| Titel: | Zusammensetzung einiger Eisensorten, nach F. A. Abel. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XI., S. 40 | 
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                        XI.
                        Zusammensetzung einiger Eisensorten, nach
                           F. A. Abel.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. LXX S.
                              213.
                        Abel, über die Zusammensetzung einiger Eisensorten.
                        
                     
                        
                           Die bisherigen Erfahrungen über die Haltbarkeit gußeiserner Kanonen haben sich
                              bekanntlich für die ausschließliche Anwendbarkeit des mittelst Holzkohlen im Hohofen
                              erblasenen Roheisens ausgesprochen. Es ist aber noch nicht ausgemacht, daß nicht
                              auch gewisse Sorten mit Steinkohlen erblasenen Eisens sollten anwendbar seyn, und es
                              kam daher vor allen Dingen darauf an, das zur Beurtheilung dieser Frage nothwendige
                              Material zu sammeln. Man weiß zur Zeit außerordentlich wenig über die Ursache des
                              Vorzugs, welcher dem Holzkohleneisen gebührt, und selbst die chemische
                              Zusammensetzung des guten Geschützeisens ist noch durch wenige Analysen bekannt. Es
                              hat daher F. A. Abel zunächst einen kleinen Beitrag über
                              die Zusammensetzung einiger bekannten Holzkohleneisenarten geliefert (Quart. Journal of the Chem. Soc. IX, 3. October 1856, S.
                              202), dessen Resultat nachstehende Tabelle enthält:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 145, S. 41
                              Nova Scotia; Amerika; Frankreich;
                                 Schlesien; Grau; Halbirt; Weiß; Weiß, krystallinisch, sehr deutlich; Weiß,
                                 krystallinisch, weniger deutlich; Eisen; Kohlenstoff gebunden Kohlenstoff
                                 Graphit; Silicium; Schwefel; Phosphor; Mangan; Kupfer; Specifisches Gewicht
                              
                           
                           Das Verfahren, welches zu den analytischen Daten führte, war kurz folgendes: Der
                              Gesammtkohlenstoff wurde durch Verbrennung des sehr fein gepulverten, mit dem
                              zweifachen Volum Sand oder Glaspulver und schließlich mit einem Gemisch von
                              chromsaurem Bleioxyd und chlorsaurem Kali vermischten Eisens ermittelt. Den Graphit
                              bestimmte man durch Digestion des fein pulverisirten Eisens mit concentrirter
                              Salzsäure, Kochen des Rückstandes mit mäßig starker Kalilauge, Waschen, Trocknen und
                              Wägen, endlich Erhitzen in der Muffel und Bestimmung des etwa gebliebenen
                              Unverbrennlichen. Das Silicium ergab sich als Kieselsäure bei der Behandlung mit
                              Salzsäure neben Graphit, letzteren verbrannte man und behandelte den Rückstand mit
                              Kalilauge; blieb hierbei etwas ungelöst, so wurde dieß vom Gewicht des
                              Verbrennungsrückstandes abgezogen und der Rest als Kieselsäure angenommen. Der
                              Schwefel wurde an Blei gebunden und als schwefelsaures Bleioxyd gewogen, indem man
                              langsam Salzsäure auf grobe Bruchstücke des Eisens wirken ließ und das Gas durch
                              schwach angesäuerte Bleizuckerlösung leitete. Der Phosphor im Eisen wurde durch
                              Königswasser in Phosphorsäure verwandelt, und diese, nachdem sie auf die bekannte
                              Art durch essigsaures Ammoniak als Eisenoxydphosphat abgeschieden war, durch
                              Schwefelammonium vom Eisenoxyd getrennt und als Magnesiasalz gewogen.
                           Die beiden Proben aus Schlesien stammten von verschiedenen Erzen her, waren sehr hart
                              und brüchig, das eine mit dem größeren Mangangehalt von großblätterigem Bruch und
                              lebhaftem Glanz, das andere dagegen dichter und weniger glänzend.
                           Das französische Eisen war aus Brauneisensteinen mittelst Holzkohle erblasen auf der
                              Staats-Kanonengießerei Ruelle. Es war dunkel, weich, feinkörnig und
                              gleichmäßig auf dem Bruch, dem schwedischen ähnlich.
                           Nachstehende Tabelle enthält eine Uebersicht der Analysen einiger Geschütze:
                           
                              
                                 
                                 Belgisches.  
                                 Französisches.  
                                 Schwedisches.  
                                 Russisches.
                                 
