| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 231 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zur Geschichte der Glühstahl-Erzeugung.
                           Die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr. 44
                              									enthält folgende Erklärung von Hrn. Director Tunner:
                           
                              „Die Prioritäts-Reclamation bezüglich des Glühstahles aus
                                 											Württemberg,Im württembergischen Gerwerbeblatt, 1856, Nr. 28; daraus im polytechn.
                                       												Journal Bd. CXLI S. 157. zwingt mich zu einer Erwiderung, obgleich der erste Artikel,Ueber österreichische Stahlindustrie, in der österreichischen Zeitschrift
                                       												für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr. 16; daraus im polytechn.
                                       												Journal Bd. CXL S. 195. welcher diese Reclamation hervorgerufen hat, ohne mein Wissen oder
                                 										Beitragen veröffentlicht worden ist.
                              
                           
                              Nach dieser Reclamation wird die Priorität in der Glühstahl-Erzeugung für
                                 										einen gewissen Weber bei Freudenstadt in Württemberg
                                 										angesprochen, und als Rechtsbeweis sich auf den beschreibenden Katalog der
                                 										württembergischen Erzeugnisse in der allgemeinen deutschen Industrieausstellung von
                                 										1854 in München und auf das Urtheil der Jury berufen, bei deren Abtheilung ich
                                 										selbst den Vorsitz hatte.
                              
                           
                              Nun die citirte Stelle lautet buchstäblich:
                              
                           
                              „David Weber, Fabrik von
                                 										raffinirtem und unraffinirtem Stahl in Glattthal bei
                                 									Freudenstadt.“
                              
                           
                              „Rohstahl, Stahlschienen, Stangen- oder Gußstahl, Ackerstahl, zwei
                                 										Sorten Feilenstahl, Messerstahl in mehreren Sorten, vier Sorten
                                 										Waffengeschirrstahl, zwei Sorten Federstahl; erzeugt aus Alteisen nach
                                 										patentirtem Verfahren.“
                              
                           
                              „Die Stahlfabrik des Ausstellers besteht seit sechs Jahren. Derselbe
                                 										verwendet zu seiner Stahlbereitung ein von ihm aus Alteisen-Abfällen auf
                                 										eigenthümliche in Württemberg patentirte Weise dargestelltes Roheisen, ist also
                                 										dabei von den Erzen ganz unabhängig. Aus diesem Roheisen stellt er auch
                                 										unmittelbar den Glühstahl her. Er producirt bis jetzt jährlich etwa 1500 Ctr.
                                 										Stahl.“
                              
                           
                              Glühstahl war also nicht ausgestellt, daher auch kein Gegenstand der
                                 										Beurtheilung, sondern das Urtheil der Jury lautete wegen Neuheit seines
                                 										patentirten Verfahrens, Stahl, und zwar Rohstahl, aus Alteisen zu erzeugen.
                                 										– Bezüglich des Glühstahls, der allerdings dem
                                    											Namen nach vorkam, erklärte der Vertreter für Württemberg, daß auf dem
                                 										königl. Werke zu Friedrichsthal bei Freudenberg etliche Jahre zuvor Versuche in
                                 										diesem Gegenstande gemacht wurden, auf welchem Werke Hr. Weber im Dienste war, daß diese Versuche vorläufig aber eingestellt
                                 										seyen. Bei Gelegenheit meiner Reise zur Pariser Ausstellung im Monate Junius
                                 										1855 besuchte ich Friedrichsthal mit seinen ausgedehnten Eisen- und
                                 										Stahlhütten, fand auch noch die Apparate für die Glühstahlerzeugung, nebst
                                 										einigen übrig gebliebenen Producten, aber das Ganze offenbar seit längerer Zeit
                                 										außer Gebrauch.Möge es mir der k. Hüttenverwalter Hr. Eisenlohr freundlichst nachsehen, daß ich wider mein auf
                                       												Verlangen gegebenes Versprechen diese Notiz über Glühstahl von
                                       												Friedrichsthal veröffentliche, indem ich mich von anderer Seite dazu
                                       												genöthigt sehe. Es war zu sehen, daß das Roheisen durch Raffiniren eigens vorbereitet,
                                 										in kleinen, dünnen, meist porösen Schienen gegossen, mit Braun- und
                                 										Rotheisenstein eingebunden und in luftdicht geschlossenen Gefäßen geglüht wurde.
                                 										Also ein Verfahren, ganz ähnlich dem auch anderwärts bereits versuchten. Von
                                 										einer Glühstahlfabrication des Hrn. Weber war nichts
                                 										zu erfahren, was um so auffallender seyn mußte, wenn derselbe damit zu einem
                                 										currenten Betriebe gelangt wäre.
                              
                           
                              Uebrigens hat weder Friedrichsthal, noch weniger Weber, sondern meines Wissens Friedrich Lohmann
                                 										in Witten an der Ruhr zuerst in Deutschland Glühstahl erzeugt, und zwar aus
                                 										umgeschmolzenem Spiegeleisen, und dieses Product bei der Londoner Ausstellung im
                                 										Jahre 1851 als Neuigkeit zur Anschauung gebracht. Gleichzeitig mit Lohmann, oder vielleicht etwas später, hat der
                                 										französische Ingenieur Jullien auf Glühstahl-
                                 										und Glüheisenerzeugung ein Patent in Frankreich genommen, wie im polytechn.
                                 										Journal Bd. CXXVII S. 276 zu lesen.
                              
