| Titel: | Apparat zum Waschen der Gase, von Hrn. Colladon in Genf. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXIV., S. 106 | 
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                        XXIV.
                        Apparat zum Waschen der Gase, von Hrn. Colladon in Genf.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1858, S.
                              31.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Colladon's Apparat zum Waschen der Gase.
                        
                     
                        
                           Wenn ein Gas durch eine Flüssigkeit zu gehen genöthigt wird, so nimmt es die Form von
                              nahezu kugeligen Blasen an; die Blasen haben also diejenige geometrische Gestalt,
                              welche bei einem bestimmten Volum die kleinste Oberfläche darbietet. Da nun die Gase
                              bloß durch die mit der Flüssigkeit in Berührung kommende Fläche gewaschen und
                              gesättigt werden, so erfolgt beides unter ungünstigen Umständen. Ueberdieß erfordert
                              dieser Proceß einen gewissen Druck, um das Gas zu nöthigen in die Flüssigkeit
                              einzubringen, und in manchen Fällen kann dieser übermäßige Druck nachtheilig
                              seyn.
                           Nach dem neuen Verfahren des Erfinders können die Gase ohne wesentlichen Verlust
                              gewaschen und gesättigt werden. Dasselbe beruht erstens auf dem Princip: daß die
                              beste Art die Gase zu waschen und zu sättigen darin besteht, sie in sehr zertheilten
                              Zustande gegen beständig befeuchtete Oberflächen zu führen, indem man sie zwingt
                              sich gegen die Oberflächen zu biegen und sie verhindert sich in einer geraden Linie
                              zu bewegen. Die nach diesem Princip construirten Wasch- oder
                              Sättigungsapparate bestehen aus einer Reihe von Kämmen, die durch mehrere, von einander getrennte
                              Platten gebildet werden, welche mit Oeffnungen für das Durchströmen der Gase
                              versehen sind. Diese Kämme oder Scheider werden so in dem Waschapparat angebracht,
                              daß ihre vollen oder massiven und ihre durchbrochenen Theile sich stets kreuzen.
                              Wenn daher die Gase eine Reihe solcher Kämme durchströmen wollen, so müssen sie in
                              einer gebrochenen, wellen- und zickzackförmigen Linie sich fortbewegen, wobei
                              sie fortwährend gegen die vollen Theile, welche ihnen auf ihrem directen Wege
                              entgegentreten, sich ausbreiten.
                           Das zweite Princip dieses Systems besteht darin, die Reihe von Kämmen an den Wänden
                              einer Glocke oder eines Kastens, überhaupt eines Gefäßes zu befestigen, welchem man
                              eine ununterbrochene oder wiederkehrende Bewegung ertheilt, wodurch die Kämme
                              genöthigt werden, abwechselnd zum Theil unterzutauchen und dann wieder zum Theil aus
                              der Flüssigkeit hervorzutreten, so daß sie fortwährend feucht sind und die Gase
                              stets durch deren gekreuzte Oeffnungen strömen können, ohne genöthigt zu seyn durch
                              die Flüssigkeit zu dringen.
                           Die Glocken oder Kasten, an denen die Kämme angebracht sind und denen man eine
                              Bewegung ertheilt, können alle Formen haben, welche mit dem erwähnten Princip
                              vereinbar sind, und die mitgetheilte Bewegung kann eine ununterbrochene oder eine
                              wiederkehrende seyn.
                           Fig. 13 und
                              14
                              stellen den Apparat in Längen- und in Querdurchschnitt dar.
                           Der Waschapparat besteht aus zwei verbundenen hohlen Cylindern A, A', welche eine und dieselbe horizontale Achse Q haben.
                           Der Durchmesser des Cylinders A' beträgt etwa fünf
                              Sechstel von dem Durchmesser des Cylinders A, und seine
                              Höhe, in Sinne der Achse, ist ungefähr sechsmal so groß wie die des Cylinders A.
                           Der Cylinder A' ist mit inneren, seiner Basis parallelen
                              Scheidern, die in ganzen Raum gleich weit von einander abstehen, und als Kämme
                              dienen, versehen. Diese Scheider a, b, c, d, e etc. sind
                              mit regelmäßigen Löchern, in Sinne des Radius, versehen, welche abwechselnd gekreuzt
                              zu einander stehen, so daß das Gas, welches sie nach und nach durchströmt, eine
                              gebrochene Linie verfolgen muß. Die Weite der Löcher steht in Verhältniß zu der
                              Menge des zu waschenden Gases.
                           Dieser Cylinder wird durch die Welle Q und die Arme R horizontal in einem Bottich C erhalten, welcher die Flüssigkeit, womit das Gas gewaschen werden soll,
                              enthält. Dieselbe reicht über die Achse hinauf, und ihre Höhe muß der Art seyn, daß
                              das Gas, um aus dem Innern der Cylinder A, A' zu treten,
                              durch die gekreuzt zu einander stehenden Löcher der Kämme oder Scheider zu dringen
                              gezwungen ist.
                           
