| Titel: | Verbesserungen an Dampfkesseln und Dampfmaschinen, von John Ch. Pearce, Ingenieur der Bowling Eisenwerke bei Bradford. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXII., S. 100 | 
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                        XXII.
                        Verbesserungen an Dampfkesseln und
                           Dampfmaschinen, von John Ch.
                              Pearce, Ingenieur der Bowling Eisenwerke bei Bradford.
                        Aus dem London Journal of arts, Juni 1857, S.
                              343.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Pearce's Verbesserungen an Dampfkesseln und
                           Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Der erste Theil der Erfindung, welche am 22. Mai
                                 1856 in England patentirt wurde, bezieht sich auf Verbesserungen in der
                              Construction der Dampfkessel, ihrer Oefen und Feuerzüge. Fig. 4 und 5 stellen Tförmige oder gerippte Eisenstücke dar, welche in Ringe
                              gebogen an die Kanten der benachbarten Platten genietet werden, um dem Feuerkasten
                              und den Feuercanälen etc. der Dampfkessel die nöthige Stärke zu geben. In einigen
                              Fällen ertheilt man der Construction eine größere Steifigkeit, indem man die Ränder
                              der gewöhnlichen Kesselplatten parallel mit den Nietlöchern, wie Fig. 6 zeigt, biegt. Diese
                              aufgebogenen Ränder der Platten und ebenso die Rippen, Fig. 4 und 5, sollten nie der
                              directen Einwirkung des Feuers ausgesetzt, sondern so angeordnet werden, daß sie mit
                              dem Wasser in Innern des Kessels in Berührung sind, wo sie sich zur Befestigung der
                              Stehbolzen und Strebestangen sehr gut eignen.
                           Um in einem gewöhnlichen cylindrischen Dampfkessel eine große Oberfläche des Rostes
                              und des obern Feuercanals, und zugleich einen hinreichenden Raum für Wasser und
                              Dampf zu erzielen, gibt man dem inneren Canal eine Dförmige Gestalt mit aufwärts gerichteter geraden Seite, und um seine
                              Zusammendrückung zu verhüten, wendet man die oben beschriebenen Methoden der
                              Verstärkung an, oder man macht die obere Seite des Feuercanals von einem Ende zum
                              andern wellenförmig.
                           Fig. 7 stellt
                              einen derartigen cylindrischen Kessel in Längendurchschnitte dar. Anstatt die oberen
                              Kanten der Seiten des Feuercanals der Wellenform des Dachs entsprechend
                              abzuschneiden, läßt man sie, wie die punktirte Linie a,
                                 a
                              Fig. 7 zeigt,
                              gerade. Dieser Kessel ist in Ziegelgemäuer eingesetzt; Seiten- und
                              Bodencanäle für die durchstreichende Hitze haben die gewöhnliche Construction.
                           Die beschriebenen Methoden finden auch Anwendung auf eine neue
                              Dampfkessel-Construction, bei welcher der untere Theil des cylindrischen
                              Körpers weggelassen ist, und die untersten Ränder der Canalseiten mit den
                              correspondirenden Rändern der Platten, welche die Seiten des Kessels bilden,
                              vereinigt sind, wodurch ein breiter Canal mit parallelen geraden Seiten und offenem
                              Boden gebildet wird, der sich von einem Ende des Kessels bis zum andern
                              erstreckt.
                           Fig. 8 stellt
                              einen solchen Kessel in Längendurchschnitte dar. Der unter dem vorderen Ende
                              befindliche Ofen ist mit zwei Rosten, einem oberen und einem unteren versehen,
                              welche so angeordnet sind, daß das Brennmaterial von dem ersteren in theilweise
                              consumirten Zustande auf den zweiten abgesetzt wird. Diese Roste lassen sich
                              mittelst der Handhabe b und des Doppelhebels c in senkrechter Richtung auf- und niederbewegen,
                              wobei die Bewegung der aneinanderstoßenden Enden stets eine entgegengesetzte ist, so
                              daß beide Roste sowohl eine einzige geneigte Ebene als auch zwei verschieden
                              geneigte Ebenen bilden können. Diese Anordnung setzt den Heizer in den Stand, den
                              Luftzutritt zu reguliren, und erleichtert zugleich die Reinigung der
                              Feuerstelle.
                           Der zweite Theil der Erfindung bezieht sich auf die Anordnung und Construction von
                              Schieberventilen für Dampfmaschinen und Locomotiven.
                              Zur Verminderung der Reibung und des Dampfverlustes bedient man sich einer losen
                              adjustirbaren Platte, welche mittelst Adjustirschrauben, die durch den Ventilkasten
                              gehen, mit der Rückseite
                              des Ventils in dichter Berührung erhalten wird. Das Ventil ist ein einfacher Rahmen
                              mit vollkommen paralleler vorderen und hinteren Fläche von gleicher Form und
                              Dimension.
