| Titel: | Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. | 
| Autor: | Carl Kuhn [GND] | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XCII., S. 402 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XCII.
                        Ueber die Benützung von elektrischen und
                           Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor
                           Carl Kuhn in
                           München.
                        (Fortsetzung von S. 360 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von
                           Sprengladungen.
                        
                     
                        
                           
                              Endlich haben wir noch für die Volta'sche Zündungsmethode die Einrichtung der Zündobjecte selbst und ihre Verbindungsweise mit der
                                 Hauptleitung im Allgemeinen zu betrachten, ehe wir unsere Besprechung über die
                                 mit Volta'schen Batterien auszuführenden Zündungen unterbrechen.
                              Als Zündobject benützt man eine Patrone, die mit einem leicht entzündlichen oder
                                 explodirbaren Pulver gefüllt ist, durch deren Achse – im Falle sie als
                                 cylindrisch angenommen werden darf – zwei Drähte gehen, deren Enden in
                                 der Patrone etwa 1/2 bis 3/4 Zoll von einander abstehen, und die durch einen
                                 sehr dünnen Draht von bedeutendem Leitungswiderstande mit einander verbunden
                                 sind.
                              Eine solche Patrone muß daher, wenn sie brauchbar seyn soll, folgenden
                                 Anforderungen genügen:
                              
                                 1. Muß der Glühdraht mit den beiden Drähten die er verbindet,
                                    und mit der Patronenhülle ganz fest verbunden seyn, so daß ein Lostrennen
                                    desselben oder ein Zerreißen durch äußere mechanische Einwirkungen nicht
                                    eintreten kann.
                                 2. Muß der Leitungswiderstand der Patronendrahte so gering
                                    seyn, daß ein Erwärmen derselben nicht eintreten, der des Glühdrahtes aber
                                    so groß seyn, daß derselbe durch den angewendeten Strom zum Glühen kommen
                                    kann.
                                 3. Muß das Pulver, welches den Glühdraht umgibt, ganz
                                    trocken seyn und selbst durch schwaches Glühen des kurzen Drahtes schon
                                    entzündet werden.
                                 4. Muß die Verbindung der Patronendrähte mit der Leitung eine
                                    vollkommen metallische und feste seyn.
                                 5. Ist es nothwendig, daß die Patrone, wenn sie im Bohrloche
                                    oder im Minenofen sich befindet, gegen das Feuchtwerden geschützt
                                    werde.
                                 
