| Titel: | Ueber eine neue Gewinnung von Potasche aus Feldspath und ähnlichen Mineralien; von Dr. Emil Meyer aus Berlin. | 
| Autor: | Emil Meyer | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXIX., S. 275 | 
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                        LXIX.
                        Ueber eine neue Gewinnung von Potasche aus
                           Feldspath und ähnlichen Mineralien; von Dr. Emil Meyer aus Berlin.
                        Meyer, über eine neue Gewinnung von Potasche aus Feldspath und
                           ähnlichen Mineralien.
                        
                     
                        
                           Eine einfache und vortheilhafte Darstellung der Potasche aus Feldspath oder anderen
                              an Kali reichen Mineralien ist bei dem stets größer werdenden Verbrauche der
                              Kalisalze, die für viele Industriezweige durchaus nicht durch das wohlfeilere Natron
                              zu ersetzen sind, eine Frage von der größten Wichtigkeit geworden. Die Bedeutung des
                              Kalis für die Landwirthschaft gestattet nicht auf die Dauer gewisse Pflanzen zur
                              Gewinnung der im Boden durch allmähliche Verwitterung löslich gemachten Kalisalze zu
                              benutzen, da bekanntlich dem Acker, ohne die Ernteerträge zu verringern, nicht mehr
                              an Mineralbestandtheilen entzogen werden darf, als derselbe durch Zersetzung zu
                              liefern im Stande ist. Daher ist die neuerdings allgemein gewordene Darstellung von
                              Potasche aus Runkelrübenmelasse ein der Landwirthschaft zugefügter Nachtheil, der
                              nur dadurch unschädlich gemacht werden kann, daß der Landwirth das Kali, welches
                              seinem Vieh und mithin seinem Dünger entzogen wird, auf anderem Wege für seinen
                              Boden herbeiholt. Ohne Zweifel würden bei einem billigen Preise der Kalisalze
                              dieselben für gewisse Pflanzen ebenso als Dünger angewendet werden, wie jetzt die
                              Phosphorsäure zu diesem Zweck im großartigsten Maaßstabe verbraucht wird.
                           Als Material für Potasche diente bis jetzt fast ausschließlich die Asche des Holzes,
                              welches in weniger bevölkerten Gegenden fast nur um ihretwillen nutzlos verbrannt
                              wird und bei zunehmender Cultur gewiß eine andere werthvollere Verwendung finden
                              dürfte. Es ist daher die Beschaffung dieses kostbaren Materials, das in überall
                              verbreiteten Mineralien reichlich enthalten ist, eine der wichtigsten technischen
                              Aufgaben.
                           Die verschiedenen zu diesem Zwecke, namentlich in England von Turner und Tilghman bekannt gemachten Methoden,
                              die eine Gewinnung von schwefelsaurem Kali oder Alaun erzielten, haben (in
                              Deutschland wenigstens) noch keine praktische Bedeutung erlangt, vermuthlich weil
                              die Kosten der Darstellung zu bedeutend waren.
                           Mein Verfahren indessen, auf einer neu entdeckten Thatsache beruhend, ist dadurch für
                              die Ausführung im Großen sehr geeignet, daß es die Gewinnung eines werthvollen
                              Nebenproductes mit geringer Mühe gestattet.
                           Prof. J. N. v. Fuchs hat die
                              Beobachtung gemacht, daß Feldspathpulver, welches in inniger Berührung mit Kalk
                              geglüht worden ist, bei Behandlung mit Wasser an dieses Kali abgibt, und er hat auf
                              diese Weise durch wiederholte Einwirkung von Wasser dem Feldspath 10 Proc. Kali
                              entziehen können. Diese Ausscheidung von Kali steht in einem, freilich noch nicht
                              ganz aufgeklärten, Zusammenhange mit der Bildung des hydraulischen Kalkes. Ich habe
                              dasselbe Verhalten benutzt, indessen die nur nach langer Zeit erfolgende
                              Ausscheidung auf schnellere Weise bewerkstelligt.
                           Behandelt man nämlich den mit Kalk durch Glühen aufgeschlossenen Feldspath mit Wasser
                              unter einem Druck von 7 bis 8 Atmosphären, so findet man nach kurzem Kochen die
                              wässerige Lösung so stark alkalisch, daß sie kein Kalkhydrat gelöst enthält. Ich
                              habe diesen Proceß mit einem fein gepulverten Feldspath, der 13,56 Proc. Kali und
                              0,36 Proc. Natron enthält, ausgeführt und auf diese Weise 9–11 Proc. Alkalien
                              ausscheiden können.
                           Als das beste Verhältniß der beiden anzuwendenden Materialien stellte sich nach
                              vielseitig angestellten Versuchen für 1 Aequivalent Feldspath ungefähr eine
                              14–19 Aequivalenten Kalk entsprechende Menge heraus. Wenn man annimmt, daß
                              die Thonerde in dem mit Kalk geglühten Feldspath nicht mehr als Basis, sondern als
                              Säure vorhanden ist, so sind nach obigem Verhältniß auf 1 Aequivalent Säure ungefähr
                              3 oder 4 Aequivalente Basis enthalten. Man betrachte nur folgende Formeln:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 143, S. 275
                              
