| Titel: | Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. | 
| Autor: | Carl Kuhn [GND] | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XLV., S. 186 | 
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                        XLV.
                        Ueber die Benützung von elektrischen und
                           Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor
                           Carl Kuhn in
                           München.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von
                           Sprengladungen.
                        
                     
                        
                           Unter den vielen und mannichfachen Anwendungen, mit welchen die Forschungen im
                              Gebiete der Elektricitätslehre in den letzten dreißig Jahren die Technik
                              bereicherten, ist die Anwendung der Elektricität zum Zünden von Sprengladungen und
                              Minenöfen als eine der interessantesten zu betrachten. Sowohl zum Sprengen von
                              Felsen, um Straßen anlegen zu können, oder Flüsse zu reguliren, zum Betriebe des
                              Bergbaues, bei Arbeiten in Steinbrüchen etc., als auch bei Sprengungen, die zum
                              Angriffe oder der Vertheidigung bei der Kriegführung an oder in Festungswerken, in
                              Verschanzungen etc. zweckdienlich seyn müssen, hat man bis zur neueren Zeit die
                              mechanischen Zündungsmethoden benützt, die, so sinnreich auch einzelne derselben
                              sind, dennoch so viele Nachtheile besitzen, daß die Beseitigung der letzteren durch
                              weitere Ausbildung dieser mechanischen Zündungsmethoden kaum zu erlangen seyn
                              dürfte.
                           Diese Nachtheile, welche die älteren Zündungsmethoden mit sich führen, wurden zwar
                              von sachkundigen Männern schon in der gründlichsten Weise erörtert, und wir sagen
                              daher nichts Neues, wenn wir die wichtigsten derselben hier wieder vorführen, ja wir
                              müssen sogar in dieser Beziehung uns ganz und gar an die Erörterungen der Fachmänner
                              halten, denen alle Erfahrungen zur Seite stehen, welche zur Beurtheilung eines
                              derartigen rein praktischen Gegenstandes zu Rathe gezogen werden müssen; allein wir
                              halten es für unsere folgenden Betrachtungen für nothwendig, ehe wir auf diese
                              eingehen, eine kurze Vergleichung der mechanischen und elektrischen Zündungsmethoden
                              vorzunehmen, um wenigstens im Allgemeinen, soweit dieses vom rein physikalischen
                              Standpunkte aus zulässig ist, auf die Wichtigkeit des vorliegenden Gegenstandes die
                              Aufmerksamkeit derjenigen hinzulenken, die sich häufig mit Sprengarbeiten zu
                              beschäftigen haben, und denen eine weitere Gelegenheit zur Beseitigung jener
                              Nachtheile sich nicht dargeboten hat.
                           Beiläufig sind es die folgenden Umstände, welche bei Sprengungen aller Art, sowohl
                              für rein technische, als auch für rein militärische Zwecke die Nachtheile der
                              älteren und mechanischen Zündungsmethoden überhaupt ausmachen:
                           
                           
                              1. Bietet keine dieser Methoden diejenige Sicherheit, um im
                                 Voraus die zu erfolgende Sprengung verbürgen zu können, wenn nicht die Zündung
                                 unmittelbar nach der hiezu vorgenommenen Einrichtung sogleich ausgeführt
                                 wird.
                              2. Ist jede derselben mit großen Gefahren für die Operateure,
                                 insbesondere für die dabei beschäftigten Arbeiter dadurch verbunden, daß die
                                 Explosion entweder früher erfolgt, als man dieselbe erwartet hat, oder zu einer
                                 Zeit stattfindet, in welcher dieselbe nicht mehr erwartet wird.
                              3. Kann ein fester Verschluß des Bohrloches oder Minenofens wegen
                                 der anzubringenden Zündungsvorrichtungen nicht vorgenommen werden, wenn man
                                 nicht Methoden in Anwendung bringen will, die entweder die Unsicherheit der
                                 Zündung oder die Gefahren erhöhen. Hierdurch wird aber einerseits die
                                 Wirkungsfähigkeit der Mine um ein Bedeutendes herabgesetzt, wenn man nicht die
                                 Pulverladung in entsprechender Weise erhöht, andererseits werden die Räume,
                                 welche mit der Mine in Verbindung stehen, mit den durch die Explosion erzeugten
                                 Gasen angefüllt, und so auf längere oder kürzere Zeit zum Aufenthalte untauglich
                                 gemacht.
                              4. Bei Sprengungen unter Wasser ist die Anwendung der
                                 gewöhnlichen Zündungsmethoden nur mit den größten Schwierigkeiten auszuführen,
                                 und ist die Sicherheit des Gelingens der Zündung außerdem nur sehr
                                 gering.
                              5. Die Ausführung gleichzeitiger Zündungen ist streng genommen
                                 mittelst der mechanischen Zündung nicht ausführbar, und selbst für unmittelbar
                                 aufeinander folgende Explosionen, wie sie unter Anwendung der aus Stopinen
                                 bestehenden Larivier'schen Zündwurst am sichersten
                                 vorgenommen werden kann, soll sie nach Aussage der Praktiker keine vollkommene
                                 Zuverlässigkeit darbieten.
                              6. Die Kosten der Herstellung einer Zündungseinrichtung nach den
                                 gewöhnlichen Methoden, sowie jene des zum Zünden erforderlichen Pulverquantums
                                 sind sehr bedeutend.
                              7. Die zur Ausführung einer Zündung nöthigen Vorbereitungen
                                 nehmen eine nicht unbedeutende Zeit in Anspruch, und erfordern bei gewöhnlichen
                                 Sprengungen zu viel Aufwand an Kräften.
                              
                           Bei Sprengungen für Kriegszwecke kommen außer diesen Umständen noch die in Rücksicht,
                              daß unter Anwendung der dort gebräuchlichen mechanischen Zündungsmethoden nicht zu
                              jeder beliebigen Zeit die Explosion ausgeführt werden kann, daß zuweilen eine Mine
                              früher oder später spielt, als die Wirkung derselben eintreten soll, daß das
                              Vorbereiten einer Minenzündung auf längere Zeit nur zum Theil vorgenommen werden kann,
                              daß die Ausführung von Sprengungen von der Zündmethode zu sehr abhängig gemacht ist
                              etc.
                           Diese Nachtheile werden durch die elektrischen Zündungsmethoden zum größten Theile
                              ganz beseitiget, und es möchte daher zu erwarten stehen, daß nicht bloß für alle
                              Arbeiten, bei denen bis jetzt Sprengungen vorgenommen wurden, diese neuen Methoden
                              zur Anwendung kommen werden, sondern daß unter Benützung dieser Mittel die
                              Sprengarbeiten auch dann zur Ausführung kommen können, wo man bis jetzt dieselben
                              aus einem oder dem anderen der in den vorhergehenden Erläuterungen enthaltenen
                              Gründe vermeiden mußte.
                           Was die Gefahren betrifft, die mit der Anwendung irgend einer der elektrischen
                              Zündungsmethoden verbunden sind, so können wir diese als gar nicht vorhanden
                              betrachten, und wir können dieses nicht treffender darlegen, als wenn wir die
                              eigenen Worte des amerikanischen Physikers Hare benützen,
                              der sich um die Anwendung dieser Methoden sehr verdient gemacht hat, und der sich
                              hierüber wie folgt aussprichtR. Hare, über die Benützung des Galvanismus zum
                                    Sprengen von Felsen. Sillim. Journal t. XXI p. 139; polytechn. Journal Bd. LI S. 16.: „Da das Schießpulver, indem es bei dieser Einrichtung in eine
                                 Röhre eingeschlossen ist, unmöglich durch einen allenfalls beim Einrammen
                                 erzeugten Funken entzündet werden kann, und da die Entzündung auf gar keine
                                 andere Weise als durch die galvanische Entladung bewirkt werden kann, so ist es
                                 unbegreiflich, wie bei dieser Sprengmethode ein Unglück geschehen kann,
                                 ausgenommen man will absichtlich einen Mord begehen, oder man läßt sich die
                                 unverzeihlichste Nachlässigkeit oder Unwissenheit zu Schulden
                                 kommen.“
                              
