| Titel: | Ueber das Rückwärtseinschneiden mit dem Meßtische. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XLIII., S. 173 | 
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                        XLIII.
                        Ueber das Rückwärtseinschneiden mit dem
                           Meßtische.
                        Aus der Zeitschrift für Mathematik und Physik, zweiter
                              Jahrg., 2tes Heft S. 108.
                        Ueber das Rückwärtseinschneiden mit dem Meßtische.
                        
                     
                        
                           Hierüber findet sich im Februarhefte des Jahrganges 1855 der Sitzungsberichte der
                              mathem. naturw. Classe der kais. Akad. d. Wissenschaften zu Wien eine sehr
                              lesenswerthe Abhandlung von Dr. A. Winkler, Prof. der prakt. Geometrie am Polytechnicum zu Brunn. Der Verf.
                              gibt ein Verfahren zum Rückwärtseinschneiden an, das wegen seiner praktischen
                              Brauchbarkeit in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Wir theilen daher im
                              Folgenden Einiges aus der genannten Abhandlung wörtlich mit.
                           
                              „1. Die praktische Wichtigkeit der Aufgabe, aus der bekannten Lage dreier
                                 Punkte auf dem Felde die Lage eines vierten Punktes bloß durch Messung der
                                 Winkel, welche die von ihm nach den gegebenen Punkten gehenden Virsirlinien mit
                                 einander bilden, zu bestimmen, hat, wie bekannt, eine große Anzahl von
                                 Abhandlungen und verschiedene Lösungen hervorgerufen.
                              
                           
                              Diese Lösungen, die zum Theile von den ausgezeichnetsten Geometern herrühren,
                                 unterscheiden sich natürlich darin, ob der Theodolit oder Meßtisch zur Anwendung
                                 kommt.
                              
                           
                              Bei Anwendung des Theodoliten geschieht die Lösung,
                                 wie sich von selbst versteht, nur durch Rechnung, und in dieser Hinsicht ist die
                                 Sache als erledigt zu betrachten.
                              
                           
                              Nicht in gleichem Maaße ist dieß bei den bis jetzt bekannten Auflösungen der
                                 Fall, welche sich auf den Gebrauch des Meßtisches
                                 beziehen, wo begreiflich nur die graphische Methode anwendbar ist. Denn hier
                                 stellt der Praktiker mit Recht die Anforderung, daß die Auflösung (das
                                 Rückwärtseinschneiden genannt) in allen Fällen, welche überhaupt eine solche
                                 zulassen, leicht (ohne weitläufige Sätze und Regeln
                                 beachten zu müssen), bequem (ohne geometrische
                                 Constructionen mit Cirkel und Lineal und ohne größere Drehungen des
                                 Meßtischblattes), sowie schnell und sicher auf dem Felde ausgeführt werden könne.
                              
                           
                              In der That entsprechen die bisher üblichen Verfahrungsarten diesen Anforderungen
                                 nicht vollständig, und es scheint zur näheren Begründung angemessen, die
                                 wichtigsten jener Methoden mit Rücksicht auf die angeführten Gesichtspunkte in
                                 Kürze zu betrachten.
                              
                           
                              Bekanntlich kommen praktisch nur noch die Methoden der directen Bestimmung des
                                 vierten Punktes oder Standortes von Bessel und 
                                 Bohnenberger, durch welche ein zweiter Punkt
                                 (Hülfspunkt) der Orientirungslinie nach einem der drei gegebenen Punkte
                                 construirt wird, sodann die beiden Näherungsmethoden von Lehmann und Netto zur Anwendung.
                              
