| Titel: | Ueber die Verwandlung der vegetabilischen Brennmaterialien in Gas und dessen Benutzung zur Stabeisenfabrication auf der Hütte zu Villotte bei Chatillon an der Seine, im Goldküstendepartement; von Hrn. L. Cailletet. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XCVIII., S. 415 | 
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                        XCVIII.
                        Ueber die Verwandlung der vegetabilischen
                           Brennmaterialien in Gas und dessen Benutzung zur Stabeisenfabrication auf der Hütte zu
                           Villotte bei Chatillon an der Seine, im Goldküstendepartement; von Hrn. L. Cailletet.Hr. Cailletet
                                 ließ sich diese Verfahrungsarten im J. 1854 für Frankreich patentiren.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société de l'Industrie
                                 minérale, T. I p. 473.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Cailletet, über die Verwandlung der vegetabilischen
                           Brennmaterialien in Gas zur Stabeisenfabrication.
                        
                     
                        
                           Man hat in der letzten Zeit viele Versuche in der Absicht angestellt, die
                              vegetabilischen oder die mineralischen Brennmaterialien behufs ihrer Verwendung in
                              Gas zu verwandeln und dieses dann in geeigneten metallurgischen Apparaten zu
                              verbrennen. Diese Versuche haben wenigstens in Frankreich noch zu keinem ganz
                              praktischen Resultat geführt; in einigen Waldbezirken Deutschlands sind hingegen mehrere Gashütten
                              seit einer Reihe von Jahren in regelmäßigem Betriebe.
                           Diese Gründe haben mich zur Wiederaufnahme jener Versuche veranlaßt, wobei ich mich
                              aber ausschließlich auf das Holz beschränkte. Mein Zweck war, die hohe Temperatur,
                              welche die durch Destillation des Holzes entwickelten Gase, nachdem sie vorher von
                              den flüssigen Producten als Wasser, Theer etc., befreit wurden, bei ihrer
                              Verbrennung erzeugen können, zur Stabeisenfabrication zu benutzen.
                           Einige Proben überzeugten mich von den praktischen Schwierigkeiten, die flüssigen
                              Producte der Destillation des grünen (oder nur lufttrocknen) Holzes zu verdichten.
                              Das saure und theerhaltige Wasser wirkt auf die blechernen Canäle ein, welche die
                              Abkühlung erleichtern müssen, zerstört und verstopft sie; die durch die Dämpfe
                              entwickelte latente Wärme erhöht in kurzer Zeit die Temperatur der ganzen Leitung
                              und verhindert eine vollständige Condensation; endlich kann man auch die fühlbare
                              Wärme, welche die Gase bei ihrem Ausströmen aus dem Generator haben, nicht mehr
                              benutzen.
                           Diese Gründe veranlaßten mich statt des ungetrockneten Holzes vollständig
                              getrocknetes zu vergasen. Ich benutzte bei diesem Theile meiner Versuche die
                              treffliche Abhandlung Leplay's,Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke mit Holzbetrieb und die Waldbesitzer
                                    befolgen müssen um den Kampf gegen die Hütten mit Steinkohlenbetrieb
                                    erfolgreich führen zu können. Deutsch von E. Hartmann. Freiberg 1854. über die mit Gasen aus gedörrtem Holz (sogenanntem Holzstoff, ligneux) betriebenen Puddel-
                              und Schweißöfen zu Lippitzbach in Kärnthen.
                           Die Trocken- oder Darrkammern, welche ich im Folgenden beschreiben werde, sind
                              nicht ganz nach den theoretischen und ökonomischen Grundsätzen Leplay's eingerichtet. Mein Zweck war übrigens, diese Apparate möglichst
                              zu vereinfachen. Die Kosten für das Brennmaterial brauchte ich nicht zu
                              berücksichtigen, da ich meine Trockenkammern mit den aus dem Puddelofen als
                              Ueberhitze entweichenden Gasen heizte.
                           Die zu Villotte angewendeten Apparate bestehen:
                           1) aus Trockenkammern;
                           2) aus einem Gasgenerator;
                           3) aus einem Puddelofen und einem Verbrennungsapparat.
                           Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf die detaillirte Beschreibung der
                              Apparate am Ende dieser Abhandlung.
                           
