| Titel: | Chemische Notizen; von Chr. R. König. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXXXVII., S. 347 | 
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                        LXXXVII.
                        Chemische Notizen; von Chr. R. König.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1856. Bd. LXIX S.
                              461.
                        König's chemische Notizen.
                        
                     
                        
                           1) Ueber die sogenannten
                                 Bronzefarben.
                           Die besonders in neuerer Zeit sehr in Aufnahme gekommenen gepulvertengegepulverten Bronzen, sogenannte Staubbronzen oder Bronzefarben machen einen nicht
                              unwichtigen Handels- und Verbrauchsartikel aus, sie werden in der
                              Buchdruckerei, in der Wachstuch- und Tapetenfabrication, zum Bronziren von
                              Gyps und Holz so wie von Eisen- und Zinkgußgegenständen in beträchtlicher
                              Quantität verbraucht. Vorzügliche Bronzepulver werden namentlich in Nürnberg und
                              Fürth, so wie in Paris und London fabricirt, die Art der Darstellung wird aber von den
                              Fabrikanten geheim gehalten.
                           Ich habe eine Anzahl durch ihre schöne Farbe und sehr feine Zertheilung
                              ausgezeichneter Bronzepulver einer chemischen Untersuchung unterworfen.
                           Die untersuchten Proben führen im Handel folgende Bezeichnung:
                           1) Blaßgelb, 2) Hochgelb, 3) Rothgelb, 4) Orange, 5) Kupferroth, 6) Violett, 7) Grün,
                              8) Weiß.
                           Die Bronzen 1, 2, 3, 4, 6 und 7 bestehen aus Kupfer und Zink mit Spuren von Eisen; 3,
                              4, 6 und 7 enthalten kleine Mengen oxydirten Kupfers; es ist das Kupfer in diesen
                              Legirungen oberflächlich in Oxydul umgewandelt, was sich bei der Behandlung mit
                              Säuren zeigte Werden dieselben nämlich mit verdünnter Schwefel- oder
                              Salzsäure, ja selbst mit Salpetersäure übergossen, so verschwindet augenblicklich
                              die ursprüngliche Farbe, die dünne Oxydschicht wird gelöst und es tritt die Farbe
                              der gelben Kupfer- und Zinklegirung hervor. Die mit Kupferroth bezeichnete
                              Bronze enthält nur Kupfer und geringe Quantitäten Sauerstoff, sie ist ein
                              oberflächlich in Oxydul übergeführtes Kupferpulver. Beim Uebergießen mit Säure
                              verschwindet daher sowohl bei dieser als bei der unter Nr. 6 angeführten violetten
                              Bronze die schöne Färbung sogleich und macht der des reinen Kupfers Platz. Das
                              vorhandene Kupferoxydul wird zerlegt und unter Ausscheidung von reinem Kupfer kommt
                              ein Theil des Metalls in Lösung. Hat man Salzsäure zur Lösung verwendet, so
                              beobachtet man eine anfangs farblose Lösung von Kupferchlorür, die unter Bräunung in
                              eine Kupferchloridlösung übergeht. In allen diesen Bronzen konnte der
                              Sauerstoffgehalt nicht quantitativ bestimmt werden, er machte nicht 1/10 Procent
                              aus. Die mit „Weiß“ bezeichnete
                              Bronze enthält Zinn und Zink. Die Bronzen 3–7 enthalten außerdem eine sehr
                              geringe Menge eines fettartigen Körpers, welcher beim Auflösen der Pulver in
                              verdünnten Säuren sich in Form eines dünnen Häutchens auf der Flüssigkeit
                              ausscheidet, wegen seiner geringen Menge aber nicht näher untersucht werden
                              konnte.
                           Die quantitative Analyse der Legirungen wurde auf die bekannte Weise ausgeführt. Es
                              wurden die Bronzepulver im bedeckten Glase mit Salpetersäure übergossen, nach
                              erfolgter Lösung unter Zusatz von etwas chlorsaurem Kali erwärmt, um die geringe
                              Menge der organischen Substanz zu zerstören, darauf durch Abdampfen die größte Menge
                              der überschüssigen Säure entfernt und das Kupfer durch Schwefelwasserstoff
                              abgeschieden, aus dem Filtrat das Eisen durch essigsaures Natron in der Wärme und
                              das Zink durch kohlensaures Natron gefällt. Das Schwefelkupfer wurde durch Salpetersäure
                              oxydirt, durch Kali gefällt und als Oxyd gewogen.
                           In folgender Tabelle sind die Resultate der quantitativen Analyse niedergelegt.
                           In 100 Theilen der verschiedenen Bronzen sind enthalten:
                           
                              
                                   Bezeichnungder Bronze
                                    im        Handel
                                  Kupfer.   
                                  Zink.
                                  Eisen.   
                                  Zinn.   
                                        
                                    Bemerkungen.
                                 
                              
                                 1. Blaßgelb
                                   82,33
                                 16,69   
                                   0,16
                                     –
                                 Hat eine speißgelbe Farbe.
                                 
