| Titel: | Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des Brodes; von Professor Rivot. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. CVI., S. 441 | 
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                        CVI.
                        Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des
                           Brodes; von Professor Rivot.
                        (Schluß von S. 393 des vorhergehenden Heftes.)
                        Rivot's Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des
                           Brodes.
                        
                     
                        
                           Uebersicht der Untersuchung des Weizenmehls auf beigemengte
                                 fremdartige Mehle.
                           Nach dem Vorhergehenden kann man die dem Weizenmehl beigemengten verschiedenartigen
                              Mehle in einem vorliegenden Muster bis auf einen gewissen Punkt unterscheiden, indem
                              man auf folgende Weise verfährt.
                           
                           Man überzeugt sich zuerst durch die erwähnte rothe Färbung mittelst Salpetersäure und
                              Ammoniak, ob Wicken oder Weißbohnen vorhanden sind oder nicht; das Mengenverhältniß
                              derselben kann mittelst des Mikroskops abgeschätzt werden.
                           Bei einer zweiten Reihe von Versuchen mit dem Mehle selbst sucht man unter dem
                              Mikroskop die Flaumfederchen des Roggens oder Hafers zu erkennen, die sich auch sehr
                              leicht von einander unterscheiden lassen. Bei diesen Beobachtungen erkennt man durch
                              die Gestalt der Zellengewebe-Ueberbleibsel und durch die Bruchstückchen von
                              Perispermen das Vorhandenseyn von Reis, Türkischkorn und Buchweizen. Indem man das
                              Mehl auf der Glasplatte mit Kalilösung behandelt, kann man die charakteristischen
                              viereckigen und rothen Bruchstückchen des Leinsamens unterscheiden.
                           Eine dritte Reihe von Versuchen widmet man der Beobachtung des bei der Darstellung
                              des Klebers erhaltenen Stärkmehls, welches man durch öfteres Umrühren und Abgießen
                              in drei Theile absondert.
                           Im leichtesten Theil des Stärkmehls, welcher nur die feinsten Körner enthält, sucht
                              man die Hirse und den Hafer, indem man abwechselnd im gewöhnlichen und im
                              polarisirten Lichte beobachtet. Die runden Körner mit einem schwarzen Punkt in der
                              Mitte, welche im polarisirten Lichte schwarz werden mit glänzendem Mittelpunkt,
                              zeigen die Hirse an; undurchsichtige Körner, welche durch die Polarisation des
                              Lichtes beinahe ganz verschwinden, gehören dem Hafer an.
                           Im Stärkmehl von mittlerer Dichtigkeit hat man vorzüglich das Türkischkorn zu suchen,
                              welches sich unter dem Mikroskop sehr leicht erkennen läßt; runde Körner mit einem
                              schwarzen Punkt in der Mitte, welche im polarisirten Licht viereckig werden, mit
                              einem schwarzen, rechtwinkeligen Kreuze, dessen vier Ecken stark glänzen, zeigen das
                              Türkischkorn mit Gewißheit an.
                           Der schwerste Theil des Stärkmehls kann von den fremdartigen Substanzen am meisten
                              enthalten. In diesem Theile muß man das Kartoffelstärkmehl, Bohnen, Reis und
                              Buchweizen suchen. Man muß die Beobachtungen vervielfältigen und bei jeder einzelnen
                              vom gewöhnlichen Licht zum polarisirten übergehen.
                           Das Kartoffelstärkmehl erkennt man an der Größe der Körner, an ihrer eigenthümlichen
                              Gestalt und an den, durch Polarisation des Lichtes erzeugten, zwei hyperbolischen
                              schwarzen Aesten.
                           Die Bohnen erkennt man durch die etwas länglichen Körner, welche mit zwei, einander
                              sehr nahen schwarzen Pünktchen versehen sind, und durch das bei der Polarisation
                              entstehende schwarze, rechtwinkelige Kreuz mit einem schwarzen Flecken in der Mitte, kreisförmiger
                              schwarzer Einfassung und sehr glänzenden Zwischenräumen.
                           Der Reis wird angezeigt durch die eckigen Bruchstückchen des Perisperms, welche im
                              gewöhnlichen Licht fast durchsichtig sind, die man aber nur bei großer Uebung im
                              Beobachten erkennen kann.
                           Prismatische Zusammenhäufungen endlich, der stängeligen käuflichen Stärke ähnlich,
                              verrathen die Gegenwart von Buchweizen.
                           Durch diese Versuche sind also Wicken, Weißbohnen, Hirse, Hafer, Türkischkorn,
                              Bohnen, Kartoffeln, Leinsamen und selbst Buchweizen leicht und deutlich zu erkennen.
                              – Der Reis ist stets schwer zu erkennen, wenn er in geringer Menge vorhanden
                              ist; der Roggen kann nur durch die kleinen Federchen erkannt werden, welche man mit
                              Geduld im Mehle aufsuchen muß.
                           Stickstoff und mineralische Substanzen. – Die
                              Mehle enthalten stickstoffhaltige Substanzen, welche nicht, wie der Weizenkleber,
                              die Eigenschaft besitzen, sich beim Kneten zu vereinigen. Ihr Mengenverhältniß ließe
                              sich mit ausreichender Genauigkeit nach der quantitativen Bestimmung des Stickstoffs
                              berechnen, wenn es erwieselt wäre, daß alle diese Substanzen den Stickstoff nahezu
                              in gleichem Verhältniß enthalten.
                           Dieser Bestimmung des Stickstoffs darf man jedoch keinen zu großen Werth beilegen.
                              Die gute Beschaffenheit des Brodes hängt hauptsächlich von der Abwesenheit oder dem
                              sehr geringen Verhältniß anderer Mehle, und von der guten Conservation des
                              Weizenmehles ab. Diese beiden Punkte werden durch die Absonderung und
                              Gewichtsbestimmung des Klebers aufgeklärt. Wenn derselbe sich leicht vereinigt und
                              die charakteristischen Merkmale einer guten Weizensorte besitzt, wenn sein
                              Gewichtsverhältniß zwischen 9 bis 11 Proc. beträgt, so kann man sich darauf
                              verlassen, daß das aus dem Mehle gemachte Brod gut ausfällt und daß die beigemengten
                              fremden Mehle in zu geringer Menge vorhanden sind, um auf dessen Qualität von
                              erheblichem Einfluß zu seyn.
                           Der Kleber also muß am sorgfältigsten untersucht werden. Aus seinem Stickstoffgehalt
                              kann man durchaus nicht auf die Abwesenheit fremdartiger Mehle, oder auf den guten
                              Zustand des Weizenmehles schließen. Ueberdieß ist die Wirkung des Stickstoffs als
                              hauptsächlich nährendes Element keineswegs so erwiesen, daß man die Mehlsorten nach
                              ihrem Stickstoffgehalt classificiren könnte.
                           Die mineralischen Stoffe sind in allen Mehlarten in geringer Menge enthalten, müssen
                              jedoch bei der Ernährung sehr nützlich seyn. Dieselben können durch Einäscherung in
                              einem Porzellanschälchen unter einer nur bis zum Dunkelrothglühen erhitzten Muffel
                              bestimmt werden. Die große Menge schmelzbarer alkalischer Salze macht jedoch die
                              vollkommene Einäscherung sehr schwierig. So langsam man die Temperatur auch steigern
                              mag, so gelingt es doch nicht die Schmelzung zu vermeiden, welche die Verbrennung
                              der Kohle verhindert. Man muß dann die mehr oder minder schwarze Asche mit Wasser
                              behandeln, um die Alkalisalze aufzulösen, worauf man mit der Einäscherung des
                              unauflöslichen Theils fortfährt. Die Auflösung wird zur Trockne abgedampft und das
                              Gewicht des Rückstandes, dem der Asche hinzugerechnet, ergibt das Gesammtgewicht der
                              mineralischen Bestandtheile des Mehles. Diese langwierige Operation kann jedoch kein
                              genaues Resultat geben; durch die Einäscherung muß ein Theil der Mineralsalze zu
                              Verlust gehen, insbesondere aber die Natur der Verbindungen sich verändern. Man muß
                              daher diese Operation nur dann ausführen, wenn man eine bezügliche Vermengung des
                              Mehles mit Mineralsalzen vermuthet, ein sehr seltener Fall, weil dieser Betrug zu
                              leicht zu entdecken ist. Die Asche des Weizens besteht hauptsächlich aus Kieselerde,
                              Phosphorsäure, Alkalien und Kalk; sie enthält nur sehr wenig Talkerde, Schwefelsäure
                              und Kohlensäure.
                           Ich stelle in der Tabelle B am Schluß dieser Abhandlung
                              die Zusammensetzung der Asche als gut erkannter Brode
                              zusammen; sie weicht von der Zusammensetzung der Asche des Weizenmehls nur durch das
                              bei der Brodbereitung zugesetzte Salz und eine kleine Menge schwefelsauren Kalks ab,
                              der vom Brunnenwasser herrührt, dessen sich die Bäcker lieber bedienen als des
                              reinen Wassers.
                           Ich schließe die Anleitung zur Untersuchung der Mehle mit meinen Resultaten über den
                              Wasser- und Klebergehalt verschiedener Mehlsorten.
                           
