| Titel: | Ueber die Fabrication des englischen Steinguts oder der Earthen Ware in Staffordshire; von J. G. Gentele. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XXIII., S. 108 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXIII.
                        Ueber die Fabrication des englischen Steinguts
                           oder der Earthen Ware in Staffordshire; von J. G. Gentele.
                        (Fortsetzung von S. 61 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Gentele, über die Fabrication des englischen Steinguts.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 3) Allgemeines und Notizen über
                                       die beschriebenen Arten der Massenbereitung.
                                 Wie weit die erste oder zweite Methode dieser Massenbereitung vortheilhafter
                                    sey, ist schwer zu entscheiden; es ist jedenfalls für denjenigen, der seine
                                    Anlage einfacher und leichter zu beaufsichtigen hat, oder nicht so großes
                                    Capital niederlegen will, vortheilhafter, die Masse zu kaufen, oder nach
                                    Methode 2 herzustellen, auch glaube ich beinahe, daß Methode 2 auch für
                                    denjenigen gleich billig wird, als Methode 1, der die Materialien selbst
                                    mahlt, schlämmt und trocknet. Denn in diesem Falle können gemahlene Flinte,
                                    Cornwallisstein und geschlämmter Thon von Wasser mechanisch durch Absitzen
                                    und Pressen befreit werden, und das Trocknen erfordert dann wenig Wärme,
                                    während im andern Falle eine Menge Wassers verdampft werden muß; und selbst
                                    die Masse wird ohne Zweifel besser, wenn nur das Aufweichen und die
                                    nachherige Zertheilung und Mischung der Materialien sorgfältig ausgeführt
                                    wird.
                                 Was die Proportionen betrifft, in welchen die englischen Fabriken ihre
                                    Materialien anwenden, die Materialien trocken gerechnet, so sind sie den
                                    Massenfabriken, welche nach Weise 1 arbeiten, meistens selbst nicht bekannt;
                                    sie wissen nur, daß sie beim Mischen gewisser Volumentheile der
                                    Bestandtheile von bestimmtem spec. Gewicht in Breiform, Massen von
                                    gewünschter Eigenschaft erhalten, und daß sie jährlich so und soviel
                                    trockenes Material zu gewissen Gewichtsmengen Masse verbraucht haben. In
                                    einer Steingutfabrik Schwedens, wo die Massenbereitung ebenso erfolgte,
                                    wurden darüber genaue Versuche angestellt, und unter folgenden Umständen
                                    nachfolgende Resultate erhalten.
                                 1. Durch Wägen wurde gefunden, daß die angewendeten aufgeschlämmten
                                    Materialien, wie sie zum Mischen im Großen angewendet wurden, folgendes
                                    specifische Gewicht hatten, d.h. daß ein Gefäß, das 1,000 Wasser faßt, mit
                                    milchförmiger Substanz gefüllt, folgende Gewichte zeigt:
                                 
                                 
                                    
                                       1)
                                       von Blue Clay
                                       
                                       1,096
                                       
                                    
                                       2)
                                       von China Clay
                                       
                                       1,181
                                       
                                    
                                       3)
                                       von Flinten
                                       
                                          
                                          
                                       1,30521,3372
                                       
                                    
                                       4)
                                       von
                                          Cornwallisstein    
                                       
                                          
                                          
                                       1,4971,454
                                       
                                    
                                 2. Gleiche Volumina der milchförmigen aufgeschlämmten Substanzen, wie sie
                                    angewendet werden, wurden genommen und eingetrocknet, und folgende
                                    Gewichtsmengen trockener Substanzen darin gefunden:
                                 
                                    
                                       Blue
                                             Clay,
                                          trocken       
                                          „        
                                          „          „
                                       1,471,64
                                       
                                          
                                          
                                       Mittel
                                       1,55.
                                       
                                    
                                       China
                                             Clay    
                                          „        
                                          „
                                       2,702,26
                                       
                                          
                                          
                                           „
                                       2,48
                                       
                                    
                                       Flinte    
                                          „     „
                                       4,745,185,18
                                       
                                          
                                          