                           Die Dörr- oder Trockenkammern. – Das Holz
                              wird auf mit Ochsen bespannten Wagen, aus den etwa 5 Kilometer (5/7 deutsche Meilen)
                              von der Hütte entfernten Hauen herbeigeschafft. Es wird auf dem Boden in 2 bis 3
                              Meter hohen Haufen aufgeklaftert und bleibt den atmosphärischen Einflüssen so lange
                              ausgesetzt bis man es wegnimmt; man ladet es alsdann in Wagen, welche in die
                              Dörrkammern eingefahren werden. Diese Arbeit verrichten zwei Frauen leicht und
                              schnell, indem sie den Wagen mittelst eines Hakens aus den Kammern herausziehen,
                              dann beladen und wieder hineinschieben, worauf die Kammer mit einer Thür von starkem
                              Blech verschlossen wird. Die Zeit des Verweilens der Wagen in den Dörrkammern hängt
                              nothwendig von dem Feuchtigkeitsgrade des Holzes ab und ist nach den Jahreszeiten
                              verschieden. Im Sommer reichen 28 bis 30 Stunden hin, während im Winter wenigstens
                              48 Stunden erforderlich sind. Das angewendete Holz, welches von dem vorjährigen
                              Abtriebe herrührt, enthält, nach einigen im Januar 1856 angestellten Versuchen, etwa
                              30 Proc. Wasser, als Durchschnitt verschiedener Stücke, die von verschiedenen
                              Punkten des Haufens genommen worden waren.
                           Da der Holzstoff ein sehr pyrophorisches Product ist, so mußte man alle möglichen
                              Maßregeln ergreifen, um seine Entzündung zu vermeiden, weil dadurch traurige Folgen
                              herbeigeführt werden könnten. Es wurde daher jeder Wagen von dem andern unabhängig
                              gemacht, die Kammern erhielten mehrere, durch Scheider von einander getrennte
                              Abtheilungen, damit sich das Feuer, wenn ein Wagen in Brand geräth, keinem Wagen in
                              einer andern Abtheilung mittheilen kann. Ereignet sich nun, was jedoch selten
                              vorkommt, eine Entzündung, so beeilt sich der die Dörrkammern bedienende Arbeiter,
                              den entzündeten Wagen herauszuziehen und das Feuer mit Wasser zu löschen.
                              Gleichzeitig vermindert der Puddler die Wärme in der Kammer dadurch, daß er einen
                              Theil der verbrannten Gase in die Esse entweichen läßt. Beim regelmäßigen Betriebe
                              der Dörrkammern steigt die Temperatur vom Augenblick des Einbringens des Holzes bis
                              zu dem des Herausnehmens) sie beträgt alsdann 120 bis 130° C.
                           Die Arbeiter erkennen den zweckmäßigen Grad des Dörrens an der Farbe des Holzstoffes,
                              die ins Gelbliche gehen muß, an der Volumverminderung des Holzes und endlich an der
                              Leichtigkeit womit es zerbrochen werden kann.
                           Der auf diese Weise präparirte Holzstoff ist nicht ganz wasserfrei. Fünf aus
                              verschiedenen Kammern und von verschiedenen Stellen weggenommene Stücke gaben, nach
                              vollständigem Austrocknen in einem Strom trockener Luft von 120° C., in 100
                              Grammen:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                    1.      
                                 3,25
                                 Gr. Wasser
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 6,00
                                      „
                                 
                              
                                 Nr. 3.
                                 2,75
                                      „
                                 
                              
                                 Nr. 4.
                                 4,12
                                      „
                                 
                              
                                 Nr. 5.
                                 4,13
                                      „
                                 
