| Titel: | Verfahren, um aus Braunkohlen und bituminösem Schiefer schon bei der ersten Destillation ein zur Beleuchtung geeignetes Oel zu gewinnen; patentirt für A. V. Newton zu London, am 22. April 1856. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXXIV., S. 304 | 
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                        LXXIV.
                        Verfahren, um aus Braunkohlen und bituminösem
                           Schiefer schon bei der ersten Destillation ein zur Beleuchtung geeignetes Oel zu
                           gewinnen; patentirt für A. V.
                              Newton zu LondonAls Mittheilung eines Ausländers., am 22. April 1856.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1857, S. 71.
                        Newton's Verf. aus Braunkohlen ein zur Beleuchtung geeignetes Oel
                           zu gewinnen.
                        
                     
                        
                           Viele Varietäten von Braunkohle und bituminösem Schiefer liefern bekanntlich Oel,
                              wenn man sie der trocknen Destillation bei niedriger Temperatur unterwirft; in der
                              Regel ist aber das bei der ersten Destillation durch Verdichtung der erzeugten
                              Dämpfe gewonnene rohe Oel erst nach einem umständlichen Reinigungsproceß verwendbar.
                              Der Patentträger läßt
                              die Dämpfe, welche das Oel liefern, durch eine Sandschicht streichen, wo sie dann
                              bei ihrer Verdichtung ein klares und unmittelbar verwendbares Oel liefern; sein
                              Verfahren ist folgendes:
                           Die zu destillirenden Braunkohlen oder Schiefer werden in sehr kleine Stücke
                              zerschlagen und auf dem Boden der Retorte ausgebreitet; auf die Kohlen gibt man
                              beiläufig ihre vierfache Quantität gewöhnlichen Sandes, welcher die Kohle
                              allenthalben gleich hoch bedecken soll, so daß die aus jener entweichenden Dämpfe
                              durch ihn ziehen müssen. Vom obern Theil der Retorte führt ein Verdichtungsrohr zur
                              Kühlschlange. Die Retorte wird langsam angefeuert und die Hitze ganz allmählich
                              gesteigert, bis Kohle und Sand eine Temperatur von beiläufig 80° R. erreicht
                              haben, wo dann die in der Kohle und dem Sand enthaltene Feuchtigkeit in Dampfform
                              entweicht und in der Schlange zu Wasser verdichtet wird, welches durch kohlenhaltige
                              Substanzen verunreinigt ist. Indem man die angegebene Temperatur fortwährend
                              unterhält, wird das verdichtete Wasser allmählich klarer und es entstehen dann auch
                              Oeldämpfe; das Oel und Wasser entweichen hierauf mit einander aus dem Schlangenrohr,
                              und im Sammelgefäß steigt das Oel auf die Oberfläche. Das so erhaltene Oel ist
                              vollkommen klar und rein, und gibt in einer Argand'schen Lampe, welche, wie die
                              Dampflampen, über dem Docht mit einem Knopf versehen ist, ein sehr glänzendes Licht,
                              ohne alle Rauchbildung. In dem Maaße als die Destillation fortschreitet, vermindert
                              sich die Menge des übergehenden Wassers. Man muß die erwähnte Temperatur so lange
                              unterhalten, bis kein reines Oel mehr übergeht.
                           Bei einigen Varietäten bituminöser Materialien geht nach einiger Zeit bei der
                              angegebenen Temperatur kein Oel mehr über, obgleich sie an solchem noch nicht
                              erschöpft sind. In diesen Fällen ist eine höhere Temperatur erforderlich, die jedoch
                              der Retorte nur allmählich mitgetheilt werden darf; indem man deren Temperatur
                              gradweise höher treibt, kann man die Destillation so lange fortsetzen, als noch
                              reines Oel übergeht. Nachdem die Hitze einen gewissen Punkt überschritten hat,
                              welcher von der Beschaffenheit der angewendeten Substanz abhängt, läßt sich kein
                              reines Oel mehr gewinnen, es gehen rohes Oel und Theer über.
                           Wenn am Anfang der Destillation oder während ihres Verlaufs die Hitze zu plötzlich
                              oder zu hoch gesteigert wird, so gehen statt des reinen Oels ein rohes Oel und Theer
                              über. – Auch veranlaßt eine geringe Temperaturveränderung eine Aenderung in
                              der Farbe des Oels. Je niedriger die Temperatur unterhalten werden kann, desto
                              Heller wird in der Regel die Farbe des Products seyn. – Bei Anwendung einer
                              zu großen Hitze können offenbar die Oeldämpfe nicht so langsam durch das Filtrirmaterial ziehen, daß
                              sie ihre Unreinigkeiten vollständig abzusetzen vermöchten.
                           Anstatt den Sand (welcher durch Thon, Kreide, Gyps, Kohlenpulver etc. ersetzt werden
                              kann) direct mit der Kohle zu vermischen, kann man ihn auch durch einen Scheider von
                              derselben trennen oder in einem besondern erwärmten Gefäße anwenden.
                           Das bei der ersten Destillation gewonnene Oel kann behufs weiterer Reinigung in der
                              vorher beschriebenen Weise auch umdestillirt werden.
                           Die nach der Destillation zurückbleibenden Kohks sind ein schätzbares Brennmaterial;
                              der Filtrirsand, welcher ammoniakalische Producte enthält, läßt sich mit Vortheil
                              für landwirthschaftliche Zwecke benutzen.