| Titel: | Ueber das Wesen der Wärme; von Prof. G. Decher. | 
| Autor: | Georg Decher [GND] | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXXVII., S. 161 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber das Wesen der Wärme; von Prof. G. Decher.
                        (Fortsetzung von S. 93 des vorhergehenden Heftes.)
                        Decher über das Wesen der Wärme.
                        
                     
                        
                           V.
                              Aequivalenz von Wärme und mechanischer Arbeit.
                           Es bleibt mir sonach zum Schluß noch ein letzter Punkt zu erörtern übrig, welcher in
                              der neuesten Zeit als eine Stütze für die mechanische Wärmetheorie betrachtet zu
                              werden pflegt; dieser Punkt ist der vielfach besprochene und als unfehlbares
                              physikalisches Dogma hingestellte Satz von der Aequivalenz von
                                 Wärme und mechanischer Arbeit. Diese Erörterung wird sich indessen weniger
                              auf die Folgerungen zu erstrecken haben, welche sich aus dem genannten Satze in
                              Betreff des Wesens der Wärme ziehen lassen, als auf die Art und Weise, wie man
                              diesen Satz zu begründen gesucht hat. Denn wenn der genannte Satz auch seine volle
                              Richtigkeit hat (und vom rein speculativen Standpunkte aus kann derselbe, so wie der
                              oben genannte allgemeinere von der Aequivalenz der Wirkungen
                                 überhaupt einstweilen zugelassen werden), so ist daraus gar nicht viel in
                              Betreff des Wesens der Wärme zu schließen, und derselbe ist nichts weniger als ein
                              Beweis für den Bewegungszustand eines warmen Körpers; höchstens könnte derselbe als
                              Argument gegen einen Wärmestoff ohne alle Kräfte dienen, für welchen sich die Körper
                              ganz indifferent verhalten. Sobald aber einem solchen Wärmestoff die erforderlichen
                              Kräfte beigelegt werden, um seine Verbindung mit den Körpern erklären zu können,
                              dann wird es auch einer gewissen Arbeit bedürfen, um ihn einem Körper zu entziehen
                              und einem andern mitzutheilen, und eine gleiche Arbeit wird dieser Wärmestoff selbst
                              bei seinem Uebergang von einem Körper in einen andern leisten, da er bei diesem
                              Uebergang bestehende Gleichgewichtsverhältnisse zu stören und entgegenstehende
                              Kräfte zu überwältigen hat, gerade wie in dem unter I. aufgeführten Bilde das aus
                              einem Gefäß in das andere übertretende Wasser eine Arbeit leistet, gleich
                              derjenigen, welche angewendet werden muß, um es in das erste Gefäß zurückzutreiben.
                              Um so mehr wird dann noch Aequivalenz zwischen Wärme und Arbeit statthaben, wenn das Warmseyn nach meinem Dafürhalten in einer durch das
                              Gleichgewicht von Kräften bedingten Eigenschaft eines
                              Stoffes besteht und das Wärmerwerden in der Aenderung
                              dieser Eigenschaft, d.h. in der Störung dieses Gleichgewichtszustandes und in der
                              Anstrebung eines neuen, wenn also das Wärmermachen eine
                              unmittelbare Arbeitsleistung ist, da das Zurückkehren in
                              den früheren Gleichgewichtszustand nothwendig mit einer gleichen und
                              entgegengesetzten Arbeitsleistung verbunden seyn muß; ganz in derselben Weise, wie
                              die Spannung einer vollkommen elastischen Feder nur eine
                              statische durch Gewicht meßbare Kraft oder Eigenschaft
                              derselben ist, welche nur durch eine bestimmte Arbeit vermehrt, auf einen höhern
                              Grad gesteigert werden kann, und wie diese Spannung beim Herabgehen auf den frühern
                              Grad wieder dieselbe Arbeit in entgegengesetztem Sinne leistet.
                           Es läßt sich demnach aus der Aequivalenz von Wärme und
                                 Arbeit durchaus kein bindender Schluß in Betreff des Wesens der Wärme
                              ziehen, und namentlich ist es zur Erklärung dieser Aequivalenz nicht nothwendig, die
                              Wärme als lebendige Kraft anzunehmen; im Gegentheil hat auch hier gerade diese
                              Annahme am wenigsten Wahrscheinlichkeit für sich, weil dann die von der Wärme
                              geleistete mechanische Arbeit nur in einer Summe von Stößen
                                 bestehen kann (wie denn auch schon der Druck der
                                 Gase nach der Ansicht der HHrn. Krönig und Clausius durch solche Stöße erklärt wird!), und
                              einerseits dazu wieder die widersinnige Annahme vollkommen
                                 elastischer Molecüle vorausgesetzt wird, während sich auf der andern Seite
                              in der ganzen Physik keine Analogie dafür auffinden läßt. Wir sehen daraus, daß
                              selbst hier die Bewegungstheorie allen Boden verliert, wenn man der Sache auf den