                              
                                 
                                   (1)
                                   (2)
                                 (3)
                                   (4)
                                 (5)
                                   (6)
                                   (7)
                                 (8)
                                   (9)
                                 (10)
                                 
                              
                                 Es enthalten 100
                                    Thle.    hygroskopis.
                                    Wasser   
                                 16,70
                                 17
                                 17
                                 16
                                 12  
                                 14
                                 13
                                 13
                                 14
                                 14
                                 
                              
                                 trockenen Kleber
                                   9,39  
                                 10,60  
                                   9  
                                 10,65  
                                  –
                                 10,12  
                                 10,06  
                                 11  
                                   9,80  
                                   9
                                 
                              
                           (1) Mehl aus der Gegend von Bordeaux 23,39 Proc Kleie enthaltend.
                           (2) Mehl erster Qualität, bei einem Pariser Bäcker gekauft.
                           (3) Mehl erster
                              Qualität,                deßgl.
                           (4) Mehl erster
                              Qualität,                deßgl.
                           (5) Roßkanienmehl.
                           (6), (7), (8), (9), (10) amerikanische Mehle, von Cherbourg und Havre eingesandt.
                              Dieselben haben gegohren und enthalten ein wenig Roggen und Türkischkorn. Sie geben
                              ein sehr schlechtes Brod; man konnte sie zum Brodbacken nur durch Vermengen mit
                              einem bedeutenden Verhältnis von Weizenmehl anwenden.
                           
                        
                           
                           II. Untersuchung des Brodes.
                           Das Brod von den Bäckern hat man gewöhnlich zu untersuchen, ohne die Natur des
                              Mehles, die Fabricationsweise, die Dauer des Backens und selbst die Zeit, welche
                              seit seinem Herausnehmen aus dem Ofen verflossen ist, genau zu kennen. Die Resultate
                              die man erhält, sind nicht immer vollständig und beziehen sich nothwendig nur auf
                              den Zustand des Brodes zu der Zeit wo es untersucht wird. Es wäre sehr nützlich die
                              Zeit zu kennen, welche seit dem Herausnehmen aus dem Ofen verstrichen ist, und den
                              Gewichtsverlust des Brodes durch Austrocknen; dadurch wäre man im Stande, das Gesetz
                              der Austrocknung seit dem Backen zu ermitteln, und mit größerer Gewißheit das
                              Verhältnis des zur Herstellung des vorliegenden Brodes verwendeten Mehles zu
                              bestimmen.
                           Um die Qualität eines Brodes zu bestimmen, hat man folgende Operationen
                              vorzunehmen:
                           1) Untersuchung der äußern Beschaffenheit des Brodes und wie stark es gebacken wurde,
                              seines Geruchs, Geschmacks und seines Erhärtens durch freiwilliges Austrocknen;
                           2) Bestimmung des hygroskopischen Wassers in der Krume und in der Rinde, folglich des
                              Mengenverhältnisses der trockenen Substanzen die das Brod enthält;
                           3) Einäscherung dieser beiden Theile, eines jeden besonders, und Berechnung der zur
                              Erzeugung von 100 Theilen Brodes verwendeten Menge trockenen Mehles. In dem Falle wo
                              man das angewandte Mehl und seinen Wassergehalt kennt, kann man das Ergebniß des
                              Mehles an Brod berechnen;
                           4) Analyse der Asche, quantitative Bestimmung des Salzes, Untersuchung auf
                              mineralische Substanzen, welche während der Brodbereitung etwa zugesetzt wurden;
                           5) Untersuchung auf die dem Weizenmehle etwa beigemengt gewesenen verschiedenen
                              Mehlsorten.
                           