                           In Beziehung auf die Sicherheit, mit welcher eine Zündung auf elektrischem Wege und
                              mittelst Volta'scher Ströme vorgenommen werden kann, mag vorläufig die Bemerkung
                              ausreichen, daß jene hauptsächlich von der Sorgfalt, mit welcher die Zündung
                              angelegt und eingerichtet wird, abhängig ist, von der Brauchbarkeit des Apparates
                              aber in den meisten Fällen unabhängig gemacht werden kann, und daß man sogar im
                              Allgemeinen auch Mittel besitzt, um die Sicherheit, mit welcher die Zündung vor sich
                              gehen wird, im Voraus mit Gewißheit beurtheilen zu können.
                           Da zum Anlegen einer Zündung auf elektrischem Wege nur eine Verbindung des Bohrloches
                              oder Minenofens mit dem Zündapparate mittelst Drähten hergestellt werden muß, so
                              erlaubt diese Zündungsmethode die sorgfältigste Verdammung, ja sogar die Herstellung
                              eines luftdicht verschlossenen Raumes; es ist dieß ein Umstand, der auf die
                              Wirkungsfähigkeit der Explosion von dem größten Einfluß ist, und der, wie leicht zu
                              sehen, noch manchen anderen als die vorher angegebenen Uebelstände der mechanischen
                              Zündungsmethoden beseitiget, der aber außerdem den wesentlichen Voltheil darbietet,
                              die Besetzung des Bohrloches oder Minenofens in der sichersten und wirksamsten Weise
                              vornehmen zu können. Die Wirksamkeit der Explosion bei sorgfältig verdämmten
                              Bohrlöchern hat sich durch vielfache Beispiele, wie sich auch erwarten ließ,
                              bewährt. So erhielt LyonFelsensprengung mittelst Galvanismus; polytechn. Journal Bd. LXXXVII S. 78. bei einer gleichzeitigen Sprengung von drei Bohrlöchern eine Masse Mauerwerk
                              von 150 Tonnen (4200 bayer. Centner). Bei der zur Anlegung einer Eisenbahn
                              vorgenommenen Sprengung des Round-Down-Felsens
                              Polytechn. Journal Bd. LXXXVII S.
                                       462. wurden mittelst 18000 Pfund Pulver und unter Anwendung von drei Volta'schen
                              Batterien ungeheure Felsenmassen abgesprengt, indem die beiläufige Berechnung der
                              abgelösten Kreidefelsen 291666 Kubik-Yards (wobei 1 Kubik-Yard = 2
                              Tonnen) ergab. Von diesen ungemein großen Massen wurden 50000 Kubik-Yards
                              behufs der Herstellung der Straße weggeräumt, und hätte man diese Sprengung durch
                              die Arbeiten auf gewöhnlichem Wege ersetzen wollen, so wäre nach Cubitt's Angabe hiezu eine Zeit von sechs Monaten nöthig
                              gewesen, und die Kosten dieser Operation hätten mindestens 7000 Pfd. Sterl.
                              betragen. In den Downhill-Tunnels der Londonderry- und Coleray-Eisenbahn betrug die Größe der mittelst zweier Bohrlöcher
                              und unter Anwendung von 18 Daniell'schen Elementen durch Entzündung von 3000 Pfd.
                              Pulver abgesprengten Masse beiläufig 30000 Tonnen.Große Felsensprengung mittelst der galvanischen Batterie etc.; polytechn.
                                    Journal Bd. CIII S. 263. Derartige Effecte können auf gewöhnlichem Wege nicht erlangt werden, ja es
                              können sogar die Arbeiten dieser Art ohne bedeutenden Kostenaufwand gar nicht einmal
                              durchgeführt werden. Aus den bei der Ausgrabung des Hafens in Cherbourg
                              vorgenommenen Sprengungen mittelst Elektricität, wo man mittelst dreien gleichzeitig
                              gezündeten Minen fast 300000 Kubikmeter Felsen ablöste, ergab sich nach einer
                              Berechnung von Dussand und Rabattu, daß die Wirkung der durch Elektricität entzündeten Minen sich zur
                              Wirkung ähnlicher nach dem gewöhnlichen Verfahren entzündeten verhält, wie 6 zu 5,
                              also um ein Sechstel größer ist als diese.Polytechn. Journal Bd. CXXXV S.
                                       371.
                              
                           
                           Die Zündung von Pulverladungen durch elektrische Wirkungen wurde seit der Mitte des
                              vorigen Jahrhunderts schon oft vorgenommen; jedoch sind die älteren hierüber bekannt
                              gewordenen Resultate so unvollständig, daß sich dieselben zur Beurtheilung der
                              angewendeten Zündungsmethoden nicht benützen lassen. In neuerer Zeit sind aber viele
                              Versuche über die Anwendung der Elektricität, theils zum Felsensprengen, zum
                              Sprengen in Steinbrüchen und unter Wasser, dann in Bergwerken, theils aber auch zum
                              Zünden von Minenöfen für militärische Zwecke vorgenommen worden, welche zum Theil so
                              vollständig zur Mittheilung gekommen sind, daß es einigermaßen möglich seyn dürfte
                              zu beurtheilen, in wie weit es angeht, diese neuen Zündungsmethoden zum allgemeinen
                              Gebrauche zu empfehlen, und welche derselben sich hiebei am vortheilhaftesten zeigen
                              könnte.
                           Zur Zündung von Minenöfen mittelst Elektricität hat man bis jetzt fast alle Mittel,
                              welche in den betreffenden Theilen der physikalischen Discipline ihre theoretische
                              Erörterung finden, angewendet; es hat sich dabei gezeigt, daß man
                           
                              1) unter Anwendung der Maschinen-Elektricität ohne
                                 Verstärkung,
                              2) unter Anwendung der Elektrisirmaschine, die mit einer Leidner
                                 Flasche zu einem Apparate zusammengestellt ist, also mit Hülfe des elektrischen
                                 Entladungsfunken,
                              3) mit Benützung des Volta'schen Stromes, wie dieser durch eine
                                 zusammengesetzte Kette erzeugt wird,
                              4) unter Anwendung des durch einen Volta'schen Strom erzeugten
                                 secundären Stromes, also mit Hülfe des elektrischen
                                 Inductions-Apparates,
                              5) unter Benützung der durch einen kräftigen Magneten erzeugten
                                 Inductionsströme, nämlich mit Hülfe des magneto-elektrischen
                                 Inductions-Apparates
                              