                           
                              Das erstere, directe Verfahren leidet, so einfach es sonst zu seyn scheint, wie
                                 dieß in jedem guten Lehrbuche auseinander gesetzt wird, an dem Uebelstande, daß
                                 unter Umständen der Hülfspunkt entweder durch einen schlechten Schnitt erhalten
                                 wird oder zu nahe an denjenigen der drei Punkte fällt, welcher mit ihm die
                                 Orientirungslinie bestimmt, so daß diese unsicher wird, oder endlich, daß der
                                 Hülfspunkt außerhalb des Tischblattes fällt. Kann man sich in diesen Fällen auch
                                 auf andere Weise helfen, so entstehen daraus doch Umständlichkeiten. Eine
                                 wesentliche Verzögerung der Arbeit entsteht aber immer dadurch, daß größere
                                 Drehungen des Tischblattes und in deren Folge wiederholte Einstellungen
                                 desselben nothwendig werden.
                              
                           
                              Diese Rücksichten waren es wohl, welche zur Aufsuchung einer anderen
                                 approximativen Lösung Veranlassung gaben, bei welcher eine Drehung des
                                 Tischblattes von Hause aus ganz Umgängen und wobei, wenn die Orientirung nach
                                 Schätzung einigermaßen gelungen ist, nur noch sanfte Mikrometerbewegungen
                                 erforderlich werden, welche eine weitere Berücksichtigung der Libelle nicht mehr
                                 nöthig machen. Nachdem nämlich zwei kleine sogenannte Fehlerdreiecke erhalten
                                 worden sind, welche in Bezug auf die „mittlere“ Visirlinie
                                 eine entgegengesetzte Lage haben, kann man, wie bekanntlich Lehmann gezeigt hat, durch Schätzung einen Punkt
                                 finden, bei welchem die auf die beiden äußeren Visirlinien gefällten Perpendikel
                                 sich nahezu wie diese Linien verhalten, und welcher dann ebenfalls nahezu ein
                                 Punkt der mittleren Visirlinie ist, nach der man nun den Tisch orientiren kann.
                                 Dieser Orientirung wird aber meistens wieder ein Fehlerdreieck entsprechen, und
                                 ohne einige Wiederholungen des Verfahrens wird man wohl selten ganz scharf zum
                                 Ziele gelangen. So sicher man nun dieses auch erreichen wird, so beschwerlich
                                 wird es demjenigen Geometer seyn, der in jener Schätzung nicht bald das Rechte
                                 trifft, oder dessen Gedächtniß einen der Lehrsätze nicht treu bewahrt hat,
                                 welche Lehmann rücksichtlich der gegenseitigen Lage
                                 der mittleren Visirlinie und der Fehlerdreiecke auf empirischem Wege gefunden
                                 hat, und welche später von Prof. Hartner in den
                                 Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften allgemein
                                 bewiesen worden sind.
                              
                           
                              Diese Rücksichten hinwieder mögen es gewesen seyn, welche Netto zur Ermittelung eines mehr directen, von bloßen Schätzungen
                                 unabhängigen Verfahrens führten, vermöge dessen aus bloß zwei Fehlerdreiecken
                                 ein zweiter
                                 Punkt der mittleren Visirlinie durch Construction erhalten werden kann. Dieses
                                 Verfahren, im weiteren als bekannt vorausgesetzt, erfordert, wenigstens behufs
                                 einer schärferen Bestimmung jenes Punktes, ebenfalls die Kenntniß der Lehmann'schen Sätze, bedingt das Operiren mit sehr
                                 kleinen Linienstücken vermittelst des Cirkels und liefert den gesuchten Punkt
                                 durch einen einzigen, nicht selten sehr schiefen Schnitt. Es ist also auch
                                 hierbei nicht jede Hülfsconstruction mit Cirkel und Lineal vermieden, und wird
                                 man wohl öfter, ohne Wiederholung des Verfahrens, eine scharfe Orientirung des
                                 Tisches nicht erlangen können.
                              
