| Titel: | Ueber die mit Torfgasen betriebenen Schweißöfen in der Hütte zu Undervilliers in der Schweiz; vom Ingenieur Courroux zu Delémont. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXIII., S. 255 | 
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                        LXIII.
                        Ueber die mit Torfgasen betriebenen Schweißöfen
                           in der Hütte zu Undervilliers in der SchweizEs sind dieses die in Gruner's Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXLII S. 202 besprochenen Oefen. A.
                                 d. Red.; vom Ingenieur Courroux zu Delémont.
                        Aus dem Bulletin de la Société de l'Industrie
                                 minérale, 1856, T. I p. 560.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Courroux, über die mit Torfgasen betriebenen Schweißöfen in der
                           Hütte zu Undervilliers in der Schweiz.
                        
                     
                        
                           Diese Oefen wurden zuerst im Jahr 1849 zum Puddeln des Roheisens erbaut. Das Roheisen
                              war bei einem gemischten Brennmaterial von Holz- und Torfkohlen und selbst bei Torfkohle
                              allein erblasen. Man war jedoch weder mit seiner Qualität, noch mit seinem Verhalten
                              im Puddelofen zufrieden. Das erzeugte Stabeisen ließ sich mit dem bei Holzkohlen in
                              Herden dargestellten gar nicht vergleichen; es war selbst etwas rothbrüchig, ein
                              Umstand, der sich durch die 10 bis 12 Procent schwefelsauren Kalk erklärt, welchen
                              die Torfasche enthält. Beim Puddeln bestand der größte Nachtheil darin, daß die
                              Asche aus dem Generator mit fortgerissen wurde und sich mit dem teigigen Eisen beim
                              Luppenmachen vereinigte, wodurch die Schweißung sehr unvollkommen wurde. Häufig
                              zeigte das Materialeisen für die Drahtzüge bedeutende Längenrisse durch eine Spur
                              von Asche, und in fast allen Arten von Stäben konnte man deren Einwirkung durch die
                              mehr oder weniger große Veränderung des Fadens oder Nervs erkennen, so daß das Eisen
                              wesentlich an Brauchbarkeit verloren hatte.
                           Nachdem man einige Monate lang Versuche angestellt hatte, gab man diesen Betrieb auf,
                              und die in Schweißöfen umgewandelten Puddelöfen dienen seit jener Zeit zum
                              Ausschweißen der Luppenstücke, welche bei Holzkohlen in gewöhnlichen
                              Comtéfeuern dargestellt worden sind.
                           Die Hütte zu Undervilliers besteht aus einem Hohofen, fünf Frischfeuern und allen
                              Apparaten, die zur Fabrication von Blech, Band- und Drahteisen erforderlich
                              sind. Man verfrischt und verwalzt dort auch das in den Hütten zu Correndelin und
                              Reuchenette, welche derselben Gesellschaft gehören, erzeugte Roh- und
                              Stabeisen. Die Blechglühöfen werden durch die Ueberhitze der Frischherde gefeuert.
                              Die Hohofengase dienen, wie überall in den Jurahütten, nur zur Erwärmung der
                              Gebläseluft, indem alle derartigen Hohöfen mit Heizapparaten versehen sind. Die
                              Walzwerke werden durch zwei Turbinen bewegt, die anderen Apparate durch gewöhnliche
                              Wasserräder.
                           Die treffliche Beschaffenheit der im Delémont-Thale gewonnenen
                              Eisenerze, welche fast alle Eisenhütten des Juragebirges versehen und selbst bis
                              nach Audincourt gehen, hat den daraus erzeugten Producten einen wohlverdienten Ruf
                              verschafft.
                           Wir wollen nun die erwähnten Gasschweißöfen näher beschreiben:
                           Fig. 1 ist ein
                              Aufriß von der vordern Seite des Ofens, welcher die Einrichtung der Speiseröhren
                              zeigt.
                           Fig. 2 ist ein
                              senkrechter Längendurchschnitt nach der Linie 13–14 in Fig. 3 und durch eine von
                              den Formen des Generators.
                           Fig. 3 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt nach der Linie 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 und 12.
                           