                           die Entzündung von leicht explodirbaren Pulversorten
                              bewerkstelligen kann, und so geht aus allen hierüber bekannt gewordenen Resultaten
                              hervor, daß jedes der hier angeführten Mittel für die Zündung von Minenöfen
                              innerhalb gewisser Gränzen brauchbar ist.
                           Unter allen über diesen Gegenstand mir bekannt gewordenen Berichten besitzt aber kein
                              einziger jene Vollständigkeit, um mit Sicherheit entnehmen zu können, welche der
                              elektrischen und galvanischen Zündungsmethoden für den praktischen Gebrauch den
                              Vorzug verdienen dürfte; aber für die Praxis ist gerade diese Frage von der größten
                              Wichtigkeit, indem in keinem einzigen Falle der Praktiker in den Stand gesetzt seyn
                              dürfte, selbst die Versuche in der Ausdehnung anstellen zu können, um von der
                              Brauchbarkeit eines Apparates sich gehörig versichern, oder entscheiden zu können,
                              welche Methode für einen vorliegenden Fall die vortheilhafteste ist. Außerdem kann wohl in den
                              wenigsten Fällen, für welche die Zündung von Minenöfen als eine häufig vorkommende
                              Arbeit anzusehen ist, angenommen werden, daß hiezu eine Sammlung von physikalischen
                              Apparaten zur Verfügung steht, welche es gestattet, diejenigen Instrumente
                              auszuwählen, welche für eine beabsichtigte Sprengung am vortheilhaftesten
                              erscheinen. Es ist vielmehr aus vielen Gründen für den praktischen Gebrauch eine
                              unabweisbare Nothwendigkeit einen bestimmten Apparat zu besitzen, dessen Einrichtung
                              und Behandlung jedem Arbeiter leicht zugänglich ist, und der allen Bedingungen
                              genügt, welche bei einer Zündung von Sprengladungen oder Minenöfen zu erfüllen
                              sind.
                           Es gibt zwar einzelne Fälle, in welchen die Umstände so günstig sind, daß diese Frage
                              für dieselben von keinem großen Belange ist; aber diese Fälle stehen entweder nur
                              vereinzelt da, und wiederholen sich höchst selten, oder sie sind nur als Versuche
                              und Hebungen zu betrachten, die mit der Erörterung dieser Frage in keinem innigen
                              Zusammenhange stehen. So sind z.B. die großen in England zur Anlegung von
                              Schienenwegen ausgeführten Sprengungen, bei welchen bedeutende Volta'sche Batterien
                              zur Ausführung der Arbeit benützt werden mußtenA. a. O., eben so wenig, wie jener Versuch, um von einem Ufer der Meerenge Canal la
                              Manche (zwischen England und Frankreich) zum anderen ein Geschütz abzufeuern, wo man
                              bekanntlich unter Benützung der unterseeischen Telegraphenlinie eine
                              Kupferzinkbatterie von 240 Elementen, jedes von 1 Quadratdecimeter Oberfläche
                              anwendete, zur Entscheidung der Frage maaßgebend, ob man für Sprengungen mit
                              Vortheil der Zündung mittelst Volta'scher Ströme sich bedienen kann, oder nicht. Für
                              diese und derartige Fragen überhaupt hat man sich zur gründlichen Beurtheilung und
                              Beantwortung derselben lediglich die normalen Fälle, wie sie in der Praxis am
                              häufigsten vorkommen, vor Augen zu stellen, und dabei den wichtigen Umstand zu
                              berücksichtigen, daß überall, wo die Zündung von Minen als eine periodisch sich
                              wiederholende Arbeit darstellt, mit deren Ausführung jeder Arbeiter, dem auch alle
                              physikalischen Kenntnisse fehlen, vertraut gemacht werden muß.
                           Es möchte daher nicht uninteressant seyn, die bis jetzt in der Praxis angewendeten
                              elektrischen Zündungs-Methoden einer näheren Untersuchung zu unterwerfen, und
                              zu entscheiden zu versuchen, in wie weit jede derselben für die Anwendung genügt,
                              oder welche Vereinfachungen und Verbesserungen noch vorzunehmen seyn dürften, damit
                              den gemachten Anforderungen entsprochen werden könne; ferner welche Zündapparate
                              schon jetzt für die
                              Anwendung sich eignen, und ob für alle in der rein technischen, sowie in der
                              militärisch technischen Praxis eine und dieselbe Zündungsmethode zulässig ist oder
                              nicht.
                           Wenn ich die Lösung einer derartigen umfassenden Frage versuche, so liegt der Grund
                              hauptsächlich darin, daß ich von den seit fast sieben Jahren in diesem Gebiete mir
                              gesammelten Erfahrungen Gebrauch machen möchte, um die Untersuchungen über den
                              fraglichen Gegenstand auf diejenigen Umstände hinzulenken, die insbesondere zur
                              Entscheidung der Frage selbst von Einfluß sind. Ferner sollen aber auch die
                              folgenden Erörterungen dazu dienen, um zu zeigen, wie man das Zünden von
                              Sprengladungen und Minenöfen unter allen vorkommenden Umständen in der Praxis
                              auszuführen hat, ohne daß hiebei aber alle Einzelheiten, die dem Praktiker selbst
                              zur Entscheidung überlassen werden können, in Rücksicht kommen werden.
                           
                        
                           I.
                              Allgemeines über jede der einzelnen elektrischen
                                 Zündungsmethoden.
                           
