| Titel: | Teigknet-Maschine von Hrn. Marévery zu Limoges. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LIX., S. 263 | 
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                        LIX.
                        Teigknet-Maschine von Hrn. Marévery zu
                           Limoges.
                        Aus
                           Armengaud'sGéine
                                 industriel, März 1857, S. 145.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Marévery's Teigknet-Maschine.
                        
                     
                        
                           Diese, am 19. April 1856 in Frankreich
                              patentirte Teigknetmaschine unterscheidet sich von allen bis jetzt angewendeten
                              derartigen Apparaten dadurch, daß sie nicht nur die Arbeit sehr vollständig und in
                              kurzer Zeit auszuführen gestattet, sondern insbesondere auch das Aufblähen der Masse
                              ohne ein Zerplatzen derselben ermöglicht, folglich das Einbringen der zur Bildung
                              vieler kleinen Blasen erforderlichen Luftmenge, welche den Teig locker, leicht und
                              gleichartig macht. Auf diese Weise erlangt der Brod- und Kuchenteig
                              Eigenschaften, welche ihm durch das gewöhnliche Verfahren beim Kneten nicht in
                              demselben Grade ertheilt werden können.
                           Das Durchkneten, hauptsächlich aber das Auftreiben des Teiges, die schwierigste und
                              wichtigste Arbeit bei der Brodbereitung, wurde mittelst der bisherigen Knetmaschinen
                              nur unvollständig bewirkt; daher behaupten auch die Bäcker, daß solches Brod bei
                              gleichem Gewichte niemals so groß sey als das aus einem mit den Händen
                              durchgeknetetem Teige bereitete, und daß es stets säuerlicher sey.
                           Letztere Behauptung ist wahr, und zwar aus folgenden Gründen: der Sauerteig ist
                              bekanntlich nichts anderes als mit Luft imprägnirter, in saure Gährung
                              übergegangener Brodteig, welchen man in dem zum Kneten bestimmten Wasser vertheilt,
                              indem man besorgt ist die Luft nicht entweichen zu lassen. Bei den bisher
                              angewendeten mechanischen Knetvorrichtungen ist man genöthigt den Sauerteig auf dem
                              Boden des Troges zu
                              lassen, daher er, statt in dem Wasser vertheilt zu werden, durch Umdrehung des
                              Rechens oder Rührers, womit diese Maschinen versehen sind, auf die Oberfläche der
                              Flüssigkeit emporgehoben und dann wieder nach unten getrieben wird, wobei die Luft
                              natürlich entweichen muß; auch ist ein sehr starker Sauerteig erforderlich, um eine
                              sehr schwache (geistige) Gährung des Mehlteiges zu erzielen. Diesem großen Nachtheil
                              der bisherigen Knetmaschinen hat man bei vorliegender Vorrichtung dadurch abzuhalten
                              gesucht, daß man die Luft in dem Teige durch eine sehr einfache mechanische
                              Vorrichtung zurückhält, um das Aufgehen desselben zu bewirten.
                           Fig. 17 ist
                              ein senkrechter äußerer Aufriß von der vorderen Seite der neuen Knetmaschine.
                           Fig. 18 ist
                              ein horizontaler Grundriß, oder eine Ansicht von oben.
                           Fig. 19 ist
                              eine Endansicht von der Seite, auf welcher die Bewegung erfolgt.
                           Man ersieht aus diesen Figuren, daß der Knetapparat aus einem hölzernen Gestell A besteht, welches einen hölzernen oder gußeisernen
                              cylindrischen Trog B trägt, in dessen Mitte sich eine
                              eiserne, mit drei Reihen von Manipulatoren D, D' und D² versehene Welle C
                              drehen kann.
                           Die Enden dieser Manipulatoren oder Rührer haben die Form eines T und sind so gekrümmt, daß sie den Teig von dem Boden
                              des Troges wegnehmen, um ihn zu heben und dann in die leeren Räume zwischen jedem
                              Rührer wieder fallen zu lassen. Die Anzahl der Manipulatoren ist je nach der Länge
                              und Breite der Tröge verschieden.
                           Die Bewegung wird der Welle C dieser Manipulatoren
                              mittelst der Kurbel E mitgetheilt, welche bei größeren
                              Knetmaschinen durch eine Rolle ersetzt werden kann, die durch irgend einen Motor in
                              Betrieb gesetzt wird. An der Kurbelwelle sitzt ein Getriebe F, welches in das Rad G auf der Welle C eingreift. Man kann das Getriebe sehr leicht und
                              schnell von dem Rade ausrücken, wenn man die Schraube von der Hülse, mittelst deren
                              das Getriebe mit der Kurbelwelle verbunden ist, loszieht. Wenn der Eingriff der
                              beiden Zahnräder aufgehoben worden ist, so kann man die Rührer, unabhängig von dem
                              Getriebe, mittelst eines Balanciers H bewegen.
                           Dieser Balancier ist am linken Ende der Welle C befestigt
                              und mit den Griffen h und h'
                              versehen, mit deren Hülfe man den Rührern eine schnelle und kräftige hin und
                              hergehende Bewegung ertheilt, um das Ausgehen des Teiges zu bewirken. Letzterer,
                              plötzlich auf den Boden des Troges durch die zwei Reihen D und D' der T
                              förmigen Rührer (Fig. 18)
                              gedrückt, geht durch die freien Räume zwischen denselben, und jede hin und
                              hergehende Bewegung derselben bildet eben so viele Lustblasen als abgerundete Theile
                              an dem T vorhanden sind, daher eine 15 bis 20malige
                              Wiederholung dieser Bewegung den Teig sehr lockert und die gehörige Luftmenge in
                              demselben einschließt.
                           Man sieht daher, daß die Function dieses verbesserten Knetapparates zwei verschiedene
                              Hauptoperationen, umfaßt. Die erstere wird durch eine ununterbrochene Drehung der
                              Rührer D, D' und D²,
                              mittelst des Getriebes F und des Rades G, durch Hülse einer Kurbel bewirkt, die durch
                              Menschenhände bewegt wird, während der Apparat auch durch Riemenscheiben von irgend
                              einem Motor aus in Betrieb gesetzt werden kann. Die zweite Arbeit, welche in dem
                              Auftreiben des Teiges besteht, wird nach Beendigung der erstern und nachdem das
                              Getriebe F ausgerückt worden ist, dadurch ausgeführt,
                              daß man den Manipulatoren mit Hülfe der beiden Griffe h,
                                 h' des Balanciers H eine hin- und
                              hergehende Bewegung ertheilt, während das Rad G an der
                              Welle C als Schwungrad dient.
                           Ueberdieß ist an diesem Knetapparat über dem Troge B ein
                              Wasserbehälter I mit einer Röhre i angebracht. Diese Röhre hat sehr viele kleine Löcher, damit die
                              zertheilte Flüssigkeit sich beim Niederfallen über den ganzen Teig verbreiten kann.
                              Das Ende dieser Röhre kann überdieß die Flüssigkeit in das Gefäß J ausgießen, welches zum Verdünnen des Sauerteiges
                              mittelst eines Rührers dient, der mit der Hand und einer Kurbel j bewegt wird. Dieser präparirte Sauerteig fällt dann
                              auf der geneigten Ebene k in den Knetapparat.
                           
                        
                     
                  
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