| Titel: | Untersuchung der verschiedenen im Handel vorkommenden Stärkesorten; von Justus Wolff. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. CIX., S. 451 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CIX.
                        Untersuchung der verschiedenen im Handel
                           vorkommenden Stärkesorten; von Justus
                              Wolff.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. LXXI S.
                              86.
                        Wolff, Untersuchung der verschiedenen im Handel vorkommenden
                           Stärkesorten.
                        
                     
                        
                           Aus der Stärkefabrik des Hrn. Franz Xaver Mayer in Ansbach
                              erhielt ich sechs verschiedene Stärkesorten, um dieselben (unter Leitung des Hrn.
                              Prof. Fresenius im chemischen Laboratorium zu Wiesbaden)
                              auf ihren Gehalt an reiner Stärke zu prüfen.
                           In Deutschland wird die Stärke größtentheils aus Kartoffeln und Weizen bereitet, und
                              die verschiedenen Stärkesorten zerfallen demnach in zwei Classen, in Kartoffelstärke und in Weizenstärke. Die Weizenstärke ist beliebter im Handel als die
                              Kartoffelstärke, wovon der Grund darin liegen mag, daß der Kleister der Weizenstärke
                              beim Stehen an der Luft längere Zeit unverändert kleisterartig bleibt, während der
                              Kartoffelstärkekleister schon nach einigen Tagen einen gelatinösen Niederschlag
                              absetzt, auf dem oben eine klare säuerlich schmeckende Flüssigkeit schwimmt. Diese letztere
                              Eigenschaft ist besonders unangenehm für Tapezirer und Buchbinder, da der gelatinöse
                              Niederschlag im Kartoffelstärkekleister bei weitem nicht mehr die Pappfähigkeit
                              besitzt, als der frische Kleister, und sie denselben deßhalb öfter bereiten müssen.
                              Auch zum Wäschesteifen eignet sich aus dem eben angeführten Grunde der
                              Kartoffelstärkekleister nicht so gut als der andere; hier hindert aber diese
                              Eigenschaft weniger als bei den vorher angegebenen Geschäften. Die Weizenstärke ist
                              darnach also besser als die Kartoffelstärke, und würde dieselbe längst aus dem
                              Handel verdrängt haben, wenn sie ihr an Schönheit, Reinheit, Weiße und Billigkeit
                              gleich käme. Man kann trotz aller Mühe und Sorgfalt und mit allen Mitteln die
                              Weizenstärke nie so rein erhalten als die Kartoffelstärke, weil die Körnchen der
                              letzteren viel größer als die der ersteren sind. Der frische Kartoffelstärkekleister eignet sich gerade so gut wie jeder andere
                              zu Papparbeiten und zum Wäschesteifen. Ihre ganz besondere Anwendung findet die
                              Kartoffelstärke als Kartoffelmehl (Kraftmehl) bei den Zuckerbäckern, welche niemals
                              andere als diese nehmen und zwar nur wegen ihrer Schönheit und Weiße; aber auch
                              viele Wäscherinnen, Buchbinder und Tapezirer operiren damit sehr gern.
                           I. Darstellung der Stärke. Die Gewinnungsmethoden dieser
                              beiden Stärkesorten beruhen im Wesentlichen auf denselben Principien, und die eine
                              erfordert nicht viel mehr Mühe und Fleiß als die andere. Da die in obiger Fabrik
                              angewandten Methoden von den in den Lehrbüchern der Technologie beschriebenen in
                              Manchem abweichen, so scheint es mir nicht uninteressant, zunächst eine kurze Skizze
                              der Bereitungsweise zu geben.
                           Um Weizenstärke aus dem Weizen zu gewinnen, wird derselbe
                              in großen Bottichen, die damit bis zu zwei Drittel ihrer Höhe gefüllt sind, mit
                              Wasser von 70 bis 80° C. übergossen, wodurch er gewaschen wird, aufquillt und
                              die gehörige Weichheit erhält, um weiter verarbeitet werden zu können, worauf er auf
                              die Trotte gebracht wird. Diese Trotte besteht aus einem
                              aus Stein gemeißelten horizontal liegenden Teller mit senkrecht aufstehendem Rande,
                              aus dessen Mitte sich eine verticale Achse erhebt. Die Achse steht durch ein
                              conisches Rad mit der bewegenden Maschine in Verbindung, dreht sich um sich selbst
                              und setzt eine mit ihr verbundene horizontale Stange und mittelst dieser zwei
                              Mühlsteine in Bewegung, welche sich auf dem Teller wälzen. Während der Operation
                              läßt man auf die in den Teller gebrachte weiche gequollene Masse fortwährend eine
                              reichliche Menge Wasser fließen. Das tellerförmige Bassin, dessen Durchmesser
                              ungefähr 10' ist, ruht auf steinernen Pfeilern 2' hoch über der Erde, und hat in
                              seinem Boden 6 Quadratzoll große Oeffnungen, die sich gegen unten pyramidal verjüngen und mit