                           Die Cylinder A, A' sind mit einer Haube B bedeckt, welche als Deckel dient und deren Ränder in
                              die Flüssigkeit, welche der Bottich enthält, eintauchen. Die Haube hat den Zweck,
                              die gewaschenen Gase aufzunehmen und sie durch eine gekrümmte Röhre E der Leitung E'
                              zuzuführen.
                           Das zu waschende Gas wird dem Apparat durch die Leitung D' zugeführt; dieselbe ist Uförmig gekrümmt
                              und tritt durch die Flüssigkeit in Innern des Cylinders A. Das Gas strömt aus dem offenen Ende D der
                              Leitung aus, und verbreitet sich in dem obern Theil des Cylinders A von da filtrirt es durch die oberen Oeffnungen a, b, c, d...., p der Kämme,
                              und entweicht endlich unter die Haube B, von wo es sich
                              in die Austrittsleitung E, E' begibt.
                           Die beiden Cylinder und die daran befestigten Scheider werden mittelst einer sehr
                              geringen Kraft in Bewegung um die Welle Q gesetzt.
                           Das zweite Princip ist durch Fig. 15 graphisch
                              dargestellt. – Dieser Apparat unterscheidet sich von dem vorhergehenden nur
                              durch die Anordnung der Kämme und durch die Form der Glocke, an deren Wänden die
                              Kämme befestigt sind.
                           Fig. 15 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt durch die Achse des Apparates. Dieser Waschapparat
                              besteht aus einem abgestumpften Kegel A', dessen
                              Scheitelwinkel 164° ist. Dieser Kegel ist mittelst seiner kleinern Basis an
                              einem Cylinder A befestigt, welcher dieselbe Achse wie
                              der Kegel, und eine seinem Durchmesser fast gleiche Höhe hat. Am obern Ende ist er
                              mit einer gußeisernen Platte K verschlossen, in welcher
                              die Welle C in der Richtung der Achse des Cylinders und
                              des abgestumpften Kegels befestigt ist. Diese Welle dient dazu, dem Cylinder und dem
                              Kegel eine rotirende Bewegung mitzutheilen. Mit der Senkrechten macht diese Welle
                              einen Winkel von etwa 8°. Unten steht sie auf der verstählten Spitze einer
                              senkrechten Welle b', und ihr oberes Ende ist mit einer
                              Rolle oder einem Zahnrade versehen, um ihr eine rotirende Bewegung zu ertheilen.
                           Der abgestumpfte Kegel A' trägt eine Reihe von
                              kreisrunden Kämmen, deren Blätter zur conischen Oberfläche senkrecht gestellt sind;
                              sie sind auf dieser Oberfläche festgenietet und ohngefähr 2 Centimeter von einander
                              entfernt. Die Blätter dieser aufeinander folgenden concentrischen Kämme lassen
                              untereinander Oeffnungen von einer Größe, welche der Menge des hindurchströmenden
                              Gases angemessen ist, und die Löcher der verschiedenen Blätter decken sich nicht,
                              sondern wechseln in der Lage mit einander ab. Die Zähne der Kämme können 15 bis 20
                              Centimeter lang seyn.
                           Da die Achse des abgestumpften Kegels um 8° zur Senkrechten geneigt ist, und
                              da sein Scheitelwinkel = 164° ist, so hat der abgestumpfte Kegel beim Drehen stets eine
                              seiner Kanten horizontal gestellt, während die entgegengesetzte Kante um 16°
                              unter dieser horizontalen Linie eingetaucht ist.
                           Der ganze Apparat befindet sich unter einer blechernen Haube B. Die feststehende Welle b' wird von einer
                              Traverse b getragen, deren Enden an den untern Rand der
                              Haube B festgenietet sind, und die sich drehende Welle
                              c wird durch einen Bügel d gehalten, der oben an der Haube B angenietet
                              ist. Ein Wasserverschluß f, d', der unter dem Bügel
                              angebracht ist, gestattet die Drehung der Welle c, ohne
                              daß sie sich an der Decke der Haube reibt.
                           Die Haube B, mit dem daran aufgehängten Waschapparat, ist
                              mittelst der Klammern m in einem Bottich C', der die waschende Flüssigkeit enthält, befestigt.
                              Die Höhe dieser Flüssigkeit unter der Glocke muß so regulirt und erhalten werden,
                              daß sie niemals die horizontale Kante des abgestumpften Kegels erreicht, und daß das
                              untere Ende der an dieser horizontalen Kante befestigten Kammzähne stets in die
                              Flüssigkeit getaucht ist. In diesem Fall ist die diametral entgegengesetzte Kante
                              zum Theil unter Wasser getaucht, und bei der drehenden Bewegung der Welle c tauchen alle Kammzähne abwechselnd in die
                              Flüssigkeit.
                           Das Gas, welches gewaschen werden soll, gelangt durch den am obern Ende offenen Canal
                              D' in den Cylinder A,
                              verbreitet sich in demselben und entweicht dann durch die Oeffnungen der Kämme;
                              hierauf gelangt es in die Haube B, deren untere Ränder
                              unter der Flüssigkeit in Bottich stehen, und entweicht endlich durch den
                              Austrittscanal E, E'.
                           Der Welle c und dem abgestumpften Kegel A', welcher die Kämme trägt, wird eine langsame
                              rotirende Bewegung durch einen äußern Motor ertheilt.
                           Die Ringe h, h dienen dazu, die Haube B und den sich drehenden Apparat abzuheben, wenn man die
                              Kämme untersuchen oder reinigen will.
                           Der in Fig. 15
                              abgebildete Apparat erfordert weniger Triebkraft, und gestattet die Kämme leichter
                              zu reinigen, als der vorher beschriebene.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
