| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 461 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Wasch- und Badeanstalten; von Prof. L. Förster.
                           Von der zu allen Zeiten und aller Orten anerkannten Wahrheit ausgehend, daß die
                              Pflege der Reinlichkeit die Hauptquelle zur Erzielung
                              eines erfreulichen Gesundheitszustandes und zugleich eine der Haupttugenden des MenschenMenschrn sey, haben in neuerer Zeit Menschenfreunde, die sich mit der Verbesserung
                              der socialen Zustände beschäftigen und als ein wichtiges Moment dafür die
                              Verbesserung der Sitten und physischen Lage der arbeitenden Classe erkennen, solche
                              öffentliche Bade- und Waschanstalten errichtet, wo um so wenig Geld, als
                              selbst der Arme aufzubringen im Stande ist, alle erforderlichen und einladenden
                              Bequemlichkeiten dargeboten sind, um in jeder Jahreszeit baden und die Leibeswäsche
                              reinigen zu können.
                           Die erste Anstalt dieser Art wurde in Liverpool errichtet und im Mai 1842 eröffnet.
                              Hierauf bildete sich in London ein „Centralverein für Beförderung
                                 öffentlicher Wasch- und Badeanstalten,“ welcher mehrere solche
                              Anlagen ins Leben rief, und bald besaß deren jede größere Stadt Englands, wo sie
                              fast von allen Classen der Einwohner benützt und als ein unentbehrliches Bedürfniß
                              anerkannt werden. Zunächst sind einige Städte in Belgien, dann Wien, Paris und
                              Berlin dem Beispiele gefolgt, und alle die bisher errichteten Wasch- und
                              Badeanstalten sind ziemlich genau nach den bewährten Einrichtungen der Londoner
                              erbaut.
                           Indem ich eine Erklärung derselben zu geben beabsichtige, muß ich bedauern, auf die
                              hier (in Wien) in der Leopoldstadt nach meinen eigenen Plänen erbaute Wasch-
                              und Badeanstalt nicht hinweisen zu könnenMan vergl. darüber polytechn. Journal Bd.
                                       CXXXVI S. 97., weil sie aus sehr beklagenswerthen Gründen nur zum Theil eingerichtet ist.
                              Ich beschränke mich daher auf eine Beschreibung der im Februar 1856 eröffneten
                              Bade- und Waschanstalt in Berlin, die, obgleich vorzugsweise in der Absicht
                              gegründet, einem ungetheilt als nothwendig erkannten Bedürfnisse zur Förderung des
                              allgemeinen Wohles zu genügen, nebst der Erreichung dieses Zweckes zugleich eine so
                              gute und gesicherte Rente abwirft, daß die Unternehmer hierdurch veranlaßt wurden,
                              mit bedeutenden Geldmitteln ausgerüstet, den Bau von noch sechs andern solchen Anstalten zu beschließen, wovon eine in größerer
                              Ausdehnung bereits im Baue ist.
                           Die Berliner Bade- und Waschanstalt ist in der Mitte eines Gartens von circa 1 1/4 Joch Area,
                              welcher den Unternehmern 16000 Thaler gekostet hat, errichtet; nimmt einen
                              Flächenraum von 233 Quadratklafter ein, und enthält an 4 Eingängen 2 Cassen und
                              Wartezimmer, ein Vollbad, 22 Fuß breit und 36 Fuß lang, mit Ankleidezimmern, 2 Säle
                              für Wannenbäder, 10 erster und 14 zweiter Classe für Männer und 6 für Frauen; einen
                              Waschraum erster Classe für 12 Parteien, einen zweiter Classe für 24 Parteien, ein Plättzimmer,
                              eine Maschinenmange und das Kesselhaus; im ersten Stock die Wohnung des Inspectors.
                              Die Ausführung dieses Baues war dem eben so geschickten Architekten als
                              thatkräftigen Baudirector Berlins, Hrn. Scabell
                              anvertraut und derselbe ist zugleich einer der drei Directoren der Unternehmung. Ein
                              zweiter Director ist Bankier und ein dritter Advocat.
                           Man ging gleich anfänglich von der Ansicht aus, „die zu erbauende Anstalt
                                 in allen ihren Theilen und bis auf die kleinsten Details auf das möglich
                                 Vollkommenste einzurichten, da das wirklich Solide im ferneren Verlaufe auch
                                 zugleich das Billigste ist. Man glaubte auch die Zierlichkeit im Innern und
                                 Aeußern des Gebäudes eher befördern als vermeiden zu müssen, um zu zeigen, daß
                                 die Gründer des Unternehmens sich nicht aus Speculation, sondern vorzugsweise
                                 aus Interesse für das allgemeine Wohl vereinigt haben, insbesondere aber auch um
                                 die Erwartungen des Publicums nicht bloß zu erfüllen, sondern um eine
                                 Musteranstalt zu errichten, und so dem wohlthätigen Zwecke möglichst schnell
                                 Anerkennung zu verschaffen.“ Die Unternehmer haben Wort gehalten.
