| Titel: | Ueber Lacarrière's Apparat zum Sättigen des Leuchtgases mit einem flüssigen Kohlenwasserstoffe, welcher dessen Leuchtkraft vergrößern kann; Bericht von Hrn. J. Lissajous. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XLVII., S. 208 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLVII.
                        Ueber Lacarrière's Apparat zum Sättigen des
                           Leuchtgases mit einem flüssigen Kohlenwasserstoffe, welcher dessen Leuchtkraft
                           vergrößern kann; Bericht von Hrn. J.
                              Lissajous.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Mai 1857, S. 271.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Ueber Lacarrière's Apparat zum Sättigen des Leuchtgases mit
                           einem flüssigen Kohlenwasserstoff.
                        
                     
                        
                           Es wurde schon öfters vorgeschlagen, das Steinkohlengas durch ein weniger
                              kohlenstoffreiches Gas zu ersehen, ja sogar durch mehr oder weniger reines
                              Wasserstoffgas; nur mußte man letzterm, um ihm eine hinreichende Leuchtkraft zu
                              ertheilen, eine flüchtige und kohlenstoffreiche Substanz im erforderlichen
                              Verhältniß beimischen, um der Flamme soviel Kohle zu liefern, als nothwendig ist um
                              sie glänzend zu machen, ohne daß sie rauchend wird. Die bisher zur Lösung dieser
                              Aufgabe angewendeten verschiedenen Verfahrungsarten hatten zum Zweck, das Gas in der
                              Anstalt selbst zu sättigen. Bei diesem System war jedoch zu befürchten, daß das Gas
                              dem Consumenten nicht mit dem normalen Verhältniß von Kohlenwasserstoff-Dampf
                              zukommt, und daß es überhaupt in verschiedenen Entfernungen von der Gasanstalt nicht
                              den gleichen Sättigungsgrad besitzt. Hr. Lacarrière entschloß sich daher, das Gas bei dem Consumenten zu
                              sättigen, mittelst eines Apparats, in welchen dasselbe gelangt, nachdem es vorher
                              die Gasuhr passirt hat.
                           Der Sättigungsapparat des Hrn. Lacarrière besteht
                              aus einem metallenen Cylinder, welcher den flüssigen Kohlenwasserstoff enthält. Das
                              Gas dringt in den Apparat durch ein Rohr, welches in der Achse des Cylinders
                              angebracht ist und über das Niveau der Flüssigkeit hinaufreicht; über dieses Rohr
                              ist ein zweites Rohr gesteckt, welches an seinem obern Theil geschlossen und in der
                              Nähe seines untern Endes auf seinem Umkreis mit mehreren Reihen von Löchern versehen ist. Ein
                              ringförmiger hohler Schwimmer von Metall umgibt die Basis der Röhre und erhält sie
                              in konstantem Grade bezüglich des Flüssigkeits-Niveau's eingesenkt. Das Gas
                              zieht also durch die centrale Röhre in den Apparat, gelangt in dem Raum zwischen
                              dieser Röhre und der sie umgebenden beweglichen Röhre wieder abwärts, dringt durch
                              die Flüssigkeit in sehr kleinen Blasen, zieht dann in dem Raum zwischen dem
                              ringförmigen Schwimmer und der beweglichen Röhre wieder in die Höhe, und entweicht
                              durch ein weites Rohr, welches auf dem obern Deckel des Sättigungsapparates
                              angebracht ist, zu dem Brenner.
                           Nach dem Urtheil des Ausschusses der Société
                                 d'Encouragement in dessen Namen ich berichte, bewirkt dieser höchst
                              einfache und sinnreich construirte Apparat die Sättigung des Gases auf eine leichte,
                              bequeme und wahrhaft praktische Weise. Seine Wirksamkeit bleibt sich gleich, welche
                              Flüssigkeitsmenge im Cylinder enthalten seyn mag; ferner verhindert die
                              außerordentliche Zertheilung der Blasen jede Unterbrechung im Ausströmen des Gases,
                              daher dessen Durchgang durch die Flüssigkeit keine Schwankungen der Flamme
                              hervorbringen kann, welche für das Auge ermüdend wären; da endlich die flüssige
                              Schicht, durch welche das Gas aufsteigen muß, nur 5 Millimeter Höhe hat, so
                              vergrößert sie den Druck nicht in einer Weise, welche das Ausströmen des Gases
                              merklich behindern könnte.