                              A. Zündung mittelst des
                                    elektrischen Entladungsfunkens.
                              Die Zündung einer Sprengladung oder eines Minenofens durch den elektrischen
                                 Entladungsfunken kann man entweder mit alleiniger Benützung der
                                 Elektrisirmaschine, oder mit Hülfe der letzteren, die mit einer Leidner Flasche
                                 zu einem elektrischen Apparate verbunden wird, ausführen.
                              Um mit alleiniger Benützung der Elektrisirmaschine eine Zündung vorzunehmen, läßt
                                 man sowohl von dem negativen, als auch von dem positiven Conductor einen
                                 Metalldraht, der die hinreichende Festigkeit gegen Traction besitzt, ausgehen,
                                 führt diese Drähte isolirt von einander so, daß der mit dem positiven Conductor
                                 verbundene mit dem Erdboden in keiner Weise in leitender Berührung steht, bis
                                 zum Bohrloche oder zum Minenofen, überhaupt bis zu jener Stelle, an welcher die
                                 Pulverladung eingelegt werden soll. In das Bohrloch oder in den Minenofen wird
                                 eine Patrone gebracht, die mit einem leicht entzündlichen und explodirbaren
                                 Stoffe angefüllt ist, in welchem die sehr nahe gegenüberstehenden Enden zweier
                                 Metalldrähte sich befinden, die unter sich vollständig isolirt bleiben, und
                                 außerhalb der Patrone noch bis zu einer angemessenen Länge hervorragen. Das
                                 äußere Ende jeder dieser beiden Patronendrähte wird nun in feste und leitende
                                 Verbindung mit einem der vorhin genannten Leitungsdrähte gebracht, eine
                                 sorgfältige Isolirung der Stücke der Leitungsdrähte die mit der Patrone im
                                 Minenofen oder im Bohrloche sich befinden, bewerkstelliget, und hierauf die
                                 Besetzung und Verdämmung in passender Weise, aber so vorgenommen, daß jede
                                 Oeffnung in der Nähe des Ofens vermieden wird.
                              Wird nun die Elektrisirmaschine in Thätigkeit versetzt, so erfolgt, wenn die
                                 Zündung sorgfältig angelegt wurde, in demselben Augenblicke die Explosion der
                                 eingesetzten Patrone, in welchem die Scheibe der Elektrisirmaschine gedreht
                                 wird.
                              Bei der Zündung mittelst verstärkter Elektricität wird die Leitung etc. in
                                 derselben Weise angelegt, wie dieß eben erwähnt wurde; jedoch wird man hiebei,
                                 vorausgesetzt daß das innere Belege der Flasche mit positiver Elektricität
                                 geladen ist, den einen Leitungsdraht nicht vom positiven Conductor der Maschine,
                                 sondern von einer Stelle ausgehen lassen, die in dem Augenblicke, in welchem die
                                 Zündung erfolgen soll, in leitende Verbindung mit dem inneren Belege der Flasche
                                 gebracht werden kann; der andere Leitungsdraht geht wie vorher, von dem
                                 negativen Conductor der Maschine, nämlich von dem Reibzeuge aus.
                              Wie die Bestandtheile der Maschine selbst in zweckdienlicher Weise angeordnet
                                 werden müssen, soll weiter unten näher beschrieben werden. – Man ersieht
                                 aus diesen Erörterungen, daß zur Herstellung einer elektrischen Zündung die
                                 folgenden drei Elemente erforderlich und ausreichend sind:
                              1) Ein zweckmäßig eingerichteter Zündapparat.
                              2) Eine in geeigneter Weise angelegte Leitung.
                              3) Eine brauchbare Patrone.
                              Was den Zündapparat betrifft, so muß dieser vor Allem
                                 eine in der sorgfältigsten Weise eingerichtete Elektrisirmaschine seyn, die mit
                                 einer oder zwei Scheiben von gehöriger Oberfläche versehen seyn muß, je nachdem
                                 man mittelst verstärkter Elektricität oder mit dem Entladungsfunken der Maschine
                                 allein mit Sicherheit die Zündung vornehmen will. Die gehörige Beschaffenheit
                                 der Reibzeuge, das feste Anschließen derselben an die Scheiben, die geeignete
                                 Isolirung der letzteren vom Gestell der Maschine und von den Reibzeugen etc.
                                 sind nothwendige Bedingungen. Außerdem ist es aber auch erforderlich, daß die
                                 Scheiben beständig in trockenem Zustande erhalten werden. Diesem so wichtigen
                                 Umstande wird schon theilweise Genüge geleistet, wenn die Maschine von einer gut
                                 anschließenden und isolirenden Hülle umgeben ist, die das Eindringen der
                                 Feuchtigkeit hindert, und überhaupt den Luftaustausch des Raumes der Maschine
                                 und der äußeren Luft so weit als möglich beseitiget.
                              Nicht überflüssig ist es aber, neben dieser Einrichtung die Maschine mit einer
                                 geeigneten Wärmevorrichtung zu versehen, durch welche vor der Zündung das
                                 Trocknen der Scheiben und überhaupt das Trockenhalten des inneren Raumes der
                                 Maschine bewerkstelliget werden kann. Dieser letztgenannte Umstand ist es
                                 insbesondere, der die Anwendbarkeit der Elektrisirmaschine lange Zeit in Zweifel
                                 stellte, und welcher Ursache war, daß man diese Zündungsmethode, trotzdem daß
                                 sich ihre Brauchbarkeit als sehr vortheilhaft erwies, wieder auszugeben
                                 genöthiget war.Polytechn. Journal Bd. XLII S.
                                          387 und Bd. LI S.
                                          18.
                                 Thomson
                                 R. W. Thomson; Anwendung der Leidner Flasche
                                       oder der elektrischen Batterie zum Felsensprengen. Polytechn. Journal
                                       Bd. XC S. 235. will diesem Uebelstande dadurch vorbeugen, daß er den ganzen Zündapparat
                                 in einen luftdichten (!) Kasten einschließt, in welchem sich ein kleines Gefäß
                                 getrockneten salzsauren Kalkes (vielmehr Chlorcalcium) befindet. Daß das bloße
                                 Einhüllen der Maschine in einen gut schließenden Kasten in vielen Fällen
                                 ausreicht, um den Apparat gegen das Feuchtwerden längere Zeit und unter vielen
                                 Umständen zu schützen, haben auch die neuesten Versuche, namentlich die von Gätschmann
                                 M. S. Gätschmann; die Zündung von
                                       Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den
                                       Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424., jene des Frhrn. v. Ebner
                                 Frhr. v. Ebner; über die Anwendung der
                                       Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen.
                                       Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der
                                       kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85. und dann die von mir selbst angestellten vollkommen bestätiget.
                              Um die Wirksamkeit einer solchen gut anschließenden Hülle, mit welcher die
                                 Elektrisirmaschine bei praktischen Anwendungen umgeben seyn muß, zu zeigen, will
                                 ich einige der Versuche erwähnen, die aus höherem Auftrage im
                                 Cadeten-Corps in den Monaten November und December 1856, dann im Januar
                                 1857 mit einem unter der Leitung des österreichischen Majors Frhrn. v. Ebner ausgeführten trefflich ausgestatteten
                                 Zündapparate angestellt wurden. Bei dem ersten und zweiten Versuche war die
                                 Maschine jedesmal zuerst in einem gut geheizten Locale, wo die Temperatur
                                 beiläufig + 16° R. war, aufgestellt, und wurden mehrere Zündversuche
                                 durch Sprengung von Patronen, die im Turnhofe an einer Stelle eingegraben waren,
                                 zu welcher ein in der Luft ausgespannter Messingdraht von 1800 bayer. Fuß Länge
                                 führte, und wobei die Bodenleitung benützt wurde, vorgenommen. Hierauf kam die
                                 Maschine ins Freie, wo während der Versuche bei den ersten Zündungen die
                                 Temperatur + 1,0° R., bei den zweiten dieselbe etwa – 1,0°
                                 R. im Mittel stattfand, und trotzdem, daß jedesmal entweder etwas Regen oder
                                 Schnee fiel, leistete der Apparat während mehrstündiger Dauer der Versuche seine
                                 Dienste.
                              Bei dem dritten Versuche befand sich der Apparat zwar wieder im Freien, er war
                                 aber vorher etwa 24 Stunden in einem kalten (kellerartigen) feuchten Locale neben einem
                                 Brunnen mit laufendem Wasser auf steinernem Boden aufgestellt gewesen; die
                                 Zündungen erfolgten, so lange die Maschine im Freien verblieb, ganz sicher, und
                                 erst dann, als dieselbe in das geheizte Local gebracht worden war, versagte sie
                                 ihre Dienste so lange, bis die nunmehr mit Feuchtigkeit beschlagenen Scheiben
                                 durch Anwendung der Wärmevorrichtung gehörig getrocknet worden waren. Bei dem
                                 Versuche Nr. 5 wurde die Maschine in der Nähe des Gasteig-Abhanges,
                                 östlich des städtischen Brunnenhauses, aufgestellt. Sie wurde nämlich zur
                                 Ausführung der Versuche an einen Platz, der Raum genug darbot und starken
                                 Luftströmungen nicht zugänglich ist, gebracht, nachdem dieselbe während etwa 30
                                 Stunden in einer schmalen, wenige Fuß hohen Wassergallerie, an deren Sohle die
                                 Wasserzuflüsse zu dem Brunnengebäude angesammelt sich befinden, aufgestellt
                                 gewesen war. Hier war zwar die Elektricitätsentwickelung am Anfange der Versuche
                                 so gering, daß das Laden der mit der Maschine verbundenen Flasche nicht
                                 erfolgte, aber nach etwa 5 Minuten, nachdem die Drehung der Scheiben öfters
                                 wiederholt worden war, und eine schwache Erwärmung durch Einwirkung des
                                 Sonnenlichtes eingetreten war, gelang jeder der nachher vorgenommenen Versuche.
                                 Bei den Versuchen Nr. 6 war die Maschine im Freien (im Turnhofe des k.
                                 Cadeten-Corps) aufgestellt, und wurde schon 1 1/2 Stunden vor dem Beginne
                                 der Versuche (10. Jan. 6–7 1/2 Uhr Morgens) ins Freie gebracht, wo im
                                 Mittel während der Dauer der Arbeiten die Temperatur – 5,0° R.
                                 betrug; auch hier bewahrte sich die Zweckmäßigkeit der Einrichtung in vollem
                                 Maaße, indem keine der vorgenommenen Zündungen versagte, und es waren dazu im
                                 Mittel nur beiläufig 8 Umdrehungen der Scheiben nöthig, um die Flasche jedesmal
                                 ziemlich stark laden zu können.
                              Durch alle diese Versuche wurde also auch die Thatsache bestätiget, auf welche
                                 schon vor längerer Zeit die Vergleichung der Größe des Dampfdruckes der Luft in
                                 Zimmern mit der im Freien geführt hat, daß nämlich die Menge des in Nebel oder
                                 Dampfform in einem nicht luftdicht abgeschlossenen Raume enthaltenen Wassers mit
                                 der äußeren Luft nie gleich ist, sondern daß im Allgemeinen, selbst bei gleicher
                                 Temperatur der äußeren Luft und des abgeschlossenen Raumes, in letzterem der
                                 Dampfdruck größer als jener der Luft ist, daß hingegen hier die in Nebelform
                                 schwebende Wassermasse, also der Feuchtigkeitszustand, größer als in
                                 abgeschlossenen Räumen ist.
                              Wenn aber ein Zündapparat längere Zeit im Freien, insbesondere während eines
                                 Regens, oder während überhaupt Niederschläge erfolgen, sich befindet, oder wenn
                                 derselbe von einem Raume nach einem anderen gebracht wird, dessen Temperatur
                                 bedeutend verschieden von jener ist, und es ist ein ganz vollkommenes Abschließen des
                                 Maschinenraumes nicht möglich, oder wenn der Apparat längere Zeit in einem Raume
                                 von sehr niederer Temperatur verbleiben muß, so ist auf ein sicheres Eintreten
                                 der Zündung nur dann zu rechnen, wenn der Apparat vor seinem Gebrauche erwärmt
                                 wird. Erwärmungsvorrichtungen wurden zuerst von Gätschmann
                                 M. S. Gätschmann; die Zündung von
                                       Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den
                                       Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424. und Ebner
                                 Frhr. v. Ebner; über die Anwendung der
                                       Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen.
                                       Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der
                                       kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85. bei den zu elektrischen Zündungen benützten Elektrisirmaschinen
                                 gebraucht. Gätschmann umgab die Elektrisirmaschine
                                 mit einem hölzernen mit Schiebdeckel versehenen Kasten, „dessen
                                    Inneres durch zwei mit Blechschirm und Dampfabzugsrohr versehene Lampen in
                                    einer gleichförmigen Temperatur von hinreichender Höhe erhalten werden
                                    konnte.“ Frhr. v. Ebner umgibt den
                                 Zündapparat mit einem Gehäuse, dessen Wände aus starkem Leder bestehen, während
                                 das Dach des Gehäuses aus Blech gearbeitet ist. „Die Einrichtung des
                                    Gehäuses (an der Ebner'schen Maschine) erlaubt
                                    den Apparat in die Leitung einzuschalten, die Flasche zu laden und zu
                                    entladen, ohne daß ein Oeffnen oder Abheben desselben erforderlich
                                    ist.“ Am Boden des Maschinenkastens ist eine durch einen Schieber
                                 verschließbare Oeffnung angebracht, in welche ein Blechrohr eingesetzt werden
                                 kann, welches von einem kleinen Blechofen ausgeht, der mit Kohlenfeuer gespeist
                                 werden kann. Diese Erwärmungsvorrichtung gestattet lediglich die Erwärmung der
                                 Luft im Maschinenraum, ohne irgend welchen Kraftverlust der Maschine zu
                                 erzeugen, und ist so wirksam, daß wenn die Scheiben auch sehr feucht wären, die
                                 gehörige Trockenheit des Apparates innerhalb kaum einer Stunde wieder
                                 hergestellt werden könnte. Ueberhaupt besitzt die v. Ebner'sche Einrichtung des elektrischen Zündapparates einen derartigen
                                 Grad von Vollständigkeit, daß wir nicht umhin können, auf dieselbe mehrmals
                                 wieder zurückzukommen.
                              Die Leitung ist das System von guten Leitern der
                                 Elektricität, welches die Conductoren der Elektrisirmaschine mit den Drahtenden
                                 der Patrone verbindet, und durch welches die Entladung des elektrischen Stromes
                                 nur an einer bestimmten Stelle, nämlich innerhalb der Patrone selbst,
                                 bewerkstelliget wird. Soll aber diese letztere angestrebte Bedingung erfüllt
                                 werden, so muß die Leitung so angeordnet seyn, daß an keiner Stelle derselben
                                 ein Elektricitätsverlust stattfinden kann, d.h. sie muß von allen Leitern der
                                 Elektricität, die nicht zum Leitungssysteme selbst gehören, in geeigneter Weise
                                 isolirt bleiben.
                              Da der Erdboden bekanntlich für den elektrischen Strom für bedeutend große
                                 Strecken eine ausreichende Leitungsfähigkeit besitztPriestley's Geschichte der Elektricität,
                                       übersetzt von Krünitz. Stralsund 1772, S. 71
                                       u. f., die Leitungsfähigkeit des feuchten Erdreichs aber, sowie großer
                                 Wasserstrecken für den elektrischen Entladungsstrom bei den größten
                                 Entfernungen, auf welche noch Zündungen ausgeführt werden wollen, ausreicht, um
                                 mit Sicherheit die Zündungen vornehmen zu könnenPriestley's Geschichte der Elektric., S. 59;
                                       Philos. Transact. 1747, t. XLIV p.
                                       290., so wird man bei allen mittelst des Entladungsfunkens der
                                 Elektrisirmaschine und der Leidner Flasche vorzunehmenden Zündungen den Erdboden
                                 oder eine zwischen dem Minenherde und Minenofen befindliche Wasserfläche als
                                 einen Theil der Leitung benutzen, und zwar wird man den vom negativen Conductor
                                 ausgehenden Draht zu diesem Zweck in geeigneter Weise mit dem Boden in
                                 Verbindung setzen. Es ist also bei Anwendung des elektrischen Zündapparates nur eine einfache Leitung in allen Fällen
                                 ausreichend, ja die Zündung geht sogar sicherer vor
                                 sich, als wenn man hiezu zwei isolirte Drähte benützt. Der zweite Theil der
                                 Leitung, die einfache Leitung nämlich, ist gewöhnlich ein Metalldraht, der von
                                 einer Stelle des Apparates ausgeht, die im Augenblicke der Zündung mit dem
                                 innern Belege der geladenen Flasche durch eine einfache Vorrichtung leitend
                                 verbunden werden kann. Im Allgemeinen ist es gleichgültig, von welcher
                                 Beschaffenheit der für die Leitung gewählte Draht, und von welcher Dicke
                                 derselbe ist. Gätschmann
                                 M. S. Gätschmann; die Zündung von
                                       Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den
                                       Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424. wählte hiefür unübersponnenen Kupferdraht, während bei den ausgedehnten
                                 Anwendungen, die von dieser Zündungsmethode in Oesterreich, und zwar für
                                 Sprengungen von Felsen sowohl, als auch für militärische Zwecke gemacht
                                 wurdenFrhr. v. Ebner; über die Anwendung der
                                       Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen.
                                       Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der
                                       kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85., fast immer ein Messingdraht von 1/3 Wien. Linie Dicke (0,73 Millimet.)
                                 benützt wurde, von welchem das Gewicht einer Meile dieser Drahtsorte 50 österr.
                                 Pfund (oder 28 Kilogr.) beträgt. Gegen die Anwendung des so dünnen
                                 Messingdrahtes aber haben sich bei den dießseitigen Versuchen, wo sowohl größere
                                 als auch kürzere Drahtlängen jener Drahtsorte oft zur Benützung kamen, manche
                                 Bedenken erregt. Der Messingdraht, selbst der von 1/2''' Dicke, wird nämlich bei
                                 öfterem Gebrauche als Leiter der Elektricität sehr spröde, und diese Eigenschaft
                                 erhöht sich in bedeutendem Maaße, wenn derselbe einige Zeit in der Luft
                                 ausgespannt und den Temperatur- und wechselnden
                                 Witterungs-Einflüssen ausgesetzt wird. Der Eisendraht von derselben
                                 Dicke, den ich bei vielen Versuchen schon zu verwenden Gelegenheit hatte,
                                 leistet bessere Dienste, und wird mit großem Vortheil und ausreichender
                                 Sicherheit für Zündungen verwendet werden dürfen, wenn man Sorten desselben von
                                 1/2 bis 3/4''' (bayer.) Dicke als Leitungsdraht wählt. Daß der Kupferdraht
                                 ebenso benützt werden kann wie dieser, bedarf wohl keiner weiteren
                                 Erörterung; jedoch möchte derselbe dem Eisendraht nicht bloß nicht vorzuziehen
                                 seyn, sondern diesem sogar in vielen Beziehungen nachstehen. Es mag hier noch
                                 die Bemerkung ausreichen, daß der verzinkte Eisendraht von mäßiger Stärke für
                                 die hier in Rede stehenden Leitungen das zweckmäßigste Material seyn dürfte.
                              Der wichtigste Theil der ganzen Zündungseinrichtung ist offenbar das Zündobject selbst, nämlich die Patrone. Die
                                 Brauchbarkeit der Patrone hängt vorzugsweise von der Pulversorte ab, die durch
                                 den elektrischen Funken gezündet werden soll, und mit der die Patrone gefüllt
                                 werden muß. Zum Entzünden einer kleineren oder größeren Pulvermasse ist nicht
                                 bloß ein intensiver Funke nothwendig, sondern es muß auch dieser eine gewisse
                                 Dauer haben, damit die Entzündung des Pulvers vor sich gehen kann. Die Dauer des
                                 elektrischen Entladungsfunkens, bekanntlich weniger als ein Milliontel einer
                                 SecundePhilos. Transact. Jahrg. 1834, p. 583;
                                       Poggend. Annal. Bd. XXXIV S. 464., ist aber, selbst bei Anwendung einer starken elektrischen Batterie,
                                 nicht ausreichend, um Schießpulver entzünden zu können. Die Entzündung erfolgt
                                 nämlich, wie bekannt, wenn man die Entstehung des Stromes durch ein geeignetes
                                 Mittel verzögertBei gewöhnlichen elektrischen Versuchen erreicht man diesen Zweck, wenn
                                       man in den mit dem inneren Belege der Flasche in Verbindung zu setzenden
                                       Metalldraht (Leiter) eine kurze Wassersäule oder eine nasse Schnur
                                       einschaltet., welches zugleich gestattet, daß sich die Pulvermasse zuerst stark genug
                                 erwärmen kann. Meine Versuche haben mir gezeigt, daß wenn man Mehlpulver (sehr
                                 fein vertheiltes Schießpulver) mit sehr feiner Eisenfeile, der etwas
                                 Kohlenpulver beigemengt ist, innig vermengt, man es dahin bringen kann, um
                                 gewöhnliches Schießpulver mittelst des elektrischen Funkens zu entzünden. Es
                                 möchte aber dennoch die Benützung des Schießpulvers für den vorliegenden Zweck
                                 nicht anzurathen seyn, da die Zündung nicht so sicher erfolgt, als es bei den
                                 meisten Fällen, in welchen elektrische Zündungen zur Anwendung kommen,
                                 erforderlich ist. Unter allen Zündmischungen, die für solche Zwecke
                                 vorgeschlagen wurden [metallischer Arsenik mit chlorsaurem Kali, Knallsilber,
                                 Knallquecksilber, Schwefel mit chlorsaurem Kali, Phosphorpyrophore etc.], möchte
                                 die von Varrentrapp angegebene, aus Schwefelantimon
                                 und chlorsaurem Kali im Gewichtsverhältnisse 1 : 2 zusammengesetzte die
                                 geeignetste seyn. Diese Zündmischung wurde auch von Gätschmann
                                 Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
                                          425. mit Vortheil angewendet. Die von Ebner
                                 benützten Patronen sind mit einer Mischung aus gleichen Theilen von Schwefelantimon und
                                 chlorsaurem KaliEbner; über die Anwendung der
                                       Reibungselektricität etc. Wien 1856, S. 20. gefüllt. Diese Zündmischung scheint auch nach den von mir ausgeführten
                                 Versuchen allen Anforderungen zu entsprechen. Sie besitzt eine
                                 Entzündungs- und Explosionsfähigkeit, die nur dem Knallgase eigen ist,
                                 und neben diesen Eigenschaften besitzt dieselbe noch die, daß sie sich ohne
                                 bedeutende Mühe bereiten, und in gut gefertigten Patronen ohne Gefahr
                                 transportiren und conserviren läßt. Ihre Wirksamkeit als Knallpulver nimmt nur
                                 um Weniges ab, wenn man dieselbe mit etwas Mehlpulver versetzt, und sie kann
                                 daher bis jetzt als der brauchbarste Zündsatz für elektrische Zündungen
                                 angesehen werden. Bei der Anwendung ist es aber erforderlich, daß der Zündsatz
                                 in ganz trockenem Zustande verbleibt. In diesem Zustande besitzt dieselbe auch
                                 ein, wenn nur geringes Leitungsvermögen für Volta'sche Ströme, das natürlich um
                                 ein Bedeutendes erhöht wird, wenn die Patrone im Innern feucht geworden ist. Von
                                 dieser Eigenschaft der genannten Zündmischung habe ich bei Gelegenheit meiner
                                 Versuche im December 1856 mich öfters überzeugt. Es wurde nämlich in die
                                 obengenannte Messingdrahtleitung an der Zündstelle eine Patrone und anstatt der
                                 Elektrisirmaschine eine Kupferzinkbatterie von 4 ElementenJedes Element hatte hiebei die Größe und Einrichtung, wie diese bei einer
                                       anderen Gelegenheit schon früher erörtert wurde (polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 8.) und ein galvanischer Multiplicator eingeschaltet. Unter Anwendung von
                                 ganz brauchbaren Patronen, die mit dem Ebner'schen
                                 Zündsatze gefüllt waren, und in welchen die Drahtenden etwa um 1/4–1/3
                                 Linie von einander entfernt sind, konnte nach jedesmaligem Schließen der Kette
                                 ein deutlicher Ausschlag (von beiläufig 3°) wahrgenommen werden, obgleich
                                 der Leitungswiderstand des in diese Kette eingeschalteten dünnen Messingdrahtes
                                 (von 1800 Fuß Länge) nicht gering war. Wurde aber die trockene Patrone durch
                                 eine andere ersetzt, die absichtlich für diesen Zweck in den gehörigen
                                 Feuchtigkeitszustand versetzt wurde (es wurden nämlich 2 Patronen in ein mit
                                 Wasser gefülltes Gefäß versenkt, und in diesem gegen 24 Stunden erhalten), so
                                 konnte man beim Schließen der Kette einen nicht unbedeutenden Ausschlag der
                                 Galvanometernadel wahrnehmen. Dieses Mittel war sogar ausreichend, um die neu
                                 angefertigten Patronen auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen. Ich stellte später
                                 ähnliche Versuche mit Patronen an, die mit Knallquecksilber gefüllt und in
                                 gleicher Weise wie die mit der Varrentrapp'schen
                                 Mischung gefüllten angefertigt waren, konnte aber am Knallquecksilber
                                 ebensowenig, wie an einer anderen als der Varrentrapp'schen Mischung jene Eigenschaft entdecken.
                              Wenn nun die Patrone mit einem derartigen Satze gefüllt wird, und die Drahte in
                                 passender Weise eingesetzt werden, so wird, wenn die Enden der aus der Patrone
                                 hervorragenden Drähte mit den Enden der Leitung in metallische Verbindung
                                 gebracht werden, bei eintretender Thätigkeit der Elektrisirmaschine und dem
                                 Entladen der Flasche die Zündung der Pulvermasse erfolgen, welche die Patrone
                                 umgibt.
                              Schaltet man in die Kette mehrere Patronen ein, so daß die Drahtenden je zweier
                                 neben einander liegenden Patronen unter einander durch Metalldrähte (selbst nur
                                 durch den Erdboden) verbunden sind, so erfolgt beim Entladen des Zündapparates
                                 ein vollkommen gleichzeitiges Entzünden aller Patronen. Ich bemerke hiebei, daß
                                 ich bei meinen Versuchen auf jede Distanz, auf welche ich noch der Länge des
                                 disponiblen Leitungsdrahtes wegen den Minenofen vom Apparate anzunehmen im
                                 Stande war, acht, zehn und zwölf Patronen gleichzeitig zündete.
                              Die vom Frhrn. v. Ebner (a. a. O.) erhaltenen
                                 Resultate lassen keinen Zweifel übrig, daß man auf jede Distanz des Minenofens
                                 vom Herde selbst mittelst schwacher Elektrisirmaschinen noch eine große Anzahl
                                 von Patronen zünden kann. v. Ebner hat noch in einer
                                 Entfernung von 4 Meilen gezündet, und die Anzahl der gleichzeitig ausgeführten
                                 Zündungen geschah bei einer Sprengung unter Wasser, wobei in einem Arme der
                                 Donau 36 Ladungen, die 6 Fuß unter dem Wasser lagen, gleichzeitig gesprengt
                                 wurden.
                              