                           
                              2. Das Verfahren nun, welches wir dem Praktiker als in allen Fällen leicht,
                                 bequem und sicher zum Ziele führend empfehlen möchten, und welches weder die
                                 Kenntniß der Lehmann'schen Sätze, noch andere
                                 Constructionsregeln voraussetzt, auch den Gebrauch des Cirkels nicht nothwendig
                                 macht, sondern auf rein mechanische Weise die Lage des Standortes auf dem
                                 Meßtischblatte mit aller erforderlichen Schärfe liefert, nachdem nur etwa drei
                                 größere oder kleinere Fehlerdreiecke erzeugt worden sind, – ein solches
                                 Verfahren, welches also allen Eingangs gestellten Anforderungen entspricht,
                                 liegt viel näher als alle vorhin aufgeführten Regeln und beruht auf der
                                 folgenden überaus einfachen Bemerkung. Denkt man sich nämlich das Meßtischblatt
                                 continuirlich gedreht und in jeder Lage desselben durch zwei der gegebenen
                                 Punkte und die entsprechenden auf dem Felde Visirlinien gezogen und ihre
                                 Durchschnittspunkte auf dem Blatte bemerkt, so werden diese Punkte in ihrer
                                 Gesammtheit eine krumme Linie – Scheitelcurve bilden, welche, wie schon
                                 aus elementaren Gründen klar ist, und wie wir zum Ueberflusse noch näher zeigen
                                 werden, einem Kreise sehr nahe kommt, und in welcher derjenige Punkt liegt,
                                 durch welchen die Visirlinien gehen müssen, wenn die beiden gegebenen Punkte auf
                                 dem Tischblatte in einer zur entsprechenden auf dem Felde parallelen Linie
                                 liegen. Da aber drei Punkte auf dem Blatte gegeben sind, so kann man je zwei
                                 derselben auf dreierlei Arten mit einander verbinden und erhält also auf
                                 beschriebene Weise drei verschiedene Curven, wovon jede den gesuchten Punkt
                                 – Standort – enthalten muß. Dieser kann also nur im
                                 gemeinschaftlichen Durchschnittspunkte aller drei Curven liegen und ist durch
                                 den letzteren vollständig bestimmt.
                              
                           
                              Die praktische Ausführung des hierdurch angedeuteten Verfahrens läßt sich nun
                                 einfach wie folgt bezeichnen:
                              
                           
                              Man orientire den Tisch vom Auge aus so genau als möglich, und ziehe nach den
                                 drei gegebenen Punkten die Visirlinien, welche im Allgemeinen ein Fehlerdreieck
                                 liefern werden. Man drehe hierauf das Tischblatt vermittelst der
                                 Mikrometerschraube einmal nach der rechten und einmal nach der linken Seite um
                                 so viel, daß die beiden neuen, auf gleiche Weise entstehenden Fehlerdreiecke zu
                                 entgegengesetzten Seiten des ersteren liegen und etwas größer als diese sind.
                                 Bezeichnet man dabei, um Irrungen vorzubeugen, die drei gegebenen Punkte auf dem
                                 Tische mit a, b, c, und die Durchschnittspunkte der
                                 Visirlinien nach a und b, nach a und c,
                                 nach b und e
                                 beziehungsweise beim ersten Fehlerdreiecke mit γ,
                                    β, α beim zweiten mit γ',
                                    β', α' und beim dritten mit γ'', β'', α'' so sind nun α, α', α'' und β,
                                    β', β'' und γ, γ',
                                    γ'' jedesmal drei Punkte der oben bezeichneten Curven. (Da schon
                                 α mit α' und β mit β' durch gerade Linien verbunden, eine
                                 genäherte Lage des Standortes liefern, so erfährt man hierdurch, nach welcher
                                 Seite das Blatt zu drehen ist, um das dritte Fehlerdreieck in der oben
                                 vorausgesetzten Lage zu erhalten.) Die Curven lassen sich, so weit wir ihrer
                                 bedürfen, mit um so größerer Sicherheit durch einen bloßen Freihandzug
                                 construiren, als die Punkte, durch welche sie gehen müssen, fast immer sehr nahe
                                 an einander liegen, die Curven selbst aber äußerst nahe eine constante Krümmung
                                 haben, nämlich Kreisbogen sind, außerdem durch die Punkte a, b: a, c: b, c gehen und sich in einem gemeinschaftlichen Punkte
                                 schneiden müssen, so daß bei einiger Uebung und Sorgfalt rücksichtlich ihrer
                                 Construction jede Willkürlichkeit sich von selbst ausschließt. In welch hohem
                                 Grade dieß der Fall ist, habe ich mich vielfältig und unter den verschiedensten
                                 Umständen praktisch überzeugt, und einige wenige Versuche werden für jeden
                                 Geometer hinreichen, um alle Zweifel in die vollkommene Zuverlässigkeit und
                                 ungemeine Förderlichkeit des Verfahrens zu beseitigen.
                              