                              Grund geht.
                           Was nun den Satz von der Aequivalenz der Wärme und Arbeit
                              selbst betrifft, so habe ich schon bemerkt, daß derselbe vom rein speculativen
                              Standpunkt aus zugelassen werden kann; ich muß nun aber noch hinzufügen, insofern
                              darunter die Arbeit verstanden wird, welche ausschließlich zur
                                 Erzeugung von Wärme verwendet wurde, und umgekehrt die Wärme verstanden
                              wird, welche keine andere Wirkung als die betreffende
                                 mechanische Arbeit hervorgebracht hat und insofern darunter nicht verstanden werden darf, als ob es außer Arbeit und Wärme kein drittes
                              mehr gäbe, als ob jede verzehrte Arbeit als Wärme zum
                              Vorschein kommen, und jede latent gewordene Wärme in
                              Arbeit verwandelt worden seyn müsse. Allein auch mit dieser Beschränkung kann dem
                              Physiker doch nicht zugemuthet werden, einen vom speculativen Standpunkt als
                              wahrscheinlich erkannten Satz, auch als physikalische Wahrheit anzunehmen? Dazu gehört doch,
                              daß derselbe entweder durch zuverlässige Versuche bestätigt ist, oder aus andern
                              durch die Erfahrung bestätigten Sätzen mittelst zwingender Schlüsse abgeleitet
                              werden kann? So weit sind wir aber mit dem Satze von der Aequivalenz von Wärme und
                              Arbeit noch lange nicht. Man ist noch nicht einmal so weit gekommen, das Wärme-Aequivalent für Arbeit festzustellen, und
                              damit zu beweisen, daß durch dieselbe Arbeit unter allen Umständen gleich diel Wärme
                              erzeugt wird (es differiren schon die Versuche, bei welchen Wärme immer durch Reibung erzeugt worden ist, mehr als zulässig), noch viel
                              weniger aber hat man einen experimentellen Beweis für den umgekehrten Satz, daß die Wärme-Einheit wieder gerade so viele Arbeit
                                 leistet, als erforderlich ist, um die Wärme-Einheit zu erzeugen. Nur
                              mit Hülfe neuer Hypothesen und falscher Schlüsse hat man aus der durch erwärmte Luft
                              geleisteten Arbeit als Arbeitsäquivalent der Wärme oder
                              wie es gewöhnlich genannt wird, als mechanisches Aequivalent
                                 der Wärme eine Zahl zusammengerechnet, welche ungefähr mit dem von Joule als Mittelwerth aus
                              mehreren Versuchsresultaten gegebenen Wärmeäquivalent, der Arbeit übereinstimmt;
                              außer dieser Zahl hat man aber bis jetzt sehr wenig aus jenem Satz von der
                              Wärme-Aequivalenz ableiten können, was mit der Erfahrung übereinstimmt. Demungeachtet wird den betreffenden Arbeiten eine
                              große Bedeutung beigelegt, und ich fühle mich deßhalb im Interesse der Wissenschaft
                              verpflichtet, wenn vielleicht auch der einzige Opponent, mein Bedenken über
                              dieselben auszusprechen.
                           Als ich meine Beleuchtung der Kupffer'schen Ableitung des
                              mechanischen Wärmeäquivalentes schrieb, war mir die von Person
                              Comptes rendus, December 1854, Nr. 24. gegebene Bestimmung dieser Größe aus der Arbeit der atmosphärischen Luft
                              nicht bekannt, da mir die Comptes rendus nicht
                              regelmäßig zur Einsicht zu Gebote stehen. Dieselbe Formel, welche Person anwendet, nur anders begründet und mit etwas
                              anderen Zahlenwerthen berechnet, hat übrigens schon Clausius vier Jahre früher in der zweiten Hälfte seiner Abhandlung:
                              „Ueber die bewegende Kraft der Wärme u.s.f.“ in
                              Poggendorff's Annalen Bd. LXXIX S. 500, zur Bestimmung jenes Zahlenwerthes
                              gebraucht; allein die Begründung oder Ableitung der Grundbeziehungen zwischen der
                              Wärmemenge, welche ein Gas aufnimmt und der Aenderung seines Zustandes in der ersten
                              Hälfte dieser Arbeit, war, wie ich nachher zeigen werde, nicht geeignet, mich zur
                              weiteren Beachtung der zweiten Hälfte zu veranlassen. Person hat sich, scheint
                              es mir, für jene Formel nur bündigere Gründe zu recht gemacht, welche sich ohne
                              Hülfe der Analysis ausdrücken lassen und nun so allgemein als vollkommen richtig
                              angenommen werden, daß Niemand an dem von ihm erhaltenen Resultat zu zweifeln wagt.
                              Ich will daher zunächst diese Gründe beleuchten, daran einige weitere Bemerkungen
                              über die Aequivalenz von Wärme und Arbeit knüpfen, und zum Schluß noch die erwähnte
                              Arbeit von Clausius, so wie die darauf sich beziehende
                              von HoppePoggendorff's
                                    Annalen Bd. XCVII S. 30. besprechen.
                           
                              
                                 a.
                                 
