| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 75 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           P. Rittinger's neuer
                              Abdampfapparat.
                           Bekanntlich ist zur praktischen Prüfung des von Hrn. Sectionsrath P. Rittinger erfundenen neuen Abdampfapparates (polytechn.
                              Journal Bd. CXXXVI S. 391) bereits im
                              verflossenen Jahre eine Reihe von Versuchen bei der k. k. Saline zu Ebensee
                              abgeführt worden. Diese Versuche sind im Mai l. J. fortgesetzt und vor einigen
                              Tagen, soferne sie sich auf süßes Wasser beziehen,
                              geschlossen worden, um demnächst mit Salzsoole fortgesetzt zu werden. Die erlangten
                              Resultate sind sehr glänzend, und vielleicht niemals ist eine theoretische Erfindung
                              selbst in ihren Details durch die Praxis gleich bei der ersten Ausführung so
                              vollkommen richtig bestätiget worden, als Rittinger's
                              Abdampfverfahren bei dieser ersten Versuchsreihe. Als Hauptresultat können wir
                              vorläufig mittheilen, daß in dem Versuchsapparate mit einem Pfund Brennmaterial
                              (lufttrockenes Holz) 13,8 Pfd. Wasser verdampft wurden, also beinahe das Dreifache dessen, was theoretisch (ohne Anwendung einer
                              Wasserkraft) möglich ist, da 1 Pfd. lufttrockenes Holz bekanntlich nur 4,2 Pfd.
                              Wasser verdampft. Die Versuche boten zudem genug
                              Fingerzeige, auf welche Art diese bisherige Leistung noch bedeutend vergrößert werden könne. Die Ersparung an Brennmaterial mittelst
                              dieses Apparates ist bereits zu 66 Proc constatirt und wird daher höchst
                              wahrscheinlich noch namhaft gesteigert werden. Uebrigens bieten diese Versuche sehr
                              viel Gelegenheit zu höchst interessanten Studien über den Dampf, welche freilich
                              beim praktischen Versuche weiter führen, als sich vielleicht bloß a priori erwarten lassen mochte. (Österreichische
                              Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. 1857, Nr. 24.)
                           
                        
                           Conservirung der Eisenbahnschwellen.
                           Ich habe einige Versuche mit Wasserglas gemacht, um die
                              Wirkung desselben auf Eisenbahnschwellen zu ersehen. Zu diesem Zweck wurden
                              verschiedene frisch geschnittene Schwellen an den Köpfen mit dem erwähnten Material,
                              in verdünnter Lösung, zweimal angestrichen. Nachdem diese Hölzer der Witterung und
                              namentlich der Sonnenhitze längere Zeit ausgesetzt waren, erfolgte ein Reißen an den
                              Köpfen nicht, und fanden sich auch keine Sprünge vor; während unangestrichene
                              Schwellen, von demselben Holz und gleichzeitig geschnitten, die erstern Uebelstände
                              zeigten. Längere Zeit
                              geschnittene Schwellen, welche schon kleine Risse zeigten, blieben ebenfalls, auf
                              die erwähnte Art angestrichen, in demselben Zustand. Auf allen Seiten angestrichene
                              Schwellen zeigten auf ihrer ganzen Oberfläche auch nicht die geringste Veränderung.
                              Ich theile diese Versuche, welche ich nur in kleinem Maaßstab auf eigene Kosten
                              machen konnte, mit, um durch Veröffentlichung größere Experimente zu veranlassen. Es
                              dürfte durch Eintauchen in verdünnter Lösung, mit Anwendung eines hydraulischen
                              Drucks, das beste und wohlfeilste Mittel zur Conservirung der Eisenbahnschwellen
                              erzielt werden. Bertram, Ingenieur bei der
                              Lahneisenbahn.
                           Bad Ems, den 3. Juni 1857.
                           (Eisenbahnzeitung. 1857, Nr. 23.)
                           
