| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. , S. 155 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Europäisch-amerikanische
                              Dampfschifffahrtslinien.
                           Nach dem „Hamburger Handelsblatte“ sind in diesem Augenblicke
                              auf 15 Linien zwischen europäischen und nordamerikanischen Unionsplätzen nicht
                              weniger als 46 Dampfschiffe in regelmäßige Fahrt gesetzt, wovon 12 Linien mit 37
                              Schiffen in New-York auslaufen. Es fahren nämlich gegenwärtig von
                              europäischen Plätzen:
                           
                              
                                                                                 
                                    Nach New-York:
                                 
                              
                                 Linie
                                 Schiffe  
                                 Tonnengeb.  
                                 Flagge
                                         
                                    Bauart
                                   Ausgang
                                 
                              
                                 Collinslinie
                                     4
                                    13,200
                                 amerik.
                                 Räderdampfer
                                 Liverpool
                                 
                              
                                 Cunardlinie
                                     5
                                    11,800
                                 brittisch  
                                 Schraubendampfer  
                                 Havre
                                 
                              
                                 Cunardlinie
                                     4
                                    10,860
                                      „
                                 Räderdampfer
                                 Liverpool
                                 
                              
                                 Schott. Linie
                                     3
                                      6,62
                                      „
                                 Schraubendampfer
                                 Glasgow
                                 
                              
                                 Irische Linie
                                     2
                                      2,600
                                      „
                                           
                                    „
                                 Cork
                                 
                              
                                 Französische Linie
                                     3
                                      4,000
                                 französ.
                                           
                                    „
                                 Havre
                                 
                              
                                 Aeltere Havrer Linie  
                                     3
                                      7,200
                                 amerik.
                                 Räderdampfer
                                     „
                                 
                              
                                 Vanderbilt-Linie
                                     3
                                      7,600
                                      „
                                           
                                    „
                                     „
                                 
                              
                                 Independent-Linie
                                     1
                                      1,800
                                      „
                                           
                                    „
                                     „
                                 
                              
                                 Belgische Linie
                                     5
                                    12,590
                                 belgisch
                                 Schraubendampfer
                                 Antwerpen
                                 
                              
                                 Bremer Linie
                                     2
                                      4,000
                                 amerik.
                                 Räderdampfer
                                 Amerika
                                 
                              
                                 Hamburger Linie
                                     2
                                      4,000
                                 Hamb.
                                 Schraubendampfer
                                 Hamburg
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                             
                                    12 Linien mit
                                   37
                                    86,262
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                                                                   
                                    Nach Boston:
                                 
                              
                                 Cunardlinie
                                     4
                                      8,100
                                 brittisch
                                 Räderdampfer
                                 Liverpool
                                 
                              
                                                                             
                                    Nach Philadelphia:
                                 
                              
                                 Philadelphia-Linie
                                     3
                                      6,856
                                 brittisch
                                 Schraubendampfer
                                 Liverpool
                                 
                              
                                                                                
                                    Nach Portland:
                                 
                              
                                 Portland-Linie
                                     2
                                      3,000
                                 brittisch
                                 Schraubendampfer
                                 Liverpool
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Total 15 Linien mit 
                                   46 Schiffen und 104,218
                                    Tonnen.
                                 
                              
                           Wie ersichtlich, sind von diesen Linien 7 brittisch, 5 amerikanisch, 1 französisch, 1
                              belgisch und 1 hamburgisch. Ferner befinden sich unter den Dampfschiffen 21
                              Räder- und 25 Schraubendampfer. Dazu kommt noch eine so eben in London ins
                              Leben getretene
                              Liverpool-Neufundland-Halifax-Dampfschifffahrt-Gesellschaft,
                              welche vom nächsten August ab monatlich 1 Schiff zu expediren beabsichtiget. Auch
                              will Hamburg seine New-Yorker Dampflinie durch 2 neue Dampfer verstärken, so
                              wie auch Bremen mit dem Plane umgeht, unter eigener Flagge nach New-York eine
                              Dampferlinie zu
                              errichten; denn der dort in der Bildung begriffene „Norddeutsche
                                 Lloyd“ wird es natürlich als eine seiner ersten Aufgaben ansehen, den
                              zwischen Bremerhafen und New-York monatlich fahrenden beiden amerikanischen
                              Postdampfschiffen „Hermann“ und
                              „Washington“ ein paar eigene Dampfer zur Seite zu geben,
                              resp. eine besondere einschlägige Linie zu bilden. (Eisenbahn-Zeitung, 1857,
                              Nr. 1.)
                           