                           
                              B. Zündung mittelst des
                                    Inductionsfunkens eines elektromagnetischen
                                    Inductions-Apparates.
                              Die ersten Versuche, um mittelst eines Ruhmkorff'schen
                                 InductionsapparatesUeber die Einrichtung des Ruhmkorff'schen
                                       Inductionsapparates sehe man: polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 358., und überhaupt vermittelst der durch den Volta'schen Strom erzeugten
                                 secundären Ströme das Zünden von Minenöfen vorzunehmen, wurden von Verdu und Ruhmkorff
                                 G. Verdu; über das Entzünden von Sprengminen
                                       mittelst Elektricität. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 421. (Comptes rendus, April 1853, Nr. 15.) ausgeführt. Man beabsichtigte dabei die Volta'schen Ketten durch den
                                 Inductionsapparat zu ersetzen, und mit diesem jede beliebige Anzahl von Objecten
                                 gleichzeitig zu zünden. Die Beseitigung der Volta'schen Batterie ist aber
                                 begreiflicherweise hier nicht möglich, indem man eine, wenn auch geringere
                                 Anzahl von Zellen zur Erzeugung der Inductionsströme, als bei der unmittelbaren Anwendung der
                                 Volta'schen Batterie als Zündapparat braucht. Ob nun das gleichzeitige Zünden
                                 von Minenöfen sicherer als mittelst der Volta'schen Batterie vorgenommen werden
                                 kann, werden die Untersuchungen, welche hierüber angestellt worden sind, näher
                                 lehren.
                              Bei den Versuchen des spanischen Obristlieutenantes Verdu wurde mittelst eingeschalteter Leitungen von 400, 609 etc. und
                                 selbst mittelst solcher von 26000 Meter Länge, wenn diese durch eine kleine
                                 elektrische Zündpatrone [bestehend aus zwei Endstücken isolirter Kupferdrähte,
                                 deren zwei freie abgefeilte und zugespitzte Enden in dem kleinen
                                 Gutta-percha-Rohr, durch welches sie gesteckt waren, einander bis
                                 auf 1,5 Millimet. genähert wurden; nachdem die Patrone mit Pulver gefüllt war,
                                 wurde sie mit einem Gutta-percha-Rohr luftdicht überzogen]
                                 unterbrochen waren, mit Sicherheit die letztere gezündet. Der primäre Strom
                                 wurde hiebei jedesmal durch zwei Bunsen'sche Elemente
                                 (von welcher Größe diese waren, ist dabei nicht erwähnt) angeregt. Bei einer
                                 anderen Reihe von Versuchen wurde statt der Volta'schen Batterie ein Clarke'scher Apparat – nämlich eine
                                 magneto-elektrische Inductionsmaschine – angewendet, und die
                                 Zündungen gelangen unter gleichen Umständen bei 440, 1000, 1800 und bei 5600
                                 Metern Länge der Leitung. Endlich bei einer Reihe von Versuchen, die auf dem
                                 Uebungsplatze zu Guadalaxara in Spanien ausgeführt
                                 wurden, wandte Oberst Verdu als Zündsatz das
                                 Knallquecksilber an, und konnte mittelst eines Ruhmkorff'schen Inductionsapparates jedesmal sechs gleichzeitige
                                 Explosionen, die in je 300 Meter Entfernung sich befanden, zu Stande
                                 bringen.G. Verdu; neue Versuche über die Anwendung der
                                       Elektricität zur Entzündung von Minen. Aus den Comptes rendus, Juni 1854, Nr. 23, im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 115.
                                 