                              Die erste der hier genannten Bedingungen erfordert, daß die Patrone selbst so
                                 eingerichtet ist, daß sie jeder äußeren zufälligen Einwirkung sowohl bei ihrer
                                 Anfertigung und Füllung, als auch während des Verbindens mit der Leitung und
                                 während der Verdämmung den gehörigen Widerstand leistet.
                              Man hat daher bisher verschiedene Anordnungen benützt, um diesen Anforderungen zu
                                 genügen. Die sicherste unter allen mir bekannt gewordenen Constructionen scheint
                                 mir die von Hare (a. a. O.) benützte zu seyn. Der in
                                 die Patrone einzulegende Draht besteht nämlich aus drei zusammengeflochtenen
                                 Eisendrähten, von welchen einer so dünn ist, wie man ihn zu Drahtnetzen braucht,
                                 der andere von der Dicke, wie man ihn beim Verkorken der Flaschen anwendet. In
                                 der Nähe der Mitte bleiben die Drähte ungeflochten neben einander, und hier
                                 werden die beiden dickeren Drähte abgeschnitten, so daß die zusammengeflochtenen
                                 Drähte nur mehr durch ein sehr kleines Stück des dünnen Drahtes mit einander
                                 verbunden sind. Dieser dünne Draht bildet nun das Glühobject, und liegt zu dem
                                 Zwecke in einer kleinen Höhlung eines Klötzchens aus Cornelkirschholz, wo er mit
                                 dem Zündpulver umgeben, fest eingeklemmt und mit einer Papierhülle bedeckt ist.
                                 Die Drähte sind nun mit einer Blechröhre aus verzinntem Eisenblech umgeben, das
                                 eine Ende derselben ist am Boden der letzteren angelöthet, das andere Ende geht
                                 durch einen Korkstöpsel aus der Röhre, während an dieser selbst außen ein
                                 Kupferdraht angelöthet ist. Die Blechröhre ist mit Schießpulver angefüllt, und
                                 wird bei dieser Anordnung mit der Leitung verbunden und in das Bohrloch
                                 eingelegt. Fig.
                                    27 auf Tab. VI stellt die Einrichtung einer Hare'schen Zündpatrone vor. In A sieht
                                 man, wie der Glühdraht in dem Holzklötzchen liegt, in B ist gezeigt, wie die Drähte aus der Blechröhre austreten, und wie
                                 die fertige Patrone gestaltet ist.
                              Weniger sicher scheint mir die Robert'sche
                                 Construction zu seyn, bei welcher bekanntlich die in die Patrone einmündenden
                                 Enden des Drahtseiles nach auswärts gebogen und ihre äußersten Enden durch einen
                                 feinen Stahldraht von einem halben Zoll Länge so mit einander verbunden sind,
                                 daß ein kleines Dreieck in Form eines griechischen Delta's entsteht. Durch ein kleines
                                 Holzstückchen wird das Auseinanderhalten der Drähte bewirkt. Sie befinden sich
                                 ebenfalls in einer Blechröhre, wo sie gehörig befestiget und mit Pulver umgeben
                                 sind.
                              Ich habe, um der Patrone die gehörige Festigkeit gegen jede äußere Beschädigung
                                 zu geben, ferner um die in dieselbe einmündenden Drähte von gehöriger Dicke
                                 wählen zu können, eine einfache Einrichtung benützt, die aus Fig. 28 auf Tab. VI
                                 ersehen werden kann. In dieser stellt A, B eine
                                 Patrone in natürlicher Größe vor; nur sind hierin die Drähte verkürzt und dünner
                                 gehalten, als sie in natürlicher Größe sind. In Fig. 28
                                 a ist ein parallel zu den längeren Grundflächen der
                                 Patrone gehender Durchschnitt, in Fig. 28
                                 b aber ein durch die Achse der Drähte gehender
                                 Langenschnitt dargestellt.
                              Aus gut ausgetrocknetem harten Holze werden nämlich zwei parallelepipedische
                                 Stücke A, B, K, HA, B, E, F und G, L, K, H geschnitten, von welchen das
                                 eine mit einer Rinne zur Aufnahme der Kupferdrähte (D,
                                    D) und mit einer cylindrischen Höhlung C
                                 versehen wird, in welche der an die Kupferdrähte angelöthete Zünddraht F zu liegen kömmt. Das andere parallelepipedische
                                 Klötzchen ist auch in der Mitte mit einer Aushöhlung C versehen, und wird auf das erstere durch Holzstifte befestiget,
                                 nachdem die Drähte eingeklemmt sind und der Platindraht angelöthet worden ist.
                                 Hierdurch werden die Drähte so stark befestiget, daß wenn das Anlöthen des
                                 feinen Drahtes sorgfältig vorgenommen worden ist, ein Losreißen des letzteren
                                 nicht zu befürchten steht. Man kann nach Belieben die Drähte D biegen, ja sogar hämmern, ohne daß der Glühdraht
                                 abreißt, wenn nur vor dem Anlöthen die Löthstellen gut gereiniget worden sind.
                                 Der Glühdraht kömmt beiläufig in die Mitte von C zu
                                 liegen. Man füllt nun den Boden des letzteren mit trockenem Mehlpulver an,
                                 bringt auf dieses so viel von dem Varrentrapp'schen
                                 Zündsatz, bis der Glühdraht von diesem ganz umgeben ist, setzt hierauf wieder
                                 eine Schichte Mehlpulver, auf dieses etwas Baumwolle, und verschließt nun die
                                 Oeffnung durch den Kork E, so ist die Patrone fertig
                                 und so brauchbar, daß sie selbst transportfähig ist, wenn die beiden Klötzchen,
                                 aus denen sie gefertigt wurde, gut an einander passen. Zweckmäßig ist es die
                                 Patronen, wenn sie längere Zeit aufbewahrt oder verpackt und versendet werden
                                 sollen, mit einem Anstrich von Schellack oder Siegellack zu versehen.
                              Soll die Patrone gegen das Eindringen des Wassers, im Falle sie in feuchte Erde
                                 oder in Wasser gelegt wird, geschützt werden, so umgibt man sie mit einer Hülle
                                 von Kautschuk oder Gutta-percha, füllt den Zwischenraum mit Schießpulver
                                 an, verschließt die Enden der Hülle fest, und bestreicht diese nochmals mit
                                 Schellackfirniß.
                              
