| Titel: | Zweite Abhandlung über eine neue Wirkung des Lichts; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXIX., S. 126 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXIX.
                        Zweite Abhandlung über eine neue Wirkung des
                           Lichts; von Hrn. Niepce aus
                           Saint-Victor.
                        Aus den Comptes rendus, März 1858, Nr. 9 und
                              10.
                        Niepce, über eine neue Wirkung des Lichts.
                        
                     
                        
                           Merkwürdige Eigenschaften des salpetersauren Uranoxyds und der
                                 Weinsteinsäure. – Neues Verfahren, unzerstörbare positive Copien der
                                 Lichtbilder darzustellen. – Permanente Wirksamkeit, welche das Licht
                                 gewissen Körpern ertheilt. – Verfahren zum Reproduciren der Kupferstiche
                                 durch Phosphordämpfe.
                           Man kann auf zweierlei Art die Wirkung nachweisen, welche das Licht auf die von
                              demselben getroffenen Körper ausgeübt hat, nämlich unter den Umständen, die ich in
                              meiner ersten Abhandlung (polytechn. Journal Bd.
                                 CXLVII S. 51) angab. Die erste Methode, welche ich daselbst schon
                              beschrieben habe, besteht darin, irgend eine Zeichnung, z.B. einen Kupferstich, der
                              Sonne oder selbst dem zerstreuten Tageslichte auszusehen und dieselbe hernach auf
                              einem empfindlichen Papiere anzubringen, welches mit Chlorsilber präparirt ist.
                           Die zweite Methode, welche ich nun beschreiben will, ist folgende: Man nimmt ein
                              Papierblatt, welches mehrere Tage in der Dunkelheit geblieben ist; man bedeckt es
                              mit einem (negativen) Lichtbild auf Glas oder Papier; man setzt das Ganze den
                              Sonnenstrahlen aus, eine kürzere oder längere Zeit über, je nach der Intensität des
                              Lichts, und bringt es dann wieder in die Dunkelheit, man hebt dann das Lichtbild ab,
                              und behandelt das Papier mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber; es kommt
                              dann in sehr kurzer Zeit ein Bild zum Vorschein, welches man nur gut in reinem
                              Wasser zu waschen braucht, um es zu fixiren. Will man ein Bild erhalten, welches
                              sich rascher entwickelt und kräftiger wird, so imprägnirt man das anzuwendende
                              Papierblatt mit einer Substanz, welche die hier zu besprechende Lichteinwirkung in
                              höherem Grade erfährt, das Licht mit verbleibender Wirksamkeit desselben so zu sagen
                              aufspeichert. Eine derartige Substanz ist eine Auflösung von salpetersaurem Uranoxyd
                              in Wasser, die man erhält, wenn man entweder Uranoxyd mit verdünnter Salpetersäure
                              behandelt, oder Krystalle von salpetersaurem Uran in Wasser auflöst.
                           
                           Das Papierblatt muß mit soviel Uransalz imprägnirt werden, daß es eine merklich
                              strohgelbe Farbe erhält; man trocknet es und bewahrt es in der Dunkelheit auf. Will
                              man experimentiren, so bedeckt man es mit einem negativen Lichtbild; man setzt es
                              beiläufig eine Viertelstunde der Sonne aus, und bringt es dann wieder in die
                              Dunkelheit; man behandelt es mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber, wodurch
                              sogleich ein sehr kräftiges positives Bild zum Vorschein kommt, mit der
                              kastanienbraunen Farbe der gewöhnlichen Lichtbilder. Um dieses Bild zu fixiren,
                              braucht man es nur in reines Wasser zu tauchen, damit sich alles Uranfalz auflöst,
                              auf welches das Licht nicht einwirken konnte, weil es durch die Schatten des
                              Lichtbildes geschützt war.
                           Will man dem Bild, nachdem es in reinem Wasser gut gespült worden ist, eine schwarze
                              Farbe ertheilen, so braucht man es nur mit einer sauren Chlorgold-Auflösung
                              zu behandeln. Um denselben Zweck zu erreichen genügt es auch, das Bild nach der
                              Belichtung durch eine Auflösung von Quecksilbersublimat zu passiren und es darin
                              bloß einige Minuten zu lassen, je nach der auf die Exposition verwendeten Zeit,
                              welche dreimal länger seyn muß, als in ersten Falle; das Bild wird dann in reinem
                              Wasser gespült, und hernach mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber behandelt,
                              in welcher man es läßt, bis es gänzlich mit einem ebenholzschwarzen Ton entwickelt
                              ist; man spült es hierauf in reinem Wasser, um es zu fixiren.
