| Titel: | Ueber die Quecksilberbergwerke. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. CV., S. 443 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CV.
                        Ueber die Quecksilberbergwerke.
                        Ueber die Quecksilberbergwerke.
                        
                     
                        
                           Einem Werk von Hrn. Tarassenko Otreschkoff, betitelt: De l'or et de l'argent, entnehmen wir folgende
                              interessante Notizen über die Quecksilberbergwerke und deren Ausbringen.
                           
                           Das Quecksilber ist von allen Metallen dasjenige, dessen Ausbringen am meisten
                              vernachlässigt wird, und diese Gleichgültigkeit ist bei einem so gesuchten und stets
                              hoch im Preise stehenden Product schwer zu erklären. Die Quecksilbererz-Lager
                              sind keineswegs selten; man kennt solche in Portugal, in Toscana, in Oesterreich,
                              Spanien, Mexico, Peru, Californien und China; aber es werden nur einige derselben
                              ausgebeutet. Afrika, Australien und Asien, mit Einschluß Sibiriens, besitzen keine
                              Quecksilbererze. China verbraucht alles Quecksilber, welches dort ausgebracht wird,
                              und bis zum J. 1850, wo man in Californien auf Quecksilbererze zu bauen und
                              dieselben zu verhütten anfing, wurde fast alles in sämmtlichen Welttheilen
                              verwendete Quecksilber aus Europa, und zwar bloß aus Spanien und Oesterreich
                              bezogen. Die in Andalusien, an der Gränze von Estramadura, in den Verzweigungen der
                              Sierra Morena liegenden Gruben von Almaden sind noch gegenwärtig die reichsten der
                              ganzen Welt; sie scheinen fast unerschöpflich zu seyn, und ihre Erze, hauptsächlich
                              in Zinnober bestehend, liefern noch immer die Hälfte ihres Gewichts reines
                              Quecksilber. Die dortigen Hütten lieferten im J. 1850 1,227,750 Kil. Quecksilber,
                              und dürften im J. 1855 wenigstens 1,964,470 Kil. producirt haben.
                           Die Quecksilberbergwerke Oesterreichs befinden sich im Bezirk von Idria. Sie sollen
                              im 15ten Jahrhundert entdeckt und seitdem ohne Unterbrechung ausgebeutet worden
                              seyn. Vom J. 1823 bis zum J. 1848 stieg ihre Production in dem außerordentlichen
                              Verhältniß von 65 Procent. Gegenwärtig liefern sie bis 162,093 Kilogr. Quecksilber;
                              das dortige Erz ist Zinnober, welcher die Hälfte seines Gewichts Metall enthält;
                              nebenbei gewinnt man daselbst jährlich 2,455 Kilogr. Jungfernquecksilber.
                           In Ungarn gibt es zwar keine Quecksilberbergwerke, aber man producirt jährlich doch
                              818 Kilogr. von diesem Metall; die Quecksilbererze werden nämlich in anderen Gruben
                              zufällig gefunden und vier Jahre lang angesammelt, dann auf einmal verhüttet; sie
                              liefern bis 3,274 Kil.
                           Siebenbürgen liefert 4,583 Kil. Quecksilber, und man gibt die Gesammtproduction
                              Oesterreichs für das J. 1855 mit 245,550 Kil. an.
                           Was sonst noch in Europa an Quecksilber gewonnen wird, ist unbedeutend; nur
                              Rheinbayern liefert etwa 4,911 Kil. jährlich.
                           Die Quecksilbererz-Lager in Amerika sind beträchtlich, wenigstens in den
                              Ländern, welche früher die Spanier besaßen; so lieferten die Gruben von Huancavelica
                              in Peru, welche im J. 1778 in Folge von Unvorsichtigkeit und übel verstandenem Eifer
                              des Regierungs-Commissärs einstürzten, jährlich bis 336,436 Kil.
                              Quecksilber.
                           
                           Im J. 1850 wurde in Californien, 27 Kilometer von San-Francisco entfernt und
                              fast in gleicher Ebene mit dem Boden, ein reiches Quecksilberlager entdeckt, welches
                              man Neu-Almaden nannte. Dasselbe lieferte im J. 1852 130,960 Kilogr.
                              Quecksilber und im J. 1855 mag der Ertrag 980,000 Kilogr. betragen haben. Die
                              Grubenarbeiter, größtentheils Mexicaner, oder Indianer aus Mexico, erhalten täglich
                              40 Frcs. und haben dafür nur acht Stunden lang zu arbeiten. Fast alles aus diesen
                              Gruben gewonnene Quecksilber kommt nach Mexico, dessen Silberhütten jährlich 916,720
                              Kilogr. Quecksilber verbrauchen.
                           Obigen Daten zufolge betrug die Gesammtproduction an Quecksilber im J. 1855 in der
                              ganzen Welt 3,489,590 Kilogr., welche sich folgendermaßen vertheilen:
                           
                              
                                 Spanien
                                 1,964,470
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                    245,550
                                 
                              
                                 Rheinbayern
                                       
                                    4,910
                                 
                              
                                 Peru, zu
                                    Huancavelica              
                                    294,600
                                 
                              
                                 Kalifornien
                                    980,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3,489,530 Kil.
                                 
                              
                           Das Verhältniß der alten Preise des Quecksilbers per
                              Kilogramm zu den jetzigen ist aus Folgendem ersichtlich:
                           
                              
                                 Im J. 1590, in Mexico
                                 22 Fr.  13 Cent.
                                 
                              
                                 Im J. 1750, in Amerika
                                   9  „    74    „
                                 
                              
                                 Vom J. 1767 bis 1776, in Amerika
                                   7  „    34    „
                                 
                              
                                 Im J. 1777, in Amerika, spanisches
                                    Quecks.
                                   4  „    72    „
                                 
                              
                                 Im J. 1777, in Amerika, österr.
                                    Quecksilber
                                   7  „    44    „
                                 
                              
                                 Zu derselben Zeit in den mexicanischen
                                    Bergwerken,    spanisches
                                    Quecksilber
                                   6  „    80    „
                                 
                              
                                 Vor 1810, d.h. vor der Trennung Mexico's
                                    und Peru's    durch Spanien, wurde das
                                    Quecksilber in Mexico am    Platz verkauft
                                    zu
                                   2  „    20    „
                                 
                              
                           Die Preise dieses Metalls sanken erst seit seiner Gewinnung in Californien, dann aber
                              dermaßen, daß es im J. 1854 in Amerika am Platz verkauft wurde:
                           
                              
                                 in den mexicanischen Bergwerken das
                                    Kilogr.   
                                                
                                 4 Fr. 60 Cent.
                                 
                              
                                 in den Bergwerken von Guanaruato
                                 2  „  
                                    93    „