                                           „
                                       4,96
                                       
                                    
                                       Cornwallisstein              
                                          „
                                       5,966,66
                                       
                                          
                                          
                                           „
                                       6,31
                                       
                                    
                                 Da diese Materialien zur Massenbereitung in nachfolgenden Volumen angewendet
                                    wurden, Blue Clay 20, China
                                       Clay 10, Flinte 6, Cornwallisstein 2 1/2, so ließ sich daraus und aus dem vorher
                                    ermittelten hygroskopischen Wassergehalt des Rohmaterials folgende Tabelle
                                    aufstellen und berechnen, welche alle Resultate der Untersuchung
                                    enthält.
                                 I.
                                 
                                    
                                       
                                                     
                                          ZurMischung angewendete
                                       Gehalt an
                                          trockener      Substanz
                                          in
                                           
                                          Proportionder Rohstoffe als
                                       
                                    
                                       
                                                 Volumina.
                                         1
                                          allenVolumen
                                          Handelswaare.
                                       
                                    
                                       Blue Clay
                                                 20        ×
                                       1,55
                                          31,00
                                               
                                          36,5
                                       
                                    
                                       China Clay
                                                 10        ×
                                       2,48
                                          24,80
                                               
                                          31,25
                                       
                                    
                                       Flinte
                                                   6        ×
                                       5,00
                                          30,00
                                               
                                          30,00
                                       
                                    
                                       Cornwallisstein
                                                   2
                                          1/4  ×
                                       6,31
                                          14,2
                                               
                                          15,93
                                       
                                    
                                       
                                       –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                       
                                    
                                       
                                                 38
                                          1/4
                                       
                                        100,00
                                              113,68
                                       
                                    
                                 
                                 Der Wassergehalt des Blue Clay ist mit 14,95, der
                                    von China Clay mit 20,7, Flinte mit 0, und Cornwallisstein mit
                                    10,9 Proc. Wasser berechnet.
                                 Die so gewonnene Masse, wie sie verarbeitet wird, hält 23–18,0 Proc.
                                    Wasser. Dieselbe im Rohgutsofen geglüht, verliert 28–22 Proc., oder
                                    ungefähr 4 Proc. mehr, als durchs Trocknen. Sie ist ziemlich fett, nicht
                                    mager, und enthält in dieser Form zu viel Cornwallisstein und zu wenig
                                    Flinte, als daß das daraus zu brennende Geschirr sehr hart gebrannt werden
                                    könnte ohne zusammenzusintern und die Porosität zum Glasiren zu verlieren.
                                    Die Mischung wurde daher von mir verändert, die Flinte vermehrt,
                                    Cornwallisstein vermindert, und folgendes specifische Gewicht bei denselben
                                    Volumen genommen, wobei die erhaltene Masse noch hinreichend fett war und
                                    sich bei höherem Hitzegrad brennen ließ, so daß auch die zuweilen beim
                                    Steingut von voriger Mischung eingetretenen Glasursprünge verschwanden. Die
                                    trockenen Materialien wurden nicht ebenfalls wie vorhin bestimmt, indem aus
                                    dieser Arbeit, welche nur eine Uebersicht gibt, doch kein eigentlicher
                                    Nutzen zu ziehen zu seyn schien.
                                 
                                    
                                       
                                       Specifische Gewichte.
                                       
                                    
                                       
                                          Blue
                                             Clay
                                          
                                                 
                                          1,122
                                       
                                    
                                       
                                          China
                                             Clay
                                          
                                                 
                                          1,195
                                       
                                    
                                       
                                          Flinte
                                          
                                                 
                                          1,390
                                       
                                    
                                       Cornwallisstein    
                                                 
                                          1,376.
                                       
                                    
                                 Die Berechnung nach der Mischungsrechnung und dem spec. Gewichte gibt
                                    folgende Data:
                                 II.
                                 