                        
                           Zusammenstellung von Preisen des Leuchtgases in verschiedenen
                              Städten Norddeutschlands.
                           Crefeld. 1400 Brennstunden; 425 öffentliche Flammen,
                              stündlich 5 Kubikfuß. Gas-Kosten im Ganzen 4131 Rthlr. 28 Sgr. 4 Pf.
                           5 Kubf. Gas 2 1/2 Pf. Lichtstärke = 10 Wachskerzen von 10 1/3 Zoll Länge, 6 auf 1
                              Pfund.
                           
                              
                                 1000 Kubf. Gas zur
                                 Straßenbeleuchtung 1 Rthlr. 11 Sgr. 8 Pf.
                                 
                              
                                 1000    „      
                                    „    „
                                 Beleuchtung öffentlicher Gebäude 2 Rthlr.
                                 
                              
                                 1000    „      
                                    „   für
                                 Private 3 Rthlr. in den ersten 10 Jahren, später 2 2/3
                                    Rthlr.
                                 
                              
                           Die einzelne Flamme der städtischen Beleuchtung kostet pro Stunde 2 1/2 Pf., im Jahr 9 Rthlr. 21 Sgr. 8 Pf.
                           Frankfurt a. d. O. 2000 Brennstunden. Eine Flamme 5 Kubikf. pro Stunde kostet 3 3/5 Pf.
                           
                              
                                 1000 Kubf. Gas
                                 zur öffentlichen Beleuchtung 2 Rthlr.
                                 
                              
                                 1000    „      
                                    „
                                 an Private zur Beleuchtung der Straßenfronte 2
                                    Rthlr.
                                 
                              
                                 1000    „      
                                    „
                                 
                                    „      
                                    „      im Junern nicht über
                                    3 Rthlr.
                                 
                              
                           Kosten der einzelnen Flamme pro Jahr 20 Rthlr.
                           Duisburg. 1000 Brennstunden. Straßenflamme 12 Rthlr. 15
                              Sgr. oder 1000 Kubf. 2 Rthlr. 6 Sgr. 2 Pf. – 1000 Kubf. zum Privatgebrauch 2
                              Rthlr. 15 Sgr. Lichtstärke = 12 guten Wachskerzen.
                           Barmen. 900 Brennstunden; jährliche Kosten der einzelnen
                              Flamme 10 Rthlr., stündlich 4 Pf. 1000 Kubf. = 2 Rthlr. 6 Sgr. 8 Pf.
                           Düsseldorf. 1500 Brennstunden; jede Flamme 12 Rthlr., pro Stunde 2,88 Pf. Privatflamme stündlich 3 3/4 Pf (1
                              1/2 Kubf. Verzehrung). (NB. Sogenanntes Patentgas.)
                           Stettin. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 10 Sgr., für Private 2
                              Rthlr. 22 Sgr.
                           Breslau. 2000 Stunden Brennzeit. Die einzelne Flamme
                              jährlich 15 Rthlr., pro Stunde 2,7 Pf. – 1000
                              Kubf. Gas für Private 3 Rthlr. 5 Sgr.
                           Wesel. Pro Stunde und Flamme
                              5 Pf.
                           Köln. 1000 Kubf. = 2 Rthlr. 22 Sgr., für Private 3
                              Rthlr.
                           Koblenz. 1000 Kubf = 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., für Private 3
                              Rthlr. 20 Sgr.
                           Bonn. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 24 Sgr. 2 Pf., für Private 3
                              Rthlr.
                           Hannover. 434 Straßenflammen mit einer
                              Durchschnittsbrennzeit von täglich 8 Stunden = 8 Rthlr. 12 Ggr. für die Flamme.
                              – 1000 Kubf. für Private 1 Rthlr. 6 Ggr. bis 1 Rthlr. 16 Ggr.
                           Berlin. Pro Flamme 16 Rthlr.
                              27 Sgr.
                           Dresden. Pro Flamme 20
                              Rthlr.
                           Leipzig. Pro Flamme 24
                              Rthlr.
                           Hamburg. 1000 Kubf. = 8 Mark = 3 Rthlr. 7 Ggr. Eine
                              Flamme in 1 Stunde 5 Kubf., also in 2000 Brennstunden des Jahres = 10,000 Kubf. = 80
                              Mark.
                           Braunschweig. 360 Gasbrenner und 230 Oellampen zur
                              Straßenerleuchtung. 1200 Brennstunden = 9000 Rthlr. Pro
                              Stunde für die Gasflamme 4 1/2 Pf. preußisch. Private zahlen für 1000 Kubf. 6 2/3
                              Rthlr.
                           