                              
                           Der durchschnittliche Wassergehalt des Holzstoffes in dem Augenblick wo er aus der
                              Dörrkammer kommt, beträgt daher 4 Proc. Es ist sogar wahrscheinlich, daß diese
                              Quantität wegen der zu großen Neigung des Holzstoffes die Feuchtigkeit aus der Luft
                              zu absorbiren, zunimmt. Auch haben wir solche Apparate vorgezogen, die den
                              Faserstoff nach Maaßgabe seines Verbrauchs liefern, statt solche anzuwenden, die
                              große Mengen von diesem Product auf einmal liefern, welche man alsdann aufbewahren
                              muß. Das benutzte Holz besteht gewöhnlich aus:
                           1/2 Eichenholz,
                           1/3 Buchenholz,
                           1/6 Lindenholz und verschiedene andere Sorten.
                           Man erhält nahezu einen Störe Holzstoff aus einem Störe grünen Holzes.Der Störe der Hüttenbesitzer in der Bourgogne ist ein Prisma von 1 Met. Höhe,
                                    1,50 Met. Länge und 0,66 Met. Breite; es sind dieß die Dimensionen des
                                    Holzes in den Schlägen. Der Störe entspricht übrigens genau dem Volum von 1
                                    Kubikmeter. Die erwähnte Volumverminderung ist zu gering und zu wenig constant, als daß
                              ich sie schätzen konnte.
                           Die Gestehungskosten von einem Störe Holzstoff lassen sich wie folgt feststellen:
                           
                              
                                 Ankaufspreis von 1 Störe Holz auf dem
                                    Stamm     
                                 3,10 Fr.
                                 
                              
                                 Hauerlöhne, im Durchschnitt
                                 0,75  „
                                 
                              
                                 Aufklaftern im Walde
                                 0,20  „
                                 
                              
                                 Anfuhr im Durchschnitt auf 5
                                    Kilometer
                                 1,25  „
                                 
                              
                                 Das Beladen und Entladen der Wagen
                                 0,35  „
                                 
                              
                                 Das spalten der dicken Scheite
                                 0,10  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Durchschnittskosten auf 1 Störe
                                    Holzstoff
                                 5,75 Fr.
                                 
                              
                           Der Störe Holz wiegt im Mittel 380 Kilogr. und gibt 278 Kil. Holzstoff, also 73
                              Procent.
                           Die Gezähereparaturkosten und die Zinsen vom Capital sind auf die Productionskosten
                              des Roheisens übertragen.
                           Diese betrugen im Januar 1856 5,75 Fr. Es ist dieß ein Maximum, denn nach dem
                              Durchschnitt einer Reihe von Jahren nehmen der Ankaufspreis des Holzes und die
                              Arbeitslöhne merklich ab.
                           
                           Der Gasgenerator. – Aus den Dörrkammern wird der
                              Holzstoff auf den Gichtboden des Gasgenerators geschafft, um dort sofort benutzt zu
                              werden.
                           Dieser Apparat hat die Form eines Prismas mit länglich viereckiger Basis, welches
                              nach unten zu etwas zusammengezogen ist. Die Dicke der Brennmaterialschicht beträgt
                              vom Rost bis zur Oeffnung, durch welche sich das Gas entwickelt, 1,70 Meter.
                           Nach der Theorie sollte man die Höhe dieses Apparates wesentlich vermindern können;
                              die vom verewigten Ebelmen mit einem Schachtofen
                              angestellten Versuche ergaben auch für das 0,44 Met. über der Form aufgefangene Gas
                              folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure     
                                     0,31
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   41,59
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     1,42
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   56,68
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                     0,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00 Volume.
                                 
                              
                           Man ersieht hieraus, daß der Sauerstoff der Luft, nachdem er eine nur 0,44 Met. hohe
                              Schicht glühender Holzkohlen durchströmte, fast gänzlich in Kohlenoxydgas verwandelt
                              ist. In unserm Apparat haben wir die Brennmaterialschicht weit stärker gemacht, um
                              den obern Schichten zu gestatten vor dem Verbrennen alle Feuchtigkeit abzugeben.
                           Bei ihrem Ausströmen aus dem Generator behalten die Gase eine hinreichend hohe
                              Temperatur, welche dazu beiträgt, die Verbrennungswärme auf dem Ofenherde zu
                              steigern. Ihre Temperatur, mit einem Quecksilberthermometer gemessen, welches mit
                              einer metallenen Hülse umgeben war, betrug:
                           
                              
                                 nach eintägigem Betriebe
                                 285°
                                 C.
                                 