                              §. 1. Aeußere
                                    Beschaffenheit.
                              Bei Beurtheilung der Qualität eines Brodes berücksichtigt man hauptsächlich die
                                 Consistenz, den Geruch und den Geschmack der Krume und der Rinde, und ob es
                                 angenehm zu essen ist. Man kann verschiedene Brode in dieser Hinsicht nur dann
                                 vergleichen, wenn man sie unter gleichen Umständen, ziemlich gleiche Zeit nach
                                 dem Backen, untersucht und zwar 12 bis 18 Stunden, nachdem sie aus dem Ofen
                                 genommen wurden; nach Verlauf dieser Zeit werden sie gewöhnlich von den Bäckern
                                 verkauft.
                              
                              Man wägt das ganze Brod und zerschneidet es in zwei gleiche Theile; der eine
                                 dient zur Bestimmung des hygroskopischen Wassers und muß sogleich gewogen
                                 werden; der andere Theil dient zur Untersuchung der äußern Charaktere.
                              Nach dem Ansehen, Geruch, Geschmack und der Consistenz der Krume und der Kruste
                                 kann man oft entdecken, welche Mehlgemenge gemacht wurden und in welchem Grade
                                 das Weizenmehl sich conservirt hatte.
                              Roggen, Bohnen, Buchweizen, Kartoffeln etc. sind, wenn auch nur in geringer Menge
                                 vorhanden, am Geschmack und Geruch der Krume leicht zu erkennen. Die Beimengung
                                 einer beträchtlichen Menge Türkischkorns macht die Krume etwas kleberig und
                                 ertheilt ihr eine auffallende gelbliche Farbe. Gegohrenes Weizenmehl gibt ein
                                 Brod, dessen Krume schwer, schlecht aufgegangen und sehr fieberig ist; außerdem
                                 hat solches Brod einen eigenthümlichen unangenehmen Geruch; sein Geschmack ist
                                 säuerlich und es verdaut sich schwer.
                              Selbst wenn eine beträchtliche Menge Türkischkorn und Roggen zugegen ist, kann
                                 man den Geruch und den Geschmack des gegohrenen Mehles noch deutlich
                                 erkennen.
                              Nebst diesen ersten Anzeichen hat man das Resultat bei der freiwilligen Erhärtung
                                 eines gewissen Gewichtes des fraglichen Brodes zu berücksichtigen.
                              Aus gutem Weizenmehl bereitetes Brod erhärtet langsam und verliert sein
                                 hygroskopisches Wasser, ohne einen Übeln Geschmack anzunehmen.
                              Aus gemischtem Mehle bereitetes Brod erhärtet fast stets viel schneller. Die
                                 Roßkastanie, die Kartoffel, die Bohnen und der Reis beschleunigen die Erhärtung
                                 am meisten; dieses Brod wird aber nicht schlecht, nimmt keinen andern Geschmack
                                 an und bleibt, auch in Fleischbrühe eingetaucht, immer eben so gut.
                              Mit gährendem Mehle bereitetes Brod erhärtet hingegen sehr rasch und wird, je
                                 mehr es austrocknet, immer schlechter. Sein säuerlicher Geschmack wird
                                 auffallender, und sehr oft ist es, obgleich an einem trockenen Orte aufbewahrt,
                                 in weniger als vier Tagen mit Schimmel überzogen; diese Eigenschaft steht in
                                 directem Zusammenhang mit der oben hinsichtlich der gegohrenen Mehle erwähnten,
                                 nämlich dem raschen Verderben ihres Stärkmehls unter Wasser.
                              Aus meinen zahlreichen Versuchen über die freiwillige Austrocknung des Brodes
                                 guter Qualität geht hervor, daß die Brodkrume, in einer Schale und in einer
                                 Stube aufbewahrt, welche beständig auf einer Temperatur von 14–16°
                                 R. erhalten wird, immer mehr an Gewicht verliert, zuerst rasch, dann sehr
                                 langsam, und erst nach acht bis neun Tagen zu einem stationären
                                 hygroskopischen Zustand gelangt. Die Krume enthält dann ungefähr 10 Proc.
                                 Wasser; fast eben soviel bleibt in gutem Weizenmehl unter gleichen Umständen
                                 zurück. Einer feuchtern Atmosphäre ausgesetzt, absorbiren die Krume und das Mehl
                                 nahezu dieselbe Menge Wasser wieder. Diese Resultate scheinen mir zu beweisen,
                                 daß die Krume eines guten Brodes sehr wenig vom Mehle abweicht, und folglich daß
                                 bei der Brodbereitung derjenige Theil des Mehles welcher die Krume erzeugt,
                                 keine bedeutende Veränderung erleidet.
                              Auch scheint mir daraus hervorzugehen, daß das Erhärten des Brodes lediglich eine
                                 Folge des Austrocknens und sonst von keinen chemischen Vorgängen begleitet
                                 ist.
                              Schwerlich verhält es sich ebenso mit dem Brod aus gemischten Mehlen und
                                 namentlich aus gegohrenem Mehle. Das sehr rasche Erhärten und das verschiedene
                                 hygroskopische Verhalten zwischen der freiwillig ausgetrockneten Krume und dem
                                 entsprechenden Mehle weisen auf eine chemische Veränderung beim Backen hin, die
                                 ich noch nicht näher untersuchen konnte.
                              