                              Person stützt sich bei der Begründung seiner Formel
                                 auf zwei Sätze, welche er als unangreifbar festgestellt erachtet, von denen aber
                                 der eine im Princip nicht nur unrichtig, sondern
                                 sogar unmöglich, und der zweite eine noch zu
                                 beweisende Hypothese ist.
                              Der erste Satz soll sich auf Versuche von Joule und
                                 Regnault stützen und lautet: „Wenn sich
                                    Luft ausdehnt, ohne eine äußere Arbeit zu leisten, so nimmt sie in wenig
                                    Augenblicken ihre ursprüngliche Temperatur wieder an, und enthält,
                                    ungeachtet ihrer Ausdehnung, weder mehr noch weniger Wärme als zuvor....
                                    Wenn man daher einen Kubikmeter Luft von 0° auf 1° erwärmt,
                                    ohne daß sich derselbe ausdehnen kann, und setzt sie dann in Verbindung mit
                                    einem leeren Raum, so hat man noch dieselbe Temperatur und dieselbe
                                    Wärmemenge, ungeachtet der Ausdehnung.“
                                 
                              Dieser Satz ist allerdings eine nothwendige Folge der Aequivalenz von Wärme und
                                 Arbeit um jeden Preis, einer Theorie, welche außer Wärme und Arbeit kein Drittes
                                 kennt, welche sich z.B. gar nicht darum kümmert, ob und wieviel Arbeit bei der
                                 Wärmeerzeugung durch Reibung, Stöße u. dgl. für die Erzeugung von Schwingungen
                                 der Körpertheilchen, welche sich in die Erde fortpflanzen, verloren geht; diese
                                 Theorie macht den einfachen Schluß: „Wenn die ausgedehnte Luft wieder
                                    zur Ruhe gekommen ist, so hat sich auch alle Bewegung derselben wieder in
                                    Wärme verwandelt; es ist also in derselben wieder dieselbe Wärme vorhanden,
                                    wie vor der Ausdehnung.“
                                 
                              Dabei wäre übrigens noch denkbar, daß sich mit der Ausdehnung die Wärmecapacität
                                 der Luft ändere; allein aus Gott weiß welchen Gründen schließt man, daß der als
                                 Wärme sich kund gebende Bewegungszustand der Gasmolecüle nach dieser Ausdehnung wieder derselbe
                                 seyn muß, wie vor derselben, daß also auch die Temperatur wieder dieselbe seyn
                                 muß, wie zuvor. Der Person'sche Satz führt aber zu
                                 dem absurden Ergebniß, daß in einem geschlossenen Raum, in welchem die Luft
                                 durch fortwährende Ausdehnung nach Art der bei der Luftpumpe stattfindenden, so
                                 weit man es sich nur denken kann, verdünnt worden ist, wenn nur vorausgesetzt
                                 wird, daß vor jeder neuen Ausdehnung der Gleichgewichtszustand eingetreten sey,
                                 immer dieselbe Temperatur herrscht, wie vor der Ausdehnung, ohne daß Wärme von
                                 außen eindringt, daß es also zuletzt in einem Räume noch
                                    eine Temperatur von beliebigem Grade geben kann, ohne daß etwas Materielles
                                    in demselben vorhanden ist!
                                 Ein Thermometer unter dem Recipienten einer Luftpumpe oder selbst in der
                                       Torricelli'schen Leere wird allerdings
                                       eine bestimmte Temperatur angeben; diese ist aber nicht die Temperatur
                                       des leeren Raumes, sondern seine eigene, die aus dem Gleichgewicht der
                                       Wärmestrahlung zwischen ihm und den ihn umgebenden Stoffen
                                       hervorgeht. Es wäre nach jenem Satze auch gar nicht einzusehen, warum unsere
                                 Atmosphäre in den höhern Schichten nicht wenigstens eben so warm ist, als in den
                                 untern (da das Wärme-Ausstrahlungs-Vermögen der Luft nur sehr
                                 gering seyn kann), und warum sich die Luft nicht ins Unendliche ausdehnt und
                                 ganz von der Erde entfernt. Derselbe Satz führt noch zu der weitern Folgerung,
                                 daß die eigentliche Wärmecapacität der Gase, die Wärmecapacität bei constantem
                                 Volumen, von der Dichte und Spannung unabhängig ist; es kann darnach die Wärme,
                                 welche ein Gas besitzt und bei der Temperatur-Erhöhung aufnimmt, nur
                                 etwas seyn, was an den einzelnen Gasmolecülen haftet und sich mit denselben
                                 verbindet (also ein unmittelbarer Wärmestoff?!); es
                                 ist kein Grund denkbar, warum diese eigentliche Wärmecapacität dann eine andere
                                 werden soll, wenn das Gas durch einen hinreichend großen Druck in den flüssigen
                                 Zustand zurückgeführt wird, und selbst durch Abkühlung in den festen übergeht,
                                 und warum dieß Alles bei Dämpfen, den entsprechenden Flüssigkeiten und festen
                                 Stoffen, z.B. bei Wasserdampf, Wasser und Eis anders seyn soll, da jene
                                 eigentliche Wärmecapacität (bei constantem Volumen) jedenfalls auch von der
                                 etwaigen innern Arbeit unabhängig seyn muß.
                              Doch was helfen alle diese rationellen Widerlegungen; Hr. Person erklärt, daß jener Satz durch Versuche von Regnault unzweifelhaft festgestellt sey. Es ist
                                 möglich, daß Hr. Person durch directe Mittheilung
                                 darüber mehr erfahren hat, als was bis jetzt von Regnault veröffentlicht wurde; ich kann mich nur an die von letzterem
                                 veröffentlichten Angaben halten, die sich auf den obigen Satz beziehen, und
                                 diese bestehen meines Wissens nur in den Beispielen, welche Regnault in dem letzten an die französische Akademie
                                 erstatteten Bericht über seine Arbeiten angeführt hatComptes rendus, April 1833, Nr. 16;
                                       polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
                                          288., um die Unzulänglichkeit der früheren Theorien von Carnot und Clapeyron darzuthun, aus denen
                                 Regnault selbst aber keine bestimmte Folgerung
                                 zieht. Das auf den Person'schen Satz bezügliche
                                 Beispiel lautet dort wörtlich:
                              
