren aus schwachem Weingeist ließ sich das
                              									Datiscin rein gewinnen.
                           In diesem Zustand hat es folgende Eigenschaften: farblos, in jedem Verhältniß in
                              									siedendem Alkohol, sehr leicht auch in kaltem löslich, aus dieser Lösung in
                              									seidenglänzenden Nadeln krystallisirend; in kaltem Wasser wenig, in heißem ziemlich
                              									löslich, daraus in glänzenden Schuppen sich absetzend. In Aether nicht bedeutend löslich liefert doch
                              									diese Lösung die größten Krystalle. Wird eine nicht zu concentrirte alkoholische
                              									Lösung mit Wasser vermischt, so scheidet sich anfangs nichts aus, später aber sehr
                              									reine, schwach gelbliche Krystalle. Ungefähr bei 180º C. schmilzt Datiscin,
                              									bei höherer Temperatur verbrennt es mit Caramelgeruch und Hinterlassung einer
                              									voluminösen Kohle. Es ist in trocknem Luftstrom kaum ein wenig sublimirbar. Seine
                              									Lösungen schmecken stark bitter und reagiren neutral, wiewohl sich Datiscin als
                              									schwache Säure verhält, denn es löst sich in Alkalien, Kalk- und Barytwasser
                              									und wird daraus durch Säuren wieder gefällt. Die wässerige Datiscinlösung wird durch
                              									Zinnsalz, wie durch neutrales und basisch essigsaures Bleioxyd hellgelb, durch
                              									Kupfersalze grünlich, durch Eisenoxydsalze bräunlich grün gefällt. Die Bleisalze
                              									sind gelatinös.
                           Datiscetin. Wenn wässerige Datiscinlösung wenige Minuten
                              									mit sehr verdünnter Schwefelsäure gekocht wird, so scheidet sich eine
                              									krystallinische Substanz, Datiscetin, ab und in der Lösung ist Traubenzucker. Das
                              									Datiscin gehört also zur Gruppe der Glucoside.
                           Datiscetin ähnelt äußerlich und in seinem Verhalten gegen Bleizucker sehr dem
                              									Datiscin, es bildet fast farblose Nadeln, die leicht in Alkohol löslich und in
                              									Wasser fast unlöslich sind; es unterscheidet sich aber vom Datiscin durch seine
                              									bedeutende Löslichkeit in Aether, durch Geschmacklosigkeit, höhern Schmelzpunkt und
                              									durch Verbrennen ohne Caramelgeruch. Es löst sich in Alkalien und wird daraus durch
                              									Säuren wieder gefällt. Der aus alkoholischen Lösungen erhaltene gelbe
                              									Bleiniederschlag, durch Alkohol und Wasser gewaschen, besteht aus
                              									Ṗb₂C₃₀H₈O₁₀. Die Analyse des
                              									Datiscetins führte zu der Formel
                              									C₃₀H₁₀O₁₂. Daraus würde folgen, daß wenn
                              									gleiche Aequivalente Zucker und Datiscetin bei der Zerlegung des Datiscins sich
                              									bilden, letzteres aus C₄₂H₂₂O₂₄ bestehen
                              									würde.
                           Nicht bloß durch Kochen mit Schwefelsäure oder Salzsäure, auch mit bloßem Wasser
                              									bildet sich aus Datiscin etwas Zucker, und durch Waschen mit starker Kalilauge und
                              									nachherige Absättigung mit Säuren kann man Datiscetin krystallinisch erhalten. Hefe
                              									und Emulsin scheinen keine Zersetzung des Datiscins zu bewirken.
                           Durch kalte gewöhnliche Salpetersäure bildet sich aus Datiscetin unter heftiger
                              									Einwirkung zuerst ein Harz, und nachdem dieses gelöst ist, eine dunkelrothe
                              									Flüssigkeit, welche Krystalle von Pikrinsäure absetzt. Datiscin gibt unter diesen
                              									Verhältnissen Pikrinsäure und Oxalsäure, mit verdünnter Salpetersäure gekocht aber
                              									blaßgelbe Krystalle von den Eigenschaften der Natrosalicylsäure, in der Kälte jedoch
                              									nach längerem Stehen und Verdampfen im Vacuo Pikrinsäure und Oxalsäure.
                           Mit schmelzendem Kalihydrat entwickelt Datiscetin Wasserstoff und die wässerige
                              									Lösung läßt bei Zusatz von Salzsäure eine harzige Substanz fallen, welche durch
                              									Sublimation lange farblose Nadeln vom Ansehen der Benzoësäure und den
                              									Reactionen der Salicylsäure liefert.
                           Destillirt man Datiscetin mit saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure, so geht eine
                              									Flüssigkeit vom Geruch und den Reactionen der salicyligen Säure über.
                           Aus den erwähnten Eigenschaften ergibt sich, daß das Datiscin unter allen Glucosiden
                              									mit Ausnahme des Populins dem Salicin am nächsten steht.
                           Die Zerlegung mehrerer Glucoside, die als Färbestoffe dienen, hat gezeigt, daß häufig
                              									der darin enthaltene Paarling stärkere Färbekraft hat, als das Glucosid. So ist es
                              									auch in Bezug auf das Datiscin. Es ist daher den Färbern zu rathen, Farbstoffe
                              									solcher Art zuerst mit verdünnten Mineralsäuren zu behandeln, wie es ja beim Krapp
                              									schon geschieht. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, Bd. I S.
                              									111.)
                           