                              gußeisernen klein durchlöcherten Platten bedeckt sind. Die sich wälzenden Mühlsteine
                              haben den Zweck, die Weizenkörner zu zerquetschen und die daraus ausgepreßte Brühe
                              mit der Stärke durch die Oeffnungen der gußeisernen Platten zu drängen, von wo aus
                              sie in eine unten befindliche Kufe gelangt. Aus derselben wird die Stärkebrühe in
                              verschiedene andere Kufen gebracht, in denen sie durch Auswaschen, Schlämmen und
                              Bleichen gereinigt wird. Da das Reinigen die Hauptsache bei der Stärkefabrication
                              ist und fast jede Stärkefabrik eine andere Methode besitzt und dieselbe als
                              Geheimniß betrachtet, so ist es mir unmöglich, die genaueren Details dieser
                              Operationen anzuführen. Um den Klebergehalt der Weizenstärke so viel als möglich zu
                              verringern, überläßt man die von der Trotte ablaufende Brühe vor der Reinigung noch
                              der Selbstgährung, wodurch ein großer Theil des Klebers gelöst wird und durch
                              Auswaschen entfernt werden kann. Nach dem Reinigen wird in der oben benannten Fabrik
                              die Weizenstärke noch einem besonderen Läuterungsproceß unterworfen, dessen Princip
                              und Ausführung jedoch von dieser Fabrik geheim gehalten wird.
                           Der gereinigte und geläuterte Stärkeabsatz der Kufen wird nun in dichte leinene
                              Tücher, die sich in 1 1/2' langen, 1' breiten und 5'' hohen, mit durchlöchertem
                              Boden versehenen Kästen befinden, gebracht, die mit den Tüchern nun wie
                              ausgeschlagenen Kästen damit vollgefüllt, die Enden des Tuches darüber gedeckt, ein
                              in den Kasten genau passender Deckel darauf gelegt und aus der Stärke durch starkes
                              Pressen das Wasser entfernt. Die so erhaltenen, aus den sie umhüllenden Tüchern
                              herausgenommenen Stärkeballen werden in Brocken zerbrochen, auf Hürden gelegt und
                              getrocknet, wodurch man je nach der Schönheit und Weiße die verschiedenen
                              Weizenbrockenstärkesorten erhält. Durch Mahlen der schönsten dieser Stärkesorten in
                              einer gewöhnlichen feinen Mahlmühle erhält man den reinen Weizenpuder.
                           Um die Stärke aus den Kartoffeln zu gewinnen, werden
                              dieselben zuerst kalt gewaschen und dann mittelst eines sich sehr schnell um eine
                              horizontale Achse drehenden, mit horizontal liegenden Sägeblättern reichlich
                              versehenen, in einem oben und unten offenen Kasten befindlichen Cylinders gemahlen,
                              indem sie durch die obere Oeffnung in den Kasten kommen und mittelst eines Bretes an
                              den Cylinder gedrückt werden. Der erhaltene Brei wird auf Haarsieben so lange
                              ausgewaschen, bis keine Stärke mehr davon abgeht und in dem erhaltenen Waschwasser
                              die Stärke absitzen gelassen. Der frühere Besitzer der oben genannten Fabrik hat
                              eine Kartoffelstärkemaschine construiren lassen, die alle bisher besagten
                              Operationen schnell, sicher und reinlich zusammen ausführt. Mittelst dieser Maschine können innerhalb
                              zwei Stunden 30 Centner Kartoffeln zermahlen, deren Brei ausgewaschen und der reine
                              Absatz der Stärke erhalten werden, während dieselbe in dieser Zeit nur zwei Personen
                              zur Bedienung nöthig hat. Die so erhaltene unreine Kartoffelstärke wird nun
                              denselben Reinigungsprocessen wie die Weizenstärke unterworfen, hat aber nicht die
                              Selbstgährung und den Läuterungsproceß durchzumachen. Das Formen in Ballen und
                              Gewinnen der Brocken und des Stärkemehls geschieht bei der Kartoffelstärke gerade so
                              wie bei der Weizenstärke.
                           Seit langer Zeit kommt die Stärke in Form von Stängeln in den Handel. Diese
                              Stängelstärke gewinnt man dadurch, daß man die noch feuchten Stärkeballen mit
                              Stärkekleister und Wasser zu einem mäßig dicken Brei verknetet und anrührt und
                              diesen Brei durch Trichter mit vielen engen Oeffnungen (Zotten), die über Hürden
                              durch Maschinen oder von Hand in constantem Abstand herumgeführt werden, durchlaufen
                              läßt. Auf diesen Hürden wird die Stärke getrocknet, dann von den Trichtern
                              abgenommen und in leichten hölzernen Fäßchen, die mit Strohpapier innen ganz beklebt
                              sind, versendet.
                           II. Sorten der zum Verkauf gebrachten Stärke. Die
                              verschiedenen Sorten, die obige Fabrik zum Verkaufe bringt und die ich zur
                              Untersuchung erhielt, sind folgende:
                           