                        
                           Berichtigungen, betreffend die Abhandlung über Ballistik im ersten Januarheft (Bd. CXLIII) S. 1 dieses
                              Journals.
                           Durch ein unliebsames Versehen ist S. 7 in der dritten Zeile von unten die Höhe der
                              Horizontalen über dem Bett = 4 Fuß oder 1,667 Schritte als für die älteren und
                              neueren Berechnungen geltend angegeben, indessen fand sich bei nochmaliger
                              Durchsicht der ersteren, daß für h ein log = 0,21194 zur Berechnung der Werthe y Tab. Nr. 1 und Nr. 2 gebraucht wurde, wozu aber nicht
                              die Zahl 1,667, sondern die Zahl 1,629 Schritte (in Fuß = 3,9096) gehört. Da
                              übrigens der log 1,629 = 0,21194 auch in den sechs
                              Berechnungen S. 11 und S. 12 gebraucht wurde, und ohnehin über die genaue Höhe von
                              h Ungewißheit stattfindet, so hat das Versehen
                              keinen Nachtheil für die Resultate der Berechnungen.
                           Zweitens gehört S. 12 in der Gleichung für Winkel sin m*
                              die Zahl 2 nicht mit in den Nenner, sondern es muß so wie in der 1sten und 4ten
                              Berechnung gerechnet werden, wie bei mir auch geschah; so daß alle m* – un = m als sehr nahe richtig dürfen betrachtet werden.
                              Demnach läßt sich die Formel für m* richtiger, z.B. für
                              die 2te Berechnung, wie folgt ausdrücken:
                           Winkel sin m* = (1200 : 15,45)1,3/1000 : 2 = 8°19,7' u.s.w.
                           Dasselbe gilt auch von S. 13, wo statt (b : 6)n/(2 × 1000) = m zu lesen ist (b : 6)n/1000 : 2 = m.
                           Ferner ist
                           
                              
                                 Seite  
                                    Zeile
                                               statt
                                                
                                    zu lesen:
                                 
                              
                                   7
                                   5 v. o.  
                                 Die Distanz m₁
                                    – m
                                 Die Differenz m₁
                                    – m
                                 
                              
                                   „
                                 14 v. o.
                                 tang m₁ : sin = h : y
                                 tang m₁ : sin t = h : y
                                 
                              
                                  10
                                 11 v. o.
                                 D – D₁ = b
                                 D – y = b
                                 
                              
                                   „
                                   8 v. u.
                                 (sin 2 m + u) = (b × cos
                                       u)/a  
                                 sin (2 m + u) = (b × cos
                                       u)/a – sin u
                                 