                              Diesen ausgedehnten Versuchen reihen sich die von Savare
                                 Bericht über eine Abhandlung des spanischen Obristlieutenants Verdu, betreffend neue Versuche die Minenöfen
                                       mittelst Elektricität zu zünden, sowie über eine Abhandlung des
                                       französischen Genie-Capitäns Savare,
                                       betreffend verschiedene Mittel, die Minenöfen mittelst Elektricität zu
                                       zünden. Aus den Comptes rendus, Mai 1854,
                                       Nr. 18, im polytechn. Journal Bd.
                                          CXXXIII S. 109.Teichmann; über die verschiedenen Arten,
                                       Minen durch Elektricität zu entzünden etc. Archiv für die Officiere der
                                       preuß. Artillerie und des Ingenieurs-Corps Bd. XXXVI S. 237. und du Moncel
                                 Ueber Minensprengung durch Elektricität, polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 370. an, welche sich insbesondere auf Mittel beziehen, um die
                                 Gleichzeitigkeit der Zündungen durch eine unmittelbar auf einander folgende
                                 Reihe von Explosionen zu ersetzen. Durch jene Mittel sollen nämlich die Unsicherheiten in
                                 Bezug auf das gleichzeitige Eintreten der Zündung mehrerer in die Kette hinter
                                 einander eingeschalteten Patronen dadurch beseitigt werden, daß jede Patrone
                                 durch eigene mechanische Vorrichtungen mit einer selbstständigen Leitung
                                 versehen wurde.
                              Endlich hat noch Stöhrer
                                 E. Stöhrer; über einen verbesserten
                                       Inductionsapparat, Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie Bd.
                                       XCVIII S. 114. über den Erfolg seiner Versuche, die er mit einem neu construirten
                                 Inductionsapparat vornahm, einige Erwähnungen gemacht, indem derselbe bemerkt,
                                 daß er sechs Patronen, die mit der Varrentrapp'schen
                                 Zündmischung gefüllt, und durch sehr dünne Drähte hinter einander verbunden
                                 waren, auf große Entfernung stets mit größter Sicherheit und vollkommen
                                 gleichzeitig gezündet habe.
                              Außer diesen Versuchen sind unseres Wissens über die Anwendung des
                                 Inductionsapparates zum Minenzünden keine weiteren bekannt geworden, während mit
                                 großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, daß solche Versuche in
                                 mehreren deutschen Staaten und in der Schweiz zur Prüfung dieser Zündungsmethode
                                 in größerer Ausdehnung ausgeführt wurden.Ueber Hipp's Minenzündapparat ist aus einer
                                       Nachricht in der allgemeinen Militärzeitung, Jahrg. 1854, Nr. 33, S. 267
                                       nur so viel bekannt geworden, daß dieser Apparat in einem Kästchen von
                                       1,5 Fuß Länge, 5 Zoll Weite und Höhe enthalten sey und beiläufig 12
                                       Pfund wiege. Diese Nachricht sowohl, wie einzelne Mittheilungen lassen
                                       vermuthen, daß der Hipp'sche Apparat von
                                       einem Inductionsapparate der kleineren Gattung sich nicht unterscheiden
                                       könne. Wie aber dieser Apparat (allgem. Militärzeitung, 1855, Nr. 2. S.
                                       16) gleichzeitig als Feldtelegraph dienen könne, läßt sich mit jener
                                       – ziemlich begründeten Vermuthung – nicht recht
                                       vereinigen! –
                                 