                              
                                 nach zweitägigem
                                    Betriebe    
                                 300
                                  „
                                 
                              
                                 nach fünftägigem Betriebe
                                 265
                                  „
                                 
                              
                           Diese Unterschiede rühren wahrscheinlich von kleinen Wassermengen her, die in dem
                              Holzstoff enthalten sind und welche durch ihre Verdampfung die Temperatur des Gases
                              vermindern.
                           Es war von Interesse, durch Versuche zu ermitteln, ob die Gase bei ihrem Ausströmen
                              aus dem Generator noch beträchtliche Mengen von Wasser und Kohlensäure enthalten.
                              Nachdem der Generator seit zehn Tagen im Betriebe war, lieferte mir 1 Liter
                              trockenen Gasts von 0° und 0,760 Met. Druck:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 1,077
                                 Gr.
                                 
                              
                                 Wasser und
                                    Theer    
                                 0,132
                                   „
                                 
                              
                           
                           Diese Zahlen weichen wenig von denen ab, welche man bei der Analyse der Producte von
                              der Destillation des Holzes in geschlossenem Gefäße erhält; sie zeigen ferner, daß
                              in unserm Apparat nur ein sehr unbedeutender Theil des Kohlenstoffs in ein für die
                              Verbrennung unnützes Gas umgewandelt wird.
                           Die Verbrennung wird durch einen Strom kalter Luft unterhalten, die ein Zweigrohr des
                              Ventilators liefert, welcher den Puddelofen speist.
                           Das Einladen des Holzstoffes geschieht mit Hülfe eines Kastens, welcher über dem
                              Generator angebracht ist; ein Arbeiter füllt ihn mit gedörrtem Holz, schließt den
                              Deckel und zieht mit Hülfe eines Hebels die Bodenplatte zurück, worauf das
                              Brennmaterial niederfällt. Man sieht, daß bei diesem Apparat während des Chargirens
                              nur geringe, etwa dem Volum des Kastens gleiche Gasmengen verloren gehen können. Man
                              chargirt alle acht Minuten; übrigens kann man sich von der Höhe des Holzstoffes im
                              Generator überzeugen, indem man den Schieber etwas öffnet, so daß man mit einer
                              hölzernen Stange die obere Seite der letzten Charge berühren kann. Wenn man
                              Reisigbündel anwendet, so packt man sie auf den Boden des gußeisernen Kastens, und
                              bedeckt sie mit einer gleichen Gewichtsmenge Holzstoff, um ihren Niedergang zu
                              erleichtern.
                           Aus dem Generator strömen die Gase abwärts durch einen Canal, der aus einer dicken
                              Ziegelsteinmauerung besteht, damit Wärmeverluste vermieden werden. Sie gelangen auf
                              diese Weise zum Fuß des Puddelofens, in eine Kammer oder einen Canal, dessen
                              Querschnitt doppelt so groß ist wie der des Canals durch welchen sie einströmen. In
                              dieser Kammer, wo sie ihre Geschwindigkeit verloren haben, hinterlassen sie den
                              Staub, welchen sie mit sich führten; durch eine mit Ziegelsteinmauerung
                              verschlossene Oeffnung reinigt man diesen Raum alle vierzehn Tage.
                           Der Puddelofen. – Dieser ist nach Art der in der
                              Champagne üblichen construirt; er hat nur eine Arbeitsthür, allein auf den
                              Arbeitsherb folgt ein zweiter, auf welchem das Roheisen vorgewärmt wird; der
                              Verbrennungsapparat, welcher den Rost ersetzt, gibt dem Ofen ein von den
                              gewöhnlichen abweichendes Ansehen.
                           Letzterer Theil des Ofens ist so eingerichtet, daß der Gasstrom sich genau mit den
                              dünnen Strömen warmer Luft, welche durch die Formen eingeführt werden, vermischt.