                           Das Gebäude, in freundlicher Umgebung von Baum- und Blumenpflanzungen, im
                              Rohbau mit Portlandcement gemauert und mit blauglasirten Ziegeln und Terracotten
                              verziert, ist im Innern bei Vermeidung alles irgend entbehrlichen Holzwerkes mit
                              Materialien ausgestattet, die durch Nässe wenig Schaden leiden und mit geringer Mühe
                              immer vollkommen rein erhalten werden können. Die Dachconstructionen sind von Eisen
                              mit Schiefertafeln gedeckt, und das Schwimmbassin mit glassirten Kacheln belegt; zu
                              den Fußböden sind 1 bis 1 1/2 zöllige, zu den Wänden und Thüren aber 1/2 und 3/4
                              zöllige Schieferplatten bis zu 7 Fuß Länge und 4 Fuß Breite verwendet; der Schiefer
                              zu den Wänden und Thüren im Männerbade erster Classe und im Frauenbade ist
                              weißlichgrün emaillirt, dagegen zu den Bädern zweiter
                              Classe mit Oelfarbe grünlichweiß angestrichen, zu den Zellenwänden der Waschräume
                              bloß geölt. – Das Füllen und Entleeren der Badewannen geschieht in einer
                              einzigen am Boden befindlichen Oeffnung, wodurch die aus gebranntem Thone
                              verfertigten und innen weiß glasirten Wannen sich sehr gut conserviren. Die übrigen
                              Einrichtungen der Badezellen sind dem Ganzen entsprechend elegant und bequem.
                           Die Waschanstalt hat zwischen den Waschzellen erster und
                              zweiter Classe die Trockenkammern, welche aus Eisen und
                              Ziegeln construirt sind. Die Trockenständer sind von galvanisirtem Eisen und nur
                              nach vorne mit Holz verkleidet. Die Heizung der Trockenkammer geschieht durch einen
                              eigenen Ofen, der seine Wärme in einer in der ganzen Länge der Kammer hin-
                              und hergehenden eisernen Röhre absetzt, und unter welchem mehrere Luftzüge
                              ausmünden. Die Dämpfe, welche beim Trocknen der Wäsche sich entwickeln, ziehen
                              zwischen zwei mit Ziegeln gewölbten, unmittelbar über dem Trockenständer
                              befindlichen Decken durch einen niederen Schornstein ab, indem die untere Decke mit
                              mehreren kleinen Oeffnungen durchbrochen ist. Die Hydroextracteure werden bloß mit
                              der Hand getrieben. Die Waschzellen erster und zweiter Classe unterscheiden sich
                              dadurch, daß die ersteren doppelt so breit als die zweiten sind, und eine besondere
                              Wanne zum Spülen der Wäsche enthalten.
                           Das Plätten der Wäsche ist bloß mit massiven gußeisernen Bügeleisen gestattet, welche
                              auf einem eisernen eigens zu heizenden Ofen, meistens aber mittelst Gases, gehitzt
                              werden. Das Wasser zum Baden und Waschen wird von den neuen Wasserwerken zugeführt,
                              der Dampf zum Wärmen des Wassers wird in drei Kesseln erzeugt.
                           Gleich nach Eröffnung der Anstalt, deren Errichtung zwei Jahre und 82,000 Thaler in
                              Anspruch genommen hat, wurde sie dem Publicum zur unentgeldlichen Benützung
                              überlassen; da aber der Zudrang zu groß war, so konnte sofort der Tarif für die Waschanstalt von resp. 1 und 2 Groschen für die
                              erste Stunde, 1 1/2 resp. 2 Gr. für die zweite Stunde, dagegen 1 resp. 2 Groschen
                              für jede halbe Stunde der längeren Benützung; für die Badeanstalt von 1 Gr. für ein kaltes Schwimmbad, 2 Gr.
                              für ein warmes Schwimmbad, 2 Gr. für ein kaltes Männerwannenbad II. Classe, 3 Gr.
                              für ein warmes Männerwannenbad I. Cl. oder ein kaltes Männerwannenbad I. Cl., 4 Gr.
                              für ein warmes Männerwannenbad I. Cl. und 2 1/2 Gr. für ein Frauenwannenbad geltend
                              gemacht werden.