                              
                           L. Georg Treviranus.
                           
                        
                           Zur Construction von Elektromagneten.
                           Bonelli's Vorschlag zu einer neuen Construction der
                              Inductionsrollen (polytechn. Journal Bd. CXLII S.
                                 422) hat Hrn. Piallat veranlaßt, einen Versuch
                              zu veröffentlichen (Cosmos, Revue encyclopedique, vol.
                              VIII p. 590), den er vor etwas mehr als einem Jahre
                              angestellt hat. Derselbe bezweckt ebenfalls die Umgehung besponnener Drähte bei der
                              Anfertigung von Elektromagneten und ähnlichen Apparaten, aber in anderer Weise.
                           Hr. Piallat legt zunächst um den Eisenstab, welcher den
                              Kern des anzufertigenden Elektromagneten bilden soll, ein Blatt ganz dünner
                              Gutta-percha, und wickelt dann über dieses gleichzeitig mit dem dazu
                              bestimmten unbesponnenen Kupferdrahte einen etwas stärkeren Zinkdraht, so daß die
                              Windungen hart anau einander liegen, und je zwei Windungen des Kupferdrahtes durch eine
                              Windung des Zinkdrahtes von einander getrennt sind. Wenn die Lage voll ist, wird
                              dann der Zinkdraht wieder abgewickelt, wo dann die Kupferdrahtwindungen durch
                              Zwischenräume getrennt, also von einander isolirt zurückbleiben. Dann werden
                              dieselben mit einem andern Blatte von Gutta-percha bedeckt, und in derselben
                              Weise eine zweite Lage darüber gewickelt, wobei man Sorge trägt, daß die Windungen des Kupferdrahtes auf
                              die Zwischenräume der ersten Lage treffen. Es wurde so bei vollständiger Isolirung
                              des Drahtes der Vortheil erreicht, daß eine große Anzahl von Windungen nur einen
                              mäßigen Raum einnahm, und daß dieselben namentlich der Achse der Rolle möglichst
                              nahe blieben.
                           Die Anfertigung eines solchen Elektromagneten gelang zwar, indeß zeigten sich schon
                              nach Verlauf von 2 oder 3 Monaten Nebenschließungen, indem die Gutta-percha
                              unter dem Einflusse des galvanischen Stromes eine schnell fortschreitende Zersetzung
                              erfuhr; Hr. Piallat fürchtet, daß bei dem Papier der Bonelli'schen Rollen derselbe Umstand eintreten möchte,
                              und hofft gleichwohl, daß man bei Anwendung dickerer und besserer Lamellen von
                              Gutta-percha nach seiner Methode brauchbare Elektromagnete werde darstellen
                              können.
                           Im Cosmos vol. IX p. 36
                              beschreibt der Abbé Fauvel in Amiens ein Verfahren
                              zur Herstellung billiger Elektromagnete, welches einige Aehnlichkeit mit dem
                              vorstehenden hat. Er wickelt gleichzeitig mit einem gewöhnlichen Kupferdrahte einen
                              Faden von Florettseide oder Baumwolle von etwa gleicher Dicke so auf daß je zwei
                              Windungen des Drahtes durch eine Windung dieses isolirenden Fadens von einander
                              getrennt sind, und legt über eine jede in dieser Weise gefüllte Lage ein Blatt
                              Papier, welches, wenn man will, zu größerer Sicherheit in Gummilacklösung getränkt
                              seyn mag.
                           Hr. Lieutenant W. Siemens zeigte in der Sitzung vom 14.
                              November 1856 der Berliner physikalischen Gesellschaft eine Elektromagnetrolle vor,
                              zu welcher versuchsweise ein die ganze Breite der Rolle deckendes langes Band von
                              ganz dünnem Kupferblech – welches jetzt sehr eben und gleichförmig und ohne
                              Randwellen im Handel vorkommt – gleichzeitig mit einem die einzelnen Lagen
                              von einander isolirenden Seidenbande aufgewickelt worden. Das Ergebniß entsprach
                              seinen Erwartungen insofern nicht, als bei dieser Construction das
                              Isolirungsmaterial immer noch verhältnißmäßig mehr Raum fortnimmt, als bei der
                              älteren, seiner Ansicht nach es aber bei der Construction von Elektromagneten
                              hauptsächlich darauf ankomme, ein möglichst großes Gewicht von Kupfer in einen
                              gegebenen Raum zu bringen. Aus diesem Grunde hält er auch die Construction von Bonelli für verfehlt, welche in noch höherem Grade an
                              diesem Uebelstande leidet. (Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                              Telegraphen-Vereins, 1856, Heft 7 und 8.)
                           