                              Dieß ist bekanntlich eine nothwendige Bedingung, um das Maximum der Temperatur
                              hervorzubringen. Die Luft erwärmt sich in zwei gußeisernen Röhren, welche eine
                              Heizoberfläche von zwei Quadratmetern haben und hinter dem Vorwärmeherde angebracht
                              sind; an den Formen gemessen, zeigt die Gebläseluft eine Temperatur von 170 bis 200° C. Es würde
                              aber vortheilhaft seyn, diese Temperatur auf 250 oder 280° C. erhöhen zu
                              können.
                           Die Pressung des durch den Ventilator eingeblasenen Windes, in der Nähe der Formen
                              gemessen, beträgt nur einige Centimeter Wassersäule. Das Volum der einströmenden
                              Luft regulirt der Puddler sehr leicht durch ein Register, so daß er in jedem
                              Augenblick die höchste Wärme hervorbringen kann, indem er in den Ofen die zur
                              Verbrennung der Gase genau erforderliche Luftmenge einführt.
                           Die Form besteht aus einem gußeisernen Cylinder, welcher mit blechernen Mäulern
                              versehen ist, die senkrecht auf der Hauptachse stehen. Nach mehreren Versuchen sind
                              wir bei dieser schon auf dem Harze angewendeten Gestalt der Form stehen geblieben;
                              sie gestattet den Strömen warmer Luft und dem Gase, sich in geringer Entfernung von
                              der Form zu vermischen.
                           Wenn man den Apparat in Betrieb setzt, so erwärmt man ihn, indem man den Generator
                              mit grünem Holze chargirt; der Puddelofen füllt sich mit schwarzem Rauch an, der
                              sehr scharf ist und Wasser auf allen kalten Gegenständen absetzt; man gibt etwas
                              Wind und das Gas entzündet sich, indem man brennende Späne in den Ofen wirft.
                           Mit grünem Holz kann man jedoch die Ofenwärme nicht über die Kirschrothhitze bringen;
                              alsdann chargirt man aber mit Holzstoff, worauf der Ofen schnell weißglühend wird.
                              Es sind im Durchschnitt zehn bis zwölf Stunden erforderlich, um den Ofen auf die
                              hinreichende Temperatur zu bringen. Die Flamme ist weiß, die Ofenwände sind blendend
                              und man kann in kurzer Zeit die auf der Arbeitssohle liegenden Eisenstückchen
                              zusammenschweißen.
                           Alsdann wird die bereits auf dem hintern Ofenherd vorgewärmte Roheisencharge
                              eingesetzt; sie besteht aus 175 Kilogr. oder 350 Zollpfund weißem und grauem
                              Roheisen. Dasselbe schmilzt in kurzer Zeit nieder und wird dann, wie bei dem
                              gewöhnlichen Puddelproceß, zerschlagen und umgerührt. Die Puddler haben
                              hauptsächlich darauf zu sehen, daß die Temperatur während dieser ersten
                              Betriebsperiode nicht zu sehr gesteigert wird.
                           Während dieser Zeit blähet sich das Roheisen in Folge der Gasentwickelung auf; hört
                              diese Volumzunahme auf, so sagt man, daß das Eisen gestiegen sey und es beginnt
                              alsdann die Arbeit mit einer scharfen Brechstange; in dieser Periode bilden sich
                              auch Eisentheilchen, die man durch ihre weiße Farbe unterscheiden kann.
                           Man muß die Eisenmasse zwei- oder dreimal durcharbeiten, d.h. sie mit der
                              Brechstange heben, um die mit der Sohle in Berührung gebliebenen Theilchen, die minder warm als
                              die übrigen sind, der Einwirkung der Hitze auszusetzen.
                           In diesem Zeitpunkt des Betriebes muß der Ofen auf die höchste Temperatur gebracht
                              werden, wozu es erforderlich ist, den Rost des Generators zu reinigen und recht viel
                              Luft unter denselben einströmen zu lassen; das Zusammenschweißen der Luppen
                              geschieht in dem Maaß als das Zängen ausgeführt wird, welches unter einem
                              Aufwerfhammer geschieht.
                           Wir stellen hier die verschiedenen Perioden des Puddelns zusammen:
                           