                           Oldenburg, 1000 Kubf. (Holzgas) = 3 Rthlr.
                           Bremen. 1000 Kubf. = 4 Rthlr. Gold.
                           Uelzen. 1000 Kubf. = 1 Rthlr. 18 Ggr. bis 2 Rthlr. 8
                              Ggr.
                           (Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins
                              für das Königreich Hannover, 1857, Bd. III S. 125.)
                           
                        
                           Ueber eine zweite Oxydationsstufe des Siliciums.
                           Die HHrn. Prof. H. Buff und F. Wöhler, gemeinschaftlich mit Untersuchungen über das Verhalten des
                              Aluminiums zum elektrischen Strom beschäftigt, haben ein an der Luft
                              selbstentzündliches Gas und eine neue Oxydationsstufe des Siliciums, so wie deren
                              entsprechende Chlorverbindung entdeckt, – Körper, die sowohl an und für sich
                              durch ihre Eigenschaften, als durch den Umstand merkwürdig sind, daß sie die Frage
                              in Betreff des wahren Atomgewichts des Siliciums wahrscheinlich entscheiden werden.
                              (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CII S. 128.)
                           
                        
                           Deville's Kitt.
                           Zum Gasdichtmachen der Röhren soll Deville's Kitt sich
                              ausgezeichnet bewährt haben. Um denselben zu bereiten, nimmt man gleiche Raumtheile
                              mit Bleiweiß abgeriebenes Leinöl (wie solches bei den Anstreichern zu haben ist) und
                              Gyps, knetet beide zu einer gleichförmigen Masse, und setzt, kurz vor ihrer
                              Anwendung, etwas Wasser zu, je nachdem sie dicker oder dünner seyn soll. In wenigen
                              Minuten zieht dieser Kitt an, und schon nach wenigen Tagen sieht man ihn erhärten.
                              (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1857, Nr. 13.)
                           
                        
                           Prollius' Vorschrift zur Bereitung der Alizarintinte; von
                              Dr. Bley.
                           Nach angestellten Versuchen kann ich folgende Vorschrift von Prollius in Hannover (Blätter von der Saale, 1855, Nr. 142.) bestens
                              empfehlen; die nach derselben bereitete Tinte übertrifft an Güte bei weitem die im
                              Handel gegebene Original-Alizarintinte.
                           Man bereitet auf 10 Pfund Tinte einerseits einen Auszug von 1 1/4 Pfund Galläpfel mit
                              so viel heißem Wasser, daß man genau nach der Colatur 5 Pfund Flüssigkeit erhält;
                              andererseits vermischt man 4 Loth Indigopulver mit 1/2 Pfund rauchender
                              Schwefelsäure, läßt die Mischung 24 Stunden stehen und löst dann dieselbe in 5 Pfund
                              Wasser. Zu dieser Lösung kommen 8 Loth Kreidepulver und 8 Loth Eisenfeilspäne, aus
                              welchen letzteren und der zu der Indigolösung genommenen Schwefelsäure sich
                              Eisenvitriol bildet, während die Kreide zugesetzt wird, um einen Theil der Säure zu
                              binden. Die auf die angegebene Weise erhaltene Lösung von Indigo und Eisenvitriol
                              wird filtrirt zu dem Galläpfel-Auszuge gegeben. Die so erhaltene Tinte ist
                              völlig klar, fließt vorzüglich gut aus der Feder, setzt weder Bodensatz noch
                              Schimmel an und wird nach einigen Stunden vollkommen und bleibend schwarz. (Archiv
                              der Pharmacie, Bd. CXL S. 212.)
                           