                           
                           oder
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 143, S. 276
                              
                           In Gewichtstheilen ausgedrückt, beträgt dieß auf 100 Thle. Feldspath 139 bis 188
                              Thle. Kalk.
                           Den Kalk wende man entweder als Hydrat oder in Gestalt von Kreide an, menge ihn innig
                              mit dem Feldspath und bilde aus der plastischen Masse runde Ballen von 3 bis 4
                              Zollen im Durchmesser, die langsam getrocknet und dann mehrere Stunden lang einer
                              zwischen der hellen Rothgluth und Weißgluth liegenden Temperatur ausgesetzt werden.
                              Die Temperatur muß so hoch seyn, daß die Masse nach dem Brennen weder kohlensauren
                              Kalk, noch unverbundenen caustischen Kalk enthält. Sie darf sich deßhalb mit Wasser
                              auch nur unbedeutend erhitzen. Sie ist gewöhnlich zusammengesintert. Natürlich ist
                              zu einer solchen Zersetzung eine sehr innige Mengung des Feldspaths und Kalks
                              erforderlich. Je mehr Kalk angewendet wird, eine desto kürzere Zeit ist nöthig. Nach
                              dem Brennen wird die Masse gepulvert und mit Wasser in einem die Anwendung eines 8
                              Atmosphären starken Drucks gestattenden Kessel erhitzt, in welchem nach 2 bis 4
                              Stunden die Zersetzung vollendet ist. Die über dem Pulver (dasselbe ist niemals fest
                              erhärtet, da die Dampfbildung wahrscheinlich das Zusammenhaften verhindert)
                              befindliche Lösung fühlt sich caustisch an, ist frei von Kalkhydrat und enthält
                              stets alles Natron und circa 9 bis 11 Proc. Kali vom
                              Gewichte des angewandten Feldspaths.
                           Ein zweites Auskochen des von der Kalilauge befreiten Pulvers ist von keinem großen
                              Nutzen; es wird nur noch wenig Kali, indessen reichlich Kalk gelöst, der das
                              erstemal durch die Kalilauge nicht aufgenommen werden kann. Eben so wenig ist ein
                              längeres, als 4 Stunden anhaltendes Kochen von bedeutendem Vortheil.
                           Dampft man die alkalische Lösung, nachdem sie mit Kohlensäure gesättigt ist, zur
                              Trockniß ein, so scheidet sich zuerst ein wenig Thonerde und Kieselsäure ab, nachher
                              krystallisirt das kohlensaure Natron heraus und zuletzt bleibt kohlensaures Kali
                              zurück, welches, da reine Mineralien angewendet sind, von anderen verunreinigenden
                              Säuren vollständig frei ist.
                           Was nun die in Wasser unlöslich zurückbleibende Masse betrifft, so ist dieselbe
                              vermöge ihrer, durch mehrfache Behandlung erfolgten, sehr innigen Mengung der
                              einzelnen Bestandtheile ganz geeignet zur Darstellung eines Portland-Cements,
                              dessen Zusammensetzung sich zwischen denselben Gränzen bewegt. Ich hatte als das
                              beste Verhältniß angeführt:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 143, S. 277
                              
                           oder
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 143, S. 277
                              
                           und hatte die zwischen beiden Glänzen liegenden Mengen
                              gleichfalls als vortheilhaft gefunden. Der Einfachheit wegen will ich nur diese
                              beiden Verbindungen betrachten. Angenommen, daß ich 12 Proc. Kali aus dem Feldspath
                              abgeschieden habe, so beträgt dieß:
                           
                              
                                 
                                 für  I. von den 41,8 Feldspath (12 .
                                    41,8)/100 = 5,02 
                                 
                              
                                 und
                                 für II. von den 34,7 Feldspath (12 . 34,7)/100 = 4,16
                                    .
                                 