                           
                              Ungeachtet alles dessen glaube ich doch die Priorität der Idee für die
                                 										Darstellung des Glühstahls und Glüheisens mit Recht in Anspruch zu nehmen und
                                 										meinen eigenen Weg darin gegangen zu seyn, indem ich dieselbe bereits vor dem
                                 										Jahre 1846 in dem von mir verfaßten Buche „Der wohlunterrichtete
                                    											Hammermeister, Gratz 1846“ bei Erörterung des Bratprocesses der
                                 										weißen, strahligen (nicht luckigten) Flossen, veröffentlicht habe. Auf Seite 424
                                 										ist wörtlich Folgendes zu lesen:
                              
                           
                              „Das Braten der weißen Flossen, wie hier nur oberflächlich berührt werden
                                 										soll, hat für uns noch in einer anderen Beziehung einiges Interesse. Man weiß
                                 										nämlich, daß bei langanhaltendem Glühen derselben unter sehr gemäßigtem
                                 										Luftzutritte an der Oberfläche nur wenig Glühspan entsteht, und durch die ganze
                                 										Masse des Eisens eine Verminderung des Kohlegehalts Platz greift. Es scheint,
                                 										daß bei dieser anhaltenden, aber nicht energischen Einwirkung des Sauerstoffes
                                 										demselben Zeit gelassen ist, seine Wirkung gleichförmiger durch die ganze Masse
                                 										des Eisens zu verbreiten. Es ist daher sehr möglich, daß man früher oder später
                                 										von dieser Thatsache für unser reines weißes Roheisen eine Anwendung macht, um
                                 										auf minder kostspieligem Wege eine für viele Zwecke taugliche Sorte ordinären Stahl und
                                 										Stabeisen darzustellen; fertigt man doch schon seit Jahren aus dem unreinern,
                                 										grauen Roheisen durch einen ähnlichen Proceß, durch das sogenannte Tempern
                                 										(Adouciren), ordinäre Gegenstände der verschiedensten Art, die sonst nur aus
                                 										gewöhnlichem Stabeisen gemacht worden sind. Doch genug einer bloßen
                                 										Idee.“
                              
                           
                              Schon aus dieser Andeutung erhellet, daß sich mein Verfahren sowohl in der Wahl
                                 										des Roheisens, als noch mehr in der Art der chemischen Durchführung von allen
                                 										andern derartigen Vorschlägen und Versuchen wesentlich unterscheidet, bedeutend
                                 										billiger seyn müsse.
                              
                           
                              P. Tunner.“
                              
                           
                        
                           Die Whitworth'schen
                              									Schrauben-Schneidzeuge.
                           Joseph Whitworth hat nach ausgedehnten Untersuchungen der
                              									in verschiedenen Werkstätten angewendeten Schraubenconstructionen ein
                              									Schraubensystem mit solchen Verhältnissen festgestellt, daß die gleichen Gewinde für
                              									Guß- und Schmiedeisen anwendbar und sowohl hinsichtlich der Kraftentwickelung
                              									als in Hinsicht auf Festigkeit und Dauer vorzüglich sind. Dieß Schraubensystem fand
                              									deßhalb solchen Beifall, daß es nicht nur rasch in den meisten Werkstätten Englands
                              									in Gebrauch kam, sondern auch in Belgien, in den größeren Maschinenfabriken und bei
                              									den meisten Eisenbahnverwaltungen Deutschlands und der Schweiz aufgenommen wurde und
                              									nunmehr das am meisten verbreitete Schraubensystem ist. Das Verhältniß der Ganghöhe
                              									zu den Durchmessern der Schrauben zeigt folgende Tabelle.
                           
                              
                                   Durchmesserder Schrauben.
                                     Anzahl
                                    											der  Gewindgängeauf 1 Zoll Länge.
                                      Verhältniß   der
                                    											Steigungzum Durchmesser.
                                   Durchmesserder Schrauben.
                                     Anzahl
                                    											der  Gewindgängeauf 1 Zoll Länge.
                                      Verhältniß   der
                                    											Steigungzum Durchmesser.
                                 
                              
                                    1/4 Zoll
                                         20
                                      1 : 5
                                    2 1/4 Zoll
                                         4
                                      1 :  
                                    											9
                                 
                              
                                    5/16 „
                                         18
                                      1 : 5 5/8
                                    2 1/2   „
                                         4
                                      1 : 10
                                 
                              
                                    3/8  
                                    											„
                                         16
                                      1 : 6
                                    2 3/4   „
                                         3
                                    											1/2
                                      1 :   9
                                    											5/8
                                 
                              
                                    7/16 „
                                         14
                                      1 : 6 1/8
                                   
                                    											3        
                                    											„
                                         3
                                    											1/2
                                      1 : 10 1/2
                                 
                              
                                    1/2  
                                    											„
                                         12
                                      1 : 6
                                    3 1/4   „
                                         3
                                    											1/4
                                      1 : 10 9/16
                                 
                              
                                    5/8  
                                    											„
                                         11
                                      1 : 6 7/8
                                    3 1/2   „
                                         3
                                    											1/4
                                      1 : 11 3/8
                                 
                              
                                    3/4  
                                    											„
                                         10
                                      1 : 7 1/2
                                    3 3/4   „
                                         3
                                      1 : 11 1/4
                                 
                              
                                    7/8  
                                    											„
                                           9
                                      1 : 7 7/8
                                   
                                    											4        
                                    											„
                                         3
                                      1 : 12
                                 
                              
                                 1        
                                    											„
                                           8
                                      1 : 8
                                    4 1/4   „
                                         2
                                    											7/8
                                      1 : 12 7/32
                                 
                              
                                 1 1/8   „
                                           7
                                      1 : 7 7/8
                                    4 1/2   „
                                         2
                                    											7/8
                                      1 : 12 15/16
                                 
                              
                                 1 1/4   „
                                           7
                                      1 : 8 3/4
                                    4 3/4   „
                                         2
                                    											3/4
                                      1 : 13 1/16
                                 
                              
                                 1 3/8   „
                                           6
                                      1 : 8 1/4
                                   
                                    											5        
                                    											„
                                         2
                                    											3/4
                                      1 : 13 3/4
                                 
                              
                                 1 1/2   „
                                           6
                                      1 : 9
                                    5 1/4   „
                                         2
                                    											5/8
                                      1 : 12 25/32
                                 
