| Titel: | Ueber Ausmittelung von Antimon und Arsenik; von Heinrich v. Sicherer. | 
| Autor: | Heinrich Sicherer | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. CIV., S. 441 | 
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                        CIV.
                        Ueber Ausmittelung von Antimon und Arsenik; von
                           Heinrich v.
                              Sicherer.
                        v. Sicherer, über Ausmittelung von Antimon und Arsenik.
                        
                     
                        
                           Die in der letzten Zeit so häufig vorgekommenen Vergiftungsfälle machen es
                              nothwendig, eine zuverlässige Methode zur Ausmittelung von Antimon und Arsenik zu
                              besitzen. Obwohl hinsichtlich der Ausmittelung des Arseniks nach den von Marsh und von Reinsch
                              angegebenen Methoden kaum mehr etwas zu wünschen übrig blieb, so war doch bisher
                              weniger Rücksicht auf die leichte Ermittelung des Antimons und dessen Trennung vom
                              Arsenik genommen. In dieser Hinsicht haben nun Dr. 
                              Odling, sowie Henry Watson,
                              verbesserte Methoden angegeben, welche ich in Kürze mittheilen will.
                           Die Methode von Reinsch, welche wegen ihrer Einfachheit
                              bei hinreichender Empfindlichkeit in England in der letzten Zeit allgemein zur
                              Bestimmung von Antimon und Arsenik angewandt wurde, gründet sich bekanntlich darauf,
                              daß irgend ein Metall, wie z.B. Kupfer, aus der Lösung eines andern, jedoch
                              elektronegativern Metalls, dieses abscheidet und in metallischem Zustande auf seiner
                              Oberfläche ablagert, während es selbst (das elektropositivere Metall) in
                              äquivalenter Menge in Lösung übergeht. Es werden daher Arsenik, Antimon, Wismuth,
                              Silber, Quecksilber etc. auf metallisches Kupfer niedergeschlagen. Unter allen
                              diesen Niederschlägen ist aber der Arsenik leicht zu erkennen.H. Reinsch vermischt bei seiner Arsenikprobe
                                    (Journal für praktische Chemie Bd. XXIV S. 244) die arsenikhaltige
                                    Flüssigkeit mit vieler Salzsäure, stellt einen blanken Kupferstreifen in
                                    dieselbe und erhitzt das Gemisch, jedoch nicht bis zum Kochen. Nach 8 bis 10
                                    Minuten ist das Kupfer mit Arsenik überzogen und es sieht dann wie Eisen
                                    aus. Diese Reaction ist so empfindlich, daß eine Flüssigkeit, welche
                                    1/200000 Arsenik enthält, nach einer halben Stunde eine deutliche Reaction
                                    auf dem Kupfer bewirkt. Wird das Kupfer in der warmen Flüssigkeit eine Weile
                                    liegen gelassen, so fällt das Arsenik ab, wenn der Ueberzug nicht zu gering
                                    ist.Antimon, welches sich auf diese Weise ebenfalls auf das Kupfer niederschlägt,
                                    gibt einen ins Violette ziehenden Ueberzug; es gibt sich auch noch recht gut
                                    zu erkennen, wenn sein Gehalt nur 1/200000 beträgt. – Blei und Zinn
                                    werden nicht gefällt. – Wismuth schlägt sich in weißen
                                    Krystallflittern nieder. – Silber und Quecksilber werden nicht
                                    merkbar gefällt, wenn die Verdünnung größer ist als 1/200000. A. d. Red.
                              
                           Zur Auffindung von Antimon in gerichtlichen Fällen wurde Reinsch's Methode zuerst von Prof. Taylor in
                              dem Palmer'schen Processe angewandt. Er erhitzte nämlich
                              den metallischen Niederschlag in einem Platintiegel mit salpetersaurem Natron und
                              das so gebildete antimonsaure Natron wurde aus der salzsauren Lösung durch
                              Schwefelwasserstoff gefällt, wobei jedoch Prof. Taylor
                              statt des orangerothen Niederschlags nur einen röthlichbraunen erhielt, also kein
                              reines Schwefelantimon.
                           Nach Dr. Odling wird das
                              Kupfer mit dem Beschlag einige Minuten lang mit übermangansaurem Kali und etwas
                              freiem Aetzkali erhitzt, wodurch das Antimon oxydirt und von dem Alkali gelöst wird.
                              Die schwach angesäuerte und nöthigenfalls filtrirte Lösung gibt alsdann mit
                              Schwefelwasserstoffgas einen orangegelben Niederschlag von Schwefelantimon. Durch
                              Auflösen dieses Niederschlags in concentrirter Salzsäure erhält man eine Lösung,
                              welche durch Wasser weiß gefällt und durch Weinsteinsäure wieder klar gemacht wird;
                              man kann diese Lösung auch in den Marsh'schen Apparat
                              bringen, um den auf Porzellan oder Glas erhaltenen Anflug weiter zu prüfen, nämlich ob er bei
                              Zugabe von Chlorkalklösung oder eines Gemisches derselben mit Essigsäure ungelöst
                              bleibt.
                           Um der Nothwendigkeit überhoben zu seyn, das übermangansaure Kali und das Aetzkali
                              auf Antimon zu prüfen, behandelt H. Watson den auf dem
                              Kupfer entstandenen metallischen Niederschlag folgendermaßen: er erhitzt ihn mit dem
                              Kupfer in einer Glasröhre zum schwachen Glühen, wodurch sich weißes Antimonoxyd in
                              der Röhre absetzt; dieses wird in kochender Kalilauge gelöst, filtrirt, mit
                              Salzsäure angesäuert und durch Schwefelwasserstoff das Antimon als orangerothes
                              Schwefelantimon niedergeschlagen. – Bei Gegenwart von Arsenik behandelt man
                              das Sublimat mit kochendem destillirtem Wasser, worin sich die arsenige Säure löst,
                              welche dann leicht in der filtrirten Lösung nachzuweisen ist, wogegen das
                              Antimonoxyd auf dem Filter ungelöst zurückbleibt.
                           Diese Methode läßt sich noch vereinfachen: man kocht nämlich das Kupfer sammt dem
                              Antimon in einem Glase mit verdünnter Kalilauge, und zieht es dann aus der
                              Flüssigkeit heraus, um es nach einigen Minuten wieder mit der Kalilauge zu kochen;
                              dieses Herausnehmen und Kochen wiederholt man so lange, bis alles Antimon gelöst
                              ist. Die filtrirte und mit Salzsäure angesäuerte Lösung gibt alsdann mit
                              Schwefelwasserstoff reines Schwefelantimon. – Ist gleichzeitig Arsenik
                              anwesend, so wird derselbe beim Kochen mit der Kalilauge in Arseniksäure verwandelt,
                              und kann von dem Antimon getrennt werden, wenn man, sobald durch den
                              Schwefelwasserstoff alles Schwefelantimon gefällt ist, sogleich filtrirt und die
                              filtrirte Lösung in einer verschlossenen Flasche ein paar Stunden stehen läßt, wobei
                              sich dann (in Folge der allmählichen Reduction der Arseniksäure zu arseniger Säure)
                              Schwefelarsenik abscheidet.
                           Ist der metallische Niederschlag auf dem Kupfer so dick, daß er beim Biegen desselben
                              abfällt, so zieht H. Watson die Methode von Dr. Odling vor, weil in
                              diesem Falle die Oxydation des Niederschlags nicht so gut vor sich gehen könnte.
                           London, im August 1857.