                              
                           Ziehe ich diese Quantitäten von dem obigen Gemenge ab, so bleibt für
                           
                              
                                 
                                 i
                                 27,3
                                 
                                 28,8
                                 
                              
                                           
                                 l
                                   7,6
                                      oder in 100
                                    Theilen     
                                   8,0
                                 
                              
                                 I.
                                 
                                    
                                    
                                   1,9
                                 
                                   2,0
                                 
                              
                                 
                                 a
                                 58,2
                                 
                                 61,2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 95,0
                                 
                                 100
                                 
                              
                           und für
                           
                              
                                 
                                 i
                                 22,5
                                 
                                 23,4
                                 
                              
                                           
                                 l
                                   6,3
                                      oder in 100
                                    Theilen     
                                   6,6
                                 
                              
                                 II.
                                 
                                    
                                    
                                   1,7
                                 
                                   1,8
                                 
                              
                                 
                                 a
                                 65,3
                                 
                                 68,2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 95,8
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           Eine ähnliche Zusammensetzung besitzen die im Handel vorkommenden
                              Portland-Cemente, nur ist zuweilen in einigen derselben die Menge der
                              Thonerde eine größere. Dieser Mangel an Thonerde, wenn er überhaupt ein Fehler seyn sollte, ist
                              leicht durch Zusatz von etwas Thon zu ersetzen, mit dem der Rückstand nur gemengt zu
                              werden braucht. Ich habe jedoch gefunden, daß das aus dem Kessel genommene Pulver,
                              nachdem es aufs Neue stark gebrannt ist, sehr schnell und fest unter Wasser
                              erhärtet, daß also ein Zusatz von Thon nicht nöthig ist.
                           Es ist natürlich, daß man diese Gewinnungsweise nicht ausschließlich für reinen
                              Feldspath anwenden wird, indem andere Feldspath oder Kali haltende Mineralien
                              gleichfalls sich dazu eignen dürften. Es gibt z.B. viele Granite, die gegen 7 Proc.
                              Kali enthalten, die also eine Fabrication in pecuniärer Beziehung noch immer lohnend
                              erscheinen lassen. Natürlich ist dann die chemische Zusammensetzung zu
                              berücksichtigen und der Kalkzusatz darnach zu modificiren. Man hat nur das
                              Verhältniß von 3 oder 4 Aequivalenten Basis auf 1 Aequiv. Säure herzustellen, wobei
                              Kali, Natron, Lithion, Kalk, Magnesia als Basen, Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd
                              als Säuren zu betrachten sind. Ein etwaiger Gehalt an Chlor und Fluor ist ohne
                              Einfluß, und Magnesia ist, wie ich gefunden habe, anstatt nachtheilig zu seyn, zur
                              Abscheidung des Kalis dem Kalk noch vorzuziehen. Uebrigens ist es bekannt, daß der
                              Glimmer, der bei Anwendung von Granit eine bedeutende Rolle spielen würde, sich bei
                              weitem leichter als Feldspath zersetzt, da er, wie Mitscherlich neuerdings gefunden hat, in einem zugeschmolzenen Glasrohre
                              schon durch Salzsäure bei 100° C. vollständig zerlegt wird.
                           Es sollen jetzt die bei der fabrikmäßigen Ausführung hauptsächlich zu beobachtenden
                              Punkte angeführt werden, welche jedoch durch Oertlichkeit und andere Umstände sehr
                              leicht Veränderungen erfordern dürften.
                           Weil die reichliche Ausbeute an Kali hauptsächlich von der vollständigen