                              
                                 Eisen
                                   95,61
                                      96,02
                                      95,87
                                    94,36
                                 
                              
                                 Kohlenstoff 
                                 
                                    
                                    
                                 gebundenGraphit
                                     0,78    2,12
                                       
                                    1,03       1,87
                                       
                                    0,18       2,62
                                     
                                    0,47     2,83
                                 
                              
                                 Silicium
                                     0,99
                                       
                                    0,35
                                       
                                    1,19
                                      1,10
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,06
                                       
                                    0,03
                                       
                                    0,08
                                      0,02
                                 
                              
                                 Phosphor
                                     0,29
                                       
                                    0,45
                                       
                                    0,11
                                      0,37
                                 
                              
                                 Mangan
                                     0,15
                                       
                                    0,25
                                       
                                    Spur
                                      0,85
                                 
                              
                                 Titan und Chrom Spuren, auch
                                    Spuren von Zinn, Zink und Kupfer 
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                    7,250
                                      7,250
                                      7,050
                                    7,135
                                 
                              
                           
                           Das schwedische Geschützeisen war gleichmäßig hellgrau, das russische ein wenig bunt,
                              beide enthielten den Graphit sehr fein vertheilt. Das französische (aus Ruelle) und
                              das belgische (aus Lüttich) waren sehr ähnlich, beide halbirt, von kurzem
                              regelmäßigen Bruch und feinem dichten Gefüge.
                           Um in Ruelle die Kanonen anzufertigen, wird Holzkohleneisen eigener Fabrik mit
                              ähnlichem Holzkohleneisen benachbarter Werke, alten französischen Kanonen und
                              verlorenen Köpfen früherer Güsse, in Flammöfen mit New-Castler Steinkohle
                              behandelt, bis man ein gleichmäßig halbirtes Product bekommt.
                           In der belgischen Staatskanonengießerei schmilzt man mittelst Kohks heißerblasenes
                              Eisen mit alten Kanonen, verlorenen Köpfen und Holzkohlen-Roheisen
                              verschiedener Hüttenwerke unweit Charleroi zusammen und gebraucht dabei eine
                              halbanthracitische Steinkohle aus der Nähe von Lüttich, die 1 Proc. Schwefel und
                              4,92 Proc. Asche und in dieser 1,6 Proc. Phosphorsäure enthält. Uebrigens verfährt
                              man mit derselben Sorgfalt wie in Ruelle beim Umschmelzen und erzeugt auch
                              bekanntlich ein Product von ausgezeichneter Dauerbarkeit.
                           Endlich gibt der Verfasser auch eine Analyse des von Krupp
                              angefertigten Gußstahlgeschützes, welches beim ersten Schuß sprang. Dasselbe bestand
                              aus:
                           
                              
                                 Eisen
                                 98,05
                                 
                              
                                 gebundenem
                                    Kohlenstoff  
                                   1,18
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,33
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,02 spec. Gewicht = 7,836
                                 
                              
                                 Kobalt und Nickel
                                   0,12
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   0,30
                                 
                              
                                 Mangan
                                   Spur
                                 
                              
                           Der Verfasser spricht über die Ursachen der Haltbarkeit oder Unhaltbarkeit der
                              Geschütze die unter Technikern und Gelehrten ziemlich allgemein verbreiteten
                              Ansichten aus, und schließt nun daraus, daß nach den jetzt bekannten
                              Raffinirmethoden des Eisens es in England eben so gut gelingen werde brauchbare
                              Geschütze zu gießen wie in anderen Ländern.