                           
                              §. 2. Bestimmung des
                                    hygroskopischen Wassers.
                              Um das Mengenverhältniß des in einem Brode enthaltenen Wassers genau zu
                                 ermitteln, muß man den Versuch mit dem ganzen Brode, oder wenigstens mit einem
                                 ziemlich beträchtlichen Gewichte desselben und zwar mit einem Stücke vornehmen,
                                 welches das durchschnittliche Verhältniß von Krume und von Rinde, von den gut
                                 ausgebackenen und den weniger stark erhitzten Theilen repräsentirt. Theilt man
                                 das Brod in zwei symmetrische Hälften, so kann man diesen Zweck mit der einen
                                 Hälfte meistens annähernd erreichen. Seltener wird hiezu, selbst bei recht
                                 gleichmäßig gebackenem Brod, ein Viertheil ausreichen.
                              Um bloß das hygroskopische Wasser zu bestimmen, wäre es nicht unbedingt
                                 nothwendig, ein sehr großes Stück des Brodes zum Versuch zu verwenden; so
                                 erhielte man bei langen Broden eine hinlängliche Annäherung, wenn man eine aus
                                 der Mitte des Brodes herausgenommene Schnitte benutzt. Ich habe mich durch
                                 Versuche überzeugt, daß eine solche Schnitte und das ganze Brod nur eine sehr
                                 geringe Abweichung im Wassergehalte ergeben.
                              Nach dem Austrocknen muß man die Krume und die Rinde stets einäschern, um, wie
                                 ich später auseinandersetzen werde, die Menge des bei der Brodbereitung
                                 angewandten Mehles berechnen zu können. Das Resultat dieser Berechnung kann nur
                                 dann ziemlich genau ausfallen, wenn man mit einer sehr beträchtlichen Portion operirt, die
                                 das Mittel des ganzen Brodes genau repräsentirt. Bei Anstellung der Versuche mit
                                 ganzen, und selbst mit halben Broden habe ich stets übereinstimmende Resultate
                                 erhalten, während sie mit Viertelsbroden selten befriedigend ausfielen.
                              Bei meinen Versuchen betrachte ich als Rinde alle
                                 Theile des Brodes, welche beim Backen eine mehr oder weniger starke Zersetzung
                                 erlitten zu haben scheinen; als Krume betrachte ich
                                 nur jene Theile, die an ihrer organischen Substanz nichts verloren haben. Die
                                 Trennung beider Theile muß sogleich nach dem Abwägen mittelst eines gut
                                 schneidenden Messers vorgenommen werden. Krume und Rinde werden dann besonders
                                 gewogen, mit der Hand in sehr kleine Stücke zerbröckelt und in Porzellanschalen
                                 gebracht.
                              Bei allen Broden die ich untersuchte, berechnete ich den Gehalt an Krume und
                                 Rinde in 100 Theilen Brod, und bestimmte das Verhältniß zwischen Rinde und
                                 Krume. Durch diese Zahlen stellt sich für Brode von gleicher Gestalt der Grad
                                 des Backens heraus, welcher ebensowohl von der Dauer als von der Stärke des
                                 Feuers abhängt; und für verschiedenartige Brode der Einfluß der Gestalt auf das
                                 Mengenverhältniß von Krume und Rinde, und folglich auf das Ausgeben des Mehles
                                 an Brod.
                              Bei den 2 Kilogr. wiegenden, sogen. Maurer-Broden (pains de maçon), welche gut gebacken und von guter Qualität
                                 sind, wechselt der Gehalt an Krume in der Regel zwischen 70 und 75 Procent, und
                                 das Verhältniß der Rinde zur Krume ist 0,43 zu 0,33.
                              Bei den 2 Kilogr. wiegenden sogen. Phantasie-Broden, welche länger sind
                                 als die vorigen, ist der Gehalt an Krume geringer und beträgt selten über 70
                                 Proc.; bei zu stark gebackenen Broden sinkt er auf 60 Procent herab; das
                                 Verhältniß der Rinde zur Krume hält sich in der Regel zwischen 0,60 und
                                 0,43.
                              Bei den gespaltenen Broden (s. g. Brod der Weinwirthe) welche noch länger sind,
                                 variirt das Verhältniß der Rinde zur Krume zwischen 0,78 und 0,90. Sie sind
                                 gewöhnlich schwach gebacken und die Rinde ist wenig gefärbt, aber sehr fest. Der
                                 Gehalt an Krume beträgt über 55 Procent; für diese Brodform ist auch das Mehl
                                 sehr wenig ausgiebig.
                              Bei den länglichrunden Broden (pains rondins) ist das
                                 Verhältniß der Rinde zur Krume gewöhnlich zwischen 0,50 und 0,60 begriffen,
                                 ausgenommen jedoch die 1 1/2 Kilogr. schweren, deren stärkere Rinde 45 Proc. des
                                 Brodgewichts erreicht.
                              