                           Wenn man nach der Belichtung des mit Uransalz imprägnirten Papierblattes als
                              Entwicklungsflüssigkeit anstatt des salpetersauren Silbers eine saure
                              Chlorgold-Auflösung anwendet, so kommt das Bild augenblicklich mit sehr
                              intensiver blauer Farbe zum Vorschein; man fixirt es ebenfalls durch Waschen in
                              reinem Wasser.
                           Man kann auch negative Bilder für positive Copien erhalten, indem man ein mit
                              salpetersaurem Uran imprägnirtes Papierblatt in die camera
                                 obscura. bringt. Da dieses Verfahren aber ein sehr langsames ist, so kann
                              es nur zum Aufnehmen von Monumenten angewendet werden; es ist jedoch eines der
                              einfachsten und leichtesten.
                           Die auf angegebene Weise mit einem Uransalz und mit Beihülfe eines Gold-,
                              Silber- oder Quecksilbersalzes erhaltenen Lichtbilder widerstehen der
                              kräftigen Wirkung einer kochenden Auflösung von Cyankalium, nur das Königswasser
                              verändert sie; es ist daher zu hoffen, daß sie viel beständiger seyn werden, als die
                              nach den jetzt gebräuchlichen Verfahrungsarten erhaltenen Lichtbilder, und daß die
                              neue, sehr einfache und schnell ausführbare Methode zur Darstellung positiver Copien
                              von Lichtbildern das so
                              wichtige Problem löst, eine absolute Fixirung der Lichtbilder zu erzielen.
                           Die Auflösung von salpetersaurem Uran kann durch eine bloße
                              Weinsteinsäure-Lösung ersetzt werden. Das Bild wird sich noch entwickeln,
                              wenn man das belichtete Papier mit salpetersaurem Silber behandelt, aber langsamer,
                              es sey denn, daß man eine Wärme von 30 bis 40° C. zu Hülfe nimmt. Die
                              Temperatur-Erhöhung, welche bloß zur Beschleunigung dient, wenn das
                              Entwicklungsmittel ein Silbersalz ist, wird nothwendig, wenn man mit Goldsalz
                              entwickeln will. Die Wärme wirkt in diesem Falle als Entwicklungsmittel und sie
                              theilt diese Eigenschaft mit anderen natürlichen Agentien, z.B. der Feuchtigkeit,
                              worauf wir zurückkommen.
                           Wenn man eine Zeichnung, welche mit einer Auflösung von salpetersaurem Uran oder von
                              Weinsteinsäure auf einem Pappeblatt ausgeführt wurde, dem Licht exponirt, und sie
                              dann auf einem mit Chlorsilber präparirten empfindlichen Papierblatt anbringt, so
                              liefert sie eine Copie ihres Bildes, und ein viel intensiveres Bild, als wenn die
                              Zeichnung, wie bei einem früheren Versuch, mit schwefelsaurem Chinin ausgeführt
                              wurde. Ich glaube sogar nach neuen und zahlreichen Versuchen behaupten zu können,
                              daß ich früher nur deßhalb mit dem schwefelsauren Chinin etwas intensive Bilder
                              erhielt, weil ich mit einer Auflösung dieses Salzes in Weinsteinsäure operirte; denn
                              bei Anwendung einer Auflösung von schwefelsaurem Chinin in Salpetersäure oder
                              Schwefelsäure erhält man nur schwache und oberflächliche Bilder.
                           Wenn man die Zeichnung auf dem Pappeblatt mit Uransalz- oder
                              Weinsteinsäure-Lösung in groben Strichen ausführt, so wird sie sich noch in 2
                              bis 3 Centimeter Entfernung vom empfindlichen Papier reproduciren, besonders wenn
                              die Temperatur etwas hoch ist.
                           Die folgenden Versuche zeigen, wie groß der Einfluß der Wärme ist. Als ich das mit
                              der belichteten Zeichnung versehene Pappeblatt, nachdem es mit dem (mit Chlorsilber
                              präparirten) empfindlichen Papierblatt belegt war, mit einer auf 50° C.
