| Titel: | Bestimmung des Zinkgehaltes in Erzen und Hüttenproducten durch Titrirung; von Max Schaffner, Hüttenchemiker zu Moresuet bei Aachen. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXVI., S. 263 | 
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                        LXVI.
                        Bestimmung des Zinkgehaltes in Erzen und
                           Hüttenproducten durch Titrirung; von Max Schaffner, Hüttenchemiker zu Moresuet bei Aachen.
                        Aus v. Carnall's ZeitschriftZeischrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem
                                 preußischen Staate, Bd. IV S. 166.
                        Schaffner, über Bestimmung des Zinkgehaltes in Erzen und
                           Hüttenproducten durch Titrirung.
                        
                     
                        
                           Der Zweck dieser Mittheilung soll nicht der seyn, die analytische Chemie mit einer
                              genaueren, als alle übrigen bis jetzt angewendeten Bestimmungsmethoden des Zinkes zu
                              bereichern, sondern dem praktischen Zinkhüttenmann ein Mittel in die Hand zu geben,
                              mit dem er seine Erze und Hüttenproducte in möglichst kurzer Zeit und mit
                              hinreichender Genauigkeit auf ihren Gehalt an Zink zu untersuchen im Stande
                              ist.Die Direction der Zink-, Berg- und Hüttenwerke des Vieille
                                    Montagne bei Aachen hat im August v. J. der Redaction der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung folgende Erklärung eingesandt:
                                    „Die maaßanalytische Methode um den Zinkgehalt der Erze etc.
                                       zu bestimmen, welche Sie in Ihrer Zeitung nachdem Aufsatze des
                                       Hrn. Barreswil aus
                                       dem Journal de Pharmacie et de Chimie
                                       veröffentlicht haben (im polytechn. Journal Bd. CXL S. 114), ist von Hrn.
                                       Max Schaffner,
                                       Chemiker der Gesellschaft des Altenbergs (Vieille-Montagne) in
                                       dem unter seiner Leitung stehenden Laboratorium zu Moresnet
                                       ausgearbeitet und nach manchen Versuchen mit vollem Erfolg zur
                                       praktischen Anwendbarkeit gebracht worden. Die Verfahrungsweise wurde
                                       Hrn. Barreswil von
                                       der Generaldirection der Gesellschaft zur Begutachtung vorgelegt und von
                                       diesem deren Brauchbarkeit anerkannt und hierauf der betreffende Artikel
                                       publicirt.“ A. d. Red.
                              