                        
                           Prüfung von Wollgeweben auf beigemischte Baumwolle; von Dr. A. Overbeck.
                           Nachdem ich bei den Versuchen, den Lobos-Purpur auf der thierischen und
                              									vegetabilischen Faser zu fixiren, die Erfahrung gemacht hatte, daß sich derselbe auf
                              									Baumwolle nicht fixiren ließ, konnte ich daran denken, dieß Verhalten zur Prüfung
                              									von Wollgeweben auf beigemischte Baumwolle zu benutzen.
                           
                           In der That bietet das beiderseitige Verhalten von Wolle und Baumwolle gegen
                              									Alloxantin und Ammoniak ein so scharfes Kriterium, daß man diese Prüfungsmethode
                              									selbst in gerichtlichen Fällen mit der größten Sicherheit anwenden kann.
                           Ich verfahre dabei folgendermaßen: das verdächtige (ungefärbte) Gewebe wird in eine Lösung von 1 Theil Alloxantin in 10
                              									Theilen Wasser getaucht, ausgepreßt und bei gelinder Wärme getrocknet; sobald es
                              									trocken ist, derselbe Proceß noch zweimal wiederholt, alsdann trockenen
                              									Ammoniakdämpfen ausgesetzt und hierauf mit destillirtem Wasser ausgewaschen, so
                              									lange es sich noch färbt, ausgedrückt und getrocknet.
                           Die Wollfäden sind dann dauerhaft
                                 										dunkel carmoisin gefärbt, die Baumwollfäden
                              									dagegen farblos.
                           Daß diese Prüfungsmethode als die sicherste und vor den bisher bekannten
                              									Prüfungsweisen mit Pikrinsäure, Jod, Bleikalk, Zinnchlorid und Aetzkali den Vorzug
                              									verdient, werden vergleichende Versuche zeigen. (Archiv der Pharmacie Bd. CXXXVII S.
                              									282.)
                           
                        
                           Behandlung der Harze, um sie zu entfärben.
                           Zur Bereitung farbloser Firnisse müssen die Harze von ihren natürlichen Farben,
                              									namentlich den dunkeln braunen Farben, vor der Auflösung befreit werden. Nach Losh löst man zu diesem Zwecke 5 Theile Harz in 1 Theil
                              									kohlensaurem Natron oder Kali und 25 Theilen Wasser. In diese durch Kochen
                              									bewerkstelligte und wieder erkalte Lösung leitet man schweflige Säure, worauf das
                              									Harz sich in vollkommen weißen Flocken ausscheidet, die man mit Wasser wäscht und
                              									trocknet. (Aus Journal de Pharmacie et de Chimie, durch
                              									chemisches Centralblatt, 1856. S. 639.)
                           
                        
                           Die Fabrication des Stärkezuckers innerhalb des
                              									Zollvereins
                           wird nur im Königreich Preußen und Großherzogthum Hessen
                              									betrieben. Die beiden belangreichsten preußischen Fabriken, welche sich mit der
                              									Darstellung von festem Zucker aus Kartoffeln befassen, befinden sich in Neuwied.
                              									Außerdem bestehen in den östlichen preußischen Provinzen, insbesondere in der
                              									Provinz Sachsen und in dem Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O., vier Etablissements,
                              									in welchen die Darstellung von festem Stärkezucker, und gegen zwanzig, in denen die
                              									Gewinnung von Stärkezuckersyrup betrieben wird. Der Umfang der Fabrication ist im
                              									Allgemeinen nicht belangreich und wechselt sehr mit dem Ausfall der Kartoffelernte,
                              									beziehungsweise der Güte der Weinjahre. Neben dem Stärkezuckersyrup kommt in der
                              									Provinz Sachsen auch die Gewinnung eines zuckerhaltigen syrupartigen Saftes aus
                              									Mohrrüben und andern zuckerhaltigen Wurzelgewächsen vor, welcher zum Versüßen der
                              									Speisen benutzt oder als Surrogat der Butter verwendet wird. Im Großherzogthum
                              									Hessen bestehen gegen acht Stärkezuckerfabriken, von denen die Fabricate von Deiß und Lehn in Uffstein bei
                              									Worms, Hofmann und Philippi in
                              									Ingenheim bei der Pariser Industrie-Ausstellung neben der
                              										„ehrenvollen Erwähnung“ eine wohlverdiente Anerkennung
                              									gefunden haben.
                           Wie bei den preußischen, so ist auch bei den in dem Großherzogthum Hessen bestehenden
                              									Fabriken von Stärkezucker der Umfang des Betriebs sehr wechselnd, wozu in den
                              									letzten Jahren das Verbot des Ankaufs von Kartoffeln zur Stärkefabrication
                              									wesentlich beigetragen hat. In Folge dessen ist die Production an Zucker weit hinter
                              									der Quantität zurückgeblieben, zu welcher sowohl die Einrichtung der betreffenden
                              									Fabriken, als auch die in den hohen Preisen des Colonialzuckers und dem schlechten
                              									Ausfall der Weinernte begründete günstige Conjunctur für den Absatz des
                              									Stärkezuckers die Möglichkeit gegeben haben würde. Mehrere Fabrikanten mußten, da
                              									ihnen der Ankauf von Kartoffeln untersagt war, deren Umwandlung in Stärke im
                              									Auslande bewirken lassen, wodurch dieser Hülfsstoff für sie wesentlich vertheuert
                              									wurde, ohne daß der Zweck des erwähnten Verbots, die Kartoffeln für die Consumtion
                              									als Nahrungsmittel zu erhalten, in dem beabsichtigten Umfange erreicht worden wäre. Die Richtigkeit
                              									des Grundsatzes, daß durch die mehrfach getroffenen Maßregeln gegen die Theuerung
                              									der Nahrungsmittel und die damit verbundenen Hemmungen einzelner
                              									landwirthschaftlicher Productionszweige kein, die Nachtheile der letzteren auch nur
                              									einigermaßen aufwiegender, Vortheil zu erzielen sey, dürfte wohl nicht schlagender
                              									dargethan werden können, als durch das Verfahren jener Stärkezuckerfabrikanten,
                              									welche die ihnen zur Disposition stehenden Kartoffeln durch Ausländer aufkaufen und
                              									in Stärke umwandeln ließen, sodann aber die fertige Stärke ungehindert bezogen und,
                              									wenn auch auf einem Umwege, gerade so weit gelangten, als wenn ihnen der Ankauf der
                              									Kartoffeln zur Stärkezuckerfabrication von vornherein freigestanden hätte.
                              									(Polytechn. Centralhalle, 1856, Nr. 41.)
                           
