| Titel: | Neue Behandlungsweise der Speise und des Kupfernickels zur Darstellung reinen Nickelmetalls; von Hrn. S. Cloez. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XLIX., S. 206 | 
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                        XLIX.
                        Neue Behandlungsweise der Speise und des
                           Kupfernickels zur Darstellung reinen Nickelmetalls; von Hrn. S. Cloez.
                        Aus den Comptes rendus, Januar 1858, Nr.
                              1.
                        Cloez's Behandlungsweise der Speise und des Kupfernickels zur
                           Darstellung reinen Nickelmetalls.
                        
                     
                        
                           Das Rohmaterial, welches man gewöhnlich zur Bereitung des reinen Nickeloxyduls
                              anwendet, ist ein Schwefelarsennickel, in wandelbaren Verhältnissen mit Kobalt,
                              Eisen, Kupfer, Antimon und Wismuth gemengt. Aus dem im Mineralreich vorkommenden
                              sogenannten Kupfernickel (Verbindung des Nickels mit
                              Arsen) und aus dem unter der Benennung Speise
                              (Kobaltspeise) bekannten Hüttenproduct läßt sich der Arsenik leicht auf die Art vollständig
                              abscheiden, daß man ihn entweder in das in den Schwefelalkalien lösliche
                              Schwefelarsen überführt, oder in Arseniksäure, deren Verbindungen mit den Alkalien
                              in Wasser löslich sind.
                           Die zum Abscheiden des Arseniks gebräuchlichen Verfahrungsarten entziehen auch das
                              Antimon, wenn dieses vorhanden ist, aber die anderen Metalle bleiben als
                              Schwefelmetalle oder Oxyde dem Nickel beigemengt; und um sie von diesem zu trennen,
                              ist man genöthigt zuerst das Gemenge in einer Säure aufzulösen, hernach die
                              Auflösung mit Schwefelwasserstoff zu behandeln, um das Kupfer, Blei etc. zu fällen,
                              und endlich die Flüssigkeit verschiedenen Operationen zu unterziehen, um das Kobalt
                              und das Eisen zu beseitigen.
                           Ich habe diese Methode zu vereinfachen gesucht, wozu ich die bekannte Eigenschaft der
                              schwefligen Säure, die Arseniksäure zu arseniger Säure zu reduciren, und die
                              vollständige und rasche Fällung dieses letztern Körpers durch den
                              Schwefelwasserstoff benutzte.
                           Der zu behandelnde Kupfernickel wird in feines Pulver verwandelt und sorgfältig
                              geröstet, um den Schwefel und den größern Theil des Arseniks zu verjagen. Im Großen
                              kann man diese Operation vortheilhaft auf der Sohle eines Flammofens ausführen; in
                              den Laboratorien benutzt man dazu einen großen Röstscherben, welcher in einer Art
                              Windofen erhitzt wird, dessen Zug man so regulirt, daß alle erzeugte arsenige Säure
                              aus dem Laboratorium in die äußere Atmosphäre abgeführt wird. Das geröstete
                              Nickelerz wird in der Wärme in concentrirter Salzsäure aufgelöst; erfolgte die
                              Röstung unvollständig, so verbleibt ein Theil des Materials unaufgelöst am Boden des
                              Kolbens. Die Flüssigkeit wird vom Bodensatz durch Decantiren getrennt und dann mit
                              so viel zweifach-schwefligsaurem Natron versetzt, daß die schweflige Säure in
                              großem Ueberschuß vorhanden ist; man erhitzt sie gelinde und nach und nach bis zum
                              Kochen, um die Arseniksäure vollständig zu reduciren und die überschüssige
                              schweflige Säure zu verjagen.
                           Hierauf leitet man in die noch lauwarme Flüssigkeit einen Strom
                              Schwefelwasserstoffgas, um allen Arsenik, nebst dem Kupfer, Antimon, Blei und
                              Wismuth zu fällen; man läßt die mit Schwefelwasserstoff gesättigte Flüssigkeit zwölf
                              Stunden lang ruhig stehen; dann filtrirt man die gefällten Schwefelmetalle ab, und
                              hernach dampft man die klare Flüssigkeit, welche außer dem Nickel ein wenig Kobalt
                              und Eisen enthält, zur Trockne ab.
