| Titel: | Zugutemachung der arsen- und antimonhaltigen Kupfererze; von Beudant und Benoit. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXV., S. 260 | 
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                        LXV.
                        Zugutemachung der arsen- und
                           antimonhaltigen Kupfererze; von Beudant und Benoit.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Sept. 1856, S.
                              163.
                        Beudant und Benoit, über Zugutemachung der arsen- und
                           antimonhaltigen Kupfererze.
                        
                     
                        
                           Die Zugutemachung der Kupfererze reducirt sich stets auf diejenige eines Steins,
                              welcher Schwefel, Eisen, Antimon und Arsenik in verschiedenen Verhältnissen, und bisweilen
                              noch andere Metalle, wie Silber, Gold etc. enthält.
                           Die Zugutemachung der arsen- und antimonhaltigen Kupfererze wird gewöhnlich
                              dadurch bewirkt, daß man das Arsenik und Antimon durch wiederholte Röstungen mit
                              Kies vertreibt. Auf die jedesmalige Röstung muß ein Schmelzen auf Stein folgen und
                              dadurch werden Antimon und Arsenik gänzlich aus dem Kupfer entfernt und dieses wird
                              zur Handelswaare.
                           Der hier zu beschreibende Proceß besteht darin, das Kupfer vom Antimon und Arsenik
                              dadurch zu befreien, daß man das Antimon mit einem großen Theil des Arsens im fast
                              rein metallischen Zustande mittelst einer Fällung aus dem flüssigen Stein gewinnt,
                              und das übrige Arsen im Laufe des Processes selbst verflüchtigt.
                           Man gelangt zu diesem Resultat durch mehrere Behandlungen, welche man entweder
                              zusammen oder einzeln anwendet.
                           Erstes Verfahren. – Wenn man einem geschmolzenen
                              Kupfersteine Stab- oder Roheisen zusetzt, so werden Antimon und Arsenik fast
                              gänzlich gefällt und nehmen dabei eine Quantität Eisen und Kupfer mit sich, welche
                              von der Temperatur und der Beschaffenheit des Steins abhängig ist. Gewöhnlich bleibt
                              dabei in dem Stein eine kleine Menge Antimon und Arsenik zurück, welche man dadurch
                              fällt, daß man Blei oder Bleiglanz im Verhältniß von 1 bis 2 Proc. des flüssigen
                              Steins zuschlägt und die Einwirkung des Eisens fortdauern läßt. Nachher enthält der
                              Stein weder Antimon noch Arsenik in nachtheiliger Menge. Während des Processes wird
                              ein wenig Antimon und viel Arsenik verflüchtigt.
                           Wenn der Schwefelgehalt des Steins zu bedeutend ist, so schlägt man ihm etwas
                              geröstetes Erz zu, um den zur Fällung nothwendigen Eisenverbrauch zu vermindern.
                           Das bei diesem Proceß gewonnene eisen- und kupferhaltige Antimon und Arsenik
                              wird mit einem Gemenge von Erz und Eisenkies geschmolzen; Kupfer und Eisen lösen
                              sich auf und es bleibt ein fast reiner König von Antimon und Arsenik und ein
                              kupferhaltiger Stein zurück, welcher bei den folgenden Processen zugeschlagen
                              wird.
                           Zweites Verfahren. – Wenn man einem geschmolzenen
                              Stein Kalk oder geröstetes Erz oder ein Gemenge von beiden zusetzt und auf das Bad
                              Holzkohlen wirft, so scheiden sich Antimon und Arsenik ebenfalls im metallischen
                              Zustande als König ab, entweder rein oder mit einem Gehalt von Eisen und Kupfer. Die
                              Menge des aufgenommenen Eisens und Kupfers hängt von dem Schwefelungszustand des
                              Steins und von der Menge des Kalks und der gerösteten Erze ab, die man zugeschlagen
                              hat. Wie bei dem
                              ersten Verfahren wird ein veränderliches Verhältniß von Arsenik verflüchtigt, der
                              andere geht in das Antimon über; es muß daher, wie bei dem ersten Verfahren, die
                              Wirkung durch Zuschlag von etwas Blei oder Bleiglanz vollendet werden, indem man
                              noch Stabeisen einwirken läßt, welches das zurückgebliebene Antimon und einen Theil
                              des zugesetzten Bleies fällt.
                           Als Beispiel dieses Processes wurde ein Fahlerz, bestehend aus:
                           
                              
                                 Einfach-Schwefeleisen   
                                   60 Theilen
                                 
                              
                                 Schwefelkupfer
                                   20    
                                    „
                                 
                              
                                 Schwefelantimon
                                   20    
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           unter Zuschlag eines Gemenges von:
                           
                              
                                 Kalk
                                 16 Theilen
                                 
                              
                                 geröstetem
                                    Erz    
                                   6    
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 22
                                 