                           Bei so niederen Preisen, aber auch bei der strengen Festhaltung der Ordnung des
                              Aufsichtspersonals und der Parteien, welche vorzüglich Hr. Scabell handhabt, war es möglich, schon während des 2 2/3 monatlichen
                              Betriebes einen Reinertrag von 7 1/2 Procent des Anlagecapitals nachzuweisen und 6
                              3/4 Proc. als Dividende zu vertheilen. Gegenwärtig ist der Betrieb so lebhaft, daß
                              die Waschzellen auch in der Nacht in Anspruch genommen sind, und eine Dividende von
                              mehr als 8 Proc. zu erwarten steht. (Zeitschrift des österreichischen
                              Ingenieurvereins, 1857 Nr. 9 und 10.)
                           
                        
                           Ueber Reduction des Silbers.
                           Wiggin hatte öfters Gelegenheit, von Photographen
                              Silberlösungen zu kaufen. Als die vortheilhafteste Methode, um das metallische
                              Silber daraus zu reduciren, hat sich ihm folgende erwiesen: man schlägt zunächst
                              alles Silber, mittelst Kochsalzsolution, als Chlorsilber nieder, wäscht den
                              Niederschlag aus und läßt ihn dann sieden mit einer Lösung von 1 Theil Kalihydrat in
                              2 Theilen Wasser. Man läßt 5 Minuten sieden und fügt dann zu dem noch siedenden
                              Gemisch 1 Theil Syrup, nach und nach unter beständigem Umrühren. Es entsteht dann
                              ein lebhaftes Aufbrausen und das schwarze, in der Kalilösung suspendirte Pulver
                              schlägt sich unmittelbar darauf als metallisches Silber nieder. (Aus Journal de Pharmacie, durch Archiv der Pharmacie Bd.
                              CXLI S. 168.)
                           
                        
                           Ueber künstliche Darstellung farbloser Saphirkrystalle; von A.
                              Gaudin.
                           Der Genannte, der bekanntlich vor mehreren Jahren die Darstellung künstlicher Rubine
                              lehrte (polytechn. Journal Bd. CVIII S. 444)
                              hat auf folgende Weise die Thonerde zum Krystallisiren
                              gebracht. In einen mit Kienruß ausgefütterten gewöhnlichen Tiegel, bringt man
                              gleiche Theile Alaun und schwefelsaures Kali und setzt nun den Tiegel eine
                              Viertelstunde lang dem heftigsten Feuer der Schmiedeesse aus. Man findet dann die
                              Höhlungen mit isolirten bis 1 Millimeter langen und 1/3 Millimeter dicken Krystallen
                              reiner Thonerde ausgekleidet. Diese sind von der vollkommensten Klarheit, härter als
                              der natürliche Rubin. Die Krystallisation der Thonerde wird hierbei durch das
                              Schwefelkalium ermöglicht, das sich in dem Kohlentiegel aus dem schwefelsauren Kali
                              bildet und als Lösungsmittel wirkt. Man kann statt des schwefelsauren Kalis auch
                              gleich von vornherein Schwefelkalium nehmen. (Aus Comptes
                                 rendus, durch das chemische Centralblatt, 1857 S. 480.)
                           
                        
                           Magnesia-Bicarbonat als Arzneimittel.
                           Eine Lösung von Bittererde-Bicarbonat, durch Schütteln von Magnesia alba mit kohlensäurehaltigem Wasser
                              dargestellt, wird jetzt in England unter der Benennung Fluid
                                 magnesia ziemlich allgemein angewendet; sie enthält beiläufig 1 1/2 bis 2
                              Proc. einfach-kohlensaure Bittererde und bildet eine klare, farblose
                              Flüssigkeit von bitterlichem Geschmack. Bei verschiedenen Kinderkrankheiten ist sie
                              ein sehr zu empfehlendes Arzneimittel.
                           Die in London bisher fabricirte Fluid magnesia hatte
                              jedoch den Nachtheil, nach kurzem Stehen einen weißen,
                              blätterig-krystallinischen Absatz von dreifach-gewässerter
                              einfach-kohlensaurer Bittererde zu bilden, wodurch natürlich der Gehalt der
                              Lösung an Bittererde eine Veränderung erleidet und ihre Wirkung folglich unsicher
                              wird. Um diesem Fehler abzuhelfen, habe ich versucht, die mit der Bittererdelösung
                              zu füllenden Flaschen vorher mit reinem Kohlensäuregas zu füllen und dann erst die
                              Lösung einzugießen, um möglichst wenig Luft mit ihr in Berührung zu bringen. Auf
                              diese Weise erhielt ich eine Flüssigkeit, welche selbst nach langem Stehen in einer
                              verschlossenen Flasche nicht die geringste Abscheidung von kohlensaurer Bittererde
                              zeigte. Da jeder
                              Zutritt von Luft eine Veränderung derselben hervorbringt, so muß man sie nach
                              jedesmaligem Gebrauch wieder gut verschließen.