                           
                              Sollte sich indessen zeigen, daß, nachdem bereits drei Fehlerdreiecke erhalten
                                 und die einander entsprechenden Eckpunkte derselben durch Bogen verbunden worden
                                 sind, diese Bogen sich erst in ihrer Verlängerung schneiden, daß also die
                                 anfängliche Orientirung noch sehr unrichtig war, so erhält man hierdurch den
                                 sichersten Fingerzeig, nach welcher Richtung das Meßtischblatt weiter zu drehen
                                 sey, um ein viertes Fehlerdreieck zu erhalten, welches nun ganz gewiß über dem
                                 gesuchten Punkte hinaus liegt. Da nun die drei Curvenbogen mit Sicherheit bis zu
                                 den respectiven Eckpunkten dieses neuen Fehlerdreiecks fortgesetzt werden
                                 können, und der Durchschnittspunkt in ihnen selbst und nicht mehr in ihren
                                 Verlängerungen liegt, so ergibt er sich mit derselben Bestimmtheit wie in dem
                                 oben zuerst angenommenen Falle.
                              
                           
                              Uebrigens braucht kaum bemerkt zu werden, daß, da die Bildung der Fehlerbreiecke
                                 sehr leicht und schnell von statten geht und da, je größer die Zahl derselben
                                 ist, um so bequemer die Curven gezogen werden, es der Bequemlichkeit des
                                 ganzen Verfahrens keinen Eintrag thut, wenn man überhaupt statt drei etwa vier
                                 oder fünf Fehlerdreiecke nach einander bildet, die an der Stelle, wohin der
                                 gesuchte Punkt fallen wird, in kleineren Zwischenräumen auf einander folgen.
                              
                           
                              Nach dem bisher Ausgeführten ist ferner klar, daß das obige Verfahren unmittelbar
                                 und schneller als jedes andere den bekannten Ausnahmefall, in welchem das
                                 Problem keine oder nur eine sehr unsichere Auflösung zulaßt, anzeigt, den Fall
                                 nämlich, in welchem der Standort mit den drei gegebenen Punkten nahezu oder ganz
                                 genau im Kreise liegt. Auf das Stattfinden dieses Falles wird man nämlich
                                 sogleich schließen, wenn die drei Curven sehr nahe zusammenfallen und demgemäß
                                 ihr Durchschnittspunkt unsicher wird, und dieß zeigt sich schon auf das
                                 Bestimmteste, nachdem drei Fehlerdreiecke gebildet und ihre entsprechenden
                                 Eckpunkte durch Curvenbogen verbunden worden sind. Bei jeder anderen Lage des
                                 Standortes, und insbesondere dann, wenn die Entfernungen desselben von den drei
                                 Punkten unter sich sehr ungleich sind, werden sich immer wenigstens zwei dieser
                                 Bögen unter so großen Winkeln durchsetzen, daß ihr Schnittpunkt mit der nöthigen
                                 Scharfe erscheint.
                              