                        
                           Anfertigung wasserdichten Papiers, nach William Muschamp.
                           Derselbe löst in 10 Maaß (1 Maaß = dem Raum von 2 Pfund Wasser) Wasser 24 Unzen Alaun
                              auf. In einem anderen Gefäße löst man 4 Unzen weiße Seife und 1 Unze Borax (der aber
                              auch weggelassen werden kann) in der nöthigen Menge Wassers auf. Ferner werden 2 Unzen arabisches Gummi
                              und 6 Unzen Leim für sich in der nöthigen Menge Wassers aufgelöst. Diese drei
                              Lösungen gießt man zusammen und erhält die Mischung warm. Das zu präparirende Papier
                              wird im trockenen Zustande langsam durch diese Mischung gezogen, so daß es davon
                              ganz durchdrungen wird. Dann wird es durch Pressen zwischen Walzen von dem
                              Ueberschuß der Mischung befreit und darauf getrocknet. (Polytechn.
                              Centralblatt.)
                           
                        
                           Nachtheilige Eigenschaften mancher Rübenzucker.
                           Bei der in fortwährender Zunahme begriffenen Erzeugung des Rübenzuckers und der damit
                              zusammenhängenden bedeutenden Consumtion desselben, wird man natürlich auch zu
                              genauer Beobachtung des Verhaltens dieses Zuckers in den weitesten Kreisen geführt.
                              Hier zeigen sich sehr oft zwei Eigenschaften des Rübenzuckers, wodurch er dem
                              Rohrzucker nachsteht, und diese sind folgende.
                           Bereitet man sogenanntes Dampfobst – Compote – wie sie jede gewandte
                              Hausfrau, jeder geschickte Koch zu bereiten versteht und verwendet dazu Rübenzucker,
                              so tritt sehr häufig alsbald ein Verderben – eine
                              schwache Gährung – des Obstes ein, die dann mit Schimmelbildung auf der
                              Oberfläche und gänzlicher Fäulniß endet, wogegen die mit Rohrzucker bereiteten Compote sich sehr wohl 1 und 2 Jahre und noch länger
                              gut erhalten.
                           Der verwendete Rübenzucker in zwei Sorten, sowohl Raffinade, als sehr schöner
                              Saftmelis, verhält sich in diesem Falle ganz gleich. Man bemerkt weder an dem Zucker
                              eine unschöne Farbe, noch ist der Geschmack desselben unrein. Seinem Aeußeren nach
                              scheint derselbe untadelhaft, seine chemischen Wirkungen aber sind nachtheilig und
                              schließen ihn vom Gebrauche für die Bereitung der Obstconserven aus.
                           Die andere Eigenschaft solcher Rübenzuckersorten ist die, daß wenn der Zucker, in
                              kleine Würfel zerschlagen, durch mehrere Monate an einem kühlen, aber dennoch
                              trockenen Orte aufbewahrt wird, er eine große Menge Wassergas aus der Luft absorbirt
                              und dadurch so feucht wird, daß er zwischen den Fingern lehr leicht zerreiblich ist
                              und dann einen starken Rübengeschmack wahrnehmen läßt. Hiermit ist wohl die Ursache
                              angedeutet, wodurch das Verderben der Obstconserven, die mit derartigem Rübenzucker
                              bereitet wurden, herbeigeführt wird. Es könnte demnach dieses Verhalten solcher
                              Rübenzucker in einer ungenügenden Deckung liegen, oder es könnte auch in einem
                              mangelhaften Austrocknen der Brode die Schuld zu suchen seyn.
                           Diese nachtheiligen Eigenschaften finden sich bei vielen Rübenzuckern, gleichviel ob
                              selbe in den deutschen Zollvereinsstaaten oder in Oesterreich erzeugt wurden, und
                              ich habe absichtlich das Urtheil competenter Personen persönlich eingeholt, um die
                              feststehende Ueberzeugung zu erlangen, daß die nachtheiligen Wirkungen überall
                              dieselben waren wo Rübenzucker, von oben genannter Beschaffenheit, zur Verwendung
                              bei Anfertigung von Obstconserven kamen.
                           Es dürfte wohl keine besondere Schwierigkeit darbieten die Rübenzucker so
                              geeigenschaftet darzustellen, daß diese Nachtheile wegfallen, da doch nicht jeder
                              Rübenzucker die erwähnten Eigenschaften zeigt. Immerhin aber wird der Gegenstand der
                              Beachtung der Rübenzuckerfabrikanten wohl werth seyn.
                           Prag, im Juli 1857.
                           C. Heckmann.
                           
