| Titel: | Ueber Donny's Lampe zum Brennen der schweren Oele, welche man durch Destillation des Steinkohlentheers, der bituminösen Schiefer etc. gewinnt; Bericht von Hrn. A. Masson. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XLV., S. 190 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLV.
                        Ueber Donny's Lampe zum Brennen der schweren Oele, welche
                           man durch Destillation des Steinkohlentheers, der bituminösen Schiefer etc. gewinnt;
                           Bericht von Hrn. A.
                              Masson.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Februar 1858, S. 83.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ueber Donny's Lampe zum Brennen der schweren Oele.
                        
                     
                        
                           Hr. Donny, Professor der Chemie zu Gent in Belgien,
                              hauptsächlich durch seine Untersuchungen über die Verfälschungen der Mehlsorten in
                              weiteren Kreisen bekannt, hat eine neue Lampe construirt, um als Leuchtmaterial die
                              wenig flüchtigen Oele zu brennen, welche man in so großer Menge bei der Destillation
                              der Steinkohlen oder der bituminösen Schiefer gewinnt.
                           
                           Bei der Steinkohlengasfabrication erhält man bekanntlich eine große Menge Theer,
                              welchen man vor einigen Jahren noch unter den Retorten zu brennen versuchte; dabei
                              erfolgte aber dessen Verbrennung nur unvollständig, sie war so zu sagen nur ein
                              Mittel, um in der Atmosphäre und durch die Schornsteine Ruß zu verbreiten, dessen
                              Anhäufung sehr belästigte. Gegenwärtig destillirt man den Theer, um wesentliche Oele
                              zu erhalten, woraus man das Benzin, Essenzen für die Parfümerie und Farbstoffe
                              (Pikrinsäure) gewinnt. Den Kautschukfabriken liefern die Gasanstalten hauptsächlich
                              das Auflösungsmittel für das Federharz. Endlich findet der harte Theer seine
                              Anwendung zum Zusammenkitten des Steinkohlenkleins für Brennziegel, zur Fabrication
                              der sogenannten Pariser Kohle und des Asphalts. Nur ein Product, welches wir aus dem
                              Steinkohlentheer gewinnen, fand bisher keine Benutzung, nämlich die schweren Oele,
                              so genannt wegen ihrer Dichtigkeit und geringen Flüchtigkeit.
                           Diese schweren Oele gewinnt man überdieß in reichlicher Menge bei der Destillation
                              der bituminösen Schiefer und gewisser Braunkohlen.
                           Da das Schieferöl sich zur Beleuchtung so vortheilhaft erweist, so entstehen
                              fortwährend neue Anstalten zu dessen Erzeugung, und die Gewinnung des schweren Oels
                              hält damit gleichen Schritt. Eine einzige Anstalt wird in England bald 24 bis 25
                              Tonnen Bogheadkohle täglich destilliren, die wenigstens 40 bis 45 Proc. rohes Oel
                              gibt, welches durch geeignete Behandlung eine reichliche Menge flüchtigen Oels
                              liefert, das wie der Weingeist in Lampen ohne constantes Niveau vollkommen
                              verbrennt, ohne Geruch und Rauch, und ein weißes und glänzendes Licht von großer
                              Leuchtkraft erzeugt. Unter den Destillationsproducten der Bogheadkohle finden wir:
                              1) ein sehr reines Leuchtgas, welches viel besser als das Steinkohlengas ist und in
                              der Regel am Erzeugungsort nicht benutzt werden kann; 2) das schwere Oel, welches
                              den Ertrag dieses Schiefers an nützlichen Producten ebenfalls noch vermindert.
                           Die schweren Oele werden also unter vielen Umständen erzeugt, und zwar in einer
                              Menge, welche die Fabrikanten in nicht geringe Verlegenheit setzt; die Pariser
                              Compagnie besitzt davon gegenwärtig 200,000 Kil.; in London kann ein einziger
                              Fabrikant wöchentlich 18,000 Liter liefern, den Liter zu 11 Centimes.
                           In verschiedenen Ländern wurden von Gelehrten und Fabrikanten zahlreiche, aber
                              vergebliche Anstrengungen gemacht, diese schweren Oele, welche sich immer
                              massenhafter anhäufen, zur Beheizung oder Beleuchtung anzuwenden. Hrn. Donny ist es aber, nach mehrjährigen Bemühungen,
                              gelungen, dieses Problem zu lösen.
                           