                           
                              Diese umständlichere Darlegung des Verfahrens schien durch den Umstand geboten,
                                 daß dasselbe, so nahe es liegt und so weniger theoretischen Auseinandersetzungen
                                 es erfordert, in keinem der mir bekannten Werke, welche diesen Gegenstand
                                 behandeln, erwähnt wird. In einigen Lehrbüchern über praktische Geometrie, z.B.
                                 jenem von Prof. Grunert, wird (S. 230) nach Bohnenberger zwar bemerkt, daß man den Standort
                                 näherungsweise dadurch auf dem Tischblatte bestimmen könne, daß man die sich
                                 correspondirenden Eckpunkte zweier Fehlerdreiecke
                                 durch gerade Linien verbinde und ihren
                                 Durchschnittspunkt bestimme. Aber abgesehen davon, daß sich auch bei nahe an
                                 einander liegenden Fehlerdreiecken die meistens ziemlich stark gekrümmten
                                 Curvenbogen mit einiger Genauigkeit zwar der Größe, aber nicht der Richtung nach
                                 durch ihre Sehnen ersetzen lassen, ist eine schnelle und sichere Bestimmung des
                                 Standortes auf diese Weise schon darum unmöglich, weil sich die drei Sehnen, die man ziehen kann, wohl niemals in
                                 einem Punkte treffen werden, und man also statt des richtigen, drei ungenaue
                                 Punkte für den Standort erhält.
                              
                           
                              3. Die oben mitgetheilte, auch dem weniger unterrichteten Praktiker zugängliche
                                 Auflösung erledigt, wie wir glauben, die immer noch häufig zu vernehmenden
                                 Einwürfe gegen die öftere Anwendbarkeit dieses nützlichen Problems. In der That
                                 wird man sich desselben nicht nur in dem Falle, wo drei Punkte auf dem Blatte gegeben sind,
                                 wovon keiner sich zur Aufstellung des Instrumentes eignet, sondern auch in
                                 mehreren anderen Fällen mit Nutzen bedienen, die wir nun in Kürze anführen
                                 werden.
                              
                           
                              A. Wenn in einem der drei Punkte eine Aufstellung
                                 zwar möglich, aber für die Detailaufnahme nicht weiter von Nutzen wäre und nur
                                 den Zweck haben würde, eine Orientirungslinie nach einem neuen Standorte hin zu
                                 liefern, so wird man es vorziehen, sich unmittelbar auf diesem Standorte
                                 aufzustellen und denselben, wie oben auseinander gesetzt, aus den gegebenen
                                 Punkten durch Rückwärtseinschneiden zu bestimmen. Man gewinnt dadurch nicht nur
                                 an Zeit, sondern hat vermöge der gleichzeitigen Benutzung aller drei Punkte
                                 zugleich eine im Verfahren selbst liegende Controle und die Sicherheit, den
                                 richtigen Punkt erhalten zu haben, welche um so mehr in Anschlag zu bringen ist,
                                 als etwaige Orientirungsfehler, welche bei jener Hülfsaufstellung eintreten
                                 könnten, hierbei ganz vermieden werden.
                              
                           
                              B. Eine weitere, nicht minder bemerkenswerthe
                                 Anwendung läßt das Problem vermöge seiner leichteren Auflösung in dem Falle zu,
                                 wenn man zwar eine Orientirungslinie nach dem neuen Standorte hin bereits
                                 besitzt, der durch Seitwärtsabschneiden nach einem zweiten Fixpunkte erhaltene
                                 Schnitt aber nicht ganz günstig ist, oder die Controle nach einem dritten Punkte
                                 nicht aushält, sondern ein Fehlerdreieck gibt, so daß man genöthigt wäre, durch
                                 eine neue Aufstellung des Meßtisches eine günstigere Orientirungslinie von einem
                                 anderen Fixpunkte aus zu erheben oder die bereits gegebene zu verbessern,
                                 wodurch in beiden Fällen die Arbeit verzögert würde. Statt dessen wird man den
                                 einmal eingenommenen Standpunkt beibehalten, vermittelst der gegebenen
                                 Orientirungslinie den Tisch einstellen und nun den Standort mit Schärfe durch
                                 Rückwärtseinschneiden bestimmen. Die Zweckmäßigkeit dieses Verfahrens bedarf für
                                 den praktischen Geometer keiner weiteren Auseinandersetzung, denn es ist klar,
                                 daß es in allen Fällen das bequemste und sicherste Mittel darbietet, um die
                                 durch mehrere auf einander folgende mittelbare Orientirungen des Tisches
                                 eintretenden Fehler zu beseitigen und den jeweiligen Standort den Fixpunkten
                                 möglichst genau anzuschließen.
                              
