| Titel: | Ueber die wichtigsten Grundsätze der Bereitung und Benützung des Holzleuchtgases; von Prof. Dr. Max Pettenkofer in München. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. VII., S. 21 | 
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                        VII.
                        Ueber die wichtigsten Grundsätze der Bereitung
                           und Benützung des Holzleuchtgases; von Prof. Dr. Max Pettenkofer in
                           München.
                        Aus den gelehrten Anzeigen der k. bayerischen Akademie der
                                 Wissenschaften, 1857, Nr. 53 und 54.
                        Pettenkofer, über die Bereitung und Benützung des
                           Holzleuchtgases.
                        
                     
                        
                           Eben damit beschäftiget, eine größere Arbeit über den genannten Gegenstand
                              durchzuführen, deren Veröffentlichung in den Abhandlungen der technischen Kommission
                              bei der Akademie sich jedoch in Folge anderer dringender Beschäftigung noch einige
                              Zeit verzögern wird, erlaube ich mir einstweilen diese kurze Notiz der
                              mathematisch-physikalischen Classe der Akademie mitzutheilen.
                           Die Versuche, das Holzgas zur Beleuchtung zu benützen, haben gegen Ende des vorigen
                              Jahrhunderts in Frankreich ihren Anfang genommen. Die Thermolampe von Lebon, ein Holzgasapparat, hat damals und auch noch
                              Anfangs dieses Jahrhunderts mehrfach die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, namentlich
                              in Gegenden von Deutschland, Schweden und Rußland, wo die Steinkohle selten war.
                              Diese Beleuchtungsart konnte sich aber nirgends behaupten und wurde überall wieder
                              schnell verlassen, wohl vorzüglich aus dem Grunde, weil die Leuchtkraft des Gases
                              allzu gering war, und mit dem Steinkohlengase in dieser Beziehung nicht entfernt
                              eine Concurrenz bestehen konnte, welches sich inzwischen mehr und mehr entwickelt
                              wickelt und
                              verbreitet hat. Es ist nicht ein einziger Fall bekannt, daß sich das Holzgas der
                              damaligen Zeit irgendwo auf den Standpunkt eines regelmäßigen Beleuchtungsdienstes
                              erschwungen hätte. Dumas bezeichnet dieß in seiner
                              angewandten Chemie Bd. I Buch II, Capitel VIII (deutsche Bearbeitung von Engelhart und Buchner Bd. I S.
                              724) mit klaren Worten: „Die Thermolampe von Lebon, ein Apparat, welcher zu gleicher Zeit Wärme und Licht
                                 verbreitet, und welchen er als Hausgeräth einführen wollte, hatte keinen Erfolg,
                                 sey es nun der schwierigen Behandlung oder des schwachen Lichtes wegen, welches
                                 dieselbe erzeugte. Die Gase, welche sich darin bildeten, konnten nur Sumpfluft
                                 und Kohlenoxydgas seyn, welche bekanntlich beide sehr schwach
                                 leuchten.“
                              
                           Die auf die Resultate der Thermolampe gegründete Ansicht wurde von allen gelehrten
                              Chemikern angenommen, und es sind bisher in der Wissenschaft keine Thatsachen
                              bekannt geworden, welche dieser Ansicht widersprechen konnten, hingegen viele,
                              welche sie bestätigten. Im Jahre 1849 wurde ich veranlaßt, neue Versuche über
                              Holzgas anzustellen. Ich fand vollkommen bestätigt, was Dumas angibt, nämlich daß man bei der Temperatur der Verkohlung des Holzes
                              nur solche Gase erhält, welche zur Beleuchtung nicht dienen können, weil neben
                              Kohlensäure, Kohlenoxyd und Sumpfgas keine schweren oder Doppelkohlenwasserstoffe
                              sich bilden. Die Temperatur des siedenden Quecksilbers, bei welcher die Steinkohle
                              noch nicht im mindesten zersetzt wird, reicht hin, Holz vollständig zu verkohlen.
                              Wenn man kleine Holzstücke in eine Glasretorte bringt, welche zur Hälfte mit
                              Quecksilber gefüllt ist, und dieses bis zum Sieden erhitzt, so wird das Holz
                              vollständig verkohlt; man erhält schwarze glänzende Kohle. Fängt man die dabei sich
                              entwickelnden Gase auf, so erhält man ein Gemenge, welches nach völliger Abkühlung
                              und Trocknung
                           
