| Titel: | Ueber das Verhalten des Aluminiums zu den salpetersauren Lösungen des Kupfers und Silbers; von Chr. R. König. | 
| Autor: | Chr. R. König | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XV., S. 55 | 
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                        XV.
                        Ueber das Verhalten des Aluminiums zu den
                           salpetersauren Lösungen des Kupfers und Silbers; von Chr. R. König.
                        König, über das Verhalten des Aluminiums zu den salpetersauren
                           Lösungen des Kupfers und Silber.
                        
                     
                        
                           Hr. Dr. Hirzel hat im
                              polytechnischen Journal Bd. CXLVII S. 314
                              eine Methode beschrieben „um aus jeder kupferhaltigen oder reinen
                                 Silberlösung direct reines Silber niederzuschlagen.“
                              
                           Der Verf. hat gefunden, „daß das Aluminium aus einer schwach salpetersauren
                                 Auflösung von salpetersaurem Kupferoxyd kein metallisches Kupfer zu fällen
                                 vermag, während es dagegen aus einer schwachsauren, verdünnten Lösung von
                                 salpetersaurem Silberoxyd in der Siedehitze alles Silber in ausgezeichnet
                                 schönen, mehrere Linien großen, glänzenden, zarten Lamellen ober
                                 Krystallblättchen niederschlägt.“ Er bemerkt ferner „daß
                                 sich dabei verhältnißmäßig nur wenig Aluminium
                                 auflöst, so daß jedenfalls diese Fällung der Entstehung eines elektrischen Stromes
                                 zugeschrieben werden müsse.“
                              
                           Endlich schlägt der Verf., auf seine Beobachtungen gestützt, vor, zur Fällung des
                              Silbers aus kupferhaltigen Lösungen Aluminium zu verwenden.
                           In einer neuen Abhandlung desselben Verf. „über das Aluminium und einige
                                 seiner Legirungen“ (Einladungsschrift zur Prüfung in der öffentlichen
                              Handels-Lehranstalt zu Leipzig 1858. Leipzig bei J. B. Hirschfeld) gibt der
                              Verf. ferner an: „genaue Versuche haben bewiesen, daß diese Methode der
                                 Darstellung von reinem Silber sehr gut und, weil sich nicht viel Aluminium
                                 auflöst, auch billig ist.“ Das gefällte Silber, heißt es ferner a. a.
                              O., ist, nachdem es zuerst mit Wasser gewaschen, mit verdünnter Salzsäure bis zum
                              Sieden erhitzt, wieder ausgewaschen und getrocknet worden ist, „ganz
                                 chemisch rein, so rein, daß es selbst zum feinsten Draht gezogen werden kann,
                                 was bis dahin mit chemisch niedergeschlagenem Silber nicht möglich
                                 war.“
                              
                           Ich kann in Bezug auf diese Methode einige Bedenken nicht unterdrücken, die sich auf
                              eigene Erfahrungen über das Verhalten des Aluminiums gegen Kupfer- und
                              Silberlösungen gründen. Ich habe in dieser Hinsicht drei Sorten von käuflichem
                              Aluminium verglichen:
                           1) Draht und Blech von den HHrn. Brückner und Lampe in Leipzig;
                           2) Aluminium in Barrenform gegossen, von Carl Erdmann in
                              Leipzig erhalten; beide aus Pariser Fabriken;
                           3) dünnes Blech, in Paris gekauft.
                           Alle hinterließen beim Auflösen in verdünnter Salzsäure einen schwärzlichen
                              Rückstand, der kieselhaltig war; sie waren alle etwas eisenhaltig, die Probe 3
                              enthielt außerdem noch geringe Mengen von Zink. Das in Barren gegossene war das
                              reinste.
                           Alles von mir geprüfte Aluminium schlägt aber bei anhaltender Einwirkung auf
                              salpetersaure Kupferlösung, selbst in der Kälte, allmählich das Kupfer nieder.Henri Masson ist zu demselben Resulate gelangt.
                                    Nach seinen Beobachtungen (Journal für prakt. Chemie Bd. LXXI S. 371) werden
                                    die Lösungen folgender Salze durch Aluminium fast vollständig reducirt:
                                    salpetersaures Silberoxyd, salpetersaures Quecksilberoxydul,
                                    Quecksilberchlorid und Cyanid, Zinnchlorür, essigsaures Bleioxyd und
                                    Kupfersalze.
                              