                              
                                 2. Hochgelb
                                   84,5
                                 15,3
                                   0,07
                                     –
                                 Schöne Goldfarbe.
                                 
                              
                                 3. Rothgelb
                                   90,0
                                   9,6
                                   0,20
                                     –
                                 Messinggelb, mit
                                    einem    Stich ins Röthliche
                                 
                              
                                 4. Orange
                                   98,93
                                   0,73
                                   0,08
                                     –
                                 Farbe des
                                    angelaufenen    blanken Kupfers.
                                 
                              
                                 5. Kupferroth
                                   99,90
                                     –
                                   Spur
                                     –
                                 Kupferroth mit
                                    einem    Stich in Purpur.
                                 
                              
                                 6. Violett
                                   98,22
                                   0,5
                                   0,3
                                  Spur
                                 Purpur violette Farbe.
                                 
                              
                                 7. Grün
                                   84,32
                                 15,02
                                   0,03
                                  Spur
                                 Hell bläulich-grün.
                                 
                              
                                 8. Weiß
                                      –
                                   2,39
                                   0,56
                                 96,46
                                 Zinnweiß bis bleigrau.
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlenangaben ergibt sich, daß mehrere Bronzen von den verschiedensten
                              Farben nahe die gleiche Zusammensetzung haben, ihr Verhalten gegen Säuren hat
                              außerdem gezeigt, daß ihre Färbung auf den Erscheinungen der sogenannten
                              Anlauffarben beruht. Es lag deßhalb nahe, zu vermuthen, es werde bei der Darstellung
                              der Bronzen von verschiedenen Färbungen eine Legierung zu Grunde gelegt und dieser
                              durch Erhitzen die eine oder die andere Farbe ertheilt. Ich untersuchte deßhalb das
                              Verhalten der Bronzen in höherer Temperatur und fand die so eben ausgesprochene
                              Vermuthung durch den Versuch bestätigt.
                           Die Bronze Nr. 1 durchläuft beim allmählichen Erhitzen auf einem Porzellanstück,
                              ebenso wie fast alle übrigen, die Regenbogenfarben. Sie nimmt namentlich unter
                              anderen eine schöne dunkelviolette Farbe an, bis sie bei fortgesetztem Erhitzen sich
                              unter Schwärzung vollständig oxydirt. Bei Nr. 2 zeigen sich dieselben Erscheinungen,
                              ich erhielt aus ihr eine sehr schöne und ziemlich dunkelgrün gefärbte Bronze;
                              dasselbe gilt von Nr. 3. Bei Nr. 4 beobachtete ich zuerst eine sehr schöne violette
                              Färbung, die in ein schönes Dunkelblau überging, das schnell durch die gelbe Messingfarbe verdrängt
                              wird. Nr. 5 zeigt anfangs eine violette, dann grünliche, dann gelbe und zuletzt
                              schwarze Farbe. Nr. 6 geht durch Grünlich in Gelb und Schwarz. Nr. 7 wird sogleich
                              hellgelb, später dunkelgelb und zuletzt schwarz. Nr. 8, die weiße Bronze, zeigte
                              natürlich diese Anlauffarben nicht, sie wird durch Erhitzen grauschwarz.
                           Nun erklärte ich mir auch den Fettgehalt sämmtlicher Bronzen, der namentlich bei
                              englischen Bronzen bedeutender ist als bei den deutschen. Der Zusatz des fettartigen
                              Körpers mag bei Darstellung der oxydirten Bronzen nur zur Erzielung einer
                              gleichmäßigen und niedrigeren Temperatur gemacht werden. Talg oder fette Oele eignen
                              sich hierzu natürlich nicht, sie bewirken mit der Zeit eine fortschreitende
                              Oxydation des Kupfers. Besser scheint sich Wachs und vorzüglich Paraffin zu diesem
                              Zwecke zu eignen; es genügt, die Bronze mit 1/2 Procent dieser Körper in einem
                              flachen Gefäße und unter stetem Umrühren zu erhitzen. Freilich gelingt es ohne
                              besondere Handgriffe nicht leicht, eine gleichmäßig gefärbte Substanz auf diese
                              Weise zu erhalten.
                           Bei Anwendung größerer Mengen irgend eines solchen Körpers geht die Operation
                              allerdings leichter vor sich, es wird aber dann nöthig, die Bronzepulver nach dem
                              Färben mit Alkohol, Aether oder Chloroform auszuziehen, was ihre Darstellung zu sehr
                              vertheuert. Versucht man den Ueberschuß der fettigen Substanz durch Erhitzen der
                              Bronze unter Wasser auf der Oberfläche der Flüssigkeit auszuscheiden, so tritt bei
                              nachherigem Trocknen des Pulvers leicht eine fortschreitende Oxydation und dadurch
                              bewirkte Mißfärbung ein.
                           Die Legirungen werden auf die Weise in ihre feine Zertheilung gebracht, daß man die
                              gegossene Legirung auswalzt und unter dem Hammer wie achtes Blattgold weiter
                              verarbeitet. Das dadurch erhaltene sogenannte unächte Schaumgold wird dann auf
                              Steinen mittelst steinerner Walzen und unter Befeuchten mit Wasser oder verdünntem
                              Honig zu Pulver zerrieben, das durch Schlämmen oder Sieben von den eingemischten
                              Blättchen getrennt wird.
                           In der Absicht, diese langwierige und kostspielige Arbeit, so wie das Oxydiren der
                              kupferähnlichen Bronzen auf trocknem Wege zu umgehen, habe ich Versuche gemacht,
                              diese Bronzen auf nassem Wege mittelst Reduction darzustellen, erhielt aber keine
                              genügenden Resultate.
                           Ich erwähne schließlich noch einer Bronzefarbe, die im Handel unter dem Namen
                              „Eisenschwarz“ vorkommt und
                              besonders zum Ueberziehen von Gypsfiguren benutzt wird, welche dadurch eine
                              täuschende Aehnlichkeit mit blankem grauem Gußeisen erhalten. Es ist dieselbe
                              äußerst fein zertheiltes Antimon, das durch Ausfällung mittelst Zink in dieser Form
                              erhalten werden
                              kann. Der an solchen Figuren zu beobachtende Ueberzug von Eisenrost wird durch
                              Auftragen von Colcothar dargestellt.
                           