                              
                                 in 100 Theilen
                                 54,5 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 
                                 33,8 Kohlenoxyd und
                                 
                              
                                 
                                   6,6 Sumpfgas
                                 
                              
                           mit Einschluß von etwa 5 Proc. atmosphärischer Luft enthält.
                              Bei der Prüfung dieses Gasgemisches mit rauchender Schwefelsäure nach der Methode
                              von Bunsen ergibt sich keine bemerkbare Verminderung des
                              Volums, so daß man auf eine fast völlige Abwesenheit von schweren
                              Kohlenwasserstoffen schließen kann.
                           Werden aber die Dämpfe, welche bei der Verkohlung des Holzes entweichen, noch
                              wesentlich höher erhitzt, so entsteht beträchtlich mehr Gas und gehen Zersetzungen
                              vor sich, bei denen schwere Kohlenwasserstoffe sich bilden, und zwar in solcher
                              Menge und von so bedeutendem Kohlenstoffgehalte, daß dieses Holzgas reicher daran
                              ist, als das Gas der gewöhnlichen Steinkohle.
                           Die bei höherer Temperatur aus Holz entstandenen Gase enthalten nach ihrer völligen
                              Abkühlung
                           
                              
                                 18 bis 25 Procente
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 40  
                                    „  50      „
                                 Kohlenoxyd,
                                 
                              
                                   8  
                                    „  42      „
                                 Einfach-Kohlenwasserstoff (Sumpfgas),
                                 
                              
                                 44  
                                    „  17      „
                                 Wasserstoff,
                                 
                              
                                   6  
                                    „    7      „
                                 schwere Kohlenwasserstoffe.
                                 
                              
                           Nach den Analysen schwankt der Kohlenstoffgehalt eines Volums der im Holzgase
                              enthaltenen schweren Kohlenwasserstoffe zwischen 2,8 und 3,1 Volumen
                              Kohlenstoffdampf.Analyse eines Holzgases aus der Fabrik des Eisenbahnhofes zu München, im
                                    ungereinigten Zustande:25,72Kohlensäure,40,59Kohlenoxyd,11,06Einfach-Kohlenwasserstoff,15,07Wasserstoff,  6,91schwerer Kohlenwasserstoff.In 1 Volum der schweren Kohlenwasserstoffe sind 2,82 Volume
                                    Kohlenstoffdampf.Analyse eines Holzgases aus der Fabrik der Stadt Bayreuth, wie es zur
                                    Beleuchtung diente:  2,21Kohlensäure,61,79Kohlenoxyd,  9,45Einfach-Kohlenwasserstoff,18,43Wasserstoff,  7,70schwerer Kohlenwasserstoff,  0,42Stickstoff.In 1 Volum der schweren Kohlenwasserstoffe sind 3,1 Volume
                                    Kohlenstoffdampf.
                              