                              
                                 1 5/8   „
                                           5
                                      1 : 8 1/8
                                    5 1/2   „
                                         2
                                    											5/8
                                      1 : 14 7/16
                                 
                              
                                 1 3/4   „
                                           5
                                      1 : 8 3/4
                                    5 3/4   „
                                         2
                                    											1/2
                                      1 : 14 3/8
                                 
                              
                                 1 7/8
                                           4
                                    											1/2
                                      1 : 8 7/16
                                   
                                    											6        
                                    											„
                                         2
                                    											1/2
                                      1 : 15
                                 
                              
                                 2        
                                    											„
                                           4
                                    											1/2
                                      1 : 9
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Um eine Uebereinstimmung in der Gestalt der Gewinde zu
                              									erlangen, ist durchgehends deren Kantenwinkel zu 55 Grad festgesetzt, und es werden
                              									die Gänge außen und innen auf 2/3 der Ausdehnung eines ganz scharf ausgeführten
                              									Gewindes abgerundet. Durch die gleichmäßige Herstellung der Schraubengänge und durch
                              									Anwendung eines bestimmten Verhältnisses zwischen dem Schraubendurchmesser und der
                              									Ganghöhe ist es Whitworth möglich geworden, ein
                              									bestimmtes SystemSysten in den Schrauben verschiedener Durchmesser so herzustellen, daß bei
                              									Zugrundelegung desselben Schrauben und Muttern von gleichem Durchmesser, die zu
                              									verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten gefertigt werden, vollkommen zu
                              									einander passen, so daß bei Durchführung dieses Systems in allen mechanischen Werkstätten es leicht
                              									möglich ist, sich mit großer Bequemlichkeit Ersatzstücke für Schrauben, die aus
                              									irgend einer Werkstatt hervorgegangen sind, zu verschaffen.
                           In Frankreich wurde ein auf das metrische Maaß berechnetes Schraubensystem
                              									eingeführt.
                           Die von Whitworth ausgeführten Patentleitungskluppen sind
                              									sehr zweckmäßige Vorrichtungen zum Schraubenschneiden mit Kluppen; sie verdanken den
                              									Namen der Leitungskluppen dem Umstande, daß sie Schrauben erzeugen, welche weit
                              									vorzüglicher als die mit gewöhnlichen Kluppen geschnittenen, und den auf Drehbänken
                              									mit Leitschraube erzeugten fast gleich sind. Die drei in die Kluppe eingesetzten
                              									Schneidbacken, von denen zwei durch eine Keil- und Schraubenstellung in ihrer
                              									Lage gegen den dritten verändert werden können, sind so eingerichtet, daß sie die
                              									vertieften Schraubengänge ausschneiden und nicht eindrücken; der zu ihrer
                              									Herstellung dienende Gewindbohrer ist zu dem Ende um die doppelte Tiefe des Gewindes
                              									im Durchmesser größer als der zugehörige Schraubenbohrer, und sie erhalten an den
                              									schneidenden Kanten eine solche Zuschärfung, daß sie wie die Drehstähle auf der
                              									Drehbank arbeiten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856)
                           
                        
                           Verordnung gegen den Schleifstaub.
                           In den Schleifereien der Eisenwerke entwickelt sich von den Schleifsteinen ein feiner
                              									Staub, welcher höchst gefährlich auf die Lungen der Arbeiter einwirkt.
                              									Erfahrungsmäßig erkranken diese Arbeiter nach wenigen Jahren anhaltender
                              									Beschäftigung in der Schleiferii an der Lungenschwindsucht, und es ist daher von
                              									hohem Interesse, Vorrichtungen kennen zu lernen, durch welche die Arbeiter vor dem
                              									Einathmen des Schleifstaubes gehörig geschützt werden. Nach einer Mittheilung des
                              									königl. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten (in Preußen) hat
                              									sich in dieser Beziehung ein Ventilationssystem vorzüglich bewährt, welches in den
                              									Quincaillerie-Fabriken von Peugeot zu Herimoncourt
                              									in Frankreich eingeführt ist,Man vergl. Morin's Bericht über Peugeot's Ventilirsystem im polytechn. Journal,
                                    											1847, Bd. CV S. 408. und nach dessen Muster jetzt eine ähnliche Einrichtung in der Schleiferei
                              									der königl. Eisengießerei in Gleiwitz getroffen wird.
                           Das Wesentliche dieses Systems besteht in Folgendem: Die Schleifsteine, welche
                              									übrigens auf nassem Wege arbeiten, sind in zwei mit der großen Achse der Werkstätte
                              									parallel laufenden Reiben aufgestellt, und senken sich zu einem Drittel ihres
                              									Durchmessers in einen Unterbau unter dem Boden der Werkstätte ein. Aus diesen
                              									Unterbauten führt von jedem Schleifsteine ein in Ziegeln gemauerter, mit eichenen
                              									Bohlen und darüber festgestampfter Erde bedeckter Canal zu einem in gleicher Weise
                              									unter der Sohle der Werkstätte fortgeleiteten Hauptcanale, in welchen die
                              									sämmtlichen Seitencanäle mit einer angemessenen Curve münden. Der Hauptcanal gabelt
                              									hinter den letzten Schleifsteinen in zwei Seitenarme aus, welche unter der
                              									Umfassungsmauer der Werkstätte durchgeführt sind, und außerhalb derselben an einem
                              									dort aufgestellten Ventilator wieder zusammenkommen. Jeder Seitenarm mündet in ein
                              									aufrecht stehendes eisernes Rohr, und diese beiden Röhren sind in einem
                              									Viertelkreisbügel durch die beiden Seitenwangen des Ventilators geleitet. Zwischen
                              									den Seitenwangen bewegt sich das Rad des Ventilators, mit einer Geschwindigkeit von
                              									1000 bis 1200 Umdrehungen in der Minute, wirkt dadurch wie eine Luftpumpe auf die
                              									mit Staub erfüllten unterirdischen Canäle und schleudert die angesogene Staubluft in
                              									der Richtung seiner Tangenten ins Freie. Auf diese Weise wird der Schleifstaub
                              									vollständig fortgenommen, besonders wenn man nicht gleich alle Schleifsteine
                              									zusammen in Bewegung setzt, sondern mit einem einzigen beginnt, damit unter diesem
                              									das Ansaugen vor sich geht, während einstweilen die Kammern der übrigen Steine von
                              									den unterirdischen Seitencanälen durch Schützen abgeschlossen bleiben.
                           