                           
                           Das Princip der Analyse ist folgendes: Das Zinkoxyd löst sich sehr leicht und
                              vollständig in einem Gemenge von caustischem und kohlensaurem Ammoniak auf, welche
                              Eigenschaft schon Schmidt zur Analyse des Galmeis
                              benutzte. Aus dieser ammoniakalischen Lösung wird das Zink durch Schwefelnatrium
                              vollständig ausgefällt. Wird nun gerade so viel Schwefelnatrium zugesetzt, als zur
                              Fällung des Zinkes nöthig ist, so läßt sich aus dem verbrauchten Schwefelnatrium der
                              Gehalt an Zink berechnen. Unmöglich ist es jedoch, den Zeitpunkt genau zu
                              beobachten, in welchem man die nöthige Menge Schwefelnatrium zugesetzt hat, weßhalb
                              es nöthig ist, noch eine andere Reaction zu Hülfe zu nehmen, die das Ende der
                              Operation sicher und genau angibt. Sehr einfach und vollständig wird dieser Zweck
                              erreicht, wenn man zu der ammoniakalischen Lösung einige Tropfen Eisenchlorid setzt,
                              wodurch ein voluminöser rother Niederschlag von Eisenoxydhydrat entsteht. Wird nun
                              Schwefelnatrium hinzugefügt, so bleibt dieser Niederschlag von Eisenoxydhydrat
                              unverändert roth, so lange die ammoniakalische Lösung noch Zink enthält; ist aber
                              alles Zink als wasserhaltiges Schwefelzink gefällt, so wird der rothe suspendirte
                              Niederschlag von Eisenoxydhydrat schwarz – indem sich Schwefeleisen bildet,
                              und dieß ist das Zeichen, daß die Operation beendigt, d.h. daß man genug
                              Schwefelnatrium zugesetzt hat.
                           Die Titrirung des Schwefelnatriums geschieht auf folgende Weise: Man wiegt etwa 0,2
                              Gramm chemisch reines Zink ab, löst dieses in einem Kolben mit Salzsäure auf, fügt
                              die Ammoniakflüssigkeit zu, und hierauf dieselbe Anzahl Tropfen Eisenchlorid, die
                              man bei der Analyse zusetzt, gießt sodann aus der Bürette Schwefelnatrium zu, bis
                              der rothe Niederschlag schwarz erscheint; man notirt die Anzahl der verbrauchten
                              Kubikcentimeter, zieht diejenige Menge ab, die zur Schwärzung des Eisenoxyds dient,
                              und berechnet, wie viel 1 Kubikcentimeter Schwefelnatrium an Zink entspricht. Statt
                              die Schwefelnatriumlösung mit reinem Zink zu titriren, welches jedesmal abgewogen
                              werden muß, kann man sich auch einer normalen Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd mit
                              Ueberschuß von Ammoniak bedienen. Es wird zu diesem Zwecke eine Quantität
                              Zinkvitriol abgewogen,
                              in Wasser aufgelöst, mit einem Ueberschuß von Ammoniak versetzt, und auf ein
                              gewisses Volumen gebracht, etwa auf 1000 Kubikcentimeter. Es läßt sich dann leicht
                              berechnen, wie viel 1 Kubikcentimeter dieser Lösung an Zink enthält. Zur Titrirung
                              des Schwefelnatriums wird dann jedesmal eine bestimmte Anzahl Kubikcentimeter dieser
                              Lösung aus der Bürette ausgegossen und ebenso verfahren, wie bei der Titrirung mit
                              reinem Zinke. Die Verdünnung des Schwefelnatriums ist dann eine geeignete, wenn
                              17–18 Kubikcentimeter etwa 0,2 Gramm Zink entsprechen.
                           Um die Menge des Schwefelnatriums, die zur Ueberführung des Eisenoxyds in
                              Schwefeleisen nöthig ist, zu bestimmen, verfährt man auf folgende Weise: Man bringt
                              in einen Glaskolben etwa so viel ammoniakhaltiges Wasser, als man Flüssigkeit bei
                              der Analyse erhält, fügt so viele Tropfen Eisenchlorid zu, als man bei der Analyse
                              anwendet, und hierauf Schwefelnatriumlösung, bis die rothe Farbe des Niederschlags
                              sich in eine schwarze umgewandelt hat. Gut verkorkt, hält sich die
                              Schwefelnatriumlösung einige Zeit unverändert; besser ist es immerhin, sie von Neuem
                              zu titriren, wenn sie einige Tage gestanden hat, zumal da eine neue Titrirung nicht
                              mehr als 8–10 Minuten in Anspruch nimmt.
                           Was die Menge der Substanz betrifft, die man zur Untersuchung nimmt, so ist
                              gewöhnlich 1 Gramm vollkommen hinreichend. Bei sehr armen Substanzen,
                              Destillationsrückständen aus Muffeln u.s.w., ist es besser, 2 Gramme zu nehmen, bei
                              sehr reichen Substanzen ist 0,5 Gramm schon ausreichend.
                           Die Ausführung der Analyse weicht je nach der Natur der zu untersuchenden Substanzen
                              etwas ab, wobei das kieselsaure Zinkoxyd, das wasserhaltige sowohl wie das
                              wasserfreie, welche gewöhnlich nicht zu den verhüttbaren Zinkerzen gerechnet werden,
                              nach unseren praktischen Erfahrungen ebenfalls hier aufgezählt werden müssen. Es
                              können daher Gegenstand der Untersuchung seyn:
                           A. Metallische Producte, Oxyde, kohlensaure Salze,
                              schwefelsaure Salze;
                           B. Zinksilicate (wasserfreie und wasserhaltige), Gemenge
                              von kohlensauren Salzen und Silicaten;
                           C. Schwefelverbindungen (Blende).
                           Ad. A. 1 Gramm Substanz wird abgewogen und in einem
                              Kolben mit Salzsäure, der man einige Tropfen Salpetersäure (zur Oxydation des