                              Diese Patronen kann man in jeder Größe leicht anfertigen, die Kosten derselben
                                 sind sehr gering, und in Beziehung auf die zu ihrer Anfertigung erforderliche
                                 Zeit kann bemerkt werden, daß wenn die dabei vorkommenden Arbeiten auf drei Mann
                                 vertheilt werden, diese per Tag (zu 8
                                 Arbeitsstunden) gegen 200 Stücke vollständig zu bearbeiten im Stande sind.
                              Das zur Füllung benützte Pulver muß in vollkommen trockenem Zustande sich
                                 befinden; es ist dabei nicht nothwendig, die Varrentrapp'sche Zündmischung hiezu zu benützen, man kann zur Füllung
                                 nur Mehlpulver nehmen, jedoch ist die Anwendung jenes Zündsatzes für mehrfache
                                 gleichzeitige Zündungen sehr vortheilhaft, weil derselbe selbst bei schwächerem
                                 Glühen schon explodirt wird. Beim Zünden eines einzigen Objects, sowie bei
                                 mehrfachen Zündungen mittelst der Zweigdrähte, die von der Hauptleitung aus zu
                                 den Zündobjecten geführt werden, kann man sich auch des Mehlpulvers allein
                                 bedienen.
                              (Ich habe Patronen von derselben Construction wie in Fig. 28 auf Tab. VI
                                 auch zur Untersuchung der elektrischen Zündung benützt; bei diesen wurde,
                                 anstatt den dünnen Glühdraht f einzuschalten, jedes
                                 Ende der in der Höhlung C befindlichen Drähte D zugespitzt, und die Spitzen wurden bis auf etwa
                                 1/2 Linie Distanz einander genähert.)
                              Das Glühen eines Metalldrahtes durch den elektrischen und Volta'schen Strom ist
                                 von verschiedenen Umständen abhängig; die am stärksten einwirkenden sind die
                                 Stromstärke, der Leitungswiderstand, die Länge, die Dicke des Drahtes und die
                                 Wärmecapacität desselben.
                              Da die Länge der Glühdrähte für Patronen kaum 1 Zoll erreichen darf, und nicht
                                 unter 1/2 Zoll genommen werden kann, wenn die dünnen Drähte sorgfältig an die
                                 Leitungsdrähte angelöthet werden sollen, so können wir die Längen der Glühdrähte
                                 hier ganz außer Acht lassen, wenn es sich um die Wahl der Drahtsorte handelt.
                                 Jedoch müssen dann die übrigen Umstände um so mehr berücksichtiget werden, wenn
                                 man sichere Glühwirkungen hervorbringen will.
                              Drähte aus einem und demselben Metalle erfordern bei gleicher Länge eine um so
                                 größere Stromstärke, wenn sie zum Glühen kommen sollen, je dicker sie sind,
                                 während für Drähte aus verschiedenen Metallsorten eine um so kleinere
                                 Stromstärke zum Erglühen erforderlich ist, je größer ihr Leitungswiderstand ist.
                                 Außerdem hängt unter sonst gleichen Umständen die Temperatur, welche ein Draht
                                 nach Einwirkung des Stromes annimmt, von der Wärmecapacität des Metalles ab, aus
                                 welchem der Draht besteht und von seiner Dichte.
                              Um nun über die Wahl des Glühdrahtes für Patronen entscheiden zu können, ist es nothwendig
                                 zu ermitteln, welche Drähte bei gleicher Länge und Dicke die geringste
                                 Stromstärke bedürfen, um zum Glühen zu kommen; da ferner die dickeren Drähte zum
                                 Gebrauche für Patronen vortheilhafter sind als die dünneren, so fragt es sich,
                                 welche Drähte bei gleicher Länge den größten Durchmesser haben dürfen, um bei
                                 einer bestimmten Stromstärke zum Glühen zu kommen.
                              Um über den ersten Theil dieser Frage zu entscheiden, wollen wir die für die
                                 vorliegenden Fälle nicht unzulässige Voraussetzung machen, daß die
                                 Glüherscheinungen, die in Metalldrähten durch den elektrischen Strom bewirkt
                                 werden, nahezu denselben Gesetzen unterworfen sind, wie die durch den
                                 Volta'schen Strom erzeugten Glühwirkungen. Mit Hülfe dieser Voraussetzung ist es
                                 uns gestattet, die Glüherscheinungen an Drähten nach den mittelst des
                                 elektrischen Stromes für diese Erscheinungen erhaltenen Gesetzen zu
                                 beurtheilen.
                              Aus den von Rieß vorgenommenen UntersuchungenRieß, die Lehre von der Reibungselektricität,
                                       Berlin 1853, Bd. II. S. 20. geht unter Anderem hervor, daß zum Glühen des Metalldrahtes irgend einer
                                 Sorte immer eine bestimmte Stromstärke erforderlich ist. Die Zahlen, welche
                                 diese Stromstärken ausdrücken, sind für verschiedene Metalle im Folgenden
                                 angegeben, und es sind diesen Zahlen zugleich die Dichten, sowie die
                                 specifischen Wärmen der Metalle (die des Wassers gleich 1 gesetzt) beigefügt
                                 worden.
                              