                           Bei der vorstehend beschriebenen Einrichtung ist, wie Hr.
                                 										Peugeot bemerkt, eine Trommel über dem aus dem Boden vorstehenden Theile
                              									des Schleifsteins entbehrlich, wenn naß geschliffen wird, während dagegen bei
                              									trocken arbeitenden Schleifsteinen eine solche Trommel angebracht werden muß, in
                              									welcher dann nur eine Oeffnung von angemessener Größe frei bleibt, um dem Arbeiter
                              									das Halten seines Stücks gegen den Schleifstein möglich zu machen. Hr. Peugeot empfiehlt außerdem noch die Schleifsteine aus
                              									Schellack, Sandstein und Schmirgel von Malbeck in Paris,
                              									weil diese einen schweren, für die Lungen der Arbeiter weniger nachtheiligen Staub
                              									erzeugen, als die Sandsteine.
                           Die vorstehende Beschreibung wird, glauben wir, ein hinreichend deutliches Bild des
                              									in Herimoncourt eingerichteten Ventilationssystems gewähren, welches wir hiermit den
                              									Besitzern von Schleifereien auf das Angelegentlichste empfehlen, indem wir uns
                              									zugleich erbieten, Jedem, der ähnliche Einrichtungen treffen will, die Peugeot'sche Beschreibung mit der dazu gehörigen
                              									Zeichnung unentgeldlich mitzutheilen. Es handelt sich um Gesundheit und Leben von
                              									zahlreichen Arbeitern, und wir hegen das Vertrauen, daß kein Fabrikbesitzer es auf
                              									sein Gewissen nehmen werde, mit Einrichtungen zu zögern, welche diese Gefahr
                              									beseitigen. (Aus dem Oppelner Reg.-Amtsblatt, 1855, Nr. 35. S. 185.)
                           
                        
                           Schachtverdämmung mittelst hydraulischen Kalkes.
                           Aus amtlichen Berichten theilen wir nachstehendes Verfahren zur Schachtverdämmung
                              									mittelst hydraulischen Kalkes mit, welches beim Abteufen des Lichtschachtes vom
                              									Fürst Lobkowitz-Erbstollen bei Häring in Anwendung kam und sich als
                              									zweckentsprechend bewiesen hat. Der Schacht wurde auf gewöhnliche Art mit
                              									Getriebpfählen abgeteuft und die Schachtkränze in Abständen von 1 bis 1 1/2 Fuß
                              									gelegt. Zwischen je zwei Schachtkränze stellte man nun längs den Schachtstößen
                              									gefalzte Breterwände vertical auf, welche sich oben und unten an die Kränze
                              									anschlossen und durch vorgenagelte Leisten daran befestigt wurden. Den auf solche
                              									Art entstandenen hohlen Raum zwischen der Breterwand und der Pfändung (den
                              									Getriebpfählen) füllte man mit hydraulischem Kalk aus.
                              									Die Breterwände wurden noch durch Gurtenzimmer gegen den äußeren Druck geschützt;
                              									das Eingießen des Kalkes erfolgte durch eigene, in den Pfändelatten ausgeschnittene
                              									Löcher. In gleicher Weise wurde die Abdämmung bis 6 Fuß hoch über die
                              									wasserführenden Schichten fortgesetzt. Die Absperrung des Wassers gelang hiedurch
                              									vollkommen, es zeigten sich bloß hie und da einzelne Tropfen, und auch diese
                              									verschwanden mehr und mehr in Folge Versinterung des Kalkes. Die Kosten stellten
                              									sich geringer, als für die anfänglich beantragte ganze Schrottzimmerung; und der
                              									Auswechslung der etwa schadhaft gewordenen Schlösser und Gurten stehen
                              									voraussichtlich keine Schwierigkeiten im Wege; die beschriebene Methode ist daher
                              									für ähnliche Fälle empfehlenswerth. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg-
                              									und Hüttenwesen, 1856, Nr. 39.)
                           