                              Ich habe in der letzten Zeit Gelegenheit gehabt, mittelst eines trefflich
                                 eingerichteten Inductionspparates (aus der Telegraphenbau-Anstalt von Siemens und Halske, und im
                                 Besitze des physikalischen Cabinetes des k. Cadeten-Corps) eine größere
                                 Reihe von Versuchen anzustellen, über welche ich hier, da sie über die
                                 Brauchbarkeit der Inductionsapparate für den in Rede stehenden Zweck einigen
                                 Aufschluß geben dürften, berichten will. Ehe ich diese Versuche beschreibe,
                                 bemerke ich, daß die physikalischen Wirkungen des von diesem Apparate erzeugten
                                 secundären Stromes so überraschend sind, wie sie wohl von keinem anderen
                                 derartigen Apparate, der in Beziehung auf Drahtlange und Zahl der Windungen der
                                 angewendeten Drähte jenem äquivalent ist, bis jetzt übertroffen worden seyn
                                 dürften. Die Mängel welche ich berühren werde, liegen daher nicht in der
                                 Einrichtung des Inductionsapparates und seiner Construction, sondern müssen
                                 lediglich der Natur der Inductionsfunken zugeschrieben werden. Der Apparat selbst hat vier
                                 Inductionsrollen, die sowohl einzeln, als auch in Verbindung zu zwei, zu drei
                                 und zu vier benützt werden können; der an dem Induktionsapparate angebrachte
                                 Condensator kann in die Kette eingeschaltet, oder aus dieser ausgeschlossen
                                 werden, und in Beziehung auf den primären Strom lassen sich mehrere
                                 vortheilhafte Anordnungen treffen, deren Beschreibung für den vorliegenden Zweck
                                 als unnöthig erscheint.
                              Um die Entstehung der Inductionsfunken an diesem Apparate wahrnehmen und ihre
                                 Wirkung näher untersuchen zu können, verfertigte ich mir eine Vorrichtung,
                                 welche die Vorgänge bei einer Minenzündung nachzuahmen gestatten sollte. Die in
                                 Fig.
                                    36 Tab. III angegebene schematische Zeichnung soll die Einrichtung
                                 dieses Hülfsapparates – den ich Funkenbret
                                 nennen will – veranschaulichen.
                              Bei a sind in ein Bret zwölf Messingsäulchen
                                 eingeschraubt, welche zur Aufnahme von Drähten bestimmt sind; A bedeuten sechs Widerstandsrollen von Holz, von
                                 denen jede mit tiefen Schraubengängen versehen ist, in welchen sich Kupferdrähte
                                 befinden; die Enden dieser Drähte sind sämmtlich, das Drahtende K ausgenommen, in die Säulen eingeklemmt, und sind
                                 hier mit den zugespitzten Drähten f metallisch
                                 verbunden. Die Spitzen der Drähte f können zwischen
                                 je zwei Säulen einander genähert und von einander entfernt werden, und es
                                 befinden sich so an dem ganzen Apparate sechs Unterbrechungsstellen, die
                                 beliebig verändert, und einzelne durch Verschieben der Drahtspitzen bis zu ihrer
                                 Berührung gebracht, sohin ausgeschieden werden können. Verbindet man daher die
                                 Drahtenden K und L mit
                                 den Enden des Drahtes der secundären Spirale des Inductionsapparates, so kann
                                 man, wenn dieser in Thätigkeit sich befindet, die Unterbrechungsfunken bei f wahrnehmen. Die Zündfähigkeit dieser Funken wurde
                                 dadurch geprüft, daß unter die Unterbrechungsstellen kleine Bretchen gesetzt,
                                 und dieselben mit trockenem Pulver des Varrentrapp'schen Zündsatzes bestreut wurden. Zuweilen wurde hiezu bloß
                                 trockenes Mehlpulver benützt. Da der Inductionsapparat mit vier secundären
                                 Spiralen versehen ist, so konnten die Unterbrechungsfunken unter verschiedenen
                                 Umständen beobachtet werden. Zur Anregung des primären Stromes wurden
                                 Kohlenzinkzellen von der unten angegebenen Anordnung benützt. Die Distanz je
                                 zweier Drahtspitzen f, an welchen die
                                 Unterbrechungsfunken beobachtet werden konnten, war beiläufig 3/4 Linien.
                              Die Resultate meiner Versuche ergaben beiläufig Folgendes:
                              
                                 1. Unter Anwendung von zwei Kohlenzinkzellen entstehen 7 deutliche Unterbrechungsfunken, wenn die
                                          sämmtlichen vier Inductionsrollen,6 intensive Unterbrechungsfunken, wenn nur drei
                                          secundäre Spiralen,2 bis 3 Unterbrechungsfunken (jedoch die letzteren
                                          sehr unsicher), wenn zwei secundäre Spiralen,1 intensiver Funke, wenn nur eine Spirale zur
                                          Erzeugung des secundären Stromes benützt wird.
                                    