                           Verschiedene Holzarten geben ziemlich gleich zusammengesetzte Gase, so daß zwischen
                              Buchenholz und Fichtenholz in dieser Beziehung kaum ein Unterschied besteht, der
                              sich auch in den Nebenproducten Holztheer, Holzessig und Holzkohlen nicht wesentlich
                              zeigt.
                           Mit diesen Beobachtungen ist das Holzgas unbestreitbar in die Reihe der leuchtfähigen
                              Stoffe eingetreten. Die Form des Apparates, in welchem die Verkohlung des Holzes und
                              die Erhitzung der Dämpfe vorgenommen wird, kann natürlich sehr verschieden seyn.
                              Meine ersten Versuche im kleinen Maaßstabe führte ich in einem gußeisernen Rohre
                              aus, dessen glühender Theil zu 2/3 mit Holz und zu 1/3 mit kleinen Eisenstücken
                              gefüllt war. Wenn das Rohr und die Eisenstücke hellroth glühend waren, wurde das
                              Holz eingeschoben. Bei der Anwendung im Großen wurde anfangs die Retorte, in welcher
                              das Holz verkohlt wurde, mit Röhren umgeben, welche glühend erhalten wurden, und in denen die Dämpfe
                              hin und her gehen mußten, gegenwärtig aber hat man diese complicirten Retorten
                              verlassen und bedient sich einfacher, welche den Holzdämpfen den gleichen Hitzgrad
                              mittheilen, wie die complicirten. Dieselben sind nämlich im Verhältniß zu einer
                              Ladung Holz (60 Kilogr.) sehr groß, sie würden mit Leichtigkeit die dreifache Menge
                              Holz fassen. Bei diesen einfachen Retorten muß übrigens das Holz sehr gut getrocknet
                              seyn, wenn man viel und gutes Gas erhalten will. In 1 1/2 Stunde ist die
                              Destillation beendigt, und man erhält nach Abzug der Kohlensäure mindestens circa 16 Kubikmeter (nahezu 600 bayer. Kubikfuß)
                              leuchtendes Gas.
                           Die Beobachtung, daß es von der Temperatur der Holzdämpfe abhänge, ob sich nach der
                              Condensation im Gase leuchtende Kohlenwasserstoffe in hinlänglicher Menge finden
                              oder nicht, ist als der Kern der ganzen Holzgasfabrication zu betrachten.
                           In dem Zustande, in welchem das Gas aus der Retorte kommt, und nachdem es abgekühlt,
                              ist es noch nicht brauchbar als Licht; denn es enthält im Vergleiche mit den sonst
                              üblichen Leuchtgasen eine ungewöhnlich große Menge Kohlensäure. Die Gegenwart der
                              Kohlensäure beeinträchtigt die Leuchtkraft aller Gase in einem höchst auffallenden
                              Grade. Das Leuchten einer Gasflamme beruht bekanntlich darauf, daß sich in Folge der
                              Hitze an der verbrennenden Oberfläche derselben Kohlenstoff ausscheidet, und dieser
                              weiß glühend wird, bevor er selbst im Sauerstoff zu verbrennen vermag. Wenn man ein
                              Leuchtgas mit einer hinlänglichen Menge atmosphärischer Luft mischt, so brennt es
                              bekanntlich mit sehr hoher Hitze, aber ohne zu leuchten.
                           Die Temperatur, bei welcher sich Kohlenstoff aus den Leuchtgasen ausscheidet, ist
                              nicht niedriger als jene Temperatur, bei welcher dieser Kohlenstoff in vorhandenem
                              Sauerstoffe verbrennt, ohne sich zuvor auszuscheiden. Ebenso wie der freie
                              Sauerstoff der atmosphärischen Luft, wirkt auch theilweise der gebundene Sauerstoff
                              der Kohlensäure und des Wassers auf die Kohle: im ersten Falle entstehen Kohlenstoff
                              und Kohlenoxyd, im letzteren Wasserstoff und Kohlenoxyd. 2 Volume Kohlensäure können
                              1 Volum Sauerstoff zur Verbrennung von Kohle abgeben, oder, was in der Flamme das