                        
                           Programm der von dem Herzog von
                                 										Luynes gegründeten Preise für die Darstellung unveränderlicher Lichtbilder
                              									und solcher welche sich mittelst der Kupferdrucker- oder Steindruckerpresse
                              									vervielfältigen lassen.
                           Eine der interessantesten Anwendungen der Photographie ist die getreue Abbildung
                              									geschichtlicher oder artistischer Monumente und Documente, welche durch die Zeit und
                              									politische Umwälzungen endlich zerstört werden. Damit aber die Photographie für
                              									diesen wichtigen Zweck die Wünsche und Hoffnungen der Archäologen erfüllen kann, muß
                              									man vor Allem sicher seyn, daß die Lichtbilder eine unbegränzte Dauer haben. Leider
                              									gewährt die erste Periode der Photographie in dieser Hinsicht keine Beruhigung, denn
                              									viele Lichtbilder haben sich schon nach einigen Jahren bedeutend verändert. Man
                              									wurde dadurch in der letzten Zeit veranlaßt, den Ursachen dieser schnellen Veränderung
                              									nachzuforschen und neue Copirmethoden zu ermitteln, welche den Bildern eine größere
                              									Dauer sichern.
                           Allerdings sind in dieser Hinsicht bereits wichtige Verbesserungen erzielt worden und
                              									noch größere werden ihnen ohne Zweifel nachfolgen; aber die unbegränzte Conservirung
                              									der im Wesentlichen nach der bisherigen Methode dargestellten Lichtbilder könnte nur
                              									durch die Erfahrung mehrerer Jahrhunderte bewiesen werden. Die chemischen Stoffe,
                              									woraus die Zeichnung eines positiven Lichtbildes besteht, waren ursprünglich im
                              									aufgelösten Zustande in den zur Vorbereitung des Papiers verwendeten Flüssigkeiten
                              									enthalten; sie sind daher in geeigneten chemischen Reagentien auflöslich, und
                              									obgleich nicht anzunehmen ist, daß die Bilder bei ihrer Aufbewahrung mit ähnlichen
                              									Agentien in Berührung kommen, so ist es immerhin möglich, daß eine analoge
                              									Veränderung dieser Substanzen nach langer Zeit durch viel schwächere Agentien
                              									hervorgebracht wird, die den Bildern von der Luft zugeführt werden, oder welche sich
                              									in sehr geringer Menge in den Räumen entwickeln können wo man die Bilder aufbewahrt.
                              									Anderseits ist die wägbare Quantität der Metalle welche die Schatten unserer Bilder
                              									und deren Halbschatten bilden, außerordentlich gering, und sie sind auf dem Papier
                              									nur durch sehr schwache Verwandtschaften befestigt; sollte die Aufbewahrung der
                              									Lichtbilder in den Bibliotheken, nämlich als Buch gebunden oder zwischen
                              									Pappendeckeln übereinander gelegt, wobei also jedes Metallmolecul mit einer großen
                              									Anzahl von Papiertheilchen in Berührung bleibt, nicht die Diffusion dieser Metalle
                              									erleichtern und dadurch eine Veränderung der Bilder veranlassen können? –
                              									Bekanntlich ist der Kohlenstoff unter allen Substanzen diejenige, welche bei den
                              									gewöhnlichen Temperaturen unserer Atmosphäre durch alle chemischen Agentien am
                              									wenigsten verändert wird. Unsere alten Handschriften beweisen, daß die Kohle, als
                              									gereinigter Kienruß auf dem Papier befestigt, viele Jahrhunderte lang unverändert
                              									bleibt; wenn daher die Schatten der photographischen
                              									Zeichnung durch Kohle (anstatt, wie jetzt, durch Silber)
                              									hervorgebracht werden könnten, so würden sich die Bilder eben so gut conserviren wie
                              									unsere gedruckten Bücher, und mehr kann man nicht hoffen und wünschen.
                           Seit einigen Jahren hat man vielfach versucht, die Lichtbilder in Platten
                              									umzuwandeln, wovon nach den Verfahrungsarten der Kupferstecher oder Lithographen
                              									eine große Anzahl Abdrücke gemacht werden kann. Diese Versuche hatten bisher keinen
                              									vollständigen Erfolg; obgleich aber die Bilder welche sie lieferten, den nach den
                              									gewöhnlichen photographischen Verfahrungsarten erzeugten in artistischer Hinsicht
                              									nachstehen, so berechtigen sie doch zu großen Hoffnungen. Der beabsichtigte Zweck
                              									ist aber sehr wichtig, denn er würde bedeutende industrielle Vortheile gewähren.
                           Um den Zeitpunkt zu beschleunigen, wo es möglich seyn wird die Lichtbilder –
                              									ohne daß die menschliche Hand bei der Zeichnung helfen muß – mittelst der
                              									Kupferdrucker- oder Steindruckerpresse zu vervielfältigen, hat der Herzog von Luynes einen Preis von 8000 Francs gegründet, welcher
                              									demjenigen ausbezahlt werden soll, der innerhalb dreier Jahre diese Aufgabe in einer
                              									Weise gelöst hat, welche eine von der Société
                                 										Française de photographie hierzu gewählte Commission als genügend
                              									erachtet.
                           Falls keiner der Bewerber nach dem Urtheil der Commission den Bedingungen des
                              									Programms in der Art entsprochen hat, daß ihm der große Preis zuerkannt werden
                              									könnte, ist dieselbe berechtigt einen Theil jener Summe zur Aufmunterung demjenigen
                              									oder den Personen zu überweisen, welche zur Lösung des Problems am meisten
                              									beigetragen haben, entweder durch Entdeckung neuer Methoden, oder durch Verbesserung
                              									der schon bekannten.
                           Ueberdieß stellt der Herzog von Luynes zur Verfügung der
                              									erwähnten Gesellschaft die Summe von 2000 Francs, um diejenigen zu belohnen, welche
                              									innerhalb zweier Jahre hinsichtlich des Copirens der positiven Lichtbilder und deren
                              									Conservirung die wichtigsten Fortschritte gemacht haben, sey es durch die Entdeckung
                              									neuer Verfahrungsarten, oder durch ein vollständiges Studium der verschiedenen
                              									chemischen und physischen Wirkungen welche bei den angewendeten Verfahrungsarten
                              									eine Rolle spielen oder zur Veränderung der Bilder beitragen.
                           Der Concurs hinsichtlich des Preises von 8000 Fr. wird am 1. Julius 1859
                              									geschlossen.
                           Der Concurs hinsichtlich des Preises von 2000 Fr. wird am 1. Julius 1858
                              									geschlossen.
                           
                           Die Mitglieder der Gesellschaft sind von der Bewerbung nicht ausgeschlossen.
                           Die Abhandlungen und Belegstücke hinsichtlich des einen oder andern Preises müssen
                              									vor Ablauf der erwähnten Termine der Société
                                 										Française de photographie
                              									zu Paris übersendet werden.
                           Die Gesellschaft verlangt nicht, daß die ihr eingesendeten Verfahrungsarten geheim
                              									gehalten worden sind, und will auch keinem Erfinder die Rechte entziehen, welche er
                              									sich durch genommene Patente erworben haben kann.
                           Die als versiegeltes Packet an die Gesellschaft adressirten Abhandlungen etc. bleiben
                              									bis zum Schlußtermin des Concurses uneröffnet.
                           Im Julius 1858 und 1859 wird die Gesellschaft Commissionen wählen, welche die
                              									eingesendeten Verfahrungsarten zu prüfen haben.
                           Die Abhandlungen und Belegstücke werden nicht zurückerstattet, sondern bleiben im
                              									Archiv der Gesellschaft aufbewahrt. (Cosmos, Revue
                                 										encyclopédique, 1856, t IX p. 148.)
                           