                              
                                 das Chargiren des Roheisens
                                 
                                   5 Minuten
                                 
                              
                                 das Erhitzen und Zerbrechen
                                    desselben
                                 
                                 15      „
                                 
                              
                                 die Arbeit mit dem Haken
                                 
                                 35      „
                                 
                              
                                 die Arbeit mit der Brechstange
                                 
                                 15      „
                                 
                              
                                 Temperatursteigerung und Zängen
                                 
                                 15      „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1 Stunde
                                 25 Minuten.
                                 
                              
                           Bei dieser Uebersicht sind jedoch weder vorkommende Betriebsstörungen noch
                              Ofenreparaturen berücksichtigt.
                           Durchschnittlich macht man in zwölf Stunden acht bis zehn Chargen, wobei man ein
                              Gemenge von weißem und grauem Roheisen benutzt, welche mit Holzkohlen und kalter
                              Luft erblasen worden sind.
                           Das in dem Hohofen zu Villotte benutzte Erz ist ein ziemlich feinkörniger
                              Brauneisenstein, sogen. Bohnerz aus dem Oxfordthon (Kelloway-Gestein) und man
                              unterscheidet zwei Varietäten. Das graue Erz, welches Versteinerungen enthält und
                              phosphorhaltig ist, wird in der Nähe der Hütte gegraben; das rothe Erz wird in
                              Gruben gewonnen und ist sehr rein. Als Zuschlag und zur Sättigung des kalkigen Erzes
                              wendet man ein feinkörniges, durch eine kieselige Gangart verbundenes Erz aus dem
                              Aube-Departement an.
                           Der Roheisenverbrauch ist fast derselbe wie bei dem gewöhnlichen Puddeln mit
                              Steinkohlenflamme. Das erzeugte Stabeisen ist wesentlich besser als das in den
                              Bourgogne'schen Frischfeuern zu Villotte aus demselben Roheisen dargestellte. Die
                              Producte des Gasofens haben außerdem den wesentlichen Vorzug einer sehr regelmäßigen
                              Qualität, welche bei den Frischfeuern niemals erzielt wird. Die
                              Brennmaterialersparung ist bedeutend, wenn man die Kohlenmenge, welche 2,55 Stören
                              Holzstoff entspricht und zu 1000 Kilogr. Luppeneisen oder Masseln erforderlich ist,
                              mit der Kohlenmenge vergleicht, welche in Comtéfeuern verbrannt wird, in
                              denen man nur Luppenstücke erzeugt. Man wird die Vortheile, welche der Holzstoff
                              gegen die Holzkohlen gewährt, leicht begreifen, wenn man die Zusammensetzung des
                              grünen Holzes in Betracht zieht, welche folgende ist:
                           
                           
                              
                                 Kohle und
                                    Asche    
                                   17,5
                                 
                              
                                 Gase
                                   26,6
                                 
                              
                                 flüssige Producte
                                   55,9
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Man sieht, daß man bei der Benutzung des Holzstoffes die Wärme gewinnt, welche die
                              Verbrennung der Gase liefert, die in der Kohle nicht mehr vorhanden sind.
                           Der Generator wird entweder mit Holzstoff allein oder zur Hälfte mit diesem und zur
                              Hälfte mit Reisigbündeln gespeist. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich gleiche
                              Gewichtstheile von dem einen oder dem andern ersetzen können.
                           Die Productionskosten für 1000 Kil, Luppenstücke betragen in beiden Fällen:
                           
                              
                                 RoheisenDieser geringe Roheisenabgang rührt daher, daß das Luppeneisen nach
                                          dem Zangen noch sehr viel Schlacken enthält, daher der
                                          Schweißofenabgang sehr bedeutend ist. 1020 Kil. à 195 Fr. die 1000
                                    Kil.
                                 198,90 Fr.
                                 
                              
                                 Holzstoff. 2,55
                                    Stère à 5,75 Fr.
                                   14,65  „
                                 
                              
                                 2 Puddler à 1,50 Fr.
                                     3,00  „
                                 
                              
                                 2 Gehülfen à 1,25 Fr.
                                     2,50  „
                                 
                              
                                 2 Roheisenzerschläger à 1,10 Fr.
                                     2,20  „
                                 
                              
                                     Diese
                                    Arbeiter werden auf die 1000 Kilogr. gelohnt.
                                 
                                 
                              
                                 2 Tagelöhner zur Bedienung des Generators
                                    à 1,50 Fr.
                                     3,00  „
                                 
                              
                                 Gezäheunterhaltung
                                     0,60  „
                                 
                              
                                 unvorhergesehene Kosten
                                     1,75  „
                                 
                              
                                 nimmt man an. daß täglich 3000 Kil.
                                    Luppenstücke fabricirt    werden, so hat
                                    man auf 1000 Kil. ein Drittel der
                                    obigen    Kosten mit
                                     1,80  „
                                 
                              
                                 auf Amortisation der Anlagekosten
                                     0,75  „
                                 
                              
                                 Zinsen vom Betriebscapitale
                                     3,25  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Es kommen daher 1000 Kil. Luppenstücke zu
                                    stehen auf
                                 227,05 Fr.
                                 