                                    
                                           Zusammensetzung
                                          gleicher                
                                          Volume
                                       Gleiche
                                          Volume    halten daher
                                       Volumein denen
                                           
                                          Daher  Verhältniß
                                       
                                       Proc.
                                       
                                    
                                       an Wasser.
                                             dem
                                          darinAufgeschlämmten.   
                                       feste Körper an   
                                                Gewicht.
                                       gemischt     wird.
                                       der
                                          trockenen     Stoffe.
                                       
                                       
                                       
                                    
                                           1,458
                                               
                                          0,122
                                             0,31354
                                           20
                                          6,27080
                                       Blue Clay
                                       32,5
                                       
                                    
                                           1,425
                                               
                                          0,195
                                             0,5109
                                           10
                                          5,109
                                       China Clay
                                       26,5
                                       
                                    
                                           1,287
                                               
                                          0,376
                                             1,001288
                                             2,25
                                          2,2528
                                       Cornwallisstein
                                       11,2
                                       
                                    
                                           1,020
                                               
                                          0,390
                                             0,93990
                                             6
                                          5,3394
                                       Flinte
                                       28,2
                                       
                                    
                                 
                                 Die directe Untersuchung dürfte jedoch den Flintegehalt höher ergeben als die
                                    Berechnung, wie die Vergleichung beider spec. Gewichte, der berechnete und
                                    gefundene Flintegehalt, angibt.
                                 Das ursprüngliche englische Verhältniß iniu welchem gemischt werden sollte, enthält so hohe spec. Gewichte,
                                    daß die aufgerührten Massen nicht zu schlämmen waren, und war die Vorschrift
                                    wohl auf vorher geschlämmte Materialien berechnet. Nämlich es sollte
                                    wiegen:
                                 
                                    
                                       1 Pinte
                                       
                                          Blue Clay
                                          
                                       24
                                       Ounces per
                                             pint.
                                       
                                    
                                           
                                          „
                                       China
                                             Clay    
                                       26
                                           
                                          „            
                                          „
                                       
                                    
                                           
                                          „
                                       
                                          Flinte
                                          
                                       32
                                           
                                          „            
                                          „
                                       
                                    
                                           
                                          „
                                       
                                          Stein
                                          
                                       32
                                           
                                          „            
                                          „
                                       
                                    
                                 davon sollen eben auch die angeführten Volume
                                    angewendet werden.
                                 Für feineres Steingut erhöhen die Engländer die China
                                       Clay-, Flinte- und Cornwallissteinmenge, wie aus
                                    folgender Vorschrift beispielsweise hervorgeht. Volume von demselben spec.
                                    Gewichte
                                 
                                    
                                       
                                          Blue
                                             Clay
                                          
                                       20,
                                       
                                    
                                       China
                                             Clay    
                                       16,
                                       
                                    
                                       
                                          Flinte
                                          
                                         9,
                                       
                                    
                                       
                                          Stein
                                          
                                         3.
                                       
                                    
                                 Für steinzeugartiges Geschirr dagegen, was im Bruche porzellanartig ist,
                                    erhöhen sie die Menge des feldspathartigen Steins und des Blue Clay, und
                                    vermindern Flinte und China Clay, wie folgendes Verhältniß angibt, das eine
                                    etwas gelbliche, doch sehr fest zusammengesinterte Masse für Porzellanmörser
                                    gibt.
                                 
                                    
                                       264
                                       Gewichtstheile
                                       Cornwallisstein,
                                       
                                    
                                       264
                                               
                                          „
                                       Blue Clay,
                                       
                                    
                                         40
                                               
                                          „
                                       China Clay,
                                       
                                    
                                         40
                                               
                                          „
                                       Flinte.
                                       
                                    
                                 Die oben zuerst erwähnte Steingutmasse enthält nach einer Analyse von L. Svanberg:
                                 
                                    
                                       Kieselerde
                                       66,934
                                       
                                    
                                       Alaunerde
                                       22,129
                                       
                                    
                                       Eisenoxyd
                                         1,171
                                       
                                    
                                       Kalk
                                         1,037
                                       
                                    
                                       Magnesia
                                          Spur
                                       
                                    
                                       Wasser und Alkali   
                                         9,729
                                       
                                    
                                 Nach ihrer Bereitungsweise und der Analyse der Bestandtheile sollte sie
                                    enthalten:
                                 