                           Der nach dem Abdampfen verbliebene Rückstand, mit Wasser behandelt, gibt eine klare
                              Auflösung, welche nahezu neutral ist; man behandelt sie mit Chlor, oder, nach dem
                              Zusatz von ein wenig Salzsäure, mit chlorsaurem Kali; das Eisen und das Kobalt
                              gehen dadurch in Chloride über; dann setzt man kohlensauren Baryt oder kohlensauren
                              Kalk zu, um das Eisenoxyd und Kobaltoxyd zu fällen: bei der Siedhitze werden sie
                              vollständig abgeschieden.
                           Gewöhnlich enthält die Flüssigkeit in Folge der Oxydation der schwefligen Säure durch
                              die Arseniksäure genug Schwefelsäure, um den angewendeten Baryt oder Kalk in
                              schwefelsaures Salz zu verwandeln; sollte die Schwefelsäure aber dazu nicht
                              ausreichend seyn, so setzt man nach der Reaction des kohlensauren Baryts oder Kalks
                              noch eine gewisse Menge Schwefelsäure zu, so daß man nur eine einzige Filtration
                              vorzunehmen hat, um die gefällten Metalloxyde, das erzeugte unauflösliche
                              schwefelsaure Salz und den Ueberschuß des kohlensauren Baryts oder Kalks, welchen
                              man anwenden mußte, mit einander abzusondern.
                           Die filtrirte Flüssigkeit enthält nur noch Nickel; man behandelt sie mit einer
                              Auflösung von kohlensaurem Alkali; der gesammelte Niederschlag, ausgewaschen und
                              geglüht, liefert chemisch reines Nickeloxydul, welches man leicht zu Metall
                              reduciren kann.
                           Das beschriebene Verfahren ist auch auf die Lösung anwendbar, welche man durch
                              Behandlung der Speise (oder des käuflichen unreinen Nickelmetalls) mit Königswasser
                              oder Salpetersäure erhält; nur muß man in diesem Falle sämmtliche in der Lösung
                              enthaltene Salpetersäure verjagen, denn wenn die saure Flüssigkeit, nach der
                              Behandlung mit schwefliger Säure, salpetersaure Salze enthält, so bilden diese ein
                              sehr schwaches Königswasser, welches aber doch hinreichend stark ist, um die Fällung
                              des Arseniks, Antimons, Kupfers etc. zu verhindern.
                           Bevor ich die beschriebene Methode zur Behandlung des Nickelerzes anwandte,
                              überzeugte ich mich von der Genauigkeit der Hauptreaction, worauf sie gegründet ist;
                              hierzu vermischte ich eine Auflösung von Nickelchlorür, welche 1 Gramm reines Oxydul
                              enthielt, mit einer wässerigen Auflösung von Arseniksäure, letztere durch Oxydiren
                              von 1 Gramm arseniger Säure mittelst Salpetersäure, Abdampfen zur Trockne und
                              Auflösen der zurückgebliebenen Arseniksäure in Wasser, bereitet. Die gemischte
                              Flüssigkeit, mit zweifach-schwefligsaurem Natron versetzt, wurde zum Sieden
                              erhitzt, dann mit Schwefelwasserstoff behandelt; das gefällte Schwefelarsen, auf
                              einem Filter gesammelt, gewaschen und bei 110° C. getrocknet, wog 1,264 Grm.,
                              entsprach also ziemlich genau der angewandten Quantität von Arseniksäure. Das Nickel
                              wurde seinerseits gefällt und als Oxydul gewogen; man erhielt davon um 5 Milligramme
                              weniger als angewandt worden war; diese zufällige Verminderung spricht für die Genauigkeit des
                              Verfahrens, denn sie beweist offenbar, daß der Arsenik gänzlich abgeschieden wurde,
                              was übrigens schon das Gewicht des erhaltenen Schwefelarsens anzeigt.