                              erhitzten Metallplatte bedeckte, kam das Bild in einigen Minuten zum Vorschein,
                              während bei der Temperatur 0° eine Zeit von 2 bis 3 Stunden erforderlich
                              gewesen wäre, um eine schwache Copie, und wenigstens 24 Stunden um das Maximum der
                              Wirkung zu erhalten.
                           Von zwei Stücken mit Chlorsilber präparirten empfindlichen Papiers legte ich ein
                              Stück auf eine Metallplatte, welche auf beiläufig 60° C. erwärmt war, das
                              andere auf eine Marmorplatte von 0° Temperatur; bei gleicher Lichteinwirkung
                              schwärzte sich das auf die warme Platte gelegte Stück viel schneller als das auf die
                              Marmorplatte gelegte.
                           Meine früheren Versuche über die Aufspeicherung des Lichts in Röhren, habe ich mit
                              Pappeblattern wiederholt, die mit salpetersaurem Uranoxyd oder mit Weinsteinsäure
                              imprägnirt waren, und erhielt viel auffallendere Resultate, besonders mit der
                              Weinsteinsäure, welche die Gold- und Silbersalze weniger leicht reducirt als
                              das Uran, die aber eine stärkere Strahlung gibt.
                           Ich sehe ein Pappeblatt, welches mit zwei bis drei Schichten einer Auflösung von
                              Weinsteinsäure oder von Uransalz sehr stark imprägnirt ist, dem Lichte aus; nach der
                              Belichtung bekleide ich mit der Pappe das Innere einer ziemlich langen aber engen
                              Röhre von Weißblech; ich schließe die Röhre hermetisch, und es zeigt sich dann nach
                              Verlauf langer Zeit wie am ersten Tage, daß das Pappeblatt auf einem mit Chlorsilber
                              präparirten empfindlichen Papier sein Lichtbild hervorbringt. Bei der Temperatur der
                              umgebenden Luft sind 24 Stunden erforderlich, um die Maximalwirkung zu erhalten;
                              spritzt man aber in die Röhre einige Tropfen Wasser, um das Pappeblatt schwach zu
                              befeuchten, verschließt sie dann wieder, exponirt sie bei einer Temperatur von 40
                              bis 50° C., öffnet sie und bringt ihre Mündung auf einem empfindlichen
                              Papierblatt an, so sind nur einige Minuten erforderlich, um ein kreisförmiges Bild
                              der Mündung zu erhalten, welches eben so kräftig ist, als wenn das empfindliche
                              Papier dem Sonnenlicht ausgesetzt worden wäre. Dieser Versuch gelingt nur einmal,
                              d.h. das Licht scheint vollständig aus der Pappe entwichen zu seyn, so daß man, um
                              ein zweites Bild zu erhalten, eine zweite Belichtung vornehmen muß.
                           Die Uransalze sind bekanntlich sehr fluorescirend, und das krystallisirte
                              salpetersaure Uranoxyd wird durch Stoß in hohem Grade phosphorescirend; ich habe
                              mich aber mittelst der elektrischen Lampe überzeugt, daß die reine Weinsteinsäure
                              keineswegs fluorescirend ist, oder daß sie durch Einwirkung der brechbarsten
                              Strahlen des mit dem elektrischen Licht erhaltenen Spectrums, sowie durch Einwirkung
                              des Sonnenlichts, gar nicht leuchtend wird; es war mir auch nicht möglich einige
                              Phosphorescenz in den Weinsteinsäure-Krystallen zu entdecken.Man kann also die merkwürdige Eigenschaft der Auflösungen von Uransalz und
                                    von Weinsteinsäure, sich gewissermaßen mit Licht zu sättigen, nicht bloß der
                                    Phosphorescenz oder der Fluorescenz zuschreiben.
                              
                           Ich habe Pappestücke mit einer großen Anzahl verschiedener Substanzen überzogen und
                              sehr abweichende Resultate erhalten. Bei einigen ist der Unterschied der
                              Wirksamkeit zwischen dem belichteten Theil und demjenigen, welcher nicht belichtet
                              wurde, wenn beide mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber behandelt werden,
                              ein sehr großer; bei anderen Substanzen ist dieser Unterschied kaum merklich; bei
                              mehreren endlich ist er nicht mehr bestimmbar, und doch absorbiren sie die
                              Lichtstrahlen sehr rasch.
