| Titel: | Gas-Druckmesser, construirt von N. H. Schilling, Inspector der öffentlichen Erleuchtung in Hamburg. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXV., S. 109 | 
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                        XXV.
                        Gas-Druckmesser, construirt von N. H. Schilling, Inspector der öffentlichen Erleuchtung in
                           Hamburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Schilling's Gas-Druckmesser.
                        
                     
                        
                           In ersten Februarheft dieses Journals (Bd. CXLVII S. 181) habe ich eines von mir
                              construirten Manometers erwähnt, das durch einen Zeiger auf einem mit Zahlen
                              versehenem Zifferblatt Hundertel einer Linie mit Genauigkeit angibt. So viel mir
                              bekannt, ist ein Druckmesser von solcher Empfindlichkeit bisher noch anderweitig
                              nicht vorhanden gewesen; es dürfte daher nicht unwillkommen seyn, wenn ich in
                              Folgenden eine Beschreibung, und in den Figuren 13 bis 16 eine
                              Zeichnung dieses Apparates gebe.
                           Fig. 13 zeigt
                              die Vorderansicht, Fig. 14 den Längendurchschnitt, Fig. 15 den
                              Querdurchschnitt und Fig. 16 die mechanische
                              Uebertragung der Bewegung vom Schwimmer auf den Zeiger in oberen Theil des Apparats,
                              von rückwärts gesehen. Die drei ersten Figuren sind in 1/4 die letzte ist in 1/2
                              natürlicher Größe gezeichnet. In Allgemeinen besteht der Apparat aus zwei Theilen,
                              nämlich aus einem unteren, viereckigen, bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser
                              gefüllten Kasten, in welchen ein, um eine horizontale Achse drehbarer Schwimmer
                              durch den Druck des von unten einströmenden Gases gehoben wird, und aus einem oberen
                              Theil in Form eines liegenden Cylinders, in welchem sich die mechanische Anordnung
                              und das Zeigerwerk befindet.
                           Der Schwimmer besteht aus drei einzelnen, neben einander liegenden Behältern aus
                              starkem Weißblech, von denen die beiden äußeren a' und
                              a''
                              Fig. 15,
                              gänzlich geschlossen sind, während der mittlere a unten
                              offen ist. Die beiden ersteren dienen als Luftkasten, und halten dem Gewicht des
                              Schwimmers das Gleichgewicht, so daß er in ungehobenen Zustand, also frei in Wasser
                              schwimmend bis zu seiner oberen Fläche eintaucht; der letztere ist dem Gase
                              zugänglich, und bietet die Fläche dar, auf welche der Druck seine Wirkung ausübt.
                              Während die beiden Luftkasten oben flach sind, ist der mittlere Behälter
                              halbcylinderförmig gewölbt, und bildet einen Dom, in welchen das Einlaßrohr b, Fig. 14 und 15,
                              hineinragt. Dieses Rohr steht etwa 1/2 Zoll aus dem Wasserspiegel heraus, und würde,
                              wenn die cylindrische Wölbung nicht vorhanden wäre, dem Schwimmer nicht gestatten
                              bis zu seinem Ruhepunkt einzutauchen. Alle drei Behälter sind, wie erwähnt, aus starkem Weißblech
                              hergestellt, an ihren äußeren Berührungskanten zusammengelöthet und mit gutem
                              Eisenlack angestrichen.
                           Als ich die ersten Versuche zur Herstellung des Instrumentes machte, war mein
                              Augenmerk darauf gerichtet, eine möglichst große Hebung des Schwimmers zu erreichen;
                              ich construirte letzteren daher aus leichtem Blech, machte die Luftkasten dem
                              entsprechend klein, und brachte sie unten an, so daß sie nicht mit aus dem Wasser
                              herausgehoben wurden. Hier stieß ich jedoch auf Schwierigkeiten. Die Adhäsion des
                              Wassers am Blech, oder die Reibung des Blechs im Wasser war so groß, daß die
                              Bewegung des Schwimmers weit hinter der Empfindlichkeit zurückblieb, die für ein
                              Meßinstrument erforderlich war. Fortgesetzte Versuche zwangen mich, die Luftkasten
                              nicht allein ganz in die Höhe gehen und mit aus dem Wasser heraustreten zu lassen,
                              so wie sie aus dem stärksten Weißblech zu machen, was ich haben konnte, sondern ich
                              mußte sie auch noch größer machen, als sie zur Balancirung des Schwimmers nöthig
                              waren, und mußte durch Bleiplatten c und c', Fig. 14, die normale
                              Eintauchungslinie wieder herstellen. Die Bleiplatten brachte ich so tief an, daß sie
                              nicht aus dem Wasser heraustreten, um den gleichmäßigen Gang des Schwimmers nicht zu
                              beeinträchtigen. Endlich kam ich zu dem Punkt, wo die Bewegung mit der größten
                              Genauigkeit vor sich ging, wo der Zeiger bei einem Drucke zwischen 0 und 1 Linie die
                              erforderliche Empfindlichkeit zeigte, und beim gänzlichen Herauslassen des Gases
                              immer genau auf den Nullpunkt zurückkehrte.