                        
                           Ueber Gewinnung des Runkelrübensaftes mittelst
                              Centrifugalmaschinen.
                           Hr. Louis Walkhoff theilt in seinem, nach eigenen
                              langjährigen Erfahrungen, bearbeiteten Werke „Der
                                    praktische Rübenzuckerfabrikant“ (Braunschweig 1857, Verlag
                              von Vieweg und Sohn) über dieses Verfahren Folgendes
                              mit:
                           
                              „Neuerdings hat Frickenhaus wieder auf die
                                 Methode aufmerksam gemacht, den Saft mittelst Centrifugalmaschinen
                                 auszuschleudern, und er gibt an, sehr gute Resultate damit erzielt zu haben.
                              
                           
                           
                              Die Centrifugalmaschine liefert unmittelbar nur 50 bis 60 Proc. Saft, den übrigen
                                 Theil will Hr. Frickenhaus dadurch gewinnen, daß er
                                 den Rückstand, mit Wasser vermischt, nochmals ausschleudert, und dieß zweimal
                                 wiederholt. Um aber durch dieses Verfahren nicht gar zu dünne Säfte zu erhalten,
                                 soll der erzielte dünne Saft jedesmal zum Maceriren des zuckerreicheren Breies
                                 verwendet werden.
                              
                           
                              Die Verbindung der Maceration mit einer mechanischen Kraft ist jedenfalls wichtig
                                 für die Praxis und nicht neu, da sie bei der Nachreibe und bei dem Nachpressen
                                 schon lange gute Resultate auf einfachem Wege lieferte. Es bleibt hierbei nur
                                 die Frage, ob der Einfluß der Luft auf alle Theile des Saftes nicht nachtheilig
                                 ist, und ob das öftere Aufgeben der dünnen Säfte die Reinlichkeit und
                                 Schnelligkeit ermöglicht, welche so höchst wünschenswerth sind.
                              