                                 
                                        Namendes
                                       glühenden      Metalles.
                                    Entsprechende   
                                         Stromstärke.
                                    Dichte.   
                                    Specifische
                                       Wärme.   
                                    SpecifischeWärme
                                       für    die des Platins =
                                       1.
                                    
                                 
                                    
                                       Eisen
                                       
                                        0,816
                                      7,75
                                       0,1099–0,145
                                        3,56
                                    
                                 
                                    
                                       Neusilber
                                       
                                        0,950
                                      8,51
                                                
                                       ?
                                          –
                                    
                                 
                                    
                                       Platin
                                       
                                            1
                                    19,27
                                       0,0314–0,0335
                                          1
                                    
                                 
                                    Palladium
                                         1,07
                                    12,00
                                                
                                       –
                                        1,84
                                    
                                 
                                    Messing
                                         2,59
                                      8,34
                                        0,089–0,116
                                        3,13
                                    
                                 
                                    Silber
                                         4,98
                                    10,49
                                        0,057–0,082
                                        1,82
                                    
                                 
                                    Kupfer
                                         5,95
                                      8,98
                                        0,094–0,114
                                        3,00
                                    
                                 
                              
                              Man ersieht aus diesen Zahlen, daß das Glühen der Drähte nicht bloß vom
                                 Leitungswiderstande und von der specifischen Wärme derselben abhängen kann,
                                 sondern noch von manchen anderen Umständen, wie von der Dichte, der Homogenität
                                 der Drahtsorten abhängig seyn muß etc. Ferner ergibt sich hieraus, daß unter den
                                 hier aufgeführten Metallen nur die Drähte aus Eisen,
                                    Neusilber, Platin und Palladium als
                                 Glühdrähte für Zündobjecte sich eignen dürften, zu denen vielleicht noch Blei, dessen specifische Wärme im Mittel 0,031 und
                                 Dichte 11,35 ist, kommen könnte. Da aber Eisen und Blei schon vor dem Glühen
                                 durch Einwirkung des Stromes einige Veränderungen erleiden, die bei
                                 gleichzeitigen Zündungen störend einwirken, so möchten unter jenen Drähten nur
                                 Neusilber, Platin und Palladium für die in Rede stehenden Zwecke anwendbar seyn.
                              Gewöhnlich verwendet man hiezu den feinen Platindraht, da dieser in jeder
                                 beliebigen Dicke gezogen werden kann, und außerdem auch die gehörige Festigkeit
                                 gegen das Zerreißen besitzt; es soll übrigens auch der feine Stahldraht, wie er
                                 zu den Unruhefedern der Taschenuhren verwendet wird, hiezu brauchbar seyn.
                              Da mit der Zunahme der Dicke des Drahtes sein Leitungswiderstand (im
                                 quadratischen Verhältnisse des Durchmessers) abnimmt, und da die durch eine