                                 „1) Eine Gasmasse von 19 Atmosphären Druck ist in einem Raum
                                    eingeschlossen, dessen Inhalt man rasch verdoppelt; der Druck sinkt auf 5
                                    Atmosphären.“
                                 
                              
                                 „2) Zwei Behälter von gleichem Inhalt sind in denselben Calorimeter
                                    gebracht; der eine ist mit Gas von 10 Atmosphären gefüllt, der zweite ist
                                    vollkommen luftleer. Man stellt rasch die Verbindung zwischen den zwei
                                    Behältern her; das Gas verbreitet sich in einen doppelten Raum und der Druck
                                    vermindert sich gleichfalls auf 5 Atmosphären.“
                                 
                              
                                 „Bei diesen zwei Versuchen befindet sich also das Gas am Anfang und am
                                    Ende in ganz gleichen Zuständen, dabei sind aber die Resultate hinsichtlich
                                    der Wärme ganz verschieden; denn während man beim ersten Versuch eine
                                    beträchtliche Abkühlung beobachtet, zeigt beim zweiten der Calorimeter nicht
                                    die geringste Temperaturveränderung.“
                                 
                              Ich muß gestehen, daß ich nicht weiß, wie diese beiden Versuche sich unter sich
                                 und mit dem Person'schen Satz vereinigen lassen
                                 sollen, da für diesen nur der zweite Versuch spricht, während der erste ihm
                                 direct entgegensteht. Bei diesem Versuch wird das Volum des Gases rasch, also so
                                 schnell als möglich (ideell auch so schnell als denkbar, schneller als das Gas
                                 folgen kann?) verdoppelt, und zwar durch eine äußere Ursache, die in dem
                                 „man“ enthalten ist;
                                 offenbar dehnt sich demnach hier das Gas doch auch in den doppelten Raum aus,
                                 ohne eine äußere Arbeit zu leisten; es kommt nur
                                 in eine starke Bewegung, welche wie bei dem zweiten Versuche mit einem
                                 Gleichgewichtszustande endigt, ohne daß aber die Bewegung wieder in die
                                 ursprüngliche Wärmemenge umgesetzt wird; denn Regnault sagt, es werde bei diesem Versuche eine beträchtliche Abkühlung beobachtet, obgleich dabei nicht einmal auf
                                 die von außen eingedrungene Wärme Rücksicht genommen wird. Mit dieser
                                 Beobachtung kann übrigens die angegebene Spannung von 5 Atmosphären nicht
                                 vereinbart werden, da diese nach dem Mariotte'schen
                                 Gesetze nur bei unveränderter Temperatur statthaben könnte.
                              