                              
                                 Nr.  I.
                                 Patentstärke, feinste, weiße, in Stängeln.
                                 
                              
                                   „  II.
                                 Patentstärke, feinste, blaue, in Stängeln
                                    (Patentblau).
                                 
                              
                                   „ III.
                                 Reiner Weizenpuder.
                                 
                              
                                   „ IV.
                                 Feine Weizenstärke in Brocken.
                                 
                              
                                   „  V.
                                 Mittelfeine Weizenstärke in Brocken.
                                 
                              
                                   „ VI.
                                 Ordinäre Weizenstärke in Brocken.
                                 
                              
                           Nr. I hatte ein sehr weißes, glänzendes, dem Krystallinischen fast ähnliches
                              Aussehen; es bestand aus runden, 1–2'' langen und 1–1 1/2''' dicken
                              Stängeln. Die Stärke erwies sich unter dem Mikroskope als reine Kartoffelstärke.
                           Nr. II zeigte sich unter dem Mikroskope als Kartoffelstärke, die mit einem aus blauen
                              Körnchen bestehenden Pulver, das durch Behandlung mit Säuren seine Farbe verlor,
                              gefärbt war, die darnach also ihre Färbung beigemengtem Ultramarin zu verdanken
                              hatte.
                           Nr. III bestand aus einem schön weißen Pulver, dessen Weiße jedoch nicht der von Nr.
                              I gleich kam, und das unter dem Mikroskope nur Weizenstärke zeigte.
                           Nr. IV bestand aus Brocken, die gerade so weiß waren wie Nr. III und sich unter dem
                              Mikroskope als reine Weizenstärke erwiesen.
                           