                                 
                                    
                                       
                                       Kieselerde.   
                                       Alaunerde.   
                                       Eisenoxyd.   
                                       Kalk.   
                                       Alkali u. Wasser.
                                       
                                    
                                       von 31,00 Blue Clay
                                          16,69
                                           9,80
                                           0,69
                                       0,45
                                               3,09
                                       
                                    
                                       von 24,80 China Clay
                                          11,51
                                           9,54
                                           0,34
                                       0,06
                                               3,247
                                       
                                    
                                       von 30,00 Flinte
                                          30 –
                                              –
                                              –
                                          –
                                                 –
                                       
                                    
                                       von 14,20 Cornwallisstein
                                          unbek.
                                              –
                                              –
                                          –
                                                 –
                                       
                                    
                                       
                                       ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                       
                                    
                                       
                                          58,20
                                         19,34
                                           1,03
                                       0,51
                                               6,337
                                       
                                    
                                 Zieht man diese Mengen von den Bestandtheilen der Masse ab:
                                 
                                    
                                       Kieselerde.   
                                       Alaunerde.   
                                       Eisenoxyd.    
                                        Kalk.   
                                       Wasser u. Alkali.
                                       
                                    
                                         66,934
                                         22,129
                                           1,17
                                       1,037
                                               9,729
                                       
                                    
                                         58,20
                                         19,34
                                           1,03
                                       0,510
                                               6,337
                                       
                                    
                                       ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                       
                                    
                                           8,734
                                           2,889
                                           0,14
                                       0,527
                                               3,392
                                       
                                    
                                 so bleibt vorstehende Summe für das vom
                                    Cornwallisstein Hinzugekommene, worin also eine größere Menge Kieselerde,
                                    wegen dem Quarz, den derselbe enthält, hinzugekommen ist, und Analyse und
                                    Berechnung dürften also ziemlich übereinstimmend angesehen werden, nur
                                    scheint der Wassergehalt der Masse zu hoch zu seyn, wie es auch aus dem
                                    Glühresultat derselben im getrockneten Zustande hervorgeht. Der
                                    Cornwallisstein kann höchstens einige Procente Wasser durchs Glühen
                                    verlieren, und sein geringer Antheil in der Masse kann nicht die Differenz
                                    veranlassen, welche für das Wasser herauskommt.
                                 
                              
                                 4) Brennmaterialverbrauch bei
                                       dieser Massenbereitung.
                                 Wenn man betrachtet, daß in den gebräuchlichen Massenpfannen der Mischung die
                                    Wärme durch einen sehr schlechten Wärmeleiter, und noch dazu von
                                    ansehnlicher Dicke, von unten zugeführt wird, so wird man nicht anders
                                    vermuthen können, als daß es hier ohne eine gräuliche
                                    Brennmaterial-Verwüstung nicht ablaufen könne. Ich habe über den
                                    Nutzeffect des Brennmaterials in diesen Pfannen Versuche anstellen lassen,
                                    und folgende Resultate erhalten:
                                 Im Monat Februar 1851 wurden im Ganzen auf die Massenpfanne gebracht 6639
                                    Kubikfuß der flüssigen Mischung (wonach Tab. II berechnet ist), und 2103
                                    Kubikfuß Masse erhalten (letzteres Volum berechnet aus deren Gewicht
                                 (600 × 400 Pfd.)/(1,9 × 61,52)
                                 und dividirt mit dem spec. Gewicht der Masse,
                                    multiplicirt m dem Gewicht von 1 Kubikf.
                                    Wasser), also 4536 Kubikf. Wasser verdunstet, welches bei seiner Verdunstung
                                    aufnimmt 550 Wärmeeinheiten = 153,430200°, welche Wärmemenge mit dem
                                    angewendeten Brennmaterial zugute gemacht worden ist.
                                 Dazu wurden verbraucht 350 Tonnen Steinkohlen von schlechter Qualität,
                                    10–8 Proc. Asche lassend, deren entwickelte Wärmeeinheiten zu 4800
                                    angenommen werden. Eine Tonne derselben wiegt im Durchschnitt 300 Pfd., also
                                    das ganze Quantum 105000 Pfd. und die entwickelte Wärme ist 105000 ×
                                    4800 = 504000000°.
                                 