                              
                           Wenn man Reisig und andere zu Bündeln vereinigte
                              Holzabgänge benutzt, so ersetzt man die Hälfte des Holzstoffes durch 80 Bündel, von
                              denen 100,2 Fr. statt 7,30 Fr. kosten. Die Brennmaterialkosten betragen alsdann im
                              Ganzen nur 9,30 Fr. auf 1000 Kil. Luppenstücke und die Kosten auf dieselben
                              vermindern sich alsdann auf 221,70 Francs.
                           Das mit Gasen gepuddelte Eisen ist dicht, fadig, sehr fest und läßt sich gleich gut
                              in der Hitze und kalt verarbeiten. Es muß natürlich besser seyn, als das mit
                              Steinkohlen dargestellte, weil man die Einwirkung der geschwefelten Gase vermeidet,
                              welche bei dieser Temperatur eine große Neigung haben sich mit dem Eisen zu
                              verbinden. Aber auch Flugasche und Kohlenschiefern, welche in das Roheisenbad gelangen,
                              verringern die Güte des Eisens.
                           Zu Villotte wird das im Gasofen erzeugte Puddeleisen ausschließlich zur Fabrication
                              weichen Bleches angewendet. Die Luppenstücke werden zu zweien übereinander gelegt,
                              ausgeschweißt, kommen dann zum Zangen unter einen Stempelhammer und werden zu 0,14
                              Met. breiten Stürzen ausgewalzt, welche man mittelst der Schere zu Stücken von
                              zweckmäßiger Länge zerschneidet. Das daraus dargestellte Blech ist weit besser als
                              das aus Herdfrischeisen dargestellte.
                           Besondere Güte und Gleichartigkeit sind die wesentlichen und sehr schätzbaren
                              Eigenschaften des mit Holzgasen erzeugten Eisens, während, wie jeder Hüttenmann
                              weiß, das Herdfrischeisen im Allgemeinen ungleichartig ist. Ein anderer Vortheil
                              welchen diese Methode gewährt, ist der, daß man dabei die Abfälle in den Hauen
                              benutzen kann, welche nur den Fuhrlohn nach der Hütte tosten.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildungen.
                           Dörrkammern und Wagen zum Dörren des Holzes (Fig. 7 bis 9).
                           Fig. 7
                              horizontaler Durchschnitt der Dörrkammern.
                           Fig. 8
                              senkrechter Durchschnitt derselben nach der Linie XY der Fig. 7, nebst der Seitenansicht eines Wagens, der mit grünem Holze
                              beladen in die Kammer eingefahren und mit dem gedörrten herausgefahren und entladen
                              wird.
                           Fig. 9
                              Endansicht des Wagens.
                           A, A die aus rothen Ziegelsteinen erbaueten Dörrkammern;
                              die Scheidewände H, H bestehen aus auf die hohe Kante
                              gestellten Ziegelsteinen und theilen die Kammer in 14 Abtheilungen, von denen jede
                              einen Wagen aufnimmt.
                           C, C Schließkeile von Walzeisen, welche durch die Enden
                              der runden Ankerstangen B, B und die Gewölbe
                              zusammenhalten.
                           F, F flacheiserne Stäbe, welche die Bekleidungen der
                              blechernen Thüren bilden.
                           R, R auf die hohe Kante gestellte Eisenstäbe, welche als
                              Schienen dienen; jeder Stab ist einerseits in das Mauerwerk eingelassen und wird
                              anderseits außerhalb desselben mittelst Keilen in einem hölzernen Schwell r, r festgehalten.
                           G, G gußeiserne Röhren, durch welche die als Ueberhitze
                              aus dem Ofen entweichenden Gase strömen um Wärme abzugeben.
                           