                           Nr. V war eine aus gelblich-weißen Brocken bestehende, unansehnliche Stärke,
                              die unter dem Mikroskope nur Weizenstärkekörnchen zeigte.
                           Nr. VI bestand aus graulich-gelben, großen Brocken, die sich unter dem
                              Mikroskope als Kartoffel- und Weizenstarke enthaltend erwiesen. Lille diese
                              Stärkesorten hatten eine vollkommen trockene Bruchfläche, waren hart und benetzten
                              Löschpapier beim Pressen nicht; sie bildeten alle beim Kochen mit Wasser einen
                              durchscheinenden, mehr oder weniger gefärbten, zähen, pappfähigen Kleister.
                           Ihr Geschmack war rein, nur der der zwei letzten Sorten ein wenig unangenehm
                              (säuselnd, schwach ranzig).
                           III. Analyse. A. Zuerst suchte
                              ich in diesen Stärkesorten die Wassermenge zu bestimmen,
                              was dadurch erreicht wurde, daß eine leer gewogene Kugelröhre mit der entsprechenden
                              Stärkesorte gefüllt, gewogen, im Luftbade so lange einer Temperatur von 100 bis
                              110° C. ausgesetzt wurde, bis nach mehrmaligem Wägen kein Gewichtsverlust
                              mehr stattfand, während mit Hülfe eines Brunner'schen
                              Aspirators langsam Luft durch die Kugelröhre gezogen wurde. Erhalten wurden dadurch
                              folgende Resultate:
                           
                              
                                 Nr.  I.
                                 17,8314 Proc. Wasser,
                                 
                              
                                   „  II.
                                 15,3683    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                   „ III.
                                 14,5274    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                   „ IV.
                                 17,4484    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                   „  V.
                                 14,2088    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                   „ VI.
                                 17,4942    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                           Merkwürdig ist, daß bei allen auf diese Art von Wasser befreiten Stärkesorten durch
                              Benetzen mit Wasser eine ziemlich bedeutende Temperaturerhöhung hervorgebracht
                              werden konnte.
                           B. Der Aschengehalt wurde
                              durch andauerndes Glühen in einem offenen Platintiegel, bis alle Kohle verbrannt
                              war, bestimmt. Darnach enthielt:
                           Nr. I 0,2115 Proc. einer Asche, die größtentheils aus kohlensaurem Kalk und
                              Kieselerde (in Form von Sand) bestand.
                           Nr. II 0,5376 Proc. einer Asche von tiefblauer Färbung, die beim Uebergießen mit
                              verdünnter Salzsäure unter Schwefelwasserstoffentwickelung verschwand; diese Asche
                              bestand demnach größtentheils aus Ultramarin; die anderen Bestandtheile waren
                              kohlensaurer Kalk und Sand.
                           Nr. III 0,0115 Proc. Asche, welche größtentheils aus phosphorsaurem Kalk bestand.
                           Nr. IV 0,0286 Proc. Asche, die fast nur phosphorsaurer Kalk war.
                           
                           Nr. V 0,5562 Proc. Asche, deren Hauptbestandtheile Sand und phosphorsaurer Kalk
                              bildeten.
                           Nr. VI 1,2919 Proc. Asche, die sich als Gemenge von Sand, phosphorsaurem Kalk,
                              Eisenoxyd, Magnesia und Kieselerde zeigte.
                           C. Der Kleber wurde dadurch
                              bestimmt, daß in eine vorher titrirte Schwefelsäure das aus der kleberhaltigen
                              Stärke beim Glühen mit Natronkalk entweichende Ammoniakgas eingeleitet und nachher
                              die Schwefelsäure wieder zurück titrirt wurde; die Bestimmung des Klebers geschah
                              also vermittelst der Peligot'schen Modification der Varrentrapp-Will'schen
                              Methode der Stickstoffbestimmung. Aus dem auf diese Weise erhaltenen
                              Stickstoffgehalte wurde nach der Kleberanalyse von Mulder, der in demselben 15,66 Proc. Stickstoff fand, der Klebergehalt
                              berechnet. Auf diese Art ergab sich, daß in Nr. I und II kein, in Nr. IV aber nur
                              eine unbestimmbare Quantität Kleber enthalten war.
                           Ferner, daß
                           