                                    
                                         Man hat also
                                          benutzte
                                       153430200°
                                       
                                       
                                       
                                    
                                       
                                       –––––––––
                                       =
                                       30,4 Proc. von der theoretischen Wärmemenge
                                          benutzt, welche die Steinkohlen abgeben.
                                       
                                    
                                                         angewandte
                                       504000000°
                                       
                                       
                                       
                                    
                                 Bei Holzfeuerung stellt sich der praktische Nutzeffect etwas höher, weil
                                    durch die Flamme desselben mehr die ganze Länge der Pfanne gleichförmig
                                    erwärmt wird.
                                 
                              
                                 5) Ueber die zur
                                       Massenbereitung, d.h. zum Mahlen der Flinte und des Cornwallissteins
                                       gebräuchlichen Mühlen.
                                 Die in England gebräuchlichen Mühlen sind sogenannte Schleppmühlen, welche
                                    man in Deutschland häufig in Steingutfabriken antrifft. Sie bestehen im
                                    Allgemeinen aus einem Bodensteine von Granit Fig. 11, a, a, ungefähr 6–8' im Durchmesser.
                                    Derselbe ist aus einzelnen Stücken zusammengesetzt, welche ungefähr zu
                                    einander passen, und ist in einer hölzernen Kufe zusammengestellt, welche
                                    erstlich durch ihre starken eisernen Reife die Steinmassen zusammenhält,
                                    dann auch 1 1/2 Fuß über die Ebene des Steins heraufragt, um mit dem Stein
                                    zum Boden eine flache Bütte a–a, b–b,
                                       c–c darzustellen. In de Mitte des Steines findet sich
                                    gleichwohl ein größeres Loch durchs Centrum, welches dazu dient, die in
                                    einer Holzfütterung gehende Achse der Obersteine darin gehen zu lassen; die
                                    Holzfütterung ist mit einem verschiebbaren Blechcylinder umgeben. Diese
                                    Achse e von starkem Eisen geht in einer Büchse
                                    d, und wird durch ein Winkelrad f an dem obern Ende in Bewegung gesetzt. Die
                                    Obersteine g, g, g, g bestehen aus einer Anzahl
                                    vierkantiger kleinerer Granitsteine, nahezu mit ebenen Flächen versehen,
                                    welche vor einem eisernen Rechen oder Balken h,
                                    der an der Achse befestigt ist, gelegt und mit demselben auf dem Bodensteine
                                    herumgeführt werden, auf welchen das zu Mahlende nebst Wasser als grobes
                                    Pulver geschüttet wird. Ein Deckel aus zwei Theilen verschließt die hölzerne
                                    Bütte, um das Herausschwalpen der in Kreisbewegung kommenden Masse zu
                                    vermeiden, welche, wenn sie bestimmte Zeiten gemahlen worden, einige Zoll über dem Boden
                                    abgezapft wird, worauf man die Mühle von neuem beschickt.
                                 Gewöhnlich werden vier Arme angewendet, um das Herumführen der Obersteine zu
                                    veranlassen. Fig. 12,
                                    Grundriß, zeigt diese Vorrichtung deutlicher: nämlich zwei Arme h, h durch welche die Achse e geht, und welche durch eine Stellschraube bei
                                    i in gehöriger Höhe festgehalten wird. Wie
                                    man sieht, stehen die Arme nicht als Radien, sondern in einem Winkel, um der
                                    erlangten Centrifugalkraft derselben entgegen zu wirken. Die Steine werden
                                    nur lose vor die Balken gelegt und von ihnen herumgeschoben. Dieses ist die
                                    englische Einrichtung. In Deutschland ist die Achse e gewöhnlich von Holz und daher viel dicker, und gleichfalls