                                 Stromquelle in einem Drahte hervorgebrachte Erwärmung dem Leitungswiderstande
                                 des letzteren direct proportional istLenz, Gesetze der Wärmeentwickelung durch den
                                       galvanischen Strom; Poggendorff's Annalen Bd. LXI S. 44., so ist für einen dicken Draht eine weit größere Stromstärke
                                 erforderlich, als für den dünnen, wenn beide in gleichen Zeiten gleiche
                                 Temperaturerhöhungen erfahren sollen. Wenn daher eine Stromquelle ausreicht, um
                                 einen dünnen Draht innerhalb sehr kurzer Zeit zum Glühen zu bringen, so wird
                                 durch dieselbe Stromquelle und unter sonst gleichen Umständen ein dickerer Draht
                                 von derselben Länge während derselben Zeit nur um wenig erwärmt, oder es würde
                                 eine längere und überhaupt meßbare Zeit erforderlich seyn, um diesen zum Glühen
                                 zu bringen, wenn der dünnere innerhalb noch sehr kurzer Zeit durch die
                                 Stromquelle zum Glühen gebracht wurde, vorausgesetzt, daß der Durchmesser des
                                 dickeren Drahtes nicht so groß ist, daß er durch jene Stromquelle nicht mehr zum
                                 Glühen gebracht werden kann.
                              Von diesen Umständen hängt also die Dicke des Drahtes ab, den man als Glühdraht
                                 für Zündobjecte benützen will. – Unter den Drahtsorten, die mir bei
                                 meinen Versuchen zu Gebote standen, habe ich drei verschiedene Dicken für die
                                 Glühdrahte verwendet; von der feinsten wiegt eine Länge von 10 Fuß nahezu 5,9
                                 Gran, von der zweiten Sorte wiegen 10 Fuß beiläufig 53,7 Gran, von der dritten
                                 Sorte aber wiegen 10 Fuß schon 60,2 Gran.
                              Wenn nun der Draht Nr. 1 durch eine Stromquelle zum Glühen gebracht wird, so daß
                                 er innerhalb etwa 1/10 bis 1/5 Secunde den weißglühenden Zustand annimmt, so
                                 kann ein Drahtstück der Sorte Nr. 2 von etwas größerer Länge als das Nr. 1 etwa
                                 nach einer Secunde, ein Drahtstück der Sorte Nr. 3 aber beiläufig erst nach 1
                                 1/2 Secunden zum Glühen kommen. Mit Hülfe dieser Angaben, die ich meinen
                                 Versuchsresultaten entnehme, will ich bloß zeigen,
                                 daß es in manchen Fällen ganz gleichgültig seyn kann, ob der Glühdraht dicker
                                 oder dünner ist, wenn man nur durch den Versuch ermittelt hat, welches die
                                 größte Drahtstärke seyn darf, die durch eine gegebene Stromquelle noch zum
                                 Glühen gebracht wird. Es geht hieraus aber auch zugleich hervor, daß man in
                                 solchen Fällen, wo mehrfache gleichzeitige Zündungen vorgenommen werden sollen,
                                 der Sicherheit der zu erfolgenden Zündung wegen die sämmtlichen Drähte von
                                 nahezu gleicher Länge, aber jedenfalls von ganz gleicher
                                    Dicke wählen muß. Da aber die Erfüllung dieser Bedingung mit zu großen
                                 Schwierigkeiten verbunden ist, so möchte es rathsam seyn, für Glühobjecte bei
                                 gleichzeitigen Zündungen nur Platindrähte von sehr
                                    geringer Dicke zu nehmen, während man bei einfachen Zündungen merklich
                                 dickere Drähte nehmen darf.
                              Der Draht Nr. 1, wie er oben angegeben wurde, hat eine so geringe Dicke (0,032
                                 Linien), daß er beim Einziehen in die Patrone mit der größten Vorsicht behandelt
                                 werden muß, damit ein Zerreißen nicht stattfindet; es möchte daher gerathen
                                 seyn, diesen bei praktischen Anwendungen nicht zu benützen, und statt desselben
                                 etwas dickeren zu wählen. Für Zündobjecte bei gleichzeitigen Zündungen sind
                                 solche Drahtsorten, von welchen Längen zu 10 Fuß zwischen 10 bis 15 Gran wiegen,
                                 ganz geeignet; bei einfachen Zündungen aber können Drahtsorten, von welchen
                                 Stücke zu 10 Fuß zwischen 20 bis 40 Gran wiegen, mit Vortheil noch benützt
                                 werden.
                              