                              Eisens) zugefügt hat, unter gelindem Erwärmen aufgelöst. Hierauf sättigt man die
                              freie Säure mit caustischem Ammoniak, und übersättigt das Ganze mit Ammoniak, dem
                              man etwa, kohlensaures Ammoniak zugefügt; man erwärmt dasselbe in einer flachen
                              offenen Porzellanschale, wodurch zugleich fast alles Mangan als Oxydhydrat ausgeschieden
                              wird. Den etwa entstandenen Niederschlag filtrirt man ab und wäscht ihn mit
                              ammoniakhaltigem Wasser aus; zu dem Filtrat, welches nun sämmtliches Zink in
                              Auflösung enthält, werden aus einer Bürette 4 Tropfen Eisenchlorid gesetzt; sodann
                              wird aus einer andern Bürette von der titrirten Schwefelnatriumlösung so lange
                              zugefügt, bis die oben bezeichnete Reaction eintritt, d.h. bis der rothe
                              Niederschlag von Eisenoxydhydrat schwarz erscheint. Man liest die verbrauchten
                              Kubikcentimeter Schwefelnatrium ab. zieht die zur Schwärzung des Eisenoxyds nöthige
                              Menge ab und berechnet den Zinkgehalt. Gesetzt man habe 1 Gramm Substanz eingewogen,
                              und zur Beendigung der Analyse 23 Kubikcentimeter Schwefelnatrium gebraucht, von dem
                              1 Kubikcentimeter = 0,0111 Gramm Zink entspräche; ferner für Schwärzung des
                              Eisenoxyds seyen 1,5 Kubikcentimeter Schwefelnatrium erforderlich, so wäre der
                              Zinkgehalt = (23 – 1,5) . 0,0111 = 0,23865 oder 23,865 Proc.
                           Ad. B. Sollen Zinksilicate untersucht werden, so
                              versetzt man die Substanz in einem flachen Porzellanschälchen mit Salzsäure, der man
                              einige Tropfen Salpetersäure zugefügt hat, dampft das Ganze bis zur Trockne ab, um
                              die Kieselsäure vollkommen abzuscheiden, weicht hierauf die Masse mit Wasser, unter
                              Zusatz einiger Tropfen Salzsäure, auf, setzt die Ammoniakflüssigkeit zu, erwärmt,
                              filtrirt und verfährt wie oben.
                           Ad. C. Rohe Blende behandelt man im fein pulverisirten
                              Zustande in einem Kolben mit Königswasser, bis das Schwefelzink zersetzt ist, und
                              nur etwas gelber Schwefel obenauf schwimmt, fügt dann die Ammoniakflüssigkeit zu und
                              verfährt wie oben.
                           Kommt mit dem Zinke Kupfer vor, wie solches bei manchen Blenden der Fall ist, so ist
                              dieser Kupfergehalt, wenn er nicht zu bedeutend ist, der Zinkbestimmung nicht
                              hinderlich, indem das Kupfer bei derselben Analyse nach der Methode von Pelouze zugleich mitbestimmt werden kann. Das Kupfer geht
                              mit in die ammoniakalische Lösung und färbt diese blau. Man setzt die bestimmte
                              Anzahl Tropfen Eisenchlorid zu, erwärmt bis zum anfangenden Sieden und beginnt nun
                              die Schwefelnatriumlösung zuzusetzen. Das Kupfer wird zuerst als schwarzer
                              Niederschlag gefällt (5 CuS + CuO); die Flüssigkeit hat alsdann ihre blaue Farbe
                              verloren; statt des schwarzen Niederschlags beginnt plötzlich ein weißer von
                              Schwefelzink zu entstehen. Man liest nunmehr die für das Kupfer verbrauchten
                              Kubikcentimeter ab und fügt weiter Schwefelnatrium zu, bis auch alles Zink gefällt,
                              resp. das suspendirte Eisenoxydhydrat schwarz geworden ist. Man liest wieder ab und
                              berechnet den Zinkgehalt wie angegeben. Ist sehr viel Kupfer vorhanden, was jedoch
                              selten der Fall ist, so
                              fällt man zuerst den größten Theil des Kupfers aus, filtrirt, und verfährt mit dem
                              Filtrat wie angegeben. Wenn man den Kupfergehalt berechnen will, muß natürlich die
                              Schwefelnatriumlösung auch mit Kupfer titrirt seyn, was dadurch geschieht, daß man
                              etwa 0,2 Gramm reines Kupfer in Salpetersäure löst, mit Ammoniak übersättigt, die
                              Lösung in einem Kolben bis zum anfangenden Sieden erhitzt, und so lange
                              Schwefelnatrium zusetzt, bis die blaue Farbe verschwunden ist und sich kein
                              schwarzer Niederschlag mehr bildet. Man berechnet dann, wie viel 1 Kubikcentimeter
                              Schwefelnatrium an Kupfer entspricht.
                           Das Erwärmen, das nöthig wird, wenn die ammoniakalische Lösung kupferhaltig ist,
                              beeinträchtigt die Zinkbestimmung durchaus nicht; ja es ist sogar vortheilhaft bei
                              der einfachen Zinkbestimmung die ammoniakalische Lösung zu erwärmen, da in diesem
                              Falle die Reaction viel schneller und schärfer eintritt. Nickel und Kobalt gehen
                              gleichfalls mit in die ammoniakalische Lösung; allein sie sind nur höchst seltene
                              Begleiter von Zinkerzen. Sind sie wirklich vorhanden, wie dieß bei manchen Blenden
                              der Fall ist, so könnte man allenfalls zur Auflösung des Zinkoxydes Aetzkali statt
                              Ammoniak anwenden, ohne die richtige Bestimmung des Zinkgehaltes zu hindern.
                           ––––––––––
                           Der Verfasser, jetzt bei der „Sächsisch-Thüringischen
                                 Kupfer-Bergbau- und Hüttengesellschaft“ zu Eisenach
                              beschäftigt, hat der Redaction der Berg- und
                                 Hüttenmännischen Zeitung
                              d. d. 14. Januar Nachstehendes als Nachtrag zu seiner
                              Arbeit eingesendet:
                           