                              
                           geschmolzen und es erfolgte ein Antimonkönig von 13 Theilen.
                              Zur Vollendung des Processes wurden 2 Theile Bleiglanz zugesetzt und dabei mit einem
                              eisernen Stäbchen umgerührt.
                           Drittes Verfahren. – Wenn man, nachdem dem
                              schmelzenden Stein eine hinreichende Menge geröstetes Erz hinzugesetzt wurde, um den
                              überschüssigen Schwefel zu sättigen, metallisches Blei zuschlägt, so werden Antimon
                              und Arsen gefällt, indem sie eine Quantität Blei mit sich ziehen, welche je nach der
                              Zeit, die man nach dem Bleizuschlag vorüber gehen läßt, nach dem
                              Schwefelungszustande des Steins und der Menge des zugesetzten Bleies veränderlich
                              ist. Man kann die Verhältnisse immer so einrichten, daß man eine vollständige
                              Fällung des Antimons erhält und dasselbe doch nur sehr wenig Blei mit sich
                              zieht.
                           Wenn man statt des Bleies einem Stein Bleiglanz mit geröstetem Erz und Kalk
                              zuschlägt, so werden Antimon und Arsenik gefällt. Der König der letztern nimmt eine
                              gewisse Menge Blei, Kupfer und Eisen mit. Auf diese Weise kann der Kupferstein von
                              Antimon und Arsen gereinigt werden.
                           Den nach den Methoden der Erfinder gereinigten Stein, welcher frei von Antimon und
                              Arsen ist, kann man eben so gut auf Kupfer verschmelzen, wie dem von den reinsten
                              Erzen herrührenden.
                           Mit dem gereinigten Stein erhält man bei ihrem Verfahren als NebenproducteNebenprodute:
                           1) fast reines oder etwas bleihaltiges Antimon und Arsen;
                           2) Antimon und Arsen mit Kupfer- und Eisengehalt, welcher bei der Fällung
                              hinein kam.
                           
                           Um im zweiten Falle das Kupfer abzuscheiden, schmilzt man das kupferhaltige Antimon
                              mit einem geringen Zuschlage von Kies und Erz, wobei das Eisen und Kupfer Schwefel
                              aufnehmen und in den Stein übergehen, während Antimon und Arsen fast rein zu Boden
                              sinken. Der Stein nimmt hierbei etwas Antimon und Arsen auf; er wird wie der zu
                              reinigende Stein einer weiteren Behandlung unterworfen.
                           Bei allen diesen Reactionen gehen das Silber und Gold in das Antimon und Arsen über;
                              sie werden dann aus denselben durch die bekannten Processe gewonnen.
                           Ausführung der Operation bei den beschriebenen Processen.
                              – Von den erwähnten Methoden, welche sich fast alle auf gleiche Weise und in
                              denselben Oefen ausführen lassen, wollen wir nur eine speciell beschreiben.
                           Die Oefen können sehr verschiedenartig seyn, wenn sie nur unten mit einem Tiegel zur
                              Aufnahme des Antimons versehen sind.
                           Man bringt den Stein in Fluß, beurtheilt nach seiner Farbe, ob sein Schwefelgehalt
                              beiläufig hinreicht, die Einfach-Schwefelmetalle zu sättigen, und setzt im
                              entgegengesetzten Falle etwas kiesiges Erz zu. Die Farbe des Steins ist für ein
                              geübtes Auge ein fast untrügliches Kennzeichen.
                           Wenn die Schmelzung vollständig ist, so setzt man dem Bade ein Gemenge von Kalk und
                              geröstetem Erz im Verhältniß von 80 Theilen des erstern und 30 Theilen des letztern
                              auf 100 Theile in der Masse enthaltenen Schwefelantimons zu. Diese Verhältnisse
                              können in weiten Gränzen variiren, lieferten aber sehr gute Resultate.
                           Nachdem die hinzugefügten Materialien ebenfalls vollkommen geschmolzen sind, wirft
                              man Holzkohlen auf die flüssige Masse und unterhält die erforderliche Temperatur, um
                              einen recht flüssigen Stein zu haben.
                           Man läßt alsdann den König von Antimon und Arsen in einen Stichtiegel ab, schlägt dem
                              zurückbleibenden Stein 2 Proc. Bleiglanz zu, rührt mit einem eisernen Werkzeuge um,
                              und sticht das gebildete bleiische Antimon von Neuem ab.
                           Der Stein wird dann auch abgestochen; wenn der letzte Antimonkönig eine bemerkbare
                              Bleimenge mit sich riß, so ist dieß ein Kennzeichen, daß der Stein ganz rein ist. Im
                              entgegengesetzten Falle müßte man dem noch flüssigen Stein etwas Blei zusetzen.
                           Man gelangt daher durch einfache Mittel, die von den Arbeitern leicht begriffen
                              werden, dahin, bei einer einzigen Schmelzung den Stein von seinem Antimon-
                              und Arsengehalt zu befreien.
                           
                           Auf diesen Stein wendet man nun das bisher bei reinen Erzen befolgte Verfahren an,
                              man unterzieht ihn nämlich einer Röstung und schmilzt ihn auf
                              Concentrationsstein.
                           Der beschriebene Proceß ist aber eben so gut auf diesen Concentrationsstein
                              anwendbar, als auf den bei der ersten Schmelzung erhaltenen Stein; sollten also bei
                              dem ersten Proceß das Antimon und Arsen nicht gänzlich abgeschieden worden seyn, sey
                              es in Folge der Nachlässigkeit der Arbeiter oder aus irgend einer andern Ursache, so
                              kann man beim Concentriren durch einen der angegebenen
                              Processe, z.B. durch ein Stückchen Eisen, die letzten Spuren von Antimon entfernen.
                              Durch dieses Mittel wird nicht allein das in dem Stein etwa noch vorhandene Antimon,
                              sondern auch das Blei abscheiden; an der mehr oder weniger rothen Farbe des zur
                              Fällung angewendeten Eisenstückes kann man leicht erkennen, ob das Kupfer frei von
                              Antimon ist.
                           Der erhaltene kupferhaltige König wird mit dem Stein der ersten Schmelzung
                              durchgesetzt; der dann erlangte Stein muß vollkommen reines Kupfer geben.