                           Heinrich v. Sicherer.
                           
                        
                           Eine neue Anwendung des Gypses.
                           Durch einen Stereotypisten in der Staatsdruckerei zu Wien ist die Beobachtung
                              gemacht, daß sich Gypsplatten bei öfterem Auswaschen mit Wasser, noch mehr aber bei
                              der Behandlung mit Weingeist, in gleichmäßigem Grade zusammenziehen. Er machte davon eine Anwendung. Diese
                              besteht darin, daß er durch Verkleinerung der Gypsfläche, nach wiederholtem
                              Abklatschen derselben in leichtflüssigem Metall und erneuertem Abgießen in Gyps und
                              Behandeln mit Weingeist, in beliebig zu bestimmendem Verhältniß sowohl Drucksachen
                              in verschiedener Größe des Formats und der Lettern, als auch Xylographien
                              mannichfach reducirt darstellt. Auf diese Weise sind z.B. Napoleonsmedaillons in
                              zwölffacher Abstufung von etwa 3 Zoll bis auf 1 Zoll Durchmesser reducirt
                              dargestellt, deren Bild auch bei der größten Verkleinerung ganz die frühere Schärfe
                              und Vollständigkeit zeigt. (Deutscher Telegraph, 1857, Nr. 32.)
                           
                        
                           Bereitung der Gallussäure; von F. Steer in Kaschau.
                           Das von dem Genannten mitgetheilte Verfahren ist im Wesentlichen eine Combination der
                              von Scheele und von Braconnot
                              angegebenen Bereitungsarten. Von den besten schwarzen türkischen Galläpfeln werden
                              100 Pfund möglichst klein gestoßen, mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt, 10
                              Tage unter oftmaligem Umrühren und Ersetzen des jedesmal eingesogenen Wassers stehen
                              gelassen, und gegen das Ende so viel Wasser zugegossen, bis nach ruhigem Absetzen 3
                              Zoll Flüssiges oben sich befindet. Man decantirt die darüber stehende Flüssigkeit
                              und sammelt sie. Der zurückgebliebene Brei wird in ein Holzgefäß gethan, welches zur
                              Extraction mittelst der Wasserverdrängung zugerichtet ist und alles Lösliche
                              extrahirt.
                           Sämmtliche Auszüge gießt man zusammen läßt sie vollkommen sedimentiren, decantirt und
                              colirt dieselben in größere Steingutschalen, welche im Winter in die Nähe eines
                              warmen Stubenofens, im Sommer aber auf luftige Böden leicht bedeckt hingestellt
                              werden; man läßt sie so lange ruhig stehen, bis sich alle Gallussäure ausgeschieden
                              hat, wozu 3 bis 4 Monate erforderlich sind. Man gießt die Mutterlauge ab, spült die
                              gelbrothe, in durchsichtigen Würfeln krystallisirte Gallussäure einigemal mit
                              destillirtem Wasser ab und trocknet sie. Man erhält aus obiger Menge gewöhnlich 24
                              Pfd. Gallussäure.
                           Bevor diese Säure gebleicht werden soll, muß sie zuerst von den flockigen harzigen
                              Theilen, die sonst das Filter verstopfen würden, genau befreit werden. Man löst die
                              Säure in siedendem destillirtem Wasser auf, läßt warm sedimentiren und decantirt in
                              einen anderen Glaskolben, gibt gereinigte Blutkohle zu, erhitzt neuerdings und
                              filtrirt durch weißes eisenfreies Filtrirpapier in der Wärme. Das Filtrat erhitzt
                              man neuerdings, gießt dasselbe in die früher erwärmte Krystallisationsschale und
                              läßt es gut bedeckt 24 Stunden ruhig stehen. Der ausgestürzte Krystallkuchen muß
                              sogleich in weißes Filtrirpapier emballirt werden, denn sonst werden die nassen
                              Krystallspitzen von den in der Luft schwebenden eisenhaltigen Staubtheilchen
                              schwarz; später theilt sich die Schwärze bis zum Grunde derselben mit, was übrigens
                              eine auffallend schöne Erscheinung gibt. (Sitzungsberichte der Akademie der
                              Wissenschaften zu Wien, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe, Bd. XXII
                              S. 249.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Verwendung des rectificirten Harzöls; von Dr. Emil Winckler in
                              Offenbach.
                           In der neueren Zeit wird das rectificirte Harzöl von den Seilern immer mehr angekauft
                              und verwendet. Sie benutzen dasselbe vorzüglich zur Bereitung der sogenannten
                              Seilerwagenschmiere, die aus Talg, Harzöl und Leinöl besteht, mit großem Vortheil,
                              ohne daß dabei ihr jetziges Präparat dem früheren nachsteht. Natürlich wird dabei an
                              dem im Preise stets hochgehaltenen Leinöl gespart; ihre Abnehmer erhalten die ganz
                              gleiche Waare wie früher, und dabei zu einem billigeren Preise.