                        
                           Photographische Porträts auf hohler
                              Krystall-Kugel.
                           Das Verfahren dazu, welches von den es ausübenden Künstlern bisher geheim gehaltengehalteu wurde, ist sehr einfach und kann auf folgende Weise mit vollkommener
                              Sicherheit ausgeführt werden.
                           Nachdem man die Kugel, wie ein Glas welches man collodioniren will gut gereinigt hat,
                              gießt man das Collodium in die Höhlung der Kugel, wie man es bei einer Glasplatte
                              thun würde; da die Kugel keine Ecken hat, so hält man sie hierbei auf den
                              Fingern.
                           Zum EmpfindlichmachenEmpfindlichmacheu benutzt man ein hinreichend tiefes Gefäß, welches genug Silberlosung
                              enthält, um die collodionirte innere Oberfläche der Kugel eintauchen zu können;
                              nachdem der Zweck erreicht ist, nimmt man die Kugel aus dem Bade heraus und exponirt
                              sie in einem eigens für diese Operation eingerichteten Rahmen. Hierzu nagelt man ein
                              Stück schwarzes Tuch ganz um die Oeffnung einer Cassette für
                              Sechstel-Platten, schneidet in der Mitte ein Loch aus, welches die Kugel
                              aufnimmt, befestigt dieselbe noch mit einem Riemen, der unten angenagelt und oben
                              beliebig befestigt ist, und schlägt vorher die an den Seiten übrig gebliebenen
                              Tuchtheile über die Rückseite der Kugel. Nachdem die Exposition wie für ein
                              gewöhnliches positives Bild auf Glas geschehen ist, bringt man dasselbe in folgendem
                              Eisenbade zum Vorschein:
                           
                              
                                   10
                                 Grm.
                                 Eisenvitriol.
                                 
                              
                                 100
                                   „
                                 destill. Wasser,
                                 
                              
                                     8
                                   „
                                 Essigsäure,
                                 
                              
                                 einige Tropfen
                                    Schwefelsäure.
                                 
                              
                           
                           Wenn das Bild genug hervorgekommen ist, spült man es ab und fixirt durch ein
                              Cyankaliumbad wie gewöhnlich, worauf man es wascht, trocknen läßt und es mit einem
                              Firniß von Judenpech, in Benzin aufgelöst, überzieht. (Horn's photographisches Journal, 1857, Nr. 1)
                           
                        
                           Silberähnliche Legirung von G. Toucas in Paris.
                           Man erhält dieselbe durch Zusammenschmelzen von:
                           
                              
                                 Nickel
                                 4 Theilen
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 5     „
                                 
                              
                                 Zinn
                                 1     „
                                 
                              
                                 Blei
                                 1     „
                                 
                              
                                 Zink
                                 1     „
                                 
                              
                                 Eisen
                                 1     „
                                 
                              
                                 Antimon   
                                 1     „
                                 
                              
                           Diese Legirung kann zu Blech gewalzt werden und hat nahezu die Farbe des Silbers; sie
                              ist sehr hart, hämmerbar und nimmt eine sehr schöne Politur an. Zur Bearbeitung
                              unter dem Hammer muß die Legirung in den angegebenen Verhältnissen zusammengesetzt
                              seyn; für gegossene Artikel kann man aber das Verhältniß des Zinks vergrößern, um
                              das Metall flüssiger zu machen, wo dann seine Farbe derjenigen des Silbers noch
                              ähnlicher wird. – patentirt in England am 22. Febr. 1856. (Repertory of Patent-Inventions, Dec. 1856, S.
                              502.)
                           