                           
                              D. Zündung mittelst des
                                    magnetoelektrischen Stromes.
                              Der magnetoelektrische Inductionsapparat kann, insbesondere in der Weise
                                 ausgestattet, wie dieses bei den Stöhrer'schen
                                 Maschinen der Fall ist, sowohl die Erscheinungen, welche mit der
                                 Elektrisirmaschine hervorgebracht werden können, als auch jene der Volta'schen Ströme
                                 erzeugen, und man kann daher für manche Stromeswirkungen mit Vortheil sowohl die
                                 elektrischen Apparate als auch die Volta'schen Ketten durch den
                                 magnetoelektrischen Apparat ersetzen. Ob dieses auch für die in Rede stehenden
                                 Wärmewirkungen in Drähten der Fall ist, müssen wir zuerst näher untersuchen.
                              Bekanntlich beruht die Einrichtung des magnetoelektrischen Inductionsapparates
                                 auf dem Gesetze, daß wenn man einem in sich zurückkehrenden Elektricitätsleiter
                                 (Leiter erster Ordnung oder differenten Leiter) einen Magnetpol nähert oder
                                 diesen von ihm entfernt, sowohl im Augenblicke des Annäherns, als in dem Momente
                                 des Entfernens in dem Leiter Ströme erzeugt werden, die unter sich gleiche
                                 Intensität haben, aber nach entgegengesetztem Sinne gerichtet sind. Solche
                                 Ströme werden daher auch in dem Stromleiter erzeugt werden müssen, wenn dieser
                                 um ein weiches Eisenstück gelegt, und in letzterem durch Annähern desselben an
                                 einen Magnetpol oder Entfernen vom Magneten temporärer Magnetismus inducirt
                                 wird. Wiederholt man mit Hülfe einer hiezu geeigneten Drehungsvorrichtung, etwa
                                 mit einer Vorrichtung, wie sie die Schwungmaschinen haben, das Annähern und
                                 Entfernen der weichen Eisenstücke gegen den Magneten in rascher
                                 Aufeinanderfolge, so wird der Stromleiter fortwährend, und so lange von Strömen
                                 durchlaufen, als die Rotation des Eisens stattfindet. Schaltet man daher in den
                                 Stromleiter noch andere Körper ein, so werden in diesen ebenfalls Ströme
                                 circuliren, und man kann also mittelst dieser Ströme in den eingeschalteten
                                 Körpern Wirkungen erzeugen, welche den durch Volta'sche Ströme hervorgebrachten
                                 ähnlich sind. Wird der Schließungsleiter, während der eiserne Anker in Rotation
                                 sich befindet, an irgend einer Stelle geöffnet, so werden an dieser Stelle im
                                 Augenblicke des Oeffnens sowohl, wie auch im Augenblicke des Schließens Funken
                                 entstehen, ähnlich wie dieß beim Oeffnen und Schließen des Stromleiters einer
                                 Volta'schen Kette der Fall ist.
                              Als inducirende Magnete kann man entweder Elektromagnete oder Stahlmagnete
                                 benützen. Die Selbstständigkeit eines derartigen Apparates erfordert es, so wie
                                 noch manche andere Umstände, bei der Einrichtung der magnetoelektrischen
                                 Inductionsapparate der permanenten oder Stahlmagnete sich zu bedienen. Der
                                 inducirende Magnet ist eine aus einer gewissen Anzahl sorgfältig an einander
                                 geschliffener und fest mit einander verbundener U
                                 förmiger Lamellen zusammengesetzte magnetische Batterie, und bei größeren
                                 Maschinen besteht der Magnet aus mehreren solchen Batterien.
                              