                           Die Führung des Schwimmers wird durch eine horizontale messingene Achse d, Fig. 14, bewirkt, welche
                              in zwei an den Wänden des äußeren Kastens befestigten Lagern läuft. Diese
                              Einrichtung verursacht keine merkliche Reibung, und entspricht ihrem Zwecke
                              vortrefflich.
                           Das viereckige Gehäuse, in welchem der Schwimmer liegt, hat zwei Schrauben e und f, Fig. 13 und 14, von denen
                              die erstere zum Einfüllen von Wasser, die letztere zum Reguliren des
                              Wasser-Niveau's dient, und steht in einem Fußgestell von Blech, in welchem
                              die Verschraubung g, Fig. 14 und 15, Platz
                              findet, die das Rohr b mit der Gasleitung verbindet.
                           Vermittelst einer dünnen, schmalen Messingstange, welche durch einen Schlitz in
                              Deckel des Gehäuses geht, wird die Bewegung des Schwimmers auf einen Rechen, und von
                              da auf das Zeigerwerk in oberen Theile des Apparats übertragen. Das Nähere der
                              Anordnung ergibt sich aus Fig. 15 und 16. Der Rechen
                              greift in ein fein gezahntes Rad, und dieses theilt dem an derselben Welle sitzenden
                              Zeiger seine Bewegung mit. Rechen und Rad müssen mit vorzüglicher Genauigkeit
                              gearbeitet seyn, da die kleinste Reibung der Empfindlichkeit des Instruments Eintrag
                              thut. An der Achse des Rades ist eine feine Spiralfeder angebracht, welche die Zähne
                              desselben immer nach einer und derselben Richtung gegen die Zähne des Rechens
                              drückt, und jedes Schlottern verhindert.
                           Die Theilung des Zifferblattes umfaßt bei dem in der Zeichnung dargestellten Apparat
                              in Ganzen 1 Zoll Wasserdruck. Hiemit ist nicht gesagt, daß man das Instrument nicht
                              auch für einen größeren Druck einrichten kann; man braucht nur die Dimensionen der
                              einzelnen Theile des Schwimmers darnach abzuändern. Den Endpunkt der Scala habe ich
                              zuerst durch eine Reihe von vergleichenden Versuchen mit allen verschiedenen, mir zu
                              Gebote stehenden Manometern ermittelt. Die Eintheilung selbst ist sehr einfach, da
                              die verticale Hebung des Schwimmers eine gleichmäßige ist.
                           Wo ein Umfang der Scala von 1 Zoll genügt, kann man auf 1/400 eines Zolles genau
                              theilen; je größer der Umfang der Scala wird, wie z.B. auf Gasfabriken zum Gebrauche
                              beim Regulator, wo derselbe 2 bis 3 Zoll umfassen muß, desto weniger detaillirt wird
                              die Theilung, Zum Gebrauche am Regulator eignet sich das Instrument deßhalb
                              besonders gut, weil es von jedem gewöhnlichen Arbeiter, der nur Zahlen zu lesen
                              versteht, beobachtet werden kann, während ein gewöhnliches Manometer schon einige
                              Uebung und Genauigkeit zu seiner Beobachtung erfordert.
                           Schließlich noch die Mittheilung, daß der Mechaniker, Hr. J. Lohmeier (Nr. 17 große Michaelisstraße) in Hamburg diese Druckmesser
                              anfertigt, und zwar zum Preise von 30 bis 35 Thaler per
                              Stück.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
