| Titel: | Die Bereitung des Waldhaares aus der Rasenschmiele, Aira caespitosa L.; von Heinrich Hanstein. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XXXVIII., S. 153 | 
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                        XXXVIII.
                        Die Bereitung des Waldhaares aus der
                           Rasenschmiele, Aira caespitosa L.; von Heinrich Hanstein.
                        Hanstein, über die Bereitung des Waldhaares aus der
                           Rasenschmiele.
                        
                     
                        
                           Im zweiten Maiheft (Bd. CXLIV S. 312) dieses Journals ist von mir in Folge einer
                              Prüfung des Bestandes der im Handel sich findenden Waldhaare, die Rasenschmiele als
                              verwendbar erkannt und deren Benutzung zur Darstellung des Waldhaares empfohlen
                              worden; ich habe dort gesagt, daß ich Versuche zur Ermittelung der besten Art der
                              Zubereitung anstellen werde, und theile deren Resultat hier mit.
                           Daß die Rasenschmiele überall und stellenweise außerordentlich häufig vorkommt, habe
                              ich bereits erwähnt. In feuchten Waldungen, in tief gelegenen Schlägen findet sie
                              sich in großer Menge; ihre einzelnen Büsche bilden große Rasen und stehen
                              haufenweise beisammen.
                           Anfangs Juni ist das Gras in den Waldungen noch zu zart; erst Ende Juni und Anfang
                              Juli entwickelt es dort seine Halme zur Blüthe. Mitte bis gegen Ende Juni erhält man
                              ein Waldhaar von großer Härte und Elasticität, welches mir ein ganz vortreffliches
                              Material zur Polsterung abzugeben scheint.Wovon wir uns durch die vom Verf. eingesendeten Proben überzeugen konnten. A.
                                    d. Red. Früher geschnitten, kann man das Waldhaar in jedem Grad der Weichheit
                              erhalten.
                           Zubereitet wird es folgendermaßen. Das Gras wird geschnitten und am besten im
                              Schatten, wozu sich an den Standorten immer Gelegenheit geben wird, getrocknet. Von
                              mir in der Sonne rasch getrocknetes Gras war brüchig, erhielt aber seine Zähigkeit durch langes
                              Liegen an einem feuchten Orte wieder.
                           Das erhaltene Heu wird schwach gefeuchtet, mit der Hand gesponnen und der Strang dann
                              so lange gedreht, bis sich Knoten an Knoten zopfartig fest aneinander legt, und das
                              Ganze möglichst hart und gleich ist.
                           Die geschlossenen Stränge werden einen bis anderthalb Tage in Wasser gelegt, und im
                              Schatten getrocknet.
                           Wiederholt mache ich darauf aufmerksam, daß es sehr zu wünschen wäre, die
                              Rasenschmiele allgemeiner zur Waldhaarbereitung zu verwenden – nie wird
                              gegenwärtig der Bedarf an diesem Material gedeckt; eine vermehrte Production aber
                              wird bei mäßigen Preisen die Verwendung unglaublich vermehren.