                              Aufschließung des Feldspaths abhängt, und letztere nur durch eine sehr innige
                              Mischung mit Kalk zu bewerkstelligen ist, so ist das Hauptaugenmerk auf die
                              Zerkleinerung und auf die feinste Zertheilung der anzuwendenden Substanzen zu
                              richten, damit bei der nachher erfolgenden Mengung der Kalk die Feldspaththeile an
                              zahlreichen Stellen berühre. Der Feldspath, oder das Feldspath haltende Mineral (man
                              wird aus leicht erklärlichen Gründen nur Quarz-arme Granite verarbeiten) wird
                              in einem ununterbrochen arbeitenden Ofen oder in einem beliebigen Flammofen
                              gebrannt, noch glühend aus dem Feuer gezogen und in Wasser geworfen. Er wird durch
                              dieses Abschrecken nach allen Richtungen aus einander gesprengt und zum weitern
                              Zerkleinern hinreichend mürbe. Darauf wird er unter Pochstempeln oder zwischen
                              gußeisernen Quetschwalzen zerkleinert und nachher auf Mühlsteinen oder auch auf
                              sogenannten Blockmühlen mit Wasser gemahlen. Der Bodenstein und die Läufer
                              (Schleppsteine) müssen
                              aus Quarz oder Granit bestehen und ein bedeutendes Gewicht haben. Das fein gemahlene
                              Pulver wird darauf durch Siebe in die Schlämmapparate gelassen, sehr fein geschlämmt
                              und zum Absetzen in Sümpfe geleitet. Es ist von der größten Wichtigkeit, nur fein
                              geschlämmtes Pulver zur Fabrication anzuwenden, da dasselbe die durchs Glühen
                              erfolgende Zersetzung sehr erleichtert und beschleunigt und eine Ersparniß an
                              Brennmaterial herbeiführt. Die Umständlichkeit des Schlämmens ist übrigens nicht so
                              bedeutend, als sie auf den ersten Augenblick erscheinen dürfte, da an diese
                              Operation nicht der in den Porzellanfabriken gebräuchliche Maaßstab anzulegen ist.
                              Das größere specifische Gewicht des Feldspaths bewirkt ein weit schnelleres
                              Absetzen, wie bei dem Thonschlämmen; es ist nicht nöthig, wie in den
                              Porzellanfabriken, eine große Sorgfalt auf Reinlichkeit, auf Abhaltung von Staub,
                              Eisen etc. zu verwenden, so daß die einfachste Vorrichtung zur Erreichung des
                              Zweckes genügt. Das weniger fein geschlämmte Pulver wird natürlich nochmals
                              gemahlen.
                           Eine ähnliche Zerkleinerung wird für den Kalk erfordert und, wenn man ihn in
                              gebranntem Zustande anwendet, durch das Löschen aufs Vollkommenste erreicht.
                              Indessen ist, wenn es die Umstände gestatten kohlensauren Kalk anzuwenden, letzterer
                              vorzuziehen, weil die aus demselben verfertigten Ballen oder Ziegel beim Trocknen
                              weniger schwinden und im Feuer mehr Zusammenhang und größere Festigkeit behalten.
                              Natürlich ist dann ebenfalls ein Schlämmen erforderlich.
                           Jedenfalls müssen Kalk und Feldspath in dem Zustand der feinsten Vertheilung sich
                              befinden, ehe dieselben gemischt werden. Ueber das Gewichtsverhältniß habe ich nicht
                              mehr nöthig mich hier auszulassen, indem ich auf das oben Gesagte verweise;
                              bestimmte Zahlen anzugeben ist nicht möglich, da dieselben für jedes Rohmaterial
                              verschieden ausfallen würden, weßhalb auch vorher eine Analyse desselben nöthig ist.
                              Stets muß man so viel Kalk zusetzen, daß auf 1 Aequivalent Säure 3 oder 4 Aequiv.
                              Basis kommen. Ich will nur bemerken daß man, da die Materialien in Form eines feinen
                              Schlammes erhalten werden, mit letzteren eine Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes
                              vornehmen muß und auf Grund derselben die bestimmten Quantitäten dem Maaße nach
                              abtheilen kann. Ein solches Messen ist genauer und bequemer als Abwägen.
                           Das innige Mengen der Materialien bewirkt man am zweckmäßigsten durch eine
                              Thonschneidemühle, deren Brauchbarkeit jetzt von den verschiedensten Seiten
                              hinreichend anerkannt ist. Man läßt den Brei so oft hindurchgehen, bis er
                              vollständig gleichartig ist. Sobald dieß erreicht ist, wird das aus der Thonmühle
                              heraustretende Gemenge durch die Maschine selbst in cylindrische Stücke geschnitten,
                              die eine Länge von 5 bis 6 Zoll und einen Durchmesser von 2 bis 2 1/2 Zoll haben. Dieselben werden langsam
                              getrocknet und dann zum Brennen in die Oefen eingesetzt.
                           Zum Brennen der Masse sind die Porzellanöfen am besten geeignet, weil in ihnen eine
                              an allen Punkten gleichmäßigere Hitze zu erzielen ist, als in den gewöhnlichen