                              
                                 Nr. III.
                                 0,1022 Proc. Kleber,
                                 
                              
                                   „    V.
                                 1,8282    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                   „  
                                    VI.
                                 4,9651    
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                           enthielten.
                           Das sind die Resultate, die als Mittel von je zwei Kleberbestimmungen erhalten
                              wurden.
                           D. Der Fasergehalt der verschiedenen Stärkesorten wurde
                              dadurch bestimmt, daß man die gekochten Stärkesorten mit Diastase, die im Jahre 1853
                              von mir dargestellt worden war, längere Zeit bei 40° C. digerirte, bis mit
                              Jod keine Bläuung mehr stattfand. Die dadurch erhaltene trübe Flüssigkeit wurde
                              durch gewogene Filter filtrirt, der Niederschlag ausgewaschen und so lange
                              getrocknet, bis kein Gewichtsverlust mehr statt fand. In dem erhaltenen Rückstande
                              war nun alle Faser, aller Kleber und alle Asche der Stärke enthalten, und es mußten
                              also diese beiden letzten Körper vom ganzen Rückstande abgezogen werden, um den
                              Gehalt an reiner Faser zu erhalten. Nach zweitägiger Maceration bei 40° C.
                              war bei jeder Sorte die Stärke schon vollständig in Zucker übergeführt.
                           Dadurch erhielt ich folgende Resultate:
                           
                              
                                 Nr.  I.
                                 0,4811 Proc. reine Faser,
                                 
                              
                                   „  II.
                                 0,5016    
                                    „        „      „
                                 
                              
                                   „ III.
                                 1,4484    
                                    „        „      „
                                 
                              
                                   „ IV.
                                 1,2030    
                                    „        „      „
                                 
                              
                                   „  V.
                                 3,7726    
                                    „        „      „
                                 
                              
                                   „ VI.
                                 2,4715    
                                    „        „      „
                                 
                              
                           
                           Zu jeder dieser Stärkesorten wurde zur Umwandlung in Zucker ungefähr 1/500 Diastase
                              zugesetzt.
                           E. Zieht man nun die Summe der Procentgehalte aller
                              Bestandtheile der verschiedenen Sorten von 100 ab, so erhält man die entsprechenden
                              Procente des Stärkemehls dieser Sorten. Demnach
                              enthält:
                           
                              
                                 Nr.  I.
                                 81,4760 Proc. Stärke.
                                 
                              
                                   „  II.
                                 83,5935    
                                    „        „
                                 
                              
                                   „ III.
                                 83,9105    
                                    „        „
                                 
                              
                                   „ IV.
                                 81,3201    
                                    „        „
                                 
                              
                                   „  V.
                                 79,6342    
                                    „        „
                                 
                              
                                   „ VI.
                                 73,7774    
                                    „        „
                                 
                              
                           Zusammenstellung. Faßt man die aus der Analyse sich
                              ergebenden Resultate tabellarisch zusammen, so erhält man folgende, die procentische
                              Zusammensetzung der verschiedenen Stärkesorten darstellende Uebersicht:
                           
                              
                                 Stärkesorten:
                                    Nr. I.
                                    Nr. II.
                                   Nr. III.
                                   Nr. IV.
                                    Nr. V.
                                   Nr. VI.
                                 
                              
                                 Wasser
                                   17,8314
                                   15,3683
                                   14,5274
                                   17,4484
                                   14,2088
                                   17,4942
                                 
                              
                                 Kleber
                                        –
                                        –
                                     0,1022
                                      Spur
                                     1,8282
                                     4,9651
                                 
                              
                                 Faser
                                     0,4811
                                     0,5016
                                     1,4484
                                     1,2030
                                     3,7726
                                     2,4715
                                 
                              
                                 Asche
                                     0,2115
                                     0,5376
                                     0,0115
                                     0,0285
                                     0,5562
                                     1,2919
                                 
                              
                                 Stärke
                                   81,4760  
                                   83,5935  
                                   83,9105  
                                   81,3201  
                                   79,6342  
                                   73,7774
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                     Summa
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 
                              