                           In die erste Kategorie gehören die Citronensäure, Oxalsäure, schwefelsaure Thonerde,
                              das citronensaure Eisen, die Jodide und die Bromide, die arsenige Säure, das
                              neutrale weinsteinsaure Kali, die Milchsäure und die thierische Haut.
                           In die zweite Kategorie gehören das schwefelsaure Chinin, die Tincturen von
                              Nesselblättern (Chlorophyll), von Stechapfel-Samen, von Curcuma, ein Auszug
                              der Rinde der Roßkastanie in kaltem Wasser (Aesculin), der Zucker, das Collodium,
                              der Thierleim und der Kleister. Alle diese Substanzen zeigen fast keinen
                              Unterschied.
                           Ich habe mich auch vollkommen überzeugt, daß die Körper, welche die ihnen durch die
                              Belichtung verliehene Wirksamkeit am besten behalten, sämmtlich, mit Ausnahme der
                              Uransalze, zur Fluorescenz am wenigsten disponirt sind.
                           In die dritte Kategorie gehören, nach den Chloriden, das essigsaure Morphin und das
                              phosphorsaure Ammoniak, welche unter der entwickelnden Wirkung des salpetersauren
                              Silbers sehr schöne schwarze Töne geben, die Blausäure, der chininsaure Kalk und das
                              Morphin, welche kastanienbraune Töne liefern.
                           Die Versuche, welche ich in dieser Abhandlung beschrieben habe, beweisen
                              entscheidend, daß das Licht gewissen Substanzen, welche es getroffen hat, eine
                              wahrhafte Wirksamkeit mittheilt; mit anderen Worten, daß gewisse Körper die
                              Eigenschaft besitzen, Licht in einem Zustand permanenter Wirksamkeit
                              aufzuspeichern.
                           Die Intensität dieser permanenten Wirksamkeit ist mehr oder weniger groß, je nach der
                              Natur der Substanz, der kürzeren oder längeren Dauer der Belichtung, nach den
                              atmosphärischen Umständen, unter welchen dieselbe statt fand etc. Sie hat ihre
                              Gränzen, d.h. es gibt für jede Substanz eine Maximal-Wirksamkeit, und wenn
                              sie diese erreicht hat, bleibt ein fortgesetztes Belichten erfolglos.
                           Ein durch Belichtung wirksam gewordener Körper behält mehrere Tage lang in der
                              Dunkelheit und an freier Luft das Vermögen auf die Gold- und Silbersalze zu
                              wirken; er wird endlich diese Eigenschaft verlieren, man kann sie ihm aber durch
                              eine neue Belichtung wieder ertheilen, vorausgesetzt jedoch, daß die Substanz in
                              ihrer chemischen Zusammensetzung nicht verändert wurde, wie es z.B. bei den Jodiden und
                              Bromiden der Fall ist.
                           Das mit salpetersaurem Uranoxyd imprägnirte Papier zeigt eine merkwürdige
                              Eigenschaft; das Uransalz färbt sich unter dem Einfluß des Lichts und wird
                              unauflöslich; es entfärbt sich hernach in der Dunkelheit und wird nach Verlauf
                              einiger Tage wieder auflöslich, um sich neuerdings am Licht zu färben; es reducirt
                              die Gold- und Silbersalze, so lange es gefärbt und unauflöslich ist.
                           Die permanente Wirksamkeit, welche einem Körper durch das Licht ertheilt wurde,
                              äußert ihren Einfluß nicht bloß auf die Gold- und Silbersalze, sondern auch
                              auf mehrere der organischen und unorganischen Substanzen, welche das Licht durch
                              seine directe Wirkung afficirt oder modificirt.
                           So wird ein durch Belichtung wirksam gemachter Körper diese Wirksamkeit durch Contact
                              und in der Dunkelheit auf einen andern Körper, z.B. die Weinsteinsäure
                              übertragen.
                           Das zweifach-chromsaure Kali wird, unter demselben Einfluß, in Wasser
                              unauflöslich, gerade so, als wenn man es der Sonne exponirt hätte; aber der
                              heliographische Judenpech-Firniß und das Guayakharz widerstehen der
                              permanenten Wirksamkeit des mit Uransalz oder mit Weinsteinsäure imprägnirten und
                              belichteten Papiers.