                              Ziegelöfen. Doch sind letztere ebenfalls anwendbar. Auch ein Schachtofen mit
                              immerwährendem Betriebe würde passend seyn, wenn auch in ihm sehr leicht an
                              verschiedenen Stellen Ungleichheiten in der Temperatur vorkommen. Die Porzellanöfen
                              können zwei oder drei Etagen hoch und mit vier oder sechs Rostfeuerungen versehen
                              seyn. Jedes Brennmaterial ist anwendbar, da die mit dem Zuge fortgerissene Asche
                              hier nicht von dem Nachtheil seyn kann, wie bei dem Brennen des Porzellans. Die
                              erforderliche Temperatur ist helle Rothgluth, jedoch für jedes Material vorher durch
                              einige Probebrände festzustellen, da die mehr oder weniger leichte Schmelzbarkeit
                              hierbei eine große Rolle spielt und nur ein Zusammensintern, kein Zusammenschmelzen
                              erfordert wird. Die Cylinder schwinden durchs Brennen bedeutend zusammen und
                              zerfallen zum Theil. Jedenfalls ist das Zerkleinern derselben nachher ohne Mühe zu
                              bewerkstelligen. Sie werden gemahlen und kommen dann mit Wasser in die Dampfkessel,
                              wo die Zersetzung vor sich gehen soll.
                           Der Einfachheit und des leichten Betriebes wegen werden mehrere Kessel durch den
                              Dampf eines einzigen Dampfgenerators erhitzt. Man hat dann während des Entleerens
                              nicht nöthig das Feuer zu mäßigen, sondern kann durch einfaches Absperren des
                              Dampfes das zum Entleeren und Füllen nöthige Erkalten bewirken. Ferner ist ein
                              doppelter Boden entbehrlich, da ein Festsetzen der Masse und mithin eine
                              Ueberhitzung der Kesselwand nicht stattfinden kann. Das Pulver wird durch eine
                              passende Vorrichtung in den Kessel gebracht, die nöthige Menge Wasser hineingelassen
                              und dann die Verbindung mit dem Dampfgenerator hergestellt. Durch einen Probehahn
                              kann man Flüssigkeit herausnehmen und die Menge des gelösten Alkalis untersuchen.
                              Ist die Zersetzung beendet, so läßt man die Lösung durch den Dampfdruck heraus und
                              in Klär-Gefäße fließen; nachdem sich die suspendirte pulverige Masse
                              abgesetzt hat, wird die darüber stehende Lauge in die Dampfpfanne geleitet. Das im
                              Kessel zurückbleibende Pulver wird herausgekrückt und sogleich neue Masse
                              eingetragen, so daß der Betrieb der Kessel ununterbrochen fortgeht. Die Lauge,
                              welche caustisches Kali und Natron enthält, wird entweder als solches verwerthet,
                              oder durch Darüberleiten der Feuerluft mit Kohlensäure gesättigt, wodurch zugleich
                              das Abdampfen beschleunigt wird. Ist die Zersetzung vollständig gewesen, so scheidet
                              sich hierbei kein Kalk aus, sondern nur Thonerde und Kieselsäure, welche in der
                              caustischen Lauge gelöst
                              waren und durch Krücken herausgeschafft werden. Beim nachherigen Erkalten
                              krystallisirt das kohlensaure Natron, während das leichter lösliche kohlensaure Kali
                              durch Calciniren gewonnen wird. Die hierdurch erzielte Potasche ist fast chemisch
                              rein und jeder anderen aus Pflanzenaschen erhaltenen bei Weitem vorzuziehen.
                           Das aus dem Kessel und den Klärgefäßen kommende Pulver, welches nochmals ausgelaugt
                              werden kann, um eine zwar nicht siedewürdige, jedoch statt des Wassers anwendbare
                              Lauge zu gewinnen, enthält die Bestandtheile eines unter Wasser erhärtenden
                              hydraulischen Kalks. Es wird für sich, oder unter Zusatz von wenig Thon in Ballen
                              oder durch eine Thonschneidemühle in Cylinder geformt und dann wie das obige Gemenge
                              in Oefen gebrannt. Die Stücke werden nach dem Brennen im trockenen Zustande
                              zerstampft, zwischen Granitwalzen fein gemahlen, gesiebt und geben nachher einen
                              Cement, der durch seine Zusammensetzung dem Portland-Cement gleichkommt, ihn
                              jedoch an Gleichartigkeit der Masse bei Weitem übertrifft.
                           Ich will noch bemerken, daß bei dem in der jetzigen Zeit sehr gesteigerten Verbrauche
                              des hydraulischen Kalks vor der Hand auf der Fabrication dieses Nebenproducts sehr
                              große Vortheile bei der Kali-Gewinnung beruhen.
                           In einem nächsten Artikel werde ich die Analysen verschiedener Feldspathe und Granite
                              mit Bezug auf ihre Brauchbarkeit zur Kali-Gewinnung mittheilen und die zur
                              Fabrication geeignetsten Fundorte anführen.