                           H, H Scheidewände, welche aus auf die hohe Kante
                              gestellten Ziegelsteinen aufgeführt sind und verhindern, daß die Entzündung eines
                              Wagens sich den folgenden Wagen mittheilt.
                           P Esse von 12 Meter Höhe; sie saugt die verbrannten
                              Gase, nachdem dieselben den Apparat verlassen haben, an und verhindert deren
                              Ausströmen durch die Arbeitsthür des Puddelofens.
                           U, U eiserner Wagen, auf welchen das grüne, zu dörrende
                              Holz geladen wird; bloß die Räder des Wagens sind von Gußeisen. Jede Kammer ist mit
                              einem solchen Wagen versehen, dessen Gewicht 47 Kil. beträgt. – Die aus den
                              Hauen angefahrenen Holzscheite sind 0,66 Met. lang.
                           Gasgenerator (Fig. 10 und 11).
                           Fig. 10
                              senkrechter Durchschnitt des Generators und des Puddelofens nach der Linie X'Y' der Fig. 7.
                           Fig. 11
                              senkrechter Durchschnitt von dem obersten Theil des Generators nach der Linie I, II
                              der Fig.
                                 7.
                           h, h die Wände des Generators, aus rothen Ziegelsteinen
                              aufgeführt und inwendig mit feuerfesten Ziegelsteinen bekleidet.
                           m, n gußeiserne Träger für den aus Flächen Stäben
                              bestehenden Rost.
                           t Aschenfall mit einer blechernen Thür. Man verschließt
                              diese Thür und läßt durch die Röhre s Gebläsewind
                              einströmen, sobald die Temperatur im Puddelofen gesteigert werden soll.
                           n, n länglich-viereckiger gußeiserner Kasten zum
                              Einführen des gedörrten Holzes in den Generator.
                           f blecherner Deckel, welchen man im Augenblick des
                              Chargirens verschließt.
                           l auf Leisten verschiebbare gußeiserne Platte, wodurch
                              man den Kasten n, n unten verschließen und öffnen
                              kann.
                           g eiserner Hebel, womit die Platte l gehandhabt wird.
                           j, j gußeiserne Deckplatte der obern Seite des
                              Generators, auf welcher der Kasten n, n steht.
                           K Canal, durch welchen die brennbaren Gase in den
                              Puddelofen gelangen; dieser Canal mündet an der Basis des Puddelofens in den
                              Behälter oder die Kammer W aus, mit der er durch die
                              Oeffnung z, z in Verbindung steht.
                           Puddelofen (Fig. 7 und 12).
                           Fig. 12
                              senkrechter Durchschnitt desselben nach der Linie III, IV der Fig. 7.
                           z, z Eintritt der Gase in den Puddelofen.
                           L Behälter von größerm Querschnitt als z, z; die Gase setzen darin den Staub und die anderen
                              mitgerissenen Substanzen ab.
                           
                           M gußeiserne, um ihre Achse drehbare Form; zur
                              Erleichterung dieser Bewegung tritt die Röhre N, welche
                              die erwärmte Gebläseluft herbeiführt, nur durch Reibung in die Oeffnung der
                              Form.
                           o, o, o sieben conische Formmäuler aus starkem Blech;
                              sie sind zur Verhinderung ihrer Oxydation mit Lehm beschlagen, und man kann sie
                              leicht auswechseln, da sie nur durch Reibung in der Form M befestigt sind.
                           p, q, x, y vorderer Theil des Ofens, wo die brennbaren
                              Gase mit der Gebläseluft vermischt werden.
                           O Canal, durch welchen Luft zur Abkühlung des Mauerwerks
                              strömt.
                           Q große Feuerbrücke, durch eine senkrecht gestellte
                              dicke gußeiserne Platte gebildet.
                           J kleine Feuerbrücke, aus Ziegelsteinen bestehend.
                           E, E gußeiserne Herdplatte, auf welcher die Arbeitssohle
                              aus Eisenoxyd hergestellt wird.
                           D gußeiserne Arbeitsthür des Ofens, auf der inneren
                              Fläche mit feuerfesten Ziegelsteinen bekleidet.
                           E', E' Sohle des hintern Ofens zum Vorwärmen des
                              Roheisens.
                           D' Arbeitsthür dieses Ofens.
                           k, k gußeiserne Röhren zum Erwärmen der durch die Formen
                              einströmenden Gebläseluft.
                           Die von einem Ventilator gelieferte Luft erhitzt sich in den Röhren k, k und wird dann durch die blecherne, mit Lehm
                              beschlagene Röhre N in die Form geleitet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