                           Wie ich mich indeß selbst überzeugt habe, bekommen die Seiler aus manchen Fabriken,
                              wer weiß aus was für Gründen, für vieles Geld eine sehr schlechte Waare und sind
                              deßhalb sehr viele Klagen bereits ausgesprochen worden. Die Seiler müssen deßhalb
                              sehr darauf bedacht seyn, daß sie von dem weingelben, dünnflüssigen, rectificirten
                              Harzöl (per Centner Zoll-Gewicht 10 1/2 bis 11
                              fl.) erhalten; es muß klar seyn und darf nicht harzen. Rohes Harzöl läßt sich wohl
                              auch verwenden, allein nicht mit demselben Vortheil, wie das rectificirte. Auch ist
                              der Geruch desselben viel unangenehmer und die Käufer erkennen die Schmiere als
                              unächte auf der Stelle.
                           Bei der Bereitung der sogenannten Seiler-Wagenschmiere nehmen die Seiler die
                              Hälfte Leinöl und die Hälfte rectificirtes Harzöl. Diese Schmiere ist sehr schön
                              hellgelb, etwas feinkörnig, butterartig, von nicht unangenehmem Geruch und harzt
                              nicht im Geringsten.
                           Auch das englische Patentwagenfett, blau, braun, gelb,
                              grün und schwarz, findet jetzt immer mehr Anwendung, ja es würde fast nur allein
                              noch verkauft werden können, wenn die Käufer nur immer Waare von gleicher Güte
                              erhielten; woran die Ungleichheit des Präparats liegt, ist längst erkannt, indeß ist
                              es eine Kleinigkeit für den Geübteren bei richtiger Beobachtung ein stets
                              gleichmäßiges, dem Zweck entsprechendes Präparat zu erhalten. (Gewerbeblatt für das
                              Großh. Hessen, 1857 S. 226.)
                           
                        
                           Ueber Reinigung des Benzols; von Schauffele.
                           Die Anwendungen des Benzols werden alle Tage mannichfacher; die Industrie hat sich
                              dessen bemächtigt, um die Lösung der fetten Substanzen, der Harze, des Kautschuks
                              und der Gutta-percha zur Firnißbereitung leicht zu bewerkstelligen Man weiß,
                              wie ausgezeichnet es ist, um die Fettflecken aus den feinsten Stoffen zu entfernen;
                              jede Hausfrau sollte stets ein Glas mit Benzol vorräthig haben.
                           Die Darstellung des Benzols ist nicht complicirt; frisch destillirt, ist es
                              vollkommen farblos und klar, allein häufig färbt es sich unter dem Einfluß der Luft
                              und des Lichtes sehr rasch braun und eignet sich dann nicht mehr zu den genannten
                              Zwecken.
                           Um diese Färbung zu entfernen, wendet Schauffele folgende
                              Mittel an: Auf 1 Liter Benzol nimmt er 100 Grm. käufliche Schwefelsäure und
                              schüttelt von Zeit zu Zeit, 2 bis 3 Stunden lang, stark um. Darauf läßt man
                              absetzen, decantirt das Benzol und schüttelt aufs neue mit 100 Grm. Schwefelsäure.
                              Sobald die Trennung der beiden Flüssigkeiten beendigt ist, decantirt man die stark
                              gefärbte Benzolschicht, welche auf der Säure schwimmt, und schüttelt mit 40 bis 50
                              Grm. trockener Potasche. Es bildet sich schwefelsaures Kali und das Benzol entfärbt
                              sich vollständig. Man überzeugt sich, ob es neutral ist, und filtrirt durch das
                              Papier. Das so gereinigte Benzol färbt sich nicht wieder durch den Einfluß der Luft
                              und des Lichtes. (Aus Journal de Pharm. d'Anvers, durch
                              Archiv der Pharmacie Bd. CXLI S. 188.)
                           
                        
                           
                           Ueber den gepreßten Torf; von Bauschinger.