                                    vierkantig, und wird durch ein Stirnrad bewegt, das am oberen Ende
                                    festgesetzt ist. Anstatt der gußeisernen Balken sind zwei hölzerne, Fig.
                                       13, angebracht, und zwar neben einander. In die Zwischenräume
                                    zwischen dieselben, in k, k, werden dann die
                                    Obersteine derselben Art gelegt, welche wegen des Riegels l nicht aus dem Raume k ausweichen können. Wie man sieht, ist das System dasselbe, nur
                                    die Ausführung im Detail anders, und kommt davon her, daß man in England
                                    eiserne Einrichtungen, in Deutschland dagegen hölzerne leichter ausführen
                                    kann.
                                 Bei dem Betriebe beider Arten von Mühlen werden sowohl die oberen als unteren
                                    Steine nach und nach abgenutzt; die oberen Läufer werden leicht durch neue
                                    ersetzt, wenn sie zu dünn oder zu leicht geworden sind. Wegen der Abnutzung
                                    der Läufer muß man seine Aufmerksamkeit darauf richten, daß sie so
                                    gleichförmig geschehe als möglich; die Steine werden daher von Zeit zu Zeit
                                    verschoben, nach Innen oder Außen, je nachdem es nöthig ist. Damit die
                                    Abnutzung gleichförmiger vor sich gehe, hat man die inneren Steine, in
                                    Proportion mit der Fläche, etwas kleiner zu wählen als die äußeren. In dem
                                    Maaße, als die Bodensteine abgenutzt werden, hat man natürlich auch die
                                    Schieb-Vorrichtung an der Achse des Rades herabzulassen. Um dieß zu
                                    können, sägt man die Holzfütterung um die Achse ab, haut den Stein daselbst
                                    eben, wenn er nicht abgeschliffen genug seyn sollte, und schlägt den
                                    Blechcylinder ebenfalls tiefer hinab.
                                 Die Geschwindigkeit, mit der man die Läufer sich bewegen läßt, ist nicht ganz
                                    ohne Wichtigkeit auf den Effect, den diese Mühlen ausüben. Zwar nimmt mit
                                    der Geschwindigkeit die Reibung zu, aber auch die zum Bewegen nöthige Kraft.
                                    Aber wenn sie zu groß ist, so kommen gröbere Theile mit dem Wasser in
                                    Circulation, werden herumgeführt und schweben im Wasserstrome, ohne mehr
                                    unter die Steine zu fallen; d.h. die Mühlen mahlen alsdann nicht
                                    mehr fein genug. Um eine hinreichende Feinheit zu erzielen, ist es also
                                    nothwendig, daß die Steine eine abgemessene Geschwindigkeit besitzen; Steine
                                    von angegebenem Durchmesser dürfen sich daher nicht schneller als in der
                                    Minute 6 oder 8 Mal herumbewegen; um so langsamer, je größer ihr Durchmesser
                                    ist. Sie gebrauchen gewöhnlich zur Bewegung von 2–2 1/2 Pferdekraft,
                                    so daß eine Dampfmaschine von 12 Pferdekraft mit Leichtigkeit 4 und 5
                                    solcher Mühlen und noch einige kleinere Sachen bewegen kann. Beim Aufstellen
                                    derselben wähle man immer das Parterre, denn auf
                                    Balkengerüsten aufgestellt, kommt das Ganze gerne in Schwingungen, welche
                                    einen ruhigen Gang nicht gestatten; außerdem veranlaßt eine solche
                                    Aufstellung nach einiger Zeit wegen Verfäulens der Balken und des Holzwerkes
                                    theure und die Arbeit unterbrechende Reparaturen, die beim Aufstellen auf
                                    ebenem Boden vermieden werden können.
                                 Auf dem Continente, in Thüringen und in Schweden (in letzterem Staate
                                    neuerdings nicht mehr) gebraucht man im Allgemeinen in den Steingut-
                                    und Porzellan-Fabriken die kleineren Massenmühlen mit Bodensteinen
                                    von etwa 2 Fuß Durchmesser und mit kleinen Läufern. Einen solchen
                                    zusammengesetzten Gang bilde ich in Fig. 14 und 15 ab,
                                    erstere die Gegenstände im Grundriß, letztere im Aufriß darstellend, und