                        
                           Ueber ein vortheilhaftes Verfahren zur Gewinnung des Lithions
                              									aus dem Lepidolith (Lithionglimmer); von Prof. v. Hauer.
                           Die bisher bekannten Methoden zur Gewinnung des Lithions aus dem Lepidolith sind in
                              									hohem Grade zeitraubend, und wegen Aufwand bedeutender Quantitäten von Säuren und
                              									anderen Reagentien auch kostspielig, so daß Lithionsalze noch immer zu den
                              									theuersten chemischen Präparaten gehören. Ich führte sonach eine Reihe von Versuchen
                              									durch, zu dem Zweck, eine Vereinfachung des complicirten Processes aufzufinden,
                              									welche auch nebstdem eine möglichste Kostenersparniß gestatten sollte, um den
                              									reichen Schatz lithionhaltigen Glimmers, den wir in Mähren besitzen, der
                              									Wissenschaft und praktischen Verwendung zugänglich zu machen. Als ein sehr
                              									geeignetes Mittel zur Zerlegung des Minerals ergab sich schwefelsaure Kalkerde oder
                              									der im Handel höchst billig vorkommende Gyps. Der fein gepochte Lepidolith wurde mit
                              									etwas mehr als seiner halben Gewichtsmenge Gyps gut gemengt und in einem hessischen
                              									Tiegel einer zweistündigen Rothglühhitze ausgesetzt. Nach dem Erkalten wurde die
                              									fest zusammengebackene, jedoch nicht geschmolzene Masse mit heißem Wasser ausgelaugt
                              									und durch Decantiren von dem unlöslichen Rückstande getrennt. Die Lösung enthielt
                              									fast die ganze Menge des im Lepidolithe enthalten gewesenen Kali, Lithion und
                              									Mangan, welche sich mit dem Gyps wechselseitig zu schwefelsauren Salzen zersetzt
                              									hatten. Außerdem enthielt die Lösung eine geringe Menge Thonerde und die der
                              									Löslichkeit im Wasser entsprechende Menge Gyps.
                           Schon durch dieses erste Resultat war demnach der beabsichtigte Zweck, der Hauptsache
                              									nach, erreicht, da die fernere Isolirung des Lithions von den angeführten, in der
                              									Lösung noch enthaltenen Beimengungen keinen weiteren Schwierigkeiten unterliegt. Die
                              									Lösung wurde nunmehr durch Eindampfen auf ein möglichst kleines Volumen gebracht, da
                              									das schwefelsaure Lithion ein in Wasser leicht lösliches Salz ist. Hierbei
                              									krystallisirt ein beträchtlicher Theil des in Wasser viel weniger löslichen
                              									schwefelsauren Kalis heraus, so wie auch fast alle schwefelsaure Kalkerde. Die
                              									abfiltrirte Flüssigkeit wurde mit Ammoniak, etwas Schwefelammonium und oxalsaurem
                              									Ammoniak versetzt. Nach der Trennung von dem hierdurch entstandenen Niederschlage,
                              									der aus Thonerde, Schwefelmangan und oxalsaurer Kalkerde besteht, wurde unter
                              									Erwärmung mittelst kohlensaurem Ammoniak das Lithion als kohlensaures Salz gefällt,
                              									und mit kaltem Wasser gewaschen. Zur völligen Reinigung von Kali ist es gut, die
                              									letztere Operation noch einmal zu wiederholen, durch Auflösen des kohlensauren
                              									Lithions in einer Säure und abermaliges Fällen mit kohlensaurem Ammoniak.
                           Die Ausbeute, welche man nach diesem Verfahren erhält, ist beträchtlich und nähert
                              									sich sehr dem wirklichen Gehalte an Lithion im Lepidolithe. Die Kosten sind mäßig,
                              									denn sie reduciren sich so ziemlich auf das Brennmaterial, welches hiebei in
                              									Verwendung kommt. Spätere Versuche werden lehren, ob das Glühen der mit Gyps
                              									gemischten Masse im Flammofen genügt, wodurch die Anwendung der Tiegel entbehrlich würde und eine
                              									weitere Ersparung auch an Brennmaterial erzielt werden könnte (Journal für
                              									praktische Chemie, 1856, B. LXVIII S. 312.)
                           
                        
                           Verfahren zur Fabrication der Schwefelsäure aus Gyps; von Otto
                              										Köhsel in Hannover.
                           Die Grundzüge dieses Verfahrens bestehen in Folgendem:
                           1) Glühen eines Gemenges von feingemahlenem Gyps und Kohlenstaub in Cylindern,
                              									wodurch kohlensaures Gas entwickelt wird und Schwefelcalcium als Rückstand
                              									bleibt;
                           2) Weiterleitung der entwickelten gasförmigen Kohlensäure durch eine Reihe luftdicht
                              									verschlossener Kessel, worin sich das bei früheren Operationen gewonnene
                              									Schwefelcalcium nebst hinreichender Menge Wasser befindet, und welche durch die
                              									abfallende Hitze des Glühofens geheizt werden: hierin Bildung von niederfallendem
                              									kohlensaurem Kalk und entweichendem Schwefelwasserstoffgas;
                           3) sofortige Verbrennung des Schwefelwasserstoffgases und Einführung des hierdurch
                              									erzeugten schwefligsauren Gases und Wasserdampfes in die Bleikammern einer
                              									Schwefelsäurefabrik.
                           Der weitere Arbeitsgang ist von dem üblichen nicht verschieden. (Patentirt für das
                              									Königreich Hannover am 29 November 1855. – Aus den Mittheilungen des
                              									hannoverschen Gewerbevereins, 1856, S. 135.)
                           