                              Bei dem zweiten Versuche wird das Volum des Gases dadurch verdoppelt, daß man es
                                 in ein zweites vollkommen (?) luftleeres Gefäß einströmen läßt (wahrscheinlich
                                 durch eine Verbindungsröhre von nicht sehr großem innern Durchmesser, wodurch
                                 die Geschwindigkeit vermindert, Reibung und durch diese wieder Wärme erzeugt
                                 wird?), das mit dem ersten sich in einem Kalorimeter befindet, also so, daß
                                 beide von einer bestimmten Menge Wassers umgeben sind; hier nun zeigt sich, sagt
                                 Regnault, nach der Ausdehnung des Gases nicht die
                                 geringste Temperaturveränderung im Calorimeter, und auf diesen Versuch, welcher
                                 den von Joule angestellten ähnlich ist, stützt sich
                                 offenbar der Person'sche Satz. Aber abgesehen davon,
                                 daß es Regnault bei diesem Beispiel mit seinen
                                 Ausdrücken nicht so gar genau zu nehmen scheint, wie der Widerspruch zwischen
                                 der Abkühlung und der Spannung von 5 Atmosphären, und das vollkommen luftleere Gefäß andeutet, darf weder diesem noch ähnlichen
                                 Versuchen ein entscheidendes Gewicht beigelegt werden, weil bei denselben die
                                 Temperaturverminderung des Wassers im Calorimeter nur eine sehr kleine seyn
                                 kann, so daß sie sehr leicht durch die äußeren Einflüsse unwahrnehmbar wird.
                                 Nehmen wir z.B. an, das Gas von 10 Atmosphären Druck sey trockene atmosphärische
                                 Luft, nehme einen Raum von 1 Kubikdecimeter ein und habe wie das umgebende
                                 Wasser des Kalorimeters eine Temperatur von 20° C., so wiegt dasselbe
                                 etwas über 12 Gramme. Sollen nun die beiden Gefäße, welche würfelförmig und in
                                 dem Calorimeter dicht an einander gestellt seyen, nur von einer 3 Centimeter
                                 dicken Wasserschichte von allen Seiten umgeben seyn, so muß der Calorimeter 26
                                 Centim. Länge, 16 Centim. Breite und Tiefe, also einen Inhalt von 6,656
                                 Kubikdecimeter haben, und daher nach Abzug des Inhalts der Gefäße noch 4,656
                                 Kubikdecimeter oder 4647 Gramme Wasser von 20° enthalten. Nehmen wir
                                 ferner an, jene 12 Gramme Luft würden durch die Ausdehnung in den doppelten Raum
                                 ohne äußern Wärmezufluß um 50° C. abgekühltNach der Poisson'schen Formel (Traité de mechnique, t. II §.
                                       638), welche übrigens auch Clausius und Redtenbacher aus ihren Theorien ableiten, und
                                       auf welche ich deßhalb zurückkommen werde, sollte sich freilich jede
                                       Luftmenge von beliebiger Dichte und Spannung
                                       von 20° C. auf – 54°, also um 74° abkühlen
                                       und dabei ihre Spannung auf 37 1/3 Proc. also z.B. von 10 Atmosph. auf
                                       3,73 Atmosph. vermindern, wenn sie sich ohne Wärmeaufnahme in den
                                       doppelten Raum ausdehnt!, und es werde dann durch den aus dem Wasser des Calorimeters
                                 stattfindenden Wärmezufluß die ursprüngliche Temperatur wieder hergestellt, so
                                 wird dadurch diesem Wasser soviel Wärme entzogen werden, als nöthig ist, um 12
                                 Gramme Luft bei constantem Volumen um 50° C. zu erwärmen, d. i. 12 × 50
                                 × 0,1686 = 101,16 Wärmeeinheiten (die zur Erwärmung von 1 Gr. Wasser um
                                 1° C. erforderliche Wärme als Wärmeeinheit angenommen, und die von Person angewendete specifische Wärme der Luft bei
                                 constantem Volumen als richtig vorausgesetzt); durch diesen Wärmeverlust wird
                                 aber die Temperatur von 4647 Gr. Wasser nur um 1/46
                                 Grad vermindert, und dabei sind die Gefäße
                                 selbst, welche bei einer Spannung von 10 Atmosphären nicht sehr schwach seyn
                                 dürfen, noch nicht einmal mitgerechnet. Während daher der erste Versuch dem Person'schen Satze direct und entscheidend
                                 entgegensteht, weil für die beobachtete beträchtliche
                                    Abkühlung kein anderer Grund vorhanden ist, als die ohne äußere Arbeit eingetretene Ausdehnung des Gases,
                                 kann der zweite negative Versuch, bei welchem keine Abkühlung bemerkt wurde,
                                 weil sie in der Masse des Wassers und der Gefäße verschwindet, doch gewiß nicht
                                 als eine unzweifelhafte Bestätigung desselben angesehen werden. Der zweite Satz,
                                 auf welchen sich Person stützt, ist die Laplace'sche Hypothese, daß die Schallschwingungen
                                 der Luft durch abwechselnde Verdichtung und Verdünnung derselben eine
                                 augenblickliche Aenderung der Temperatur erzeugen, vermöge welcher die Spannung
                                 der Luft sich nach einem andern, als dem einfachen Mariotte'schen Gesetze ändert, und daß die Abweichung von diesem
                                 Gesetze dem Verhältniß der Wärmecapacitäten der Luft bei constantem Drucke und
                                 bei constantem Volumen proportional ist, weil (oder wenn?) die Vibrationen so
                                 schnell auf einander folgen, daß die in den comprimirten Lufttheilchen erzeugte
                                 freie Wärme nicht Zeit hat, sich den nächsten weniger comprimirten Lufttheilchen
                                 mitzutheilen. – Dieser Satz ist zwar auch von allen Physikern als eine
                                 nicht zu bezweifelnde Wahrheit anerkannt; er ist aber in Wirklichkeit bis jetzt
                                 auch noch nichts, als eine sinnreiche Hypothese, die noch
                                    durch keine Erfahrung bestätigt worden; denn die ungefähre Uebereinstimmung jenes nach dieser Ansicht aus der
                                 Schallgeschwindigkeit abgeleiteten Verhältnisses der beiden Wärmecapacitäten der
                                 Luft mit den von Clément und Deformes, Gay-Lussac und Welter gefundenen Werthen kann
                                 doch gewiß nicht als eine Bestätigung jener Hypothese angesehen werden, und am
                                 wenigsten von denen, welche der neuen Wärmetheorie zugethan sind, wenn sie
                                 erwägen, daß die zuletzt genannten Werthe nicht einmal Ergebnisse directer
                                 Versuche sind, sondern aus nichts weniger als zuverlässigen