                           Die schweren Oele sind so wenig flüchtig, daß man sie durch einen brennenden Körper
                              nicht anzünden kann, ohne sie vorher erhitzt zu haben. Die dichten
                              Kohlenwasserstoffe erfordern zum Verbrennen eine sehr große Menge Sauerstoff. Ist
                              dieses Gas unzureichend um allen Kohlenstoff und Wasserstoff zu verbrennen, so wirkt
                              es zuerst auf den Wasserstoff und der Kohlenstoff scheidet sich aus. Anfangs ist die
                              Gegenwart des Kohlenstoffs in der Flamme allerdings nothwendig, damit er durch sein
                              Glühendwerden die Intensität des Lichts hervorbringt, aber hernach muß er
                              verschwinden und gänzlich verbrennen. Wenn die Kohle im Verhältniß zum angewandten
                              Sauerstoff in zu reichlicher Menge vorhanden ist, so veranlaßt sie das Abkühlen der
                              Flamme, welche röthlich wird und eine sehr große Menge der Kohle in Form von Ruß
                              frei werden läßt.
                           Um die schweren Oele ohne Rauch zu brennen, mußte man ein einfaches Mittel finden,
                              sie in Dampf zu verwandeln und ihnen die zur Verbrennung aller ihrer Bestandtheile
                              nothwendige Sauerstoffmenge zu liefern.
                           Hr. Donny erreicht diesen doppelten Zweck auf folgende
                              Weise:
                           Die Verdampfung des Oels und seine Verbrennung erfolgen in einem kreisförmigen
                              Metallgefäß mit flachem Boden. Ein Mariotte'sches Gefäß,
                              von neuer Construction, liefert dem Verbrennungsgefäß beständig das Oel und
                              unterhält ein constantes Niveau. Durch den Boden des Verbrennungsgefäßes geht in
                              seiner Mitte eine Röhre, welche comprimirte Luft aus einem Gasometer oder Gebläse
                              zuführt.
                           Die Benützung eines gepreßten Luftstroms, um Oele von schlechter Qualität zu brennen,
                              ist nicht neu; Hr. Peclet hat davon eine glückliche
                              Anwendung bei seiner GlasblaserlampeBeschrieben im polytechn. Journal, 1836, Bd. LXI S. 432. gemacht. Aber Donny's Apparat charakterisirt sich
                              schon dadurch, daß er keinen Docht hat; um das schwere Oel anzuzünden, gießt man auf
                              seine Oberfläche eine flüchtige und brennbare Flüssigkeit.
                           Eine Hauptschwierigkeit, welche Hr. Donny bei seiner Lampe
                              zu überwinden hatte, war folgender Umstand: nachdem das Oel seinen ganzen flüchtigen
                              Theil verloren hat, steigt der Theer durch eine Art Capillarität über die Wände des
                              Behälters, lauft außerhalb derselben hinab, und erzeugt, indem er sich zersetzt,
                              nicht nur einen Dampf welcher mit dickem Rauch brennt, sondern auch eine Ablagerung
                              von Kohle, die fortwährend zunimmt, so daß die Lampe bald nicht mehr benutzt werden
                              kann. Um diesem
                              Uebelstand abzuhelfen, brachte man um das Verbrennungsgefäß einen concentrischen
                              Canal an, in welchen der Theer überlauft, worauf er durch ein am untern Theil der
                              Rinne befestigtes Rohr außerhalb abgelassen wird. Dabei vermeidet man die Entzündung
                              des Theers durch ein auf dem äußern Rand der Lampe befestigtes Drahtgewebe, welches
                              den ringförmigen Canal bedeckt. Ein auf dem Brenner angebrachter Kegel beschränkt
                              die Flamme und vervollständigt den Apparat.
                           Mit diesen Anordnungen verbrennt Hr. Donny alle Arten
                              schwerer Oele (selbst die schlechtesten ohne vorläufige Reinigung) vollständig und
                              ohne Rauch.
                           Sein Apparat ist aber nicht zum Heizen und Beleuchten der Zimmer bestimmt, sondern
                              für besondere Zwecke. In den erforderlichen Dimensionen ausgeführt, dient er nämlich
                              zur Beleuchtung öffentlicher Plätze, der Eisenbahnhöfe, der Häfen etc. In vielen
                              Fällen kann er beim Heizen benutzt werden, und die Wärme welche er entwickelt, wird
                              die Triebkraft liefern, welche zur Bewegung der Luft, die ihn speisen muß,
                              nochwendig ist.
                           Die Versuche, welche wir gemeinschaftlich mit Hrn. Donny
                              anstellten, ergaben folgende Resultate: Eine kleine Lampe lieferte eine schöne, sehr
                              weiße Flamme, ohne allen Geruch oder Rauch; der Durchmesser dieser Flamme war 1
                              Centimeter, ihre Höhe maß 1 Decimeter und ihre Lichtstärke entsprach beiläufig zehn
                              Kerzen. – Eine große Lampe gab das Licht von beiläufig vierhundert Kerzen; in
                              30 Meter Entfernung vom Brenner konnte man leicht eine Zeitung lesen. Die sehr weiße
                              und rauchlose Flamme hatte 50 Centimeter Höhe auf 10 Centim. Durchmesser.
                           Da die kleine Lampe stündlich beiläufig 7 Centiliter Flüssigkeit verbrennt, und die
                              große Lampe 3 Liter in derselben Zeit verbraucht, so können wir die Kosten der neuen
                              Beleuchtung berechnen. Nimmt man den Liter schweres Oel zu 11 Centimes an, so kostet
                              ein Licht welches einer Kerze gleich kommt, stündlich 0,00077 Fr. in der kleinen
                              Lampe, und 0,0008 Fr. in der großen. Eine Kerze, welche eine Stunde lang brennt,
                              kostet also nicht den tausendsten Theil von 1 Franc. Diese Beleuchtung ist folglich
                              fünfmal weniger theuer als die Gasbeleuchtung, welche das Licht einer Kerze für
                              0,0043 Fr. liefert.
                           Mittelst einer geeigneten Vorrichtung läßt sich Donny's
                              Lampe leicht und schnell von einem Ort zum andern transportiren, um sehr große
                              Werkstätten zu beleuchten, oder die großen Arbeiten, bei denen bisher das
                              elektrische Licht angewandt wurde.
                           
