| Titel: | Verbesserungen in der Glasfabrication, von T. Warren zu Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. IX., S. 34 | 
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                        IX.
                        Verbesserungen in der Glasfabrication, von
                           T. Warren zu
                           Glasgow.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Sept. 1856, S. 150
                              und 153.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Warren's Verbesserungen in der Glasfabrication.
                        
                     
                        
                           Die erste Verbesserung, welche sich der Erfinder am 27.
                              November 1855 patentiren ließ, besteht darin, daß man das geschmolzene Glas aus dem
                              Hafen, worin es geschmolzen wurde, nicht erst wie bisher, in einen andern Hafen oder
                              Tiegel und aus diesem in die Form oder auf die Gießplatte ausgießt, sondern
                              unmittelbar auf letztere oder in die Formen. Dadurch wird nicht allein das Glas
                              heißer und flüssiger vergossen, sondern es wird auch an Fabricationskosten erspart.
                              Dieses Verfahren ist nicht nur auf solche Gegenstände anwendbar, die in Formen
                              gegossen werden, sondern auch beim Gießen von Spiegeln und andern Platten, sowie bei
                              der Fabrication von Glasröhren, welche gußeiserne oder andere Röhren ersetzen sollen. Die
                              Kernstäbe oder die Apparate durch welche die innere Höhlung der Röhren gebildet
                              wird, sind zusammenlegbar, so daß der Kern sogleich nach dem Eingießen der Glasmasse
                              in die Röhrenform herausgenommen werden kann, um die Röhre abkühlen zu lassen. Hohle
                              Glaswaaren anderer Art, können auf ähnliche Weise mit zusammenlegbaren Kernen
                              gegossen werden.
                           Fig. 34 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt durch den Ofen und den Schmelzhafen einer Glashütte,
                              und zeigt den Betrieb mit der Verbesserung. Vor dem Ofen steht auf einem Wagen die
                              Form zu einem Glascylinder oder zu einer gläsernen Röhre, zur Aufnahme des flüssigen
                              Glases bereit. Die Glashäfen A können die jetzt
                              gebräuchlichen Formen haben und auch eben so in dem Ofen B angebracht seyn. Nun war es bis jetzt gebräuchlich, das geschmolzene
                              Glas aus dem Hafen A mittelst eines Schöpflöffels
                              herauszunehmen; dagegen sind für das neue Verfahren in den Wänden D Oeffnungen C angebracht,
                              damit die Glasmasse aus den Häfen mittelst der Vorlagen E in die Form F gelangen kann. Die
                              Abstichöffnung wird während des Schmelzprocesses, wenn nicht gegossen wird, mit
                              einem Thonstöpsel verschlossen. Die Vorlage oder der Ausguß E tritt möglichst weit vor der Ofenwand hervor, so daß die auf dem Wagen
                              G stehende Form F
                              gehörig darunter geschoben werden kann. Die Form ist von der Art, wie sie zum Guß
                              gläserner Cylinder oder Röhren angewendet wird. Der Mantel der Form besteht
                              wenigstens aus zwei Theilen, die mittelst der Griffe H
                              von einander genommen, aber auch mit einander verbunden werden können, während der
                              Kern zusammenlegbar ist und in den Mantel hineingestellt wird.
                           Soll Tafelglas gegossen werden, so braucht der Ausguß nicht weit von dem Ofen
                              abzustehen, sondern er kann kurz seyn, wenn er nur hinreicht, das geschmolzene Glas
                              auf die Platte zu gießen, welche als Form für das Tafelglas dient. Die
                              Abstichöffnung C kann von jedem geeigneten Theile des
                              Hafens A ausgehen, am besten ist es aber, wenn sie sich
                              in der Nähe des Bodens befindet.
                           Die zweite Verbesserung, welche sich der Erfinder am 15.
                              December 1855 patentiren ließ, betrifft die erwähnten Kerne zum Gießen gläserner
                              Röhren und Cylinder, und es hat der vorliegende eine eigenthümliche und sehr
                              zweckmäßige Einrichtung, die sich auch schon beim Guß eiserner Röhren bewährt hat.
                              Der Guß wird auf die oben beschriebene Weise bewerkstelligt, und wo die Einrichtung
                              mit dem Abstechen der Glasmasse aus den Häfen noch nicht getroffen ist, wird sie mit
                              Kellen ausgeschöpft, die aber soviel aufnehmen müssen, als zu dem Guß erforderlich
                              ist; mehrere kleinere
                              Formen können dagegen nach einander mittelst einer Kelle voll gefüllt werden.
                           Die zusammenlegbare Kernstange zur Bildung des Innern von hohlen Artikeln ist in Fig. 35 in
                              senkrechtem Durchschnitt und in Fig. 36 im Grundriß
                              dargestellt. Dieser Formapparat dient zum Guß von sehr einfachen Glaswaaren, wie
                              Cylindern oder Röhrenstücken; dieselbe Einrichtung kann aber auch bei Kernen von
                              minder einfacher Form angewendet werden. Die verbesserte Kernstange besteht in einer
                              centralen Spindel A, welche in der Fußplatte B, auf der die Form steht, in eine Vertiefung tritt; an
                              derselben sind radiale Arme C angebracht und an diesen
                              ein segmentales Metallstück D, welches einen Theil der
                              Kernoberfläche bildet. Zu beiden Seiten dieses Segments sind zwei andere gleiche
                              Segmente E und F; mittelst
                              Hespen oder auf eine andere Weise so verbunden, daß sie leicht auseinander gehängt
                              werden können; diese drei Segmente bilden den größten Theil der Kreisoberfläche, und
                              es ist noch ein viertes Segment G vorhanden, welches
                              schmäler als die übrigen und nur an einer Seite an eins von den Segmenten E oder F gehängt ist. Die
                              aneinander stoßenden Kanten der Segmente G und E sind abgeschrägt, so daß das Segment G nach innen zu aufgeklappt werden kann. Das Segment G ist mittelst eines Gelenkes mit einem gabelförmigen
                              Hebel I verbunden, diese Gabel greift über die centrale
                              Spindel A und ist mit derselben durch einen durch die
                              Mitte der letztem und durch die Enden der erstern gehenden Stift verbunden. Der
                              Hebel I tritt über den obern Rand der Form hervor, und
                              indem man ihn aufzieht oder niederdrückt, wird das schmale Segment G entweder gegen das Segment E angedrückt, oder von demselben abgezogen. Durch Zurückziehen des
                              Segmentes G lassen sich die Segmente E und F zusammenlegen, so
                              daß auf diese Weise die ganze Kernstange leicht aus der gegossenen Röhre oder einem
                              derartigen Gegenstande herausgezogen werden kann. Wenn der Kern in die Form
                              eingesetzt wurde, so werden die Segmente auseinander gelegt und sie treten alsdann
                              gegen einen hervortretenden Kranz J auf der Bodenplatte
                              B, der mit ihr aus einem Stück gegossen ist. Der
                              Kern bietet nach dieser Operation eine glatte äußere Oberfläche dar, und der Guß
                              erfolgt in dem Raume zwischen ihm und dem Mantel der Form.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