                           Für diesen Apparat mußte nun ein flüssiger Kohlenwasserstoff gewählt werden, welcher
                              bei hinreichendem Kohlenstoffgehalt einen gewissen Grad von Flüchtigkeit besitzt,
                              ferner eine so constante Zusammensetzung hat, daß er immer dieselben Resultate gibt,
                              endlich zu einem so niedrigen Preise bezogen werden kann, daß er den Konsumenten
                              nicht nur für die Ankaufs- und Reparaturkosten des Apparates entschädigt,
                              sondern ihm auch noch einen Gewinn verschafft. Einen Theil dieser Bedingungen
                              vereinigt das Gemisch von Kohlenwasserstoffen, welches unter der Benennung Benzin
                              von Collas (benzine
                              Collas) verkauft wird. Wenn diese Flüssigkeit im
                              Apparate beiläufig im Verhältniß von 40 Grammen per
                              Kubikmeter Gas consumirt wird, so erzeugt sie bei gleichem Gasverbrauch eine
                              Lichtmenge = 170, während das ungesättigte Gas eine solche = 100 liefert. Das
                              gesättigte Gas, an freier Luft in einem Brenner mit platter Flamme verbrannt,
                              liefert ein glänzendes und so zu sagen dichteres Licht als das ungesättigte Gas;
                              dieses Licht ist auch etwas mehr gelb, aber ohne Spur von Rauch und ohne üblen
                              Geruch. Bei Anwendung des mit einem Zugglase versehenen kreisförmigen Brenners ist
                              der Vortheil geringer, wenn man der Flamme eine etwas größere Höhe gibt als die mittlere, welche die
                              Flammen des gewöhnlichen Gasbrenners erreichen müssen; verkleinert man aber die
                              Flamme des Benzinbrenners auf die Dimension welche das schönste Licht gibt, so zeigt
                              er wieder dieselbe Ueberlegenheit gegen den gewöhnlichen, auf denselben Verbrauch
                              reducirten Gasbrenner.
                           Diese Vortheile wurden nicht merklich modificirt, als man das Gas ein Bleirohr von 31
                              Meter Länge mit 19 Windungen und 9 Knieen durchlaufen ließ; dasselbe war der Fall,
                              als man den Sättigungsapparat mit einer Kältemischung umgab, welche die Temperatur
                              des Benzins auf nahezu 0° erniedrigte.
                           Diese Resultate wurden durch zahlreiche, in Gegenwart der Ausschußmitglieder
                              angestellte Versuche bestätigt.
                           Die Ersparniß, welche sich mit dem Apparat bei seiner industriellen Anwendung
                              erzielen läßt, kann noch nicht festgestellt werden. Wenn der Preis des Benzins in
                              Folge größeren Absatzes auf 2 Fr. das Kilogr. herabgehen könnte, so erhielte man mit
                              1 Kubikmeter Gas, welcher 30 Centimes kostet, und 40 Grm. Benzin, welche 8 Cent.
                              kosten, dieselbe Lichtmenge wie mit 1 6/10 Kubikmet. Gas, welche 48 Cent. kosten;
                              man hätte also für 38 Cent. das Licht, welches man jetzt mit 48 Cent. bezahlt, was
                              eine Ersparniß von fast 28 Proc. betrüge. Diese Ersparniß würde noch größer, wenn
                              sich das Benzin wohlfeiler beziehen ließe oder durch einen wohlfeileren flüssigen
                              Kohlenwasserstoff ersetzt werden könnte.
                           
                        
                           Beschreibung des Apparates.
                           Fig. 12 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt nach der Achse des Apparates.
                           A cylindrischer Behälter, welcher den flüssigen
                              Kohlenwasserstoff enthält, dessen Spiegel mit n, n
                              bezeichnet ist.
                           b sind Bolzen mit langem Schaft, um mittelst Schrauben
                              c; den obern und untern Deckel des Behälters
                              befestigen zu können.