                              Bei den 2 Kilogr. schweren Laiben (miches) endlich
                                 entfernt sich das Verhältniß der Rinde zur Krume sehr wenig von 0,50; der Gehalt
                                 an Krume beträgt gewöhnlich zwischen 63 und 68 Procent, je nach dem Grade des
                                 Backens.
                              Bei Broden von bestimmter Gestalt kann man durch Vergleichung des Ansehens mit
                                 dem Mengenverhältniß der Rinde auf die Backweise schließen. Ein rasches Backen
                                 in einem sehr heißen Ofen gibt fast immer eine verbrannte Rinde und eine
                                 schlecht gebackene Krume, welche noch viel Wasser enthält. Die in mäßig
                                 geheiztem Ofen langsamer gebackenen Brode haben eine dicke Rinde von schöner
                                 Farbe und eine gut gebackene, wenig Wasser enthaltende Krume.
                              Aus gegohrenem Mehle, welches in starkem Verhältniß mit gutem Mehle vermengt
                                 wurde, kann man nur durch langsames, eine Stunde lang fortgesetztes Backen
                                 verkäufliche Brode darstellen. Werden solche Brode wie gewöhnlich gebacken, so
                                 haben sie stets eine klebrige, unangenehm schmeckende Krume.
                              Das Austrocknen der Krume und der Rinde sollte in einem Trockenkasten mit
                                 erwärmter Luft stattfinden, worin die Luft constant auf einer Temperatur von 88
                                 bis 92° R. erhalten wird. Ich war in Ermangelung eines solchen genöthigt,
                                 die Austrocknung in großen Sandbädern vorzunehmen; dabei durfte ich keinen
                                 Augenblick die Ueberwachung des Feuers unterbrechen, um eine zu starke Erhitzung
                                 des Bodens der Schalen zu verhindern; auch mußte der Inhalt der Schalen
                                 natürlich sehr häufig umgewendet werden, um eine gleichförmige Austrocknung zu
                                 erzielen, welche auf diese Weise nur sehr langsam erfolgt und volle zwei Tage
                                 erfordert. Beim Sandbad muß man die Temperatur langsam bis zum Ende des
                                 Austrocknens steigern; während der letzten zwölf Stunden muß der Sand an der
                                 heißesten Stelle 96 bis 100° R. zeigen; ein in das Brod gänzlich
                                 gestecktes Quecksilberthermometer muß alsdann 92 bis 96° R. zeigen.
                              Man erkennt die vollkommene Austrocknung an folgenden Merkmalen: die Krume ist an
                                 der Oberfläche der Stückchen lichtgelb geworden und bei zwei, in einem
                                 Zwischenraum von sechs Stunden vorgenommenen Wägungen bleibt ihr Gewicht das
                                 gleiche. Wenn Theile der Krume oder der Rinde etwas angebrannt sind und dem
                                 Boden der Schale ankleben, so ist der Versuch als mißlungen zu betrachten.
                              Hat man es mit schlechtem Brode zu thun, so ist noch mehr Vorsicht nothwendig und
                                 die Temperatur darf nicht über 88° R. gesteigert werden; die auf
                                 96° R. erhitzte Krume würde nämlich einen beträchtlichen Theil ihres
                                 Sauerstoffs und Wasserstoffs in Form von Wasser verlieren und die Wägungen würden
                                 weniger trockene Substanz ausweisen, als das Brod wirklich enthält. Daß diese
                                 theilweise Zersetzung stattfindet, geht daraus hervor, daß das Mengenverhältniß
                                 der trockenen Substanzen mit demjenigen des trockenen Mehles, wie es sich aus
                                 der Asche berechnet, nicht übereinstimmt.
                              Die ausgetrocknete Krume und Rinde müssen sehr rasch gewogen werden, weil sie in
                                 kurzer Zeit eine beträchtliche Menge Wasser aus der Atmosphäre anziehen.
                              Aus den erhaltenen Gewichten kann man in Procenten das hygroskopische Wasser, und
                                 die trockenen Substanzen welche in der Krume, der Rinde und im ganzen Brode
                                 enthalten sind, berechnen.
                              Gutes und gutgebackenes Brod enthält, 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem
                                 Ofen, 33 bis 34 Proc. Wasser; die Krume 42 bis 43 Proc., und die Rinde 17 bis 18
                                 Procent. Bei den ganzen Broden ist der Wassergehalt je nach ihrer Gestalt und
                                 der Backweise sehr veränderlich. Bei den verschiedenartigsten Mustern, welche
                                 ich zu prüfen hatte, fand ich als äußerste Gränzen des Wassergehalts
                              
                                 
                                    für die Krume
                                    40
                                    bis
                                    48
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    für die Rinde
                                    17
                                      „
                                    27
                                      „
                                    
                                 
                                    für das ganze Brod   
                                    30
                                      „
                                    41
                                      „
                                    
                                 
                              Die langsam gebackenen Brode, deren wohlgefärbte Rinde sehr fest ist, enthalten
                                 die geringste Menge Wasser. Diejenigen, deren Rinde verbrannt ist, enthalten
                                 fast immer viel Wasser in der Krume. Dasselbe ist der Fall bei den Broden
                                 welche, ohne besondere Vorsicht beim Backen, aus verdorbenem Mehle bereitet
                                 wurden.
                              In der unten folgenden Tabelle A habe ich die mit
                                 Broden von verschiedener Gestalt und Qualität erhaltenen Resultate
                                 zusammengestellt.
                              
                           
                              §. 3. Einäscherung.
                              Die Einäscherung der ausgetrockneten Krume und Rinde erheischt sehr große
                                 Vorsicht, weil man mit beträchtlichen Massen operirt und dabei vermeiden muß: 1)
                                 den Verlust von Salzen, welche der Wasserdampf und die flüchtigen Producte
                                 mitreißen könnten, welche sich während der Verkohlung, wenn man die Temperatur
                                 zu rasch steigert, entwickeln; 2) das Zusammenballen der in der Asche in großer
                                 Menge enthaltenen alkalischen Salze.
                              Die Einäscherung kann nur in Porzellanschalen unter einer großen Muffel gelingen,
                                 welche stufenweise bis zum Dunkelrothglühen erhitzt wird. Man rückt die Schalen
                                 nach und nach gegen die Hinterwand der Muffel, damit die Zersetzung und
                                 Entzündung der organischen Materie langsam herbeigeführt wird. Wenn die Flamme
                                 aufgehört hat, kann man zum Dunkelrothglühen erhitzen und die Schalen an die
                                 Hinterwand der Muffel rücken, indem man ihnen eine schwache Neigung gegen die
                                 Oeffnung gibt, damit die Luft leicht über die noch zu verbrennende Kohle
                                 streichen kann. Man unterhält das Feuer so lange, als noch Kohle vorhanden ist,
                                 indem man besorgt ist daß die Muffel niemals Hellroth glühe. Die Verbrennung der
                                 Kohle von 2 Kilogr. Brod erfordert drei bis vier Stunden; sie dauert um so
                                 länger, die Asche wird um so weniger weiß und das Resultat um so unsicherer, je
                                 stärker die Feuerung war.
                              Wenn man bemerkt, daß die noch schwarze Asche zusammenzubacken anfängt, nimmt man
                                 die Schalen aus der Muffel, läßt erkalten, zerreibt die Masse fein, und beginnt
                                 die Einäscherung bei niedriger Temperatur wieder.
                              Die ganz weiß gewordene Asche wird sogleich nach ihrem Erkalten gewogen und für
                                 die Analyse aufbewahrt. Aus dem erhaltenen Gewicht berechnet man das
                                 Mengenverhältniß der Asche für 100 Theile Krume, Rinde und Brod. Dasselbe ist
                                 bei der Krume etwas geringer als bei der Rinde; beim Brod selbst ist es je nach
                                 dessen Beschaffenheit und nach dem Ausgeben des Mehles verschieden; für 100
                                 Theile Brod beträgt es gewöhnlich zwischen 0,60 und 0,80.
                              Die quantitative Bestimmung der Asche gestattet die Menge des zur Broderzeugung
                                 angewandten trockenen Mehls zu berechnen, und zwar bei gutem Brode mit großer
                                 Genauigkeit, hingegen bei Brod von verdorbenem Mehle mit wenig Sicherheit. Ich
                                 betrachte zunächst den ersten Fall, nämlich die mit gutem Mehle bereiteten
                                 Brode.
                              Die Grundlagen der Berechnung sind folgende:
                              Man kann annehmen, daß bei der Brodbereitung der in den Ofen eingeschossene Teig
                                 ziemlich homogen ist und in allen seinen Theilen nahezu dieselbe Menge
                                 mineralischer Substanzen enthält; diese Gleichartigkeit wird durch das Backen,
                                 wenigstens unter gewöhnlichen Umständen, nicht merklich geändert. Das Verhältniß
                                 zwischen den zwei Zahlen, welche den Aschegehalt der Rinde und der Krume
                                 ausdrücken, repräsentirt demnach das Mengenverhältniß von Krume, welche der in
                                 Rinde verwandelte Theil des Teiges erzeugt haben würde. Multiplicirt man dieses
                                 Verhältniß mit dem Mengenverhältniß der in 100 Theilen Brod enthaltenen Rinde
                                 und addirt das Product zur Krume, so repräsentirt die Summe A die Krume, welche die für 100 Theile Brod
                                 verwendete Mehlmenge geliefert haben würde.
                              
