| Titel: | Apparat zum Verbrennen fein zertheilter Brennmaterialien, insbesondere der Sägespäne; von Hrn. Krafft in Straßburg. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXXI., S. 137 | 
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                        XXXI.
                        Apparat zum Verbrennen fein zertheilter
                           Brennmaterialien, insbesondere der Sägespäne; von Hrn. Krafft in Straßburg.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1858, S.
                              10.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Krafft's Apparat zum Verbrennen fein zertheilter
                           Brennmaterialien,
                        
                     
                        
                           Eines der am wenigsten beachteten Brennmaterialien sind die Sägespäne; fast überall
                              wirft man sie weg, so daß in Frankreich ein Verbot erlassen werden mußte, sie ins
                              Wasser der Bäche, Flüsse etc. zu werfen. Dieses Material bleibt sogar an Orten
                              unbenutzt, wo der Kubikmeter Holz 8 bis 14 Francs (der Kubikfuß also 2 bis 3 1/2
                              Sgr.) kostet, oder wo man die Steinkohle von St. Etienne oder aus Rheinpreußen
                              beziehen muß. Die Sägespäne sind jedoch ein sehr gutes und werthvolles
                              Brennmaterial; weil man sie aber nicht zu benutzen versteht, stürzt man sie auf
                              Haufen und läßt sie faulen, oder vergiftet die Flüsse damit, wenn es an Platz zur
                              ihrer Aufbewahrung fehlt. Manche Schneidmühlenbesitzer verbrennen sie in ungeheuren
                              Essen, um die Asche daraus zu erhalten; wegen dieses geringen Gewinnes sind sie aber
                              in steter Gefahr, ihre Mühle in Brand zu stecken.
                           Um diesem Uebelstand abzuhelfen, hat Hr. Krafft einen sehr
                              einfachen Apparat construirt, in welchem die kleinsten oder zertheiltesten
                              Brennmaterialien benutzt und die höchsten Temperaturen damit erzeugt werden
                              können.
                           Fig. 7 ist ein
                              Durchschnitt seines Ofens durch die Mitte,
                           Fig. 8 ein
                              Querdurchschnitt,
                           Fig. 9 ein
                              horizontaler Durchschnitt desselben.
                           Der Apparat besteht aus Umfassungsmauern A, B von
                              beliebiger Form, deren einfachste die länglich-viereckige ist; diese läßt
                              sich auch am leichtesten herstellen. Die eine Wand B ist
                              gewöhnlich schon vorhanden, es ist die eines Dampfkesseloffens oder irgend einer
                              andern Feuerstelle.
                           