                                 2. Wurde der primäre Strom durch Anwendung von vier
                                    Kohlenzinkelementen erzeugt, und wurden zwei Funkenbreter der obigen Art
                                    (Fig.
                                       36) neben einander gestellt, so konnte man unter Anwendung der
                                    vier Inductionsrollen die Anzahl der wahrnehmbaren Unterbrechungsfunken bis
                                    auf 12 bringen; unter Benützung von drei Inductionsrollen aber auf nie mehr
                                    als 7 bis 8. Da ich für die in Rede stehende Anwendung des
                                    Inductionsapparates die Benützung einer größeren Batterie, wie die letztere,
                                    nicht für zweckmäßig, eine größere Anzahl von Unterbrechungsfunken aber in
                                    keinem einzigen Falle für nöthig erachte, so habe ich über jene Gränzen
                                    hinaus weitere Versuche nicht angestellt. Berücksichtiget man nun die Anzahl
                                    der Windungen des Drahtes einer jeden Rolle, so ergibt sich aus den
                                    vorstehenden Resultaten, daß unter Anwendung von zwei Kohlenzinkelementen
                                    als Rheomotor des Inductionsapparates, für die gleichzeitige Zündung von drei bis sechs
                                    Objecten die Länge des Inductionsdrahtes nicht unter 10000 bayer. Fuß
                                    betragen dürfte, für zwei gleichzeitig zu zündende Objecte die Drahtlänge
                                    der secundären Spirale nicht unter 7500 Fuß seyn soll, hingegen zur sicheren
                                    Zündung eines einzigen Objectes die Drahtlänge der secundären Spirale von
                                    3000 Fuß vollständig ausreicht, vorausgesetzt, daß der für die
                                    Inductionsrolle verwendete Kupferdraht keine größere Dicke als etwa 0,085
                                    Linien hat, und der Apparat in der gehörigen Weise ausgestattet ist.
                                 3. Die Länge des Leitungsdrahtes, so wie seine Dicke ist
                                    innerhalb der Gränzen, auf welche sich meine Versuche erstreckten, als ohne
                                    Einfluß auf die Intensität und die Anzahl der Unterbrechungsfunken gefunden
                                    worden. Die größte Drahtlänge welche ich benützte, waren Eisen- und
                                    Messingdrähte von etwa 4000 Fuß, von welchen jeder Draht die Dicke von
                                    beiläufig 1/3 Linie hatte. Außer diesen Drahtlängen welche ich einschaltete,
                                    wurde auch ein Rheostat in die Kette gebracht, an welchem ein etwa 300 Fuß
                                    langer und 0,3 Linien dicker Neusilberdraht über eine Holzrolle
                                    schraubenförmig gelegt ist, und außerdem waren die in Fig. 36
                                    angedeuteten sechs Widerstandsrollen mit 96 Fuß Kupferdraht von 1''' Dicke
                                    eingeschaltet. Es zeigte sich hiebei, daß im Allgemeinen – wenigstens
                                    innerhalb der hier angeführten Gränzen – die Wirkung des
                                    Inductionsstromes von dem Leitungswiderstande des Schließungsleiters
                                    unabhängig seyn dürfte. „Hiebei darf aber der Umstand nicht
                                       unerwähnt bleiben, daß wenn an mehreren Unterbrechungsstellen
                                       gleichzeitig Funken entstehen sollen, und die Funken intensiv genug
                                       werden sollen, entweder der Leitungsdraht, der von dem Pole ausgeht, von
                                       dem der Funke nicht überströmt, unisolirt bleiben muß, oder eine viel
                                       beträchtlichere Länge haben, überhaupt einen weit größeren Widerstand
                                       dem Strome darbieten muß, als der andere Leitungsdraht.“
                                    „Dieser letztere aber muß vollständig isolirt gegen alle
                                       umgebenden Leiter seyn.“
                                    
                                 4. Die an verschiedenen Unterbrechungsstellen wahrnehmbaren
                                    Funken entstehen nicht vollkommen gleichzeitig, und sind im Allgemeinen
                                    nicht von gleicher Intensität. Es folgt hieraus, daß selbst innerhalb der in
                                    Nr. 2 angegebenen Gränzen die Gleichzeitigkeit des Entstehens der
                                    Unterbrechungsfunken, sowie die Intensität der letzteren nicht ausreichen,
                                    um mit Sicherheit das gleichzeitige Zünden mehrerer Minenöfen mit demselben
                                    vorzunehmen. Dasselbe Resultat zeigen auch die mit großer Sorgfalt
                                    ausgeführten Zündversuche, die mit dem Apparate vorgenommen wurden.
                                    „Wenn ich daher meinen Versuchen ein entscheidendes Gewicht
                                       beilegen dürfte, so würde ich die Behauptung aufzustellen wagen, daß die
                                       Sicherheit der gleichzeitigen Zündung von Minenobjecten unter Anwendung
                                       eines Inductionsapparates, bei welchem die Drahtlänge der
                                       Inductionsspirale nur beiläufig 14000 bis 15000 bayer. Fuß beträgt, bei
                                       Benützung von nur zwei Kohlenzinkzellen zur
                                       Anregung des primären Stromes, bei Weitem nicht so groß ist, daß man das
                                       Eintreten der Zündung im Voraus mit der größten Wahrscheinlichkeit zu
                                       verbürgen vermag.“
                                    „Zum sicheren Zünden eines einzigen Objectes aber reicht die oben
                                       angegebene Länge des secundären Drahtes vollständig aus.“
                                    
                                 
                              Da der von mir benützte Inductionsapparat überraschende Effecte hervorzubringen
                                 vermag, so möchten die günstigen Resultate, welche in Frankreich und Spanien (m.
                                 s. a. a. O.) unter Anwendung von Ruhmkorff'schen
                                 Apparaten erlangt wurden, vielleicht dem Umstande zuzuschreiben seyn, daß die
                                 Drahtlänge der secundären Spirale bei den hiezu angewendeten Apparaten eine
                                 größere war, als an dem von mir benützten Apparate. [Nach Angabe Becquerel's
                                 Polytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
                                          359. ist an dem Ruhmkorff'schen Apparate der
                                 Inductionsdraht aus Messing, sehr fein und mit Seide übersponnen, und hat eine
                                 Länge von 8 bis 10 Kilometer, also von beiläufig 27410 bis 34263 bayer.
                                 Fuß.]
                              Der Inductionsstrom gestattet bei seinerso einer Anwendung zur Zündung von Minenöfen als Zündsatz für die Patronen jede
                                 leicht entzündliche Pulversorte, und man kann sich, da der Inductionsfunke
                                 während eines meßbaren und endlichen Zeittheiles andauert, dabei sogar des
                                 Mehlpulvers bedienen. Die Drahtleitung hat eine ähnliche Einrichtung, wie sie
                                 bei Anwendung der Elektrisirmaschine als Zündapparat angelegt werden muß,
                                 „jedoch muß hiebei der Hauptdraht vollständig von dem anderen
                                    Draht sowohl, als auch vom Erdboden isolirt seyn, und es möchte die
                                    Sicherheit des Erfolges der Zündung es erfordern, daß der zweite
                                    Leitungsdraht durch den Erdboden ersetzt werde.“
                                 
                              Was die Einrichtung des elektromagnetischen Inductionsapparates für praktische
                                 Zwecke betrifft, so dürfte dieselbe, insbesondere um in den Händen des
                                 Praktikers die gehörigen Dienste zu leisten, eine große Vereinfachung gegenüber
                                 den gleichnamigen physikalischen Apparaten dieser Art zulassen.
                              
                                 
                                    (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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