                           Die beiden letzteren Figuren geben eine deutliche Vorstellung von der innern
                              Einrichtung des Generators F, des darüber angebrachten
                              Aufgebeapparates, des eigentlichen Schweißofens G,
                              welcher von dem Generator durch eine breite Brücke getrennt und dessen Herd nach dem
                              Schlackenabstich H geneigt ist; ferner von dem kleinen
                              Ofen M, in welchem die Luppenstücke vorgewärmt werden;
                              endlich von dem Lufterhitzungsapparat N, der über jenem
                              liegt und durch einen Canal P mit ihm verbunden ist.
                           m ist eine Oeffnung, durch welche der Generator von
                              Schlacken befreiet wird; sie ist gewöhnlich mit einem kleinen gußeisernen Kasten
                              verschlossen, der etwas keilförmig abläuft und dessen Inneres mit Thon ausgefüllt
                              ist. Soll nun der Generator gereinigt werden, eine Arbeit, die alle sechs Stunden
                              geschieht, so zieht man den Kasten mittelstmitelst eines kleinen Hakens heraus.
                           n ist eine Thür, durch welche die Asche aus der Esse
                              gezogen wird.
                           Die Gebläseluft strömt durch A herbei und kann nach B oder B' geleitet werden,
                              je nachdem der eine oder der andere Ofen im Betriebe ist; denn wenn auch nur ein
                              Ofen erforderlich ist, so müssen doch stets zwei vorhanden seyn, damit der Betrieb
                              ununterbrochen fortgehen kann, sobald Reparaturen etc. erforderlich sind.
                           Von einer jeden dieser Röhren gehen zwei engere Röhren ab; die eine C leitet den Wind nach den beiden Formen des Generators,
                              und die andere D, welche, wenn sie nach O gelangt, den Wind durch die Reihe von gußeisernen
                              Röhren des Wärmapparates treibt, führt ihn erhitzt von O' aus mittelst der Röhre E zu der Röhre über
                              der Feuerbrücke, durch deren Oeffnung oder Formen er in den Ofen ausströmt, um die
                              vom Generator herbeiströmenden Gase zu verbrennen. Zwei andere Röhren R und S endlich, die am
                              untern Ende umgebogen und platt sind, verhindern das Ausströmen der Flammen durch
                              die Ofenthüren.
                           Fig. 6 und
                              7 sind
                              zwei Durchschnitte der Röhre, mittelst welcher die warme Gebläseluft ausströmt. Sie
                              besteht aus Gußeisen mit angegossenen conischen Spitzen, welche dem Lehmüberzuge,
                              der die Röhren gegen die Einwirkung der Hitze schützen soll, mehr Halt geben.
                              Dennoch muß man diese Formröhren wöchentlich auswechseln. Die 16 Oeffnungen oder
                              Formen, durch welche der Wind ausströmt, haben im Gußeisen 0,01 Meter Durchmesser
                              und sind im Lehmüberzuge bis auf 0,04 Meter erweitert. Das nach dem Vordertheil des
                              Ofens gehende Ende der Röhre läuft in einen quadratischen Theil aus, woran die Röhre
                              mit einem Schlüssel gefaßt werden kann um dem Windstrome eine zweckmäßige Richtung
                              zu geben, die gewöhnlich die der Feuerbrücke ist.
                           
                           Fig. 4 und
                              5 stellen
                              im Grundriß und im Durchschnitt nach der Linie 3–4 des Grundrisses, den
                              Schürapparat über dem Generator dar.
                           Dieser Apparat besteht aus einer gußeisernen Platte I,
                              deren Ränder eine zweite Platte K umschließen, auf
                              welcher eine dritte Plappe L, die den Schürcylinder V trägt, verschoben werden kann, was mit Hülfe eines
                              Hebels I geschieht, der sich um einen Nagel dreht,
                              welcher durch die beiden ersten Platten geht. Diese sind bei g mit einer runden Oeffnung versehen und ein gleich großes Loch hat die
                              verschiebbare Platte L, über welchem der Cylinder V befestigt ist. Wenn nun der letztere mit Torfziegeln
                              angefüllt ist und er durch eine Bewegung des Hebels von links nach rechts, über die
                              Oeffnungen in den Platten I, K geschoben worden ist, so
                              kann die Charge ohne Gasverlust in den Generator fallen.
                           Eine kleine Oeffnung in der beweglichen Platte, in der Mitte der Oeffnungen g, welche man mit einer eisernen Stange verschließt, die
                              man beim Schüren wegnimmt, gestattet die Höhe des Brennmaterials in dem Generator zu
                              erkennen, welche stets eine bestimmte seyn muß.
                           In Fig. 2 ist
                              der beschriebene Apparat im Durchschnitt nach der Linie 1–2 der Fig. 4
                              dargestellt.
                           Der Cylinder V besteht aus 3 Millimeter starkem Blech.
                              Die Flantschen, womit er auf der beweglichen Platte befestigt ist und welche den
                              Deckel aufnehmen, sind umgebogene Ränder, die durch gußeiserne Kränze verstärkt
                              sind.
                           An den Enden der Oefen sind in der Höhe von X, Y Böden
                              angebracht, auf denen die mit Torf angefüllten Körbe stehen.
                           Die Schweißung erfolgt sehr schnell; von Drahtmaterialeisen kann man 10,000 Kilogr.
                              (200 Zollcentner) in 24 Stunden durch den Ofen gehen lassen. Um den Abbrand
                              möglichst zu vermindern, macht man kleine Chargen von höchstens 200 bis 250 Kilogr.
                              (4–5 Ctr.). Aus demselben Grunde werden auch die Luppenstücke vor dem
                              Einsetzen in den kleinen Ofen in Thonpulver herumgewendet.
                           Von den Betriebsresultaten des Jahres 1855 theilen wir Folgendes mit: es wurden in
                              einem Ofen etwa 1,500,000 Kilogr. (30,000 Ctr.) ausgeschweißt. Zu 1000 Kilogr.
                              fertigem Eisen wurden verbraucht:
                           1128 Kilogr. Luppenstücke oder Kolben und
                             673 Kilogr. = 80 Kubikfuß lufttrockner Torf; ein 3 1/2 Kubikfuß
                              enthaltender Korb wiegt 56 Kilogr. oder der, (franz.) Kubikfuß 8,4 Kilogr.
                           Zu Undervilliers beliefen sich die Anlagekosten für einen solchen Schweißofen auf
                              etwa 6000 Francs.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