                           
                              Ein endgültiges Urtheil über diese Methode muß der Erfahrung vorbehalten bleiben;
                                 die Theorie kann sich nicht unbedingt dafür aussprechen.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Kaliumeisencyanürs zur Entfernung der
                              Rostflecken in weißer Wäsche; von Prof. Runge.
                           Die Anwendung des Blutlaugensalzes kann bei Rostflecken oft aus großer Verlegenheit
                              helfen. Die Rostflecke in der Wäsche sind nämlich nicht immer gewöhnliches
                              Eisenoxydhydrat, sondern oft auch ölsaures Eisenoxyd, das durch Oxalsäure oder
                              saures oxalsaures Kali (sogenanntes Sauerkleesalz) nur schwierig und bei Anwendung
                              von Wärme, durch Schwefelsäure und Salzsäure aber oft gar nicht wegzubringen ist.
                              Denn diese Säuren kann man nur sehr verdünnt und auch nur kalt anwenden, weil sonst
                              die Wäsche leidet. Es fehlt daher, bei dem theuren Preise der Oxalsäure, an einem
                              wohlfeilen Mittel, wenn eine große Menge solcher Eisenflecke zu tilgen ist. Ein
                              solcher Fall ist dem Verfasser einmal vorgekommen, wo man beim Büken der Wäsche
                              Eisenvitriol mit Potasche verwechselt hatte, wodurch an 300 Servietten und anderes
                              Tischzeug eine durchaus rostgelbe Farbe bekamen, die beim Waschen mit Seife, anstatt
                              zu verschwinden, nur noch dunkler wurde, indem der Eisenvitriol durch die Seife
                              zerlegt und ölsaures Eisenoxyd auf die Faser niedergeschlagen wurde.
                           Ein selbst mehrtägiges Einlegen in ein schwefelsaures und salzsaures Wasser war auch
                              hier ohne Erfolg, weil die ölsaure Verbindung nicht zersetzt wurde. Hier war es nun,
                              wo das Kaliumeisencyanür so treffliche Dienste leistete. Es wurde in verhältnißmäßig
                              nur geringer Menge dem mit Schwefelsäure angesäuerten Wasser zugesetzt und nun
                              hierin die Wäsche hin und her bewegt. Diese färbte sich auf der Stelle blau. Nachdem
                              nun alles Gelbe verschwunden und ein reines Blau zum Vorschein gekommen war. wurde
                              die Wäsche gespült und durch Potaschenauflösung genommen. Hier verschwand die blaue
                              Farbe wieder und mit ihr ein großer Theil der gelben, die nur noch stellenweise
                              geblieben war. Diese wurde nun jetzt durch verdünnte Schwefelsäure allein sehr
                              leicht beseitigt.
                           Die Erklärung dieses Vorganges ist leicht. Dadurch, daß Cyanblau (Berlinerblau)
                              entsteht, wird die Oelsäure vom Eisenoxyde getrennt. Die dann darauf einwirkende
                              Potasche verbindet sich mit der Oelsäure, zerlegt das Cyanblau und löst zugleich
                              auch den größten Theil Eisenoxyd auf, daher fast alle Rostfarbe, gleichzeitig mit
                              dem Cyanblau, vom Zeuge verschwindet Aetzlauge wirkt nicht so, sie entfärbt zwar das
                              Blau aber das Rostgelb bleibt zurück, weil sie nicht so, wie das kohlensaure Kali
                              der Potasche, auflösend auf das Eisenoxyd wirkt. (Runge's
                              Farbenchemie, Th. II S. 246.)
                           