                           Das Brennmaterial wird von oben, durch die Oeffnung C
                              eingeführt, und diese wird, sobald nicht geschürt wird, durch den Blechdeckel C' verschlossen; er läßt sich mit Hülfe eines
                              Gegengewichts leicht abheben.
                           In einer gewissen Tiefe erweitert sich der Raum, indem die Mauer A bei a und die Mauer B bei b zurücktritt.
                           Der Boden des Apparates bildet einen Aschenfall und ist mit zwei Oeffnungen D versehen, welche mit Vorsetzern von Ziegelsteinen oder
                              Blech verschlossen werden können. Diese Oeffnungen bleiben während des Betriebes des
                              Apparates verschlossen und werden nur dann geöffnet, wenn Asche und Schlacke
                              herausgezogen werden sollen. Man kann jedoch jeden Vorsetzer mit einer kleinen
                              Oeffnung versehen, um Luft einströmen zu lassen, wenn aus irgend einem Grunde die
                              Verbrennung beschleunigt werden muß.
                           Am vordern Theil des Apparates bemerkt man einen Canal E,
                              welcher durch die ganze Länge des Mauerwerks geht; derselbe ist an beiden Enden mit
                              hölzernen oder eisernen Schiebern geschlossen. Auf diesen Canal laufen mehrere
                              kleinere Canäle f aus, welche mehr oder weniger nahe
                              aneinander liegen. Der Canal E und die Verzweigungen f dienen zum Einströmen der Luft. Die Verbrennung
                              erfolgt im untern Theil des Apparates und die dadurch erzeugten brennenden Gase
                              strömen durch die Oeffnungen G unter den Kessel oder
                              überhaupt in den zu feuernden Raum.
                           Das Brennmaterial verbrennt also zwischen den Oeffnungen f u. G. Oft bilden sich Gewölbe und dann ist
                              der ganze concave Theil des Gewölbes in Gluth; es lösen sich kleine
                              Brennmaterialmassen davon los, welche auf den Boden niederfallen und im Aschenfall
                              verbrennen. Da es aber auch häufig vorkommt daß diese Gewölbe zusammenbrechen, so
                              würde dadurch die Verbrennung gestört oder verzögert werden, wenn nicht die
                              Erweiterungen a und b
                              vorhanden wären, wodurch der Ofen in vollständigem Zuge erhalten wird. Wird die Luft
                              durch das Zusammensinken eines Gewölbes auch verhindert, direct von f nach G zu strömen, so
                              circulirt sie doch alsdann ringsum in dem Apparate und fährt fort das Brennmaterial
                              zu verzehren; eine hohe Esse oder ein Ventilator bewirken in diesem Falle einen
                              ausreichenden Zug, so daß die Verbrennung schon nach wenigen Minuten ihre frühere
                              Intensität wieder erlangt. Die Wände des Ofens müssen freilich immer so hoch seyn,
                              daß durch das Einsinken eines solchen Gewölbes die Oeffnungen G nicht entblößt werden.
                           Die Wirkung des Ofens ist eine ununterbrochene; das Brennmaterial entzündet sich
                              darin leicht und brennt auch leicht fort, weil die untern Wände sehr heiß sind und
                              von allen Seiten Wärme ausstrahlen. Die Verbrennung ist dabei vollständig, weil wegen der vielen
                              Oeffnungen f die brennbaren Gase sich bei der hohen
                              Temperatur sehr innig mit atmosphärischer Luft vermischen. Man kann aber auch mit
                              dem fein zertheilten Brennmaterial solches in großen Stücken zusammen verbrennen. So
                              wurden bei einem Versuche in der Papierfabrik zu Etival mit Sägespänen zugleich
                              Holzscheite verbrannt, und zwar mit gleich gutem Erfolge wie Sägespäne allein. Nach
                              kurzer Zeit werden die feuerfesten Ziegelsteine, welche die Umfassung der Oeffnungen
                              G bilden, weiß glühend, und die Temperatur steigt
                              bei Anwendung trockener Sägespäne auf eine Höhe, die sich zu allen pyrotechnischen
                              Zwecken eignet.
                           Wenn das zu benutzende Brennmaterial ein mineralisches ist, z.B. Kohks, oder frische
                              Steinkohle, so ist es zweckmäßig den Aschenfall mit feuerfesten Sandsteinplatten zu
                              bekleiden und die Oeffnungen D etwas breiter zu machen,
                              um den Herd leicht reinigen zu können. Es muß aber auch die Stärke des Zuges mit der
                              Beschaffenheit des benutzten Brennmaterials und dem zu ereichenden Temperaturgrad im
                              Verhältniß stehen.
                           Ferner ist es einleuchtend, daß die Dimensionen des Apparates nach der zu erzeugenden
                              Wärmemenge und der mehr oder weniger schlechten Beschaffenheit des Brennmaterials
                              abgeändert werden müssen.
                           Da dieser Apparat ein ohne Unterbrechung functionirender ist, seine Wirkung leicht
                              regulirt werden kann, und er die schlechtesten Brennmaterialien, wie abgestorbene
                              Baumblätter, Tannennadeln etc. zu benutzen gestattet, während seine Anlagekosten
                              gering sind, so gewährt er offenbar große Vortheile, wie auch aus folgenden
                              Versuchen hervorgeht.
                           1) Versuche in der Maschinenbauwerkstatt der HHrn. v. Dietrich
                                 zu Reichshofen im Departement des Niederrheins. – Das Brennmaterial
                              bestand aus Sägespänen und aus Spänen von den Hobelmaschinen; die Sägespäne waren zu
                              1/3 fichtene und zu 2/3 eichene, die Hobelspäne zu 1/2 eichene, zu 1/4 fichtene und
                              zu 1/4 von Pappelholz. Die Dauer des Versuchs betrug 15 Stunden, und es wurde mit
                              dem Apparat der Kessel der Dampfmaschine in der Werkstatt wo die Hölzer zerschnitten
                              werden, gefeuert. Der Verbrauch bestand in
                           
                              
                                 1547 Kilogr.
                                 Sägespänen und
                                 
                              
                                   715    „
                                 Hobelspänen.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 2262 Kilogr.
                                 