                        
                           Verfahren, Papier in Verbindung mit Geweben so herzurichten,
                              									daß es dem Wasser widersteht und, trocken zum Abdruck von
                              									Kupferstichen etc. benutzt, vollkommen gute Abdrücke liefert, deren Dimensionen mit
                              									jenen des Stichs genau übereinstimmen; von C. A. Wagner
                              									in Hannover.
                           Es ist mir gelungen, Papier mit Geweben so fest und innig zu verbinden, daß selbst
                              									ein längeres Liegen in reinem kaltem Wasser eine Trennung nicht hervorbringt. Dieses
                              									Papier liefert Abdrücke von Stahl-, Kupfer-, Zink- und
                              									Steinplatten mit ganz genau so großen Zeichnungen wie die sind, welche sich auf den
                              									Platten selbst befinden, weßhalb genaue Messungen derselben möglich sind, so wie
                              									völlig passende Zusammenfügungen der Abdrücke, verschiedener Platten zu einem
                              									Ganzen. Dabei bietet mein Papier den Vortheil, daß es beim Zeichnen und Malen nicht
                              									aufgespannt zu werden braucht und beim Aufbewahren wie im Gebrauch seine Dimensionen
                              									nicht verändert, auch durch die Einwirkung der Witterung nicht zerstört wird.
                           Ich wende geleimtes oder ungeleimtes, Hand- oder Maschinenpapier an. Als
                              									Gewebe, welches ich mit dem Papiere in innige Verbindung bringe, gebrauche ich
                              									leinene, baumwollene oder aus Leinen und Baumwolle gemischte Stoffe.
                           Das Papier tränke ich in Auflösung von gebleichtem Schellack, Mastix, Sandarak und
                              									Elemi, je nach Beschaffenheit des Papiers und dessen Bestimmung, und zwar im
                              									Verhältnisse von 1 Gewichttheil trockener Substanz auf 6 bis 8 Gewichttheile
                              									Weingeist und Terpenthinöl und 1/4 Gewichttheil Lavendelöl. Das Gewebe tränke ich in
                              									Auflösung von 1 Gewichttheil Schellack und 2 bis 4 Gewichttheilen Wasser mit 1/2
                              									Gewichttheil Ammoniak (Salmiakgeist).
                           Nachdem Papier und Gewebe getränkt und wieder getrocknet sind, bestreiche ich die
                              									eine Seite des Papiers mit eben erwähnter ammoniakalischer Schellackauflösung, und
                              									lege diese angestrichene Seite auf das Gewebe; hiernach löthe ich mittelst heißen
                              									Druckes beide Theile innig zusammen, gebe der Zeugseite einen Anstrich mit fettem
                              									Lackfirniß und beliebiger Farbe, und endlich nach völligem Trocknen dem Papiere
                              									durch Druck die erforderliche Glätte der Oberfläche.
                           
                           Zu näherer Erläuterung des Vorstehenden füge ich einige Bemerkungen bei.
                           Durch die große Verschiedenheit des Papiers, welches ganz ohne Leim, mit etwas oder
                              									viel Leim, dünn oder dick seyn kann, wird es erforderlich, zu jeder Art die
                              									passenden Mischungen von gebleichtem Schellack, Mastix, Sandarak und Elemi durch
                              									Vorversuche zu ermitteln. Zur Tränkung eines mittelstarken ungeleimten
                              									Maschinenpapiers genügt beispielweise eine Auflösung von 6 Gewichttheilen Elemi, 40
                              									Gewichttheilen Weingeist, 2 Gewichttheilen Terpenthinöl und 1 Gewichttheil
                              									Lavendelöl. – Der stärkste Salmiakgeist ist zur
                              									Auflösung des Schellacks erforderlich, wenn man das oben genannte Verhältniß des
                              									Wasserzusatzes beobachtet. – Das Zusammenlöthen des getränkten Papiers mit
                              									dem zubereiteten Gewebe wird am zweckmäßigsten mittelst heißer Walzen ausgeführt;
                              									das Glätten des Papiers mittelst kalten Walzendrucks. (Patentirt für das Königreich
                              									Hannover am 22. Juni 1855. – Aus den Mittheilungen des hannover.
                              									Gewerbevereins, 1856, S. 136.)
                           
                        
                           Verfälschung des Majoran.
                           In der Sitzung der Brünner Handels- und
                              									Gewerbekammer am 22. Sept. d. J. erstattete das Handelscomité in Folge einer
                              									von der k. k. Statthalterei ergangenen Aufforderung Bericht über die im Handel
                              									vorkommende Verfälschung des Majorans. Die Versetzung des Majorans mit anderen
                              									Kräutern stehe nicht vereinzelt da. So werden z.B. Anis, Kümmel und Fenchel dadurch
                              									verfälscht, daß man vermittelst Pressung durch Siebe aus Erde ähnlich geformte
                              									Körper bilde und diese mit den Sämereien vermenge; ja diese kleinen Erdkörner kommen
                              									sogar als besondere Artikel unter dem Namen Schmondrak in
                              									den Handel, und deren Anfertigung bilde an einigen Orten den Gegenstand eines
                              									förmlichen Gewerbes. Die Verfälschung des Majoran, die bis jetzt nur durch
                              									unschädliche Kräuter geschehen und leicht erkennbar sey, wurde von den bei dieser
                              									Pflanze nicht seltenen Mißernten und der dadurch erfolgten Vertheuerung
                              									hervorgerufen und begünstigt, sie habe aber so überhand genommen, daß das ganze
                              									Product discreditirt und der Verbrauch desselben so verringert wurde, daß schon
                              									jetzt ein starker Rückgang in diesem Falschwaarenhandel bemerkbar sey. Obgleich man
                              									daher diese Verfälschung ohne Bedenken ihrem Schicksal überlassen könnte, so lasse
                              									sich doch dem im Princip das Wort nicht reden, und man müsse die von der Olmützer
                              									Handels- und Gewerbekammer beregte Maßregel zweckmäßig finden, welche dahin
                              									gehe, nur den Verkauf im Zustande als ganze Pflanze zuzulassen, da auf diese Weise
                              									jede fremdartige Beimengung unmöglich wäre. (Aus dem
                              										„Fortschritt“, 1856 Nr. 40.)
                           