                                 Compressions-Versuchen herausgerechnet wurden, und zwar unter
                                 Zugrundlegung der frühern Ansicht von der Wärme, nach welcher der Wärmegehalt
                                 einer Gewichtseinheit Luft nur eine Function von je zwei der drei
                                 Veränderlichen: Temperatur, Spannung und Dichte, und daher immer und nur derselbe ist, wenn diese
                                 beiden Veränderlichen wieder dieselben Werthe haben, was gerade durch den ersten Person'schen Satz und überhaupt durch die Annahme
                                 einer Aequivalenz von Wärme und Arbeit widersprochen wird.
                              Doch wozu sage ich das Alles? Es will ja ohnehin Niemand jene quasi experimentellen Werthe als gültig anerkennen,
                                 und Regnault selbst sagt ausdrücklich, die
                                 specifische Wärme der Gase bei constantem Druck sey die einzige, welche bisher
                                 eine directe experimentale Bestimmung gestattete.Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
                                          292. Woraus schließt man denn nun die Richtigkeit der Laplace'schen Hypothese? Aus ihrer innern Nothwendigkeit oder
                                 Wahrscheinlichkeit? Auch diese wird sehr gering, wenn man erwägt, daß in den
                                 Formeln, nach welchen unter Zugrundlegung jener Hypothese die
                                 Schallgeschwindigkeit bestimmt worden, sehr kleine Geschwindigkeiten der
                                 schwingenden Lufttheilchen (Duhamel sagt in seinem
                                 Cours de méchanique Bd. II S. 290 und
                                 292, extrêmement petits) vorausgesetzt werden
                                 und daß demnach die Ausweichungen dieser Theilchen aus ihrer Gleichgewichtslage
                                 noch viel kleiner werden müssen, daß also nach dieser Voraussetzung gemäß des
                                 bei den Gasen anzunehmenden Abstandes der einzelnen Gasmolecüle von eigentlichen
                                 Verdichtungen und Verdünnungen und daraus hervorgehenden
                                 Temperatur-Veränderungen kaum die Rede seyn kann; wenn man ferner
                                 beachtet, daß diese Aenderungen der Dichte ebensowohl bei den longitudinalen
                                 Schwingungen fester Körper stattfinden, und daß damit in gleicher Weise eine
                                 augenblickliche Temperatur- und Elasticitäts-Aenderung verbunden
                                 seyn müßte, und wenn man zuletzt noch erwägt, daß der Einfluß der
                                 Temperaturänderung, wie er nach der Laplace'schen
                                 Formel bemessen wird, hauptsächlich von der Annahme abhängt, es werde von der
                                 durch die Verdichtung erzeugten Wärme nicht das
                                    Geringste an die vorhergehenden oder nachfolgenden Schichten abgegeben,
                                 daß der genannte Einfluß demnach sehr wohl durch die Vibrationsdauer modificirt
                                 werden kann, da es bei jener Annahme darauf ankommt, wie schnell die
                                 Verdichtungen und Verdünnungen auf einander folgen, und daß folglich die
                                 Nothwendigkeit der gleich-geschwinden Fortpflanzung für hohe und tiefe
                                 Töne und für Kanonenschläge, durch welche man die Schallgeschwindigkeit bestimmt
                                 hat, nicht eingesehen werden kann.
                              Aber auch abgesehen davon, sollten sich doch die Anhänger der mechanischen
                                 Wärmetheorie erinnern, daß die Laplace'sche Formel
                                 ganz so wie die oben erwähnte Berechnung des Verhältnisses der beiden
                                 Wärmecapacitäten der Luft auf der frühern Ansicht von der Wärme beruht, und daß
                                 dieses
                                 Verhältniß selbst, welches in der Laplace'schen
                                 Theorie eine so wichtige Rolle spielt, für die mechanische Wärmetheorie gar
                                 keine Bedeutung hat, da jene Wärmecapacitäten nach dieser ziemlich heterogene
                                 Begriffe sind; die specifische Wärme bei constantem Volumen ist eine Größe,
                                 welche von der Natur des Gases abhängt; die bei constantem Druck ist eine Zahl,
                                 welche aus der vorhergehenden und dem Wärmeäquivalent für die Arbeit des Gases,
                                 wenn es sich bei constantem Druck ausdehnt, also aus zwei Größen zusammengesetzt
                                 ist, die auch in gar keiner Beziehung zu einander
                                    stehen, deren Verhältniß also auch von gar keiner Bedeutung seyn kann.
                                 Endlich aber sollten sich die Physiker überhaupt erinnern, daß die Laplace'sche Hypothese zunächst auf der vollkommenen Richtigkeit des Mariotte'schen Gesetzes beruht, an welcher früher Niemand zweifelte,
                                 daß sich aber in der neuern Zeit, seit Regnault's genauem Versuchen über die Dichtigkeit und
                                 Spannkraft der Gase, gegen jene vollkommene Richtigkeit wesentliche Bedenken
                                 erhoben haben, und zwar nicht nur in Betreff der condensirbaren Gase, sondern
                                 selbst der permanentesten, wie atmosphärische Luft, Stickstoff- und
                                 selbst Wasserstoffgas. Und wie gering auch diese Abweichung von dem M. Gesetze
                                 seyn mag, wenn sie dem Druck proportional zunimmt,
                                 wie Regnault sagtPoggendorff's Annalen, Bd. LXVII S. 534., so wird sie jedenfalls mit der aus der Compressions-Wärme
                                 entspringenden Abweichung vergleichbar und führt in die Formel für die
                                 Fortpflanzung der Luft-Schwingungen einen von dem Verhältniß der
                                 Wärmecapacitäten gänzlich verschiedenen Factor ein, welcher den Ausdruck für die
                                 Schallgeschwindigkeit wesentlich modificiren muß.
                              Wie kann man nun die zufällige Uebereinstimmung zweier Zahlen, der Joule'schen und der Person'schen, von welchen die zweite aus einer hypothetischen Formel
                                 gerechnet ist und zwar mit Zahlenwerthen, von denen der wichtigste wieder aus
                                 einer hypothetischen Formel erhalten wurde, die noch dazu auf einer ganz anderen
                                 Ansicht von der Wärme beruht, als eine Bestätigung
                                 des Princips der Aequivalenz von Wärme und Arbeit betrachten?!
                              Wenn Hr. Person uns doch wenigstens nachgewiesen
                                 hätte, daß seine von Clausius entlehnte Formel:
                              A = αH/p(C–c)'
                                 