                        
                           Darstellung von Lackfarben mit salzsaurem Antimonoxyd; von Fr.
                              Gatty.
                           Rother Lack. Man versetzt 1 Raumtheil salzsaures
                              Antimonoxyd von 43° Baumé mit 20 Raumtheilen eines alten Absudes von
                              Sapanholz oder Limaholz von 5° Baumé; das Ganze wird gut umgerührt,
                              einige Stunden stehen gelassen und dann filtrirt. Nachdem die Flüssigkeit abgelaufen
                              ist, wird der Rückstand wiederholt mit Wasser ausgewaschen, worauf er getrocknet
                              oder im nassen Zustande verwendet werden kann. Wendet man mehr salzsaures
                              Antimonoxyd an, so wird die Farbe mehr carmoisinroth; ein größeres Verhältniß von
                              Sapanholzbrühe macht sie mehr scharlachroth.
                           Violetter Lack. Man vermischt 1 Raumtheil salzsaures
                              Antimonoxyd von 43° Baumé mit 14 Raumtheilen alter Blauholzbrühe von 4
                              1/2° Baumé.
                           Gelber Lack. Man verwendet statt des Sapanholzes einen
                              Absud von Quercitronrinde. – Patentirt in England am 9. Januar 1856. (London Journal of arts, November 1856, S. 285.)
                           
                        
                           Ueber ein Reagens auf den Farbstoff des Campecheholzes; von E.
                              Mathieu-Plessy.
                           Ich habe folgende merkwürdige Reaction beobachtet. Wenn man das Extract des
                              Campecheholzes oder eine wässerige Auflösung von Hämatoxylin mit Aetznatron in
                              Ueberschuß versetzt und dann dem so gebildeten Hämatoxylin-Natron eine
                              Auflösung von Thonerde-Natron zusetzt, so entsteht sogleich ein reichlicher
                              Niederschlag, Das Hämatoxylin geht nämlich mit der Thonerde eine Verbindung ein, die
                              sich selbst in einem großen Ueberschuß von Natron nicht mehr auflöst.
                           Aus diesem Grunde kann man auch eine mit dem Farbstoff des Campecheholzes verbundene
                              Thonerdebeize ohne allen Nachtheil durch Aetznatron Passiren und folglich einen chromgelb
                              gefärbten und mit Tafelschwarz bedruckten Zeug in Orange überführen.
                           Das Thonerde-Natron, welches die Eigenschaft besitzt, die Gegenwart des
                              Hämatoxylins in einer alkalischen Flüssigkeit nachzuweisen, ist daher ein Reagens
                              für das Campecheholz, da die anderen Extracte im alkalischen Zustand nicht
                              unmittelbar auf das Thonerde-Natron wirken. Ich bringe somit jenes Salz in
                              Vorschlag, um in einer gefärbten Flüssigkeit die Gegenwart des Hämatoxylins und des
                              Campecheholzextracts nachzuweisen. (Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhouse, 1856, Nr. 136.)
                           
                        
                           Preisaufgabe, die Werthbestimmung der Gerbematerialien
                              betreffend.
                           Die Versammlung des allgemeinen Vereins deutscher Gerber
                              hat in ihrer Sitzung am 13. October v. J. beschlossen, die, dem Gerber so wichtige
                              Ermittelung des Gehaltes der verschiedenen Gerbemateriale an wirksamem Gerbestoff
                              zur Preisaufgabe zu erheben. Es wird also ein einfaches, auch dem Nichtchemiker
                              hinreichend leicht zugängliches Verfahren verlangt, um den Gerbestoffgehalt der
                              genannten Materiale, besonders der Eichenrinde, mit einer für praktische Zwecke
                              hinreichenden Genauigkeit zu ermitteln. Der Preis ist auf fünfzig Thaler festgestellt.
                           Die Preisbewerber haben ihre Eingaben in gewohnter Art mit einer Devise zu versehen,
                              ihren Namen aber in einem beigegebenen verschlossenen, mit derselben Devise
                              versehenen Couverte zu nennen, und beides bis zum 1. August 1857 an den Hrn.
                              Lederfabrikanten Söhlmann in Linden vor Hannover
                              einzusenden.
                           Zu Preisrichtern sind die Professoren v. Fehling in
                              Stuttgart, Stein in Dresden und Heeren in Hannover ernannt, und es ist beschlossen, daß der Preis
                              zuerkannt werden soll, wenn auch nur eine einzige Preisschrift einging.
                           Sollte der Verfasser der gekrönten Preisschrift die im nächsten Herbst stattfindende
                              Versammlung der deutschen Gerber durch seinen Besuch erfreuen, so wird ihm dazu eine
                              Extra-Vergütung von 30 Thlr. für Reisekosten zugesichert.
                           