                           Seit Kurzem ist zu Haspelmoor, das, inmitten eines reichen Torfgrundes, zwischen
                              München und Augsburg an der Eisenbahn gelegen ist, eine Torfpreßmaschine
                              aufgestellt, die sich Operpostrath v. Exter patentiren
                              ließ, und die den Zweck hat, den in der gewöhnlichen Weise und in dem gewöhnlichen
                              Zustand gestochenen Torf auf ein kleines Volumen zusammenzupressen und dadurch zu
                              gleicher Zeit seine Dichtigkeit zu vergrößern. Diese Maschine besteht im
                              Wesentlichen aus zwei Theilen. Der eine davon hat die Aufgabe, den Torf aus den
                              Stichgruben in das Fabrikgebäude mittelst Wägen, die an Seilen gezogen werden, zu
                              schaffen und denselben zu mahlen. Er wird durch eine
                              Dampfmaschine von 40 Pferdekräften getrieben. Der gemahlene Torf wird zunächst
                              getrocknet und gelangt alsdann in den zweiten Theil der Maschine, in die eigentliche
                              Presse. Dieß ist eine Excentricpresse, die wieder durch eine eigene Dampfmaschine
                              von 15 Pferdekräften in Thätigkeit gesetzt wird. Der gemahlene und getrocknete Torf
                              wird durch eine Vorrichtung in die viereckige Preßröhre geschüttet und hier durch
                              den Preßkolben, der oben durch die Excentric in Bewegung gesetzt wird,
                              zusammengepreßt. Er erhält dadurch die Form und das Aussehen von kleinen Tafeln aus
                              einer sehr compacten, fast glänzenden Masse. Diese Tafeln haben die Quadratform von
                              3 Zoll Seite; ihre Dicke beträgt 1/2 Zoll; auf beiden Seiten tragen sie den
                              Buchstaben E. Ein Stück wiegt circa 1/2 Pfd. Die Maschine fertigt davon 30 Cntr. in der Stunde.
                           Der gepreßte Torf hat ein größeres spec. Gewicht als Steinkohlen. Ein Stück desselben
                              in gewöhnliches Ofenfeuer geworfen, brennt wie Kien. Unter den vielen Vorzügen, die
                              er vor dem gewöhnlichen Torf hat, ist gewiß der Hauptvorzug der, daß er durch seine
                              größere Dichtigkeit eine größere Hitze zu entwickeln im Stande ist. Ich möchte
                              sagen, er verhält sich in dieser Hinsicht zum gewöhnlichen Torf, wie Holz zu
                              Hobelspänen. Ob seine Heizkraft größer oder kleiner ist als die der Steinkohlen, ist
                              durch Versuche noch nicht entschieden; wahrscheinlich ist sie nicht viel geringer, und in diesem Fall hat er den bedeutenden
                              Vorzug vor diesen, daß er fast frei von den bei der Eisenfabrication sowohl, wie bei
                              der Kesselfeuerung (namentlich bei Locomotiven) so schädlichen mineralischen
                              Beimischungen (Schwefel, Phosphor u.s.w.) ist.
                           Bei der großen Rolle, welche das Brennmaterial beim Hohofenbetrieb spielt, mußte man
                              alsbald daran denken, den gepreßten Torf auch auf seine Anwendbarkeit hiezu zu
                              untersuchen. Die Versuche, die bereits darüber angestellt worden, sind, so viel mir
                              bekannt geworden, sämmtlich günstig für ihn ausgefallen.
                           Zur Dampfkesselheizung, namentlich bei Locomotiven, ist er ebenfalls ein vorzügliches
                              Material, und bei den damit auf den bayerischen Bahnen angestellten Versuchen hat er
                              sich so glänzend bewährt, daß er auf allen diesen Bahnen zur Locomotivheizung
                              eingeführt werden soll. Dadurch, daß er eine größere Hitze entwickelt, findet bei
                              ihm zu gleicher Zeit eine vollständigere Verbrennung als beim gewöhnlichen Torf
                              statt, was natürlich eine Kostenersparniß zur Folge hat; auch dürfte er sich, wie
                              ich glaube, aus diesem Grunde zur Ofenfeuerung besser empfehlen als dieser. Denn
                              wenn die lästige und starke Rauchentwickelung bei dem gewöhnlichen Torf, wie mir
                              scheint, von der fortwährenden Abkühlung des Brennmaterials durch die durch dasselbe
                              hindurchstreichende kalte Luft herrührt, so ist dieß gerade bei dem gepreßten Torf,
                              wie bei jedem anderen compacteren Brennmaterial nicht der Fall. Versuche darüber
                              sind meines Wissens nicht angestellt worden.
                           Der gepreßte Torf kommt in Haspelmoor auf 16 kr. per
                              Centner zu stehen. Die Fracht für eine Ladung eines vierrädrigen Eisenbahnwagens, 80
                              Zollcentner, kostet per Bahnstunde 20 kr. (Fürther
                              Gewerbezeitung, 1857 S. 55.)
                           
                        
                           Composition zum Einfetten der Streichwolle vor dem Krempeln;
                              von John Lord zu Rochdale in Lancashire.