                                    dabei mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
                                 a, a Bodenstein,
                                 b, b Läufer,
                                 c, c darein mit Blei eingegossene eiserne
                                    Haue,
                                 d, d Achse des Rades e,
                                       e, mit welcher b, b gedreht wird,
                                 f, f Theile, wodurch b,
                                       b angegriffen wird,
                                    g Winkelrad, wodurch die
                                    Bewegung des Läufers geschieht,
                                 h, h Vorrichtung, wodurch d, d und somit d, d im Centrum auf a, a beim Umdrehen erhalten wird,
                                 i, i Sarge oder Bütte, worin der Bodenstein und
                                    Läufer liegt.
                                 Die Fugen zwischen Bodenstein und Sarge werden mit Pech ausgegossen. Auch
                                    diese Bütte ist mit einem zweitheiligen Deckel und einem Zapfenstücke zum
                                    Ablassen des Gemahlenen versehen.
                                 Viele solcher Mahlgänge stehen in einer Reihe, und werden durch Winkelräder
                                    an einer Hauptwelle bewegt; oder sie stehen im Kreise herum um ein vertical
                                    stehendes Stirnrad, das sie dann mit einem Triebel bewegt. Erstere
                                    Aufstellung ist bei Dampfmaschinen, letztere bei Wasserwerken, Schaufelrädern, oder
                                    Wasserkraft überhaupt, am gebräuchlichsten und auch am zweckmäßigsten. So
                                    ist es im Allgemeinen auch der Fall bei den vorhergehenden
                                    Schleppmühlen.
                                 Es ist bei neuen Anlagen oder Veränderungen nicht ohne Interesse, die zwei
                                    Systeme verglichen zu haben, hinsichtlich der Kosten und des Effects.
                                    Obgleich ich eine sehr scharfe Vergleichung nicht geben kann, will ich doch
                                    anführen, daß, wie man leicht aus der reibenden Oberfläche und aus der
                                    Bewegungsgeschwindigkeit abnehmen kann, ein großer Mühlen- oder
                                    Schleppgang, – wenigstens, wie auch die Erfahrung zeigt, 20 Mal so
                                    viel leistet, als ein kleiner Mahlgang, aber in Proportion viel weniger
                                    Kraft erfordert, weil hier nicht 20 Räderauswechslungen und Reibungen in den
                                    Lagern vorkommen, sondern nur eine einzige, wenn auch stärkere. Die
                                    Einrichtung ist auch aus dem Grunde viel billiger; aber ein Hauptvortheil
                                    liegt darin, daß man die Läufer nicht eben so genau herzurichten und mit
                                    keinem Haueisen zu versehen braucht, und ohne Umstände und Aufenthalt mit
                                    neuen auswechseln kann.
                                 Während man auch bei den Schleppgängen den Bodenstein durch Verschiebung der
                                    Läufer gleichförmig abnutzen kann, ist man bei den kleineren Mahlgängen
                                    gezwungen, sie, so wie die Bodensteine, welche sich gegen die Mitte hin
                                    aushöhlen, öfters auszunehmen und wieder eben zu hauen, was auch eine
                                    Senkung der Achse und Verrückung der Winkelräder an denselben nöthig macht.
                                    Man erspart nach meiner Berechnung bei den Schleppgängen für dieselbe
                                    Leistung ein volles Drittel der Kraft und die Hälfte der
                                    Unterhaltungskosten, wovon das Behauen der Steine den größten Theil
                                    ausmacht. Nur zum Mahlen der Glasur, nicht so harter Körper, und wo man
                                    kleinere von einander verschiedene Quantitäten von Materialien zu mahlen
                                    hat, sind einige kleinere Steine einem Schleppgange vorzuziehen, weil hier
                                    jede Sache ihren Stein zum Vermahlen haben kann, während ein Schleppgang zum
                                    Ersatz häufige Reinigung und damit verbundene Hindernisse, Stillstand u.s.w.
                                    verursacht.
                                 
                              
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