                           B Röhre, welche das Gas in den Apparat führt; sie ist
                              auf den Boden des Behälters A geschraubt, und zwar in
                              ein vorspringendes Oehr desselben.
                           C Gasuhr.
                           D Hahn zum Zulassen des Gases; er ist einerseits an den
                              untern Deckel des Behälters A geschraubt, und
                              andererseits mit der Gasuhr C durch einen Tubulus
                              verbunden.
                           E Röhre von größerem Durchmesser als die Röhre B, über welche sie greift. Sie ist am obern Theil
                              geschlossen, und ihre untere Oeffnung communicirt mit der Flüssigkeit des Behälters
                              A, in welche sie stets in gleichem Betrage
                              (bezüglich des Spiegels) eintaucht, in Folge des Schwimmers 
                              F, der sie zu halten hat. – Die Oberfläche der
                              Röhre E, welche in die Flüssigkeit taucht, ist mit
                              kleinen Löchern a versehen.
                           F hohler Cylinder von Metall, durch zwei sphärische
                              Kappen geschlossen, welcher als Schwimmer dient; durch seine Achse geht die Röhre
                              E, welche mit ihm mittelst einer cylindrischen Hülle
                              e von größerem Durchmesser verbunden ist.
                           e cylindrische Hülle, einerseits mit dem Schwimmer F verbunden, und andererseits mit der Röhre E, welche durch sie geht. Der untere Boden dieser Hülle
                              hat mehrere kleine Oeffnungen; deßgleichen ihr oberer Boden.
                           g Hülle der Röhre E; sie ist
                              auf den Deckel des Cylinders A geschraubt.
                           H Leitungsröhre, von welcher aus das Gas sich
                              vertheilt.
                           R Vertheilungshahn, welcher die in seine Büchse
                              eingeschraubten Röhren g und H verbindet.
                           S Schraubenpfropf, welcher die Oeffnung verschließt,
                              durch die man den Behälter A füllt.
                           T Entleerungshahn, um aus dem Behälter A den etwa darin gebildeten Niederschlag abziehen zu
                              können.
                           Behandlung des Apparats. – Angenommen, der Hahn
                              D sey geschlossen und der Behälter A bis n, n gefüllt, so muß
                              die Flüssigkeit, weil sie sowohl in die Röhre E durch
                              deren untere offene Mündung, als in das jene umgebende Rohr e durch die an dessen Basis angebrachten Oeffnungen dringen konnte, in
                              beiden auf dasselbe Niveau wie im Behälter A
                              steigen.
                           Oeffnet man nun den Hahn D, so wird das von der Uhr C gelieferte Gas durch die Röhre B aufsteigen, in die Röhre E dringen und
                              dieselbe anfüllen. So weit war sein Gang nur ein aufsteigender; da es aber am obern
                              Theil der Röhre E nicht entweichen kann, so wird es in
                              Folge seiner Spannkraft bald das Niveau der Flüssigkeit in dieser Röhre
                              niederdrücken und dieselbe hinabtreiben, bis es an den nun entblößten Oeffnungen a anlangt, durch welche es sich in das Rohr e begibt, deren Niveau sich nicht verändert hat.
                              Daselbst dringt es durch die Flüssigkeit, sättigt sich mit derselben, steigt
                              neuerdings in die Höhe, tritt durch die am obern Theil des Rohres e angebrachten Oeffnungen aus und zieht in die Röhre
                              (Hülle) g, um sich in die Leitung H zu begeben, welche ihm der Hahn R öffnet.
                              – Durch die Pfeile ist der Gang, welchen das Gas nach seinem Austritt aus der
                              Gasuhr befolgt, leicht ersichtlich.
                           
                           In dem Maaße als dem Apparat Gas zuströmt, sinkt das Niveau der Flüssigkeit und
                              gleichzeitig der Schwimmer, wobei er der Röhre B
                              gestattet fortwährend in gleichem Betrage (unter dem Flüssigkeits-Niveau)
                              eingetaucht zu bleiben.
                           Die Stellung des Schwimmers, nachdem er am Ende seines Laufes anlangte, ist in der
                              Abbildung durch punktirte Striche angezeigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