                           Die Streichwolle muß vor dem Krempeln bekanntlich eingefettet werden, um ihr
                              Geschmeidigkeit und Schlüpfrigkeit zu ertheilen; dieß geschieht gewöhnlich mit Baumöl, welches mit
                              einer Gießkanne oder mittelst einer Maschine aus die ausgebreitete Wolle gesprengt
                              wird. Der Genannte hat folgendes Surrogat derselben in der Praxis bewahrt gefunden:
                              2 4/5 Pfd. Baumöl werden mit 7 1/2 Pfd. Wasser gemischt, worin vorher 8 Loth
                              krystallisirte Soda aufgelöst worden sind; man mischt beide in kaltem Zustande durch
                              hinreichendes Umrühren oder Schütteln innig mit einander. – Patentirt am 19.
                              November 1856. (Repertory of Patent-Inventions,
                              August 1857, S. 127.)
                           
                        
                           Anwendung von Salzen beim Färben der Baumwolle mit Blauholz
                              etc.; von Fr. Gatty.
                           Fr. Albert Gatty zu Accrington in Lancashire ließ sich am
                              50. Octbr. 1856 die Anwendung von Natronsalpeter, Glaubersalz, Kochsalz, Bittersalz,
                              Gyps und Chlorcalcium beim Färben von Baumwolle mit Blauholz, Quercitronrinde,
                              Japanholz, Nicaragua-Rothholz, Limaholz und anderen derartigen Farbhölzern
                              patentiren. 1 Pfund von einem dieser Salze (oder eines Gemenges von zweien oder
                              mehreren derselben), in die Färbekufe mit 15 Pfd. von einem der genannten
                              Färbematerialien gebracht, erzeugt ein gutes Resultat; man kann jedoch von den
                              Salzen mehr anwenden, da ein Ueberschuß derselben keine nachtheilige Wirkung
                              hervorbringt. Anstatt die Salze mit dem Färbeholz in der Färbekufe zu mischen, kann
                              man sie jenem vorher beimengen. Der Färbeproceß wird in gewöhnlicher Weise
                              ausgeführt. (London Journal of arts, August. 1857, S.
                              92.)
                           
                        
                           Verfahren, die Gerbsäure aus den Lederabfallen auszuziehen und
                              letztere für die Fabrication des Leimes zuzurichten; von M. John Johnson in London.
                           So lange die Gerbsäure mit der Gallerte in dem Leder verbunden ist, eignet sich
                              letzteres nicht zur Bereitung des Leims, weil ihm die Eigenschaft abgeht, sich im
                              Wasser aufzulösen, auch können die Lederabfälle, ungeachtet ihres Reichthums an
                              befruchtenden Stoffen, nicht zu Dünger verwendet werden, indem deren Zersetzung
                              durch die Einwirkung der Hitze und Feuchtigkeit nicht schnell genug erfolgt. Um nun
                              den Gerbstoff oder die Gerbsäure aus dem Leder auszuziehen und letzteres auf seinen
                              primitiven Zustand zurückzuführen oder in sogenanntes rohes Leder zu verwandeln,
                              verfährt man in folgender Weise: nachdem man zuerst das Leder in kleine Stücke
                              zerschnitten hat, wird es gewaschen, um die fremdartigen Körper, sowie einen Theil
                              der färbenden Materien zu entfernen. Alsdann kommt es in einen Kessel oder eine
                              Kufe, wo es mittelst eines caustischen Alkalis (Ammoniak, Kali oder Natron) zum
                              Sieden gebracht wird. Die caustische Soda verdient hiebei ihrer Billigkeit wegen den
                              Vorzug; ihr specifisches Gewicht muß gegen 1,025 betragen, und es bleibt das Leder
                              so lange in der Lösung, bis der Gerbstoff möglichst ausgezogen ist (6–12
                              Stunden). Hierauf preßt man das Leder, um soviel als möglich Flüssigkeit
                              auszuscheiden, welcher Zweck jedoch eben so gut durch einen Hydroextracteur mit
                              Centrifugalkraft erreicht werden kann. Die so gewonnene Flüssigkeit wird hernach mit
                              Schwefel-, Salz- oder Essigsäure versetzt, wodurch der Gerbstoff frei
                              gemacht und demselben die Fähigkeit verliehen wird, sich rasch mit der Gallerte zu
                              vereinigen, wenn man ihn zum Gerben einer neuen Haut verwenden will; er eignet sich
                              übrigens auch zur Färberei, sowie zu allen anderen Verrichtungen, bei welchen man
                              sich in der Regel des Gerbstoffes bedient. Wenn auf die eben beschriebene Weise der
                              größte Theil der Gerbsäure entfernt worden ist, so muß, bevor zur Fabrication des
                              Leimes geschritten wird, das Leder wiederholt der Einwirkung einer Auslösung von
                              caustischer Soda oder einem anderen Alkali von dem erwähnten spec. Gewichte
                              ausgesetzt werden, um die völlige Extraction des Gerbstoffes zu bewerkstelligen.