                              Da, wie wir wissen, die Krume durch das Backen keinen merklichen Verlust an
                                 organischer Materie erleidet, so kann man annehmen, daß die ausgetrocknete Krume
                                 fast genau das zu ihrer Erzeugung verwendete Mehl repräsentirt. Wenn man
                                 folglich die Summe A, welche man auf Krume
                                 berechnetes Brod nennen könnte, mit dem in der Krume enthaltenen
                                 Mengenverhältniß trockener Substanz oder trocknen Mehls multiplicirt, so erhält
                                 man das Quantum trockenen Mehls, welches 100 Theile Brod gegeben hat.
                              Dieses Resultat gilt für den hygroskopischen Zustand des Brods zur Zeit des
                                 Versuchs. Um es auf das unmittelbar aus dem Ofen genommene Brod zu berechnen,
                                 müßte man das Gewicht des Brods zu dieser Zeit kennen. Da man das Gewicht des
                                 trocknen Mehles kennt, so läßt sich leicht das Mengenverhältniß des gewöhnlichen
                                 Mehls und dessen Ausgeben an Brod berechnen, wenn man den hygroskopischen
                                 Zustand des Mehles bestimmen konnte.
                              Beispiel. Wenn das Mehl 17 Procent Wasser enthält, so
                                 muß man die für das trockene Mehl erhaltene Zahl mit 83 dividiren, um das
                                 Quantum Mehl mit 17 Proc. Wasser zu erhalten, welches 100 Theile Brod gibt, und
                                 dann 1000 dividiren mit diesem Mengenverhältniß gewöhnlichen Mehls, um für 100
                                 Theile Mehl das Ausgeben an Brod zu erhalten.
                              Die Vergleichung der zwei Zahlen, welche das Quantum des verwendeten trockenen
                                 Mehles und dasjenige der in 100 Theilen Brod enthaltenen trockenen Substanzen
                                 repräsentiren, muß einen Ueberschuß der erstem ergeben; die Differenz
                                 repräsentirt, wenn bei den Versuchen richtig verfahren wurde, den Verlust an
                                 organischer Substanz während des Backens, welcher ganz der Rindenbildung
                                 zuzuschreiben ist.
                              Dieser Verlust variirt mit dem Backgrade, mit dem Mengenverhältniß der Rinde,
                                 folglich auch mit der Gestalt des Brodes; er ist um so größer, je stärker das
                                 Verhältniß der Rinde und je mehr diese Rinde verbrannt ist. Bei den 2 Kilogr.
                                 schweren, sogen. Phantasie-Broden beträgt der Verlust an organischer
                                 Substanz zwischen 1 1/2 und 3 Procent des verwendeten trockenen Mehls;Heeren hat durch einen Backversuch im
                                       Laboratorium ermittelt, daß 100 Gewichtstheile Mehl (im trocknen
                                       Zustande gerechnet) zu Brod verarbeitet, einen Substanzverlust von 1,53
                                       Procent erleiden; man sehe seine „Versuche über das Quantum
                                          von Brod, welches eine gegebene Menge Mehl liefert“ im
                                       polytechn. Journal Bd. CXXXI S.
                                          276. A. d. Red. bei den Maurerbroden ist er etwas geringer und beträgt gewöhnlich
                                 zwischen 1 1/2 und 2 Procent. Bei sehr langen Broden (wie jenen für die
                                 Weinwirthe und den länglich runden Broden von kleinem Durchmesser) beträgt der
                                 Verlust nahezu 2 Procent; deßgleichen bei den Laiben (miches), wenn sie gehörig gebacken sind.
                              Die Berechnung des Ausgebens des Mehles führt zu interessanten Resultaten und
                                 zeigt, daß bei guten Broden, wenn sie ziemlich gleich gebacken sind, das
                                 Ausgeben von der Gestalt des Brodes abhängt. Ich habe aus einer großen Anzahl
                                 von Versuchen folgende Durchschnittszahlen abgeleitet. Sie beziehen sich auf
                                 Brode aus gutem Weizenmehl, welche etwa 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem
                                 Ofen zu den Versuchen verwendet wurden. Wenn das Mehl 17 Procent hygroskopisches
                                 Wasser enthält, so liefern 100 Theile Mehl:
                              
                                 
                                    125 bis 130
                                    Maurerbrode von 2 Kilogr.;
                                    
                                 
                                    120 bis 125
                                    Phantasiebrode von 2 Kilogr.;
                                    
                                 
                                    112 bis 122
                                    sehr lange Brode;
                                    
                                 
                                    120 bis 128
                                    länglich runde Brode (rondins), je nach deren Durchmesser;
                                    
                                 
                                    125 bis 135
                                    Laibe von 2 Kilogr. je nach dem Backgrade und der
                                       Dicke derKrume.
                                    