                              „Dr. Mohr zu
                                 Coblenz hat in seinem Werke „über Titrirmethoden“ fast
                                 geradezu die obige Methode als unbrauchbar hingestellt, und zwar aus Gründen,
                                 die bei richtiger Ausführung der Analyse gar nicht vorhanden sind; ich erlaube
                                 mir daher Ihnen folgende Mittheilung zu machen:
                              
                           
                              So sagt er, daß bei einigermaßen bedeutendem Zinkgehalte der schwarze
                                 Schwefeleisenniederschlag so durch Schwefelzink eingehüllt werde, daß das Ende
                                 der Operation nicht zu erkennen sey.
                              
                           
                              Was die Ausführung betrifft, so berufe ich mich auf den obigen Aussatz. Ist
                                 nämlich die Flüssigkeit richtig verdünnt, wie es immer der Fall ist, wenn solche
                                 Mengen Substanz zur Analyse genommen werden, wie es in genanntem Aufsatze
                                 angegeben, so ist das Ende der Reaction sicher und gut zu sehen, indem sich das
                                 dichte Schwefeleisen aus dem feinzertheilten Schwefelzink leicht zu Boden setzt.
                                 Hr. Mohr hat
                                 wahrscheinlich einen dicken Brei von Schwefelzink erzeugt und dabei noch gehörig
                                 geschüttelt; in diesem Falle ist allerdings nichts zu sehen. Damit nun Andere nicht auf
                                 dieselben Schwierigkeiten stoßen, möchte ich Sie ersuchen, meiner Arbeit noch
                                 Folgendes beizufügen:
                              
                           
                              Bei der Ausführung der Analyse nehme man darauf Rücksicht,
                                    daß die ammoniakalische Zinklösung nicht zu concentrirt ausfalle, weil dann
                                    das gebildete Schwefeleisen aus der dicken Masse von Schwefelzink sich nicht
                                    zu Boden setzen kann. Wird dagegen die ammoniakalische Zinklösung verdünnt
                                    und die Eisenchloridlösung concentrirt angewendet, so ist die Abscheidung
                                    sehr vollständig und deutlich. Ferner darf die Flüssigkeit im Kolben nicht
                                    geschüttelt werden, sondern durch geschicktes Drehen wird beim Eingießen des
                                    Schwefelnatriums der Inhalt des Kolbens in rotirende, aber nicht in
                                    schüttende Bewegung gebracht.
                              
                           
                              Wer die gehörige Uebung in der Ausführung hat, erlangt für die Praxis hinreichend
                                 genaue Resultate und kommt schneller zum Ziele, als mit jeder andern Methode.
                                 Die Methode ist in Ausführung bei sämmtlichen Hüttenwerken der Vieille Montagne,
                                 auf vielen schlesischen Zinkhütten, ferner zu Stolberg bei Aachen etc.
                                 etc.“