                        
                           Die technologischen Wandtafeln von Professor Dr. Fr. Knapp.
                           Ein ausgezeichneter Chemiker und Technolog, Professor am schweizerischenschweizerischn Polytechnicum, äußert sich bei Besprechung neuerer Hülfsmittel für den
                              technischen Unterricht in der Allgemeinen Zeitung (Mai 1856, Nr. 125) über diese
                              Sammlung von Demonstrations-Abbildungen folgendermaßen:
                           
                              „Es handelt sich mit diesen Tafeln weder um Vorlagen für technischen
                                 Zeichnungsuntericht, noch um Abbildungen nach welchen Maschinen construirt
                                 werden sollen. Sie dürfen daher nicht auf eine Linie gestellt werden mit den
                                 Werken von Haindl, Rößler, Hülße, Armengaud, Leblanc, Kronauer und anderen. Ihr Zweck ist die
                                 Versinnlichung wichtiger technischer Apparate und Maschinen für eine größere
                                 Zahl gleichzeitig Beschauender, ein Hülfsmittel also in den Hörsälen technischen
                                 Unterrichts. Unseres Wissens ist nur äußerst wenig in gleichem Sinne bis jetzt
                                 zu Stande gebracht worden. In England hat die Gesellschaft zur Beförderung
                                 nützlicher Kenntnisse Modelle, die nach Prof. Cowpers
                                 Angaben für Schulzwecke construirt und in Großbritannien ziemlich bekannt sind,
                                 abbilden lassen, und suchte die Abdrücke in den Elementarschulen zu verbreiten.
                                 Diese sind, nach Größe und Ausführung, meist auch ihrem Gehalte nach, mehr ein
                                 nützliches Unterhaltungsmittel für die Schuljugend als ein technisches
                                 Lehrmittel. Es wurde nach unserer Erinnerung vor mehreren Jahren in Frankreich
                                 versucht durch Tapetendruck in bunten Farben und in ziemlich großem Maaßstab
                                 Abbildungen mechanischer und chemischer Apparate zu vervielfältigen, und durch
                                 geringen Preis den Schulen zugänglich zu machen, aber auch dieses Unternehmen
                                 griff die Aufgabe weit niedriger als das vorliegende.“
                              
                           
                           
                              „Mehr vergleichbar mit den Knapp'schen
                                 Illustrationen nach Zweck und Manier ist die vor 13 Jahren bei Bassermann in
                                 Mannheim erschienene Dampfmaschinentafel in Buntfarbendruck auf Baumwolltuch,
                                 welcher aber keine zweite folgte. Am meisten sind wir von den bis jetzt
                                 erschienenen Lieferungen der Knapp'schen Wandtafeln
                                 erinnert an die vielen großen und deutlich gehaltenen, aber durch freie
                                 Handarbeit hergestellten Tafeln der beiden Maschinenzeichner Leblanc, welche die großen Räume des Conservatoire des arts et métiers in Paris
                                 zieren, und nach Angaben der an jenem Institut wirkenden Lehrer, Payen's, Morin's, Dupin's, Peligot's, Persoz's, Alcan's, Boussingault's, Moll's etc.
                                 angefertigt sind. Wir glauben unser Wohlgefallen an den Knapp'schen Tafeln nicht bündiger aussprechen zu können, als wenn wir
                                 sagen daß wir in Betreff der artistischen Behandlung jene Pariser Tafeln als
                                 Vorbild gewählt glauben. Für die Constructionen sind mit sehr geschickter
                                 Auswahl die besten französischen und deutschen Bilderwerke, wie Leblancs Recueil, die Atlasse zu Prechtl's Encyklopädie. Karstens Metallurgie, Peclets angewandter
                                 Wärmelehre u.a.m. benützt. Die Tafeln haben 1,37 Meter Höhe auf 1,07 Meter
                                 Breite, sie sind nicht durch Druck hervorgebracht und vervielfältigt, sondern
                                 Erzeugniß freier Handarbeit. Was damit erreicht werden sollte, und was
                                 erreichbar ist: ein möglichst anschauliches Bild der Wirklichkeit zu geben, das
                                 halten wir für vollkommen erzielt.“
                              