                           Ein befeuchteter und belichteter Kupferstich reproducirt sich sehr gut auf dem
                              empfindlichen Papier; wenn er aber mit einigen Millimetern Wasser bedeckt ist,
                              reproducirt er sich nicht mehr, selbst in einer Auflösung von Uransalz oder
                              Weinsteinsäure.
                           Vermischt man Leim mit einem Uransalz und exponirt ihn dem Licht, so wird er
                              unauflöslich, gerade so als wenn er zweifach-chromsaurem Kali beigemischt
                              gewesen wäre.
                           Ich habe die merkwürdige Thatsache entdeckt, daß die Lichter eines mit Uransalz oder
                              Weinsteinsäure imprägnirten und belichteten Kupferstichs sich sehr gut auf dem mit
                              Chlorsilber präparirten empfindlichen Papier copiren, ohne daß die Schatten die
                              geringste Spur von Wirkung hinterlassen. – Ebenso verhält sich eine mit
                              wässeriger Tinte ausgeführte Zeichnung und ein mit Kienruß geschwärztes
                              Papierblatt.
                           Die Lichtbilder, welche ich der Akademie übergab, wurden von dem sehr geschickten
                              Photographen Victor Plumier gemacht; die Anwendung meines
                              neuen Verfahrens zur Darstellung positiver Copien gelang ihm schon beim ersten
                              Versuch, was mich hoffen läßt, daß dieses Verfahren ohne Schwierigkeit in die Praxis
                              übergehen und einen längst erwünschten Fortschritt realisiren wird.
                           
                           Schließlich will ich ein Verfahren zum Reproduciren der Kupferstiche mittelst Phosphordämpfen mittheilen; durch eine von mir im J. 1847
                              veröffentlichte AbhandlungPolytechn. Journal Bd. CVII S. 58 und
                                    111. ist bekannt, daß diese Dämpfe die Eigenschaft besitzen, sich auf die
                              Schatten, mit Ausschluß der Lichter, zu begeben und daselbst zu verdichten.
                           Man setzt den zu copirenden Kupferstich den Dämpfen langsam in der Luft brennenden
                              Phosphors aus; nur die Schatten imprägniren sich mit Phosphordämpfen; man bringt ihn
                              dann auf einem mit Chlorsilber präparirten empfindlichen Papierblatt an; nachdem der
                              Contact eine Viertelstunde gedauert hat, befindet sich auf dem Papier die Zeichnung
                              des Kupferstichs, aus Phosphorsilber bestehend, welches, wenn es kräftig genug ist,
                              der Einwirkung der mit Wasser verdünnten chemischen Agentien widersteht.
                           Die beste Operationsweise besteht darin, den Kupferstich in einem Kasten anzubringen,
                              gegenüber einem Pappeblatt, dessen Oberfläche mit einer Phosphorstange hinreichend
                              gerieben worden ist, und welches eine der Wände des Kastens bekleidet; man muß bei
                              jeder Operation neu reiben, denn wenn der Phosphor roth ist, bringt er keine Wirkung
                              hervor.
                           Eine Wasserschicht von 1 Centimeter und mehr Dicke hält die Ablagerung oder die
                              Wirkung der Phosphordämpfe nicht auf. Auf das empfindliche Papier wird die Wirkung
                              selbst durch das chinesische Papier hindurch ausgeübt, d.h. wenn man gegen ein Blatt
                              empfindlichen Papiers einen Kupferstich auf chinesischem Papier anbringt und
                              dieselben in dem Kasten gegenüber der phosphorescirenden Wand aufstellt, so wird man
                              ein negatives Bild des Kupferstichs erhalten, wie wenn die Schatten als Schirm
                              functionirt und die Lichter die Phosphordämpfe hindurchgelassen hätten, welche sie
                              auf dem empfindlichen Papier copiren. Setzt man jedoch die Exposition zu lange fort,
                              so copiren die Schatten ebenfalls ihr Bild, und dieses waltet sogar auf dem ganz
                              gefärbten Grunde vor.
                           Der Dampf des Schwefels bringt analoge Wirkungen hervor und gibt eine Copie des
                              Kupferstichs, durch Schwefelsilber gezeichnet; aber dieses Bild ist nicht sehr
                              beständig.