                           Aus gemischten Lösungen von Silber und Kupfer schlägt das Aluminium anfangs
                              allerdings reines Silber nieder, später entsteht aber ein Niederschlag von
                              kupferhaltigem Silber, das von dem Kupfer nur durch längeres Kochen mit öfters
                              erneuter Salzsäure befreit werden kann. Nach Ausfällung des Silbers bedeckt sich
                              allmählich das Aluminium mit einem körnigwarzigen Niederschlag von Kupfer.
                           Wenn Hr. Dr. Hirzel angibt,
                              daß sich bei der Fällung des Silbers durch Aluminium
                              „verhältnißmäßig“ nur wenig Aluminium auflöse, so möchte zu
                              bemerken seyn, daß dergleichen Fällungen nicht wohl anders, als nach Aequivalenten
                              vor sich gehen können.
                           Der Sauerstoff, welcher im Silberoxyde mit Silber verbunden war, geht an das
                              Aluminium und bildet eine dem Silberoxyde äquivalente Menge Thonerde. 8 Theile
                              Sauerstoff geben mit 108 Th. Silber Silberoxyd und mit 9,2 Th. Aluminium Thonerde,
                              es werden also für 108 Th. niedergeschlagenes Silber unfehlbar 9,2 Th. Aluminium
                              aufgelöst.Schon Bergmann erkannte bei seinen Versuchen über
                                    die gegenseitige Fällung von Metallen das Gesetz. Er drückt sich in der
                                    Sprache jener Zeit folgendermaßen darüber aus:„Wenn ein Metall ein anderes aus seiner Auflösung in einer Säure
                                       metallisch niederschlägt, so gibt das aufzulösende Metall genau die
                                       Menge Phlogiston her, welche dem vorher aufgelösten, um metallisch zu
                                       erscheinen, nöthig ist; eine bestimmte Menge Säure treibt also, wenn sie
                                       Metalle auflöst, gleiche Mengen Phlogiston aus den verschiedenen
                                       Metallen aus. (Lehrbuch der Stöchiometrie von C. G. Bischof. Erlangen 1819.)
                              
                           Des Verfassers Angaben haben mich dennoch veranlaßt einen directen Versuch hierüber
                              anzustellen.
                           Ein Aluminiumstück, 1,187 Grm. wiegend, wurde in einer schwach mit Salpetersäure
                              angesäuerten Silberlösung gekocht. Das ausgefällte Silber wog 0,395 Grm., das
                              Aluminiumstück hatte 0,035 Grm. verloren. Es ist aber
                           395 : 35 = 108 : 9,5,
                           d.h. es hatten sich statt der berechneten 9,2 Grm. Aluminium
                              9,5 Grm. gelöst, also fast genau die berechnete Menge. Die Mehrabnahme des
                              Aluminiums rührt wohl theils von dessen Unreinheit, theils davon her, daß verdünnte
                              heiße Salpetersäure auch das Aluminium etwas angreift.
                           Wenn der Verf. die Fällung des Silbers der Entstehung eines elektrischen Stromes
                              zuschreiben zu müssen glaubt, so scheint es, als ob hier Ursache und Wirkung
                              verwechselt wurde. Daß elektrische Ströme bei der Fällung eines Metalls durch ein
                              anderes sich bilden, ist zwar eine längst bewiesene Thatsache, aber sie können nicht
                              füglich früher entstehen, als bis in Folge der überwiegenden Verwandtschaft des
                              fällenden Metalles zum Sauerstoffe des aufgelösten, Theilchen des letztern
                              ausgeschieden sind. Wie diese Strömungen übrigens erklären sollen, daß sich
                              „verhältnißmäßig nur wenig“ Aluminium auflöst, ist nicht
                              wohl einzusehen. Man müßte denn annehmen, daß Sauerstoff am Aluminium frei würde,
                              was nach Obigem nicht der Fall ist.
                           Ein weiteres Eingehen auf die „billige“ Methode des Verf. zur
                              Darstellung reinen Silbers scheint kaum nöthig. Abgesehen davon, daß sie kein reines
                              Silber liefern kann, würde die Fällung von 1 Zollpfund Silber 43,5 Grm. Aluminium
                              fordern, die gegenwärtig mindestens 4 Thlr. kosten.
                           Was der Verf. über die Reinheit des nach seiner Methode gefällten Silbers angibt, daß
                              es ganz chemisch rein, so rein sey, daß es selbst zum feinsten Draht gezogen werden
                              kann, was bis dahin mit chemisch niedergeschlagenem Silber nicht möglich
                                 war,“ so geht mir das Verständniß dieser Bemerkung ab. Nach der
                              gewöhnlichen Annahme kann chemisch niedergeschlagenes reines Silber nur in so fern
                              nicht zu Draht gezogen werden, als es pulverförmig ist.