                              für alle Gase denselben Werth
                                 als mechanisches Wärmeäquivalent gibt, wie wir doch sollten erwarten dürfen,
                                 wenn wir die Gefälligkeit haben, seine Begründung dieser Formel mit
                                 Stillschweigen hinzunehmen und die Richtigkeit der Laplace'schen Hypothese zuzugeben! Statt dessen berechnet derselbe
                                 jenen Werth nur mit den Zahlenwerthen für atmosphärische Luft, und fügt dann die
                                 Bemerkung bei: „Beachten wir, daß p (C – c) die
                                    Differenz der beiden Wärmecapacitäten bei gleichem
                                       Volumen ist; aber nach Dulong ist diese
                                    Differenz dieselbe für alle einfachen und zusammengesetzten Gase. Dieß
                                    verträgt sich sehr gut mit der Vorstellung von der Unveränderlichkeit,
                                    welche man mit dem mechanischen Aequivalent der Wärme verbindet. Da indessen
                                    Hr. Regnault bewiesen hat, daß α nicht genau für alle Gase gleich ist,
                                    so folgt daraus, daß sich p (C – c)
                                    proportional um eine kleine Größe ändern muß.“
                                 
                              Also 20 Monate nachdem Hr. Regnault in dem
                                 obengenannten Bericht seine Versuche über die specifische Wärme der Gase der
                                 Akademie vorgelegt und darin die früher angenommenen Zahlenwerthe wesentlich
                                 corrigirt hat, erlaubt sich Hr. Person, sich noch auf
                                 jenes von Dulong angenommene Gesetz zu berufen,
                                 (wiewohl nur bedingungsweise, weil α nicht
                                 für alle Gase gleich ist), um seinen Satz an der einzigen Stelle, wo derselbe
                                 einer Art von Prüfung unterworfen werden kann, schnell in Sicherheit zu
                                 bringen!
                              Von einer strengen Controle jener Formel kann natürlich wegen des Mangels der
                                 Wärmecapacitäten bei constantem Volum ohnehin keine Rede seyn; wenn wir aber die
                                 Laplace'sche Hypothese zulassen, so müssen wir
                                 auch die von Dulong nach dieser Hypothese bestimmten
                                 Werthe des Verhältnisses: γ = C/c zulassen, welche er
                                 unabhängig von der specifischen Wärme C durch
                                 Versuche mit Pfeifen erhalten hat. Nehmen wir dazu noch die von Regnault gefundenen Werthe von α und C, so können wir leider nur
                                 an den nachfolgenden 4 Gasen die Person'sche Formel prüfen, und zwar ergeben
                                 sich mit den beigesetzten Werthen von α, C
                                 und γ folgende Werthe für A:
                              
                                 
                                    Namen der Gase.
                                       αNach Regnault, Poggendorff's Annalen
                                             Bd. LVII S. 146.
                                      CNach Demselben, polytechn. Journal
                                             Bd. CXXVIII S.
                                                295.
                                      γNach Dulong. in Pouillet's
                                             Éléments de
                                                physique
                                      A
                                    
                                 
                                    Wasserstoffgas
                                    0,00366  
                                    0,2356  
                                    1,407  
                                    437
                                    
                                 
                                    atmosphärische Luft
                                    0,00367
                                    0,2377
                                    1,421
                                    424
                                    
                                 
                                    Kohlenoxydgas
                                    0,00367
                                    0,2399
                                    1,428
                                    415
                                    
                                 
                                    kohlensaures Gas
                                    0,00371
                                    0,3308
                                    1,339
                                    360
                                    
                                 
                              