                           
                              „Es bedurfte der Erfahrung eines Lehrers, um in diese Abbildungen alles zu
                                 legen was sie geeignet machen kann für sich selbst zu reden. Nur einem solchen,
                                 der es im Unterricht erfahren wie das geringste Mangelnde an einer bildlichen
                                 Darstellung oft hinreicht das ganze Verständniß des Apparats zu verkümmern, und
                                 wie selbst eine Kleinigkeit zu viel, etwa ein Bestandtheil von nur secundärer
                                 Bedeutung, verwirrend auf die Beschauenden wirken kann, ist es möglich die
                                 rechte Linie einzuhalten. Nach längerem Betrachten einzelner Stücke aus Sphären
                                 der Technik die uns näher bekannt sind, mußten wir gestehen daß nirgendwo dem
                                 Hauptzweck der Deutlichkeit allzuviel an Präcision geopfert wurde. Es forderte
                                 sichern Tact zur Entscheidung: 1) aus welchen Gebieten besonders gewählt werden
                                 soll; 2) welche Construction man geben soll, falls deren mehrere gebräuchlich
                                 sind, und 3) wie die Darstellung zuzn behandeln, ob in Ansicht oder Durchschnitten u.s.w. Nach diesen drei
                                 Richtungen hin erkennen wir daß wir ein wohldurchdachtes Unterrichtsmittel vor
                                 uns haben. Wer mit dem Vortrag eines specielleren technologischen Cursus betraut
                                 ist, in welchem man sich nicht mit einem bloß typischen allgemeinen Vorführen
                                 der gebrauchten Apparate begnügen kann, der wird sich diese Tafeln zu ergänzen
                                 haben durch Verbildlichung abweichender Constructionen und Abbildung solcher
                                 Geräthe und Einrichtungen, deren Erläuterung, da wo es sich um Fachbildung
                                 handelt, unerläßlich ist. Die meisten Vorträge der Chemie und Technologie an
                                 unsern Gewerbeschulen kommen indeß nicht über das Zustandebringen einer nur
                                 grundzüglichen Einsicht in die Functionen der Apparate hinaus, und diesen
                                 technischen Vorträgen sowohl als auch theoretischen Vorträgen über Chemie und
                                 Physik an andern Lehranstalten werden wenigstens einzelne Tafeln gute Dienste
                                 thun. Die erste Serie der Wandtafeln soll aus 30 Nummern bestehen. Aus der
                                 genauen Durchsicht der bisher erschienenen folgern wir mit Sicherheit, es werde
                                 jeder Lehrer der oft erwähnten Fächer es als eine Wohlthat ansehen wenn ihm, an
                                 die Stelle der mühsamen Demonstration einer mangelhaften Zeichnung auf der
                                 schwarzen Tafel, mit so geringen Mitteln die Vorlage eines lebendigen,
                                 ansprechenden Bildes möglich wird. Mit einem Aufwand von 120 fl. sich ein
                                 Unterrichtsmittel, das nach so vielen Seiten hin Dienste thun kann, wie die 30
                                 Tafeln, zu verschaffen, das sollte doch wohl in der Möglichkeit einer jeden,
                                 auch kleineren Gewerbeschule liegen! Die Benützbarkeit des Unternehmens wird
                                 wesentlich erhöht durch die Zulässigkeit des Bezugs einzelner Tafeln zu nur
                                 wenig erhöhtem Preise.“
                              