                           
                              Von den mannichfachen Anwendungen, deren die beschriebene rein mechanische und
                                 von allen geometrischen Lehrsätzen unabhängige Methode zur Lösung schwierig
                                 scheinender Aufgaben fähig ist, und welche der Leser selbst beifügen wird, mögen
                                 nur noch die folgenden zwei Erwähnung finden.
                              
                           
                           
                              C. Die Lage zweier Punkte und die Entfernung eines
                                 derselben vom Standorte ist gegeben; es soll der Tisch orientirt, resp. der
                                 Standort bestimmt werden. Man beschreibe mit jener gegebenen Entfernung aus
                                 ihrem ebenfalls gegebenen Endpunkte einen Kreisbogen und bilde, nachdem der
                                 Meßtisch von Auge aus möglichst genau orientirt ist, mit Hülfe von drei oder
                                 mehreren Durchschnitten der nach den beiden Punkten auf dem Blatte und auf dem
                                 Felde gezogenen Visirlinien einen jenen Kreis durchsetzenden Bogen der in Art. 2
                                 erwähnten Scheitelcurve, so wird man, wie nicht näher gezeigt zu werden braucht,
                                 den Standort aus einer einzigen Aufstellung des Tisches erhalten. Obgleich diese
                                 Aufgabe gewiß nur selten vorkommen wird, so schien sie doch darum
                                 erwähnenswerth, weil wohl jede andere Auflösungsart zwei Aufstellungen des
                                 Meßtisches erfordern würde.
                              
                           
                              D. Eine ähnliche Behandlung ergibt sich für die
                                 folgende Aufgabe: Die Lage dreier Punkte ist gegeben, wovon aber keiner von dem
                                 anderen aus sichtbar ist. Man besitzt ferner die Orientirungslinie von einem
                                 dieser Punkte nach einem vierten, – dem Standorte des Meßtisches, kann
                                 aber von diesem aus nicht zurückorientiren, weil sich nach dem entsprechenden
                                 Punkte des Terrains nicht visiren läßt; nach den beiden anderen gegebenen
                                 Punkten dagegen ist die Visirrichtung frei. Es soll nun der Meßtisch orientirt,
                                 beziehungsweise der Standort auf dem Blatte bestimmt werden.
                              
                           
                              Man orientire den Tisch vom Auge aus möglichst genau, bilde auf angegebene Weise
                                 mittelst der beiden sichtbaren Punkte die Scheitelcurve der Visirlinien und
                                 bestimme mit Schärfe den Punkt, in welchem sie die gegebene Orientirungslinie
                                 durchschneidet, so ist dieser der Standort auf dem Blatte. Eine Hülfsaufstellung
                                 ist auch hier nicht erforderlich, und es löst sich also diese Aufgabe, welche,
                                 wie die vorhergehende, meines Wissens noch nicht erörtert worden ist, auf ganz
                                 einfache Art.
                              
                           
                              Diese Aufgabe kann z.B. in gebirgigen Gegenden bei graphischen Triangulationen in
                                 Fällen vorkommen, wenn der gegebene Punkt, von welchem aus nach dem neuen
                                 Standorte rayonnirt werden kann, viel tiefer als dieser liegt, so daß man den
                                 letzteren vom ersteren, aber nicht umgekehrt diesen von jenem aus anvisiren
                                 kann.“