                              Gleiche ist, die Ausscheidung von weißglühendem Kohlenstoffe in diesem Verhältnisse
                              verhindern. In 1 Volum Kohlensäure ist mithin für die Leuchtkraft eines Gases so
                              viel schädlicher Sauerstoff, als in 2 1/2 Volumen atmosphärischer Luft, welche nur
                              1/5 Sauerstoff enthält. Hieraus erklärt sich die große Schädlichkeit der Kohlensäure
                              in allen Leuchtgasen. Die Steinkohlen liefern bei der Destillation gemäß ihrer
                              Zusammensetzung viel weniger Kohlensäure als Holz, – zwischen beiden stehen die Braunkohlen.
                              Es ist somit klar, daß die Kohlensäure auch aus dem Holzgase möglichst entfernt
                              werden muß. Im Großen geschieht es mit trockenem Kalkhydrat, und haben die Apparate
                              eine solche Vollkommenheit erreicht, daß bei einiger Sorgfalt höchstens 1/2 Proc.
                              Kohlensäure im Gase zurückbleibt.
                           Ein dritter wichtiger Punkt bei allen Leuchtgasen ist die Größe der Oeffnungen an den
                              Brennern. Schon aus der oben mitgetheilten Zusammensetzung des Holzgases geht
                              hervor, daß dasselbe, auch von Kohlensäure befreit, ein viel größeres specifisches
                              Gewicht haben müsse, als Steinkohlengas. Man kann annehmen, daß das specifische
                              Gewicht durchschnittlich nicht unter 700 beträgt, das der Luft als 1000 angenommen.
                              Das Steinkohlengas erreicht in der Regel nicht 500. Diese Verhältnisse sind von
                              größter Wichtigkeit für die Form und den Umfang des Flammenkörpers. Je leichter das
                              Gas, desto leichter die Ausströmung und Ausdehnung in der Luft, – je schwerer
                              dasselbe, desto träger das Ausströmen und Aufsteigen in der Luft. Ein leichteres Gas
                              wird beim Ausströmen die umgebende Luft mehr durchschneiden und trennen, während ein
                              schwereres Gas sich im Verhältniß mehr mit der umgebenden Luft reiben und mischen
                              wird. Damit diese Mischung mit Luft nicht einen der Leuchtkraft schädlichen Grad
                              erreiche, muß die Ausströmöffnung an den Brennern bei Holzgas wesentlich breiter
                              seyn als bei Steinkohlengas. Holzgas, aus gewöhnlichen Steinkohlengasbrennern, die
                              für ein stündliches Consumo von 70 bis 100 Liter (3–4 Kubikfuß) berechnet
                              sind, unter etwas starkem Drucke gebrannt, gibt in der Regel eine fast ganz
                              lichtlose Flamme, während dasselbe Gas in derselben Menge aus Brennern mit weiten
                              Oeffnungen gebrannt, eine Leuchtkraft entwickelt, welche über der des gewöhnlichen
                              Steinkohlengases steht. Nach sehr genauen und umfangreichen Untersuchungen der
                              Herren von Liebig und Steinheil verhält sich die Leuchtkraft des Holzgases zu der des
                              Steinkohlengases wie 6 : 5.
                           Abgesehen von der Billigkeit, die sich nach localen Verhältnissen richtet, hat das
                              Holzgas einen Vorzug vor dem Steinkohlengase darin, daß es unter allen Umständen
                              frei von Schwefel- und Ammoniak-Verbindungen ist, so daß bei seiner
                              Verbrennung niemals schweflige Säure oder Salpetersäure entstehen kann, was bei
                              Steinkohlengas manchmal in fühlbarem Grade vorkommt. Seiner absoluten
                              Unschädlichkeit für zarte Farben und Metalle hat dieses Gas namentlich seine
                              Einführung in Basel und Pforzheim zu danken. Auch die jüngsten Versuche in Zürich
                              bestätigen wieder die gänzliche Unschädlichkeit des verbrannten und nicht
                              verbrannten Holzgases für die zartesten Farben auf Seide.
                           