                                 
                              
                           Die Menge des verdampften Wassers belief sich auf 3680 Liter, welche sehr genau in
                              dem Behälter gemessen wurden, aus welchem die Speisepumpe schöpft. Die Temperatur
                              des Speisewassers betrug 18°C.; die Spannung des erzeugten Dampfes, welche nach jeder
                              halben Stunde beobachtet wurde, war 4,95 oder 5 Atmosphären.
                           Das angewendete Brennmaterial war sehr feucht, und man überzeugte sich, daß man durch
                              ein vorheriges Trocknen desselben, selbst an freier Luft, aus den Sägespänen 38,6
                              und aus den Hobelspänen 27,1 Proc. Wasser hätte entfernen können.
                           Hiernach würde das verbrannte Brennmaterial 791 Kilogr. hygroskopisches Wasser
                              verloren haben, und nimmt man einfach an, daß die zur Verdampfung dieser Wassermenge
                              in dem Herde verwendete Wärmemenge im Stande gewesen wäre eine gleiche Quantität
                              Wasser im Kessel zu verdampfen, so erhielte man:
                           
                              
                                 verbranntes
                                    Brennmaterial    
                                 2262 Kil. – 791 = 1471
                                 
                              
                                 verdampftes Wasser
                                 3680  „    + 791 =
                                    4471
                                 
                              
                           also 3,04 Kil. Wasser auf 1 Kil. Brennmaterial.
                           Bei diesen Resultaten sollte das von dem Dampf mitgerissene Wasser in Rechnung
                              gezogen werden; die Betriebsverhältnisse dieser Maschine gestatteten aber nicht
                              dasselbe zu bestimmen.
                           Die Verdampfung der in diesem feuchten Brennmaterial enthaltenen 731 Kilogr. Wasser
                              verminderte aber nicht nur den Betrag der Verdampfung im Kessel um eben so viel,
                              sondern es wurde dadurch auch die Temperatur der aus dem Herde sich entwickelnden
                              Gase wesentlich verringert. Bei Anwendung eines trockenen Brennmaterials würde daher
                              die Verdampfung weit bedeutender gewesen seyn, als sich aus den Beobachtungen
                              ergibt.
                           2) Versuche mit dem Dampfkessel einer Maschine von 8 bis 10
                                 Pferdekräften bei den HHrn. André und Bertrand zu Straßburg.
                              – Die Maschine betreibt mehrere Kreissägen und Hobelmaschinen.
                           
                              
                                  Das verbrannte  
                                    Material warbloß lufttrocken,und bestand aus:
                                 
                                    
                                    
                                 fichtener Vorkeeichenen Sägespäneneichenen
                                    HobelspänenAbfällen von Eichenholz
                                         
                                 413 Kil. 134  
                                    „  18  
                                    „152   „
                                 
                                    
                                    
                                 717 Kil.
                                 
                              
                           Die Maschine war 10 Stunden lang in Gang, und setzte in Betrieb:
                           zwei Wasserpumpen;
                           drei Kreissägen, von denen zwei groß;
                           zwei Hobelmaschinen für Keile zur Befestigung der Schienen in den Stühlen der
                              Eisenbahnen;
                           zwei Fräsmaschinen.
                           
                           Die Speisung des Kessels erfolgte mit kaltem Wasser (20° C.); der Dampfdruck
                              entsprach 5 Atmosphären.
                           Diese, obgleich unvollkommenen, Versuche beweisen den Werth des fraglichen Apparates
                              hinlänglich.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