                           
                              „Das Unternehmen ist, mögen wir den Maßstab der materiellen wie der dazu
                                 nöthigen geistigen Mittel anlegen, ein großes und der öffentlichen Besprechung
                                 darum wohl werth, aber nur in dem Umstande daß wir demselben nach ruhigstem
                                 Ermessen eine tiefeingreifende und fördernde Rolle in dem Gang deutschen
                                 Realunterrichtswesens zuschreiben, suchen wir die Rechtfertigung für das Erheben
                                 unserer Stimme aus weiter Ferne zur Anerkennung wahren Verdienstes im Anbau
                                 eines Feldes, auf dem uns selbst auch eine kleine Thätigkeit zufiel.“
                              
                           
                           Dieser Beurtheilung der wissenschaftlichen Bearbeitung der „technologischen
                                 Wandtafeln“ fügen wir Folgendes über die äußere Ausführung derselben
                              und die Art ihrer Veröffentlichung (durch die literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in München) hinzu:
                           Die Wandtafeln haben ein Format von 4 Fuß 8 Zoll bayer. oder 1,37 Meter Höhe und 3
                              Fuß 8 Zoll bayer. oder 1,07 Meter Breite.
                           Jedem Blatte ist ein erklärender Text beigegeben, welcher in der Regel nicht mehr als
                              ein Quartblatt füllt.
                           Die Blätter sind sämmtlich mit einem Firniß überzogen, und können daher leicht rein
                              erhalten werden.
                           Es werden in der Regel 4 Blätter auf Einmal ausgegeben, und deren wenigstens 12 im
                              Jahre erscheinen.
                           Der Preis eines Blattes ist für diejenigen, welche eine ganze Lieferung von 4
                              Blättern nehmen, auf 4 fl. Rhein, oder Rthlr. 2. 10 Ngr. einschließlich des Textes
                              gestellt.
                           Einzelne Blätter werden zu fl. 4. 48 kr. oder Rthlr. 2. 25 Ngr. abgegeben.
                           Die bereits erschienenen 5 Lieferungen oder 20 Blätter enthalten:
                           
                              
                                   I. Lieferung
                                 Nr.
                                   1.
                                 Hohofen (Roheisenerzeugung).
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   2.
                                 Getreidemühle. Mahl-Proceß.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   3.
                                 Hochdruck Dampfmaschine. Ansicht.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   4.
                                         „                
                                    „                Durchschnitt
                                    und Detail.
                                 
                              
                                  II. Lieferung
                                   „
                                   5.
                                 Hochdruck-Dampfkessel. Innere Ansicht.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   6.
                                 Gasofen. Querschnitt.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   7.
                                       „      
                                    Längenschnitt.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                   8.
                                 Getreidemühle. Beutelgeschirr.
                                 
                              
                                 III. Lieferung
                                   „
                                   9.
                                 Endlose Papier-Fabrication a.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 10.
                                     
                                    „          
                                    „            
                                    „        b.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 11.
                                 Puddelofen.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 12.
                                 Zwei Frischöfen.
                                 
                              
                                 IV. Lieferung
                                   „
                                 13.
                                 Niederdruck-Dampfmaschine.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 14.
                                 Niederdruck-Dampfkessel.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 15.
                                 Destillir-Apparat a.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 16.
                                       „          
                                    „      b.
                                 
                              
                                  V. Lieferung.
                                   „
                                 17.
                                 Rübenzucker-Fabrication. A. Filter.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 18.
                                         
                                    „                  „         
                                    B. Rüben-Reibapparat.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 19.
                                         
                                    „                  „         
                                    C. Vacuumapparat.
                                 
                              
                                 
                                   „
                                 20.
                                 Hydraulische Presse. Querschnitt.
                                 
                              
                           Die im Jahre 1857 zunächst erscheinenden Lieferungen VI, VII und VIII werden der Spinnerei und Weberei gewidmet
                              seyn.