                        
                           Ueber das Weich- und Hartkochen der Eier.
                           Es ist bekannt, wie oft es, selbst erfahrenen Hausfrauen und geübten Köchinnen, nicht
                              									gelingen will den Eiern beim Kochen den gewünschten Grad von Härte zu geben. Das
                              									Zählen bis hundert und andere in Anwendung gebrachte Mittel haben sich längst als
                              									unzuverlässig erwiesen, indem sich dieselben fast gänzlich nur auf die Zeit des
                              									Siedens im Wasser gründen. Ich möchte hier daher ein anderes Mittel empfehlen, das
                              									sich praktisch sehr bewährt hat.
                           Es gründet sich dasselbe auf die Temperatur des Wassers,
                              									in welchem die Eier gesotten werden, nebst genauer Berücksichtigung der Zeit des
                              									Siedens unter sicher bestimmten Bedingungen Nimmt man Wasser, erwärmt es bis
                              									60° R., legt dann die Eier hinein und wartet nun, bis das Thermometer
                              									70° R. zeigt, so ist das Ei „weich gesotten,“ d.h. es
                              									ist auch das Weiße des Eies noch nicht fest. Läßt man das Ei so lange im Wasser
                              									liegen, bis das Thermometer 73° R. zeigt, so ist das Gelbe des Eies noch
                              									weich, aber das Weiße bereits fest. Es ist dieß die beliebteste Sorte der gekochten
                              									Eier in der Schale. Bei 76° R. ist das Ei hart und kann ausgeschält
                              									werden.
                           
                           Es gründet sich diese Methode auf wissenschaftliche Principien, da das Eiweiß oder
                              									das Weiße des Eies bei 60° R. anfängt zu gerinnen, hart zu werden. Bei
                              									70° R. coagulirt das Eiweiß des Blutes schon. Diese beiden Punkte,
                              									insbesondere aber der erstere, bieten also einen genauen Anhaltspunkt, wornach auch
                              									die unerfahrenste Magd den Eiern bestimmt jedesmal den gewünschten Grad der
                              									Consistenz beim Kochen geben kann. (Das Neueste und Nützlichste für Haus- und
                              									Landwirths., 1856, S. 279.)
                           
                        
                           Ueber die Seekrankheit und ihre Heilung; von X. Landerer.
                           Zu den unangenehmsten Ereignissen, die dem Reisenden eine Seereise verleiden, gehört
                              									die Seekrankheit, welche in einem fortwährenden Uebelbefinden, das sich bis zum
                              									Erbrechen steigert, besteht Dieser Drang zum Erbrechen ist so heftig, daß im Magen
                              									weder eine Spur Speise noch Trank bleibt und oft Blut gebrochen wird. In dieser
                              									traurigen Lage verwünscht der Reisende die begonnene Seefahrt, und denkt nur daran,
                              									wieder ans Land zu steigen. Ich sah Damen, die in Folge dieses fortdauernden
                              									Erbrechens von Nervenzufällen, mit epileptischen Erscheinungen begleitet, befallen
                              									wurden.
                           Unzählig sind die gegen die Seekrankheit angegebenen Mittel, unter ihnen scheinen
                              									kalte Getränke mit etwas Rothwein vermischt oder auch Limonade, so wie Aufbinden von
                              									Safran auf den Magen den Vorzug zu verdienen. Als ein wahres Specificum jedoch habe
                              									ich das Chloroform kennen gelernt; es stillt in einer
                              									Dosis von 10 bis 12 Tropfen mit Wasser genommen den Brechreiz so gründlich, daß die
                              									Patienten sich nun aufrecht halten können und das Schaukeln des Schiffes gewohnt
                              									werden. Sollte sich neuerdings Uebelbefinden einstellen, so nimmt man wiederum
                              									einige Tropfen. Auf einer Seereise von Zea nach Athen, wo in Folge eines heftigen
                              									Sturmes sämmtliche 20 Passagiere des hin- und hergeworfenen Schiffes die
                              									Seekrankheit bis zum Erbrechen bekamen, zeigte das Chloroform wirkliche Wunderkraft;
                              									6 bis 10 Tropfen beseitigten alle Anfälle, die Kranken richteten sich nach wenigen
                              									Augenblicken auf, setzten sich dem Winde aus und ertrugen von nun an alle Unbilden
                              									des Sturmes leicht. Nur bei zwei Frauen mußte die Dosis wiederholt werden, um sie
                              									herzustellen.
                           Gleich dem Menschen sind auch die Thiere der Seekrankheit unterworfen, und diejenigen
                              									unter ihnen, welche sich erbrechen können, erbrechen sich; die anderen, z.B. die
                              									Wiederkäuer, scheinen bedeutend zu leiden, stürzen zusammen und fressen oft Tage
                              									lang nichts. Die Pferde werden, um sie davor zu schützen, in den Schiffsräumen
                              									aufgehängt; nach dem Ausschiffen bleiben sie oft Stunden, ja Tage lang im taumeligen
                              									Zustande. Kühe, Schafe bleiben liegen und sind nicht im Stande auf den Füßen zu
                              									stehen.
                           Auch das Geflügel leidet auf Seefahrten an dieser Krankheit, jedoch sehr verschieden,
                              									so daß einige Thiere munter und freßlustig sind, während andere sich halbtodt in den
                              									Ställen befinden.
                           Wie der Mensch kann sich aber auch das Thier an Seereisen gewöhnen. Hunde,
                              									Kanarienvögel u.a. zeigen schon bei einer dritten Seereise nichts Krankhaftes mehr,
                              									nur bei heftigem Sturme einige Unruhe. (Wittstein's
                              									Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie Bd. V S. 531.)