                           Demnach enthält Nr. III am meisten Stärke, obgleich es nicht die reinste Sorte ist;
                              als die reinste dieser Sorten kann wohl nach ihrer procentischen Zusammensetzung Nr.
                              I gelten, hierauf folgt in ihrer Reinheit Nr. II, dann Nr. IV, hierauf Nr. III, dann
                              Nr. V und zuletzt Nr. VI, welches die unreinste dieser Sorten ist.
                           V. Vergleichung des Stärgehaltes mit dem Preise. Da der
                              Preis der verschiedenen Stärkesorten sich nach der Schönheit und Güte derselben
                              richtet, so scheint es nicht uninteressant, den Stärkegehalt und Preis der
                              verschiedenen Sorten neben einander zu stellen. In folgender Tabelle findet man
                              daher auf der einen Seite den Stärkegehalt in Procenten, auf der anderen den Preis
                              der dabei angegebenen Sorte für den bayerischen Centner im 24 Gulden-Fuß.
                           
                              
                                 Stärkesorte  
                                 Stärkegehalt in    
                                    Procenten
                                 Preis für den
                                    bayerischen          Centner
                                 
                              
                                    Nr.  I.
                                     81,4760
                                      17 Fl. 30 kr.
                                 
                              
                                      „  II.
                                     83,5935
                                     
                                    18  „    –  
                                    „
                                 
                              
                                      „ III.
                                     83,9105
                                     
                                    20  „    –  
                                    „
                                 
                              
                                      „ IV.
                                     81,3201
                                     
                                    17  „   30  „
                                 
                              
                                      „  V.
                                     79,6342
                                     
                                    12  „   30  „
                                 
                              
                                      „ VI.
                                     73,7774
                                       
                                    8  „    –  
                                    „
                                 
                              
                           
                           Demnach kosten 100 Pfund reine Stärke:
                           
                              
                                 In Nr. I.
                                 Reine Kartoffelstärke: 21 Fl. 24 Kr.
                                 
                              
                                  „  
                                    „  II.
                                 Blaue Kartoffelstärke: 21 Fl. 30 Kr.
                                 
                              
                                  „   „
                                    III.
                                 Reiner Weizenpuder: 23 Fl. 48 Kr.
                                 
                              
                                  „   „
                                    IV.
                                 Feine Weizenstärke in Brocken: 21 Fl. 30 Kr.
                                 
                              
                                  „  
                                    „  V.
                                 Mittelfeine Weizenstärke. 16 Fl. 54 Kr.
                                 
                              
                                  „   „
                                    VI.
                                 Ordinaire Weizenstärke: 10 Fl. 48 Kr.
                                 