                           Der Geruch des Holzgases ist sehr durchdringend und leicht wahrnehmbar, aber den
                              meisten Personen nicht so widerlich, wie der des Steinkohlengases.
                           So viel in aller Kürze über die wesentlichsten, wissenschaftlichen Grundlagen der
                              Holzgasbeleuchtung, welche selbstverständlich auch auf Torf und Braunkohlen
                              anwendbar sind.
                           Es ist vielleicht nicht ohne Interesse einige historische Notizen über die Entstehung
                              des Holzgases beizufügen. Die erste Anregung zur Wiederaufnahme der Versuche über
                              die anscheinend längst erledigte Frage, ob man aus Holz concurrenzfähiges Leuchtgas
                              gewinnen könne oder nicht, verdanke ich Hrn. Baurath Ruland in München. Er veranlaßte mich im Winter 1848/49 zu Versuchen mit
                              sehr harzhaltigem Holze. Als ich aber fand, daß selbst Holz mit 25 Proc. Harzgehalt
                              noch kein Gas von hinlänglichem Kohlenstoffgehalte liefere, fing ich an im Processe
                              der Holzdestillation eine Ursache zu suchen, welche das Entstehen von Leuchtgas
                              verhindere. Als solche betrachtete ich zuletzt die niedrige Temperatur, bei welcher
                              das Holz in Kohle und Dämpfe zerfällt. In diesem Punkte unterscheidet sich die
                              Zersetzung des Holzes und der Steinkohle wesentlich. Während Letztere bei der
                              Temperatur, welche eben zu ihrer vollständigen Verkohlung hinreicht, bereits Gase
                              von sehr hohem Kohlenstoffgehalte liefert, entwickelt Holz bei der viel niedrigeren
                              Temperatur, bei welcher es verkohlt, nur Gase ohne Leuchtkraft; erst bei einer viel
                              höheren Temperatur, als zur Verkohlung des Holzes erforderlich ist, entstehen
                              leuchtende Kohlenwasserstoffe und vermehrt sich auch die Menge der übrigen Gase.
                              Aber selbst nachdem ich dieses wußte und nachgewiesen hatte, blieb mir am Holzgase
                              noch manches räthselhaft, bis ich die unerläßliche Nothwendigkeit der Entfernung der
                              Kohlensäure und die wesentliche Function der Weite der Ausströmöffnungen an den
                              Brennern erkannt hatte. Erst jetzt gelang es mir, die Leuchtkraft des Holzgases zur
                              Anschauung und Geltung zu bringen. Nachdem die Sache principiell so weit geordnet
                              war, sollten die für die Ausführung im Großen nöthigen Erfahrungen gewonnen werden.
                              Ich ermunterte zwei meiner Freunde, Hrn. Baurath Ruland
                              und Hrn. v. Pauli, Director des bayerischen
                              Civil-Bauwesens, ein solches Unternehmen mit Rath und That zu unterstützen.
                              Wir bewarben uns, den damals neuerrichteten Bahnhof in München auf unsere Kosten mit
                              Holzgas zu beleuchten, und das Gas bei gleicher Leuchtkraft noch billiger zu
                              liefern, als man es aus der großen für die Stadt München bestehenden
                              Steinkohlengasfabrik bezogen hätte. Die regelmäßige Beleuchtung des Bahnhofes mit
                              Holzgas begann am 18 März 1851 und besteht seitdem ununterbrochen zur Zufriedenheit der
                              Bahnhofverwaltung und der Unternehmer.
                           Als die Versuche im Großen noch mehr Kapitalien erheischten, schlossen sich uns
                              Dreien noch die HH. Fabrikbesitzer Anton Riemerschmid in
                              München und L. A. Riedinger in Augsburg an. Wenn das
                              Holzgas gegenwärtig als ein gerundeter, brauchbarer Industriezweig vor den Augen der
                              Welt steht, so hat man es nur dem Vertrauen, der Opferbereitwilligkeit und Einsicht
                              meiner vier Freunde zu danken, denen ich anfangs nichts weiter zeigen konnte als die
                              Resultate eines kleinen unansehnlichen Apparates in meinem Laboratorium, wo ich
                              höchstens 100 Gramme Holz aus einmal destilliren konnte. Ein so kleiner Maaßstab
                              genügte diesen einsichtsvollen Männern, um sich zu entschließen, das Holzgas
                              gegenüber dem Vorurtheil der gesammten wissenschaftlichen und industriellen Welt ins
                              Leben einzuführen. Um die technische Entwicklung und Ausbildung der Sache hat Hr. L.
                              A. Riedinger das überwiegendste Verdienst, und ich
                              betrachte es als ein besonders glückliches Ereigniß, daß sich die ganz ungewöhnliche
                              technische und industrielle Begabung dieses Mannes auch dem Holzgase zugewendet
                              hat.
                           Das Holzgas hat seit 6 Jahren in Deutschland und der Schweiz bereits eine
                              nennenswerthe Verbreitung, namentlich durch die Thätigkeit des Hrn. Riedinger erhalten. Abgesehen von einzelnen Anstalten und
                              Fabriken sind die Städte Bayreuth, Koburg, Würzburg, Darmstadt, Gießen und Zürich
                              durch Hrn. Riedinger, die Stadt Basel durch Hrn. Dollfus, die Stadt Pforzheim durch Hrn. Benkieser und die Stadt Gotha durch Hrn. Blochmann in dieser Zeit mit Holzgas beleuchtet worden.
                              In Folge der von Hrn. Riedinger erzielten günstigen
                              Resultate sind neuerdings mit den Städten Regensburg, Ulm, Erlangen, St. Gallen und
                              Kempten bereits feste Verträge für Holzgasbeleuchtung abgeschlossen worden, welche
                              theils in diesem, theils in den folgenden Jahren zur Ausführung kommen werden.