                                 
                              Ich hatte keine Gelegenheit, den Verlust zu bestimmen, welchen die verschiedenen
                                 Brode während der ersten 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem Ofen erleiden;
                                 aus wenigen einzelnen Versuchen scheint hervorzugehen, daß die Brode 3 bis 5
                                 Procent ihres Gewichts verlieren können. Wenn diese Zahl durch weitere
                                 Beobachtungen bestätigt wird, so führen obige Zahlen zu dem Resultate, daß
                                 hinsichtlich der Laibe, der länglich runden Brode und der Maurerbrode, wenn sie
                                 gehörig gebacken sind, das mittlere Ausgeben des gewöhnlichen Mehles 133 sehr
                                 nahe kommt; daß für Phantasiebrod, welches fast immer in die Wohnungen der
                                 Käufer getragen wird, das mittlere Ausgeben 125 bis 130 beträgt; daß es endlich
                                 für sehr lange Brod oft unter 120 sinken kann.
                              Bei Anwendung der oben angegebenen Methode auf Brode aus verdorbenem oder
                                 gemischtem Mehle erhielt ich nicht immer eine genügende Uebereinstimmung
                                 zwischen dem Mengenverhältnisse des trockenen Mehls und der trockenen
                                 Brodsubstanz. Fast immer ergab die Berechnung des angewandten Mehls eine Zahl
                                 welche niedriger als die der trocknen Brodsubstanz war, letztere direct durch
                                 das Austrocknen bestimmt. Ich schrieb diese Abweichung anfangs dem Umstande zu,
                                 daß das Austrocknen bei zu hoher Temperatur stattfand und ein Theil der Krume
                                 dabei zersetzt wurde. Als ich aber die Versuche mit denselben Broden
                                 wiederholte, erhielt ich wieder dasselbe Resultat. Indem ich dann das verwendete
                                 Mehl mittelst des Aschegehalts des Brodes berechnete, überzeugte ich mich bald,
                                 daß jene Abweichung daher rührt, daß die Krume schlechten Brodes bei 92 bis 96° R.
                                 eine beträchtliche Menge ihres Sauerstoffs und Wasserstoffs in Form von Wasser
                                 verliert. Dieser Umstand tritt nicht ein, wenn man die Austrocknung bei
                                 niedrigerer Temperatur bewerkstelligt. Deßhalb habe ich im vorhergehenden
                                 Paragraph 88° R. als die höchste Temperatur angegeben, welcher ein wegen
                                 seines Geschmackes oder der Beschaffenheit des dazu verwendeten Mehles, als
                                 schlecht erkanntes Brod ausgesetzt werden darf. Die Austrocknung bei dieser
                                 Temperatur ist jedoch schwierig, und man kann nie behaupten, daß sie vollständig
                                 sey.
                              Ich muß noch bemerken, daß alle Brode, welche mir dieses sonderbare Resultat
                                 gaben, eine große Menge hygroskopisches Wasser enthielten, nämlich 5 bis 6
                                 Procent mehr als die Brode von gleicher Gestalt und gleichem äußern Ansehen,
                                 welche durch ihren Geschmack als sehr gut befunden wurden.
                              In der Tabelle A, theile ich die Zahlen mit, welche
                                 ich bei der Untersuchung einer Anzahl Brode hinsichtlich des Aschegehalts des
                                 verwendeten Mehles und des Ausgebens des Mehles erhielt. Die Nummern 15, 16, 17,
                                 20 und 21 sind Beispiele der eben besprochenen Nichtübereinstimmung, welche zur
                                 Constatirung der schlechten Qualität eines Brodes dienen könnte, wenn nicht
                                 schon andere Kennzeichen dieselbe nachweisen würden. Für solches Brod sind die
                                 für die trockene Brodsubstanz, für das verwendete Mehl und für das Ausgeben des
                                 Mehles an Brod erhaltenen Zahlen nicht als genau zu betrachten; die beiden
                                 ersteren Zahlen sind offenbar zu klein und die letztere ist zu groß; man muß,
                                 wenn man von dem Brode noch eine hinreichende Quantität besitzt, die
                                 Austrocknung bei niedriger Temperatur wiederholen.
                              
                           
                              §. 4. Analyse der
                                    Asche.
                              Die Brodasche besteht hauptsächlich aus phosphorsauren Salzen; die Basen sind
                                 Alkalien, Kalk und Eisenoxyd; ferner enthält sie eine geringe Menge alkalischer
                                 Silicate und hinterläßt einen in Säuren unauflöslichen, 2–5 Procent
                                 betragenden Rückstand, welcher aus Thon und Sand besteht. Schwefelsäure,
                                 Salzsäure und Kohlensäure sind nur in sehr geringer Menge in dieser Asche
                                 enthalten.
                              Tabelle B enthält die Zusammensetzung der Asche von
                                 10 Brodmustern, welche aus gutem Weizenmehle gebacken waren. Durch Bestimmung
                                 der Salzsäure habe ich die Menge des dazu verwendeten Salzes berechnet, welches
                                 sehr variirt, indem es zwischen 0,17 bis 0,78 Grm. per Kilogr. Brod beträgt.
                              Die Analyse der Asche kann man füglich unterlassen, sofern ihr Mengenverhältniß
                                 sich in den gewöhnlichen Gränzen hält. d.h. wischen 0,60 und 0,80 Proc. des
                                 Brodes; es sey denn, daß man die Salze (oder deren Zersetzungsproducte) darin
                                 aufsuchen wollte, welche manche Bäcker bisweilen in äußerst geringer Menge
                                 anwenden, wie Kupfervitriol, Bittersalz, Alaun etc. Methoden um dieselben zu
                                 erkennen, hat Kuhlmann schon längst beschrieben;Im Jahr 1631, polytechn. Journal Bd.
                                          XXXIX S. 439. seine Verfahrungsarten sind in Dumas'
                                 Handbuch der angewandten Chemie mitgetheilt.
                              