                           Fig. 8 stellt
                              ein solches Ventil in Anwendung auf einen gewöhnlichen Dampfmaschinencylinder im
                              Längendurchschnitte dar. a ist die adjustirbare Platte,
                              welche an den Seiten lose in den Ventilkasten paßt, und an den Enden durch die
                              Hervorragungen b, b in ihrer Lage erhalten wird. c, c sind die mit Schließmuttern versehenen
                              Adjustirschrauben, welche durch den Ventilkasten treten und die Platte a mit dem Ventil d in
                              dichter Berührung erhalten. Der Dampf strömt durch eine Seitenröhre und den
                              mittleren Eingang f in das Innere des Ventils, wo er
                              seinen vollen Druck auf die Platte a ausübt, und
                              dieselbe gegen die Enden der Schrauben c, c preßt,
                              während das Ventil zwischen den parallelen Flächen der adjustirbaren Platte und der
                              Cylinderfläche frei gleiten kann. Die Bewegung des Ventils wird vermittelst der
                              durch die Stopfbüchse h gleitenden Stange g regulirt. Befindet sich nun das Ventil im halben Hub,
                              so sind die beiden Oeffnungen s, s' auf der Dampfseite
                              geschlossen. In dieser Stellung ist das Ventil hinsichtlich des in ihm
                              stattfindenden Dampfdruckes vollkommen balancirt; und um das Gleichgewicht an
                              sämmtlichen Stellen des Hubes zu sichern, sind in der adjustirbaren Platte die
                              compensirenden Vertiefungen n, n¹, n² angebracht. Beim Oeffnen der
                              Einströmungsöffnung, um Dampf in den Cylinder zu lassen, nimmt das Ventil die in
                              Fig. 9
                              dargestellte Lage an, wobei der über der Oeffnung s
                              befindliche Theil seiner Vorderseite dem Dampfdruck ausgesetzt ist; da jedoch stets
                              eine entsprechende Fläche der entgegengesetzten Seite des Ventils einem ähnlichen
                              Drucke innerhalb der Vertiefung n ausgesetzt ist, so
                              bleibt das Gleichgewicht des Ventils ungestört. Beim Schließen der Oeffnung, um den
                              Dampf vom Cylinder abzusperren, wird das Gleichgewicht des Dampfdrucks im Canal s und der entsprechenden Vertiefung n mittelst kleiner, durch die Vorderfläche des Ventils
                              gebohrter Oeffnungen x hergestellt, so daß der
                              Dampfdruck auf das Ventil sich stets vollkommen balancirt.
                           Die Figuren 10
                              und 11 sind
                              Längen- und Querdurchschnitte eines solchen Ventils in Anwendung auf eine
                              Maschine mit doppeltem Cylinder. a ist die adjustirbare
                              Platte; c, c sind die Adjustirschrauben; d ist der Schieber mit einer Platte v, um den Dampf beider Cylinder zu trennen; f der Hauptcanal; s,
                                 s¹, die Eingänge des Hochdruckcylinders; s², s³ die Eingänge des
                              Niederdruckcylinders; e die Dampfröhre; m die Saugröhre. Aus Fig. 10 erhellt, daß die
                              aufwärts gehende Bewegung des Ventils dem Dampf gestattet, aus dem Niederdruckcylinder
                              durch den Canal s² in die Saugröhre m zu entweichen; gleichzeitig strömt Dampf aus dem
                              Hochdruckcylinder durch die Oeffnungen s, s³ in
                              das entgegengesetzte Ende des nämlichen Cylinders, und ebenso strömt frischer Dampf
                              durch den Eingang s¹ aus dem mittleren Canal f in das entgegengesetzte Ende des Hochdruckcylinders.
                              Auf ähnliche Weise bewirkt beim rückgängigen Hub des Ventils der Wechsel der
                              Ventilbewegung eine correspondirende Oeffnung der Canäle.
                           Der dritte Theil der Erfindung betrifft Verbesserungen in der Construction der metallenen Kolbenliederung. Rings um die innere Fläche
                              des Packungsringes ist eine Reihe von Vertiefungen angebracht, zur Aufnahme anderer
                              Ringe von großer Elasticität, die, als Federn wirkend, den äußeren Ring gegen die
                              Fläche des Dampfcylinders drücken. Fig. 12 ist ein
                              Querschnitt dieser Liederung. a ist die äußere Packung
                              oder der Reibungsring; b, b, b sind die inneren
                              elastischen Ringe. Der äußere Ring muß gleichmäßig dick seyn, genau den Durchmesser
                              des Cylinders haben und in geeigneter Richtung durchschnitten seyn, damit er sich
                              bei erfolgender Abnützung ausdehnen kann. Die Federringe müssen einen bedeutend
                              größeren Durchmesser, als der innere Durchmesser des Packungsringes haben, damit sie
                              den letztem mit Spannkraft gegen die Cylinderfläche drücken können. Bei der
                              Construction großer Kolben ist es hie und da vorzuziehen, den Federringen einen
                              schrägen Durchschnitt zu geben, um eine gleichmäßigere Elasticität zu erzielen. Beim
                              Zusammensetzen der Ringe ist es nothwendig, die Enden der Packung auseinander zu
                              biegen, um die Federn einsetzen zu können. Die Fugen sind in gleichen Abständen
                              anzuordnen, so daß jeder Ungleichmäßigkeit in der Elasticität des einen Ringes durch
                              die anderen entgegengewirkt werden kann, um die genaue Kreisform des äußeren Ringes
                              zu bewahren. Die beschriebene Packung wird auf die übliche Weise zwischen die
                              Flantschen des Kolbens genau eingepaßt. Um die Dampfentweichung durch die schräge
                              Fuge des Packungsringes zu verhindern, sind schmale Messingstreifen in geeignete
                              Vertiefungen genau eingepaßt, so daß sie die Fugen bedecken.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