                              Man findet also unter dieser kleinen Zahl von Gasen schon eine hübsche Auswahl
                                 für das A, und wer auf das kohlensaure Gas sich
                                 stützend das Mayer'sche Aequivalent = 360 M. Kilogr.
                                 als richtig annimmt, ist ebenso im Recht, als wer mit Hrn. Person an die atmosphärische Luft sich hält und das Joule'sche Aequivalent gelten läßt.
                              Wir sehen daraus, daß schon die Gase weit entfernt davon sind, das Princip von
                                 der Aequivalenz der Wärme und Arbeit in der Auffassung zu bestätigen, daß wenn Wärme verschwinde oder latent werde, immer ein
                                    bestimmtes Aequivalent an innerer oder äußerer Arbeit dafür geleistet
                                    werde, da bei den Gasen und Dämpfen, ob sie dem Mariotte'schen Gesetze folgen oder nicht,Ich werde auf diesen Punkt, welchen sich Hr. Clausius überall als Hinterthüre offen hält, zurückkommen. von einer innern Arbeit keine Rede seyn kann.
                                 Noch stärker aber würden wahrscheinlich die Widersprüche bei den flüssigen und
                                 festen Stoffen ausfallen, wenn wir nur das Geringste über die freie Wärme dieser
                                 Stoffe wüßten. Darin sind wir nun nach der mechanischen Wärmetheorie völlig
                                 rathlos. Früher hatte ein Kilogramm Wasser von 100° auch 100
                                 Wärmeeinheiten mehr freie Wärme, als die gleiche Quantität bei 0° (wenn
                                 wir von der kleinen Aenderung der Wärmecapacität von 0° bis 100°
                                 absehen); ein Kilogramm Wasserdampf von 100° und 0m,76 Spannung enthielt 100 freie und 536
                                 latente Wärmeeinheiten mehr als 1 Kilogramm Wasser von 0°, u.s.f. Nach
                                 der neuen Ansicht muß das Kilogramm Wasser von 100° jedenfalls weniger
                                 als 100 freie Wärmeeinheiten über 0° enthalten, und ein Kilogramm
                                 Wasserdampf, dessen specifische Wärme bei constantem Druck nur 0,475 von der des
                                 Wassers ist, wird daher bei 100° höchstens 30 bis 40 freie W. E.
                                 enthalten; seine eigentliche latente Wärme beträgt demnach an 600 W. E., und
                                 diese Wärmemenge muß in innere und äußere Arbeit verwandelt worden seyn. Nun
                                 beträgt aber die äußere Arbeit, welche bei der Verwandlung von 1 Kilogramm
                                 Wasser von 0° in Dampf von 100° geleistet wird, höchstens 1700
                                 × 103 Decimeter-Kilogramme oder 170 × 103 = 17510
                                 Mtr.-Kilogr. Es sollen aber 600 W. E. nach dem Person'schen Aequivalent 254400 M. Kilogr. Arbeit leisten; es müßten
                                 also zur Ueberwindung der Cohäsion der Wassertheilchen in 1 Kilogr. Wasser
                                 236890 M. Kilogr. innere Arbeit nothwendig seyn, oder mit andern Worten, es
                                 würden bei dieser Verwandlung per W. E. 29 M. K.
                                 äußere und 395 M. K. innere Arbeit geleistet!!
                              Ein noch viel größerer, ich denke selbst der größtmögliche Widerspruch gegen den oben
                                 ausgesprochenen Satz entspringt aber aus dem Uebergang des Wassers in den festen
                                 Aggregatzustand, denn hier sehen wir, daß auch durch
                                    Entziehung von Wärme eine äußere Arbeit und zwar eine ziemlich beträchtliche Arbeit geleistet werden kann, daß man von
                                 einem Kilogr. Wasser, welches durch Abkühlung in Eis verwandelt wird, noch außer
                                 dieser beträchtlichen Arbeit, von welcher ich übrigens nicht weiß, ob sie schon
                                 in Zahlen ausgedrückt worden ist, noch an 80 W. E. durch Entziehung mittelst
                                 eines kälteren Körpers gewinnen und dadurch neue Arbeit erzielen kann, nach Person an 33920 M. Kilogr ! Soll hier etwa auch ein
                                 dieser Arbeit entsprechendes Aequivalent an Wärme verbraucht oder latent
                                 geworden seyn? Und kann überhaupt jenes Princip von der ausschließlichen
                                 Aequivalenz der Wärme und Arbeit noch schlagender widerlegt werden, als es durch
                                 diese bekannte Erscheinung geschieht, die wir nur im umgekehrten Sinne dürfen
                                 stattfinden lassen, indem wir einen Eiscylinder zum Schmelzen bringen, um für eine bedeutende Menge latent gewordener Wärme noch
                                    einen Arbeitsverlust zu erhalten?
                                 
                              Es muß zugegeben werden, daß je nach Umständen eine Verwandlung von Wärme in
                                 Arbeit und umgekehrt stattfindet; daß aber diese Verwandlung immer stattfindet,
                                 daß jede latent gewordene Wärme als Arbeit oder jede verlorene Arbeit als Wärme
                                 zum Vorschein kommen muß, ist nicht wahr, und daß, wenn sie stattfindet, ein
                                 constantes Aequivalent eingehalten wird, ist nicht bewiesen.
                              
                                 
                                    (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)