                        
                           2) Farbige Kupferfolien.
                           Eine mir zur Untersuchung übergebene prächtig Purpurroth gefärbte Kupferfolie zeigte
                              bei der chemischen Prüfung Folgendes:
                           Die dünne Kupferfolie ist auf der einen Seite blank versilbert und die Versilberung
                              mit einer durch Cochenille roth gefärbten Gelatinelösung überzogen.
                           Eine Darstellung gefärbter Folien gelang vollkommen durch gleichmäßiges
                              Ueberstreichen des etwas angewärmten und sehr gut gereinigten silberplattirten
                              Blechs mit einer durch verschiedene vegetabilische Farbstoffe gefärbten, nicht zu
                              sehr verdünnten Gelatinelösung.
                           
                        
                           3) Cadmiumamalgam.
                           Seit einiger Zeit wird von den Zahnärzten zum Plombiren der Zahne mit gutem Erfolge
                              ein Amalgam benutzt, das aus Cadmium und Quecksilber besteht und zwar enthalten 100
                              Theile dieses Amalgams:
                           
                              
                                 Cadmium
                                 = 25,99
                                 
                              
                                 Quecksilber    
                                 = 74,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                    99,99
                                 
                              
                           Dieß entspricht nahezu der Formel 5 Cd und 8 Hg, welche erfordert:
                           
                              
                                 Cadmium
                                 = 25,829
                                 
                              
                                 Quecksilber    
                                 = 74,161
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                  100,000
                                 
                              
                           Man erhält ein Amalgam von dieser Zusammensetzung, wenn man Quecksilber mit
                              überschüssigen Cadmiumspänen zusammenreibt. Ein Amalgam, in welchem das Quecksilber
                              vollständig mit Cadmium gesättigt ist, enthält nach Stromeyer 78,26 Th. Quecksilber (2 At.) auf 21,74 Th. Cadmium (1 At.).
                           
                        
                           4) Bromcadmium für die
                                 Photographie.
                           Das Bromcadmium, so wie auch das Jodcadmium werden oft als Zusatz zur
                              Jodcollodiumlösung bei der Photographie angewendet. Sie erhöhen die Empfindlichkeit
                              der Collodiumschicht nach ihrer Behandlung mit Silber bedeutend.
                           
                           Von den Photographen wird zu diesem Zwecke namentlich eine Flüssigkeit gebraucht, die
                              von Paris aus unter dem Namen „Liqueur de Johnson
                                    Nr. 2“ in den Handel kommt. Der wirksame Bestandtheil dieser
                              ist Bromcadmium, welches gelöst ist in absolutem Alkohol. Einige Tropfen genügen
                              vollkommen beim Ueberziehen einer Glasplatte.
                           100 Gewichtstheile Flüssigkeit enthalten 10 Gew.-Th. bei 100° C.
                              getrocknetes Salz (CdBr + 2 Aq.). Bei Anwendung von krystallisirtem Bromcadmium hat man also auf 100
                              Gew.-Th. Alkohol 11,16 Gew.-Th. Salz (CdBr
                              + 4 Aq) oder bei Anwendung von sublimirtem Salz auf 100
                              Gew.-Theile Alkohol 8,8 Gew.-Th. Salz (Cd
                                 Br) zu nehmen.
                           Unter dem Namen „Liqueur de Johnson Nr.
                                 1“ verbrauchen die Photographen, ebenfalls um die Empfindlichkeit der
                              Schicht zu erhöhen, eine Flüssigkeit, welche aus einem Gemisch von 2 Raumtheilen
                              absolutem Alkohol mit 1 Raumtheil wasserfreiem Aether besteht und auf 100
                              Gewichtstheile dieses Gemisches 11 Gew.-Th. Jodammonium enthält.
                           Beide Flüssigkeiten werden als Geheimmittel zu hohen Preisen verkauft.