                        
                           Neue Methode zum Durchzeichnen; von Dr. H. Hirzel.
                           Die bisher üblichen Methoden zum Durchzeichnen sind bekanntlich ziemlich umständlich.
                              Die neue Methode gewährt den Vortheil, daß man nicht allein mit Bleistift, sondern
                              eben so leicht auch mit Tinte, Tusche und Wasserfarben eine Zeichnung, Figur, Schrift oder Malerei
                              direct aus weißes, an und für sich undurchsichtiges Brief-, Schreib-
                              oder Zeichnenpapier übertragen kann. Sie ist ganz einfach und der vielseitigsten
                              Anwendung fähig.
                           Man legt nämlich das Papier, auf welchem man die Zeichnung haben will, auf das
                              abzuzeichnende Original, bestreicht das obere Papier mit Baumwolle, die mit reinem
                              Benzol (das ist einer der flüchtigsten, leichtesten Bestandtheile des
                              Steinkohlentheeröls) getränkt worden ist. Die bestrichenen Stellen des Papiers
                              werden dadurch, daß sie das Benzol aus der Baumwolle in ihre Poren aufnehmen, ebenso
                              durchsichtig wie das beste Oelpapier oder Durchzeichnenpapier, so daß man die
                              feinste Zeichnung auf der Unterlage, welche hierbei nicht im mindesten leidet,
                              deutlich genug erkennt, um sie durchzeichnen zu können, auch wird das Papier
                              durchaus nicht faltig oder wellenförmig, sondern bleibt ganz glatt und eben. Das auf
                              solche Weise mit Benzol ganz benetzte Papier läßt sich gleich leicht mit Bleistift,
                              Tinte, Tusche und Wasserfarben bezeichnen oder bemalen, ohne daß z.B. die Tinte oder
                              Tusche nur im mindesten fließt oder zerläuft. Dennoch haften die auf das mit Benzol
                              getränkte Papier aufgetragenen Bleistift-, Tinte- oder Tuschstriche
                              viel fester und dauerhafter, als gewöhnlich auf demselben, und selbst sehr zart
                              geführte Bleistiftstriche lassen sich nachher nur schwer durch Kautschuk wieder
                              wegreiben.
                           Will man größere Originale durchzeichnen, so befeuchtet man das Papier nur nach und
                              nach mit dem Benzol, und sollte während des Durchzeichnens auf der eben befeuchteten
                              Stelle das Papier trübe werden, bevor man ganz fertig ist, so braucht man nur wieder
                              etwas neues Benzol darauf zu bringen. Nach beendigter Arbeit läßt man das Papier
                              liegen, das Benzol verfliegt rasch davon und in dem Maaße wird auch das Papier
                              wieder ebenso weiß und undurchsichtig, wie es erst war, ohne daß man Flecke darauf
                              oder einen Geruch bemerken kann, wenn man gut gereinigtes Benzol verwendet hatte.
                              Ueberhaupt riecht das reine Benzol durchaus nicht unangenehm und sein Geruch übt
                              keinen nachtheiligen Einfluß auf den Durchzeichner aus. (Deutsche Gewerbezeitung,
                              1857, S. 165.)
                           
                        
                           Heilmittel gegen das Ausfallen der Haare.
                           Solche Mittel gibt es bekanntlich in fast zahlloser Menge. Jeder Verkäufer lobt das
                              seine als vorzüglich nützlich, obwohl es diesen Nutzen weniger für Denjenigen hat,
                              der es gebraucht, als vielmehr für die „Verkäufer,“ welche ihre
                              Kunden nach dem bekannten Grundsatze behandeln, daß die Schafe auf der Welt sind, um
                              geschoren zu werden! Jedes einfache fette Oel wird zu einem angeblichen Heilmittel
                              umgewandelt, durch Zusatz einer Farbe und eines Wohlgeruchs, und dann –
                              mindestens um den 10fachen Preis verkauft. Die verschiedenen Pomaden, mit und ohne
                              China, sind ebenfalls ohne Wirkung, weil die gleichzeitige Anwendung des Fettes
                              allen Nutzen vereitelt, den sie etwa haben könnten. Von wirklich günstigem Erfolge
                              ist dagegen ein Mittel, welches Jedermann sich selbst mit geringer Mühe und fast
                              ohne Kosten bereiten kann.
                           Man koche zu dem Ende 1/2 Pfund Eichenrinde (trocken, klein zerschnitten), oder statt
                              dessen 2 Loth Galläpfel in 1 Quart Regenwasser 1/2 Stunde lang, seihe die
                              Flüssigkeit nach dem Erkalten durch doppelte Leinwand oder Fließpapier, und wasche
                              sich mit derselben in der warmen Jahreszeit jeden Abend unmittelbar vor dem
                              Schlafengehen die Kopfhaut, trockne dann die Haare sorgfältig ab, – reinige
                              sie am Morgen mit einem engen Staubkamm und reibe ein wenig Mandel- oder
                              Olivenöl ein. Dieß wiederholt man täglich etwa 6 Monate hindurch und wird dann
                              sicher das Ausfallen der Haare gemindert, in den meisten Fällen ganz beseitigt
                              haben. (Cosmos, 1857, S. 47.)