                        
                           Flüssiger Leim.
                           Einen noch vorzüglicheren flüssigen Leim, als der ist, den man bei Behandlung festen
                              									Leims mit Salpetersäure erhält, gewinnt man, indem man wasserhelle sogenannte
                              									Gelatine, oder guten Kölner Leim im Wasserbade mit einer gleichen Quantität starkem
                              									Essig, ein Viertheil Alkohol und ein klein wenig Alaun auflöst. Unter dem Einflusse
                              									des Essigs behält dieser Leim auch im kalten Zustande seine Flüssigkeit bei. Er ist
                              									sehr bequem bei einer Menge kleiner Arbeiten, die keinen sehr zähen Klebstoff
                              									erheischen, denn er ist stets für den Gebrauch bereit und hält sich unbegränzt
                              									lange. Die Fabrikanten falscher Perlen verbrauchen ihn in ziemlich großer Menge,
                              									ferner dient derselbe zum Festkitten von Perlmutter, Horn u.s.w. in Holz und Metall.
                              									(Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Düngers auf den Wohlgeruch der
                              									Weine.
                           Nach Prof. Mulder soll stinkender Dünger, als fecale
                              									Stoffe und der Schlamm großer Städte, auf den Wohlgeruch der Weine einen sehr
                              									nachtheiligen Einfluß ausüben, während geruchlose und langsam in Verwesung
                              									übergehende Düngstoffe, z.B. Wolle, Horn und Beinschwarz, den Wohlgeruch befördern.
                              									Die stinkenden organischen Stoffe des Düngers gehen nach ihm in so reichlicher Menge
                              									in die Pflanze über, daß sie in der Frucht noch bemerkbar sind, wie z.B. in dem
                              									Blumenkohl des Westlandes (Holland) der Gestank des verwesenden Fisches, womit der
                              									Blumenkohl gedüngt wird, gut zu unterscheiden ist.
                           Diese Thatsachen laut zu verkündigen, sey in einer Zeit, wo von den Pflanzen gesagt
                              									zu werden pflegt, daß sie keine Spur von organischen Bestandtheilen aus dem Boden in
                              									sich aufnehmen, zwar nicht gefahrlos, dennoch aber scheue er sich nicht, diese
                              									Thatsachen (in seiner: „Chemie des
                                    										Weins“) anzuführen. Nach ihm gibt kein Weinbauer, der guten Wein
                              									bereitet, seinen Weinstöcken stinkenden Dünger, obwohl es in der Wissenschaft Mode
                              									geworden von einander abzuschreiben, daß die Pflanzen nur Kohlensäure, Wasser und
                              									Ammoniak aufnehmen, um daraus alle organischen Stoffe zu bereiten.
                           Der ausgezeichnetste Dünger für den Weinstock sind seine eigenen Blätter, die eine
                              									beträchtliche Menge von Alkalien enthalten. Auf diese Weise ist es allein
                              									erklärlich, daß der Weinstock so weniger unorganischer Düngungsmittel bedarf und
                              									sich oft mit Stoffen begnügt, welche er häufig von verwitterten Felsen empfängt, auf
                              									deren Abhange er gepflanzt ist. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 18)