                           
                              §. 5. Ueber
                                    Beimengungen.
                              Nach allen diesen Versuchen bleibt noch zu ermitteln, ob das vorliegende Brod aus
                                 gemischtem Mehle oder bloß aus Weizenmehl erzeugt wurde.
                              Das Vorhandenseyn von Roggen-, Bohnen-, Türkischkornmehl etc. gibt
                                 sich durch den Geschmack des Brodes zu erkennen, wenn diese Mehle in
                                 ansehnlicher Menge darin enthalten sind. Der Geruch und Geschmack, das mehr oder
                                 minder schnelle Erhärten durch freiwilliges Austrocknen, sind die sichersten
                                 Anzeichen der Beimengungen. Fehlen diese Merkmale, sind nämlich die fremdartigen
                                 Mehle nur in sehr kleiner Menge vorhanden, so muß man das Mikroskop zu Hülfe
                                 nehmen und die Stärkmehlkörner derselben zu erkennen suchen.
                              Diese Untersuchung kann aber selten zu einem befriedigenden Resultate führen,
                                 weil die Stärkmehlkörner während des Backens ihre Gestalt theilweise verändern.
                                 Deßhalb muß man wo möglich auch das zur Erzeugung des Brodes verwendete Mehl
                                 untersuchen.
                              In diesem Falle bestimmt man im Mehle: das
                                 hygroskopische Wasser, das Mengenverhältniß und die Qualität des Klebers,
                                 folglich den mehr oder weniger guten Conservations-Zustand des
                                 Weizenmehles und dessen wahrscheinliche Vermengung mit anderen Mehlen. Unter dem
                                 Mikroskop erkennt man, ob das Mehl Türkischkorn, Hirse, Hafer, Bohnen,
                                 Kartoffelstärke, Reis, Buchweizen, Leinsamen enthält. Durch die oben angegebene
                                 chemische Reaction überzeugt man sich, ob Wicken oder Weißbohnen vorhanden sind.
                                 Der Roggen kann manchmal mit Sicherheit erkannt werden; manchmal bleibt er aber
                                 zweifelhaft.
                              Im Brode bestimmt man das hygroskopische Wasser, das
                                 Mengenverhältniß der Krume, der Rinde und der Asche; man berechnet mittelst
                                 dieser Daten das Mengenverhältniß des verwendeten trockenen Mehls, welches zur
                                 Controle der Austrocknung der Brodsubstanz dient; man berechnet das Ausgeben des
                                 Mehles an Brod, und durch Bestimmung des Chlorgehalts der Asche läßt sich in
                                 kurzer Zeit auch die Menge des vom Bäcker zum Brod verwendeten Salzes ermitteln.
                                 Die Untersuchung der äußeren Charaktere des Brodes, seines Geschmacks, Geruchs,
                                 der Schnelligkeit seines Erhärtens, gibt Aufschlüsse über seine Bereitungsweise
                                 und dient zur Controle der mit dem Mehle erhaltenen Resultate hinsichtlich der
                                 Beimengungen und der Qualität des Weizens. Durch den Geruch und Geschmack des
                                 Brodes kann man sehr kleine Mengen Roggens erkennen, welcher bei der
                                 Untersuchung des Mehles unter dem Mikroskop oft entgeht.
                              
                              A. Tabelle über die mit 21
                                    verschiedenen Brodmustern erhaltenen Resultate.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 143, S. 456
                                 Gewicht der Brode (in Grammen);
                                    Verhältniß der Rinde zur Krume; In 100 Thln. Brodes; Rinde; Hygroskopisches
                                    Wasser; Brod; (α) Trockene Substanzen in 100 Thln. Brod; Asche in 100
                                    Thln.; Verhältniß der Asche der Rinde zur Krume (β) Trockenes Mehl
                                    für 100 Brod; Differenz (β) – (α); Gewöhnliches Mehl
                                    für 100 Brod; Ausgeben von 100 Mehl.
                                 
                              Bemerkungen. – Die Nummern 1, 2, 3, 4, 5, 6
                                 sind gut gebackene Maurerbrode, von verschiedenen Pariser Bäckern genomen. Die
                                 zu den Versuchen verwendeten Brode waren seit 18 bis 20 Stunden aus dem Ofen
                                 genommen. Das zu ihrer Bereitung angewandte gute Weizenmehl enthielt 17 Proc.
                                 Wasser. Nr. 7 ist ein schwach gebackenes länglich rundes Brod (rondin). – Nr. 8 ist ein etwas zu stark
                                 gehaltenes länglich rundes Brod, die Rinde stellenweise verbrannt. – Nr.
                                 9 ist ein gut gebackenes gespaltenes Brod; die Rinde ist fest, ohne verbrannt zu
                                 seyn – Nr. 10 ist ein Weinwirthsbrod; die Rinde ist wenig gefärbt, der
                                 Geschmack ist sehr gut. – Nr. 11 ist ein gut gebackenes, langes
                                 Rundbrod.
                              Die Nummern 7, 8, 9, 10 und 11 scheinen aus Weizenmehl ohne Beimengung gebacken
                                 worden zu seyn. Es wurden, wie für die vorigen Brode, 17 Proc. Wasser im Mehle
                                 angenommen.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 143, S. 457
                                 Gewicht der Brode (in Grammen);
                                    Verhältniß der Rinde zur Krume; In 100 Thln. Brodes; Rinde; Hygroskopisches
                                    Wasser; Brod; (αβ) Trockene Substanzen in 100 Thln. Brod;
                                    Asche in 100 Thln.; Verhältniß der Asche der Rinde zur Krume (β)
                                    Trockenes Mehl für 100 Brod; Differenz (β) – (β);
                                    Gewöhnliches Mehl für 100 Brod; Ausgeben von 100 Mehl.
                                 
                              Bemerkungen. – Die Nummern 12, 13, 14, 15, 16,
                                 17, 18 und 19 sind Laibe (miches) aus Gemengen von
                                 Weizenmehl und amerikanischem Mehl, welches ein wenig Türkischkorn enthält;
                                 dasselbe war bei den Nummern 12, 13, 14 von ziemlich guter Beschaffenheit, bei
                                 den anderen aber gegohren; die Nummern 18 und 19 wurden langsam gebacken und
                                 blieben eine ganze Stunde im Ofen, sie haben eine sehr dicke Rinde und eine
                                 etwas trockene Krume. Da die amerikanischen Mehle 13 bis 14 Proc. Wasser
                                 enthalten, so wurden für das gemischte Mehl 15 Proc. Wasser den Berechnungen zu
                                 Grunde gelegt.
                              Die Nummern 20 und 21 sind Maurerbrode, aus mit Roggenmehl vermengtem Weizenmehl
                                 gebacken, welches 16 Procent hygroskopisches Wasser enthielt.
                              
                              B. Tabelle über die Zusammensetzung der
                                    Aschen von zehn Brodmustern (sogenannten Maurerbroden) von verschiedenen Pariser Bäckern.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 143, S. 458
                                 Mengenverhältniß der Asche in
                                    100 Brod; Zusammensetzung der Asche in Procenten: Salzsäure; Schwefelsäure;
                                    Phosphorsäure; Kohlensäure; Kieselerde; Sand und Thon; Alkalien; Kalk;
                                    Eisenoxyd; Für 1 Kilogr. Brod verwendetes Salz