                              Bei der von Stöhrer gewählten AnordnungEinige Bemerkungen über die Construktion magnetoelektrischer Maschinen
                                       etc. Poggendorff's Annalen Bd. LXI S. 417. ist der Magnet so gestellt, daß in der Nähe seiner Pole die mit den
                                 Inductionsdrähten umgebenen Anker [bei größeren Maschinen um eine verticale, bei
                                 kleineren um eine horizontale Achse] drehbar sind, ferner ist ihre Drehungsachse
                                 mit einem Kommutator versehen, welcher bewirkt, daß die sämmtlichen inducirten
                                 Ströme den Stromleiter nach einem Sinne durchlaufen.
                                 – Der Apparat gestattet nun, den Inductionsstrom zur Hervorbringung von
                                 Wärmewirkungen in zweierlei Weise zu benutzen. Ist der Inductionsdraht sehr lang
                                 und von sehr geringer Dicke und der Inductionsstrom stark genug, so werden an
                                 der Unterbrechungsstelle des Schließungsleiters, wenn hier die Drahtenden nur um
                                 sehr wenig von einander abstehen, sehr lebhafte Funken entstehen, die zur
                                 Entzündung leicht brennbarer Körper ausreichen. Benützt man aber mehrere dicke
                                 und kurze Inductionsdrähte, die von einander sorgfältig isolirt sind, so daß bei
                                 jeder Drehung in allen diesen gleichgerichtete und gleichzeitige Ströme
                                 entstehen, und man führt diese sämmtlichen Ströme in einen und denselben
                                 Schließungsleiter, in welchem ein kurzer und dünner Platindraht eingeschaltet
                                 ist, so wird dieser (alternirend) in den glühenden Zustand versetzt. In dem
                                 ersteren Falle ahmt also die Magnetoelektrisirmaschine die Wirkungen der
                                 elektrischen und elektromagnetischen Inductions-Apparate nach, im
                                 letzteren Falle aber wirkt dieselbe in ähnlicher Weise wie eine Volta'sche
                                 Kette.
                              Ob nun die Wirkungen des Stromes eines magnetoelektrischen Inductionsapparates
                                 ausreichen, um für die hier in Rede stehenden Zwecke, nämlich zum Zünden von
                                 Minenöfen verwendet werden zu können, muß durch Versuche, die mit einem
                                 kräftigen Apparate ausgeführt werden müssen, ermittelt werden.
                              Da mir solche Versuche, die mit derartigen Apparaten bis jetzt angestellt wurden,
                                 nicht bekannt geworden sind, so habe ich selbst eine Reihe von Versuchen
                                 angestellt, und zwar unter Benützung eines größeren Stöhrer'schen Apparates, der im Besitze des physikalischen Cabinets
                                 des königl. Cadetencorps ist.
                              An diesem Apparate besteht der inducirende Magnet aus drei großen
                                 Magnetbatterien, über deren Pole sechs Inductoren drehbar sind. Mittelst eines
                                 Pachytropes kann die Verbindung der Inductoren so vorgenommen werden, daß
                                 entweder der Strom gleichzeitig in jedem der sechs,
                                 oder gleichzeitig in drei Paaren, oder endlich in dem ganzen Drahte, der die sechs Inductoren
                                 umgibt, inducirt wird. Außerdem gestattet der Apparat die Wirkungen der
                                 gleichgerichteten Ströme sowohl, als auch die der theils gleich gerichteten,
                                 theils entgegengesetzten Ströme wahrzunehmen, nämlich die sogenannten
                                 commutirten und die nicht commutirten zu benützen.
                              Benützt man die dritte Verbindungswege der Inductoren, und läßt diese in
                                 derselben Weise wirken, wie sie im Inductor entstehen (nämlich im nicht
                                 commutirten Zustande), so muß man an den Unterbrechungsstellen des Stromleiters
                                 der Kette die stärksten Inductionsfunken erhalten, benützt man die erste
                                 Verbindungsweise der Inductoren, und läßt die Ströme durch den Kommutator gehen,
                                 so werden die stärksten Wärmewirtungen, die der Strom zu erzeugen vermag, im
                                 Schließungsleiter erhalten.
                              Ich stelle im Folgenden bloß einige Ergebnisse über die Wärmewirkungen der
                                 letzteren Art, nämlich über das Erglühen von Platindrähten, die in die Kette
                                 eingeschaltet wurden, zusammen.
                              
