| Titel: | Ueber die Wasserstandsröhren für Dampfkessel; vom Bergingenieur Gustav Arnould zu Mons in Belgien. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXI., S. 99 | 
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                        XXI.
                        Ueber die Wasserstandsröhren für Dampfkessel; vom
                           Bergingenieur Gustav
                              Arnould zu Mons in Belgien.
                        Aus den Annales des Travaux publics de Belgique, t. XV p.
                              462.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              II.
                        Arnould, über die Wasserstandsröhren für Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die gläsernen Wasserstandsröhren sind bei ihrer gegenwärtigen Construction noch
                              ziemlich mangelhaft; insbesondere ist das Ausströmen von Dampf und Wasser aus einer
                              zerbrochenen Röhre sehr schwer zu unterbrechen, weil man in einer heißen Atmosphäre
                              von Dampf die beiden Hähne zwischen dem Kessel und der Röhre zu verschließen
                              genöthigt ist. Ueberdieß ist es schwierig, den Wasserstand zu beobachten, welcher
                              nur an dem Berührungspunkte des Wassers und des Dampfes sichtbar ist; das Trübwerden
                              des Glases macht dessen Beobachtung bald unmöglich.
                           Die von mir construirte gläserne Wasserstandsröhre hilft den erwähnten Uebelständen
                              vollständig ab.
                           Fig. 5 ist
                              eine Seitenansicht von dem ganzen Apparat; Fig. 6 ist ein
                              Durchschnitt, ziemlich durch die Mitte des Apparates.
                           A ist ein gußeiserner Cylinder, welcher mit dem
                              Dampfkessel durch zwei Röhren T, T' communicirt, die mit
                              den Hähnen r, r' versehen sind; die obere von diesen
                              Röhren führt den Dampf, die untere das Wasser herbei. Sind beide Hähne geöffnet, so
                              hat das Wasser in dem Cylinder denselben Stand wie in dem Kessel.
                           Am untern Theile des Cylinders ist eine Glasröhre in die aus Messing bestehenden
                              Stücke C, D, E, H eingekittet; sie ist gänzlich mit
                              Wasser angefüllt, welches nur durch den Hahn H austreten
                              kann, den man, wenn es erforderlich ist, öffnet. In dem Cylinder befindet sich ein
                              metallener hohler Schwimmer F, welcher mit der Stange
                              f, f versehen ist, die frei durch die Theile C, D in die Glasröhre geht, wo sie mit einem Inder
                              endigt, der die Mitte der Röhre einnimmt, wenn das Wasser in Kessel und folglich
                              auch in Cylinder A seinen normalen Stand hat. Man
                              begreift, daß der Schwimmer allen Niveauveränderungen folgt und sie dem Inder
                              mittheilt.
                           Man kann daher jeden Augenblick in der Glasröhre die Stellung des Inder beobachten
                              und den Wasserstand an einer Scala erkennen, die hinter der Röhre angebracht ist.
                              Der Schwimmer wirkt unmittelbar, ohne Zwischenmittel, ohne Reibung oder Liederung,
                              auf den Inder.
                           Die Glasröhre kann durchaus nicht zerbrechen, denn sie ist weder einer starken Hitze
                              noch Temperaturveränderungen ausgesetzt, wie bei den bisherigen Apparaten, wo ihr
                              einer Theil mit dem Wasser und der andere mit dem Dampf in Verbindung steht.
                           Da das Wasser in der Röhre meines Apparats keiner Strömung ausgesetzt ist, so kühlt
                              es sich in derselben ab, und wenn man den unteren Hahn öffnet, so wird das aus der
                              Röhre ausfließende Wasser nach und nach warm, da die kältesten Schichten zuerst
                              entweichen und dann nach einander immer wärmere Schichten.
                           Da die Angaben in der Röhre durch eine kupferne Kugel gemacht werden, so können die
                              geringsten Veränderungen des Wasserstandes sogleich bemerkt werden, ohne daß es
                              nöthig wäre, sich dem Apparat ganz zu nähern, denn da die Röhre stets voll Wasser
                              ist, so kann sie kein Fett aufnehmen und folglich nicht trübe werden.
                           Die Unreinigkeiten, welche das Wasser enthält, setzen sich in dem ringförmigen Raum
                              zwischen dem Cylinder und dem Messingstück C, Fig. 6, ab, und
                              da das die Röhre füllende Wasser sich nur selten erneuert, so bleibt es stets
                              klar.
                           Der Hahn K,
                              Fig. 5,
                              welcher zum Reinigen des Apparats dient, ist besonders dann nöthig, wenn das Wasser
                              in Kessel unrein ist; indem man ihn von Zeit zu Zeit öffnet, läßt man einen
                              Wasserstrahl in die untere Röhre gelangen und beseitigt so die Niederschläge in dem
                              Maaße als sie sich bilden.
                           Ich gebe der Röhre T' gewöhnlich einen Durchmesser von 25
                              Millimetern. Man muß sie aber wo möglich ohne Biegung oder Knie anbringen. Nimmt man
                              den Hahn K weg, so kann man dann ein Stäbchen durch den
                              Hahn r' und die Röhre T'
                              führen, und sie reinigen.
                           Der beschriebene Apparat ist schon an vielen Dampfkesseln seit Anfang des Jahres 1856
                              angebracht worden und die Besitzer sind mit demselben vollkommen zufrieden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