                              
                           Hieraus ersieht man, daß man in der schlechtesten und billigsten Sorte die Stärke bei
                              weitem am billigsten bezahlt.
                           Nr. II, Nr. V und Nr. VI sind die gangbarsten Sorten im Handel.
                           Die oben genannte Fabrik versendet auch Stärke in Form von kleinen Kügelchen unter
                              dem Namen Perlstärke, welche dieselbe Zusammensetzung hat wie Nr. I, und von der es
                              auch blaue und weiße gibt.
                           Nr. II war wie Nr. I mit Ultramarin gefärbt, wie man aus ihrer Zusammensetzung leicht
                              ersehen kann; denn zieht man den Aschengehalt der Stärkesorte Nr. I von dem der Nr.
                              II ab, so erhält man eine Zahl, die so ziemlich den Ultramaringehalt angeben wird,
                              und zieht man diese so erhaltene Zahl von derjenigen Summe ab, die man erhält, wenn
                              man den Faserstoff und Aschengehalt von Nr. II addirt, so erhält man eine Zahl, die
                              ziemlich nahe derjenigen steht, die den Fasergehalt und Aschengehalt von Nr. I
                              angibt.
                           Die schlechteste Sorte Nr. VI wird von den Tapezirern sehr gerne benutzt, obgleich
                              sie ein Gemenge von unreiner Kartoffelstärke und Weizenstärke ist.
                           Man sieht aus dieser Untersuchung, daß keine absichtliche Verfälschung und
                              Verunreinigung bei diesen Stärkesorten stattgefunden hat, indem alle
                              Verunreinigungen darin nur von den Rohmaterialien herstammen, und es die Sache eines
                              Stärkefabrikanten nicht ist, für Wäscherinnen, Buchbinder und Tapezirer chemisch
                              reine Stärke zu fabriciren.
                           VI. Versuche über die Trennung der Weizen- und
                                 Kartoffelstärke. Bringt man Kartoffelstärke in viel Wasser, Weizenstärke
                              eben so in eine andere Portion Wasser, vertheilt beide durch Umrühren in den
                              Flüssigkeiten und läßt nun absitzen, so findet man, daß sich die Kartoffelstärke
                              viel schneller niederschlägt als die Weizenstärke, und die Flüssigkeit über dem
                              Kartoffelstärkeniederschlag nach ungefähr 10 Minuten schon ganz klar erscheint,
                              während die über dem Weizenstärkeniederschlage nach tagelangem Stehen noch trübe
                              ist. Hat man nun ein Gemenge von Kartoffel- und Weizenstärke, so findet sich
                              die letztere immer in der obenstehenden Flüssigkeit und im oberen Theile des
                              Niederschlags vertheilt, und es müßte daher durch andauerndes Umrühren, Absitzenlassen und Decantiren die
                              Kartoffelstärke zuletzt ziemlich frei von Weizenstärke zu erhalten seyn. Auf diese
                              Beobachtung hin unternahm ich folgenden Versuch:
                           Drei verschiedene, selbst dargestellte Gemische von Kartoffel- und
                              Weizenstärke, in drei verschiedenen Portionen Wasser vertheilt, wurden so lange
                              ruhig stehen gelassen, bis eine in Wasser vertheilte reine Kartoffelstärke sich klar
                              abgesetzt hatte, hierauf die oberen Flüssigkeiten von den drei Gemischen decantirt
                              und dieß so lange mit einem jeden der drei Gemische fortgesetzt, bis es sich so
                              schnell und so klar wie die Kartoffelstärke absetzte. Die dadurch erhaltenen
                              breiigen Niederschläge wurden auf Papier lufttrocken gemacht, gewogen und hernach
                              bei 100° C. so lange getrocknet, bis keine Verminderung ihres Gewichtes mehr
                              wahrzunehmen war.
                           Gemisch Nr. I. Genommen wurden 10 Grm. reiner weißer Kartoffelstärke (Nr. I) und 10
                              Grm. reiner Weizenstärke (Nr. IV). Erhalten bei 100° C. 15,5808 Grm.
                              getrocknete Kartoffelstärke, welche entsprechen (nach der vorhergegangenen Analyse)
                              12,87 Grm. genommener Kartoffelstärke.
                           Gemisch Nr. 2. Genommen 10 Grm. Weizenstärke und 5 Grm. Kartoffelstärke. Erhalten bei
                              100° C. getrocknet 6,4 Gr. Kartoffelstärke, welche 7,78 Grm. angewandter
                              Kartoffelstärke entsprechen.
                           Gemisch Nr. 3. Genommen 10 Grm. Kartoffelstärke und 5 Grm. Weizenstärke. Erhalten bei
                              100° C. getrocknet 9,45 Grm., die 11,5 Grm. angewandter Kartoffelstärke
                              entsprechen.
                           Stellt man diese drei Versuche zusammen, so erhält man folgende Uebersicht:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 145, S. 459
                              genommen; erhalten; genommen;
                                 Kartoffelstärke; Weizenstärke
                              
                           Man sieht aus diesen Versuchen, daß diese Methode umständlich und auch nicht genau
                              ist, nichtsdestoweniger möchte sie der bloßen mikroskopischen Schätzung vorzuziehen
                              seyn. Je mehr die Kartoffelstärke in dem Gemische vorherrscht, um so genauer wird
                              das Resultat dieser Methode, je mehr Weizenstärke, um so ungenauer, wie aus der
                              Zusammenstellung der drei letzten Versuche zu ersehen ist.