                                 
                                    Länge des
                                       Gesammt-    Widerstandes
                                       in      Einheiten
                                       des    Normaldrahtes.
                                      
                                       Anzahl      derGlühobjecte.
                                     Beschaffenheit         
                                       des      Glühens.
                                    Angaben    derBoussole.
                                    
                                 
                                             934
                                       Fuß.
                                          
                                       3
                                    Schwaches Glühen.
                                       6°,5
                                    
                                 
                                            
                                       542   „
                                          
                                       3
                                      Fast Rothglühen.
                                       7°,0
                                    
                                 
                                            
                                       930   „
                                          
                                       2
                                         Rothglühen.
                                       7°,0
                                    
                                 
                                           1130  
                                       „
                                          
                                       1
                                      Hellrothglühen.
                                       8°,0
                                    
                                 
                                           1522  
                                       „
                                          
                                       1
                                         Rothglühen.
                                         –
                                    
                                 
                                           1914  
                                       „
                                          
                                       1
                                    Schwaches Glühen.
                                       6°,7
                                    
                                 
                              Ein Erglühen von mehr als drei Objecten, von welchen jedes ein etwa 1 Zoll langer
                                 Platindraht der dünnsten Sorte war, kam selbst bei einer Gesammtlänge der
                                 Leitung von 400 Fuß nicht zu Stande. – Aus den obigen Zahlen ersieht man
                                 nun vor Allem, daß die Gesetze des Erglühens durch den magnetoelektrischen Strom
                                 dieselben sind, wie die durch Einwirkung der Volta'schen Ströme hervorgebrachten
                                 Glühwirkungen; daß ferner die Zündung von Minenöfen mit dem von mir benützten
                                 Apparate unter folgenden Umständen vorgenommen werden kann:
                              
                                 
                                    Größte Distanz des
                                       Minenherdes   
                                                  vom
                                       Minenofen
                                    Anzahl der  Objecte.
                                    
                                 
                                        250 Fuß
                                       Normaldraht.
                                          3
                                    
                                 
                                       
                                       470    „            „
                                          2
                                    
                                 
                                        950 bis
                                       960 F. „
                                          1
                                    
                                 
                              Die Leistungen dieses Apparates in Bezug auf Wärmewirkungen kommen also denen
                                 meiner Kupferzinkbatterie aus 6 Elementen zusammengesetzt, ziemlich nahe.Die verschiedenen Zahlen zeigen zwar (scheinbar) eine größere
                                       Leistungsfähigkeit des magnetoelektrischen Apparates als die der 6
                                       elementigen Kupferzinkbatterie; bei dieser gelten aber die auf S. 352
                                       aufgeführten Zahlen für den Zustand des Hellrothglühens, während bei
                                       Aufstellung der Zahlen dieser letzten Tabelle der Zustand des
                                       Rothglühens zu Grunde gelegt wurde. Da Nun der von mir benützte Apparat zu denen der größten Gattung gehört,
                                 solche große Apparate aber für die vorliegenden Zwecke aus vielen Gründen, und
                                 insbesondere deßhalb nicht benützt werden können, weil sie nicht transportabel
                                 sind, von kleineren Apparaten dieser Art aber so kräftige Wirkungen, wie die
                                 genannten, kaum erlangt werden können, so möchte die Anwendbarkeit des
                                 magnetoelektrischen Apparates zum Felsensprengen und Minenzünden in Zweifel zu
                                 stellen seyn, obgleich das Zünden eines einfachen Objectes auf Entfernungen, wie
                                 sie am häufigsten vorkommen, mittelst eines solchen Apparates vorgenommen werden
                                 kann.
                              
                           
                              (Die Fortsetzung folgt im ersten Heft des nächsten Bandes.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