                        
                           
                           Beschreibung der Abbildungen.
                           Fig. 9 ist der
                              senkrechte Durchschnitt des auf seinem Wagen angebrachten Apparats.
                           Fig. 10 ist
                              der senkrechte Durchschnitt des Brenners der Lampe, in dreifachem Maaßstab von Fig. 9.
                           A. Oelbehälter mit constantem Niveau.
                           b Röhre, welche dem Brenner der Lampe das Oel
                              zuführt.
                           r Entleerungshahn der Röhre b.
                           C Brenner der Lampe, an das Ende der Luftröhre D geschraubt.
                           D Röhre mit Hahn R, welche
                              in der Mitte des Lampenbrenners ausmündet und daselbst die durch einen Gasometer
                              oder irgend ein Gebläse gelieferte Luft zuführt.
                           E Drahtgewebe über dem Brenner der Lampe.
                           G kegelförmiges Zugrohr.
                           H Röhre für den Austritt der Producte, welche der
                              Verbrennung entgehen und in Form einer schwarzen und dicken Flüssigkeit
                              ablaufen.
                           Der Wagen auf welchem die Lampe angebracht ist, hat zwei Räder und wird mittelst
                              zweier Krücken X, X befestigt, welche das Gestell K an jedem Ende unterstützen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