                              Nach gänzlicher Beseitigung der Gerbsäure müssen die Lederabfälle behufs der
                              Absonderung aller
                              Ueberreste der Soda in reinem Wasser gewaschen und wenn dieß gehörig geschehen, 24
                              Stunden lang in mit Wasser verdünnter Säure gekocht werden, damit die färbenden und
                              erdigen Bestandtheile sich ausscheiden. Um die Spuren, welche die Säure allenfalls
                              zurücklassen könnte, zu neutralisiren, weicht man die Lederabfälle in einer
                              schwachen Auflösung von krystallisirter Soda, worauf nach nochmaliger tüchtiger
                              Waschung mit der Verarbeitung derselben zu Leim durch das gewöhnliche Verfahren des
                              Siedens und Trocknens vorgegangen werden kann. Der nach der Extraction des Leims
                              verbleibende Rückstand läßt sich als Dünger benützen.
                           Sehr wichtig ist, daß die Gerbsäure gänzlich aus dem Leder
                              in der oben beschriebenen Weise entfernt werde; denn wenn auch nur ein ganz kleiner
                              Theil des Gerbstoffes in Verbindung mit der Gallerte bleibt, so kann letztere durch
                              das Verfahren des Siedens nicht ausgezogen und in Leim verwandelt werden.
                           Der Nutzen von M. Johnson's Erfindung erstreckt sich nicht
                              allein auf die Ausziehung des Gerbstoffes oder der Gerbsäure aus Abfällen von Leder
                              und unbrauchbarem Schuhwerk, sondern es kann dasselbe Princip auch zur Darstellung
                              und Extraction der Gerbsäure überhaupt angewendet werden,
                              um dieselbe alsdann durch Verbindung mit einer anderen Substanz zum Transport im
                              trockenen Zustande, sowie zum Gebrauche in der Färberei, Gerberei und für andere
                              Zwecke geeignet zu machen. (Aus Armengaud's
                              Génie industriel, Januar 1857, durch Würzburger
                              Wochenschrift, Mai 1857.)
                           
                        
                           An die Photographen Deutschlands.
                           Angesichts des Aufschwungs, welchen die Photographie in England und Frankreich,
                              sowohl als Kunst, wie als ein Zweig der Naturwissenschaft genommen, erblicken wir
                              darin nur die segensreichen Folgen der Vereinigung tüchtiger Kräfte zu
                              Gesellschaften, und des hierdurch so wesentlich beförderten Austausches neuer Ideen
                              und Beobachtungen. In Deutschland besitzen wir so viele Vereine im Gebiete der
                              Künste und Wissenschaften, die überall ihre Zweckmäßigkeit und ihren Nutzen
                              bethätigen, mit Ausnahme der Photographie, welche doch als eine im raschesten
                              Fortschritt begriffene, vielseitig wirkende Kunst am meisten einer Centralisation
                              ihrer Kräfte, einer Vereinigung ihrer Jünger zum allgemeinen Zusammenwirken bedarf.
                              Die Vervollkommnung der Kunst, wie des Künstlers, kann durch eigennützige
                              Absonderung und Geheimnißkrämerei nur leiden; wer es daher aufrichtig mit der
                              Photographie meint, wird von den Unterzeichneten hiermit freundlichst eingeladen,
                              dem schon im Kleinen bestehenden Verein deutscher
                                 Photographen beizutreten, dessen vornehmster Zweck in dem Austausch von
                              neuen verbessernden Ideen, praktischen Beobachtungen, sowie in der Mittheilung
                              eigener photographischer Erzeugnisse besteht. Zu diesem Behuf werden bloße
                              Correspondenzen bei größerer Betheiligung bald unzureichend seyn, und es steht daher
                              zu hoffen, daß sowohl ein besonderes periodisch erscheinendes Organ zu den
                              Mittheilungen gewählt, als auch jährliche Versammlungen, verbunden mit einer
                              Ausstellung photographischer Erzeugnisse, von Chemikalien, Apparaten und dergl.
                              constituirt werden. Die unterzeichneten Comité-Mitglieder werden
                              schriftliche frankirte Anmeldungen Gleichgesinnter gern entgegennehmen und nähere
                              Auskunft ertheilen.
                           Sobald dann eine größere Anzahl von Anmeldungen eingegangen ist, wird das Nähere in
                              dieser Zeitschrift bekannt gemacht werden.
                           Das provisorische Comité für die Gründung eines
                                 allgemeinen deutschen Photographen-Vereins.
                           Dr. J. Schnauß              
                              Eduard Liesegang               
                              Julius Krüger
                                         in
                              Jena.                               in
                              Elberfeld.                        
                              in Swinemünde.